Machbarkeitsstudie - Schillerpromenade
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TOPOS<br />
Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung<br />
Badensche Straße 29<br />
10715 Berlin<br />
Tel.: 030 / 864 90 40<br />
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Bürger- / Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
– <strong>Machbarkeitsstudie</strong> Langfassung –<br />
Auftraggeber:<br />
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Bearbeitung:<br />
Yvonne Ehrhardt<br />
Sigmar Gude<br />
Berlin, Februar 2012
Inhalt<br />
1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung 6<br />
1.1 Ausgangssituation 6<br />
1.2 Aufgabenstellung 7<br />
1.3 Vorgehensweise der Konzeption einer <strong>Machbarkeitsstudie</strong> 8<br />
1.4 Aufbau des Berichts 10<br />
2 Bedeutung eines Zentrums für die zukünftige Entwicklung des Gebiets 10<br />
2.1 Dauerhafte Stabilisierung 10<br />
2.2 Stärkere Bedeutung von Stadtteilzentren – Rahmenstrategie Senat 10<br />
Teil I Analyse und Ergebnisse 12<br />
3 Ausgangssituation der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> für ein Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum 12<br />
3.1 Lokales Integrationskonzept zum Projekt Integrationszentrum 12<br />
3.1.1 Auswertung ´Studie zur Verbesserung der Chancen zur Integration<br />
im Quartiersmanagementgebiet Berlin-Neukölln, <strong>Schillerpromenade</strong>` 12<br />
3.1.2 Handlungsempfehlungen der Studie von 2006 für ein Bürgerzentrum<br />
als mittelfristiges Ziel in der <strong>Schillerpromenade</strong> 14<br />
4 Gegebenheiten und Voraussetzungen im Schillerkiez 18<br />
4.1 Sozialstruktur – Zielgruppen eines Bürger- und / oder Familienzentrums 18<br />
4.1.1 Einwohnerentwicklung und Altersstruktur 18<br />
4.1.2 Haushaltstypen 18<br />
4.1.3 Einkommensverhältnisse 19<br />
4.1.4 Entwicklungstendenzen 19<br />
4.1.5 Größenordnungen der Zielgruppen 19<br />
4.2 Auswertung Expertengespräche 20<br />
4.2.1 Profil / Angebote 22<br />
4.2.2 Wahrgenommene Sozialstruktur (Zielgruppe und Zugang) 22<br />
4.2.3 Struktur, Verortung – Pro / Contra Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum 22<br />
4.2.4 Schnittstellen – Ressourcen zur Beteiligung an einem Bürger- und /<br />
oder Familienzentrum 23<br />
4.2.5 Wahrgenommenes Netzwerk 24<br />
4.3 Kompendium – Datenblätter zu Angeboten, Schnittstellen und Ressourcen 24<br />
4.4 Lokales Netzwerk – Ausgangssituation und Rolle für ein künftiges Bürgerund<br />
Familienzentrum 25<br />
4.4.1 Struktur bestehendes Netzwerk 26<br />
4.5 Auswertung Bürgergespräche 27<br />
4.5.1 Entwicklung und Zufriedenheit mit dem Stadtteil 28<br />
2
4.5.2 Bedarf an Angeboten im Gebiet 28<br />
4.5.3 Welche Angebote sind bekannt und werden genutzt 28<br />
4.5.4 Bedeutung eines Bürger- und / oder Familienzentrums für das<br />
Gebiet 29<br />
4.5.5 Nutzung von Angeboten in einem Zentrum 29<br />
4.5.6 Ehrenamtliches Engagement - Formen und Themen 29<br />
4.6 Auswertung Workshops 1 - 3 30<br />
4.6.1 Auswertungsprotokoll – Workshop 1 – Thema „Angebote für<br />
Begegnung, Information und Austausch“ 30<br />
4.6.2 Auswertungsprotokoll – Workshop 2 – Thema „Familienberatung und<br />
Förderung“ 32<br />
4.6.3 Auswertungsprotokoll – Workshop 3 – Thema „Ehrenamtliches<br />
Engagement“ 35<br />
4.7 Ergebnisse der Stadteilkonferenz „Einrichtung eines Bürger- und<br />
Familienzentrums im Schillerkiez“ 37<br />
4.7.1 Fehlende Angebote 38<br />
4.7.2 Netzwerk und Information 39<br />
4.7.3 Begegnung und Austausch, zentral / dezentrale Einrichtung 40<br />
4.7.4 Ehrenamtliches Engagement (Einsatz für Gemeinschaft, Beteiligung)41<br />
4.8 Ausblick der Stadtteilkonferenz 42<br />
5 Bürger- und Nachbarschaftszentren – Fallbeispiele 43<br />
5.1 Beispiel Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. 44<br />
5.1.1 Entwicklung des Nachbarschaftsheims Neukölln e.V. 44<br />
5.1.2 Organisation 44<br />
5.1.3 Zentral als Standort - Struktur der Angebote 44<br />
5.1.4 Dezentral als Träger - Standorte und ihre Angebote 45<br />
5.1.5 Finanzieller Aufbau 46<br />
5.1.6 Kooperationen 46<br />
5.2 Beispiel Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße e.V. 48<br />
5.2.1 Entwicklung des Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße e.V. 48<br />
5.2.2 Organisation 48<br />
5.2.3 Struktur der Angebote 49<br />
5.2.3.1 Zentral als Standort 50<br />
5.2.3.2 Dezentral als Träger 52<br />
5.2.4 Finanzieller Aufbau 54<br />
5.2.5 Kooperationen 55<br />
5.3 Beispiel Moabiter Ratschlag e.V. – Stadtschloss Moabit 57<br />
5.3.1 Entwicklung Moabiter Ratschlag e.V. – Stadtschloss Moabit 57<br />
3
5.3.2 Organisation 57<br />
5.3.3 Zentral als Standort - Struktur der Angebote 58<br />
5.3.4 Dezentral als Träger - Standorte und ihre Angebote 60<br />
5.3.5 Finanzieller Aufbau 60<br />
5.3.6 Kooperationen 61<br />
5.4 Zusammenfassung – Von anderen Stadtteilzentren lernen! 63<br />
Teil II Konzept für ein Bürger- und/ oder Familienzentrum in der<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> 65<br />
6 Angebotsbereiche eines Bürgerzentrums 65<br />
7 Prioritäten für die <strong>Schillerpromenade</strong> 68<br />
7.1 Oberste Priorität 68<br />
7.1.1 Familienberatung (in Kitas und Schulen) 68<br />
7.1.2 Treffpunkt/Austausch 69<br />
7.1.3 Informationsknoten 69<br />
7.1.4 Netzwerk 69<br />
7.1.5 Akquisition 70<br />
7.2 Zweite Priorität 70<br />
7.2.1 Sozial-/Mieter-/Gesundheitsberatung 70<br />
7.2.2 Familienbildung 70<br />
7.2.3 Kursangebote 70<br />
7.2.4 Veranstaltungen 71<br />
7.3 Aufbaustufen 71<br />
7.3.1 Erste Stufe: Koordinierungsstelle 71<br />
7.3.1.1 Zentraler Anlaufpunkt für Akteure und Bewohner 71<br />
7.3.1.2 Netzwerkarbeit – Treffen von Vereinbarungen mit<br />
Akteuren 71<br />
7.3.1.3 Verwaltung und Akquisition 72<br />
7.3.1.4 Aufbau eines Informationssystems 72<br />
7.3.1.5 Entwicklung eines Trägermodells 72<br />
7.3.1.6 Unterstützung für die Entwicklung von<br />
Familienberatungszentren 72<br />
7.3.2 Zweite Stufe: Treffpunkt 72<br />
7.3.3 Dritte Stufe: Gründung Bürger- und Familienzentrum 73<br />
7.4 Ausbau 73<br />
7.5 Kosten der ersten Stufe 73<br />
8 Fazit der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> 75<br />
Literaturverzeichnis 77<br />
4
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Vorbemerkung zur Sprachregelung<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde bei den Bezeichnungen von<br />
Personengruppen im folgenden Text auf die explizite Verwendung der weiblichen<br />
Form verzichtet („Sozialhilfeempfänger“ statt „SozialhilfeempfängerInnen“,<br />
„Sozialhilfeempfänger/-innen“, „Sozialhilfeempfänger und -innen“ oder „Sozialhilfeempfänger<br />
und Sozialhifeempfängerinnen“). Die geschlechterneutrale Lösung über<br />
eine Partizipialkonstruktion („Sozialhilfe Empfangende“) entspricht wiederum nicht<br />
dem erforderlichen Terminus technicus. Der Verzicht auf die sprachliche Erwähnung<br />
bedeutet keinesfalls, dass die vorliegende Analyse und Konzeption inhaltlich<br />
geschlechterspezifische Benachteiligungen unberücksichtigt lässt. Die<br />
Geschlechtsspezifik ist ein wesentliches Querschnittsthema und wurde bei allen<br />
untersuchten Fragestellungen berücksichtigt.<br />
Topos Stadtforschung<br />
5
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung<br />
1.1 Ausgangssituation<br />
Das Wohngebiet <strong>Schillerpromenade</strong> liegt im Norden des Bezirks Berlin Neukölln und<br />
umfasst eine Fläche von ca. 100 Hektar mit einer Einwohnerzahl von rund 21.000.<br />
Charakteristisch für das Wohngebiet ist die überwiegend gründerzeitliche<br />
Blockrandbebauung, ergänzt um Wohnbauten aus den zwanziger Jahren des vorigen<br />
Jahrhunderts. Das Gebiet wird durch ein Band von Friedhofsanlagen in zwei<br />
Teilgebiete getrennt, ein größeres um die <strong>Schillerpromenade</strong> und ein kleineres im<br />
Süden um die Warthestraße.<br />
Auch wenn die namensgebende Achse des Gebiets ursprünglich als ein Wohngebiet<br />
für bürgerliche Familien gedacht war, ist das Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> seit über<br />
einem Jahrhundert das Wohngebiet für ärmere Bevölkerungsschichten gewesen. In<br />
den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts hat der Zuzug von Migranten für<br />
eine Zunahme von sozialen Problemen geführt. Das Gebiet ist daher 1999 als ein<br />
Quartiersmanagementgebiet festgelegt worden. Mittels sozialer Projekte, investiver<br />
Maßnahmen und Stärkung der nachbarschaftlichen Strukturen sollte eine Umkehr des<br />
Entwicklungstrends und eine Stabilisierung initiiert werden sollte.<br />
Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass in dieser Stabilisierungsphase stabile und<br />
nachhaltige Strukturen entstehen, damit langfristig das Quartiersmanagement<br />
aufgrund einer selbsttragenden Entwicklung nicht mehr notwendig ist.<br />
Abb. 1<br />
Gebietskarte Luftbild QM <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Quartiersmanagement Berlin 2011.<br />
Eine wesentliche Aufgabe eines Quartiersmanagement ist die Schaffung stabiler,<br />
selbsttragender Strukturen durch die Bildung eines eng geknüpften lokalen Netzwerks<br />
von Akteuren und engagierten Anwohnern. Vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung<br />
und der Tatsache, dass das Quartiersmanagement nur zeitlich befristet ist,<br />
entwickelte das QM <strong>Schillerpromenade</strong> bereits vor einigen Jahren die Idee eines<br />
Bürgerzentrums als Beratungs- und Informationsstelle, das als Treffpunkt und als Ort<br />
des Austausches zwischen den Bewohnern und den Gruppen unterschiedlicher<br />
6
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
kultureller Prägung dienen soll. So war im Rahmen der Diskussionen um das vom<br />
Quartiersmanagement initiierte lokale Integrationskonzept bereits vor einiger Zeit die<br />
Idee eines Bürgerzentrums entwickelt und in Verbindung mit religiös-gemeindlichen<br />
Trägern vorangetrieben worden. Allerdings hat es sich gezeigt, dass eine derartige<br />
Einrichtung in einem Gebiet mit sehr unterschiedlichen und teilweise auch kontrovers<br />
vertretenen kulturellen Einstellungen nur als eine von vornherein neutrale Institution<br />
arbeiten kann.<br />
Die Absichten zur Gründung eines Zentrums sind zudem durch die Entwicklung der<br />
letzten Jahre nochmals verstärkt worden. In dieser Zeit hat es einen verstärkten<br />
Zuzug jüngerer Menschen, zumeist Studenten, gegeben, die neue Schwerpunkte in<br />
der Sozialstruktur gesetzt und neue Impulse in das Gebiet gebracht haben. Dies<br />
stand im zeitlichen, teilweise auch im ursächlichen Zusammenhang mit der<br />
Schließung des Flugbetriebs auf dem angrenzenden Flughafen Tempelhof und seiner<br />
Öffnung als eine für alle Bewohner zugängliche Grünanlage. Die Chancen, die durch<br />
diese Veränderungen für die Gebietsentwicklung auftauchten, sollten aufgegriffen und<br />
zu einer verstärkten Entwicklung genutzt werden. Dafür erschien und erscheint ein<br />
Zentrum, das für die unterschiedlichen Gruppen nutzbar ist und das den Austausch<br />
und die Kooperation fördert als besonders effektiv.<br />
1.2 Aufgabenstellung<br />
Aus diesem Grunde sollte ein Untersuchungs- und Kommunikationsprozess in die<br />
Wege geleitet werden, in dem die Möglichkeiten für die Einrichtung eines solchen<br />
Zentrums geprüft und zu einer <strong>Machbarkeitsstudie</strong> entwickelt werden sollten 1 .<br />
Die Aufgabenstellung umfasste die folgenden Fragen:<br />
• ob die Einrichtung eines Zentrums angesichts der Situation im Gebiet<br />
sinnvoll ist,<br />
• ob über die bereits vorhandene Versorgung hinaus durch das Zentrum ein<br />
zusätzlicher Mehrwert geschaffen wird,<br />
• wie die vorhandenen Angebote mit dem Zentrum in ein Netzwerk zu<br />
integrieren sind,<br />
• welche zusätzlichen Einrichtungen und Versorgungsangebote durch das<br />
Zentrum entwickelt werden sollten,<br />
• ob das Zentrum als Bürgerzentrum primär die Kommunikation und den<br />
Austausch zwischen den Bewohnergruppen ermöglichen oder als Familienzentrum<br />
die speziellen Aufgaben zur Unterstützung der Familien erfüllen<br />
solle,<br />
• wie das Verhältnis von zentralen zu dezentralen Angeboten aussehen kann,<br />
• wie die Bewohner und Akteure vor Ort einbezogen werden können,<br />
• welche Trägerkonstruktionen denkbar und empfehlenswert sind,<br />
Zudem soll die <strong>Machbarkeitsstudie</strong> eine Argumentationshilfe bieten<br />
• für die Unterstützung des Vorhabens bei den Bewohnern, den Akteuren und<br />
auf der politischen Ebene und<br />
• um über eine räumliche Verortung nachzudenken.<br />
1 Für diese Aufgabe wurde die TOPOS Stadtforschung beauftragt.<br />
7
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
In die Betrachtungen sollten Beispiele anderer Bürgerzentren einbezogen werden, die<br />
in vergleichbaren sozial und räumlich strukturierten Gebieten funktionieren.<br />
1.3 Vorgehensweise der Konzeption einer <strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
Der vorliegende Bericht bildet die Konzeption einer <strong>Machbarkeitsstudie</strong> zum Aufbau<br />
eines Bürger- und Familienzentrums im Neuköllner Schillerkiez. Die Umsetzung des<br />
in diesem Bericht dokumentierten Projekts gliedert sich in insgesamt 10 Bausteine.<br />
Der Inhalt der Bausteine und deren Schritte zur Umsetzung werden nachfolgend für<br />
den Bericht kurz benannt:<br />
Baustein 1: Analyse des lokalen Integrationskonzeptes und anderer relevanter<br />
Konzeptionen<br />
Baustein 2: Vergleichende Bewertung vorhandener Bürger- bzw. Stadtteilzentren<br />
Baustein 3: Analyse der vorhandenen und zu ergänzenden Angebotsstruktur<br />
hinsichtlich möglicher Angebote und Schnittstellen zu einem lokalen<br />
Bürgerzentrum<br />
Baustein 4: Analyse des lokalen Netzwerks gemeinnützig organisierter Träger<br />
und öffentlicher Einrichtungen hinsichtlich der Beteiligung bzw. der<br />
Trägerschaft in einem lokalen Bürgerzentrum<br />
Baustein 5: Vorbereitung und Durchführung zielgruppenspezifischer<br />
Workshops; Beteiligung und Abstimmung der Ergebnisse mit Bezirksamt<br />
und Senatsverwaltung<br />
Baustein 6: Gespräche, Befragung und Motivierung von BewohnerInnen in der<br />
Öffentlichkeit – Straßenbefragung<br />
Baustein 7: Klärung der finanziellen und strukturellen Ressourcen und<br />
Entwicklung von Alternativmodellen zur Einrichtung eines langfristig<br />
selbst tragenden Bürgerzentrums<br />
Baustein 8: Öffentlichkeitsarbeit zur Vorbereitung der Stadtteilkonferenz;<br />
filmische Dokumentation vorhandener Angebote, Träger und Orte<br />
mit Schnittstellen zum Bürgerzentrum sowie der Workshops<br />
Baustein 9: Organisation und Durchführung einer Stadtteilkonferenz<br />
Baustein 10: Zusammenfassung der Ergebnisse im Abschlussbericht /<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> und Empfehlungen für den weiteren Prozess<br />
sowie Dokumentation der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> allgemeinverständlich<br />
in einer gesonderten Broschüre<br />
8
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Abb. 2<br />
Darstellung des Planungs- und Beteiligungsprozesses des<br />
Projekts <strong>Machbarkeitsstudie</strong> eines Bürger- und Familienzentrums<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
Schaffung eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
9
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
1.4 Aufbau des Berichts<br />
Der Bericht gliedert sich in zwei Teile. Den ersten Teil bildet das Kapitel „Teil I<br />
Analyse und Ergebnisse“ den zweiten Teil das Kapitel „Teil II Konzept für ein Bürgerund/<br />
oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong>“.<br />
Diesen beiden Teilen ist das Kapitel „Bedeutung eines Zentrums für die zukünftige<br />
Entwicklung des Gebiets“ vorgeschaltet, welches sich mit der Bedeutung von<br />
Stadtteilzentren beschäftigt, wie sie auf Ebene der Senatsverwaltungen von Berlin<br />
gesehen wird.<br />
Darauf folgt der erste Teil „Analyse und Ergebnisse“. Dieser thematisiert zunächst in<br />
Kapitel 3 die Ausgangssituation, die zur Schaffung eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums geführt hat. Dabei wird einerseits auf die „Studie Verbesserung der<br />
Chancen zur Integration“ und somit auf das lokale Integrationskonzept des<br />
Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong> eingegangen. Die Studie sowie die hiermit<br />
zusammenhängenden bisherigen Maßnahmen des Quartiersmanagements werden<br />
hier auf ihre Relevanz für die <strong>Machbarkeitsstudie</strong> und somit auf Ihre Aktualität geprüft<br />
(siehe Kapitel 3 Ausgangssituation der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> für ein Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum). In Kapitel 4 Gegebenheiten und Voraussetzungen im Schillerkiez<br />
finden sich die Ergebnisse zur Analyse der Sozialstruktur im Quartiersmanagementgebiet<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>, die Auswertung der Expertengespräche, Bürgergespräche<br />
sowie die Auswertung zu den Workshops und der Stadtteilkonferenz. In Kapitel 5<br />
Bürger- und Nachbarschaftszentren – Fallbeispiele wird auf die Fallbeispiele, die als<br />
Vergleich für ein zu schaffendes Bürger- und / Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
dienen, eingegangen. Hierbei wird insbesondere auf die Themen: Organisation,<br />
Struktur der Angebote, Finanzen sowie Kooperation als wichtige Bestandteile<br />
eingegangen, die in „Teil II Konzept für ein Bürger- und/ oder Familienzentrum in der<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>“ einen wichtigen Grundstein bilden.<br />
2 Bedeutung eines Zentrums für die zukünftige<br />
Entwicklung des Gebiets<br />
2.1 Dauerhafte Stabilisierung<br />
Die Einrichtung von Quartiersmanagements ist stets als eine temporäre<br />
Einflussnahme gesehen worden, die das jeweilige Gebiet stabilisieren und langfristig<br />
in die Lage versetzen sollte, die Quartiersentwicklung selbständig zu steuern. Stabile<br />
Strukturen in Gebieten wie der <strong>Schillerpromenade</strong> erfordern Einrichtungen und<br />
Angebote, damit der erreichte Stand an Stabilisierung gehalten werden kann. Das<br />
sind z. B. Treffpunkte für die Begegnung der Quartiersbewohner, zielgruppenspezifische<br />
Beratungs- und Kursangebote usw. Für diesen Bedarf stehen auch in Zukunft<br />
die Angebote der im Gebiet vorhandenen bezirklichen Institutionen, freien Träger und<br />
Initiativen zur Verfügung. Es ist aber die Frage, ob das in Zukunft ohne eine<br />
professionelle Unterstützung bei der Vernetzung und Information und ohne<br />
zusätzliche Möglichkeiten, die Angebote bei sich verändernder Bedarfslage zu<br />
ergänzen oder zu modifizieren, zu einer optimalen Nutzung der gebietlichen<br />
Ressourcen und zu einem optimalen Angebot kommen kann.<br />
2.2 Stärkere Bedeutung von Stadtteilzentren – Rahmenstrategie<br />
Senat<br />
Das Bewusstsein um die Bedeutung von Stadtteilzentren ist in der letzten Zeit auch in<br />
Berlin wieder deutlicher geworden. Dies zeigt sich in der Konzeptskizze ‚Schaffung<br />
10
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
und Stärkung der Rolle sozialer Treffpunkte in den Stadtteilen’, die im Ergebnisbericht<br />
„Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung“ 2009 enthalten ist, der federführend von<br />
der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales im Rahmen einer<br />
gemeinsamen Arbeitsgruppe aller Senatsverwaltungen erarbeitet worden ist.<br />
Kernpunkt der Konzeptskizze ist die Aussage, dass das Ziel der aktiven Teilnahme<br />
aller Bevölkerungsgruppen unabhängig von ihrer Herkunft oder Einkommens- und<br />
Vermögenssituation am gesellschaftlichen Leben die Stärkung bzw. Schaffung<br />
zielgruppenübergreifender sozialer Treffpunkte als Stadtteilzentren erfordert. Diese<br />
Treffpunkte sollen am Lebensraum der Bewohner und an ihren Bedarfen ausgerichtet<br />
sein, für jedermann und generationsübergreifend offen sein mit dem Ziel den sozialen<br />
Zusammenhalt, die Integration und die Partizipation zu stärken. Obwohl derartige<br />
Einrichtungen nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, entsprechen sie doch wesentlich<br />
wichtigen Zielen der Sozialgesetzgebung. Daher sei es auch Aufgabe des Staates,<br />
die Rahmenbedingungen für die Entfaltung sozialer Nachbarschaften durch die<br />
Förderung sozialer Treffpunkte zu schaffen.<br />
Voraussetzung für die Einrichtung solcher Zentren ist der Wunsch, die Initiative und<br />
die Mitarbeit der Gebietsbevölkerung. Diese Basis des bürgerschaftlichen<br />
Engagements lässt sich auf Dauer aber nur durch „das Vorhandensein professioneller<br />
unterstützender Strukturen (…) zielgerichtet und nachhaltig organisieren“. 2 Dazu<br />
gehöre eine räumliche und personelle Grundausstattung.<br />
Hervorgehoben wird in der Rahmenstrategie zudem die Kommunikation in den<br />
jeweiligen Quartieren auf den verschiedenen Ebenen, die Anwohner, soziale<br />
Treffpunkte, andere lokale Akteure, Verbände, Bezirksämter und Senatsverwaltung<br />
betreffen. Es wird betont „´über den Tellerrand´ der eigenen Einrichtung hinaus in den<br />
Stadtteil zu sehen und sich für Verbesserungen einzusetzen“. 3 Dabei werden<br />
folgende Maßnahmen zur Stärkung sozialer Treffpunkte benannt, die je nach der<br />
jeweiligen Einrichtung zu unterfüttern und zu ergänzen sind:<br />
„a) Willkommenskultur entwickeln, niedrigschwellige Zugänge bieten, sich<br />
interkulturell öffnen<br />
b) Konzept zur Förderung des Ehrenamts erstellen und Anerkennungskultur<br />
praktizieren<br />
c) Bürgerbeteiligung sichern, Interessen der Bürgerinnen und Bürger aufnehmen,<br />
vermitteln und Lösungen entwickeln – sowohl einrichtungsbezogen (z. B. über<br />
Programmrat) als auch stadtteilbezogen<br />
d) Bedarf feststellen, Ideen aufgreifen, weiterentwickeln und umsetzen<br />
e) Kooperationen eingehen und Netzwerkarbeit leisten<br />
f) Ressourcenmanagement verbessern“ 4<br />
Die dauerhafte Einrichtung eines Bewohnerzentrums, dessen Konzeption und<br />
Einrichtung in dieser <strong>Machbarkeitsstudie</strong> beschrieben wird, ist bereits in der<br />
Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung als Ziel festgelegt worden und dient im<br />
Quartiersgebiet <strong>Schillerpromenade</strong> als Anlass für die weitere Planung, zur<br />
Formulierung von Zielen und zur Anmeldung von weiteren Bedarfen.<br />
2 Senatsverwaltung von Berlin (Hrsg.) (2009); S. 54.<br />
3 Senatsverwaltung von Berlin (Hrsg.) (2009); S. 62.<br />
4 Senatsverwaltung von Berlin (Hrsg.) (2009); S. 62.<br />
11
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Teil I Analyse und Ergebnisse<br />
3 Ausgangssituation der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> für ein<br />
Bürger- und / oder Familienzentrum<br />
3.1 Lokales Integrationskonzept zum Projekt Integrationszentrum<br />
Im Jahre 2006 entstand auf Initiative des Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong><br />
eine „Studie zur Verbesserung der Chancen zur Integration im Quartiersmanagementgebiet<br />
Berlin-Neukölln, <strong>Schillerpromenade</strong>“. Ziel der Studie war es, eine<br />
Strategie zur Verbesserung der Chancen auf Integration im Quartier zu entwickeln<br />
und insbesondere die Bewohner mit Migrationshintergrund zu beteiligen. Die Studie<br />
lieferte den ersten Entwurf eines strategischen Handlungsplans zur Integration mit<br />
dem Bedarf der Einrichtung eines Bürgerzentrums in der <strong>Schillerpromenade</strong>. Im<br />
Frühjahr 2006 wurde diese Studie zur Handlungsgrundlage des Soziale Stadt<br />
Projekts „lokales Integrationszentrum <strong>Schillerpromenade</strong>“.<br />
Erste Maßnahmen und Projekte, die hieraus entstanden sind, fanden u.a. im Rahmen<br />
des Integrationsprojekts „Jahr des Besuchs“ statt bei intensiver Beteiligung der<br />
größten Religionsgemeinschaften des Gebiets <strong>Schillerpromenade</strong>, der Genezareth-<br />
Gemeinde sowie der Sehitlik-Moschee.<br />
Des Weiteren wurde erstmalig versucht, die Idee eines Bürgerzentrums<br />
umzusetzen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel und räumlicher Ressourcen wurde<br />
beschlossen das Bürgerzentrums aufzuteilen. 5 An der Genezareth-Gemeinde und an<br />
der Sehitlik-Moschee wurden bauliche Maßnahmen gefördert, die für die Funktionen<br />
eines Zentrums zur Verfügung stehen sollten. Die Genezarethkirche baute ihr<br />
Interkulturelles Zentrum aus und die Sehitlik-Moschee begann mit dem Bau eines<br />
Informations- und Begegnungszentrums, dessen Bau noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Es ist aber bald deutlich geworden - und dies hat sich auch in den Erhebungen von<br />
TOPOS zur <strong>Machbarkeitsstudie</strong> gezeigt - dass die Religionsgemeinschaften bei der<br />
Gestaltung des Miteinanders zwar einen erheblichen Einfluss haben und als<br />
Kooperationspartner für ein zukünftiges Bürgerzentrum von Bedeutung sind, dass ein<br />
Bürgerzentrum aber ein neutraler, multikultureller und niedrigschwelliger Ort sein<br />
sollte, ohne konfessionelle Hemmschwellen.<br />
Das Ziel, ein Bürger- und / oder Familienzentrum mit langfristig tragfähigen Strukturen<br />
zu schaffen, baut auf dem Projekt „Integrationszentrum“ des Quartiersmanagements<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> auf. Aufgrund dessen wurde für die vorliegende <strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
die „Studie zur Verbesserung der Chancen zur Integration im Quartiersmanagementgebiet<br />
Berlin-Neukölln“ aus dem Jahre 2006 ausgewertet. In den folgenden<br />
Punkten werden nur diejenigen Ergebnisse der Studie zusammenfassend dargestellt,<br />
die im Zusammenhang mit der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> und der Verfolgung des Ziels der<br />
Einrichtung eines Bürger- und Familienzentrums aktuell und künftig von Bedeutung<br />
sind. 6<br />
3.1.1 Auswertung ´Studie zur Verbesserung der Chancen zur Integration im<br />
Quartiersmanagementgebiet Berlin-Neukölln, <strong>Schillerpromenade</strong>`<br />
Die Studie hatte als Ausgangspunkt das Berliner Integrationskonzept von 2005 und<br />
orientierte hiernach die Analyse der stadträumlichen Integrationspolitik in der<br />
5 Vgl. Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> (2008/2009); S. 7.<br />
6 Vgl. Rambøll Management (2006).<br />
12
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>. 7 Zentral ist im Kontext der Studie der Integrationsbegriff – der im<br />
Rahmen der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> hier nicht differenziert dargestellt wird - und die<br />
Integration der Bewohner durch Angebote im Quartier. Die Studie versuchte die<br />
Angebotsstruktur aufgeschlüsselt nach Zielgruppen darzustellen und kam hierbei zu<br />
folgenden exemplarischen Ergebnissen:<br />
• Kinder bis zum Alter von 6 Jahren:<br />
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine verstärkte Familienförderung und -<br />
betreuung in den Kitas verankert werden sollte. So würden Kinder aus sozial<br />
benachteiligten Familien Defizite in der Sprachentwicklung, im sozialen Umgang,<br />
in der Ernährung und Gesundheit aufweisen. Für Kinder mit Migrationshintergrund<br />
kommt hinzu, dass ihre Eltern meist unzureichende deutsche Sprachkenntnisse<br />
haben. So könnten die Eltern ihre Kinder schlecht unterstützen und<br />
die Kommunikation zwischen Erziehern in der Kita, den Kindern und den Eltern<br />
würde erschwert. Weitere Probleme treten auf bei denjenigen Kindern, die vor<br />
der Schule keine Kita besuchen und nur im Verwandtenkreis bis zum Schuleintritt<br />
ihre Lebenserfahrungen sammeln. Als Projekte, die bereits anerkannt sind und<br />
den Problemlagen begegnen, nennt die Studie die ebenfalls im Quartier<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> entwickelten Projekte „Stadtteilmütter“ und das „Interkulturelle<br />
Elternzentrum (IEZ)“. 8<br />
• Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter:<br />
Auch für diese Zielgruppe wird konstatiert, dass es trotz der bestehenden<br />
Angebote einen hohen Bedarf an Angeboten in der Jugendhilfe und -förderung<br />
gäbe. „Insgesamt ist die Jugendförderung zwar auf allen relevanten Feldern<br />
vertreten, wird aber nicht der hohen Problemlage im Quartier gerecht. Die<br />
meisten Projektträger arbeiten an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und stehen<br />
dennoch permanent vor großen finanziellen Problemen.“ 9 Angesprochen werden<br />
auch hier die Problemlagen, die in Zusammenhang mit sozial benachteiligten<br />
bzw. bildungsfernen Elternhäusern stehen, sowie mangelnde deutsche Sprachkenntnisse<br />
bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Studie<br />
hebt die Schulen als zentralen Begegnungspunkt und Ort für die Umsetzung<br />
integrativer Maßnahmen hervor. Dabei würde den Eltern eine zentrale Rolle<br />
zukommen, ohne die eine erfolgreiche „Integrationsarbeit“ nicht zu leisten sei. In<br />
diesem Sinne würde an den Schulen, die im Einzugsbereich des Schilllerkiezes<br />
liegen, sowie mit außerschulischen Trägern, Akteuren und Unternehmen und in<br />
Kooperation mit dem Quartiersmanagement eine Vielzahl an Maßnahmen in<br />
diesem Bereich angestrebt und umgesetzt, die im Folgenden exemplarisch<br />
benannt werden:<br />
• Karl-Weise-Grundschule. Ganztagsgebundene Schule (spezielles<br />
Programm mit Freizeit- und Fördermaßnahmen), Förderung der<br />
Sprachkompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund, Mütterkurse<br />
(niedrigschwelliger Sprachunterricht), Stadtteilmütter-Projekt<br />
• Kurt-Löwenstein-Oberschule: Maßnahmen zur Gewaltprävention,<br />
Sozialpädagogische Betreuung an der Schule, Lokal Berufliches O-<br />
rientierungszentrum (LBO, Begleitung der Jugendlichen von der<br />
Schule in den Arbeitsmarkt)<br />
7 Der Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration (Hrsg.) (2005).<br />
8 Vgl. Rambøll Management (2006); S. 20.<br />
9 Vgl. Rambøll Management (2006); S. 23<br />
13
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
• Außerschulische Freizeitangebote/ Nachmittagsbetreuung/ Nachhilfe/<br />
Gewaltprävention durch freie und öffentliche Träger/ Vereine<br />
u.a.: Bildungs- und Schulungszentrum e.V. (BSZ), Türkisch-<br />
Deutsches-Zentrum, Interkulturelles Elternzentrum „Am Tower“, Jugendzentrum<br />
YO22! (Outreach), Warthe 60<br />
• Sportfreizeitangebote u.a.: Makyad e.V. (Fußball), Outreach (Breakedance,<br />
Basketball), Al-Huleh in Kooperation mit arabischem Fußballverein<br />
Die Studie kommt für diese Zielgruppe zu dem Ergebnis, dass die benannten<br />
Maßnahmen dem Umfang der Bedarfe im Gebiet kaum Rechnung tragen. Zudem<br />
gäbe es zu wenig interkulturellen Austausch, da die Angebote sich meist an eine<br />
bestimmte Nutzergruppe richten würden und so die Communities überwiegend unter<br />
sich bleiben würden. Insbesondere würde es auch an Sportangeboten für männliche<br />
Jugendliche fehlen, die präventiv der Delinquenz im Bereich der Gewalt, Drogen und<br />
Diebstahl entgegen wirken. Das Angebot sei ausbaufähig. 10<br />
• Erwachsene:<br />
Auch bei den Erwachsenen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass am<br />
interkulturellen Austausch gearbeitet werden solle. Die Separierung verschiedener<br />
Gruppen führe zu Desinteresse, Vorurteilen und offenen Konflikten. Es sollte ein<br />
interkultureller Dialog gefördert werden, in dem die verschiedenen Kulturen sich<br />
annähern, begegnen und austauschen können. Weiter hat die Studie für diese<br />
Zielgruppe die Förderung der Sprachkompetenz im Fokus. Die Volkshochschule<br />
Neukölln und viele der Migrantenvereine bieten Hilfen zur Entwicklung der<br />
Sprachkompetenz. Des Weiteren gibt es diverse Beratungsangebote, die von der<br />
Familienarbeit bis hin zur Beratung zu den verschiedensten Themen reichen<br />
(Rechtsfragen, Behördenangelegenheiten). 11<br />
• Senioren<br />
Die Studie geht von einer steigenden Anzahl von älteren Menschen im Gebiet aus<br />
und von einer steigenden Anzahl an älteren Menschen mit Migrationshintergrund. „Es<br />
bestehen allgemein wenig speziell auf ältere Migranten zugeschnittene Angebote und<br />
Betreuungskonzepte, obwohl der Bedarf besteht und beständig wächst.“ 12 Die Studie<br />
kommt zu dem Ergebnis, dass den Senioren ein Raum zur Verwirklichung der<br />
bestehenden Interessen zur Verfügung gestellt werden sollte, „damit sie nicht an den<br />
Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Gerade kulturelle Angebote können daher<br />
einen Austausch nicht nur über Mentalitätsgrenzen, sondern auch über Generationen<br />
hinweg ermöglichen.“ 13<br />
3.1.2 Handlungsempfehlungen der Studie von 2006 für ein Bürgerzentrum<br />
als mittelfristiges Ziel in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Ausgehend von der Zielgruppenanalyse gab das lokale Integrationskonzept<br />
Handlungsempfehlungen für die weitere integrative Arbeit des Quartiersmanagements<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>. Bei der Auswertung des Integrationskonzepts ergaben sich drei<br />
Hauptthemen, die für die weitere Arbeit an einem Bürger- und Familienzentrum in der<br />
Konzeption der Machbarkeit von Bedeutung sind und weiterverfolgt werden sollten.<br />
10 Vgl. Rambøll Management (2006); S.21 ff.<br />
11 Vgl. Rambøll Management (2006); S.23 ff.<br />
12 Rambøll Management (2006); S.25.<br />
13 Rambøll Management (2006); S.26.<br />
14
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
1. Förderung des interkulturellen Austauschs ( z.B. „Jahr des Besuchs“)<br />
2. Koordinierungsstelle (Vernetzungs- und Koordinierungsarbeit, Informationsaufbereitung<br />
und -austausch, Öffentlichkeitsarbeit, Sammeln<br />
und Generieren von Projektideen in Kooperation mit den lokalen<br />
Akteuren)<br />
3. Bürgerzentrum (Planung des Bürgerzentrums durch die Koordinierungsstelle)<br />
• Förderung des interkulturellen Austauschs<br />
Ein Empfehlungsfeld der Studie war die Kampagne „Jahr des Besuchs“. Seit 2006<br />
finden nach diesem Profil immer wieder interkulturelle Maßnahmen und Projekte für<br />
Begegnung und Austausch, insbesondere in Kooperation mit der Sehitlik-Moschee<br />
und der Genezareth Gemeinde statt. Zudem wurden, um dem interkulturellen<br />
Austausch einen Ort zu geben, bauliche Maßnahmen an beiden Religionsgemeinschaften<br />
gefördert. Vor dem Hintergrund, dass das Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> über<br />
eine heterogene soziale und kulturelle Struktur verfügt, viele der Angebote im Gebiet<br />
von migrantischen Vereinen gestellt werden und sich die Angebote dezentral über<br />
das Gebiet verteilen, müsse für die Planung und die Gestaltung der Angebote in<br />
einem zukünftigen Bürger- und Familienzentrum ein interkultureller Dialog fokussiert<br />
werden. 14<br />
• Koordinierungsstelle<br />
Bereits 2006 ermittelte die Studie den Bedarf für eine Koordinierungsstelle, deren<br />
zentrale Aufgabe in der Vernetzung und Koordinierung bestehender und zu<br />
schaffender Angebote besteht. Dazu gehört neben der Vernetzungsarbeit, die<br />
Informationsaufbereitung und Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie das Sammeln und<br />
Generieren von Projektideen in Kooperation mit den lokalen Akteuren. 15 Oder anders<br />
ausgedrückt für die hier vorliegende <strong>Machbarkeitsstudie</strong>: die Formulierung von<br />
verbindlichen Ziel- und Kooperationsvereinbarungen mit lokalen Akteuren ist von<br />
grundlegender Bedeutung für die Etablierung und Festigung eines Bürger- und<br />
Familienzentrums im Schillerkiez.<br />
Erste Erfahrungen sammelte das QM im Projekt „Integrationszentrum“ mit einer<br />
Koordinierungsstelle in Person einer Integrationskoordinatorin, die erfolgreich lokale<br />
Akteure und Migrantenvereine für eine gemeinsame Integrationsarbeit im Stadtteil<br />
gewinnen konnte. Die Koordinatorin sicherte in der Projektarbeit einen schnellen<br />
Informationsfluss und kurze Arbeitswege. Diese Erkenntnisse des Quartiersmanagements<br />
sind in die Konzeption der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> mit aufgenommen worden<br />
(siehe hierzu Kapitel 7.3.1 Erste Stufe: Koordinierungsstelle).<br />
• Bürgerzentrum<br />
In der Studie wurde erstmalig der Bedarf eines Bürgerzentrums in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
festgestellt. Diese Zentren seien, wie auch nach dem Berliner Integrationskonzept,<br />
„ein wichtiges Instrument zur Förderung von bürgerschaftlichem Engagement<br />
und der Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund“. 16<br />
14 Rambøll Management (2006); S.55 f.; vgl. Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> (2008/2009).<br />
15 Vgl. Rambøll Management (2006); S.51 ff.<br />
16 Rambøll Management (2006); S.56; Vgl. Der Beauftragte des Berliner Senats für Integration und<br />
Migration (Hrsg.) (2005); S. 51.<br />
15
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Die Studie zeigte weiter auf, dass die Planung eines Bürgerzentrums nicht allein<br />
durch das Quartiersmanagement machbar sei und für eine Verstetigung der Arbeit<br />
des Quartiersmanagements nach dem Auslaufen des Programms „Soziale Stadt“<br />
tragfähige Strukturen geschaffen werden müssten. Hierzu formuliert die Studie: Die<br />
Genese eines Bürgerzentrums vollzieht sich „durch einen freiwilligen Zusammenschluss<br />
von Akteuren, die nach einer Weile des gemeinsamen Arbeitens die<br />
einhellige Entscheidung einer räumlichen Bündelung (…) [treffen]. Ein Bürgerzentrum<br />
ist eine Institution, die von Bürgern für Bürger des Stadtteils getragen werden<br />
muss.“ 17<br />
Hier wird deutlich, dass die Einrichtung eines Bürgerzentrums und dessen Angebot<br />
nur aus dem Quartier selbst heraus durch das Engagement der Akteure und<br />
Bewohner getragen werden kann und, dass ein Quartiersmanagement zusammen mit<br />
einer Koordinierungsstelle hier nur eine unterstützende Funktion hat, indem<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden, auf denen ein Bürgerzentrum räumlich und<br />
finanziell aufbauen kann. 18<br />
Als Angebote in einem künftigen Bürgerzentrum empfiehlt die Studie von 2006:<br />
Ein Bürgerzentrum sollte mit einem niedrigschwelligen Angebot für alle Alters- und<br />
Herkunftsgruppen offen sein. Dies schaffe Vertrauen und fördere den gemeinnützigen<br />
Charakter. 19<br />
„Das Bürgerzentrum sollte über eine Küche verfügen, in der für und mit einer<br />
größeren Gruppe gekocht werden kann, ein Cafébereich, in dem Speisen und<br />
Getränke in einladender Atmosphäre verzehrt werden können und Kommunikation<br />
allein durch die Räumlichkeiten gefördert wird. Zwei bis drei Räume sollten für die<br />
verschiedenen denkbaren Beratungsangebote vorhanden und ausgestattet sein. Ein<br />
PC- und Internet-Pool sollte zu Schulungszwecken und teilweise freier Benutzung<br />
eingerichtet werden. Bedarf an einem Büroraum für die Verwaltungsaufgaben der<br />
Mitarbeiter der Koordinierungsstelle besteht ebenfalls. Damit bietet das Zentrum Platz<br />
für Veranstaltungen unter anderem folgender Art:<br />
• Café<br />
• Frauenfrühstück<br />
• Mutter-Kind-Gruppen<br />
• Gesundheitsberatung<br />
• Sprachförderung für Erwachsene<br />
• Frühkindliche Sprachförderung<br />
• Beratungs- und Schulungsangebote<br />
• Folkloreveranstaltungen<br />
• Gesprächs- und Diskussionskreise<br />
Darüber hinaus sind dem Gestaltungsfreiraum der Bürgerinnen und Bürger sowie der<br />
Akteure im Quartier in diesem Zusammenhang keine Grenzen gesetzt.“ 20<br />
17 Rambøll Management (2006); S.45.<br />
18 Vgl. Rambøll Management (2006); S.44 ff; S. 56 ff.<br />
19 Vgl. Rambøll Management (2006); S.45 f.<br />
20 Rambøll Management (2006); S.58.<br />
16
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Die Erhebungen und Erkenntnisse der Studie von 2006 sind in die Konzeption der<br />
Machbarkeisstudie mit eingeflossen (siehe hierzu weiter Kapitel Teil II Konzept für ein<br />
Bürger- und/ oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong>).<br />
17
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
4 Gegebenheiten und Voraussetzungen im Schillerkiez<br />
4.1 Sozialstruktur – Zielgruppen eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums<br />
Das Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> gehörte zu den ersten Gebieten in Berlin, in denen ein<br />
Quartiersmanagement eingerichtet wurde. Die Erfahrungen der Bewohner, der<br />
Verwaltung und der Akteure im Gebiet sowie die zur Verfügung stehenden<br />
Sozialindikatoren wiesen darauf hin, dass das Gebiet ein Wohngebiet einer<br />
Bevölkerung mit einem hohen Armenanteil, hoher Arbeitslosigkeit, geringem<br />
Bildungsstand und einem erheblichen Konfliktpotenzial ist. Der hohe Migrantenanteil,<br />
überwiegend bestehend aus Arbeitsimmigranten und Bürgerkriegsflüchtlingen,<br />
verstärkte das Problem- und Konfliktgemenge nochmals. Das Stadtmonitoring 1998 21<br />
ordnete das Gebiet in die Kategorie ’Problematische Entwicklung mit hoher Dynamik’<br />
und der Sozialstrukturatlas 1999 stufte das Gebiet in die Schicht mit dem geringsten<br />
Sozialindex ein.<br />
Das aktuelle Stadtmonitoring beschreibt das Gebiet weiterhin als eines der sozial<br />
schwierigsten Gebiete Berlins. Beobachtungen im Gebiet, nach denen es in den<br />
letzten Jahren durch einen erheblichen Zuzug junger Personen mit hoher Bildung zu<br />
einer deutlichen Sozialstrukturveränderung und dabei zu einer deutlichen<br />
Verringerung der soziostrukturellen Probleme gekommen sei, wurden mit einer<br />
repräsentativen Haushaltsbefragung im Sommer 2011 überprüft. Die wichtigsten<br />
Ergebnisse dieser Untersuchung bestätigen aber die Einschätzung, dass das Gebiet<br />
noch keinen starken Wandel erlebt hat und die meisten soziostrukturellen Probleme<br />
weiterhin vorhanden sind.<br />
Im Folgenden werden die für die Diskussion um ein Bürger- und / oder Familienzentrum<br />
relevanten Ergebnisse der repräsentativen Haushaltsbefragung dargestellt, die<br />
TOPOS Stadtforschung im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
durchgeführt hat.<br />
4.1.1 Einwohnerentwicklung und Altersstruktur<br />
Die Bevölkerungszahl hat im Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> wie in den meisten der<br />
Teilgebiete insgesamt seit 2006 deutlich zugenommen (+6,2%).<br />
Im August dieses Jahres waren im Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> 21.401 Personen<br />
gemeldet. Insgesamt lebten damit bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von<br />
2,01 Personen pro Haushalt ca. 10.600 Haushalte im Gebiet.<br />
In ca. 40% der Haushalte leben Personen mit einem Migrationshintergrund. Da diese<br />
Haushalte überdurchschnittlich groß sind, leben in ihnen mehr als die Hälfte der<br />
Bewohner der <strong>Schillerpromenade</strong> (53%).<br />
4.1.2 Haushaltstypen<br />
Im Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> liegt der Anteil der Haushalte mit Kindern bei 19%, gut<br />
3% über dem Berliner Durchschnitt. 1.400 sind Migrantenhaushalte, in denen Kinder<br />
unter 18 wohnen. Haushalte mit Kindern ohne Migrationshintergrund gibt es dagegen<br />
nur 700.<br />
21 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Sozialorientierte Stadtentwicklung. 1998<br />
18
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
4.1.3 Einkommensverhältnisse<br />
Das Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> hat ein Einkommensniveau, das 10% unterhalb des<br />
Nordneuköllner Durchschnitts und 20% unter dem Berliner Durchschnitt liegt.<br />
Arbeitslosigkeit und Armut liegen deutlich über dem Durchschnitt.<br />
Migranten haben eine deutlich schlechtere Einkommenssituation als diejenigen ohne<br />
Migrationshintergrund. Der Abstand beträgt ca. 30%. Dementsprechend ist auch die<br />
Armutsquote weitaus höher, fast doppelt so hoch.<br />
Die in das Gebiet zuziehenden Haushalte haben keine wesentlich bessere<br />
Einkommenssituation. Unter den Zuwanderern ist der Anteil der Studenten sehr hoch.<br />
4.1.4 Entwicklungstendenzen<br />
Das QM-Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> erlebt gegenwärtig wie die meisten anderen<br />
Wohngebiete in Nordneukölln eine verstärkte Zuwanderung von jungen Leuten,<br />
überwiegend Studenten, die auf der Suche nach bezahlbaren Wohnungen in Gebiete<br />
mit noch tragbaren Mieten ziehen. Dies hat aber bisher nicht zu einer grundsätzlichen<br />
Veränderung der Sozialstruktur geführt. Auch in absehbarer Zukunft ist damit nicht zu<br />
rechnen, auch wenn die Anziehungskraft des Gebietes aufgrund der Öffnung des<br />
Flugfelds Tempelhof gewachsen ist, was sich auch in der Mietentwicklung und im<br />
leicht erhöhten Einkommensniveau der Zuwanderer zeigt.<br />
Der deutliche Mietanstieg wird aber zu einer Verringerung des Anteils an Haushalten<br />
mit sehr geringen Einkommen und der langsamen Erhöhung des Anteils an<br />
Haushalten mit leicht unterdurchschnittlichen Einkommen führen. Der Anteil junger<br />
Erwachsener, speziell Studenten, wird hoch bleiben.<br />
4.1.5 Größenordnungen der Zielgruppen<br />
Um den Umfang der Nachfrage der potentiellen Nutzer eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums abschätzen zu können, ist es sinnvoll sich die Größenordnungen<br />
der Zielgruppen klar zu machen, die in einem großen Gebiet mit über 20.000<br />
Einwohnern vorhanden sind.<br />
Haushalte nach<br />
Nationalität und<br />
Erwerbsstatus<br />
Nicht-<br />
Migranten<br />
Erwerbshaushalte<br />
Migranten<br />
Erwerbshaushalte<br />
Nicht-<br />
Migranten<br />
Nichterwerbshaushalte<br />
Gesamt<br />
Alleinstehende 1.800 400 2.000 500 4700<br />
Alleinerziehende 160 40 100 180 480<br />
Paare ohne Kind 950 1.000 700 450 3100<br />
Paare m. 1 Kind 250 250 60 160 720<br />
Migranten<br />
Nichterwerbshaushalte<br />
Paare m. 2 u. 100 550 20 200 870<br />
mehr Kindern<br />
Erwachsenenhaushalt<br />
100 420 50 100 670<br />
ohne<br />
Kind<br />
Erwachsenenhaushalt<br />
- 70 - 30 100<br />
mit<br />
Kind.<br />
Gesamt 3.360 2.730 2.930 1.620 10.640<br />
19
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
4.2 Auswertung Expertengespräche<br />
Um den Bedarf der Angebote und die möglichen Zielgruppen eines Bürger- und<br />
Familienzentrums zu ermitteln wurde die vorhandene und die zu ergänzende<br />
Angebotsstruktur im Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong> analysiert. Hierzu wurde zunächst der<br />
Bestand an Angeboten und die Kontakte zu den lokalen Akteuren recherchiert und mit<br />
dem Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> abgestimmt (siehe hierzu die<br />
Kontaktliste im Anhang). Alle Akteure dieser Liste wurden über die Arbeit der<br />
Schaffung eines Bürger- und / oder Familienzentrums in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
informiert und in Form eines Steckbriefs 22 per Mail zu der Einrichtung eines Zentrums<br />
und der Möglichkeit einer Beteiligung sowie Schnittstellen und eigenen Ressourcen<br />
befragt 23 . Des Weiteren wurden aus der recherchierten Liste der Angebote und<br />
Akteure in Zusammenarbeit mit dem QM diejenigen Akteure und Initiativen<br />
herausgefiltert, die aufgrund ihres bisherigen Engagements im Gebiet in jedem Falle<br />
für die erste Stufe eines Bürgerzentrums zu erreichen, einzubinden und als<br />
verlässliche Partner für den Aufbau eines Bürger- und / oder Familienzentrums<br />
gesehen werden können. Interviewpartner waren u.a. Vertreter von Schulen, Kitas,<br />
Jugendangeboten sowie -einrichtungen, Mitarbeiter des Jugendamts, Gesundheitsamt,<br />
Stadtplanung sowie weitere religöse und kulturelle Initiativen. Die nachfolgende<br />
Tabelle zeigt die Interviewpartner der Expertengespräche, insgesamt wurden 23<br />
Experteninterviews geführt:<br />
Tab. 1<br />
Bezirksamt Neukölln<br />
Stadtplanung<br />
Bezirksamt Neukölln Jugendamt<br />
Regionaler Dienst Nord West<br />
Bezirksamt Neukölln<br />
Gesundheitsamt Bereich<br />
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst<br />
Bezirksamt Neukölln<br />
Schulverwaltung<br />
Bezirksamt Neukölln<br />
Migrationsbeauftragter<br />
Genezareth Gemeinde<br />
Interkulturelles Zentrum<br />
Genezareth<br />
Interviewpartner der Expertengespräche<br />
Politik und Verwaltung<br />
Frau Schlittgen 07.09.2011<br />
Regionalleiter Herr Mitbach 29.09.2011<br />
Frau Heuermann 29.09.2011<br />
Herr Strohthoff 23.11.2011<br />
Herr Mengelkoch 10.10.2011<br />
Lokale Akteure – ständige Einrichtungen<br />
Pfarrerin Frau Kruse,<br />
Geschäftsführender Ausschuss der<br />
Kirchengemeinde,<br />
AG Zentrum<br />
27.09.2011<br />
Sehitlik Moschee Vorstandsvorsitzender Herr Cetin 27.10.2011<br />
22 Siehe Anhang<br />
23 Der Rücklauf war beschränkt, nur zwei Akteure reagierten auf die Ansprache. Mit den meisten<br />
Akteuren wurden daher persönliche oder telefonische Interviews geführt.<br />
20
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
TOWER Interkulturelles Kinderund<br />
Elternzentrum<br />
Leiterin Frau Lange 27.09.2011<br />
YO 22 ! Leiter Herr Legde 28.09.2011<br />
Schilleria Mädchencafé Leiterin Frau Rohleder 01.11.2011<br />
Türkisch-Deutsches Zentrum<br />
e.V.<br />
Vorstandsmitglied Herr Akcay 26.10.2011<br />
Pro Schillerkiez e.V. Vorstandsmitglied Frau Hauke 11.10.2011<br />
Al Huleh e.V. Ansprechpartnerin Frau Tanana 27.09.2011<br />
Hermann-Sander-GS Leiterin Frau Templiner 03.11.2011<br />
Karl-Weise-GS Leiterin Frau Schwenn 17.11.2011<br />
Elternschule und Schulsozialarbeit<br />
an der Karl-Weise-GS<br />
Ansprechpartnerin Frau Müller 17.11.2011<br />
Kita Emser Straße Leiterin Frau Richter 10.10.2011<br />
Kita der Evangelischen<br />
Kirchengemeinde Genezareth<br />
Leiterin Frau Meyer 09.09.2011<br />
Kita Warthestraße Leiterin Frau Fichtner 09.09.2011<br />
Gewaltpräventionsprojekt<br />
Warthe 60<br />
Lokale Akteure - Projekte<br />
Ansprechpartnerin Frau Gesenhoff 16.09.2011<br />
Biwaq – tandem BQG Geschäftsführer Herr Sprenger 21.09.2011<br />
Warthe-Mahl<br />
Ansprechpartnerin Frau Raffel<br />
Geschäftsführer Herr Konrad<br />
27.10.2011<br />
UGRAK Ansprechpartnerin Frau Bayvaktar 10.11.2011<br />
Die Experteninterviews wurden persönlich mit einem teilstrukturierten Interviewleitfaden<br />
geführt. Die Interviews wurden protokolliert und anschließend nach folgenden<br />
Themen analysiert und ausgewertet:<br />
• Profil / Angebote<br />
• Zielgruppe und Zugang<br />
• Struktur, Verortung – Pro / Contra Bürger- und / oder Familienzentrum<br />
• Schnittstellen – Ressourcen zur Beteiligung an einem Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum<br />
• Netzwerk<br />
Diese Auswertung in Form von Datenblättern ist aufgrund der Übersichtlichkeit und<br />
für die weitere Vernetzungsarbeit als separate Schrift - Kompendium - erstellt worden<br />
(siehe auch 4.3).<br />
Aufbauend auf den einzelnen Datenblättern erfolgte die nachfolgende zusammenfassende<br />
Auswertung der Expertengespräche, die sich nach der thematischen<br />
Gliederung der Datenblätter richtet. Das Thema „Zielgruppe und Zugang“ beinhaltet<br />
21
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
für die zusammenfassende Auswertung der Expertengespräche auch die<br />
Wahrnehmung der Experten zur Sozialstruktur.<br />
4.2.1 Profil / Angebote<br />
Die geführten Gespräche mit den lokalen Akteuren sowie Vertretern aus Politik und<br />
Verwaltung, den Kindertagesstätten, Schulen sowie weiteren Kinder- und<br />
Jugendfreizeiteinrichtungen haben gezeigt, dass es ein breites Spektrum an<br />
Angeboten über die gesamte Gebietsfläche verteilt gibt. Defizite wurden vor allem in<br />
Bereichen der Familienberatung, Elternarbeit, Angeboten für Kleinstkinder im Alter<br />
von 0 bis 3 Jahren, Sprachförderung, Nachhilfe, allgemeine Beratung in Beruf und<br />
Mieten sowie Angeboten für Senioren benannt. Zunehmend besteht auch immer mehr<br />
die Nachfrage nach Vätergruppen. Immer mehr Väter nehmen Elternzeit.<br />
Zwar gibt es Orte der Begegnung im Gebiet. Diese Orte sprechen aber spezifische<br />
Zielgruppen an und sind in der derzeitigen Form nicht ausreichend multikulturell und<br />
generationsübergreifend, so die Experten.<br />
Hinsichtlich des interkulturellen Zentrums Genezareth als Ort für ein Begegnungsund<br />
/ oder Familienzentrum wurde angemerkt, dass das Zentrum nicht ausreichend<br />
niedrigschwellig ist und der Ort für eine bestimmte Klientel, insbesondere aus<br />
anderen Konfessionen, nicht ausreichend neutral ist.<br />
4.2.2 Wahrgenommene Sozialstruktur (Zielgruppe und Zugang)<br />
Allgemein sehen alle befragten Akteure eine Veränderung der Bewohnerstruktur bzw.<br />
der Nutzerstruktur seit der Öffnung des Tempelhofer Feldes. Beschrieben wird ein<br />
größerer Anteil von Studenten und der Zuzug von jüngeren Familien vor allem aus<br />
bildungsnahen Bevölkerungsgruppen. Damit einhergehend wird von der Verdrängung<br />
von alteingesessenen Mietern gesprochen, die sich die ansteigenden Mieten nicht<br />
mehr leisten können. So wurde über Migrantenfamilien berichtet, die in den Alt-Bezirk<br />
Wedding ziehen würden, da dort die Mieten noch erschwinglich seien.<br />
Bezug nehmend auf diese wahrgenommene Entwicklungstendenz wurde von den<br />
Experten betont, dass es wichtig sei, bei der Schaffung eines Bürger- und /oder<br />
Familienzentrums auch die neu hinzugezogenen Bewohner zu berücksichtigen. Bei<br />
der Schaffung eines Zentrums müsse darauf geachtet werden, dass sich<br />
bildungsnahe oder bildungsferne Gruppen unabhängig der Herkunft angesprochen<br />
und aufgehoben fühlen. Dies sei auch wichtig, da nicht eine Verdrängung, sondern<br />
eine bessere Durchmischung angestrebt werden solle.<br />
Als weitere größere Gruppe neben Menschen mit Migrationshintergrund wurde die<br />
Zielgruppe der Senioren angesprochen. Für diese gäbe es so gut wie kein Angebot.<br />
4.2.3 Struktur, Verortung – Pro / Contra Bürger- und / oder Familienzentrum<br />
Fast alle befragten Interviewpartner wünschen sich einen Ort für Begegnung und<br />
Austausch und sehen den Bedarf für weitere Angebote im Gebiet.<br />
Als Begegnungsort brauche es einen offenen und neutralen Ort, mit niedrigschwelligen<br />
Angeboten, der auch von außen einlädt. Es fehle ein konkretes Zentrum mit<br />
sichtbarem Zeichen als Begegnungs- und Austauschort mit weiteren Angeboten für<br />
alle Altersgruppen, alle sozialen Schichten und unabhängig von deren Religion.<br />
Diesem Anspruch muss nicht nur der Ort, sondern auch das Angebot Rechnung<br />
tragen. So sind unterschiedliche Anforderungen bei der Ansprache der Zielgruppen<br />
zu beachten: Ärmere Familien (z.B. mit mehreren Kindern) haben in der Regel<br />
weniger Ressourcen als Eltern mit höherem Einkommen. Daher brauchen<br />
22
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
bildungsnahe Familien weniger Informationen, da sie sich die Angebote selbst suchen<br />
können und auch weitere Wege in Kauf nehmen (Höhere soziale und materielle<br />
Mobilität). Ärmere, bildungsferne Familien benötigen eine direktere Ansprache mit<br />
einer Bezugs- und Vertrauensperson, die aber auch allgemein für die Führung eines<br />
Zentrums von Bedeutung ist. Hinzu kommt, dass das Team vor Ort multikulturell und<br />
mehrsprachig sein sollte, die Bewohnerstruktur sollte sich hier widerspiegeln.<br />
Als weiterer Punkt des Zentrums wurde die Bedeutung von Information und<br />
Transparenz über die bestehenden Angebote hervorgehoben. Oftmals, so die<br />
Aussage der Befragten, erfahren die Eltern nicht von den Angeboten, bzw. erst zu<br />
spät oder über Dritte. Eine direkte Informationsplattform, die den hier lebenden<br />
Menschen gerecht wird, fehlt bisher.<br />
Zum Thema Beteiligung äußerte der überwiegende Teil der bestehenden<br />
Einrichtungen, dass diese aufgrund begrenzter eigener Ressourcen (Personal,<br />
Finanzen, Material) nur äußerst begrenzt machbar sei.<br />
Die Befragten aus Kitas haben angegeben, dass unter den gegeben Strukturen,<br />
personell, finanziell und räumlich eine richtige Familienberatung an den Kitas derzeit<br />
nicht machbar ist, aber zunehmend gebraucht würde.<br />
Des Weiteren müsse auf kurze Wege, insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
Zweiteilung des Gebiets geachtet werden. Die Befragten aus den Kindertagesstätten<br />
sprachen von einer „Kinderwagenreichweite“. In diesem Kontext schlagen Kitas eine<br />
dezentrale Lösung für Angebote der Familienberatung vor, angegliedert an die Kitas,<br />
da die Familien ohnehin dort sind und dort Rat suchen. Denkbar wäre auch hier<br />
Sozialberatung anzusiedeln. Seitens des Jugendamts, des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes<br />
sowie der Kindergärten wird für das Gebiet die Unterstützung der<br />
Familienberatung und deren Ausbau mit Angeboten gefordert.<br />
Die Gespräche zeigten letztlich, dass eine Mischform zwischen zentral und dezentral<br />
für die Angebote eines Bürger- und Familienzentrums für das Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong><br />
angestrebt werden sollte. Die Fallbeispiele in Kapitel 5 „Bürger- und<br />
Nachbarschaftszentren – Fallbeispiele“ zeigen, dass diese Struktur eine Möglichkeit<br />
ist, auf die andere Nachbarschafts- und Stadtteilzentren bereits heute setzen.<br />
Entsprechend der Expertengespräche könnte ein sichtbares Zentrum als<br />
niedrigschwelliger Ort zur Begegnung und Austausch eingerichtet werden, der über<br />
die Möglichkeiten und Angebote informiert, aber gleichzeitig Räumlichkeiten für<br />
zentrale Angebote und größere Veranstaltungen bietet. Neben dem zentralen Ort und<br />
Angeboten können dann dezentrale Angebote wie Familienberatung und Elternarbeit<br />
in Kooperation mit den Schulen und Kitas an deren jeweiligem Standort angeboten<br />
werden.<br />
4.2.4 Schnittstellen – Ressourcen zur Beteiligung an einem Bürger- und /<br />
oder Familienzentrum<br />
Fast alle Akteure sind interessiert an der Beteiligung an einem Bürger- / und<br />
Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong> und zeigen eine hohe Kooperationsbereitschaft.<br />
Dennoch schließen die meisten der Akteure, wenn es um eigene Ressourcen,<br />
wie Räumlichkeiten, Personal und Finanzen geht, eine Beteiligung aus, da die<br />
jetzigen Ressourcen der Einrichtungen erschöpft sind. Zudem bangen einige der<br />
Projekte, um ihr weiteres Bestehen aufgrund der Abhängigkeit von zeitlich begrenzten<br />
Fördermitteln, obwohl die Angebote gut angenommen und im Gebiet gebraucht<br />
werden.<br />
23
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Die hohe Kooperationsbereitschaft der Akteure ist nach wie vor vorhanden. Allerdings<br />
wurde eine Einschränkung gemacht. Für die Akteure spielt vor allem die zukünftige<br />
Perspektive des Bürger- und Familienzentrums eine Rolle. Kurze und begrenzte<br />
Laufzeiten von Projekten, mit immer neuen Bezugspersonen, die sich das Vertrauen<br />
der Bewohner immer wieder neu erarbeiten müssen sowie neuen Akteuren, die sich<br />
erst in die Netzwerke des Gebietes einarbeiten müssen, trügen nicht zur Schaffung<br />
von nachhaltigen Strukturen bei. Aus diesem Grund sprechen sich alle Akteure bei<br />
der Schaffung eines Begegnungszentrums für eine gesicherte, ggf. Regelfinanzierung<br />
aus und machen eine Beteiligung ihrerseits von dieser Langfristigkeit abhängig.<br />
4.2.5 Wahrgenommenes Netzwerk<br />
Dem Thema Netzwerkunterstützung gaben die Akteure einen hohen Stellenwert. In<br />
einer zugespitzten Form wurde das Zentrum ausschließlich in einer Funktion als<br />
Netzwerkknoten gesehen, der die notwendige Abstimmung und den Informationsfluss<br />
sicherstellen sollte. Die eigentlichen Angebote und Veranstaltungen sollten dezentral<br />
bei den Akteuren stattfinden.<br />
Auch wenn mehrheitlich das zukünftigen Zentrum auch als eine räumliche Einheit mit<br />
einem Treffpunkt und weiteren dezentralen Angeboten verstanden wurde, stellte sich<br />
in der Untersuchung klar heraus, dass eine zentrale Koordinierungsstelle im Quartier<br />
benötigt wird, die als eine Art Projektentwickler das Netzwerk und seine Angebote<br />
unterstützt und verstetigt sowie Informationen über Angebote bündelt und als<br />
zentraler Ansprechpartner - wie ein Lotse - für Bürger und Akteure zur Verfügung<br />
steht.<br />
Zudem wurde intensiv auf die Nutzbarmachung vorhandener Ressourcen<br />
eingegangen. Insbesondere in Zeiten der knappen Haushaltskassen müsse verstärkt<br />
auf Kooperation gesetzt werden. Für ein solches Kooperationsmodell müssten dann<br />
aber Einrichtungen einen Teil von ihren „Nutzungsrechten“ abtreten. Ressourcenbündelung<br />
setzen aber den Abschluss von Kooperationsverträgen und Zielvereinbarungen<br />
zwischen den Akteuren voraus.<br />
Wie weit ein solches Konzept allerdings die notwendige Akzeptanz bei den Beteiligten<br />
finden wird, wird davon abhängen, wie die unterschiedlichen Interessen in einer<br />
Vereinbarung berücksichtigt werden können. Derartige Vereinbarungen dürften nicht<br />
als Eingriff in die Autonomie des Trägers erlebt werden.<br />
4.3 Kompendium – Datenblätter zu Angeboten, Schnittstellen<br />
und Ressourcen<br />
Die Sachverhalte im Kompendium wurden im Rahmen der vorliegenden<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> „Bürger- / Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong> “ erhoben<br />
und ausgewertet. Das Kompendium stellt die Ergebnisse der Interviews mit lokalen<br />
Akteuren und der Verwaltung dar. Es gibt Auskunft über die Ressourcen und<br />
Schnittstellen sowie die Beteiligungs- und Kooperationsbereitschaft sowie der<br />
Bereitschaft für eine mögliche Trägerschaft eines Bürger- und Familienzentrums. Die<br />
Ergebnisse der Gespräche wurden in so genannten Datenblättern für die jeweilige<br />
Einrichtung erfasst. Für eine bessere Übersichtlichkeit und als Arbeitsgrundlage der<br />
künftigen Koordinierungsstelle eines Bürger- und Familienzentrums wurde das<br />
Kompendium als separates Dokument verfasst.<br />
Das Kompendium bildet nicht alle Angebote, Einrichtungen und Initiativen des<br />
Gebietes ab. Kurzfristig geförderte oder finanziell nicht gesicherte Projekte wurden<br />
24
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
ebenso wenig erfasst wie Einrichtungen, zu denen – trotz mehrfacher Versuche –<br />
kein Kontakt hergestellt werden konnte.<br />
Das Kompendium ist als separate Schrift erstellt worden siehe „Kompendium -<br />
Datenblätter zu den Interviews mit lokalen Akteuren und Verwaltung“.<br />
4.4 Lokales Netzwerk – Ausgangssituation und Rolle für ein<br />
künftiges Bürger- und Familienzentrum<br />
Ausschlaggebend für ein künftiges, sich selbst tragendes Bürger- und Familienzentrum<br />
ist die Zusammenarbeit zwischen den lokalen Akteuren sowie den engagierten<br />
Bürgern des Gebiets. Daher waren Aufbau und Verbreiterung des Netzwerks von<br />
Anfang an zentraler Inhalt der Arbeit des QM <strong>Schillerpromenade</strong>.<br />
Inzwischen verfügt das Gebiet über eine breite Angebotspalette, die zwar nicht alle<br />
Bedarfe der Bewohner abdeckt, aber hier einem Großteil Rechnung trägt. Auch sind<br />
die Akteure und Initiativen der Bürger untereinander vernetzt und kooperieren<br />
miteinander. Dieses Netzwerk hat sich in den letzten Jahren entwickelt. Dennoch<br />
wurde in den geführten Gesprächen deutlich, dass die „Netzwerkarbeit richtige Arbeit<br />
bedeutet“. Die knappen Kassen und die Förderkulisse bedingen, dass die lokalen<br />
Akteure und Einrichtungen am Limit ihrer Leistungsfähigkeit sind, sodass die nötige<br />
Vernetzungsarbeit zusätzlich zur regulären Arbeitszeit und meist ehrenamtlich erfolgt.<br />
Hinderlich ist für das Netzwerk und eine verbindliche Kooperation, dass viele der<br />
Angebote nur über befristete Projektlaufzeiten verfügen, was Kommunikation und<br />
Zusammenarbeit behindert und für die Bewohner wenig transparent wirkt. Kurze<br />
Projektlaufzeiten haben zudem zur Folge, dass aktive Akteure, die sich im Netzwerk<br />
und bei den Bewohnern eine Vertrauensbasis aufgebaut haben, nach Beendigung der<br />
Projektlaufzeit aus dem Netzwerk wegfallen. Bestehende Strukturen und aufgebaute<br />
Kontakte fallen weg und im Prinzip muss die entstandene Lücke im Netzwerk<br />
geschlossen werden, indem entweder andere Akteure die Aufgabe übernehmen oder<br />
ein neuer Träger eingesetzt wird. Beides ist im Rahmen der Vernetzungsarbeit und<br />
Vertrauensarbeit hinderlich und bedeutet letztlich einen Bruch und immer wieder<br />
einen Neuanfang. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger für selbsttragende<br />
Strukturen in einem Bürger- und Familienzentrum eine einheitliche und kontinuierliche<br />
Kommunikation im Netzwerk sicherzustellen.<br />
Im Prinzip ist es dafür notwendig, so einer der Experten, „dass sich einer den Hut<br />
aufsetzt“. Eine Person, Einrichtung oder ein Verbund aus lokalen Akteuren und<br />
Bewohnern muss für die Netzwerkpflege und regelmäßige Treffen zum Austausch<br />
verantwortlich sein. Allerdings müssen auch für diese Tätigkeit Ressourcen und<br />
Gelder akquiriert werden.<br />
Zur Verstetigung des Netzwerks sollten die jetzigen Strukturen aufgegriffen und<br />
gefördert werden. Dazu brauchen die Akteure Unterstützung, um verbindliche Zielund<br />
Kooperationsvereinbarungen für ein gemeinsames Zentrum zu treffen.<br />
Bestehende Austauschrunden, wie etwa die „Kiezrunde“ 24 , wurden von einigen der<br />
Akteure zur Kommunikation genannt, auch wurde auf Verteilerlisten und informelle<br />
Netzwerke unter den Akteuren hingewiesen. Dennoch hat sich herausgestellt, dass<br />
diese Netzwerktreffen und Kommunikationsmethoden zum Informationsaustausch<br />
nicht ausreichend sind. Daher sehen sowohl die Akteure auf Seiten der Politik und<br />
Verwaltung als auch die lokalen Akteure vor Ort den Bedarf an einer „lokalen Anlaufund<br />
Koordinierungsstelle – eines konkreten Informationsknotenpunkts“, der die<br />
Informationen sammelt, aufbereitetet, aktualisiert und weitergibt. Der Aufbau dieses<br />
24 Hiermit ist die Kiez-AG des Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong> gemeint<br />
25
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Knotenpunktes muss von allen Akteuren im Netzwerk mitgetragen und legitimiert<br />
werden. Dabei muss beachtet werden, dass die Koordinierungsstelle nur in der<br />
Anfangsphase an dem Aufbau eines Knotenpunktes beteiligt sein darf. Nach und<br />
nach müssen die Aufgaben der Koordinierungsstelle für ein beständiges Bürger- und<br />
Familienzentrum von einem Verbund an Akteuren und/oder Bürgern übernommen<br />
werden, nur so kann eine tragfähige Träger- und Kommunikationsstruktur<br />
sichergestellt werden. D.h. es muss gemeinsam mit den Akteuren eine Struktur<br />
entwickelt werden, die aus sich selbst heraus funktioniert, am besten aus einem<br />
Kernteam von beständigen Einrichtungen, die sich für diese Aufgabe bereit erklären.<br />
Die Aufgabe dieses Kerns ist es Gelder zu akquirieren, Informationen über<br />
bestehende Angebote und Ressourcen im Gebiet zu sammeln und den anderen<br />
Akteuren zur Verfügung zu stellen und die Angebotspalette dahingehend zu<br />
koordinieren, dass auf neue Bedarfe reagiert werden kann, dass Doppelstrukturen<br />
vermieden werden und Ressourcen gebündelt werden können.<br />
4.4.1 Struktur bestehendes Netzwerk<br />
Es zeigt sich, dass das bestehende Netzwerk aufgegriffen und weiter gefördert<br />
werden muss. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das Netzwerk unter folgenden<br />
Kategorien erfassen.<br />
Treffpunkt und Austausch<br />
Die Angebotskulisse mit offenen Treffpunkten im Gebiet ist gering. Zwar gibt es<br />
Angebote für Kinder und Jugendliche und spezielle Angebote nur für Mädchen, aber<br />
an sozial kulturellen Angeboten insbesondere für Erwachsene, Alleinstehende und<br />
Senioren fehlt es. Es gibt keinen neutralen, zentralen Ort mit einem niedrigschwelligen<br />
Angebot, der allen Bewohnern offen steht und bekannt ist.<br />
Es besteht der Bedarf nach einem zentralen Ort, wo man über alle Aktivitäten und<br />
Angebote informiert wird, wo man sich aufhalten kann - ohne zwangsläufig<br />
konsumieren zu müssen - ein Ort, der Raum lässt für die Ideen seiner Bewohner und<br />
Platz bietet für verschiedenste Veranstaltungen.<br />
Beratung<br />
Das Gebiet verfügt über eine breite Palette an Beratungsangeboten. Dennoch gibt es<br />
Defizite, insbesondere wenn es um Themen wie beispielsweise Mieterberatung,<br />
Arbeitslosengeld oder Familienberatung geht. Letzterer Punkt stand in fast allen<br />
Gesprächen immer wieder im Fokus. Bei einem Gebiet mit einer Bevölkerungsstruktur,<br />
die geprägt ist von Menschen mit niedrigen Einkommen und niedrigen<br />
Bildungsabschlüssen, ist es vor allem in den ersten Lebensjahren der Kinder wichtig,<br />
die Eltern bei der Erziehung zu begleiten und zu beraten. Kindergärten und Schulen<br />
betonen den Bedarf im Bereich Elternarbeit und Familienberatung. Während an den<br />
Schulen teilweise Elterncafés und Familienberatung mit freien Trägern eingerichtet<br />
wurden, fehlt dies in den Kindergärten. Und eben hier, betonen die Experten, muss<br />
mit Angeboten angefangen werden, da dort der Ort ist an dem die Familien als erstes<br />
erreicht werden. Aber auch wenn die Angebote eingerichtet werden, gestaltet sich die<br />
Arbeit schwierig. Die derzeitigen Angebote der Familienberatung sind abhängig von<br />
Fördergeldern und begrenzten Projektlaufzeiten. Die Folge ist die periodische Angst<br />
der Akteure, ob Anschlussfinanzierungen oder Projektverlängerungen genehmigt<br />
werden. Diese Unsicherheit steht dem Aufbau an Vertrauensverhältnissen, die<br />
oftmals einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren in Anspruch nehmen, entgegen. Die<br />
Etablierung eines Beratungsangebots steht und fällt mit der Vertrauensperson, die<br />
das Angebot betreut.<br />
26
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Die Experten fordern für die Menschen im Gebiet mehr Familienberatung, Elternarbeit<br />
und vor allem eine sicherere Finanzierungsgrundlage, die in den Kindergärten beginnt<br />
und verknüpft wird mit der Beratungsstruktur an den Schulen, um eine nahtlose<br />
Begleitung der Eltern sicherstellen zu können.<br />
Kursangebote<br />
Konkrete regelmäßige niedrigschwellige Kursangebote sind im Gebiet nicht ausreichend<br />
vertreten. Fast für alle Bereiche wurden Ideen und Vorschläge vorgebracht,<br />
die von Sportangeboten bis hin zur Bastelstunde mit Kindern reichten. Im Zuge des<br />
Aufbaus eines Bürger- und Familienzentrums gilt es diese gemeinsam mit den<br />
Bewohnern und Akteuren zu konkretisieren.<br />
Information<br />
Der Punkt Information ist einer der wichtigsten Punkte, der sich bei der Erhebung<br />
herauskristallisiert hat. Der Austausch von Informationen ist ein Grundbestandteil, um<br />
in einem Netzwerk Ressourcen sparend und bündelnd zu arbeiten. Hierzu bedarf es<br />
eines einheitlichen Mediums. Nach Gesprächen mit Bewohnern und lokalen Akteuren<br />
ergab sich so der der Wunsch nach einem Veranstaltungskalender, der jeden über<br />
alle Angebote im Kiez informiert.<br />
Freiwilligenbetreuung<br />
Freiwilliges Engagement der Anwohner ist eine Ressource für das Gebiet. Es schafft<br />
Gemeinsamkeit, stiftet Identität für den eigenen Kiez und sorgt für Austausch. Die<br />
Arbeit in diesem Bereich ist noch nicht ausgereift. Es konnte keine konkrete offizielle<br />
Ehrenamtbörse im Kiez ermittelt werden. Ideen für ehrenamtliches Engagement<br />
kamen von Seiten der Schulen und Kitas, aber auch andere Einrichtungen sind offen<br />
für die Aktivitäten der Bewohner. Hier braucht es eine Plattform, die allerdings auch<br />
gepflegt werden muss. Sie muss bei den Bewohnern und bei den Akteuren bekannt<br />
gemacht werden und am besten von diesen getragen werden.<br />
4.5 Auswertung Bürgergespräche<br />
Das Befragungsteam sprach im öffentlichen Raum (Straßen, Spielplätze),<br />
Personen(gruppen) an und führte anhand eines Gesprächsleitfadens mit Bewohnern<br />
Gespräche über die Wahrnehmung der Qualitäten und Defizite des Gebiets, ihre<br />
eigenen Anliegen und Sichtweisen sowie die Möglichkeiten und Bedingungen einer<br />
Aktivierung, konkreter Beteiligungsbereitschaft (ehrenamtliches Engagement) und<br />
Ansprüche an ein Bürger- und Familienzentrum durch. Durch diese aufsuchende<br />
Komponente wurden v.a. Gruppen, die über Institutionen nur schwer zu erreichen<br />
sind, angesprochen. Zudem war das Ziel der Bewohnergespräche, die Motivationslagen<br />
möglichst aller Bevölkerungsgruppen in ihrer Komplexität zu Partizipation und<br />
Ehrenamt zu verstehen. Dieses Verständnis ist wesentliche Voraussetzung um das<br />
Konzept eines Bürger- und / oder Familienzentrums auf die Bedürfnisse der<br />
Bewohner zuzuspitzen und entsprechende Ansprachestrategien für die jeweiligen<br />
Gruppen zu entwickeln.<br />
Für die Bürgergespräche waren ca. 50 „problemzentrierte Interviews“ vorgesehen. Da<br />
aber die Zielgruppe der Migranten nicht in ausreichender Zahl bei Gesprächen im<br />
öffentlichen Raum erfasst werden konnte, fand eine Nachfassaktion mit Interviewern<br />
mit Migrationshintergrund (türkische und arabische Sprachkenntnisse) statt, die<br />
neben der Befragung auf der Straße die Zielgruppe auch in ihrer Wohnung<br />
aufsuchten.<br />
27
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Die Bewohnergespräche wurden teilweise auf dem Kiezfest geführt (14 Bewohnergespräche)<br />
und zum Teil auf Video für den Auftakt der Stadtteilkonferenz dokumentiert.<br />
Es war durch die Gespräche sogar möglich Bewohner zu gewinnen, die Interesse<br />
daran haben, sich ehrenamtlich in einem Bürgerzentrum zu beteiligen 25 .<br />
Die Bewohnergespräche fanden zu folgenden Themenbereichen statt und wurden<br />
nach dieser Struktur qualitativ ausgewertet:<br />
• Entwicklung und Zufriedenheit mit dem Stadtteil<br />
• Bedarf an Angeboten im Gebiet<br />
• Welche Angebote sind bekannt und werden genutzt<br />
• Bedeutung eines Bürger- und / oder Familienzentrums für das Gebiet<br />
• Nutzung von Angeboten in einem Zentrum<br />
• Ehrenamtliches Engagement – Formen und Themen<br />
Der Gesprächsleitfaden ist im Anhang des Endberichts zu finden.<br />
4.5.1 Entwicklung und Zufriedenheit mit dem Stadtteil<br />
Zwar zeigten sich die Befragten überwiegend zufrieden mit der Wohngegend und<br />
ihrer Entwicklung, jedoch haben die meisten ein sehr differenziertes Bild und sehen<br />
neben den von ihnen genannten positiven auch negative Aspekte der Gebietsentwicklung.<br />
So werden der vermehrte Zuzug von Studenten und jungen Kreativen und vor<br />
allem das damit verbesserte Angebot an Cafés, Galerien etc. positiv aufgenommen,<br />
gleichzeitig steigt damit die Angst vor steigenden Mieten und Verdrängung.<br />
4.5.2 Bedarf an Angeboten im Gebiet<br />
Bei der Frage nach dem Bedarf von Angeboten zeichnet sich eindeutig ein<br />
Schwerpunkt beim Thema Kinder- und vor allem Jugendangebote ab. Dies geht von<br />
Freizeitangeboten, über Betreuung bis zu Beratungsangeboten für Schule oder Beruf.<br />
Ebenfalls erwünscht wäre eine Begegnungsstätte, in der die Anwohner Kontakte<br />
knüpfen und Informationen austauschen können.<br />
Die bereits genutzten Angebote im Gebiet sind sehr vielfältig und erstrecken sich von<br />
Jugend- und Familientreffpunkten wie dem interkulturellen Kinder- und Elternzentrum<br />
„Am Tower“ über Sport- und Kulturangebote bis hin zu verschiedenen Beratungsstellen,<br />
zum Beispiel vom Quartiersmanagement oder der Kirche.<br />
4.5.3 Welche Angebote sind bekannt und werden genutzt<br />
Die Gespräche haben gezeigt, dass einige der Einrichtungen und Angebote einem<br />
Teil der Bewohner bekannt sind. Genannt wurden das Quartiersmanagement<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>, die Kiezzeitung „Promenadenpost“, das „Warthe-Mahl“, das<br />
Projekt „Warthe 60“, das interkulturelle Kinder- und Elternzentrum „Am TOWER“ und<br />
der „Jugendtreff YO 22!“ sowie Feste und Veranstaltungen wie beispielsweise in der<br />
„Woche des Besuchs“. Allerdings wurden ebenso häufig, wie bekannte Angebote im<br />
Gebiet genannt wurden, von den Befragten ausgesagt, dass es Einrichtungen mit<br />
bestimmten Angeboten im Gebiet nicht gäbe bzw., dass sie keine kennen würden.<br />
25 Eine Liste der Interessierten wurde dem Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> zugeschickt.<br />
Auch durch das Interview mit Herrn Cetin (Vorstandsvorsitzender an der Sehitlik Moschee) und<br />
dessen Unterstützung konnten erste Kontakte zu drei engagierten Bürgern mit Migrationshintergrund<br />
geknüpft werden. Diese interessierten Bürger wurden zum dritten Workshop „Ehrenamtliches<br />
Engagement“ eingeladen.<br />
28
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Diese Aussagen im Zusammenhang mit den benannten Bedarfen (siehe den<br />
vorherigen Punkt 4.5.2) zeigt, dass das Angebot nicht ausreichend ist und dass<br />
Informationen über bestehende Angebote noch anders und besser aufbereitet und<br />
den Bewohnern zur Verfügung gestellt werden müssen.<br />
4.5.4 Bedeutung eines Bürger- und / oder Familienzentrums für das Gebiet<br />
Die Einrichtung eines Bürger- und Familienzentrums wird von nahezu allen Befragten<br />
als sinnvoll oder sogar notwendig erachtet. Genauso eindeutig sprachen sich die<br />
Anwohner für eine zentrale Variante des Zentrums aus. Dies wird allerdings<br />
angesichts der Größe des Gebiets dadurch relativiert, dass eine gute Erreichbarkeit,<br />
insbesondere für Menschen ohne Pkw, und kurze Wege erwünscht werden. Der<br />
Standort sollte möglichst neutral sein und beispielsweise nicht in einer Kirche oder<br />
anderen konfessionell geprägten Einrichtungen angelegt sein.<br />
4.5.5 Nutzung von Angeboten in einem Zentrum<br />
Die erwünschten Angebote eines solchen Bürger- und Familienzentrums decken sich<br />
weitgehend mit den bereits genannten Bedürfnissen im Gebiet und lassen sich in vier<br />
Schwerpunkte aufteilen:<br />
• Angebote für Kinder und Jugendliche,<br />
• Beratungsangebote,<br />
• ein sozialer Treffpunkt zum gegenseitigen Kennenlernen und<br />
• Kultur- und Freizeitangebote,<br />
wobei letzteres besonders häufig genannt wurde.<br />
4.5.6 Ehrenamtliches Engagement - Formen und Themen<br />
Die Bereitschaft, sich an einer solchen Einrichtung ehrenamtlich zu beteiligen, ist<br />
überraschenderweise ausgesprochen hoch. Weit über die Hälfte der Befragten gab<br />
an, sich eine solche Beteiligung vorstellen zu können, während dies kein einziger<br />
grundsätzlich ablehnen wollte.<br />
Wie diese Beteiligung aussehen könnte, hängt natürlich von den Interessen der<br />
jeweiligen Befragten, ihren zeitlichen Möglichkeiten und nicht zuletzt davon ab, was<br />
für Kompetenzen sie sich zutrauen. Somit ergibt sich ein Spektrum von einfachen<br />
Hilfstätigkeiten, wie dem Aufbau von Straßenfesten, über die Betreuung von Kindern<br />
und Jugendlichen bis hin zu konkreten Beratungsangeboten wie Computertraining,<br />
Berufsvorbereitung oder Ernährungsberatung.<br />
Die Themen, die hierbei von besonderem Interesse wären, sind vor allem Kinder- und<br />
Jugendarbeit, Nachbarschaft und Feste, jedoch auch Bildung, Schule und Kita und<br />
Kunst und Kultur wurden genannt.<br />
29
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
4.6 Auswertung Workshops 1 - 3<br />
4.6.1 Auswertungsprotokoll – Workshop 1 – Thema „Angebote für Begegnung,<br />
Information und Austausch“<br />
Der Workshop fand am 19.10.2011 von 17.00 bis 18.45 Uhr in den Räumen des<br />
Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong> 10 statt. 26<br />
Frau Schmiedeknecht (QM) begrüßte die Teilnehmer. Herr Gude (TOPOS<br />
Stadtforschung) beschrieb anhand einer Powerpointpräsentation (siehe Anlage) das<br />
Projekt ‚<strong>Machbarkeitsstudie</strong> Bürger-/Familienzentrum <strong>Schillerpromenade</strong>’ in seinen<br />
Grundzügen und erläuterte einige zentrale Ergebnisse der bisherigen Arbeit.<br />
Die anschließende Diskussion wurde zu vier Fragestellungen geführt:<br />
• Begegnung<br />
• Information<br />
• Zentral versus nachbarschaftsnah<br />
• Kurz- und langfristige Maßnahmen beim Aufbau eines Zentrums<br />
Thema: Begegnung<br />
Die Teilnehmer betonten durchweg, dass ein zentraler Ort der Begegnung für die<br />
zukünftige soziale Entwicklung des Gebiets notwendig sei. Es müsse eine neutrale<br />
Begegnungsstätte sein, generationsübergreifend, multikulturell und mit einer<br />
niedrigschwelligen Ansprache.<br />
Entsprechende Räumlichkeiten sollten:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Möglichkeiten bieten, sich zu treffen und auszutauschen,<br />
Möglichkeiten bieten, sich in Gruppen zurückzuziehen (nicht alle Gruppen<br />
vertragen sich),<br />
einen Innen- und einen Außenbereich haben,<br />
ein Ort für schlechtes Wetter zum Treffen sein,<br />
Räume für Proben, Künstler und Diskussionen bieten,<br />
Initiativen der Bewohner einen Raum bieten, wie z. B. der Tauschbörse (die<br />
es seit 25 Jahren gibt),<br />
Angebote für Senioren bieten,<br />
Angebote für Alt und Jung kombinieren (z.B. einen kleinen Raum, wo Kinder<br />
toben können),<br />
Kurse für verschiedene Altersstufen ermöglichen,<br />
Mehrere Angebote für Familien an einem Ort für verschiedene Altersstufen<br />
der Kinder bereitstellen und<br />
als Begegnungsort für größere Treffen ausgestattet sein, z.B. Stadtteilversammlungen<br />
(Räumlichkeiten für größere Veranstaltungen sind im Gebiet<br />
begrenzt).<br />
Neben der Möglichkeit, sich treffen zu können und auszutauschen - ohne Zwang<br />
etwas konsumieren zu müssen - und verschiedenen Angeboten sei das Team, das<br />
26 Der Workshop wurde mitgeschnitten und teilweise auf Video dokumentiert.<br />
30
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
das Zentrum führt, von entscheidender Bedeutung. Es müsse langfristig angestellt<br />
sein, kulturell und sprachlich gemischt sein, damit sich Vertrauen entwickeln könne.<br />
(„Das Team vor Ort muss eine Seele haben.“) Dabei könne das Team auch die<br />
Funktion einer ersten Anlaufstelle erfüllen, in der die Informationen zu Veranstaltungen<br />
und Beratungsmöglichkeiten verteilt würden.<br />
Schließlich sei zu beachten, dass im Zentrum auch Organisation gebraucht wird, die<br />
nur durch eine entsprechende personelle Ausstattung effektiv erarbeitet werden kann.<br />
Die vorhandenen Räumlichkeiten für größere Veranstaltungen im Gebiet sind<br />
begrenzt und bereits jetzt ausgelastet. Das in den letzten Jahren entstandene<br />
Interkulturelle Zentrum der Genezareth-Gemeinde hat zwar zu einer Verbesserung<br />
der Möglichkeiten im Gebiet geführt, kann aber die Funktion eines Zentrums, in dem<br />
hier diskutierten Sinne, nicht erfüllen. Zum einen sind die gegebenen Möglichkeiten<br />
bereits ausgelastet und zum anderen hat ein Teil der Bewohner Probleme damit,<br />
Räume religiöser Institutionen zu nutzen.<br />
Thema: Information<br />
Es gibt durchaus viele Angebote im Gebiet. Allerdings fehlt es an einem gut<br />
aufbereitetem, aktuellen Informationssystem, in dem die Angebote leicht zu finden<br />
sind, eine Stelle, an die man sich wenden kann, ohne selber suchen und herumlaufen<br />
zu müssen. Viele der Bewohner haben kein Internet und werden so über Websites<br />
oder andere Informationsangebote nicht erreicht.<br />
Vorstellbar sind Informationen an Litfassäulen oder Infopoints auf der <strong>Schillerpromenade</strong>.<br />
In jedem Falle müssen sie regelmäßig auf dem laufenden Stand gehalten<br />
werden. Allerdings wird von den meisten betont, dass nur eine Infostelle nicht reicht,<br />
sondern dass es einen Ort zum Austausch und zum informieren geben sollte, mit<br />
einer Vertrauensperson.<br />
Weitere Ideen zur Informationsvermittlung:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Infoheft, das in regelmäßigen Abständen mit dem aktuellen Angebot mit<br />
Orten und Terminen erscheint,<br />
Kiezplan mit markierten Angebotsorten,<br />
Infobildschirm auf der <strong>Schillerpromenade</strong>,<br />
o Ein Informationssystem könnte gemeinsam mit Gewerbetreibenden<br />
betrieben und finanziert werden,<br />
o<br />
Überprüfen, ob WALL-Flächen genutzt werden könnten.<br />
Thema: zentral versus nachbarschaftsnah<br />
Es wurde als Notwendigkeit gesehen, dass neben dem zentralen Ort auch dezentrale<br />
Angebote zum Treffen und Begegnen vorhanden sind. Bei Angeboten und<br />
Einrichtung sollte daher die „Kinderwagenreichweite“ beachtet werden. Dies sei vor<br />
allem für Eltern mit mehreren Kindern notwendig, die keine weiten Wege machen<br />
würden.<br />
Daneben muss unbedingt die Zweiteilung des Gebiets in den Hauptteil um die<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> und den Bereich südlich der Friedhöfe um die Warthestraße<br />
beachtet werden.<br />
31
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Thema: Kurz- und langfristige Maßnahmen beim Aufbau eines Zentrums<br />
Kurzfristig: Erste Maßnahmen zur Umsetzung<br />
Es herrschte Einigkeit darüber, dass möglichst schnell als ein sichtbares Zeichen ein<br />
Treffpunkt eingerichtet werden müsse. Für das erste sei ein kleiner Laden<br />
ausreichend, wo ein Mensch als Ansprechpartner und Vertrauensperson sitzt. Dazu<br />
sei die Vermittlung der Informationen zu Veranstaltungen, Kursen und Beratungen in<br />
dieser Stufe ebenfalls möglich und notwendig.<br />
Langfristig:<br />
Langfristig braucht es einen „Kümmerer“, der die Strukturen aufbaut, flächendeckend<br />
Informationen aufbereitet und weiter gibt.<br />
Wichtig sind die Akteure und wie weit diese bereit sind, sich an einem Zentrum zu<br />
beteiligen. Dies ist besonders wichtig für die Zeit nach einem eventuellen Auslaufen<br />
der Tätigkeit des QM.<br />
Für die zukünftige Planung sollte das Tempelhofer Feld als möglicher Standort im<br />
Auge behalten werden. Das Tempelhofer Feld liegt vor der Tür des Gebietes, bietet<br />
Platz und kann die soziale Infrastruktur verbessern.<br />
Trägerschaft<br />
Abschließend wurde das Thema der Trägerschaft eines zukünftigen Zentrums<br />
angesprochen. Es wurde grundsätzlich für möglich gehalten, dass es, ähnlich wie die<br />
Nachbarschaftshäuser Schierker Straße und Urbanstraße, durch einen Bürgerverein<br />
als Träger geführt werden könnte.<br />
4.6.2 Auswertungsprotokoll – Workshop 2 – Thema „Familienberatung und<br />
Förderung“<br />
Der Workshop fand am 1.11.2011 von 17.00 bis 18.30 Uhr in den Räumen des<br />
Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong> 10 statt. 27<br />
Nach der Begrüßung durch Frau Schmiedeknecht (QM) wurde anhand einer<br />
Powerpointpräsentation (siehe Anlage) das Projekt ‚<strong>Machbarkeitsstudie</strong> Bürger-<br />
/Familienzentrum <strong>Schillerpromenade</strong>’ in seinen Grundzügen erläutert und das<br />
Gespräch inhaltlich mit Ergebnissen aus der bisherigen Recherche durch Herrn Gude<br />
(TOPOS Stadtforschung) vorbereitet. Dabei wurden vier Hauptthemen vorgestellt, die<br />
die anschließende Diskussion vorstrukturieren sollten:<br />
• Bedarf an Familienberatung<br />
• Bedarf an Familienförderung<br />
• Zentral versus nachbarschaftsnah<br />
• Kurz- und langfristige Maßnahmen beim Aufbau eines Zentrums<br />
Thema: Familienberatung<br />
Bei allen Teilnehmern herrschte Einigkeit, dass der Bedarf an Beratungsleistungen<br />
bei allen Familien der nach Typ (Paar mit Kind(ern), Alleinerziehende usw.) und<br />
Herkunft unterschiedenen Gruppen größer ist als das bestehende Angebot. Dabei<br />
müssen allerdings die notwendigen Beratungsangebote speziell auf die Bedürfnisse<br />
der jeweiligen, unterschiedlichen Gruppen zugeschnitten sein.<br />
27 Der Workshop wurde mitgeschnitten und teilweise auf Video dokumentiert.<br />
32
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Das betrifft außer den speziellen Beratungsinhalten den Umfang und den Zeitpunkt<br />
des Angebots sowie die besondere Angebotsform. Jüngere Familien mit gutem<br />
Ausbildungsstand benötigen z. B. nur selten kontinuierliche Beratung, sondern haben<br />
einen gesteigerten Bedarf in der Zeit nach der Geburt und im Zusammenhang mit der<br />
Einschulung und gegebenenfalls dem Zugang zu einer Kita. Diese Familien sind auch<br />
in der Lage, selbständig Beratungsangebote aufzusuchen, benötigen aber<br />
Informationen über die entsprechenden Möglichkeiten.<br />
Migrantische Eltern ohne ausreichende Deutschkenntnisse und mit geringer Bildung<br />
haben dagegen einen Beratungsbedarf während der gesamten Erziehungszeit, sind<br />
aber nur selten in der Lage vorhandene Informationssysteme zu nutzen und<br />
aufzusuchen. Zudem scheuen sie oft den Kontakt zu den Behörden, weil sie Kontrolle<br />
und gegebenenfalls Nachteile befürchten. Dies betrifft oft auch Projekte und freie<br />
Träger ohne migrantische Mitarbeiter, weil sie den rechtlichen Unterschied zwischen<br />
den Einrichtungen nicht kennen. Für die Entwicklung eines Vertrauensverhältnisses<br />
ist es notwendig, dass in den Einrichtungen auch Mitarbeiter mit migrantischem<br />
Hintergrund und den entsprechenden Sprachkenntnissen vorhanden sind.<br />
Ganz wichtig für die Einbindung der Familien sei eine Verbindlichkeit und<br />
Verlässlichkeit der Angebote und eine Kontinuität bei den Bezugspersonen, ohne die<br />
das notwendige Vertrauensverhältnis nicht aufgebaut werden könne. Schon aus<br />
diesen Gründen bedürfe es einer verlässlichen Grundfinanzierung.<br />
Insgesamt muss also das Beratungsangebot hinsichtlich der Inhalte und hinsichtlich<br />
des Zugangs zielgruppenspezifisch ausgerichtet sein. Dabei sollen nicht nur die<br />
Bedarfe der Familien berücksichtigt werden, die aufgrund ihrer Herkunft oder ihrem<br />
Bildungsstand Probleme bei der Bewältigung der Erziehungsaufgaben und den<br />
Problemen des Alltags haben, sondern es sollen auch die Bedarfe von stabilen<br />
Familien ausreichend beachtet werden, damit sie im Gebiet bleiben und damit zu<br />
einer sozialen Mischung im Quartier beitragen. Zudem habe dieser Eltern- und<br />
Familientyp in den letzten Jahren zahlenmäßig deutlich zugenommen.<br />
Als besonders wichtige Einzelthemen, für die Beratungsangebote gebraucht werden,<br />
wurden die Themen<br />
genannt.<br />
• Bildung,<br />
• Vor- und nachgeburtliche Beratung,<br />
• Gesundheits- und Ernährungsberatung,<br />
• Sozialberatung speziell zum Thema Arbeitslosengeld II und<br />
• neuerdings Mieterberatung<br />
Als eine spezielle Zielgruppe, die besonders beachtet werden muss, wurde auf die<br />
Kinder hingewiesen, die nicht bzw. noch nicht in der Kita sind, weil deren Probleme<br />
und Entwicklungsdefizite zumeist nicht auffallen und deren Eltern oft keine Kontakte<br />
zu Beratungsstellen haben.<br />
Als eine Größenordnung zum Anteil der Familien, die deutlichen Beratungsbedarf<br />
haben, wurden ca. 50% genannt.<br />
Thema: Familienförderung 28<br />
28 Hierunter werden in diesem Zusammenhang neben finanziellen Unterstützungsleistungen auch<br />
Bildungsangebote und Kursangebote verstanden.<br />
33
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Da der Übergang von der Beratung in die Förderung häufig in der Praxis fließend ist,<br />
wurden die Themen der Familienförderung mit dem Thema Familienberatung<br />
zusammen diskutiert. Auch zur Förderung bestand Konsens, dass das Angebot<br />
vielfach sowohl quantitativ als auch in der Angebotsbreite nicht ausreicht. Als<br />
spezielle Themen wurden noch genannt:<br />
• Müttertreffs<br />
• Vätertreffs<br />
• Nachhilfe für Schüler<br />
• In-door-Spielmöglichkeiten vor allem im Winter<br />
• Verknüpfung eines Cafés mit Spielmöglichkeiten<br />
Thema: Zentral versus nachbarschaftsnah<br />
Die Fragestellung, inwieweit die Angebotsstruktur in Zukunft stärker auf einen<br />
zentralen Standort oder dezentral im Gebiet verteilt organisiert werden soll, wurde<br />
besonders intensiv diskutiert und besonders häufig angesprochen. Dabei ist aber zu<br />
erwähnen, dass die Variante einer weitgehenden Zentralisierung in keinem Beitrag<br />
empfohlen wurde. Die Bandbreite der ‚Wunschvorstellungen’ bewegte sich in vier<br />
‚Modellen/Visionen’ von einem großen gut ausgestattetem Haus mit dezentralen<br />
Ergänzungen bis zu einer vollständig dezentralen Struktur, die lediglich durch eine<br />
Organisations- und Vernetzungseinheit unterstützt wird. Es war Konsens, dass eine<br />
Dezentralität zumindest hinsichtlich von Elternberatungsangeboten in Kitas und<br />
Schulen anzustreben sei, weil dort die Eltern bereits vor Ort sind, keine zusätzlichen<br />
Wege und Anmeldungen nötig sind und in der Regel eher ein Vertrauensverhältnis<br />
besteht. Zudem sind dort die speziellen Bedarfe der Kinder und der Familien durch<br />
die tägliche Arbeit besser bekannt.<br />
Letztlich wurde Einigkeit darüber erreicht, dass es zum einen eine zentrale Einheit<br />
geben müsse, die als Mindestangebot einen offenen Treffpunkt mit einer Cafeteria<br />
und eine erste Anlaufstelle für Fragen und Probleme beinhaltet. Daneben müssten<br />
zum anderen die dezentralen Beratungsangebote in den Schulen und Kitas verankert<br />
und personell ausgestattet werden.<br />
Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, dass der Süden des QM-Gebiets durch die<br />
dazwischen liegenden Friedhöfe vom restlichen Gebiet getrennt ist, und dies bei der<br />
Versorgung ausreichend berücksichtigt werden müsse.<br />
Thema: Kurz- und langfristige Maßnahmen beim Aufbau eines Zentrums<br />
Bei der abschließenden Gesprächsrunde zu den notwendigen Maßnahmen für einen<br />
ersten Schritt beim Aufbau des Zentrums wurden ebenfalls einvernehmlich drei<br />
notwendige Elemente genannt, die gleichzeitig entstehen müssten:<br />
• Einen Raum als Treffpunkt mit Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeit für die<br />
kleinsten Kinder,<br />
• die Etablierung des dezentralen Angebots in den Schulen und Kitas,<br />
• personelle Ressourcen für die Erweiterung und Verstetigung der Vernetzung<br />
und für den Aufbau und Pflege eines Informationssystems über die Angebote<br />
und Ressourcen im Gebiet.<br />
34
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
4.6.3 Auswertungsprotokoll – Workshop 3 – Thema „Ehrenamtliches<br />
Engagement“<br />
Der Workshop fand am 17.11.2011 von 17.00 bis 18.30 Uhr in den Räumen des<br />
Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong> 10 statt. 29<br />
Nach Begrüßung durch Frau Schmiedeknecht (QM) wurde anhand einer<br />
Powerpointpräsentation (siehe Anlage) das Projekt ‚<strong>Machbarkeitsstudie</strong> Bürger-<br />
/Familienzentrum <strong>Schillerpromenade</strong>’ in seinen Grundzügen erläutert und das<br />
Gespräch inhaltlich mit Ergebnissen aus der bisherigen Recherche durch Herrn Gude<br />
(TOPOS Stadtforschung) vorbereitet. Dabei wurden zwei Hauptthemen vorgestellt,<br />
die die anschließende Diskussion vorstrukturieren sollten:<br />
• Ehrenamtliches Engagement – Themen und Zugang<br />
• Kurz- und langfristige Maßnahmen beim Aufbau ehrenamtlicher Strukturen<br />
Einleitend wurde in zwei Impulsreferaten der Rahmen möglicher ehrenamtlicher<br />
Tätigkeiten in einem Bürgerzentrum abgesteckt. Mathias Runge, der im<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße die Freiwilligenagentur mit aufgebaut hat,<br />
konzentrierte sich auf die Gewinnung von Freiwilligen und die Themen und Bereiche,<br />
die von Freiwilligen abgedeckt werden können. Grundsätzlich gibt es keine<br />
Begrenzung darin, wo Freiwillige mitarbeiten können und was sie anbieten. Die<br />
Erfahrungen im NBH Urban zeigen, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen<br />
Fähigkeiten zur Mitarbeit kommen. Von daher sei es besser, diese Fähigkeiten zu<br />
nutzen und adäquat einzusetzen, als umgekehrt Bereiche festzulegen, in denen<br />
Freiwillige eingesetzt werden sollen und können. Die Aufgabe des Zentrums ist es<br />
dann, die Möglichkeiten, die Freiwillige anbieten, räumlich und organisatorisch<br />
umzusetzen. Für die Betreuung und die Vermittlung von Freiwilligen hat das NBH<br />
Urban die Freiwilligenagentur aufgebaut.<br />
Dr. Ansgar Klein (Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches<br />
Engagement) stellte die Bedeutung der Vernetzung des geplanten Zentrums in den<br />
Mittelpunkt seiner Überlegungen. Dabei müsse das Zentrum den Netzwerkknoten<br />
bilden, da nur dann die Potenziale, die für das bürgerschaftliche Engagement im<br />
Quartier vorhanden sind, auch adäquat und effektiv genutzt werden könnten.<br />
Voraussetzung dafür sei eine Netzwerkanalyse 30 . Das Funktionieren eines Netzwerks<br />
hänge unmittelbar davon ab, ob alle das Gefühl haben, tatsächlich vom Netzwerk zu<br />
profitieren.<br />
Hinsichtlich der Ansprache potenzieller Freiwilliger und der Einsatzmöglichkeiten<br />
bestätigte er die Einschätzungen von Markus Runge.<br />
Im Hinblick auf mögliche Finanzierungsquellen für ein Zentrum außer der bekannten<br />
Möglichkeiten im Land Berlin verwies er auf die Förderung von Mehrgenerationenhäusern<br />
durch den Bund. Insgesamt sei aber die Förderlandschaft schwierig, wie es<br />
sich bei der Reduzierung der Mittel für die Soziale Stadt gezeigt hätte.<br />
Thema: Ehrenamtliches Engagement<br />
Eine der beiden zentralen Grundlagen für das Entwickeln und die Nutzung von<br />
bürgerschaftlichem Engagement ist die Freiwilligkeit, in dem Sinne, dass die Intention<br />
zur Mitarbeit von dem Einzelnen kommen müsse. Damit sind Aktionen, bei denen<br />
Freiwillige für einen schon festgelegten Zweck gesucht werden, weniger gut geeignet<br />
und sollten eher als Ausnahme und für kurzfristige Aktionen genutzt werden. Zum<br />
29 Der Workshop wurde mitgeschnitten und teilweise auf Video dokumentiert.<br />
30 Die Netzwerkanalyse ist Teil dieser <strong>Machbarkeitsstudie</strong> (vgl. auch das Kompendium).<br />
35
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
zweiten wolle und müsse der Freiwillige von seiner Mitarbeit profitieren. Dies ist nur in<br />
Ausnahmefällen monetär zu verstehen. Die Freiwilligen wollen Spaß an ihrer Mitarbeit<br />
haben, ihre Arbeit soll sinnvoll sein, sie wollen soziale Kontakte haben, ihre<br />
Kenntnisse zur Verfügung stellen usw.<br />
Sind diese Voraussetzungen vorhanden, gibt es prinzipiell keine thematischen<br />
Grenzen für den Einsatz von Freiwilligen. Ausschlaggebend ist das Angebot, das an<br />
der Mitarbeit interessierte Bewohner machen. Das können Beratungsangebote,<br />
kulturelle Aktivitäten, die Organisation von Begegnung der Bewohner, Kochkurse<br />
usw. sein. Das Zentrum muss dafür die räumlichen, organisatorischen und<br />
finanziellen Voraussetzungen schaffen. Allerdings muss das Zentrum auch<br />
entscheiden, ob das vorgeschlagene Angebot im Rahmen des Bürgerzentrums<br />
durchgeführt werden kann. Zudem müssen Prioritäten gesetzt werden. Es werden<br />
nicht alle Angebote realisiert werden können. Dabei muss aber besonders hohe<br />
Transparenz gesichert werden, damit die Anbieter nicht den Eindruck von Willkür<br />
haben.<br />
Beispiele für ehrenamtliches Engagement findet man im Kiez bereits jetzt schon. Hier<br />
ist ein großes Potenzial, von dem ein Bürgerzentrum enorm profitieren kann, wenn<br />
die notwendige organisatorische Unterstützung und räumliche Angebote für die<br />
Freiwilligen durch die Leitung des Zentrums bereitgestellt werden.<br />
Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass Menschen in unsicheren Lebens- und<br />
Arbeitsverhältnissen sich seltener ehrenamtlich engagieren können. Auch darauf ist in<br />
einem Gebiet wie der <strong>Schillerpromenade</strong> zu achten.<br />
Thema: Kurz- und langfristige Maßnahmen beim Aufbau ehrenamtlicher<br />
Strukturen<br />
Bevor Strukturen ehrenamtlicher Mitarbeit aufgebaut werden können, müssen –<br />
zumindest eine – hauptamtliche Person als Ansprechpartner und Organisator und<br />
räumliche Ressourcen vorhanden sein, und das Netzwerk mit den Akteuren im<br />
Quartier sollte bereits aufgebaut sein.<br />
Resumé<br />
Als wichtigste Leitsätze des Workshops zum Thema Ehrenamt ist festzuhalten:<br />
• Das Potenzial für die ehrenamtliche Mitarbeit in einem Bürgerzentrum ist<br />
groß.<br />
• Um Ehrenamtliche zu gewinnen, muss man flexibel auf deren Wünsche und<br />
deren Themen eingehen.<br />
• Die Palette möglicher Themen für eine ehrenamtliche Mitarbeit ist - fast -<br />
unbegrenzt. Es kommt dabei immer auf die Fähigkeiten der Personen an, die<br />
mitarbeiten wollen.<br />
• Die Ehrenamtlichen wollen und sollen von ihrer Mitarbeit profitieren, auch<br />
wenn es keine Bezahlung gibt.<br />
• Menschen, die unsichere Lebens- und Arbeitsverhältnisse haben, werden<br />
sich kaum ehrenamtlich engagieren können.<br />
• Beispiele für ehrenamtliches Engagement findet man im Kiez auch jetzt<br />
schon.<br />
36
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
4.7 Ergebnisse der Stadteilkonferenz „Einrichtung eines Bürgerund<br />
Familienzentrums im Schillerkiez“<br />
TOPOS Stadtforschung moderiert die Stadtteilkonferenz<br />
Die Stadtteilkonferenz zum Thema „Einrichtung eines Bürger- und Familienzentrums<br />
im Schillerkiez“ fand am 03.12.2011 statt. Zur Information und Einladung der<br />
Bewohner zur Stadtteilkonferenz erhielten alle Haushalte einen Brief. Zudem wurden<br />
im Quartier Plakate aufgehängt. Es erschienen viele Anwohner und Vertreter lokaler<br />
Einrichtungen zur Stadtteilkonferenz. Rund 100 Teilnehmer diskutierten in der<br />
angenehmen Atmosphäre des Gemeindesaals der Genezareth Gemeinde, die die<br />
Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellte.<br />
Zunächst begrüßte Frau Schmiedeknecht vom Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
die zur Veranstaltung gekommenen Gäste. Im Anschluss daran übernahm Herr<br />
Gude von TOPOS Stadtforschung gemeinsam mit seinem Team die Moderation der<br />
Konferenz. Es wurde kurz der Tagesablauf vorgestellt.<br />
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Videofilm, der die Arbeiten zur<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> Bürger- und Familienzentrum im Schillerkiez dokumentierte. Die<br />
Videodokumentation zeigte die Meinungen und Einschätzungen von Bürgern,<br />
Experten und lokalen Akteuren zum Thema. Zudem fasste der Film die Ergebnisse<br />
der drei Workshops zusammen (siehe hierzu auch Kapitel 4.6). Das Video wurde als<br />
Imagefilm für ein künftiges Bürger- und Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong> auf<br />
der Internetseite des Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> per Link<br />
veröffentlicht. 31<br />
Auf die Videodokumentation folgte die erste von zwei Diskussionsrunden der<br />
Konferenz. Ausgehend von den Ergebnissen der Bewohnergespräche, Experteninterviews<br />
und den drei Workshops wurden folgende Kernthemen als Input und zur<br />
Strukturierung der Diskussion auf Stellwänden vorgegeben:<br />
• „fehlende Angebote“<br />
• „Netzwerk und Information“<br />
• „ Begegnung und Austausch“<br />
• „zentral oder dezentrale Einrichtung“<br />
31 Danksagung an die Rapgruppe der Schilleria „TFS Crew“ für die Bereitstellung ihres Titels „Neukölln“<br />
von ihrem Album „BEST OF TFS“ als Introsong für die Videodokumentation.<br />
37
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
• „ehrenamtliches Engagement“<br />
• „Prioritäten und Aufbaustufen“<br />
Ziel der Vorgabe von Kernthemen war es, dass die bisherigen Ergebnisse der<br />
Erhebungen zur <strong>Machbarkeitsstudie</strong> mit in die Diskussion einfließen und darauf<br />
aufbauend weitere Erkenntnisse und Vorschläge entwickelt werden. Denn das Thema<br />
sollte nicht wieder von seinen Grundsätzen her aufgerollt und diskutiert werden,<br />
sondern es sollten die konzeptionellen Überlegungen auf dem Weg zu einem Bürgerund<br />
Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong> fortgeführt werden. 32<br />
4.7.1 Fehlende Angebote<br />
Als erstes Thema gingen die Teilnehmer der Konferenz auf fehlende Angebote ein.<br />
Unter diesem Punkt konnten in der Diskussion zahlreiche Problemfelder ermittelt<br />
werden.<br />
Bei der Thematisierung der Problemfelder gingen die Bewohner auf folgende Punkte<br />
ein:<br />
• Mit dem Zuzug von jungen Menschen in das Gebiet steigt die Angst<br />
der Verdrängung durch steigende Mieten bei den Bewohnern.<br />
• Es braucht im Gebiet Angebote für Menschen in sozialen Randlagen<br />
(Spielsucht, Alkoholismus, Drogensucht).<br />
• Konkret wurde die Notwendigkeit von mehr Angeboten im Bereich<br />
der Familienberatung und Elternarbeit betont. Die Angebote sollten<br />
nicht nur an Schulen verortet werden, sondern auch an den Kitas.<br />
32 Ein Teil der nachfolgend dargestellten Ergebnisse zur Stadtteilkonferenz sind bereits in der<br />
Sonderausgabe der PROMENADENPOST, 4. Ausgabe 2011, erschienen.<br />
38
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Viele der Familien im Gebiet würden in sozial benachteiligten Verhältnissen<br />
leben, da wäre es zu spät, wenn man die Eltern erst erreicht,<br />
wenn die Kinder in das schulfähige Alter kommen. Kitas seien<br />
die Orte, an denen die Familien am besten und frühzeitig erreichbar<br />
sind. Bildung fängt in der Familie an und hierbei brauchen<br />
die Eltern frühzeitig Unterstützung.<br />
• Auch ein Mangel an Angeboten für die ältere Bevölkerung wurde<br />
festgestellt. Betont wurde, dass hier besonders dringend ein offener<br />
Treffpunkt benötigt werde. Zudem wurde für ein künftiges Zentrum<br />
angemerkt, dass dies ein Ort für alle Generationen mit Angeboten<br />
zu einem generationsübergreifenden Austausch sein solle.<br />
• Allgemein wurde zu den Angeboten geäußert, dass diese sich an<br />
alle wenden müssten.<br />
4.7.2 Netzwerk und Information<br />
Unter diesem Kernthema stellte sich in der Diskussion klar heraus, dass eine zentrale<br />
Koordinierungsstelle im Quartier benötigt wird, die als eine Art Projektentwickler das<br />
Netzwerk und seine Angebote unterstützt und verstetigt sowie Informationen über<br />
Angebote bündelt und als zentraler Ansprechpartner - wie ein Lotse - für Bürger und<br />
Akteure zur Verfügung steht. Denn nicht allzu selten würden Informationen über<br />
Aktuelles nicht oder erst zu spät die Adressaten erreichen.<br />
Zudem wurde intensiv auf die Nutzbarmachung vorhandener Ressourcen<br />
eingegangen. Insbesondere in Zeiten der knappen Haushaltskassen müsse verstärkt<br />
auf Kooperation gesetzt werden. Vom interkulturellen Kinder- und Elternzentrum „Am<br />
Tower“ wurde aufgezeigt, dass dort Räumlichkeiten am Wochenende bisher nicht<br />
vollständig genutzt werden könnten, weil die personelle Kapazität nicht ausreiche. Bei<br />
39
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
einer Kooperation könnten diese in Zukunft genutzt werden. Für ein solches<br />
Kooperationsmodell müssten dann aber Einrichtungen einen Teil von ihren<br />
„Nutzungsrechten“ abtreten. Dazu wurde angemerkt, dass bei derartigen Nutzungen<br />
auch die Kosten bzw. versicherungstechnische Belange beachtet werden müssten.<br />
So stellte sich die Frage, wie in Zukunft die Ressourcenbündelung erfolgen könnte.<br />
Als Möglichkeit wurde der Abschluss von Kooperationsverträgen und Zielvereinbarungen<br />
zwischen den Akteuren vorgeschlagen. Verschiedene Vertreter der lokalen<br />
Institutionen bewerteten die mit der Umsetzung des Konzepts vorgeschlagenen<br />
Zielvereinbarungen mit den im Gebiet angesiedelten Akteuren als problematisch. So<br />
sei zu befürchten, dass freie Träger durch eine „übergeordnete“ Stelle dazu gedrängt<br />
würden, Verpflichtungen einzugehen.<br />
Das Quartiersmanagement und TOPOS Stadtforschung merkten hierzu an, dass es<br />
bei einer derartigen Vernetzung klar sein müsse, dass das Geben und Nehmen in<br />
einem solchen Netzwerk auf Gegenseitigkeit beruhe. Denn ein multifunktionales im<br />
Verbund mit verschiedenen Trägern und Initiativen aufgebautes Zentrum brauche<br />
eine gemeinsame Struktur und verlässliche Kooperationen. Vom Leiter der<br />
zuständigen Regionalen Dienste im Jugendamt wurde hierzu angemerkt: „Für den<br />
Erfolg des Projektes ist es enorm wichtig, dass zu treffende Vereinbarungen auf der<br />
Grundlage der Mitwirkungsbereitschaft und des gemeinsam definierten Zieles<br />
erfolgen – und nicht als Eingriff in die Autonomie des Trägers erlebt werden. Gerade<br />
ein komplexes Projekt dieser Art lebt von der Motivation und dem Engagement seiner<br />
Netzwerkpartner.“<br />
4.7.3 Begegnung und Austausch, zentral / dezentrale Einrichtung<br />
Die Kernthemen „Begegnung und Austausch“ und „zentral oder dezentrale<br />
Einrichtung“ wurden von den Besuchern der Konferenz zusammen diskutiert. Es<br />
wurde allgemein sehr deutlich, dass der Wunsch nach einem konkreten, zentralen Ort<br />
40
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
für Austausch und Information bestehe. Auch der Bedarf nach einem Raum für<br />
größere Veranstaltungen wurde geäußert.<br />
Andere stellten die Schaffung eines neuen Gebäudes mit Angeboten dagegen in<br />
Frage. Einerseits gebe es verschiedene Nutzergruppen mit speziellen Anforderungen,<br />
die nicht alle unter einem Dach vereinbar wären, andererseits könne eine Konkurrenz<br />
zu den bestehenden Angeboten und Einrichtungen entstehen.<br />
An dieser Stelle wurde von Frau Schmiedeknecht, Quartiersmanagement<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>, angemerkt, dass es bei einem künftigen Zentrum nicht darum<br />
gehe Konkurrenzen zu schaffen, sondern vielmehr Doppelstrukturen zu vermeiden,<br />
bestehende Strukturen und Angebote aufzugreifen und für ein Zentrum, ob zentraler<br />
oder dezentraler Natur oder einer Mischform, nachhaltig zu verstetigen. Ein künftiges<br />
Bürger- und Familienzentrum wird abhängig sein von der Zusammenarbeit der<br />
lokalen Akteure und dem Engagement der Bewohner.<br />
Vor dem Hintergrund der knappen öffentlichen Mittel sei zudem in naher Zukunft nicht<br />
davon auszugehen, dass es einen Neubau als zentralen Begegnungsort geben wird.<br />
Insofern wird es umso wichtiger sein, die bestehenden Strukturen aufzugreifen und<br />
Ressourcen zu bündeln. So wurde angeregt auf vorhandene Räumlichkeiten im<br />
Quartier zurückzugreifen und beispielsweise leer stehende Ladenflächen anzumieten.<br />
4.7.4 Ehrenamtliches Engagement (Einsatz für Gemeinschaft, Beteiligung)<br />
Der Begriff ehrenamtliches Engagement wurde von den Besuchern der Konferenz<br />
kontrovers diskutiert. Insgesamt konnte festgehalten werden, dass es bei einem<br />
Engagement in einem Zentrum oder für ein Zentrum nicht um das Ehrenamt allein<br />
gehe, sondern auch um die einfache Beteiligung von Bewohnern und den Willen sich<br />
für die Gemeinschaft einzusetzen.<br />
41
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Die Initiative für ein Zentrum kann durch die Beteiligung der Bewohner unterstützt und<br />
je nach ihren Interessen oder ihrer Qualifizierung ergänzt und ausgebaut werden.<br />
Einige Gäste boten an, sich für das Vorhaben zu engagieren. Diese Interessierten<br />
konnten sich auf der Stadtteilkonferenz in eine Liste eintragen. Diese Bewohner<br />
werden für die künftigen Arbeiten an dem Zentrum kontaktiert und eingebunden.<br />
In mehreren Wortmeldungen schlugen Teilnehmer auch vor, im Bürgerzentrum<br />
freiwillige Projekte anzubieten oder Fortbildungen zu organisieren. So könne daraus<br />
auch eine Art Bürgerbüro entstehen.<br />
Von den Anwesenden wurden vor allem drei Schwerpunktfelder als interessant für<br />
freiwilliges Engagement benannt: Familie, Bildung und Senioren. Auch ganz konkrete<br />
Ideen für Projekte und Angebote wurden vorgeschlagen, wie ein Theaterprojekt, ein<br />
Kunstprojekt mit Kindern oder einfach die Ausrichtung eines Kiezfestes.<br />
Als weiterer Punkt wurde auf der Konferenz angesprochen, ob es sich bei dem<br />
Vorhaben Bürger- und Familienzentrum im Schillerkiez wirklich um ein realisierbares<br />
Projekt handele oder, ob es sich bei den Arbeiten um eine „Alibiveranstaltung“<br />
handele, die am Ende ergebnislos bliebe. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig im<br />
kommenden Jahr 2012 ein sichtbares Zeichen zu setzen, um den Bewohnern und<br />
lokalen Akteuren die Ernsthaftigkeit an diesem Vorhaben zu zeigen.<br />
4.8 Ausblick der Stadtteilkonferenz<br />
Nach einer Kaffeepause präsentierte TOPOS Stadtforschung einen Zwischenstand<br />
der <strong>Machbarkeitsstudie</strong>. Dabei wurden zum einen die Prioritäten zur Diskussion<br />
gestellt, die bei dem Aufbau des Zentrums Grundlage sein sollten. Anschließend<br />
wurden drei Aufbaustufen mit der Angabe von konkreten Zeiträumen vorgestellt, in<br />
denen das Bürger- und Familienzentrum <strong>Schillerpromenade</strong> entstehen könnte. Als<br />
erster Schritt ist im Dezember 2011 bereits eine Koordinierungsstelle vom<br />
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> ausgeschrieben worden, die für die<br />
Realisierung der ersten Aufbauschritte sorgen soll. Dazu gehören auch die<br />
Anmeldung von Ansprüchen gegenüber Bezirk und Senat und die Akquirierung von<br />
Geldern für künftige Projekte.<br />
Auf die Prioritäten und Aufbaustufen, die auf der Stadtteilkonferenz präsentiert<br />
wurden, wird an dieser Stelle des Berichts nicht eingegangen. Diese sind ein<br />
Hauptbaustein der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> und werden ausführlich in Kapitel „Teil II<br />
Konzept für ein Bürger- und/ oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong>“<br />
dargestellt.<br />
42
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5 Bürger- und Nachbarschaftszentren – Fallbeispiele<br />
Ein Baustein der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> ist die Analyse der Erfahrungen in langjährig<br />
bestehenden Nachbarschaftszentren in ähnlich strukturierten Nachbarschaften. Dafür<br />
wurden das Nachbarschaftsheim Neukölln e.V., das Nachbarschaftshaus<br />
Urbanstraßestraße e.V. und das Stadtschloss Moabit, das vom Moabiter Ratschlag<br />
e.V. geführt wird, einer genaueren Analyse unterzogen, mit dem Ziel aus den<br />
Erfahrungen bestehender Stadtteilzentren zu lernen.<br />
Zwei der Einrichtungen - Nachbarschaftsheim Neukölln e.V., das Nachbarschaftshaus<br />
Urbanstraßestraße e.V. - sind in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstanden. Das<br />
Stadtschloss Moabit ist im letzten Jahrzehnt aufgebaut worden. Alle drei<br />
Einrichtungen haben als Träger einen Bewohnerverein bzw. eine Bewohnerinitiative.<br />
1. Finanzieller Aufbau<br />
Die Finanzierung der Nachbarschaftshäuser erfolgt durch mehrere verschiedene<br />
Finanzierungsquellen. Die Grundfinanzierung bildet das Infrastrukturprogramm<br />
Stadtteilzentren des Senats. Diese Kernfinanzierung macht allerdings nur 10 – 15%<br />
des Haushalts aus und wird für Personal- und Betriebskosten verwendet. Alle<br />
anderen Finanzierungsquellen sind entweder projektgebunden oder zeitlich befristet.<br />
2. Struktur der Angebote<br />
Die Nachbarschaftshäuser bieten ein breites Spektrum an regelmäßigen Angeboten<br />
sowie zahlreiche Arbeitsbereiche und Projekte an, die nicht nur zentral im<br />
Nachbarschaftshaus selbst angeboten werden, sondern auch dezentral verortet sind.<br />
Die Arbeitsbereiche können global vier Schwerpunkten zugeordnet werden:<br />
„Stadtteilarbeit und Freiwilliges Engagement“, „Bildung und Erziehung“, „Kultur und<br />
Nachbarschaft“, „Beschäftigung und Qualifizierung“.<br />
3. Kooperationen<br />
Es zeigt sich, dass die Nachbarschaftseinrichtungen auf breiter Ebene mit anderen<br />
Trägern, Vereinen, Institutionen, Gewerbetreibenden und Bürgern sowie<br />
Kindertagesstätten und Grundschulen kooperieren. Ohne diese Kooperationen wäre<br />
die Arbeit nach ihrer eigenen Einschätzung nicht machbar. Ausdruck dieser<br />
Zusammenarbeit sind nicht nur regelmäßige Treffen zum Austausch, Bündelung von<br />
Ressourcen, Weitergabe von Informationen, sondern auch die Transparenz in der<br />
Zusammenarbeit. So werden teilweise im eigenen Veranstaltungsprogramm auch<br />
Angebote, Projekte und Standorte anderer Träger aufgeführt. So ergänzen sich die<br />
Angebote, Ressourcen werden gebündelt und Doppelstrukturen können vermieden<br />
werden. Zudem werden lokalen Akteuren Räumlichkeiten im Nachbarschaftshaus zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Die Form der Kooperationen ist ebenso unterschiedlich und reicht von einfachen<br />
Absprachen bis zur klaren vertraglichen Bindung mit Rechten und Pflichten und<br />
gegebenenfalls finanziellen Regelungen.<br />
43
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5.1 Beispiel Nachbarschaftsheim Neukölln e.V.<br />
5.1.1 Entwicklung des Nachbarschaftsheims Neukölln e.V.<br />
Das Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. wurde 1947 gegründet. Seitdem hat es<br />
seinen festen Standort in der Schierker Str. 51-53 in Neukölln. Zu Beginn war das<br />
Nachbarschaftsheim in einer Holzbaracke, einer ehemaligen Militärbaracke,<br />
untergebracht. Anfang der 1950iger Jahre entstand der Bau des Nachbarschaftsheims<br />
nach Plänen des Architekten Max Taut in der Form, wie es in seinen<br />
Grundzügen auch heute noch vor Ort zu finden ist. Finanziert wurde das Gebäude<br />
durch amerikanische Spenden. Der Bau umfasst ein zweigeschossiges Hauptgebäude,<br />
ein Saalgebäude sowie einen eingeschossigen Anbau. Das Gebäude wurde in<br />
den letzten Jahren seit 2006 etappenweise renoviert. Zu dem Gebäude gehört ein<br />
großzügiges Gelände mit Wiese, Kräuter- und Gemüsegarten, Spielplatz und einem<br />
Bolzplatz. Gebäude und Gelände sind Eigentum des Nachbarschaftsheims Neukölln<br />
e.V.<br />
5.1.2 Organisation<br />
Das Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. ist als Verein organisiert. Es gliedert sich in<br />
zwei Bereiche. Zum einen ist der Verein Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. ein<br />
sozialer Träger, zum anderen ist das Nachbarschaftsheim das Haus und der Standort<br />
selbst. Der Verein hat 40 Mitglieder. Die meisten der Mitglieder des Vereins waren in<br />
der Einrichtung meist bereits selbst aktiv. Der Vorstand hat max. 5 Mitglieder und hat<br />
seit 2005 die Geschäftsführung in eigener Hand. Dies wird sich in Zukunft wieder<br />
ändern, da der Zeitaufwand für die Geschäftsführung hoch ist. Daneben gibt es einen<br />
Fachbeirat (8 Mitglieder). Dieser hat allerdings nur eine beratende Funktion. Der<br />
geschäftsführende Vorstand und Fachbeirat sind ehrenamtlich tätig. Der Vorstand<br />
dient als Kontrollinstanz.<br />
Das Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. ist Mitglied im Verbund der Diakonie.<br />
Zukünftig wird der Verein jedoch zum paritätischen Wohlfahrtsverband wechseln, da<br />
dieser eine Abteilung für Stadtteilarbeit hat. Weiterhin ist das Nachbarschaftsheim<br />
Neukölln Mitglied im Verband für sozial-kulturelle Arbeit und dem Verband der<br />
Stadtteilzentren Neukölln.<br />
Zur Umsetzung des Angebots arbeiten im Nachbarschaftsheim ca. 20 bis 30<br />
Mitarbeiter, davon sind viele als Teilzeitkräfte angestellt und ehrenamtlich tätig.<br />
Ergänzend arbeiten MAE-Kräfte vom Jobcenter mit in der Einrichtung. Die Mitarbeiter<br />
sind in der Regel keine Vereinsmitglieder.<br />
Für die Kita und die Jugendfreizeiteinrichtung sind zwei pädagogische Fachkräfte<br />
angestellt.<br />
Das Angebot der Sozialberatung im Zentrum wird durch zwei ehrenamtliche<br />
Sozialberater durchgeführt.<br />
Alle Bereiche des Stadtteilzentrums werden durch MAE Kräfte und ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter unterstützt, wobei die Helfer entsprechend ihrer Eignung in den einzelnen<br />
Bereichen eingesetzt werden.<br />
5.1.3 Zentral als Standort - Struktur der Angebote<br />
Das Nachbarschaftsheim gliedert sich in einen offenen Bereich sowie einen<br />
geschlossenen Bereich mit Angeboten und Kursen für Alt und Jung. Zudem befindet<br />
sich in den Räumlichkeiten vor Ort eine Kita mit 18 Plätzen.<br />
44
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Folgende Angebote stehen zur Verfügung<br />
• Es gibt täglich einen festen Mittagstisch sowie Hausaufgabenhilfe. Nachmittags<br />
können die Räumlichkeiten für freies Spielen, Ausruhen und Chillen genutzt<br />
werden.<br />
• Für Kinder gibt es u.a. eine Fotowerkstatt, PC-Treff, Basteln, Töpfern, Fußball,<br />
Kampfkunstsport, Tanzen, Trommeln und Ferienangebote mit Ausflügen.<br />
• Für Familien und Erwachsene gibt es u.a. einen Familiengarten, Kiezcafé,<br />
Kochen, Yoga, Tanzen, Kampfkunstsport, Sprachkurse und Sozialberatung<br />
• Für junge Eltern gibt es u.a. Geburtsvorbereitung, Rückbildungsgymnastik und<br />
eine Krabbelgruppe.<br />
• Für Senioren gibt es u.a. eine Seniorengruppe, Theatergruppe, Tanzkreis und<br />
Kulturausflüge.<br />
• Zudem können sich private Initiativen im Nachbarschaftsheim kostenlos<br />
Spielgeräte ausleihen. Zur Verfügung stehen unter anderem ein mobiles<br />
Volleyball- und Badmintonnetz, ein Trampolin, Springseile oder Bocciakugeln.<br />
5.1.4 Dezentral als Träger - Standorte und ihre Angebote<br />
Neben dem Angebot vor Ort betreibt der Verein als Träger inzwischen vier Projekte<br />
außerhalb seiner Räumlichkeiten. Dazu gehören:<br />
• Der „Stattknast“ (Nogatstraße) ist eine Jugendwerkstatt für straffällig gewordene<br />
Jugendliche, wo die Jugendlichen bei der Persönlichkeitsfindung unterstützt<br />
werden und lernen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu erkennen und zu<br />
entwickeln.<br />
• Das „Familienbildungszentrum“ (Altenbraker Straße) bietet u.a. Beratung für<br />
junge Eltern und migrantische Familien, Unterstützung bei der Erziehung,<br />
Geburtsvorbereitung, Zweisprachige Mutter-Kind-Gruppen (arabisch, türkisch).<br />
• „Coole Kids im Körnerkiez“: Mobiles Spielangebot für Kinder an Sonntagen und<br />
in den Ferien.<br />
• Sport und Freizeit für Jungen im Quartiersmanagementgebiet Ganghoferstraße;<br />
Projekt „Street Players“ (Sonnenallee).<br />
• Ein Bürgerbüro „Mitreden in Neukölln“ (Glasower Straße).<br />
Seit kurzem wird mit den Schulen zusammengearbeitet. Im Rahmen des<br />
Bildungspakets vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales bietet das<br />
Nachbarschaftsheim schulische Lernförderung als direkte Leistung in Form von<br />
Hausaufgabenhilfe an den Schulen an. Die Beantragung und Koordination der<br />
Leistung gegenüber den Behörden findet über das Nachbarschaftsheim statt. Die<br />
Lehrer tragen die Möglichkeit der Nutzung der Leistung für das Kind an die Eltern<br />
heran, diese müssen dann nur noch den Antrag unterschreiben.<br />
45
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5.1.5 Finanzieller Aufbau<br />
Abb. 3<br />
Finanzierungsquellen des Nachbarschaftsheims Neukölln e.V.<br />
Spenden Bußgelder sonstige<br />
Einnahmen, 2%<br />
Arbeitsmarktmaßnahmen,<br />
21%<br />
Kleinprojekte, 2%<br />
Stadtteilzentrum, 17%<br />
Mitreden in Neukölln, 8%<br />
StattKnast, 13%<br />
Interkulturelle Kinder und<br />
Familienarbeit, 6%<br />
Kita, 10%<br />
Familienbildung im<br />
Richardkiez, 2%<br />
Familienbildungszentrum,<br />
6%<br />
Hausaufgabengruppen /<br />
Kinderfreizeitangebote, 5%<br />
Coole Kids, 2%<br />
Sport- und Freizeit im<br />
Ganghofer, 6%<br />
Die Finanzierung des Nachbarschaftsheims erfolgt über 20 verschiedene<br />
Finanzierungsquellen. Der Etat beträgt ca. 800.000 Euro pro Jahr. Dabei gibt es eine<br />
Grundförderung ca. 140.000 Euro aus der Stadteilzentrumsförderung. Neben der<br />
Vermietung von Räumlichkeiten für verschiedene Projekte, Kurse und Angebote<br />
erfolgt die weitere Finanzierung beispielsweise des Kinder- und Familienbetriebs über<br />
einen Leistungsvertrag mit dem Jugendamt. Weitere Finanzierungen finden über das<br />
Bund-Länder-Programm Soziale Stadt statt. So wird das Familienbildungszentrum<br />
über Mittel des Quartiersmanagements Körnerpark und das Projekt Streetplayers<br />
über Mittel des Quartiersmanagements Ganghoferstraße finanziert. Weitere Förderer<br />
sind die Bürgerstiftung Neukölln, die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin<br />
sowie die Telekom im Rahmen der Initiative „Ich kann was!“.<br />
5.1.6 Kooperationen<br />
Wichtig für die lokale Arbeit sind Kooperationen mit anderen Trägern. Kooperiert wird<br />
sowohl mit Grundschulen und benachbarten Kitas, als auch mit dem Quartiersmanagement<br />
Körnerpark, in dessen Gebietsgrenzen das Nachbarschaftsheim liegt.<br />
Darüber hinaus arbeitet das Nachbarschaftsheim mit den in der Nähe liegenden<br />
Quartiersmanagements Richardplatz Süd und Ganghoferstraße zusammen. Drei mal<br />
im Jahr gibt es runde Tische mit Initiativen zum Thema Kinder und Familien. Hierzu<br />
werden alle entsprechenden Träger eingeladen. Dies ist eine gute Möglichkeit zum<br />
Wissensaustausch und man erfährt wer momentan woran arbeitet. Weitere<br />
Kooperationen bestehen mit den Stadtteilmüttern der Diakonie und dem externen<br />
Familienbildungszentrum. Letzteres arbeitet eng mit Gesundheitseinrichtungen, wie<br />
Gynäkologen zusammen.<br />
46
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Wichtig bei der Arbeit ist die Vernetzungsarbeit, damit auch Konkurrenzen vermieden<br />
werden und gut mit den lokalen Akteuren vor Ort zusammengearbeitet werden kann.<br />
Abb. 4<br />
Struktur und Organisation des Nachbarschaftsheim Neukölln<br />
e.V.<br />
Nachbarschaftsheim Neukölln<br />
e.V.<br />
Verein mit ca. 40 Mitgliedern<br />
Vorstand<br />
(Kontrollinstanz)<br />
max. 5 Mitglieder<br />
Fachbeirat<br />
8 Mitglieder, Beratende Funktion<br />
Zentral: Als Standort<br />
(Gebäude, Grundstück)<br />
Begegnungsort für Alt und Jung<br />
Dezentral: Als Träger<br />
Offener Bereich<br />
Geschlossener<br />
Bereich<br />
Kita<br />
Stattknast<br />
Jugendwerkstatt<br />
für straffällig<br />
gewordene<br />
Jugendliche<br />
Familienbildungszentrum<br />
Beratung und<br />
Unterstützung<br />
junger Familien<br />
Street Players<br />
Sport und<br />
Freizeit für<br />
Jungen<br />
Coole Kids im<br />
Körnerkiez<br />
Mobiles<br />
Spielangebot<br />
an Sonntagen<br />
und in den<br />
Ferien<br />
Bürgerbüro<br />
„Mitreden in<br />
Neukölln“<br />
47
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5.2 Beispiel Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße e.V.<br />
5.2.1 Entwicklung des Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße e.V.<br />
Die Errichtung des Hauses des heutigen Nachbarschaftsheims Urbanstraße e.V.<br />
begann im Jahre 1913. Es gehörte zum Gebäudekomplex der Kaserne des Kaiser-<br />
Franz-Garde-Grenadier-Regiments No. 2. und war das Offizierskasino an der<br />
Urbanstraße. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stand das Gebäude lange leer und<br />
verfiel. Im Jahre 1924 mietete die Berliner Liedertafel das Haus vom Reichsfinanzministerium.<br />
Die Mitglieder des Männerchors sanierten das Gebäude und richteten es<br />
neu ein. Als der Zweite Weltkrieg endete besetzten amerikanische und in der darauf<br />
folgenden Zeit sowjetische Militärs das Gebäude. Zwischenzeitlich nutzte das<br />
Krankenhaus „Am Urban“ die Räumlichkeiten und schließlich zogen amerikanische<br />
Mennoniten 33 in das Gebäude, sodass es vorübergehend sogar zur Kirche wurde. Die<br />
Mennoniten führten erste Nachbarschaftsarbeit durch unter dem Namen<br />
Nachbarschaftsheim Kreuzberg e.V. Im Jahre 1949 gaben die Alliierten nach langen<br />
Verhandlungen das Gebäude wieder frei. Der Männerchor der Berliner Liedertafel zog<br />
wieder ein, konnte das Haus aber finanziell nicht halten, so dass das Haus 1950 an<br />
das Bezirksamt Kreuzberg überschrieben wurde. Im Nachkriegsberlin herrschte eine<br />
wachsende soziale Not. Der Vorstand der deutschen Klassenlotterie fasste damals<br />
den Beschluss, „aus seinen Überschüssen ein Heim in der Nähe der Sektorengrenze<br />
zu eröffnen“. So erfolgte im Jahre 1954 die Vereinsgründung des Nachbarschaftsheimes<br />
Urbanstraße e.V. Im Januar 1955 wurde das Nachbarschaftsheim wieder<br />
eröffnet und steht seitdem den Bewohnern mit seinen sozialen Angeboten als<br />
Begegnungsort offen. Zudem probt nach wie vor die Berliner Liedertafel im<br />
Nachbarschaftshaus. 1969 stellt die Deutsche Klassenlotterie die Regelfinanzierung<br />
ein. Seitdem findet eine Grundfinanzierung über Programme des Senats statt. 34 Im<br />
Jahre 1999 beschloss die Mitgliederversammlung die Umbenennung des<br />
Nachbarschaftsheims in „Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V.“. Das Nachbarschaftshaus<br />
kann heute auf eine 56-jährige Historie zurückblicken. 35<br />
5.2.2 Organisation<br />
Das Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße e.V. ist als Verein organisiert. Der<br />
Verein splittet sich in zwei Bereiche. Zum einen ist das Nachbarschaftshaus<br />
Urbanstraße e.V. ein Träger verschiedener sozialer Einrichtungen und Projekte, zum<br />
anderen ist das Nachbarschaftshaus der Standort selbst. Der Verein hat heute<br />
insgesamt ca. 70 Mitglieder. Der Verein ist kein Mitarbeiterverein. Früher waren auch<br />
Stadträte als Mitglieder aktiv. Heute sind es vor allem Menschen aus der<br />
Nachbarschaft, die sich für ihren Kiez und/oder ehrenamtliches Engagement<br />
interessieren. Teilweise sind dem Verein auch Eltern aus den Kitas beigetreten. In<br />
den letzten Jahren geht allerdings die Beteiligungsbereitschaft an dem Verein zurück.<br />
Der Jahresbeitrag als Mitglied beträgt 22 Euro. 36 Regelmäßig finden Mitgliederversammlungen<br />
statt. Aus dem Kreis der Mitglieder wird der Arbeitsausschuss mit<br />
maximal neun Mitgliedern gewählt. Der Vorstand wird aus dem Kreis der<br />
Arbeitsausschussmitglieder gewählt. Der Vorstand hat 4 Mitglieder und vertritt den<br />
Verein nach außen. Die Amtsperiode von Arbeitsausschuss und Vorstand beträgt 3<br />
33 „eine evangelische freikirchliche Gemeinde“; Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße (Hrsg.) (2005):<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße – 50 Jahre mittendrin. Berlin-Kreuzberg; S. 8.<br />
34 Die Grundfinanzierung über das Infrastrukturprogramm Stadtteilzentren des Senats beträgt für den<br />
Verein 7% an der Gesamtfinanzierung. Weitere Angaben zur Finanzierung s. Punkt Finanzierung.<br />
35 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße (Hrsg.) (2005); S. 1 ff.; vgl. URL:<br />
http://www.nachbarschftshaus.de (letzter Zugriff: 15.12.2011); vgl. Interview Matthias Winter (2011).<br />
36 Vgl. Interview Matthias Winter am 01.09.2011. Berlin.<br />
48
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Jahre. Der Arbeitsausschuss tagt alle 4 bis 6 Wochen. Es gibt einen hauptamtlichen<br />
Geschäftsführer, der dem Vorstand unterstellt ist und dem Arbeitsausschuss sowie<br />
dem Vorstand beratend zur Seite steht. Der Geschäftsführer trägt die Verantwortung<br />
und ist entscheidungsbefugt. Die Aufgabe des Arbeitsausschusses ist es, die zur<br />
Durchführung des Vereinszweckes erforderlichen Beschlüsse zu fassen. Der<br />
Vorstand und Arbeitsausschuss ist ehrenamtlich tätig. 37<br />
Das Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. ist Mitglied im:<br />
• Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin e.V.<br />
• Verband für sozial-kulturelle Arbeit<br />
• Berliner Verband für Arbeit und Ausbildung<br />
• Kooperationsverbund "Bürgerengagement-Nachbarschaft-Selbsthilfe" in<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
• Stadtteilausschuss Kreuzberg e. V.<br />
Der Verein hat vorwiegend feste Mitarbeiter. Teilweise sind diese bereits seit 25<br />
Jahren angestellt. Zusätzlich gibt es befristete Tätigkeiten sowie bei Projekten<br />
Honorarkräfte. 38 Ende 2010 hatte der Verein 99 sozialversicherungspflichtige<br />
Mitarbeiter. Davon sind 68 Fachkräfte (überwiegend mit pädagogischer Qualifikation,<br />
aber auch aus den Bereichen Verwaltung, Gemeinschaftsverpflegung, Haustechnik<br />
und Raumpflege). 31 Mitarbeiter kommen aus Arbeitsfördermaßnahmen des<br />
Jobcenters. Sie sind eingesetzt in verschiedenen Arbeitsbereichen des Nachbarschaftshauses.<br />
39<br />
Alle Bereiche des Nachbarschaftshauses werden durch MAE Kräfte und<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt. Allerdings werden die Helfer je nach ihrer<br />
Qualifikation in den einzelnen Bereichen eingesetzt. 40<br />
5.2.3 Struktur der Angebote<br />
Das Nachbarschaftshaus Urbanstraße ist eine sozialstrukturelle Einrichtung. Das<br />
Motto ist „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wichtig ist vor allem, Prozesse im Kiez aufzugreifen,<br />
deren Entwicklungen anzustoßen und an die Politik heranzutragen. Im Fokus der<br />
Arbeit steht auch, einen Spielraum für neue Ideen offenzuhalten. Das Angebot des<br />
Vereins richtet sich an alle Generationen, ist interkulturell und stadtteilorientiert.<br />
Durch die jahrzehntelange Arbeit hat der Verein Nachbarschaftshaus Urbanstraße ein<br />
breites Spektrum an regelmäßigen Angeboten sowie zahlreiche Arbeitsbereiche und<br />
Projekte, die nicht nur zentral im Nachbarschaftshaus selbst angeboten werden,<br />
sondern auch dezentral verortet sind.<br />
Die Arbeitsbereiche und Projekte des Vereins sind vier Arbeitsschwerpunkten<br />
zugeordnet: „Stadtteilarbeit und Freiwilliges Engagement“, „Bildung und Erziehung“,<br />
„Kultur und Nachbarschaft“, „Beschäftigung und Qualifizierung“.<br />
Zudem gibt es regelmäßige Angebote die zu folgenden Themen in einem<br />
Veranstaltungskalender erscheinen:<br />
37 Vgl. ebenda; vgl. Satzung des Nachbarschaftshaus Urbanstraßestraße e.V.; Fassung vom 18.<br />
Dezember 2007. Berlin.<br />
38 Interview Matthias Winter am 01.09.2011. Berlin.<br />
39 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2010): Jahresbericht 2010. Nachbarschaftshaus<br />
Urbanstraße e.V. Berlin; S.49.<br />
40 Vgl. Interview Matthias Winter am 01.09.2011. Berlin.<br />
49
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
• „Begegnung“: Kieztreffen, Frühstück für Senioren, Tauschring, Ehrenamtliche<br />
Partnervermittlung 50+ und Kiezfeste u.a.<br />
• „Beratung“: Familienberatung, SchreiBabyAmbulanz, Konfliktberatung/Mediation,<br />
Hilfen bei Anträgen, Rechtsberatung, Sozialberatung,<br />
Schuldnerberatung, Psychosoziale Beratung und Freiwilligenberatung u.a.<br />
• „Musik, Tanz, Bewegung“ u.a. folgende Angebote: offene Tanzveranstaltungen,<br />
Frauenchor, Wege zur Tiefenentspannung, Gymnastik und Tanz für<br />
Senioren, Konzentrationstraining, Flötenkreis für Erwachsene ab 56+, Singkreis<br />
mit Klavierbegleitung, Gesundheitsorientiertes Fitnesstraining, Yoga<br />
und Pilates und moderner Tanz.<br />
• „Umwelt“: Projekt „Natur pur“ (für Kinder ein Gartenjahr vom Pflanzen bis<br />
zum Ernten) (für Jugendliche Dachimkerei, Betreuung eines Bienenvolks<br />
unter Anleitung) u.a.<br />
• „Kreativangebote“: Malen, Zeichnen und Gestalten, Nähkurs für Mädchen,<br />
Schneiderwerkstatt für Jung und Alt, Töpferwerkstatt, Seidenmalerei,<br />
Schreibwerkstätten (z.B. Kreatives Schreiben, Lebenstagebuch), Schreibberatung,<br />
Philosophisch-literarischer Gesprächskreis und Kreativgruppen u.a.<br />
• „Bildung & Erziehung“: Kinderfreizeitangebote (offener, geschlossener<br />
Bereich, Ferienprogramm) und Italienischunterricht u.a.<br />
• „Selbsthilfe“: Eltern-Kind-Gruppe und verschiedene Selbsthilfegruppen (z.B.<br />
Meetings für Sexsüchtige Männer, Jugend gegen Rassismus, Selbsthilfe für<br />
Drogenabhängige) u.a.<br />
• „Spiele“: Offener Spieletreff für Alt und Jung u.a.<br />
• „Theater“: Theatergruppe (UrbanEnsemble, Ikarus) und Theaterkurs für<br />
Kinder.<br />
Die genannten Angebote beschränken sich nicht nur auf den Standort des<br />
Nachbarschaftshauses, sondern finden teilweise dezentral an anderen Standorten<br />
statt.<br />
5.2.3.1 Zentral als Standort<br />
Das Angebot im Haus enthält einen offenen Bereich zum Treffen und Austauschen<br />
oder, um einfach nur einen Kaffee zu trinken. Zudem gibt es von Montag bis Freitag<br />
einen festen Mittagstisch und im Sommer steht der Garten ebenfalls als Treffpunkt<br />
offen. Am Wochenende ist das Haus nach Absprache offen. Darüber hinaus gibt es<br />
regelmäßige Angebote im geschlossenen Bereich für Begegnung, Beratung, Musik,<br />
Tanz, Bewegung, Umwelt, Kreativangebote, Bildung & Erziehung, Sprachen,<br />
Selbsthilfe, Spiele und Theater (siehe hierzu auch den vorherigen Punkt 5.2.3<br />
Struktur der Angebote). Diese Angebote beschränken sich nicht nur auf den Standort<br />
selbst, sondern finden auch an dezentralen Standorten statt.<br />
Gemäß den Arbeitsbereichen sind folgende Arbeitsschwerpunkte im Haus selbst zu<br />
finden:<br />
„Stadtteilarbeit und Freiwilliges Engagement“:<br />
• „KiezAktivKasse“: Die „KiezAktivKasse“ ist ein Programm aus der Nachbarschaft<br />
für die Nachbarschaft. Ziel ist es, das solidarische Miteinander<br />
vor Ort generationsübergreifend und interkulturell zu fördern. „Im Rahmen<br />
der KiezAktivKasse engagieren sich Stadtteilbewohner in verschiedenen<br />
Bereichen. Sie können als Projektanbieter Anträge stellen, Jury-<br />
50
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
mitglied werden und über die Vergabe von Fördergeldern mitentscheiden<br />
oder als Fundraiser Spender aus der Nachbarschaft gewinnen.“ 41<br />
„Bildung und Erziehung“<br />
• Kindertagesstätte „Spielhaus“ mit 26 Plätzen<br />
„Kultur und Nachbarschaft“<br />
• Treffpunkt Erfahrung: Hier wird Eigeninitiative gefördert und Hilfe zur<br />
Selbsthilfe gegeben. Der Treffpunkt lebt vom Engagement der Besucher.<br />
Es finden Vorträge, Lesungen, oder aber Museumsbesuche statt.<br />
Zudem nutzen die Besucher den Treffpunkt, um beispielsweise ihre<br />
Kunst vorzustellen (Malerei, Theater, Musik).<br />
• Theater: Kulturelle Ansätze werden seit Beginn des Vereins im Nachbarschaftshaus<br />
verfolgt, so gibt es vier Theaterprojekte im Nachbarschaftshaus:<br />
o<br />
Theatergruppe Ikarus seit 1988 (drei Generationen spielen zusammen)<br />
o Kieztheater Kreuzberg seit 2005<br />
o<br />
o<br />
Urbanensemble seit 2006 (ein Theater von Arbeitslosen, prekär<br />
Beschäftigten und Freiberuflern)<br />
Legislatives Theater seit 2008 (Theater trifft Politik)<br />
Zudem gibt es im Nachbarschaftshaus selbst nicht nur Projekte und Arbeitsbereiche,<br />
sondern auch drei eigenständige Organisationen, die seit Jahrzehnten als<br />
Mieter/Nutzer mit im Hause sind:<br />
• Tanzschule Taktlos: Aus der Initiative "Tanz im Nachbarschaftsheim"<br />
wurde 1988 die Tanzschule Taktlos.<br />
• Kreuzberger Tauschring: Ist der erste Tauschring in Berlin und einer der<br />
ersten in Deutschland. Gegründet wurde der Tauschring 1995 im Nachbarschaftshaus.<br />
• Berliner Liedertafel e.V.: Die Berliner Liedertafel hat die Geschichte des<br />
Nachbarschaftshauses geschrieben und probt hier bereits seit 1924. 42<br />
„Beschäftigung und Qualifizierung“<br />
Seit 20 Jahren engagiert sich der Verein, Menschen beim Übergang in den ersten<br />
Arbeitsmarkt zu unterstützen. So werden drei unterschiedliche Projekte im Rahmen<br />
der arbeitsmarktpolitischen Programme umgesetzt. Die drei Projekte werden über das<br />
Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg finanziert. ÖBS (öffentlich geförderter<br />
Beschäftigungssektor) wird zusätzlich aus Landes- und ESF-Mitteln kofinanziert.<br />
• Kreuzberger Mehrarbeit - MAE nach § 16 (3), Satz 2 SGB II: Es haben<br />
sich verschiedene gemeinnützige Vereine in Friedrichshain-Kreuzberg<br />
zusammengeschlossen, um die Möglichkeit zu haben, unterschiedliche<br />
Einsatzplätze „in realistisch und sinnvollen Arbeitszusammenhängen<br />
41 Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff:<br />
15.12.2011).<br />
42 Vgl. Interview Matthias Winter am 01.09.2011. Berlin; Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter<br />
URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff: 15.12.2011).<br />
51
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
anzubieten“. 43 Es finden regelmäßig Verbundtreffen statt, welche rotierend<br />
bei den Kooperationspartnern stattfinden. 44<br />
• PottPoree - Arbeitsgelegenheit – Entgeldvariante nach § 16 d SGB II:<br />
Tätigkeit u.a. Hilfskräfte für Gastronomie; Auslieferung für Private, Kochen<br />
für Kindertagesstätte, Betreuung des Seniorenmittagstisches. 45<br />
• ÖBS (öffentlich geförderter Beschäftigungssektor) im Verein Nachbarschaftshaus<br />
Urbanstraße - Einzelförderung mit Beschäftigungszuschuss<br />
(BEZ) nach §16 e SGB II: Der Bereich ist für Menschen, die auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Hier finden diese Menschen<br />
in verschiedenen Arbeitsbereichen eine „sinnvolle und sinnstiftende Beschäftigung“.<br />
46<br />
5.2.3.2 Dezentral als Träger<br />
Der Verein hat ein breites Spektrum an Arbeitsbereichen, die, wie bereits<br />
beschrieben, vier Arbeitsschwerpunkten zugeordnet sind. Dezentral sind folgende<br />
Punkte zu finden:<br />
„Stadtteilarbeit und Freiwilliges Engagement“:<br />
Unter dem Arbeitsansatz GEKKO (Gemeinwesen – Entwicklung – Kommunikation –<br />
Kooperation - Organisation) betreibt der Verein seit vielen Jahren Stadtteilarbeit zur<br />
Wohnumfeldverbesserung, Partizipation von Bewohnern und der sozialen<br />
Stadtteilentwicklung. Als Träger/Treuhänder der Stadtteilarbeit ist der Verein an<br />
folgenden Standorten aktiv:<br />
• Quartiersmanagement in der Düttmann-Siedlung (2003)<br />
• GEKKO Graefe-Kiez – Gemeinwesenarbeit (seit 2000)<br />
• GEKKO Reichenberger Kiez – Gemeinwesenarbeit (seit 2008)<br />
• GEKKO Gneisenau – Gemeinwesenarbeit (2010) 47<br />
Zudem hat der Verein mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, der Ev.<br />
Kirchengemeinde Heilig Kreuz – Passion und der Volkssolidarität Landesverband<br />
Berlin e.V. die gemeinsame Trägerschaft für die „FreiwilligenAgentur KreuzbergFriedrichshain“.<br />
Bereits seit 1999 berät die Agentur Interessierte im Bereich freiwilliges<br />
Engagement. Hierzu gehört auch die Beratung, Informierung und Unterstützung<br />
gemeinnütziger Organisationen und Institutionen in diesem Bereich. Es gibt im Verein<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße zahlreiche Einsatzfelder 48 für freiwilliges<br />
Engagement. 49<br />
43 Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2010); S. 46.<br />
44 Zum Verbund gehören: Nachbarschaftshaus Urbanstr. e.V., Regenbogenfabrik Block 109 e.V., Till<br />
Eulenspiegel-Kette e.V., Interkulturell Feministisches Mädchenprojekt RABIA e.V., Kinderbauernhof<br />
auf dem Görlitzer e.V., Nachbarschaftshaus Centrum e.V., Sozialpädagogische Sondermaßnahme<br />
e.V., Zielona Gora e.V.; Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL:<br />
http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff: 15.12.2011).<br />
45 Vgl. Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter<br />
Zugriff: 15.12.2011); Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2010); S. 46.<br />
46 Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff:<br />
15.12.2011).<br />
47 Vgl. Interview Matthias Winter am 01.09.2011.<br />
48 Soziales, Kultur, Bildung, Umwelt, Politik, Sport, Medien, Handwerk, Gesundheit.<br />
49 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2011); S. 42.<br />
52
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
„Bildung und Erziehung“<br />
Der Verein ist ein anerkannter Träger in der Jugendhilfe. Die nachfolgenden<br />
Einrichtungen und Projekte der Kinder- und Jugendarbeit sind dezentral in der<br />
Trägerschaft des NHU:<br />
• Kindertagesstätte TausendFühler (24 Plätze)<br />
• Ergänzende Betreuung an der Bürgermeister-Herz-Grundschule, damit<br />
sich „Kinder in der Schule […] unabhängig von Herkunft und Geschlecht<br />
entwickeln, bilden und ihre Persönlichkeit frei entfalten können“. 50<br />
• Kinderfreizeiteinrichtung Hasenheide 44 mit großer anliegender Freifläche<br />
(offener Bereich und Angebote im geschlossenen Bereich für Kinder<br />
im Alter von 8 bis 13 Jahren).<br />
• Interkulturelle NaturWerkstadt: Ist ein Projekt, um Kindern in der Stadt<br />
die Natur näher zu bringen. Im so genannten „Gartenjahr“ können Kinder<br />
im Alter von 9 bis 11 Jahren Pflanzen vom Säen bis zur Ernte begleiten.<br />
Zusätzlich gibt es die Dachimkerei für Kinder im Alter von 12 bis<br />
17 Jahren. Unter fachlicher und pädagogischer Anleitung betreuen die<br />
jungen Menschen ein Jahr lang ein Bienenvolk. 51<br />
• Jugendfreizeiteinrichtung drehpunkt: Die Jugendfreizeiteinrichtung richtet<br />
sich mit ihrem Angebot an Kinder und Jugendliche im Alter von 12<br />
bis 17 Jahren. Das Angebot reicht von einem offenen Bereich mit einem<br />
Ort zum Treffen und Chillen bis hin zu einem geschlossenen Bereich mit<br />
beispielsweise kreativen Angeboten, wie Airbrush, Tanzen, Sport oder<br />
Arbeiten in der Holzwerkstatt. Ebenso gibt es Unterstützung bei<br />
Hausaufgaben.<br />
• Schülerclub BREAK (Lina-Morgenstern-Schule): Im Fokus der Arbeit<br />
steht eine Schnittstelle zwischen Schule, Nachbarschaft und Jugend zu<br />
schaffen. Es geht um die Gestaltung von Freizeitaktivitäten, Beratungsangebote,<br />
Hilfe zur beruflichen Orientierung sowie Projektarbeit im<br />
Klassenverband. 52<br />
• Jugendhilfeeinrichtung PlanTage: Die Einrichtung PlanTage existiert seit<br />
1985. Hier bekommen junge, leicht straffällig gewordene Jugendlich eine<br />
Chance, ihr Leben neu in die Hand zu nehmen.<br />
„Kultur und Nachbarschaft“<br />
• Kreuzberger Stadtteilzentrum: Der Nachbarschaftstreff im Reichenberger<br />
Kiez steht Alt und Jung sowie Menschen unterschiedlichster Herkunft<br />
und Kultur offen. Es gibt ein breites Angebot von Beratung über<br />
die Schreibaby-Ambulanz, einem Kiezcafé, einer Tauschbibliothek, Kreativ-<br />
und Seniorengruppen bis hin zur Vergabe von Räumen an Menschen,<br />
„ die sich für den Stadtteil oder in Selbsthilfegruppen engagieren<br />
oder ihr Wissen und Können für andere einsetzen, zum Beispiel in Yoga-,<br />
Zeichnen- oder Entspannungskursen“. 53<br />
„Beschäftigung und Qualifizierung“<br />
50 Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2011); S. 46.<br />
51 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2011); S. 20.<br />
52 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2011); S. 50.<br />
53 Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2011); S. 54.<br />
53
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Auf diesen Bereich wurde bereits in Kapitel „5.2.3.1 Zentral als Standort“ konkret<br />
eingegangen. Er findet sich sowohl im zentralen als auch im dezentralen<br />
Angebotsbereich des Nachbarschaftshauses Urbanstraße e.V. wieder.<br />
• Kreuzberger Mehrarbeit<br />
• ÖBS im Verein Nachbarschaftshaus Urbanstraße<br />
• PottPoree (Hilfskräfte für Gastronomie; Auslieferung für Private, Kochen<br />
für Kindertagesstätte)<br />
5.2.4 Finanzieller Aufbau<br />
Die Finanzierung des Vereins Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. erfolgt durch<br />
mehrere verschiedene Finanzierungsquellen, zum Teil auch Kofinanzierungen. Der<br />
Haushalt umfasst insgesamt für alle oben genannten Bereiche ca. 3,5 Mio. Euro. Die<br />
Grundfinanzierung des Hauses erfolgt über das Infrastrukturprogramm Stadtteilzentren<br />
des Senats. Diese Kernfinanzierung macht 7% des Haushalts aus und wird für<br />
Personal- und Betriebskosten verwendet. Die Stadtteilarbeit im Gneisenaukiez und<br />
Reichenberger Kiez wird durch eine Kofinanzierung aus dem Infrastrukturprogramm<br />
und dem Europäischen Sozialfonds getragen. Die Gelder sind befristet. Die<br />
Förderung läuft 2013 aus. Sie macht 10% des Haushalts aus. Die Kindertagesstätten<br />
werden über den Senat finanziert. Der Arbeitsschwerpunkt „Beschäftigung und<br />
Qualifizierung“ wird über das Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg finanziert. ÖBS<br />
(öffentlich geförderter Beschäftigungssektor) wird aus Landes- und ESF-Mitteln<br />
kofinanziert. Des Weiteren erfolgen Finanzierungen und Vergünstigungen über<br />
verschiedene Geldgeber, Spenden, Anschreiben von Stiftungen, Nachlass von Mieten<br />
bei Wohnungsgesellschaften oder es werden vom Bezirk Räumlichkeiten kostenfrei<br />
zur Verfügung gestellt. Auf diesem Wege können pro Jahr 30-50 Projekte finanziert<br />
werden.<br />
Gegenwärtig wird das Nachbarschaftshaus Kreuzberg finanziell gefördert durch:<br />
• die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales<br />
• die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
• die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />
• das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg<br />
• das Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg<br />
• den Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />
• die Charlotte-Steppuhn-Stiftung<br />
• den Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin<br />
• die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin (jfsb)<br />
• Aktion Mensch und dieGesellschafter.de<br />
• Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt<br />
• respectABel<br />
• Kreuzberger Kinderstiftung<br />
54
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
• Stiftung Pfefferwerk 54<br />
Zudem wird die Arbeit des Vereins neben den hauptamtlichen Mitarbeitern von vielen<br />
ehrenamtlich und bürgerschaftlich engagierten Menschen je nach ihrem Interesse und<br />
ihren Fähigkeiten unterstützt und getragen. 55<br />
Neben öffentlichen Finanzierungsquellen setzt das Nachbarschaftshaus Urbanstraße<br />
auf Nachhaltigkeit und Selbstfinanzierung. 2005 wurde damit begonnen die<br />
„KiezAktivKasse Kreuzberg“ aufzubauen. Diese finanziert sich über Spenden aus<br />
dem Stadtteil heraus und fördert auf diesem Wege gemeinwesenorientierte<br />
Projekte. 56<br />
5.2.5 Kooperationen<br />
Die bisherige Darstellung zeigt, dass das Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. auf<br />
breiter Ebene mit anderen Trägern, Vereinen, Institutionen, Gewerbetreibenden und<br />
Bürgern sowie Kindertagesstätten und Grundschulen kooperiert und, dass ohne diese<br />
Kooperationen die Arbeit nicht machbar wäre. Die nachfolgende Darstellung ist<br />
exemplarisch zu verstehen und ist keine komplette Auflistung der Kooperationspartner<br />
des Nachbarschaftshauses Urbanstraße e.V. Es wurde auf eine vollständige<br />
Auflistung und Beschreibung des Netzwerks verzichtet, da sie den Rahmen der<br />
Darstellung unter diesem Punkt sprengen würde. Zudem wurden einige der<br />
Kooperationen bereits in den vorhergehenden Kapiteln benannt.<br />
So ist beispielsweise die Arbeit im Bereich der „KiezAktivKasse Kreuzberg“ nur durch<br />
die Kooperation mit Bürgern und lokalen Gewerbetreibenden machbar, im Bereich<br />
„Beschäftigung und Qualifizierung“ nur durch die Zusammenarbeit im Verbund mit<br />
Regenbogenfabrik Block 109 e.V., Till Eulenspiegel-Kette e.V., Interkulturell<br />
Feministisches Mädchenprojekt RABIA e.V., Kinderbauernhof auf dem Görlitzer e.V.,<br />
Nachbarschaftshaus Centrum e.V., Sozialpädagogische Sondermaßnahme e.V. und<br />
Zielona Gora e.V. 57 . Im letzteren Bereich finden regelmäßig Treffen, rotierend bei den<br />
jeweiligen Verbundpartnern statt. Auf diese Weise und durch die Kooperation mit dem<br />
Jobcenter ist es möglich, schnell und unkompliziert den Einsatzort des Mitarbeiters zu<br />
wechseln und dem jeweiligen Teilnehmer passgenaue Tätigkeiten anzubieten.<br />
54 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff:<br />
15.12.2011).<br />
55 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff:<br />
15.12.2011).<br />
56 Vgl. Interview Matthias Winter am 01.09.2011.<br />
57 Vgl. Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter Zugriff:<br />
15.12.2011).<br />
55
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V.<br />
Verein mit ca. 70 Mitgliedern<br />
Mitgliederversammlung mind. 1 x jährlich Jahreshauptversammlung<br />
Arbeitsausschuss<br />
Trifft die vereinszwecke erforderlichen<br />
Beschlüsse<br />
9 Mitglieder9<br />
Vorstand<br />
Vertritt den Verein nach außen<br />
4 Mitglieder<br />
Geschäftsführer<br />
Beratende Funktion gegenüber Arbeitsausschuss und<br />
Vorstand<br />
Trägt Verantwortung und ist Entscheidungsbefugt<br />
Zentral: Als Standort<br />
Dezentral: Als Träger<br />
(Gebäude, Grundstück)<br />
Interkultureller Begegnungsort für Alt<br />
und Jung<br />
Offener<br />
Bereich<br />
Geschlossener<br />
Bereich<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Arbeitsschwerpunkt Beschäftigung und<br />
Qualifizierung<br />
z.B.<br />
Kaffetrinken<br />
Stadtteilarbeit und<br />
Freiwilliges Engagement<br />
Bildung und Erziehung<br />
Kultur und Nachbarschaft<br />
Im NHU je nach Qualifizierung<br />
KiezAktivKasse<br />
lebt vom bürgerschaftlichen<br />
Engagement<br />
Kita<br />
„Spielhaus“<br />
Treffpunkt Erfahrung<br />
Mieter Nutzer im Haus<br />
Theater im NHU<br />
ÖBS<br />
Kreuzberger Mehrarbeit<br />
Netzwerk von Trägern und lokalen<br />
Akteuren<br />
PottPoree<br />
Förderung durch Spenden,<br />
„Jugend- und<br />
Familienstiftung des Landes<br />
Berlin, „Quartiersmeister<br />
Bier für den Kiez“<br />
Berliner Liedertafel e.V. Tanzschule Taktlos Kreuzberger Tauschring<br />
für langzeitarbeitslose Menschen<br />
zusätzliche Arbeitsgelegenheiten in<br />
sozial-kulturellen, handwerklichkreativen<br />
sowie Medien- und<br />
Bildungsbereichen<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Stadtteilarbeit und<br />
Freiwilliges Engagement<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Bildung und Erziehung<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Kultur und Nachbarschaft<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Beschäftigung und<br />
Qualifizierung<br />
An den verschiedenen<br />
Standorten je nach<br />
Qualifizierung<br />
Quartiersmanagement<br />
Düttmann-Siedlung<br />
GEKKO<br />
Gemeinwesen,<br />
Entwicklung, Kooperation,<br />
Kommunikation,<br />
Organisation<br />
(Graefe-Kiez,<br />
Reichenberger Kiez,<br />
Gneisenau Kiez)<br />
Freiwilligenagentur<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Kooperation mit BA<br />
Friedrichshain-Kreuzberg,<br />
Heilig-Kreuz-Gemeinde<br />
Kita „TAUSENDFÜHLER“<br />
(Friesenstr. 4)<br />
Ergänzende Betreuung in<br />
der Bürgermeister-Herz-<br />
Grundschule<br />
(Wilmsstr.10)<br />
Interkulturelle<br />
NaturWerkStadt<br />
Drehpunkt<br />
Kinder- und Jugendtreff<br />
(Urbanstraßestraße)<br />
BREAK<br />
Projekt Nachbarschaft und<br />
Schule<br />
Hans-Sachs-Oberschule,<br />
Mehringdamm 57<br />
Lina-Morgenstern-Schule<br />
Gneisenaustr. 7<br />
Kinderfreizeiteinrichtung<br />
Hasenheide 44<br />
Projekt PlanTage<br />
Straffällig gewordene<br />
Jugendliche<br />
(Hasenbau)<br />
Kreuzberger<br />
Stadtteilzentrum<br />
Der Nachbarschaftstreff im<br />
Reichenberger Kiez<br />
Kreuzberger Mehrarbeit<br />
Netzwerk von Trägern und<br />
lokalen Akteuren<br />
für langzeitarbeitslose<br />
Menschen zusätzliche<br />
Arbeitsgelegenheiten in<br />
sozial-kulturellen,<br />
handwerklich-kreativen<br />
sowie Medien- und<br />
Bildungsbereichen<br />
ÖBS<br />
PottPoree<br />
56
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5.3 Beispiel Moabiter Ratschlag e.V. – Stadtschloss Moabit<br />
5.3.1 Entwicklung Moabiter Ratschlag e.V. – Stadtschloss Moabit<br />
Der Verein „Moabiter Ratschlag e.V.“ wurde 1990 von Initiativen und engagierten<br />
Menschen aus Moabit als Dachverband für Betroffenenräte und Bürgerinitiativen in<br />
Moabit gegründet. Im Fokus der Arbeit stand zunächst Bürgerbeteiligung in der<br />
Stadtteilentwicklung. Der Verein organisierte in Kooperation mit vielen Akteuren und<br />
Initiativen die Bürgerbeteiligung in den Sanierungs- und Erneuerungsgebieten<br />
Moabits. 1997 wurde der Verein als einer der ersten als Träger der „Beteiligung von<br />
Kindern und Jugendlichen im Stadtteil“ in Berlin aktiv. Seit Mitte der 1990er Jahre ist<br />
die Arbeit sehr projektorientiert. Mit dem Bezirksamt wurde ein Nutzungsvertrag für<br />
den Schulgarten in der Birkenstraße vereinbart, um ein Konzept für außerschulische<br />
Kunst-Natur-Angebote umzusetzen. 1998 wurde in einer Gemeinschaftsinitiative der<br />
Mädchen-Kultur-Treff für türkische und arabische Mädchen gegründet. Zudem<br />
begann zu dieser Zeit eine intensive Zusammenarbeit mit den lokalen Schulen. Den<br />
Beginn machte die Einrichtung eines Schülerclubs in der James-Krüss-Grundschule.<br />
Anfang 2000 wollte das Quartiersmanagement Moabit West einen zentralen Ort für<br />
Begegnung und Austausch im Quartier schaffen. Damals wurde das Gebäude des<br />
heutigen Nachbarschaftshauses durch die Volkshochschule genutzt und nebenan war<br />
in zwei Häusern eine Bibliothek untergebracht. Aufgrund rückläufiger Nutzerzahlen<br />
sollte die Bibliothek geschlossen werden. So kam das Quartiersmanagement und der<br />
Moabiter Ratschlag auf die Idee, ob man nicht durch Umnutzung den Standort<br />
erhalten könnte. Unter dem damaligen Kulturstadtrat konnte die Vereinbarung<br />
getroffen werden, dass unter der Trägerschaft des Moabiter Ratschlags in der<br />
Rostocker Straße ein Nachbarschaftshaus eingerichtet wird, sofern die Bibliothek,<br />
zwar verkleinert, am Standort verbleibt. Im Jahre 2001 übernahm der Moabiter<br />
Ratschlag die Trägerschaft für das neue Nachbarschaftshaus in der Rostocker<br />
Straße, das durch eine Bürgerjury den Namen „Stadtschloss Moabit“ erhielt. Seitdem<br />
ist das Nachbarschaftshaus der Ausgangspunkt für die Arbeiten des Moabiter<br />
Ratschlags im Stadtteil. 58<br />
5.3.2 Organisation<br />
Das Nachbarschaftshaus „Stadtschloss Moabit“ befindet sich in der Trägerschaft des<br />
Vereins Moabiter Ratschlag e.V. Die Arbeit des Moabiter Ratschlags e.V. verteilt sich<br />
zum einen auf das Nachbarschaftshaus „Stadtschloss Moabit“ als Standort selbst und<br />
zum anderen gibt es zahlreiche Angebote und Kooperationen, die dezentral<br />
außerhalb des Standortes zu finden sind. Der Verein existiert heute 20 Jahren und<br />
konzentriert sich mit seinem niedrigschwelligen, nachbarschaftsnahen Wirken<br />
insbesondere auf die Menschen, die sozial benachteiligt sind. Der Jahresbeitrag für<br />
die Mitgliedschaft im Verein beträgt 15 Euro. In einer mindestens zweimal jährlich<br />
stattfindenden Mitgliederversammlung wird ein Vorstand gewählt, der mindestens 3<br />
Mitglieder hat und den Verein als Rechtsperson nach außen hin vertritt. Ebenso in der<br />
Mitgliederversammlung werden Themenbereiche festgelegt nach denen<br />
Arbeitsgruppen gebiets- oder themenbezogen gebildet werden. Jede Arbeitsgruppe<br />
muss mindestens über 3 Mitglieder verfügen. Aus dem Vorstand und je einem<br />
Vertreter der Arbeitsgruppen bildet sich der sogenannte „Erweiterte Vorstand“. Dieser<br />
„Erweiterte Vorstand“ ist für die Entwicklung der Aufgabenfelder sowie der Projekte<br />
verantwortlich sowie für die Einstellung der Mitarbeiter und des Geschäftsführers. Er<br />
58 Vgl. Die Informationen zum Stadtschloss Moabit und zum Moabiter Ratschlag stammen aus einem<br />
Interview mit Elke Fenster.<br />
57
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
führt die Geschäfte und ist für die laufende Verwaltung verantwortlich. Die Vorstände<br />
und Mitglieder in den Arbeitsgruppen sind ehrenamtlich tätig. 59<br />
Der Moabiter Ratschlag e.V. ist Mitglied im paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin<br />
und im Verband für sozialkulturelle Arbeit e.V.<br />
Viele der Mitarbeiter sind bereits seit einigen Jahren im Nachbarschaftshaus tätig. Es<br />
arbeiten je nach Aufgabenfeld verschiedene Fachkräfte wie Sozialpädagogen für den<br />
Verein. Ergänzt wird das Personal durch den Bereich Beschäftigung und<br />
Qualifizierung. Hier ist der Verein bemüht Langzeitarbeitslose wieder für den ersten<br />
Arbeitsmarkt zu befähigen. So arbeiten in Kooperation mit dem Jobcenter einige<br />
ÖBS- und MAE-Kräfte für den Verein und bewerkstelligen somit die Arbeit im Haus<br />
und an den dezentralen Standorten. Das Personal für die Bibliothek beim<br />
Stadtschloss wird durch den Bezirk gestellt und kommt von der Hauptbibliothek<br />
Bruno-Lösche. Dadurch gibt es vor Ort nur beschränkte Öffnungszeiten 60 . Zusätzlich<br />
arbeiten viele Ehrenamtliche je nach ihrem Interesse und nach ihrer Qualifizierung für<br />
den Verein. Den Menschen ist es wichtig, etwas bewirken zu können und<br />
Anerkennung für ihre Leistung zu erhalten. Sie „wollen Teilhabe an der Gesellschaft<br />
und Wertschätzung“. So wird die Ehrenamtsbörse im Haus durch eine Türkin und<br />
eine Araberin geführt. „Viele kommen hierher, weil sie versuchen, wieder auf dem<br />
Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“<br />
5.3.3 Zentral als Standort - Struktur der Angebote<br />
Die Tätigkeit des Moabiter Ratschlags e.V. hat sich von seinem Beginn an gewandelt<br />
und ergänzt. Während anfänglich die klassische Bürgerbeteiligung und darauf folgend<br />
die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Fokus stand, ist es heute die<br />
niedrigschwellige, nachbarschaftsnahe sozial-kulturelle Arbeit. „Das Nachbarschaftshaus<br />
ist (…) ein interkultureller und integrativer Treffpunkt mit Nachbarschaftstreff,<br />
Bibliothek, Kinderetage, Bildungs- und Freizeitangeboten, sozialer Beratung und<br />
Unterstützung sowie einer Ehrenamtsbörse.“ Das Motto ist „Gemeinsam sind wir<br />
stärker“ und das nicht nur kulturell, sondern generationsübergreifend.<br />
Das Nachbarschaftshaus ist so ausgerichtet, dass es viel Raum für neue<br />
Möglichkeiten lässt und man flexibel auf neue Bedarfe der Nutzerstruktur reagieren<br />
kann. So werden die Nutzer in die Gestaltung des Programms des Nachbarschaftshauses<br />
mit einbezogen, Kurse für verschiedene Kulturen z.B. Handarbeitsgruppe<br />
angeboten. Bei der Ausgestaltung von Festen wird darauf geachtet, dass alle<br />
zusammenkommen, helfen und sich gegenseitig unterstützen. Bei der Ausgestaltung<br />
des Programms wird von den Interessen der Gruppen ausgegangen und wo hier<br />
Anknüpfungspunkte liegen, um die Gruppen zusammenzubringen. Im Speziellen sind<br />
die Angebote sozial orientiert und richten sich an Menschen, die mit regulären<br />
Angeboten in diesem Bereich schwer oder überhaupt nicht zu erreichen sind. Für<br />
angestammte Deutsche gibt es ein geringeres Angebot, weil bei den Angeboten<br />
oftmals Personen mit einem Migrationshintergrund dahinter stehen.<br />
Neben einem offenen Bereich, wo sich alle Menschen treffen und austauschen<br />
können, gibt es einen geschlossenen Bereich mit regelmäßigen Angeboten,<br />
Projekten, Kursen und Gruppen. Die Angebote sind größtenteils kostenlos, allerdings<br />
muss vereinzelt ein Unkostenbeitrag gezahlt werden.<br />
Den Kern des offenen Bereichs bilden der Nachbarschaftstreff sowie der feste<br />
Mittagstisch. Menschen können sich hier treffen und austauschen, Zeitung lesen, ihre<br />
Mails abrufen oder einfach nur entspannen. Im Sommer ist zusätzlich die Terrasse<br />
59 Vgl. Satzung des Vereins Moabiter Ratschlag e.V.; Fassung vom 26.04.2004. Berlin; S. 4.<br />
60 Offen an drei Nachmittagen in der Woche.<br />
58
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
zur Nutzung geöffnet. Bei Bedarf ist es möglich, den Raum des Nachbarschaftstreffs<br />
zu teilen. Ergänzend finden offene Treffen an speziellen Tagen nur für Frauen,<br />
Männer oder Senioren statt. Abends und am Wochenende steht das Haus für<br />
Gruppen und Veranstaltungen offen.<br />
Geschlossener Bereich (Regelmäßiges Angebot/ Gruppen/ Kurse):<br />
• Stadtteilpolitik und -geschichte: Es finden in regelmäßigen Abständen<br />
Treffen und runde Tische statt, u.a. Stadtteilplenum für Anwohner in<br />
Kooperation mit dem Quartiersmanagement West (Aktuelle Informationen<br />
über die Stadtteilentwicklung); VHS-Geschichtswerkstatt; Runder<br />
Tisch für Senioren (qualitative Verbesserung des Kiezes, Schließen von<br />
Versorgungslücken)<br />
• Angebote für Kinder: Im Haus gibt es eine extra Kinderetage mit u.a.<br />
Kreativ-, Spiel und Sportangeboten, PC-Club, Gitarrenkurs, Kochen,<br />
Backen, Hausaufgabenhilfe, Ausflügen und einem speziellen Programm<br />
in der Ferienzeit. Für 1,50 Euro gibt es einen Mittagstisch für Kinder.<br />
• Angebote für Erwachsene: u.a. PC-Kurs, Nähwerkstatt, Handarbeitsgruppe,<br />
Deutschkurse für Eltern, Malkurs, Gestalten mit Ton, Yoga oder<br />
Stepptanz, Ballett für Erwachsene, Singen, Gitarrenkurs oder Saz-<br />
Gruppe.<br />
• Feste und Veranstaltungen: u.a. Familien-Sonntage, Kreativ-Marktplatz<br />
(Verkauf selbstgemachter Sachen und Anleitung zum Selbermachen),<br />
Goldener Oktober (Herbstfest).<br />
• BRAUCHBar / NUTZbar: Gebrauchtwarenbörse, Sperrmüll-Märkte,<br />
Reparaturwerkstatt, Secondhandladen; Ein Ort für alles, was zwar alt,<br />
aber noch brauch- und nutzbar ist.<br />
• Sozial- und Rechtsberatung u.a. Arbeitsrecht, Ausländerrecht, Familienrecht,<br />
Sozialrecht, Strafrecht, Verkehrs- und Vertragsrecht. 61<br />
• Büro Kinder- und Jugendbeteiligung: Fokus Mitreden, Mitgestalten und<br />
Mitplanen in der Stadtteilentwicklung. 62<br />
Struktur des Hauses:<br />
• Im Hochparterre wurde eine Kreativwerkstatt und ein Bewegungsraum<br />
eingerichtet.<br />
• Die erste Etage ist den Kindern vorbehalten: Hier gibt ein breites Angebot<br />
für Mädchen und Jungen im Alter von 6-12 Jahren (Hausaufgabenhilfe,<br />
Kreativ-, Spiel- und Sportangebote). Zudem gibt es ein Ferienprogramm.<br />
• In der zweiten Etage befinden sich Gruppenräume und ein Computerraum.<br />
• In der dritten Etage befindet sich das Info-Büro und gibt Informationen<br />
zu den Angeboten, zu Beteiligungsmöglichkeiten und zur Vermietung<br />
und Belegung von Räumen. 63<br />
61 Vgl. Moabiter Ratschlag e.V. (Hrsg.) (2011; S 5ff.<br />
62 Vgl. Moabiter Ratschlag e.V. (Hrsg.) (2011; S 11 ff., 20.<br />
63 Vgl. Moabiter Ratschlag e.V. (Hrsg.) (2011); S 8 f.<br />
59
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Am Standort in der Rostocker Straße ist die Kurt-Tucholsky-Bibliothek zu finden. Hier<br />
werden zum normalen Bibliotheksbetrieb Lese-Nachmittage veranstaltet, und es gibt<br />
eine Lernwerkstatt zur Lernbegleitung und Sprachförderung.<br />
Außerdem ist das Konzept immer offen zu sein für externe Anfragen. Ob Private oder<br />
Initiativen, es werden Räumlichkeiten und die Infrastruktur für die jeweilige<br />
Veranstaltung zur Verfügung gestellt. D.h. Kiezinitiativen können die Räume<br />
kostenlos nutzen und werden unterstützt. Gruppen, die nicht aus dem Einzugsgebiet<br />
kommen, können die Räume mieten und zahlen je nach ihrer Finanzlage (große<br />
Unternehmen großer Betrag, kleine Initiativen kleiner Betrag).<br />
5.3.4 Dezentral als Träger - Standorte und ihre Angebote<br />
Da der Moabiter Ratschlag e.V. zunächst aus einer Initiative von Bürgern und lokalen<br />
Akteuren entstanden ist, hat der Verein seit seiner Anfangsphase dezentrale<br />
Angebote als Träger. Zu denen kamen im Laufe der Zeit weitere Projekte hinzu:<br />
• OTTO-Spielplatz: Ein pädagogisch betreuter Spielplatz im Ottopark in Alt-<br />
Moabit.<br />
• Mädchen-Kultur-Treff Dünja: Der Treff ist für Mädchen und junge Frauen im<br />
Alter von 10 bis 21 Jahren. Der Treff gründete sich, weil die jungen Frauen<br />
außerhalb der Schule einen Treffpunkt wollten . In den Treff kommen viele<br />
Mädchen arabischer, türkischer und kurdischer Herkunft.<br />
• Schulgarten Moabit: Freizeitangebote im Bereich Umwelt, Natur und Kunst<br />
auf einem 8000qm großen Grundstück.<br />
• Kita Kooperation Vorschulprojekt heißt „Fit für die Schule“: Rucksackprojekt<br />
mit Müttern im Vorschulbereich, damit die Eltern mit ihren Kindern lernen<br />
können auch in ihrer Muttersprache.<br />
• Partner von Schulen in der Schulsozialarbeit: Unterstützung und Beratung<br />
für Schüler und Eltern, Konfliktlotsentraining, Elterncafé und Praktikumsplatzvermittlung<br />
an der Gotzkowsky-Grundschule, Kurt-Tucholsky-<br />
Grundschule, Humboldthain-Grundschule, Gustav-Falke-Grundschule,<br />
Wartburg-Grundschule und -Oberschule.<br />
• Schülerclub in der James-Krüss-Grundschule<br />
• FAHRbar: Fahrradwerkstatt im Jugendklub „Schlupfwinkel“<br />
5.3.5 Finanzieller Aufbau<br />
Die Arbeit des Moabiter Ratschlag e.V. wird durch eine Vielzahl an Finanzierungsquellen<br />
gefördert. Den Grundstock bildet die Förderung über den Stadtteilzentrenvertrag<br />
des Senats. Weitere Mittel kommen vom Bezirksamt Mitte von Berlin und von der<br />
Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen. Dieser Grundstock bildet die<br />
Basis für die weitere Akquise, Gestaltung von Angeboten und Projekten. Vom Bezirk<br />
erhält der Verein unter anderem Zuwendungen in Form von Raumnutzungen, indem<br />
das Bezirksamt Miete und Betriebskosten übernimmt. Außerdem erhält der Verein<br />
Zuwendungen vom Jugendamt im Bereich der Jugendarbeit und für das Programm<br />
der Kinderetage.<br />
Für bestimmte Projekte und Initiativen erhält der Verein, Gelder aus den Programmen<br />
der Europäischen Union und den Bundesministerien. Ein großer Teil wird auch über<br />
Spenden finanziert.<br />
60
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Im Bereich Bildung und Qualifizierung arbeitet der Verein mit dem Jobcenter<br />
zusammen. So können MAE- und ÖBS-Kräfte durch Arbeitsfördermaßnahmen<br />
beschäftigt werden. Für viele dieser Menschen ist dies wichtig, da sie teilweise lange<br />
aus dem Berufsleben heraus sind. Die Menschen haben hier die Möglichkeit wieder<br />
auf den ersten Arbeitsmarkt zu kommen.<br />
Sachmittel für die Bibliothek des Nachbarschaftshauses kommen über Spenden für<br />
Zeitschriften Abos und der Akquise von Drittmitteln für Bücher. Das Personal der<br />
Bibliothek wird vom öffentlichen Träger gestellt.<br />
Zudem ist das „Stadtschloss Moabit“ Mitglied im Verband für sozial-kulturelle Arbeit<br />
und im Verband der Nachbarschaftshäuser.<br />
Des Weiteren verfügt das „Stadtschloss Moabit“ über eine Ehrenamtsbörse. Durch<br />
das ehrenamtliche Engagement, Interesse und Mitwirken der Bewohner werden viele<br />
Bereiche des Nachbarschaftshauses bereichert.<br />
5.3.6 Kooperationen<br />
Ein Hauptbestandteil der Arbeit des Moabiter Ratschlags e.V. war von Anfang an die<br />
intensive Kooperation auf lokaler Ebene. Ein Ausdruck dieser Zusammenarbeit sind<br />
nicht nur regelmäßige Treffen zum Austausch, Bündelung von Ressourcen,<br />
Weitergabe von Informationen, sondern auch die Transparenz in der Zusammenarbeit.<br />
So sind im Veranstaltungsprogramm des Moabiter Ratschlags e.V. nicht nur die<br />
eigenen Angebote, Projekte und Standorte aufgeführt, auch die Angebote für Alt und<br />
Jung der Nachbarschaft und Selbsthilfe für Moabit sind enthalten, die sich nicht in<br />
Trägerschaft des Moabiter Ratschlags befinden. So ergänzen sich die Angebote,<br />
Ressourcen werden gebündelt und Doppelstrukturen können vermieden werden.<br />
Zu den Kooperationspartnern gehören u.a.:<br />
• Selbsthilfe – Kontakt und Beratungsstelle Berlin-Mitte (StadtRand GbR,<br />
StadtRand gGmbH)<br />
• SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit<br />
• B-Laden / Lehrter Straße (Für eine Billige Prachtstraße – Lehrter Straße e.V.)<br />
• K3 der Kiez Kids Klub im „Frecher Spatz e.V.“<br />
• BürSte e.V. (Bürger für den Staphankiez)<br />
• Vorschulprojekt „Fit für die Schule“ in Kooperation mit der Kita „Sprachwelt“ ;<br />
Rucksackprojekt mit Müttern<br />
• Quartiersmanagement Moabit-West<br />
• Quartiersmanagement Moabit-Ost<br />
Zudem werden Räume lokalen Akteuren im Nachbarschaftshaus zur Verfügung<br />
gestellt. So wird das Gebäude nicht nur vom Moabiter Ratschlag genutzt, sondern<br />
auch von anderen Trägern wie beispielsweise der Volkshochschule (PC-Kurse) oder<br />
der AWO (Seniorennachmittage).<br />
61
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Moabiter Ratschlag e.V.<br />
Mitgliederversammlung<br />
Mind. 2x jährliches Treffen<br />
Geschäftsführer<br />
Vorstand<br />
Wird von Mitgliederversammlung gewählt<br />
Vertritt den Verein nach außen<br />
mind. 3 Mitglieder<br />
Arbeitsgruppen<br />
gebiets- oder themenbezogen<br />
sind verantwortlich der Mitgliederversammlung und dem<br />
Vorstand<br />
Je Arbeitsgruppe mind. 3 Mitarbeiter<br />
Führung der laufenden Verwaltung<br />
Erweiterter Vorstand<br />
Besteht aus dem Vorstand und je einem Vertreter der Arbeitsgruppen<br />
Entscheidungsbefugt, führt bestehende Aufgabenfelder und schafft neue, berät die Mitglieder bei der Mitarbeit<br />
Zentral: Als Standort<br />
Dezentral: Als Träger<br />
„Stadtschloss Moabit“<br />
(Gebäude, Grundstück) Interkultureller<br />
Begegnungsort für Alt und Jung<br />
Offener Bereich<br />
Nachbarschaftstreff<br />
Offenes Angebot für Austausch und Begegnung<br />
multikulturell und generationsübergreifend<br />
Geschlossener Bereich<br />
Regelmäßige Angebote, Kurse, Gruppen<br />
Fester Mittagstisch<br />
Mittagstisch für Kinder<br />
Beratungsbüro<br />
Sozial- und Rechtsberatung<br />
Information über Angebote, Räume,<br />
Beteiligungsmöglichkeiten<br />
Kinderetage<br />
Büro Kinder- und Jugendbeteiligung<br />
Mitreden, Mitgestalten, Mitplanen<br />
Ehrenamtsbörse<br />
BRAUCHbar<br />
NUTZbar<br />
„Für alles was alt, aber<br />
noch brauch- und nutzbar“<br />
Heimatverein und Geschichtswerkstatt<br />
Kurt-Tucholsky-Bibliothek<br />
Lese-Nachmittage für Eltern und Kinder<br />
Lernwerkstatt und Sprachförderung<br />
Vergabe von Räumen<br />
Lokale Akteure könne, die Räumlichkeiten<br />
kostenlos nutzen; Akteure von außerhalb des<br />
Gebiets können Räume mieten<br />
Schulgarten Moabit<br />
Birkenstraße<br />
„Fit für die Schule“<br />
Kita-Kooperation, Vorschulprojekt mit der Kita „Sprachwelt“<br />
Schulen<br />
Sozialpädagogischer Partner von 5 Schulen in Moabit und<br />
Gesundbrunnen<br />
Gotzkowsky-Grundschule, Humboldthain-Grundschule, Kurt-<br />
Tucholsky-Grundschule, Gustav-Falke-Grundschule,<br />
Wartburg-Grund- und Oberschule<br />
Schülerclub in der James-Krüss-Grundschule<br />
Mädchen-Kultur-Treff Dünja<br />
OTTO-Spielplatz<br />
Ottopark pädagogisch betreuter Spielplatz<br />
FAHRbar<br />
Fahrradwerkstatt<br />
im Jugendklub „Schlupfwinkel“<br />
Kaiserin-Augusta-Allee<br />
62
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5.4 Zusammenfassung – Von anderen Stadtteilzentren lernen!<br />
Die Fallbeispiele zeigen, wie ein Stadteilzentrum, Nachbarschaftsheim / - haus oder<br />
ein Bürger- und Familienzentrum entstehen und sich entwickeln kann. Die<br />
beschriebenen Einrichtungen sind historisch gewachsen und können auf eine lange<br />
Geschichte zurück blicken, aus der sie für ihre Verantwortung und ihren Einsatzwillen<br />
für das Gemeinwohl, gelernt haben.<br />
Auch, wenn die sozialen Problemlagen im Nachkriegsberlin eine andere Gestalt<br />
hatten als heute, so sind diese in ihrer Grundstruktur und dem Wunsch nach<br />
Gemeinsamkeit und Austausch nach wie vor gegeben. Die moderne Gesellschaft<br />
stellt die Gestaltung des Zusammenlebens in einem Kiez vor neue Herausforderungen.<br />
Individualisierte Lebensstile, Anonymität in der Großstadt, Segregation,<br />
Problemlagen in sozial benachteiligten Stadtquartieren und Armutstendenzen<br />
bedürfen einer besonderen nachhaltig wirkenden Struktur, für die ein Bewusstsein<br />
und Vertrauen geschaffen werden muss.<br />
Jetzt gilt es, in der <strong>Schillerpromenade</strong> Geschichte zu schreiben. Die verabschiedete<br />
Rahmenstrategie des Senats zur Schaffung von Stadtteilzentren ermöglicht es, den<br />
Bedarf gegenüber Bezirks- und Landesebene zu formulieren und für künftige<br />
Planungen anzumelden und durchzusetzen. So wie bei den Fallbeispielen die<br />
Angebote und Strukturen zu einem Begegnungsort aus den „Häusern herausgewachsen“<br />
sind, d.h. bottom-up, gibt es auch in der <strong>Schillerpromenade</strong> bereits ein breites<br />
Angebot von Einrichtungen und Initiativen. Diese gilt es nachhaltig für die Bewohner<br />
zur Steigerung ihrer Lebensqualität zu verankern und zu verstetigen. Die<br />
Herausforderung besteht darin, dass die Strukturen eines Netzwerkes für das künftige<br />
Bürger- und Familienzentrum im Schillerkiez entstehen müssen. Dies ist nicht<br />
unproblematisch, da es hier gilt Kooperationen und Zielvereinbarungen zu finden, die<br />
unterschiedlichen Trägern obliegen, aus denen jeweils eigene Interessen erwachsen<br />
und die aus unterschiedlichsten Förderkulissen finanziert werden. Diese gilt es, in<br />
einem Netzwerk ohne Konkurrenzen und der Schaffung von Doppelstrukturen unter<br />
einem Dach zu vereinen. Vor diesem Hintergrund sowie knapper Haushaltskassen<br />
und dem Auslaufen des Programms Soziale Stadt, wodurch viele der bestehenden<br />
Angebote, die gebraucht werden, von der Einstellung bedroht sind, ist die gezielte<br />
Koordinierung des Aufbaus eines Netzwerks in der <strong>Schillerpromenade</strong> von<br />
Bedeutung.<br />
Der Aufbau der Organisation und der Finanzplanung der Fallbeispiele zeigen auf,<br />
dass ein Bürgerzentrum nicht ohne eine gewisse Grundfinanzierung machbar ist. Für<br />
die <strong>Schillerpromenade</strong> bedeutet dies Lobbyarbeit und das Finden eines geeigneten<br />
Trägers. Auch wenn die gezeigten Fallbeispiele über eine Art Grundfinanzierung<br />
verfügen, so machen diese, wie gezeigt, immer nur einen geringen Prozentsatz aus.<br />
Der Großteil der Arbeit in den Fallbeispielen wird über die Akquirierung weiterer<br />
Finanzierungsquellen, Spenden und Kooperationen bewerkstelligt. Das heißt, es<br />
kommt konkret auf die Zusammenarbeit, gemeinsame Zielvereinbarung und<br />
Vernetzung mit anderen Akteuren an. Der stellvertretende Geschäftsführer des<br />
Nachbarschaftshauses Urbanstraße e.V, Markus Runge, formulierte dies wie folgt auf<br />
der BAG-Konferenz „Bürgerschaftliche Netzwerke stärken!“. Zu einer Gemeinwesenentwicklung<br />
gehören „der Aufbau nachhaltiger Stadtteilstrukturen durch Vernetzung<br />
und Kooperation sowie die Förderung der Partizipation von AnwohnerInnen,<br />
Gewerbetreibenden und lokalen Akteure“. 64 Dabei käme es auf stadtteilorientierte<br />
64 Markus Runge (stellvertretender Geschäftsführer Nachbarschaftshaus Urbanstraße) (2009): Vortag<br />
auf der BAG-Konferenz „Bürgerschaftliche Netzwerke stärken!“ vom 17.-18.09.2009 in Berlin; Unter<br />
63
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Netzwerke an, die längerfristig selbstorganisiert die Entwicklung des Stadtteils<br />
gestalten. 65<br />
URL: http://www.bagsozialestadtentwicklung.de/fileadmin/downloads/BAG-Konferenz-09-2009-<br />
Runge-Nachbarschaftshaus.pdf (letzter Zugriff: 15.12.2011).<br />
65 Markus Runge (stellvertretender Geschäftsführer Nachbarschaftshaus Urbanstraße) (2009): Vortag<br />
auf der BAG-Konferenz „Bürgerschaftliche Netzwerke stärken!“ vom 17.-18.09.2009 in Berlin; Unter<br />
URL: http://www.bagsozialestadtentwicklung.de/fileadmin/downloads/BAG-Konferenz-09-2009-<br />
Runge-Nachbarschaftshaus.pdf (letzter Zugriff: 15.12.2011).<br />
64
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Teil II Konzept für ein Bürger- und/ oder Familienzentrum<br />
in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Die Untersuchungen, die Gespräche mit Bewohnern und Experten, die Workshops<br />
und die Stadtteilkonferenz haben nicht nur gezeigt, dass die Einrichtung eines Bürgerund<br />
Familienzentrums gewünscht, sinnvoll, sogar notwendig ist. Es haben sich auch<br />
Ansatzpunkte gezeigt, an denen angesetzt werden kann, um ein Zentrum zu<br />
realisieren. Dies wird aber angesichts der zur Verfügung stehenden Mittel nur in<br />
einem langen Prozess möglich sein, bei dem alle Beteiligten gut kooperieren und die<br />
notwendige Ausdauer zeigen.<br />
Im Folgenden soll dieser Prozess angedacht werden. Dafür sollen die Aufgabe im<br />
Spektrum eines Bürger- und Familienzentrums aufgrund der speziellen Situation und<br />
Bedarfslage im Schillerkiez in zwei Prioritätsstufen eingeteilt werden, um die<br />
Anstrengungen und Ressourcen zunächst auf eine Auswahl von Aufgaben<br />
konzentrieren zu können. 66 Anschließend werden drei Aufbaustufen entwickelt, in<br />
denen sich das Bürger- und Familienzentrum in den nächsten Jahren realisieren<br />
kann.<br />
6 Angebotsbereiche eines Bürgerzentrums<br />
Das mögliche Angebots- und Aufgabenspektrum eines derartigen Zentrums ist so<br />
vielfältig, dass in den folgenden Aufzählungen von Aufgabenbereichen nur die<br />
wichtigsten genannt werden können. In einem Zentrum soll prinzipiell alles möglich<br />
sein, was für die soziale Stabilität der Bewohner und der Bewohnerschaft als Ganzes<br />
nötig ist und was das Zusammenleben fördert und sichert. Insoweit sollen und werden<br />
die Angebote und die Aktivitäten in dem Zentrum sich entsprechend den<br />
gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen des Lebens im Stadtteil<br />
wandeln. Sie werden aber mit wenigen Ausnahmen in den folgenden 6 Bereichen<br />
liegen.<br />
1. Treffpunkt/ Austausch<br />
Das Bürger- und Familienzentrum als Ort des Treffpunktes und des Austausches<br />
der Quartiersbewohner ist sowohl in den anderen Nachbarschaftshäusern,<br />
die in die Untersuchung einbezogen wurden (siehe Fallbeispiele), eine<br />
Kernfunktion, in der sich informell Nachbarschaftsstrukturen entwickeln,<br />
Informationen ausgetauscht werden und die verschiedenen Gruppen miteinander<br />
bekannt werden. In allen Gesprächen mit Bürgern und Experten, in<br />
den Workshops und in der Stadtteilversammlung wurde diese Funktion als<br />
eine zentrale und unverzichtbare Aufgabe gewertet, die, wenn immer möglich,<br />
von Anfang an in einem Zentrum vorhanden sein sollte.<br />
2. Beratung<br />
- offener Aufenthaltsbereich/Café<br />
- Treffen, Initiativen<br />
- Veranstaltungen zu Kiezthemen<br />
Dem Thema Beratung wird durchweg eine große Bedeutung beigemessen.<br />
Beratungsangebote sind angesichts einer Sozialstruktur mit hohen Anteilen<br />
von Personen mit einem geringen Bildungsstand, fehlenden Sprachkenntnis-<br />
66 Diese Priorisierung ist in der Stadtteilversammlung vorgestellt und von den Anwesenden bestätigt<br />
worden.<br />
65
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
sen und anderen kulturellen Erfahrungen besonders notwendig. Aber auch<br />
Bewohner ohne Bildungs- und Sprachprobleme haben einen wachsenden<br />
Beratungsbedarf, um die komplexer werdenden Angebotsstrukturen und<br />
administrativen Anforderungen durchdringen zu können.<br />
Allerdings gibt es bereits jetzt im Quartier ein ausgebautes Beratungsangebot<br />
von öffentlichen und privaten Trägern, das keineswegs durchgängig<br />
zukünftig von einem Bürger- und Familienzentrum übernommen werden soll.<br />
Die Aufgaben eines Zentrums in dieser Hinsicht sind dreierlei. Das Sammeln<br />
und zur Verfügung stellen der Informationen zum vorhandenen Angebot, die<br />
Koordinierung des Angebots zwischen den unterschiedlichen Trägern, um<br />
Lücken oder Angebotsüberschneidungen zu vermeiden und die Bereitstellung<br />
ergänzender Beratungsangebote, wenn sie anders nicht bereitgestellt<br />
werden können.<br />
- Familienberatung<br />
Es wurde überwiegend betont, dass Familienberatung weit überwiegend<br />
dezentral an Kitas und Schulen angeboten werden sollten.<br />
Hier seien die Eltern am besten zu erreichen. Zum einen, weil sie<br />
dort auf jeden Fall präsent sein müssen, zum anderen, weil sich<br />
dort eher ein Vertrauensverhältnis entwickeln könne. Schließlich sei<br />
in den Einrichtungen auch die besondere Situation der Kinder und<br />
der Familie zumeist gut bekannt, so dass effektiver und schneller<br />
beraten und geholfen werden könne.<br />
- Sozialberatung (Schulden/Hartz IV usw)<br />
- Mieterberatung<br />
- Gesundheitsberatung<br />
3. Kursangebote<br />
Die Themen für Kursangebote in einem Bürger- und Familienzentrum sind<br />
nahezu unbegrenzt. Sie reichen von Bildung über Gesundheit bis hin zur<br />
persönlichen Entwicklung und zur Freizeit. Dabei muss ein Zentrum natürlich<br />
Prioritäten setzen. Familienbildung, Sprachkurse für Migranten, Unterstützung<br />
bei der Schul- und der Berufsbildung sollten zum Angebotskanon gehören.<br />
Andererseits eignen sich Kursangebote besonders gut für die Einbeziehung<br />
von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die persönliche Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
ohne großen Aufwand in interessante Kursangebote umsetzen können.<br />
Hier bedarf es dann der organisatorischen Unterstützung durch das Zentrum.<br />
4. Information<br />
- Familienbildung<br />
- Sport/Gesundheit usw.<br />
Die Sammlung, Aufbereitung und Vermittlung aller relevanten Informationen<br />
zu Aktionen, Angeboten und Diskussionen im Quartier wird als ein Grundbaustein<br />
eines Bürger- und Familienzentrums angesehen. Diese, für das<br />
Zusammenleben im Gebiet und für die Effektivität des Angebots zentrale<br />
Funktion, benötigt relativ geringe personelle, räumliche und finanzielle Mittel,<br />
um wirksam zu sein.<br />
66
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
5. Netzwerk<br />
- Sammlung und Aufbereitung der Information über Angebote im<br />
Quartier<br />
- Aktuelle Übersicht Beratungsangebote außerhalb des Quartiers<br />
Der Aufgabenbereich der Information und der Herstellung und Pflege des<br />
Netzwerks haben einen breiten Überschneidungsbereich, da Netzwerkarbeit<br />
ohne einen möglichst umfassenden Informationsstand nicht effektiv betrieben<br />
werden kann. Ziel der Netzwerkarbeit ist die Verbesserung der Ausnutzung<br />
der Gebietsressourcen, in dem Kooperationen ermöglicht werden und<br />
vorhandene Ressourcen, die nicht voll ausgenutzt werden, einer besseren<br />
Nutzung zugeführt werden.<br />
Es hat sich in vielen Netzwerkuntersuchungen gezeigt, dass eine solche<br />
anspruchsvolle Arbeit nur in Ausnahmefällen von den Akteuren eines Gebiets<br />
quasi nebenbei geleistet werden kann. Ein Zentrum könnte und sollte<br />
diese Aufgabe schon deshalb übernehmen, weil die gute Ausnutzung der<br />
vorhandenen gebietlichen Möglichkeiten das Zentrum selbst von Aufgaben<br />
entlastet.<br />
- aktuelle Übersicht über Akteure, Angebote und Ressourcen<br />
- Entwicklung gemeinsamer Programmvorstellungen<br />
- Vermittlungsstelle freier Ressourcen<br />
6. Freiwilligenbetreuung<br />
Die Betreuung von Freiwilligen ist eine wichtige Aufgabe eines Zentrums aus<br />
zwei Gründen. Zum einen erhöht der Einsatz ehrenamtlicher Helfer den<br />
Wirkungsgrad eines Zentrums erheblich. Zum anderen trägt die Mitarbeit zu<br />
einer stärkeren Identifizierung mit dem Gebiet bei, sowohl bei den Freiwilligen,<br />
die für das Gebiet und die Nachbarschaft arbeiten, als auch bei anderen<br />
Bewohnern, die wahrnehmen, dass sich Mitbewohner für das Gebiet einsetzen.<br />
Aufgabe des Zentrums in diesem Zusammenhang ist die Vorbereitung und<br />
organisatorische Unterstützung von Freiwilligen und die Suche nach adäquaten,<br />
von den Freiwilligen gewünschten Einsatzmöglichkeiten im Kiez.<br />
Interne Aufgaben:<br />
Neben der Verwaltung des Bürger- und Familienzentrums hat das Team die wichtige,<br />
kontinuierliche Aufgabe, über die Projektakquisition zusätzliche Finanzmittel über die<br />
angestrebte Grundfinanzierung hinaus zu gewinnen. Es zeigt sich, dass alle Zentren<br />
nur einen relativ kleinen Teil ihrer Aktivitäten und Angebote über die Grundfinanzierung<br />
abdecken können. Diese dient in der Regel vor allem dazu, den offenen Betrieb<br />
zu finanzieren. Der große Teil des weiteren Angebots wird über zusätzliche<br />
Projektmittel finanziert, die regelmäßig eingeworben werden müssen.<br />
67
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
7 Prioritäten für die <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Das breite Aufgaben- und Angebotsspektrum, das hier nur skizziert werden kann und<br />
das in dieser Form in einem Zentrum nur mit Einschränkungen angeboten werden<br />
kann, erfordert in dem anstehenden Stadium der Realisierung aufgrund der eng<br />
begrenzten Ressourcen eine strenge Prioritätensetzung, um in den nächsten Jahren<br />
stufenweise den Aufbau vorantreiben zu können. In dieser Zeit sollen aber bereits<br />
arbeitsfähige Einheiten vorhanden sein, die wichtige Funktionen für das Quartier<br />
erfüllen.<br />
Die Kriterien, die für die Setzung von Prioritäten herangezogen werden sollen,<br />
stammen<br />
• aus dem Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept des Quartiersmanagement<br />
<strong>Schillerpromenade</strong>,<br />
• aus den Ergebnissen der Bewohner- und Experteninterviews sowie der<br />
Workshops im Rahmen dieser <strong>Machbarkeitsstudie</strong>,<br />
• aus der Analyse des vorhandenen Netzwerks und der Gebietsressourcen,<br />
• aus dem Abstimmungsergebnis in der Stadtteilversammlung.<br />
Es sind zwei Prioritätsstufen gebildet worden. Die erste, oberste Prioritätsstufe enthält<br />
die Funktionen, die aufgrund der Situation im Quartier als Kern eines Zentrums für<br />
unverzichtbar angesehen werden. Auf die Realisierung dieser Bereiche sollte daher in<br />
den nächsten Jahren der Aufbau konzentriert werden, damit am Ende dieser<br />
Aufbaustufe ein funktionsfähiges, sich selbst tragendes Zentrum vorhanden ist, das<br />
dann in der nächsten Stufe entsprechend den Möglichkeiten um die Bereiche der<br />
zweiten Priorität erweitert werden kann.<br />
7.1 Oberste Priorität<br />
7.1.1 Familienberatung (in Kitas und Schulen)<br />
Im Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept des Quartiersmanagements<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> werden im Handlungsfeld ‚Bewohneradäquate soziale<br />
Infrastruktur’ den Beratungsangeboten für Eltern und Familien eine hohe Priorität<br />
gegeben. 67 Diese Einschätzung wurde in den Interviews, den Workshops und der<br />
Stadtteilversammlung gestärkt und dieser Bereich als ein zentrales Angebot eines<br />
Bürger- und Familienzentrums bezeichnet.<br />
Allerdings wurde auch betont, dass derartige Beratungsangebote nur in<br />
Ausnahmefällen zentral angeboten werden sollten. Es sei vielmehr eine Dezentralität<br />
hinsichtlich von Elternberatungsangeboten in Kitas und Schulen anzustreben, weil<br />
dort die Eltern bereits vor Ort sind, keine zusätzlichen Wege und Anmeldungen nötig<br />
sind und in der Regel bereits ein Vertrauensverhältnis besteht. 68<br />
Trotz der bevorzugten dezentralen Verortung werden aber Teile der Aufgaben vom<br />
Bürger- und Familienzentrum zu leisten sein, weil nicht alle Familien über die<br />
genannten Einrichtungen erreicht werden. Gerade Familien, die ihre Kinder nicht in<br />
eine Kita schicken, haben erfahrungsgemäß einen besonders hohen Beratungsbe-<br />
67 Vgl. Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> (2012) (Hrsg.): Integriertes Handlungs- und<br />
Entwicklungskonzept 2012 (mit Jahresbilanz 2011). Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong>.<br />
Berlin.<br />
68 Vgl. Protokoll des Workshops 2: Familienberatung und Förderung. Die Notwendigkeit der Zuordnung<br />
zu den Kitas und Schulen wurde besonders stark von den Vertretern des bezirklichen Jugendamtes<br />
vorgetragen.<br />
68
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
darf, weil sie in der Regel wenig integriert sind. Das Zentrum sollte daher auch dann<br />
in die Organisation und Bereitstellung dieser Beratungsleistungen eingebunden sein,<br />
wenn die dezentralen Angebote tatsächlich vorhanden sind. Bis diese wichtige Stufe<br />
erreicht ist, sollte das Zentrum an der Realisierung des Angebots beteiligt sein. Später<br />
wäre es seine Aufgabe, zu überprüfen, ob Angebotslücken bestehen und<br />
gegebenenfalls für Zusatzangebote zu sorgen.<br />
7.1.2 Treffpunkt/Austausch<br />
Der Wunsch nach der Einrichtung eines offenen Treffpunkts ist besonders stark in<br />
den Gesprächen mit Bewohnern geäußert worden. Er wurde aber auch von den<br />
Akteuren durchweg unterstützt.<br />
Die Funktion eines offenen Treffpunkts ist vielfältig. Er dient dem informellen Kontakt<br />
der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, stellt einen nicht kommerziellen<br />
Aufenthaltsort dar, dient als Informationsumschlag und bildet den Ort für kleinere<br />
Veranstaltungen. Er hat zudem die wichtige Aufgabe, als Symbol für die<br />
gemeinsamen Anstrengungen aller Bewohner und Akteure zu dienen, das Quartier zu<br />
verbessern.<br />
Diese Symbolfunktion hat ein solcher Treffpunkt besonders stark in der Aufbauphase,<br />
weil er ein sichtbares Zeichen dafür ist, dass die Realisierung des Zentrums<br />
begonnen hat.<br />
7.1.3 Informationsknoten<br />
Es gibt bereits heute ein vielfältiges Angebot an Leistungen aus dem oben<br />
dargestellten Leistungsspektrum eines Bürger- und Familienzentrums, die von<br />
staatlichen oder freien Trägern angeboten werden. In der Untersuchung hat es sich<br />
aber gezeigt, dass der Informationsstand über diese Angebote in der Bevölkerung,<br />
teilweise auch unter den Akteuren im Gebiet unzureichend ist. Das liegt u. a. daran,<br />
dass es keine zentrale Stelle gibt, die die Informationen sammelt, für die<br />
verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufbereitet und aktualisiert.<br />
Die Einrichtung einer solchen Stelle in einem Zentrum könnte daher die Effektivität<br />
der bereits vorhandenen Angebote deutlich erhöhen. Es wurde sogar die Auffassung<br />
vertreten, dass bereits diese Funktion die Aufgabe eines Zentrums weitgehend<br />
übernehmen könnte, da bereits eine breite Angebotspalette vorhanden und diese<br />
nicht völlig ausgelastet sei.<br />
Auch wenn diese weitgehende Auffassung nicht von allen geteilt wurde, herrschte<br />
Einigkeit darüber, dass die Sammlung und Aufbereitung der Informationen die Arbeit<br />
des Zentrums auf zweierlei Weise unterstützt. Zum einen verbessert es die Effektivität<br />
des vorhandenen Angebots. Zum anderen ist es die Grundlage für die Planung des<br />
Zentrums für eigene, zusätzliche Angebote, die noch im Kiez fehlen.<br />
7.1.4 Netzwerk<br />
Arbeit und Funktion der Netzwerkerstellung überschneidet sich weitgehend mit der<br />
Funktion des Informationsknotens. Basis der Netzwerkarbeit ist die Sammlung und<br />
Aktualisierung der Informationen über das, was im Gebiet passiert und über die<br />
Ressourcen des Gebiets. Die zusätzliche Funktion der Erstellung und Pflege des<br />
Netzwerks besteht darin, aktiv Kooperationen anzuregen und zu vermitteln, wenn sie<br />
möglich sind, aber noch nicht realisiert wurden. Auch damit wird eine Steigerung der<br />
Effizienz bei der Nutzung der Ressourcen des Gebiets erreicht.<br />
69
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Es hat sich in der Untersuchung gezeigt hat, dass trotz verschiedener Anstrengungen<br />
in der Vergangenheit, Netzwerke aufzubauen, der Bedarf nach einer professionell<br />
durchgeführten Netzwerkarbeit weiterhin besteht. In der Regel sind die Akteure durch<br />
ihre eigentliche Arbeit so belastet, dass zur Netzwerkarbeit zu wenig Zeit bleibt. Die<br />
Übernahme dieser Funktion durch das Zentrum wäre daher die einzige aktuelle<br />
Möglichkeit, ein effektives Netzwerk für das Quartier aufzubauen.<br />
7.1.5 Akquisition<br />
Auch wenn es gelingt, eine dauerhafte Grundfinanzierung für das Bürger- und<br />
Familienzentrum zu erhalten, wird auch ein eingeschränktes Angebotsspektrum, wie<br />
es für die ersten Aufbaustufen vorgesehen ist, ohne die Gewinnung zusätzlicher<br />
Finanzmittel nicht zu realisieren sein. Eine zentrale Aufgabe des Arbeitsteams, das<br />
zeigen die Finanzierungsübersichten der anderen Nachbarschaftszentren, wird daher<br />
von Anfang an darin bestehen, zusätzliche Projektmittel zu akquirieren und<br />
Sponsorengelder zu gewinnen.<br />
7.2 Zweite Priorität<br />
Viele Angebote und Aktivitäten, die den Alltag in einem voll arbeitsfähigen Zentrum<br />
ausmachen, werden zunächst nur mit zweiter Priorität eingeordnet werden können,<br />
weil in der Phase des Aufbaus dafür, trotz großen Bedarfs in der Bevölkerung, die<br />
finanziellen, räumlichen und personellen Voraussetzungen fehlen.<br />
7.2.1 Sozial-/Mieter-/Gesundheitsberatung<br />
Ein sehr starker Bedarf aus der Quartiersbevölkerung, das hat sich sowohl in den<br />
Befragungen als auch bei den Erfahrungen der anderen Nachbarschaftszentren<br />
gezeigt, richtet sich auf Beratungsangebote, die elementare Bereiche der<br />
Lebensgestaltung der Bewohner betreffen. Das beinhaltet Information und Beratung<br />
zu allen Bereichen sozialer Unterstützung, zu Fragen des Mietrechts und des<br />
Arbeitsrechts sowie zu Themen gesunder Lebensführung aber auch des Umgangs<br />
mit der Gesundheitsbürokratie.<br />
7.2.2 Familienbildung<br />
Das Interesse der Familien, insbesondere junger Familien kurz nach der Geburt eines<br />
Kindes, ist nicht nur auf Beratung ausgerichtet, sondern auch auf Kurse und Hilfen,<br />
um mit der neuen Aufgabe fertig zu werden, oder aber auch um Kontakte zu anderen<br />
Müttern und Vätern, die in der gleichen Situation sind, zu knüpfen. Besonders die<br />
jüngeren Familien mit höherem Bildungsstand, die in der letzten Zeit verstärkt in das<br />
Gebiet kommen, äußern einen Bedarf nach derartigen Angeboten.<br />
7.2.3 Kursangebote<br />
Der Bedarf nach Kursen der unterschiedlichsten Art, Bildung, Gesundheit, Sport usw.,<br />
ist sehr groß. Hier existieren aber auch große Überschneidungen zu anderen<br />
Anbietern, z. B. die Volkshochschulen. Insoweit muss das Zentrum prüfen, welche<br />
Kursangebote für die spezielle Situation des Quartiers notwendig sind.<br />
Andererseits gibt es hier gute Möglichkeiten, die besonderen Fähigkeiten von<br />
Ehrenamtlichen für interessante Angebote zu nutzen.<br />
70
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
7.2.4 Veranstaltungen<br />
Die Durchführung – oder das Ermöglichen – von Informations- oder Diskussionsveranstaltungen,<br />
die für das Quartier interessant und relevant sind, ist ein weiteres<br />
sinnvolles Angebot, das ein Zentrum bereitstellen kann und das andernfalls häufig<br />
nicht möglich wäre. In den Gesprächen und Diskussionen wurde z.B. häufig der<br />
Informations- und Diskussionsbedarf zur Zukunft des Tempelhofer Feldes genannt.<br />
7.3 Aufbaustufen<br />
Ausgehend von den oben abgeleiteten Prioritäten für die Einrichtung eines Bürgerund<br />
Familienzentrums ist der schrittweise Aufbau zu planen und in die Realität<br />
umzusetzen. Dabei sollte die Umsetzung in vier Stufen erfolgen. Für die ersten<br />
beiden Stufen ist angesichts des umfangreichen Aufgabenspektrums, das zu erfüllen<br />
ist, ein Zeitraum von ca. zwei Jahren vorzusehen. Die Dauer der nächsten Stufen ist<br />
abhängig von den Ergebnissen der ersten Phase und kann daher nur grob mit<br />
ebenfalls mindestens zwei Jahren abgeschätzt werden.<br />
7.3.1 Erste Stufe: Koordinierungsstelle<br />
Der erste Schritt ist die Einrichtung einer Koordinierungsstelle, die die Schaffung<br />
eines künftigen Bürger- und Familienzentrums vorbereitet und begleitet. Die<br />
Koordinierungsstelle sollte mit einer Person im Umfang von einer Stelle besetzt<br />
werden. Die Koordinierungsstelle sollte über eine Sachmittelausstattung und ein<br />
Budget für die Öffentlichkeitsarbeit verfügen. Die Koordinierungsstelle hat folgende<br />
Aufgabenbereiche.<br />
7.3.1.1 Zentraler Anlaufpunkt für Akteure und Bewohner<br />
Die Koordinierungsstelle ist ein zentraler Anlaufpunkt für die Akteure und die<br />
Bewohner im Quartier. Sie ist damit zunächst vor allem ein sichtbares Zeichen dafür,<br />
dass der Aufbau des Bürger- und Familienzentrums begonnen hat und, dass es dann<br />
für alles was dieses Thema betrifft, Ideen, Wünsche und Hinweise, eine Stelle gibt,<br />
die die Punkte aufnimmt und verarbeitet. Die Koordinierungsstelle sollte daher im<br />
Gebiet an einem konkreten Ort präsent und erreichbar sein.<br />
7.3.1.2 Netzwerkarbeit – Treffen von Vereinbarungen mit Akteuren<br />
Im Schillerkiez gibt es bereits eine Vielzahl von Angeboten und Projekten. Ziel der<br />
Koordinierungsstelle ist es, auf dem bestehenden Netzwerk zwischen QM und den<br />
Akteuren sowie Projekten aufzubauen und in Richtung auf ein Bürger- und<br />
Familienzentrum weiter zu fördern, zu stärken und zu verstetigen.<br />
Dies geht nicht ohne den Abschluss von Kooperations- bzw. Zielvereinbarungen mit<br />
den Akteuren und Projekten im Schillerkiez. Das zukünftige Zentrum kann sich nur<br />
durch das Zusammenwirken der lokalen Akteure tragen.<br />
Vor dem Hintergrund begrenzter personeller und finanzieller Mittel sind u.a. folgende<br />
Punkte zentral:<br />
• Übernahme einer aktiven Rolle durch die Akteure und Projekte bei der<br />
Schaffung des Zentrums,<br />
• Gemeinsame Nutzung von Ressourcen z. B. bei der Raumnutzung,<br />
• Vermeidung von Doppelstrukturen – nicht Neuschaffung von Angeboten,<br />
sondern Stärkung der bestehenden Strukturen (Vernetzung, Weiterentwicklung,<br />
Verstetigung für und in einem Bürgerzentrum),<br />
71
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
• Ermittlung von weiteren Bedarfen der Akteure, Vernetzung der Möglichkeiten.<br />
7.3.1.3 Verwaltung und Akquisition<br />
Ein Zentrum braucht eine kontinuierliche Ansprech-/ Vertrauensperson vor Ort<br />
gegenüber Akteuren und Bewohnern, die sich um alle Belange und Ausgestaltung<br />
des Zentrums kümmert.<br />
Die Aufgabe mit der höchsten Priorität in diesem Bereich ist die Absicherung einer<br />
dauerhaften Grundfinanzierung für das Zentrum. Dazu bedarf es einer intensiven<br />
Lobbyarbeit. Die Thematik der Gründung eines lokalen Bürgerzentrums im<br />
Schillerkiez muss in der Bezirks- und Landespolitik verankert werden. Dafür muss<br />
Informations- und Überzeugungsarbeit geleistet werden, um ausreichend<br />
Unterstützung zu gewinnen.<br />
Daneben ist von Beginn an die Akquisition zusätzlicher Finanzmittel über eine<br />
Grundfinanzierung hinaus von elementarer Bedeutung. Da der Aufbau eines<br />
Beziehungsnetzes in diesem Bereich und die Beantragung von Projektmitteln längere<br />
Zeit in Anspruch nimmt, sollte damit nicht erst begonnen werden, wenn die<br />
Grundfinanzierung gesichert ist.<br />
7.3.1.4 Aufbau eines Informationssystems<br />
Wie oben dargestellt kann die Sammlung und Aufbereitung der Informationen über<br />
Angebote und Ressourcen die Effektivität wesentlich erhöhen und damit dem Ziel,<br />
eine verbesserte Versorgung im Quartier zu erreichen, näher bringen. Die<br />
Vorbereitung und Entwicklung eines solchen Informationssystems sollte in der ersten<br />
Stufe durch die Koordinierungsstelle geleistet werden.<br />
7.3.1.5 Entwicklung eines Trägermodells<br />
Bisher gibt es noch keinen Träger, der das Bürger- und Familienzentrum langfristig<br />
führt. Die Klärung der Frage der Trägerschaft muss in der ersten Aufbaustufe<br />
vorgenommen werden. Das Initiieren einer Gründungsinitiative wird zunächst von der<br />
Koordinierungsstelle vorangetrieben. Träger kann ein Bürgerverein, wie in den<br />
vorgestellten Vergleichsbeispielen, oder ein Zusammenschluss von freien Trägern<br />
sein.<br />
7.3.1.6 Unterstützung für die Entwicklung von Familienberatungszentren<br />
Für die Erfüllung der zentralen Funktion der Familienberatung war in den<br />
Vorgesprächen ein Modell vorgeschlagen worden, das die Gründung von<br />
Familienberatungszentren an Kitas und Schulen vorsieht. Das Bürger- und<br />
Familienzentrum soll dabei nur noch ergänzende Angebote machen und für die<br />
Vernetzung und Sicherung der Kooperation sorgen. In der ersten Stufe soll die<br />
Koordinierungsstelle die Aktivitäten unterstützen, die zur Umsetzung des Modells<br />
führen sollen.<br />
7.3.2 Zweite Stufe: Treffpunkt<br />
Die Notwendigkeit, einen offenen Treffpunkt in einem Bürger- und Familienzentrum<br />
einzurichten, ist unstrittig. Die Koordinierungsstelle sollte daher versuchen, bereits in<br />
der ersten Stufe einen – gegebenenfalls provisorischen - Treffpunkt für die<br />
Bevölkerung zu gründen, um den Bedarf danach zumindest ansatzweise zu erfüllen<br />
und um damit die Kerneinrichtung eines Zentrums als sichtbares Zeichen des<br />
Aufbaus im Quartier einzurichten.<br />
72
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Dabei ist die Zweiteilung des Gebiets mit dem größeren, nördlichen Teil um die<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> und den kleineren, südlichen um die Warthestraße zu beachten. In<br />
diesem südlichen Teil könnte das Warthe-Mahl genutzt werden. Wenn im nördlichen<br />
Teil kein vergleichbarer Raum zur Nutzung zur Verfügung steht, sollte die Einrichtung<br />
eines Infopoints in einem Container geprüft werden, der vorübergehend auf die<br />
Grünfläche in der Mitte der <strong>Schillerpromenade</strong> gestellt werden könnte.<br />
7.3.3 Dritte Stufe: Gründung Bürger- und Familienzentrum<br />
Die dritte Aufbaustufe beginnt, wenn das Bürger- und Familienzentrum als<br />
selbständige, sich selbst tragende Organisation gegründet werden kann. Die<br />
Voraussetzungen dafür, Gründung eines Trägervereins und Sicherung einer<br />
Grundfinanzierung, müssen Ergebnis der ersten beiden Stufen sein.<br />
Die zentrale Aufgabe der dritten Stufe ist die räumliche Verortung des Zentrums.<br />
Dafür ist anzustreben, dass es eine zentrale Einheit gibt, die auch kleinere<br />
Außenstellen haben kann und die in enger Kooperation mit anderen Einrichtungen die<br />
Aufgaben eines Zentrums erfüllt.<br />
Es ist davon auszugehen, dass in dieser dritten Aufbaustufe das Angebotsspektrum<br />
des Zentrums noch stark begrenzt sein wird.<br />
7.4 Ausbau<br />
Nach der Gründung des Zentrums und der räumlichen Verortung wird es möglich<br />
sein, die Angebote des Zentrums und die Aktivitäten im Zentrum entsprechend der<br />
Nachfrage und der Mitarbeit der Bevölkerung auszuweiten und damit das Zentrum zu<br />
einem festen Bestandteil der Quartiersstruktur zu konsolidieren.<br />
7.5 Kosten der ersten Stufe<br />
Eine genaue Schätzung der Kosten, die in den Aufbaustufen entstehen werden, lässt<br />
sich zunächst nur für die erste Stufe vornehmen. Die weitere Entwicklung ist abhängig<br />
von vielen Faktoren, dass eine genaue Berechnung nicht möglich ist. So ist der<br />
Umfang der Arbeit in der zweiten Stufe unmittelbar davon abhängig, welche<br />
Grundfinanzierung erreicht werden kann. Die räumliche Entwicklung hängt wiederum<br />
eng mit den Möglichkeiten auf dem Immobilienmarkt bzw. von einer etwaigen<br />
Neubebauung ab. Diese Fragen können erst im Verlaufe der Arbeit während der<br />
ersten Stufe geklärt werden.<br />
Für die erste Aufbaustufe eines Bürger- und Familienzentrums, das heißt für den<br />
Zeitraum 2012 bis 2013 kann von Gesamtkosten in Höhe von 153.000 Euro<br />
ausgegangen werden. Die Verteilung auf die beiden Jahresscheiben 2012 und 2013<br />
würden sich für 2012 auf 66.500 Euro und für 2013 auf 86.500 Euro belaufen. Um<br />
möglichst schnell, wie bereits beschrieben im Gebiet ein sichtbares Zeichen zu<br />
setzen, sollte ein Infopunkt bzw. Bewohnertreff als Anlaufstelle eingerichtet werden.<br />
Darüber hinaus wird, im Hinblick auf die Vernetzung für ein künftiges Bürger- und<br />
Familienzentrum eine Koordinierungsstelle benötigt, die die Aufgabe der<br />
Ressourcenbündelung (u.a. Kooperations- und Zielvereinbarungen mit lokalen<br />
Akteuren), Angebotserfassung, -aufbereitung und –weitergabe organisiert,<br />
Öffentlichkeitsarbeit (u.a. Erstellung Veranstaltungskalender) betreibt und als<br />
Ansprechpartner im Gebiet fungiert. Diese kann mit einer Stelle mit 30 Stunden pro<br />
Woche ausgestattet werden. Hinzu kommen Ausgaben für Sachkosten und<br />
Öffentlichkeitsarbeit von ca. 8.000 Euro.<br />
73
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Entsprechend der Stadtteilkonferenz und neuen Entwicklung im Gebiet, die die<br />
Gestaltung des Warthe-Mahls im Süden des Gebiets <strong>Schillerpromenade</strong> betreffen,<br />
könnte folgendes Modell angestrebt werden (siehe auch nachfolgende Tabelle):<br />
Kosten :Erste Stufe –<br />
2012 - 2013<br />
2012 2013 gesamt<br />
Koordinator<br />
35.000 € 35.000 € 70.000 €<br />
1. Stelle (30 Std.)<br />
Sachausstattung:<br />
2.000 € 2.000 € 4.000 €<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
usw.<br />
Miete Treff/Infopunkt<br />
15.000 € 15.000 €<br />
nördl. Gebietsteil (ggf.<br />
Container)<br />
Ausstattung<br />
5.000 € 5.000 €<br />
Treff/Infopunkt nördl.<br />
Gebietsteil<br />
Miete südl. Gebietsteil<br />
10.000 € 10.000 € 20.000 €<br />
(Warthe-Mahl)<br />
SozialarbeiterIn<br />
17.500 € 17.500 € 35.000 €<br />
Betreuung Warthe-<br />
Mahl<br />
1 Stelle (20 Std.)<br />
Sachkosten Warthe-<br />
2.000 € 2.000 € 4.000 €<br />
Mahl<br />
Gesamtkosten 66.500 € 86.500 € 153.000 €<br />
Die gesamten Erhebungen zu einem Zentrum haben gezeigt, dass bei der Struktur<br />
eines Bürger- und Familienzentrums der Zweiteilung des Gebiets Rechnung getragen<br />
werden sollte. So könnte zunächst das Warthe-Mahl im Süden konkreter zu einem Ort<br />
der Begegnung für Bewohner mit entsprechendem Angebot und als Informationsstelle<br />
entwickelt werden. Dafür würde, wie bereits zurzeit schon, für die Betreuung des<br />
Warthe-Mahls eine Sozialarbeiterstelle notwendig sein.<br />
Da auch im Norden ein sichtbares Zeichen im Gebiet gesetzt werden sollte, könnte<br />
auf der <strong>Schillerpromenade</strong> eine Infobox aufgebaut und eingerichtet werden oder<br />
ebenfalls ein Laden angemietet werden. Da das Stellen einer Infobox einigen<br />
organisatorischen Vorlauf braucht und auf Seiten des Bezirks abgestimmt werden<br />
muss, kann davon ausgegangen werden, dass erst 2013 mit einem solchen Infopoint<br />
gerechnet werden kann. Die Kosten für Infobox und Ausstattung könnten insgesamt<br />
bei 20.000 Euro liegen.<br />
74
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
8 Fazit der <strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
Die Aufgabe der <strong>Machbarkeitsstudie</strong> war es, im Feld der Ressourcen und<br />
Möglichkeiten, die sich im Quartiersmanagementgebiet <strong>Schillerpromenade</strong> in den<br />
letzten Jahren entwickelt haben, die Anknüpfungspunkte zu identifizieren, an denen<br />
der Aufbau eines Bürger- und Familienzentrums ansetzen kann und die für ein<br />
zukünftiges Zentrum unmittelbar nutzbar sind. Dabei war auch zu klären, welches<br />
Angebotsprofil angestrebt werden sollte.<br />
Hinsichtlich der Ausgangsfragestellungen ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:<br />
• Die Einrichtung eines Zentrums ist im Gebiet aktuell aus drei Gründen<br />
sinnvoll:<br />
1. Ein Zentrum kann die sozialen Probleme im Quartier koordinierter und damit<br />
besser angehen.<br />
2. Ein Zentrum ist eine Organisationsform für eine Verstetigung der Angebotsstrukturen.<br />
3. Ein Zentrum ist besonders gut in der Lage, die Chancen, die sich aus den<br />
jüngeren Entwicklungen ergeben, aufzugreifen und zu nutzen.<br />
• Das Zentrum sollte sowohl Bürger- als auch Familienzentrum sein, weil beide<br />
Aufgabenbereiche im Quartier wichtig sind und in der praktischen Arbeit auch<br />
nicht sinnvoll voneinander abgetrennt werden können. Zudem soll es ein Ort<br />
sein, an dem sich Menschen mit und ohne Kinder treffen, austauschen und<br />
unterstützen können.<br />
• Das Zentrum kann über eine institutionalisierte und professionelle Vernetzung<br />
und Abstimmung der Akteure eine effektivere Nutzung der vorhandenen<br />
Ressourcen erreichen.<br />
Die Einbeziehung der Akteure muss über Kooperationsverträge abgesichert<br />
werden, die allen Beteiligten Vorteile bringen, in die aber auch alle Beteiligte<br />
etwas einbringen müssen.<br />
• Als die wichtigsten zusätzlichen Einrichtungen und Versorgungsangebote<br />
sind der offene Treffpunkt, das System der Familienberatung, das Informationssystem<br />
und die Freiwilligenbörse herausgehoben worden.<br />
• Das Zentrum sollte aus räumlichen und aus funktionellen Gründen nicht bestrebt<br />
sein, einen möglichst großen Teil der Angebote zu zentralisieren, sondern eher<br />
die dezentrale Struktur zu stärken.<br />
• Das große Potenzial der aktiven Mitarbeit durch Bewohner muss durch eine<br />
direkte Unterstützung im Rahmen einer Freiwilligenbörse genutzt werden, die<br />
eine zentrale Aufgabe des zukünftigen Zentrumsmanagements sein sollte.<br />
• Eine Trägerkonstruktion auf Basis eines Vereins aus Bewohnern und/oder<br />
Akteuren, wie bei den Vergleichsbeispielen, ist denkbar und sollte in den<br />
nächsten Realisierungsschritten erprobt und ggf. realisiert werden.<br />
• Der Aufbau des Bürger- und Familienzentrums sollte in Teilschritten erfolgen:<br />
1. Stufe<br />
- Einrichtung einer Koordinierungsstelle mit einem zentralen Anlaufpunkt und<br />
ggf. Treffpunkt<br />
- Aufbau eines Infosystems<br />
- Netzwerkarbeit<br />
75
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
2. Stufe<br />
- Etablierung der Anlaufstelle im Süden und Einrichtung eines weiteren<br />
Treffpunkts im Norden<br />
- Ausbau der vorhandenen sozialen Angebotsstruktur und Schaffung neuer<br />
Angebote (Familienberatung, Ehrenamt)<br />
Parallel zu diesen Realisierungsstufen muss die administrative und finanzielle<br />
Absicherung nachhaltig erreicht werden damit in der 3. Stufe das Bürger- und<br />
Familienzentrum als eigenständige Institution gegründet werden kann.<br />
In allen Arbeitsstufen ist als Fortschreibung des Konzepts kontinuierlich an der<br />
Weiterentwicklung und Präzisierung des Profils des Bürger- und Familienzentrums<br />
hinsichtlich der Angebotsstrukturen, der Einbeziehung der lokalen Akteure und der<br />
Konkretisierung des Trägermodells zu arbeiten.<br />
76
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Literaturverzeichnis<br />
Der Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration (Hrsg.) (2005): Berliner<br />
Beiträge zur Integration und Migration. Vielfalt fördern Zusammenhalt stärken. Das<br />
Integrationskonzept für Berlin. Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 15/4208 vom<br />
23. August 2005. Berlin.<br />
Moabiter Ratschlag e.V. (Hrsg.) (2011): Nachbarschaft und Selbsthilfe in Moabit Programm<br />
2012. Berlin.<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2011): Regelmäßige Angebote –<br />
Veranstaltungen – Arbeitsbereiche. Programm Juli, August , September III. 11.<br />
Berlin<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V. (Hrsg.) (2010): Jahresbericht 2010. Nachbarschaftshaus<br />
Urbanstraße e.V. Berlin.<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße (Hrsg.) (2005): Nachbarschaftshaus Urbanstraße – 50<br />
Jahre mittendrin. Berlin-Kreuzberg.<br />
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> (2012) (Hrsg.): Integriertes Handlungs- und<br />
Entwicklungskonzept 2012 (mit Jahresbilanz 2011). Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong>.<br />
Berlin.<br />
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong> (2008/2009): Sachbericht zum Schlussverwendungsnachweis<br />
des Projekts „Integrationszentrum“ IBB 101 25 816. Internes Dokument.<br />
Berlin.<br />
Rambøll Management (2006): Studie zur Verbesserung der Chancen zur Integration im<br />
Quartiersmanagementgebiet Berlin-Neukölln, <strong>Schillerpromenade</strong>. Strategiekonzept<br />
für die zukünftige Ausrichtung der Integrationsarbeit. Berlin.<br />
Satzung des Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V.; Fassung vom 18. Dezember 2007.<br />
Berlin.<br />
Satzung des Vereins Moabiter Ratschlag e.V.; Fassung vom 26.04.2004. Berlin.<br />
Senat von Berlin (Hrsg.) (2009): Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung. Ergebnisbericht<br />
2009. Teil D. Ziele der Fachpolitiken und deren Umsetzung in der integrierten Stadtentwicklung.<br />
Berlin.<br />
Interviews zu den Fallbeispielen<br />
Interview Elke Fenster am 05.11.2009, Geschäftsführerin Moabiter Ratschlag e.V.; Berlin.<br />
Interview Bernhard Heeb am 16.08.2011, Geschäftsführer Nachbarschaftsheim Neukölln e.V.;<br />
Berlin.<br />
Interview Matthias Winter am 01.09.2011, Geschäftsführer des Vereins Nachbarschaftshaus<br />
URBAN e.V.; Berlin.<br />
Internetquellen<br />
Nachbarschaftshaus Urbanstraße; Unter URL: http://www.nachbarschaftshaus.de (letzter<br />
Zugriff: 15.12.2011).<br />
Elke Fenster (Geschäftsführerin Moabiter Ratschlag e.V.) (2010): Paper zu „20 Jahre<br />
Moabiter Ratschlag“ vom 31.08.2010; Unter URL:<br />
www.moabitwest.de/uploads/media/Moabiter_Ratschlag_e.V.pdf (letzter Zugriff:<br />
15.12.2011).<br />
77
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> – Bürger- und / oder Familienzentrum in der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TOPOS Stadtforschung<br />
Markus Runge (stellvertretender Geschäftsführer Nachbarschaftshaus Urbanstraße) (2009):<br />
Vortag auf der BAG-Konferenz „Bürgerschaftliche Netzwerke stärken!“ vom 17.-<br />
18.09.2009 in Berlin; Unter URL:<br />
http://www.bagsozialestadtentwicklung.de/fileadmin/downloads/BAG-Konferenz-09-<br />
2009-Runge-Nachbarschaftshaus.pdf (letzter Zugriff: 15.12.2011).<br />
78
Anhang
Adress- und Kontaktliste – erste Erfassung der lokalen Angebote,<br />
Einrichtungen und Initiativen Stand 01.09.2011<br />
Einrichtung/ Name Adresse Telefon / Mobil<br />
E-Mail<br />
FAX<br />
Quartiersmanagement<br />
<strong>Schillerpromenade</strong><br />
Kerstin Schmiedeknecht<br />
Victoria Casodino<br />
Gunnar Zerowsky<br />
Garip Alkas<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> 10<br />
12049 Berlin<br />
621 16 02 info@quartiersmanagemen<br />
t.de<br />
Politik / Verwaltung<br />
Frau Schlittgen<br />
Stadtplanung<br />
Herr Mitbach<br />
Regionalleitung Nord West<br />
Jugendamt<br />
Frau Prase-Mansmann<br />
Schulverwaltung Fachaufsicht<br />
Herr Strohthoff<br />
Bezirk Schulverwaltung<br />
Frau Kilic<br />
Koordination QM Bezirk<br />
Herr Mengelkoch<br />
Migrations- und Integrationsbeauftragter<br />
Bezirk<br />
Frau Genz<br />
Quartiersmanagementleitung<br />
Neukölln<br />
Wichtige lokale Akteure<br />
(Auswahl)<br />
African Women and Youth<br />
Organization<br />
Herrfurthstr. 8<br />
12049 Berlin<br />
90239 3363 Stadtplanung@bezirksamtneukoelln.de<br />
Tel: 90239-<br />
4215, Fax:<br />
90239-4544<br />
jugend@bezirksamtneukoelln.de<br />
90239 2534 angelika.prasemans-<br />
mann@senbwf.berlin.de<br />
90239 4439 stephan.strothoff@bezirksa<br />
mt-neukoelln.de<br />
90239 3384 derya.kilic@bezirksamtneukoelln.de<br />
Telefon: 90239-<br />
arnold.mengelkoch@bezirk<br />
2951<br />
Telefax: 90239-<br />
samt-neukoelln.de<br />
3742<br />
90239 2274 Bianka.Genz@bezirksamtneukoelln.de<br />
62732752 info@awyo.de<br />
Al-Huleh Weisestrasse 23<br />
12049 Berlin<br />
Genezareth-Gemeinde<br />
Genezareth-Gemeindehaus,<br />
Herrfurthplatz 14<br />
Pfarrerin, Frau Kruse<br />
Herrfurthplatz,<br />
12049 Berlin,<br />
Moscheeverein Sehitlik-Moschee<br />
am Columbiadamm<br />
Islamischer Friedhof<br />
Kita der Evang. Kirchengemeinde<br />
Genezareth<br />
Frau Meyer<br />
(030) 692 11 18<br />
Columbiadamm 128 Fax: (030) 694<br />
10965 Berlin<br />
91 50<br />
Allerstr. 33, 12049 Berlin (030) 62 00 85 8<br />
160<br />
info@sehitlik-camii.de<br />
Tel: 030/621 49<br />
info@al-huleh<br />
59<br />
Fax: 030/627 21<br />
51<br />
6273180 buero@genezarethgemeinde.de<br />
kruse@genezarethgemeinde.de<br />
ev-kita.genezareth@kkneukoelln.de
Kita Emser Straße<br />
Frau Richter<br />
Kita "Lernen und Lachen"<br />
Frau Heide<br />
Fipp e.V. - Kita Warthestraße<br />
Frau Fichtner<br />
Emserstraße 81, 12051<br />
Berlin<br />
Lichtenrader Straße 6,<br />
12049 Berlin<br />
Warthestraße 62 a,<br />
12051 Berlin<br />
(030) 627 28<br />
info@kitas-in-berlin.de<br />
7880<br />
(030) 5471 5494 lernenundlachenbln@jus-or.de<br />
Hermann-Sander-Grundschule<br />
Rektorin: Rita Schlegel<br />
Karl-Weise-Grundschule<br />
Schulleiter: Klaus Hartung<br />
Mariendorfer Weg 69,<br />
12051 Berlin<br />
Weisestr. 19-20, 12049<br />
Berlin<br />
Karlsgarten-Grundschule<br />
Schulleiterin: B. Unger<br />
Karlsgartenstraße 7,<br />
12049 Berlin<br />
Makyad e.V. <strong>Schillerpromenade</strong> 2<br />
12049 Berlin<br />
YO ! 22 Jugendtreff<br />
Oderstraße 22<br />
Julius Legde<br />
12051 Berlin<br />
Träger: Outreach<br />
Mobile Jugendarbeit<br />
Pro Schillerkiez e.V.<br />
Frau Hauke<br />
Schilleria Mädchencafé<br />
Madonna Mädchenkultur<br />
Okerstr. 36<br />
12049 Berlin<br />
Weisestraße 51<br />
12049 Berlin<br />
(030) 68 09 20<br />
63, Fax: (030)<br />
6809 2993<br />
(030) 6341-<br />
30280<br />
Fax: (030)<br />
62714 42<br />
(030) 627 914<br />
20<br />
Tel.: 69819044<br />
Fax: 69818944<br />
030 / 626 07 047<br />
0177 2 444479<br />
(030) 628 9380 kitawarthestrasse@fippev.de<br />
info@hermann-sanderschule.de<br />
j.legde@sozkult.de<br />
4316070 info@schillerkiez.de<br />
(030) 62607781 info@schilleria.de<br />
Stadtteilmütter<br />
Frau Savas<br />
Interkulturelles Kinder- und<br />
Elternzentrum „Am Tower“<br />
Türkisch-Deutsches Zentrum<br />
Herr Akcay<br />
UGRAK<br />
Beratung - Kurse - Treffpunkt für<br />
Frauen aus der Türkei<br />
Karl-Marx-Str. 83<br />
12040Berlin<br />
Oderstraße 174, 12051<br />
Berlin<br />
Karl-Marx-Str. 44<br />
12043 Neukölln<br />
Weisestraße 36 , 12049<br />
Berlin<br />
Berlin.08G06@tonline.de<br />
Berlin.08G08@tonline.de<br />
info@makyad-berlin.de<br />
stadtteilmuetter@diakonisches-werkberlin.de<br />
(030) 62607781 oderstrasse@neukoelln-<br />
030 / 47 59 57<br />
77<br />
Fax: 030 / 69 80<br />
70 729<br />
jugend.de<br />
info@tdz-berlin.de<br />
(030) 621 10 37 Ugrak.dwno@web.de<br />
ugrak@diakonischeswerk-berlin.de<br />
Warthe 60<br />
Modellprojekt zur Gewaltprävention<br />
für Jugendliche<br />
Warthestraße 60, 12051<br />
Berlin<br />
(030) 666 22<br />
872<br />
Warthe60@diakonischeswerk-berlin.de<br />
Lokale Akteure /<br />
Einrichtungen<br />
Arbeit<br />
Alte Feuerwache Lokales<br />
Berufliches Orientierungszentrum<br />
(LBO)<br />
Frau Graf<br />
BEQUIT GmbH<br />
Beschäftigungs- und<br />
Qualifizierungsgesellschaft in<br />
Allerstraße 37, 12049<br />
Berlin<br />
Herrfurthplatz 11<br />
12049 Berlin<br />
62 72 07 37 lbo@fvaj.de<br />
(030) 70370451,<br />
Fax: (030)<br />
70370452<br />
patenge@bequit.de
Tempelhof GmbH<br />
Beratungszentrum<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> tandem<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> 1<br />
12049 Berlin<br />
600 34 6660 c.winkler@tandembqg.de<br />
office@tandem-bqg.de<br />
Bildung<br />
VHS Neukölln Boddinstraße 34, 12053<br />
Berlin<br />
IQ - Intelligenz-Quelle Allerstraße 37<br />
12049 Berlin-Neukölln<br />
Integration<br />
Wohltätigkeitsverein Al-Huleh Weisestraße 23, 12049<br />
Berlin<br />
Kinder und Jugend<br />
SUB/WAY berlin e.V. / "berliner<br />
jungs"<br />
Leinestraße 49, 12049<br />
Berlin<br />
Kita<br />
EI-Kita "Hand in Hand elele" Weisestraße 25, 12049<br />
Berlin<br />
Schulen<br />
Karl-Weise-Grundschule<br />
Projekt Elternschule/ Elterncafé<br />
tandem BQG - Schulstation an<br />
der Karlsgarten-Grundschule<br />
AWO Südost e.V. – Schulstation<br />
an der Hermann-Sander-<br />
Grundschule/ Elterncafé<br />
Weisestr. 19-20<br />
12049 Berlin<br />
Karlsgartenstr. 7<br />
12049 Berlin<br />
Mariendorfer Weg 69<br />
12051 Berlin<br />
Evangelische Schule Neukölln Mainzer Straße 47,<br />
12053 Berlin<br />
Carl-Legien-Oberschule<br />
Nicola Groth (Schulleiterin)<br />
Kurt-Löwenstein –Oberschule<br />
Elterncafé<br />
Kunst und Kultur<br />
Musikschule Paul Hindemith<br />
Daniel Busch<br />
Leinestraße 37-45,<br />
12049 Berlin<br />
Karlsgartenstr. 6-11<br />
12049 Berlin<br />
Boddinstraße 34, 12053<br />
Berlin<br />
(030) 6809-<br />
2433, Fax: 030-<br />
6809-3298<br />
vhsinfo@bezirksamtneukoelln.de<br />
030/ 66 70 65 12 Über homepage<br />
kontaktiert<br />
http://www.intelligenzquel<br />
le.de/<br />
(030) 6214959,<br />
Fax:(030)<br />
62721251<br />
info@al-huleh.de<br />
(030) 236 33983 henkgoebel@hotmail.com<br />
info@jungen-netz.de<br />
(030) 621 4002,<br />
Fax: (030) 814<br />
686 44<br />
Telefon: (030)<br />
624 20 27<br />
Fax: (030) 624<br />
20 28<br />
(030) 81 46 540,<br />
Fax: (030) 81 46<br />
54 54<br />
info-elele@awosuedost.de<br />
smueller@diakonischeswerk-berlin.de<br />
sst-karlsgartengs@tandembqg.de<br />
oder nc-karlsgartengs@tandembqg.de<br />
Tamara-tollas@awosuedost.de<br />
buero@evangelischeschule-neukoelln.de<br />
sekretariat@carl-legienob.de<br />
foerderloewenstein@yahoo.de<br />
info@flintstonesbigband.de<br />
Schillerpalais - Kunst- und<br />
Aktionsraum<br />
Projekt KulturTatort Schillerkiez<br />
Susanne Roth/Sabine Zeller<br />
<strong>Schillerpromenade</strong> 4,<br />
12049 Berlin<br />
Herrfurthplatz 6<br />
12049 Berlin<br />
62724670<br />
Fax: (030) 62 72<br />
46 74<br />
info@schillerpalais.de<br />
roth.wie.blauh@gmx.net<br />
hebilu@gmx.net<br />
Kulturstandort <strong>Schillerpromenade</strong><br />
TURBULENZEN<br />
präsenz werk Selchower Str. 30 60502451 info@praesenzwerk.de<br />
12049 Berlin<br />
Froschkönig Weisestr. 17 buero@froschkoenig-
12049 Berlin berlin.de<br />
SOWIESO Weisestr. 24<br />
12049 Berlin<br />
marc@sowiesoneukoelln.de<br />
Wohnumfeld<br />
Stadt und Land Wohnbautengesellschaft<br />
mbH<br />
Sonstige<br />
Projektagentur Berlin<br />
Lehrküche im Warthe-Mahl<br />
Werbellinstraße 12<br />
12053 Berlin<br />
Warthestr. 46<br />
12051 Berlin<br />
030 6892-0<br />
Telefax: 030<br />
6892-6009<br />
28703549<br />
info@stadtundland.de<br />
raffel@projektagenturberlin.de<br />
Geschäftsführung, Herr Konrad/<br />
Herr Dr. Sonnenstuhl<br />
Tee- und Wärmestube Weisestr. 34<br />
12049 Berlin<br />
iBfB – interkulturelles Bündnis für<br />
Berlin<br />
Projekt Task Force Okerstraße –<br />
Vielfalt und Zusammenhalt in der<br />
Okerstraße<br />
Okerstr. 3<br />
12049 Berlin<br />
GVS Schuldnerberatungsstelle Leinestr. 62 72 53 36<br />
12049 Berlin<br />
Polizei, Abschnitt 55,<br />
Dienstgruppe 1<br />
Frau Vetter-Deppe<br />
Polizei, Abschnitt 55, Leitung<br />
Dienstgruppe 3<br />
Frau Weiss-Goldschmidt<br />
Rollbergstr. 9<br />
12053 Berlin<br />
Rollbergstr. 9<br />
12053 Berlin<br />
teeundwaermestube@diakonisches-werkberlin.de<br />
60975443 n.hascelik@tdz-berlin.de<br />
oker@ibfb-berlin.de<br />
Gvs-neukölln@tonline.de<br />
Melanie.vetterdeppe@polizei-berlin.de<br />
Susanne.weissgoldschmidt@polizei.berlin.d<br />
e
Steckbrief (Angebotserfassung)<br />
Einrichtung /<br />
Projekt<br />
Träger<br />
Kontaktperson:<br />
Fragen zum Bürger- und / oder Familienzentrum<br />
Wie stehen Sie zu<br />
der Absicht ein<br />
Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum<br />
im Gebiet<br />
<strong>Schillerpromenade</strong><br />
einzurichten?<br />
Wie sollte es<br />
Verortet sein und<br />
warum?<br />
(z.B. dezentral, zentral<br />
oder Mischform)<br />
Welche Angebote<br />
werden für die<br />
Bewohner<br />
gebraucht?<br />
Wer wären die<br />
Ziel- bzw.<br />
Nutzergruppen<br />
der gebrauchten<br />
Angebote?<br />
Würden Sie sich<br />
mit Ihrem Projekt/<br />
Institution an der<br />
Einrichtung eines<br />
Zentrums<br />
beteiligen? Wenn<br />
„Ja“ in welcher<br />
Form?<br />
Wenn „Nein“, was<br />
wären<br />
Hemmnisse?
(z.B. Trägerschaft,<br />
Kooperationen,<br />
Netzwerk)<br />
Welche Angebote/<br />
Projekte würden<br />
Sie konkret im<br />
Rahmen eines zu<br />
schaffenden<br />
Zentrums<br />
anbieten?<br />
(Nennen Sie auch bitte<br />
Angebote, die Sie<br />
bisher nicht anbieten,<br />
die Sie aber anbieten<br />
würden, wenn es im<br />
Rahmen eines<br />
Zentrums und<br />
zusätzlicher<br />
Ressourcen (Personal,<br />
Finanzierung) möglich<br />
wäre)<br />
Fragen zur Einrichtung / Institution<br />
Öffnungszeiten:<br />
spezielle Angebote an<br />
den einzelnen Tagen<br />
Montag:<br />
Dienstag:<br />
Mittwoch:<br />
Donnerstag:<br />
Freitag:<br />
Sa/So:<br />
Zielsetzung der<br />
Arbeit / Angebote<br />
Anzahl der<br />
Mitarbeiter/ Innen<br />
und in welcher<br />
Form sind diese<br />
beschäftigt?<br />
(z.B. Festanstellung,<br />
Projektverträge, MAE<br />
Kräfte)<br />
Welche
Zielgruppe wird<br />
erreicht?<br />
(männlich, weiblich,<br />
Altersklassen)<br />
Wie groß ist die<br />
Nutzergruppe?<br />
Aus welchen<br />
Finanzierungsquellen<br />
erhält Ihr<br />
Projekt /<br />
Institution Mittel?<br />
(Grundfinanzierung –<br />
Dauer der Finanzierung<br />
des Angebots)<br />
Kontakte zu anderen Kiez-Akteuren<br />
Form der Zusammenarbeit / Kooperation – Bewertung der Kooperation<br />
Mit welchen<br />
anderen Projekten<br />
/ Institutionen<br />
kooperieren Sie<br />
und in welcher<br />
Form?
Bürgergespräche zum Thema Bürger- und Familienzentrum<br />
Bürgergespräche zum Thema Bürger- und Familienzentrum<br />
1 Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrem Stadtteil und seiner Entwicklung?<br />
Dauer des Wohnens<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
2 Was für Angebote fehlen im Gebiet und werden gebraucht?<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
2.1 Welche Angebote, Beratungsangebote kennen und nutzen Sie im Gebiet?<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
1
3 Im Quartier soll ein Bürger- und/oder Familienzentrum eingerichtet werden.<br />
Wie sehen Sie die Einrichtung eines Bürgerzentrums für das Gebiet?<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
3.1 Welche Angebote könnten Sie sich in einem Bürger- und/oder Familienzentrum<br />
vorstellen oder würden Sie nutzen?<br />
__________________________________________________________________________<br />
Ganz konkrete<br />
Nutzung<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
4 Sollte ein Bürger- und/oder Familienzentrum eingerichtet werden, könnten Sie sich<br />
vorstellen sich ehrenamtlich in einem solchen Zentrum zu betätigen?<br />
( ) Ja ( ) Nein<br />
4.1 Wenn „Ja“ - in welcher Form könnten Sie sich eine Beteiligung vorstellen?<br />
__________________________________________________________________________<br />
- möchte eigene Ideen<br />
umsetzen<br />
- würde mich in einem<br />
Projekt beteiligen<br />
- Diskussionen und<br />
Gremienarbeit sind<br />
interessant<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
2
4.2 Welche Themen wären hierbei von Interesse für Sie?<br />
__________________________________________________________________________<br />
- Kinder & Jugendliche<br />
- Bildung<br />
- Schule, Kita<br />
- Arbeitsmarkt<br />
- Gewerbe<br />
- Kunst & Kultur<br />
- Nachbarschaft<br />
- Feste<br />
- Café<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________<br />
Geschlecht ( ) weiblich ( ) männlich<br />
Alter ( ) unter 20 ( ) 20-30 ( ) 31-45 ( ) 46-65 ( ) älter als 65<br />
Ursprüngliche Herkunft ____________________________<br />
(Türkei, Afrika…)<br />
Straße ______________________________<br />
Wenn Bereitschaft zur Beteiligung, nach Kontaktdaten fragen. Hinweisen: Kontaktdaten können nicht<br />
mit Fragebogen in Verbindung gebracht werden.<br />
Wir bedanken uns für Ihre Mitarbeit!<br />
3
<strong>Machbarkeitsstudie</strong>:Aufbau eines Bürgerund/oder<br />
Familienzentrums<br />
im QM-Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1<br />
Angebote für Begegnung, Information und<br />
Austausch<br />
19.10.2011
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Ausgangsituation<br />
<br />
<br />
2006 lokales Integrationskonzept (Studie von Rambøll<br />
Management)<br />
Kooperation mit der Genezareth Gemeinde und der<br />
Sehitlik Moschee für ein „Interkulturelles Zentrum“ unter dem<br />
Motto „Jahr des Besuchs 2007“<br />
‣ Förderung baulicher Maßnahmen an der Moschee und der<br />
Genezareth Gemeinde (Interkulturelles Zentrum)<br />
TOPOS Stadtforschung 2
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Neuer Ansatz des QM<br />
<br />
<br />
<br />
Einrichtung eines „Bürger- und / oder Familienzentrums“<br />
Neubewertung des lokalen Integrationskonzepts<br />
Überprüfung der Machbarkeit eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums (<strong>Machbarkeitsstudie</strong> TOPOS Stadtforschung)<br />
• Anpassung an die derzeitigen lokalen<br />
Gegebenheiten und Veränderungen (soziale Lage,<br />
Lebensstile, Präferenzen etc.)<br />
TOPOS Stadtforschung 3
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Zentrale Fragen<br />
Was soll in einem solchen Zentrum angeboten werden ?<br />
<br />
<br />
<br />
Wer kann der Träger des Zentrums sein?<br />
Wie kann es finanziert werden?<br />
Wo und in welcher Form kann ein Zentrum eingerichtet werden?<br />
TOPOS Stadtforschung 4
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> (bisherige Schritte)<br />
<br />
Bürgergespräche, Gespräche mit Einrichtungen, lokalen<br />
Akteuren, der Verwaltung und Politik (Dokumentation per Video)<br />
• Was gibt es für Angebote?<br />
• An welche Strukturen kann angeknüpft werden<br />
(Schnittstellen)?<br />
• Wie sind die vorhandenen Ressourcen?<br />
• In welcher Form ist ein Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum machbar? (zentrale, dezentrale<br />
Struktur)<br />
• Was gibt es für Alternativen?<br />
• Was ist kurz- und langfristig gewollt, machbar und<br />
tragfähig?<br />
TOPOS Stadtforschung 5
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Workshops und Stadtteilkonferenz -<br />
Themenschwerpunkte<br />
Workshop 1 „Angebote für Begegnung, Information und<br />
Austausch“ (19.10.2011)<br />
Workshop 2 „Familienberatung und Förderung“ (01.11.2011)<br />
Workshop 3 „Ehrenamtliches Engagement“ (17.11.2011)<br />
Stadtteilkonferenz (03.12.2011)<br />
• Zwischenergebnis der <strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
• Video zu einem Bürger- und / oder Familienzentrum in<br />
der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
• Diskussion von Realisierungsmöglichkeiten<br />
TOPOS Stadtforschung 6
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Workshop 1<br />
<br />
Es gibt Angebote im Gebiet als Orte der Begegnung<br />
‣ u.a. den TOWER, den Jugendtreff YO ! 22, das Café Seelig,<br />
Warthemal<br />
<br />
<br />
Diese Orte sprechen spezifische Zielgruppen an, sind aber<br />
in der derzeitigen Form nicht ausreichend multikulturell und<br />
generationsübergreifend<br />
Die jetzigen Ressourcen der Einrichtungen sind erschöpft<br />
TOPOS Stadtforschung 7
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Workshop 1<br />
<br />
erste Ergebnisse:<br />
Die bisherigen Gespräche haben gezeigt (1/2):<br />
‣ Fast alle Befragten wünschen sich einen Begegnungsort<br />
‣ Als Begegnungsort braucht es einen offenen und neutralen Ort, mit<br />
niedrigschwelligen Angeboten, der auch von außen einlädt<br />
‣ Den Menschen sind kurze Wege wichtig. Kitas sprechen von einer<br />
„Kinderwagenreichweite“<br />
‣ Bestehende Einrichtungen haben Interesse an einem Zentrum, aber<br />
aus eigenen Ressourcen (Personal, Finanzen, Material) ist eine<br />
solche Stelle nicht finanzierbar<br />
TOPOS Stadtforschung 8
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Workshop 1<br />
<br />
erste Ergebnisse:<br />
Die bisherigen Gespräche haben gezeigt (2/2):<br />
‣ Es gibt eine Kiezrunde, diese ist zum Informationsaustausch nicht<br />
ausreichend<br />
‣ Die Akteure auf Seiten der Politik und Verwaltung als auch die<br />
lokalen Akteure vor Ort sehen den Bedarf einer „lokalen Anlaufund<br />
Koordinierungsstelle – eines Informationsknotenpunkts“<br />
‣ Die Bereitschaft zur Mitarbeit der Akteure ist vorhanden, aber nicht<br />
für ein Projekt mit einer begrenzten Laufzeit<br />
TOPOS Stadtforschung 9
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Begegnung<br />
TOPOS Stadtforschung 10
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Information<br />
TOPOS Stadtforschung 11
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
Zentral vs. nachbarschaftsnah<br />
TOPOS Stadtforschung 12
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 1: Angebote für Begegnung, Information und Austausch<br />
kurz- und langfristige Maßnahmen<br />
TOPOS Stadtforschung 13
<strong>Machbarkeitsstudie</strong>:Aufbau eines Bürgerund/oder<br />
Familienzentrums<br />
im QM-Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2<br />
Familienberatung und Förderung<br />
01.11.2011
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Ausgangsituation<br />
<br />
<br />
Auf Initiative des Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong><br />
entstand 2006 das lokale Integrationskonzept (Studie von<br />
Rambøll Management)<br />
Kooperation mit der Genezareth Gemeinde und der<br />
Sehitlik Moschee für ein „Interkulturelles Zentrum“ unter dem<br />
Motto „Jahr des Besuchs 2007“; Im diesem Rahmen fanden<br />
viele Maßnahmen und Projekte statt<br />
‣ u.a. Förderung der baulichen Maßnahmen an der Moschee und<br />
der Genezareth Gemeinde (Interkulturelles Zentrum)<br />
TOPOS Stadtforschung 2
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Neuer Ansatz des QM<br />
<br />
<br />
<br />
Einrichtung eines „Bürger- und / oder Familienzentrums“<br />
Neubewertung des lokalen Integrationskonzepts<br />
Überprüfung der Machbarkeit eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums (<strong>Machbarkeitsstudie</strong> TOPOS Stadtforschung)<br />
• Anpassung an die derzeitigen lokalen<br />
Gegebenheiten und Veränderungen (soziale Lage,<br />
Lebensstile, Präferenzen etc.)<br />
TOPOS Stadtforschung 3
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Zentrale Fragen<br />
Was soll in einem solchen Zentrum angeboten werden ?<br />
<br />
<br />
<br />
Wer kann der Träger des Zentrums sein?<br />
Wie kann es finanziert werden?<br />
Wo und in welcher Form kann ein Zentrum eingerichtet werden?<br />
TOPOS Stadtforschung 4
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> (bisherige Schritte)<br />
<br />
Bürgergespräche, Gespräche mit Einrichtungen, lokalen<br />
Akteuren, der Verwaltung und Politik (Dokumentation per Video)<br />
• Was gibt es für Angebote?<br />
• An welche Strukturen kann angeknüpft werden<br />
(Schnittstellen)?<br />
• Wie sind die vorhandenen Ressourcen?<br />
• In welcher Form ist ein Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum machbar? (zentrale, dezentrale<br />
Struktur)<br />
• Was gibt es für Alternativen?<br />
• Was ist kurz- und langfristig gewollt, machbar und<br />
tragfähig?<br />
TOPOS Stadtforschung 5
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Workshops und Stadtteilkonferenz -<br />
Themenschwerpunkte<br />
Workshop 1 „Angebote für Begegnung, Information und<br />
Austausch“ (19.10.2011)<br />
Workshop 2 „Familienberatung und Förderung“ (01.11.2011)<br />
Workshop 3 „Ehrenamtliches Engagement“ (17.11.2011)<br />
Stadtteilkonferenz (03.12.2011)<br />
• Zwischenergebnis der <strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
• Video zu einem Bürger- und / oder Familienzentrum in<br />
der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
• Diskussion von Realisierungsmöglichkeiten<br />
TOPOS Stadtforschung 6
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Sozialstruktur – großer Bedarf an Angeboten für Familien<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
21% der Haushalte sind Familien<br />
mit Kindern unter 18 Jahren<br />
Prozent<br />
30<br />
25<br />
20<br />
38% der Migrantenhaushalte sind<br />
Familien mit Kindern<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Einpersonen-<br />
Haushalt<br />
Paar ohne Kinder<br />
Erwachsenenhaushalt<br />
ohne Kinder<br />
Paar mit Kindern<br />
Erwachsenenhaushalt<br />
mit Kind(ern)<br />
Alleinerziehende<br />
<strong>Schillerpromenade</strong><br />
Schillerprom Migranten<br />
Nord-Neukölln<br />
TOPOS Stadtforschung 7
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Workshop 2<br />
<br />
<br />
Die Angebote zur Familienberatung sind im Gebiet<br />
begrenzt und finden meist in Form der gesetzlichen<br />
Familienhilfe statt<br />
bestehende Orte zum Treffen und Austausch von Familien sind<br />
begrenzt<br />
‣ u.a. feste Angebote: Interkulturelles Kinder- und Elternzentrum<br />
„Am Tower“,<br />
‣ Projekte: z.B. Warthe-Mahl, Projekt Vielfalt und<br />
Zusammenhalt in der Okerstraße<br />
<br />
Beratungen werden auf Projektebene auch in den Kitas und an<br />
der Karl-Weise-Grundschule angeboten<br />
‣ z.B. Stadtteilmütter kommen in die Kitas Emser Straße und<br />
Warthestraße<br />
TOPOS Stadtforschung 8
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (1/4):<br />
Die bisherigen Gespräche haben gezeigt<br />
‣ Fast alle Befragten, insbesondere Jugendamt, Kinder- und<br />
Jugendgesundheitsdienst sowie Kindergärten fordern für das Gebiet<br />
Familienberatung und dessen Ausbau mit Angeboten<br />
‣ Es fehlt ein konkretes Zentrum mit sichtbarem Zeichen als<br />
Begegnungs- und Austauschort mit weiteren Angeboten für Familien<br />
‣ Kitas schlagen eine dezentrale Lösung vor, angegliedert an die Kitas,<br />
da die Familien ohnehin dort sind und dort Rat suchen (z.B.<br />
Sozialberatung)<br />
‣ Unter den gegeben Strukturen, personell, finanziell und räumlich ist<br />
richtige Familienberatung an den Kitas derzeit nicht machbar<br />
TOPOS Stadtforschung 9
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (2/4):<br />
‣ Information und Transparenz über Angebote: Oftmals erfahren die<br />
Eltern nicht von den Angeboten, bzw. erst zu spät oder über Dritte;<br />
eine direkte Informationsplattform, die den hier lebenden Menschen<br />
gerecht wird, fehlt<br />
‣ Unterschiedliche Anforderungen bei Ansprache: Ärmere Familien<br />
(z.B. mehrere Kinder) vs. bildungsnahe Eltern (z.B. Bildungsnahe<br />
Familien brauchen weniger Informationen, diese suchen sich die Angebote<br />
selbst, nehmen weite Wege in Kauf; Verfügen über andere Ressourcen)<br />
‣ Es braucht an dem Zentrum Angebote für verschiedene<br />
Altersgruppen und eine gute soziostrukturelle Mischung<br />
‣ Schaffung von sozialem Zusammenhalt (Idee: Voraussetzung für<br />
gemeinsame Einschulung schaffen)<br />
TOPOS Stadtforschung 10
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (3/4):<br />
‣ Weiter sind folgende Faktoren bei der Erreichbarkeit von Eltern zu<br />
beachten:<br />
• „Kinderwagenreichweite“: Eltern machen keine weiten<br />
Wege (Beachtung der Zweiteilung des Gebiets)<br />
• offener, neutraler, niedrischwelliger Ort<br />
• Vertrautheit: Für Eltern ist eine Vertrauensperson wichtig<br />
• Sprachschwierigkeiten<br />
• Interkultureller Zugang; Kulturelle Unterschiede<br />
TOPOS Stadtforschung 11
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (4/4):<br />
‣ Weiterhin wurde betont:<br />
• Bedarf Angebote für Kleinkinder von 0-1 Jahren, ideal<br />
wäre 0-3<br />
• Bis jetzt gibt es nur Angebote, die im Kindergartenalter<br />
anfangen, dass ist zu spät.<br />
• Angebote für Väter: Immer öfter nehmen Väter Elternzeit<br />
• Es fehlen Krippenplätze<br />
TOPOS Stadtforschung 12
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Familienberatung<br />
TOPOS Stadtforschung 13
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Familienförderung<br />
TOPOS Stadtforschung 14
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
Zentral vs. nachbarschaftsnah<br />
TOPOS Stadtforschung 15
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 2: Familienberatung und Förderung<br />
kurz- und langfristige Maßnahmen für Familien<br />
TOPOS Stadtforschung 16
<strong>Machbarkeitsstudie</strong>: Aufbau eines Bürgerund/oder<br />
Familienzentrums<br />
im QM-Gebiet <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
17.11.2011
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Ausgangsituation<br />
<br />
<br />
Auf Initiative des Quartiersmanagements <strong>Schillerpromenade</strong><br />
entstand 2006 das lokale Integrationskonzept (Studie von<br />
Rambøll Management)<br />
Kooperation mit der Genezareth Gemeinde und der<br />
Sehitlik Moschee für ein „Interkulturelles Zentrum“ unter dem<br />
Motto „Jahr des Besuchs 2007“; Im diesem Rahmen fanden<br />
viele Maßnahmen und Projekte statt<br />
‣ u.a. Förderung der baulichen Maßnahmen an der Moschee und<br />
der Genezareth Gemeinde (Interkulturelles Zentrum)<br />
TOPOS Stadtforschung 2
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Neuer Ansatz des QM<br />
<br />
<br />
<br />
Einrichtung eines „Bürger- und / oder Familienzentrums“<br />
Neubewertung des lokalen Integrationskonzepts<br />
Überprüfung der Machbarkeit eines Bürger- und / oder<br />
Familienzentrums (<strong>Machbarkeitsstudie</strong> TOPOS Stadtforschung)<br />
• Anpassung an die derzeitigen lokalen<br />
Gegebenheiten und Veränderungen (soziale Lage,<br />
Lebensstile, Präferenzen etc.)<br />
TOPOS Stadtforschung 3
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Zentrale Fragen<br />
Was soll in einem solchen Zentrum angeboten werden ?<br />
<br />
<br />
<br />
Wer kann der Träger des Zentrums sein?<br />
Wie kann es finanziert werden?<br />
Wo und in welcher Form kann ein Zentrum eingerichtet werden?<br />
TOPOS Stadtforschung 4
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> (bisherige Schritte)<br />
<br />
Bürgergespräche, Gespräche mit Einrichtungen, lokalen<br />
Akteuren, der Verwaltung und Politik (Dokumentation per Video)<br />
• Was gibt es für Angebote?<br />
• An welche Strukturen kann angeknüpft werden<br />
(Schnittstellen)?<br />
• Wie sind die vorhandenen Ressourcen?<br />
• In welcher Form ist ein Bürger- und / oder<br />
Familienzentrum machbar? (zentrale, dezentrale<br />
Struktur)<br />
• Was gibt es für Alternativen?<br />
• Was ist kurz- und langfristig gewollt, machbar und<br />
tragfähig?<br />
TOPOS Stadtforschung 5
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Workshops und Stadtteilkonferenz -<br />
Themenschwerpunkte<br />
Workshop 1 „Angebote für Begegnung, Information und<br />
Austausch“ (19.10.2011)<br />
Workshop 2 „Familienberatung und Förderung“ (01.11.2011)<br />
Workshop 3 „Ehrenamtliches Engagement“ (17.11.2011)<br />
Stadtteilkonferenz (03.12.2011)<br />
• Zwischenergebnis der <strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />
• Video zu einem Bürger- und / oder Familienzentrum in<br />
der <strong>Schillerpromenade</strong><br />
• Diskussion von Realisierungsmöglichkeiten<br />
TOPOS Stadtforschung 6
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (1/2):<br />
Die bisherigen Gespräche haben gezeigt<br />
‣ Ehrenamtliches Engagement kann ein Bürger- und<br />
Familienzentrum stützen, ohne professionelle Fachkräfte ist es<br />
allerdings nicht machbar<br />
‣ ein Teil der Bestehenden Einrichtungen arbeitet mit ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern, es ist eine wichtige Ressource (z.B. Al-Huleh)<br />
‣ Auch ehrenamtliche Tätigkeiten in einem Zentrum müssen organisiert<br />
und betreut werden<br />
TOPOS Stadtforschung 7
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (2/2):<br />
Die bisherigen Gespräche haben gezeigt<br />
‣ ehrenamtliches Engagement ist begrenzt<br />
‣ Bereitschaft hierzu sollte nicht ausgenutzt werden<br />
‣ je nach Interesse und Qualifikation können Bereiche für<br />
Ehrenamt definiert werden<br />
‣ Denkbar wäre die Einrichtung einer Ehrenamtsbörse<br />
‣ Bürgergespräche: Potential, erste Interessierte für Ehrenamt<br />
wurden gefunden<br />
TOPOS Stadtforschung 8
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (3/3):<br />
‣ genannte Themen für Ehrenamt:<br />
‣ Allgemeine Hilfe, Vorbereitung bei Veranstaltungen,<br />
Kochen<br />
‣ Angebote für Senioren<br />
‣ Beratung<br />
‣ Sprachunterstützung<br />
TOPOS Stadtforschung 9
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Workshop 2<br />
erste Ergebnisse (3/3):<br />
‣ genannte Themen für Ehrenamt:<br />
‣ Projekte mit Kindern und Jugendlichen (Sport, Musik,<br />
Theater)<br />
‣ Nachhilfe<br />
‣ Lesepate<br />
‣ Paten-Großeltern<br />
TOPOS Stadtforschung 10
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Aufgabenbereiche für<br />
ehrenamtliches Engagement<br />
TOPOS Stadtforschung 11
Quartiersmanagement <strong>Schillerpromenade</strong><br />
Workshop 3: Ehrenamtliches Engagement<br />
Ansprache und Aktivierung für<br />
ehrenamtliches Engagement<br />
TOPOS Stadtforschung 12