civitas 5-2012 - Schw. StV
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Rubrik «Standpunkte»<br />
Milizparlament garantierte<br />
Vertretung des Volkes<br />
Wenn die militärische Miliz für die Wirtschaft<br />
schädlich ist, dann würden sich Unter-nehmen<br />
hüten, Milizkader einzustellen.<br />
Sollten umgekehrt Milizkader für die Wirtschaft<br />
nützlich sein, dann wären die Unternehmen<br />
bereit, diese gut zu bezahlen. Die<br />
zentrale Frage ist also, ob Personen mit einer<br />
militärischen Weiterausbildung beruf-lich<br />
einen Vorteil oder einen Nachteil haben.<br />
Dazu verglichen wir das Einkommen von<br />
Armeeangehörigen mit und ohne militärische<br />
Weiterausbildung. Hat eine Person mit<br />
einer militärischen Weiterausbildung ein<br />
geringeres Einkommen im Vergleich zu einer<br />
Person ohne militärische Weiterausbildung,<br />
dann bedeutet dies, dass der Arbeitsmarkt<br />
eine militärische Weiterausbildung<br />
bestraft. Für die Untersuchung wurden zwei<br />
Populationen unterschieden: einerseits Soldaten<br />
und andererseits militärische Kader<br />
(Offiziere und Unteroffiziere). Kader unterscheiden<br />
sich von den Soldaten dadurch,<br />
dass sie zusätzlich zur Grundausbil-dung<br />
eine militärische Weiterausbildung absolvierten.<br />
Die Daten wurden ökonometrisch ausgewertet.<br />
Die Frage, ob Personen mit einer<br />
militärischen Weiterausbildung beruflich<br />
einen Vor- oder einen Nachteil haben, kann<br />
wie folgt beantwortet werden. 1 Im Vergleich<br />
zu Milizsoldaten haben Milizunteroffiziere<br />
keine Einkommensnachteile. Personen mit<br />
1 Für die detaillierten Resultate vgl.<br />
Die Volkswirtschaft Nr. 6/2010<br />
einer Offiziersausbildung haben sogar eine<br />
signifikant grössere Wahrscheinlichkeit, in<br />
eine höhere Lohnklasse zu kommen. Dieser<br />
Effekt tritt auch unter Berücksichtigung verschiedener<br />
Kontrollvariablen wie Alter, zivile<br />
Aus- und Weiterbildung, Unternehmensgrösse<br />
und -branche, Beschäfti-gungsgrad<br />
und Position oder Dauer der Unternehmenszugehörigkeit<br />
auf.<br />
Fazit: gemessen an den Einkommensverläufen<br />
von Milizkadern bestraft der<br />
Arbeits-markt eine militärische Weiterausbildung<br />
nicht. Im Gegenteil: für bestimmte<br />
Kader sind Unternehmen sogar bereit, mehr<br />
zu bezahlen. Wäre die militärische Miliz für<br />
die Wirtschaft schädlich, würden Unternehmen<br />
dies nicht tun.<br />
Bruno Staffelbach,<br />
Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />
an der Universität Zürich und<br />
Brigadier der <strong>Schw</strong>eizer Armee<br />
Zwangsmiliz schadet, Freiwillige Miliz<br />
nützt der Wirtschaft<br />
Die Milizarmee ist ideal – aber nur die Freiwillige<br />
Miliz! Die heutige Zwangsmiliz ist<br />
viel zu gross. Denn Wehrpflicht und Wehrgerechtigkeit<br />
verlangen, dass eine Mehrheit<br />
der Männer Dienst leistet. Mit der heutigen<br />
realen Aushebungsquote von rund 65 Prozent<br />
werden der Armee jährlich etwa 24'000<br />
Rekruten zugeführt, was sie ganz automatisch<br />
aufbläht. Solange die Dienstzeit pro<br />
Soldat nicht stark verkürzt wird, können<br />
die Bestände nur verkleinert werden, indem<br />
die Soldaten früher ausgemu-stert werden<br />
und ihre Dienstzeit jünger ableisten. Dadurch<br />
werden aber die Lasten nicht kleiner,<br />
sondern lediglich auf die Jungen verschoben<br />
und ihre Ausbildung und berufliche<br />
Entwicklung verschleppt. Zudem wird das<br />
Verhältnis von Grundausbil-dungszeit und<br />
Dienstjahren immer ungünstiger.<br />
Die Freiwillige Miliz hingegen ist Alternativen<br />
wie der Berufsarmee oder der<br />
allge-meinen Dienstpflicht weit überlegen.<br />
In ihr leisten die Soldaten ihren Dienst in<br />
kürze-ren und intensiveren Kursen als heute,<br />
aber eben freiwillig und gegen anständige<br />
Entschädigung. Als Freiwillige dienen die<br />
überdurchschnittlich Motivierten. Sie sind<br />
leistungsorientierter, lernwilliger, disziplinierter<br />
und zumeist bereit, über lange Jahre<br />
Dienst zu leisten. Gerade die Besten sind oft<br />
über 30 und wären in der heutigen Ar-mee<br />
längst zwangsausgemustert. Die grössere<br />
altersmässige Durchmischung macht die<br />
Truppen psychisch stabiler und fördert die<br />
Verbundenheit von Volk und Militär sowie<br />
den Transfer ziviler Fähigkeiten.<br />
Die Freiwillige Miliz ist nicht nur militärisch<br />
besser, sondern auch wirtschaftlich<br />
gün-stiger als die heutige Zwangsmiliz. Die<br />
Kosten sinken dank weniger Diensttagen,<br />
hö-herer Effizienz und weil wegen der längeren<br />
durchschnittlichen Dienstzeit von Freiwilligen<br />
jährlich viel weniger Personen die<br />
teure Grundausbildung durchlaufen müssen.<br />
Reiner Eichenberger,<br />
Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik<br />
an der Universität Fribourg<br />
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26 <strong>civitas</strong> 5-<strong>2012</strong>