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rebekka bakken - Sono-Magazin

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Musik für erwachsene Hörer<br />

www.sonomagazin.de<br />

sept./OKT. 2011<br />

80.000 Exemplare<br />

Chris Rea<br />

über den Kampf gegen<br />

den Krebs und<br />

warum er kreativer<br />

ist denn je<br />

<strong>rebekka</strong><br />

<strong>bakken</strong><br />

Die schöne Norwegerin und<br />

ihr Stilwechsel: Aus den Jazzclubs<br />

hinaus in die frische Country-Luft<br />

Nigel Kennedy<br />

Der Punk an der<br />

Geige startet mit<br />

Vivaldi in neue<br />

Soundwelten<br />

Pink Floyd<br />

Wie die Briten den<br />

Klassiker „The<br />

Dark Side Of The<br />

Moon“ schufen<br />

Außerdem: Tori Amos, Tony Bennett,<br />

Hubert von Goisern, Wynton<br />

Marsalis & Eric Clapton u. a.<br />

Und immer: CD-Besprechungen<br />

und Tourneedaten aus<br />

Pop, Rock, Klassik und Jazz!


KLASSIK TRIFFT POP<br />

SEAL<br />

ALISON MOYET<br />

NILE RODGERS & CHIC<br />

STANFOUR<br />

DIV4S (Sopran)<br />

JOHN MILES<br />

HAMBURG FR 25.11.2011* 20.00 UHR<br />

O2 WORLD SA 26.11.2011 20.00 UHR<br />

BREMEN<br />

BREMEN ARENA<br />

HANNOVER<br />

TUI ARENA<br />

SO 27.11.2011* 18.00 UHR<br />

DI 29.11.2011* 20.00 UHR<br />

FRANKFURT MI 30.11.2011 20.00 UHR<br />

FESTHALLE DO 01.12.2011* 20.00 UHR<br />

ERFURT FR 02.12.2011 20.00 UHR<br />

MESSEHALLE<br />

BERLIN<br />

O2 WORLD<br />

SA 03.12.2011* 20.00 UHR<br />

MANNHEIM<br />

SAP ARENA<br />

STUTTGART<br />

SCHLEYERHALLE<br />

MÜNCHEN<br />

OLYMPIAHALLE<br />

DI 06.12.2011* 20.00 UHR<br />

MI 07.12.2011* 20.00 UHR<br />

DO 08.12.2011* 20.00 UHR<br />

FR 09.12.2011* 20.00 UHR<br />

SA 10.12.2011* 20.00 UHR<br />

SO 11.12.2011 15.00 UHR<br />

DORTMUND DI 13.12.2011 20.00 UHR<br />

WESTFALENHALLE MI 14.12.2011 20.00 UHR<br />

KÖLN<br />

FR 16.12.2011* 20.00 UHR<br />

LANXESS ARENA SA 17.12.2011 20.00 UHR<br />

OBERHAUSEN SO 18.12.2011 18.00 UHR<br />

ARENA<br />

Bundesweiter Ticketversand: 01805 570 000 (0,14 €|Minute, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Tickets: www.eventim.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen | Alle Infos unter www.notp.com<br />

* VIP-Karten erhältlich: Tel. 089 - 9 45 28 10 | vip@pse-germany.de<br />

Daten unter Vorbehalt | Produktion: P.S.E. Germany GmbH · Feldkirchen | München


inhalt<br />

t r ailer<br />

News aus der Welt der Musik 4<br />

Der letzte Crooner: die späte<br />

Blüte des Sängers Tony Bennett 22<br />

leserpost + Impressum<br />

Anregungen, Wissenswertes,<br />

Fragen, Schmähkritik 5<br />

Interview: Chris Rea über sein<br />

Mammutwerk „Santo Spirito“<br />

und den Kampf gegen den Krebs 24<br />

Wie die norwegische Jazzbeauty<br />

Rebekka Bakken die Schönheit der<br />

US-amerikanischen Roots-Musik<br />

entdeckt. Die SONO-Titelstory 6<br />

Die Popsängerin und -komponistin<br />

Tori Amos wandelt jetzt auf<br />

den Spuren von Franz Schubert 26<br />

26<br />

Tori Amos<br />

Der Trompetenstar und der Gitarrengott:<br />

Wie Wynton Marsalis &<br />

Eric Clapton in New York der Tradition<br />

huldigten 8<br />

Geigenpunk Nigel Kennedy nutzt<br />

neuerdings Vivaldi als Startrampe<br />

für Trips durch allerlei<br />

moderne Musikstile 28<br />

backstage-lektüre<br />

Was liest Rolf Zacher? 9<br />

Bei Hubert von Goisern ist stetiger<br />

Wechsel die größte Konstante 10<br />

CD-Rezensionen Rock, Pop & Co.<br />

Charles Aznavour, Glen Campbell, Keb Mo,<br />

Mike Oldfield, Frank Ramond u. a. 30<br />

CD-Rezensionen Klassik<br />

Ludovico Einaudi, Sol Gabetta, Lang Lang,<br />

Kent Nagano, „Poetica“ u. a. 34<br />

8<br />

Eric Clapton &<br />

Wynton Marsalis<br />

CD- Rezensionen Jazz & world<br />

Nirvanas Meisterwerk „Nevermind“<br />

– in der SONO-Umfrage 12<br />

Woody Allen, Cristina Branco, Charles Lloyd,<br />

Céline Rudolph, Tinariwen, Tingvall Trio u. a. 36<br />

neue gesichter<br />

Milos Karadaglić, Seide,<br />

Gabe Dixon 13<br />

Wie funktioniert eigentlich das<br />

Spiel mit den Charts? Ein Streifzug<br />

durch Vergangenheit und Gegenwart<br />

der Hitparaden 14<br />

schatzkiste<br />

Neue Boxsets, Editionen und Re-Issues<br />

von Jimi Hendrix, Sting, Queen u. a. 38<br />

Media-mix<br />

Neue Bücher und DVDs 43<br />

Tourneen Pop<br />

Claudia Koreck, Scott Matthew u. v. a., Rückblick:<br />

Robert Randolph & The Family Band 46<br />

Tourneen Klassik<br />

10<br />

Hubert<br />

von Goisern<br />

Foto: Alex Schütz; Titel: Mike Hill, Paul Marc Mitchell<br />

Rückblick – die besten Veröffentlichungen<br />

des Sommers 2011 16<br />

Magie aus der Mülltonne: Wie<br />

Pink Floyd ihr Meisterwerk „The<br />

Dark Side Of The Moon“ schufen 18<br />

die sono-liste<br />

12 Musiker, die ihre besten Platten<br />

erst mit über 50 aufnahmen 20<br />

Rotterdam Philharmonisch Orkest mit<br />

Yannick Nézet-Séguin u. v. a. 48<br />

Tourneen Jazz<br />

Lisa Bassenge, Trombone Shorty u. v. a. 49<br />

Promi-Hörer-Steckbrief<br />

Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl 50<br />

E x k l u s i v f ü r A b o n n e n t e n :<br />

16 Seiten SONO plus<br />

22<br />

Tony<br />

Bennett<br />

3


Trailer<br />

Heimarbeiter: David Lynch (l.) nahm sein Debütalbum im eigenen<br />

Tonstudio auf. Hank Williams (r.) wird von Dylan (u. r.) geehrt.<br />

Ohne Bühne und Lightshow:<br />

der Indiekünstler I Am Kloot<br />

(o.) bei einem sogenannten<br />

„Instore-Gig“ im Rahmen der<br />

Plattenladenwoche 2010.<br />

Martin Scorsese (l.) kümmerte sich filmisch um George Harrison,<br />

während Jeff Bridges (ganz rechts) mal Pause vom Kino machte<br />

Manchmal braucht es im<br />

Leben offenbar erst einen<br />

großen Erfolg im<br />

Hauptberuf, bevor man sich frei<br />

fühlt, auch lange vernachlässigte<br />

Neigungen einmal zu ihrem Recht<br />

kommen zu lassen. Der Regisseur<br />

David Lynch etwa, mit Box-Office-Hits<br />

wie „Blue Velvet“ und<br />

„Mulholland Drive“ eine große<br />

Nummer in Hollywood, veröffentlicht<br />

am 7. November im zarten<br />

Alter von 65 Jahren sein erstes<br />

Album als Musiker – aufgenommen<br />

im eigenen Tonstudio.<br />

Auch nicht mehr wirklich im<br />

Berufsanfänger-Alter ist Jeff<br />

Bridges, laut New York Times<br />

der „am meisten unterbewertete<br />

große Schauspieler seiner Generation“.<br />

Der 62-jährige bekam<br />

im vergangenen Jahr nach vier<br />

vergeblichen Anläufen endlich<br />

den verdienten Oscar. Offenbar<br />

hat das den Kalifornier bewogen,<br />

die Musikerkarriere noch einmal<br />

richtig anzupacken, die er eigentlich<br />

schon lange mal starten wollte.<br />

Zwar hatte Bridges 1999 schon<br />

einmal ein Album zusammen mit<br />

Michael McDonald und David<br />

Crosby veröffentlicht („Be Here<br />

Soon“), doch das ging unter wie<br />

ein Stein. Das dürfte sich mit seinem<br />

im modernen Country-Stil<br />

gehaltenen und für Oktober angekündigten<br />

Debüt für Blue Note<br />

Records, schlicht „Jeff Bridges“<br />

betitelt, kaum so wiederholen.<br />

Denn diesmal hatte Bridges seinen<br />

guten Freund T-Bone Burnett<br />

als Produzenten an seiner Seite<br />

– und der hat momentan ein goldenes<br />

Händchen, wie jüngst seine<br />

Erfolge mit Gregg Allman, Robert<br />

Randolph, Robert Plant und Alison<br />

Krauss zeigten.<br />

Stöbern kann man nach den beiden<br />

Werken beispielsweise im<br />

Rahmen der dritten „Plattenladenwoche“,<br />

mit der zwischen<br />

10. und 15. Oktober bundesweit<br />

in 70 Städten in den beteiligten<br />

Tonträgergeschäften der „heilige<br />

Ort des Tonträger-Kultes“ gefeiert<br />

werden soll – zum Beispiel<br />

mit sogenannten „Instore Gigs“.<br />

Künstler wie Götz Alsmann, Ina<br />

Müller und der Tenor Jonas Kaufmann<br />

haben ihre Unterstützung<br />

zugesagt. Infos gibt es unter www.<br />

plattenladenwoche.de.<br />

Apropos Country-Musik: Ein Vorhaben<br />

ihres Idols, über das unter<br />

gut informierten Dylanologen<br />

schon länger gemunkelt wurde,<br />

ist inzwischen wohl Realität geworden.<br />

Der gute Bob hat selbst<br />

nämlich auch Idole – eines davon<br />

ist Hank Williams, und dem<br />

setzt Dylan auf seine Art nun ein<br />

Die zahl<br />

3,1<br />

Millionen Mal ging „21“, das Hitalbum<br />

der Sängerin Adele, in diesem Jahr<br />

allein in den USA bereits über den<br />

Ladentisch – damit ist es in den Staa -<br />

ten das bestverkaufte Album aus<br />

England seit 1987.<br />

klingendes Denkmal: Er versandte<br />

Texte aus dem Nachlass des<br />

Country-Pioniers an befreundete<br />

Kollegen mit der Bitte um Vertonung.<br />

Das Resultat soll am 4. Oktober<br />

unter dem Titel „The Lost<br />

Notebooks Of Hank Williams“<br />

auf Dylans eigenem Egyptian-<br />

Record-Label im Vertrieb von<br />

Sony erscheinen, mit Beitragen<br />

vertreten sind u. a. Alan Jackson,<br />

Rodney Crowell, Levon Helm,<br />

Jack White, Lucinda Williams<br />

und Sohnemann Jakob Dylan.<br />

Nochmal zurück zur Verbindung<br />

von Hollywood und der<br />

Popmusik: Der vielleicht beste<br />

Nebenerwerbs-Rockfilmer dieses<br />

Planeten, Martin Scorsese<br />

(„Taxi Driver“, „The Last Waltz“,<br />

„Casino“, „No Direction Home“,<br />

„Shine A Light“), hat sich der<br />

längst überfälligen Aufgabe angenommen,<br />

eine Dokumentation<br />

über das Leben des „stillen Beatle“<br />

George Harrison zu drehen. „Living<br />

In The Material World“, so<br />

der Titel des Films (nach einem<br />

von Harrisons Soloalben), soll<br />

im Oktober auf DVD herauskommen,<br />

kurz zuvor wird er in den<br />

USA vom Pay-TV-Sender HBO<br />

als Zweiteiler ausgestrahlt.<br />

Fotos: Durdan, David Gahr<br />

4


✹NACH<br />

✹NEU!<br />

leserPost<br />

Respektierter Udo<br />

Betrifft: Udo Jürgens in SONO 2/2011<br />

Wie wohltuend ist es, in einem<br />

reinen Musikmagazin eine ernsthafte<br />

und respektvolle Auseinandersetzung<br />

mit der Musik von<br />

Udo Jürgens zu lesen. Sonst findet<br />

er ja hauptsächlich in Klatschmagazinen<br />

statt, dabei spielt dieser<br />

großartige Sänger doch seit<br />

Jahrzehnten künstlerisch in einer<br />

ganz eigenen Liga.<br />

Patricia Hagemeyer, Bremen<br />

Wo bleiben Videos?<br />

Betrifft: SONO online<br />

Ich habe in der Sommerpause<br />

seit dem letzten Heft Ihre Website<br />

(www.sonomagazin.de; Anm.<br />

d. Red.) wegen den wöchentlich<br />

neuen Plattentipps schätzen gelernt.<br />

Allerdings wäre es schön,<br />

darauf auch Videos mit Musik für<br />

den erwachsenen Geschmack zu<br />

finden. So was muss heutzutage<br />

doch machbar sein!<br />

Erhard Grazowsky, per E-Mail<br />

Zu wenig LoFi<br />

Betrifft: SONOplus<br />

Eine 12-seitige Bestandsaufnahme<br />

über die Country-Szene<br />

im Abonnentensonderteil<br />

von SONO<br />

zu lesen, hat mich sehr<br />

gefreut. Allerdings kam<br />

die moderne „Alternative Country“<br />

oder „LoFi-Country“ genannte<br />

Strömung darin für mein Empfinden<br />

deutlich zu kurz . Vielleicht<br />

könnt ihr diesem Phänomen<br />

mal eine eigene Story widmen?<br />

Dennoch hat sich allein für das<br />

Country-Spezial schon mein Abo<br />

gelohnt.<br />

Hans Neumüller, Lehrte<br />

Mischung stimmt<br />

Betrifft: SONO allgemein<br />

Besonders gut finde ich an SONO,<br />

dass in Ihrem <strong>Magazin</strong> die Mischung<br />

zwischen bekannten<br />

und beliebten Künstlern einerseits<br />

(über die man einfach gerne<br />

mal wieder Neues lesen bzw.<br />

von deren neuen CDs<br />

hören möchte) und<br />

neuen Künstlern andererseits<br />

stimmt. So lernt<br />

man Neues kennen, auf<br />

das man sonst vielleicht<br />

nicht gestoßen wäre,<br />

aber man fremdelt nicht<br />

zwischen lauter unbekannten<br />

Namen. Wobei die Rubrik „Neue<br />

Gesichter“ für meinen Geschmack<br />

gerne auf zwei Seiten ausgedehnt<br />

werden könnte.<br />

Robin-Peter Diltz, Bietigheim-<br />

Bissingen<br />

Ihre meinung<br />

ist uns wichtig!<br />

Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen<br />

oder Ergänzungen zu den<br />

Artikeln in SONO? Dann schreiben<br />

Sie uns – die Redaktion freut<br />

sich auf ihr Feedback unter post@<br />

sonomagazin.de oder per Post<br />

an Inmedia, Redaktion SONO, Lucile-<br />

Grahn-Str. 37, 81675 München<br />

Impressum<br />

Verlag: INMEDIA Verlagsund<br />

Redaktionsbüro GmbH<br />

Lucile-Grahn-Str. 37<br />

81675 München<br />

Telefon 089 / 457 261-0<br />

Fax 089 / 457 261-50<br />

Mail post@sonomagazin.de<br />

Herausgeber: Günter F. Bereiter<br />

Redaktion: Christian Stolberg<br />

(c.stolberg@inmedia.de,<br />

Tel. 0 89 / 45 72 61-41)<br />

Autoren dieser Ausgabe: Marcel<br />

Anders, Svevo Bandini, Ralf Dombrowski,<br />

Guido Fischer, Heiko Große,<br />

Raoul Gulbenkian, Ernst Hofacker,<br />

Wolf Kampmann, Dagmar Leischow,<br />

Reinhard Lemelle, Felix Marondel,<br />

Steffen Rüth, Michael Sailer, Hans-<br />

Jürgen Schaal, Uwe Schleifenbaum,<br />

Robert Wallner<br />

Bildredaktion: Fritz Osskar<br />

Termine: Michael Sailer<br />

Design: Arndt Knieper<br />

Produktion: Viola Müller-Hergerdt<br />

Anzeigenmarketing: Maren Kumpe<br />

(m.kumpe@inmedia.de,<br />

Tel. 089 / 457 261-35)<br />

Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger<br />

(s.lanzinger@inmedia.de,<br />

Tel. 0 89 / 45 72 61-45)<br />

Druck: Augsburger<br />

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86167 Augsburg<br />

SONO erscheint sechsmal jährlich<br />

Ilja Richter präsentiert<br />

2ZUGABE!<br />

✹DIE<br />

“Licht aus,<br />

Spot an!”<br />

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Rebekka Bakken<br />

Für immer jung?<br />

Wer kennt nicht den Wunsch nach ewiger Jugend?<br />

Die norwegische Sängerin Rebekka Bakken covert<br />

auf ihrer neuen CD den Alphaville-Song „Forever<br />

Young“. Doch ihr Album spielt sich auf der Scheide<br />

zwischen Sommer und Herbst des Lebens ab.<br />

Von Wolf Kampmann<br />

ihren Gesang bislang ausmachte: Sie kommt<br />

ohne jede Sophistication aus. Ein Song ist ein<br />

Song, sie füllt ihn mit ihrer Stimme, ihrem<br />

Klavierspiel und der zurückhaltenden Begleitung<br />

ihrer Band aus und fertig. Einfachheit<br />

statt Verstiegenheit im Sinne poetischer<br />

Reduktion. „Ich würde diese Musik vor allem<br />

als organisch bezeichnen“, bestätigt die frischgebackene<br />

Country-Chanteuse. „Diese Aufnahmen<br />

gingen mir ganz leicht von der Hand.<br />

Während der Arbeit fiel mir immer wieder ein<br />

Satz ein, den ich unlängst gehört hatte: Repariere<br />

nichts, das nicht vorher zerbrochen ist.<br />

Wollte ich etwas verbessern, das eigentlich gut<br />

ist, würde ich es nur verderben. Wir ließen<br />

also alles Überflüssige weg. Das fing mit dem<br />

Songwriting an, erstreckte sich auf die Stimme<br />

und ging bis zur Produktion.“<br />

Als außergewöhnliche Sängerin hat<br />

sich Rebekka Bakken in Jazzkreisen<br />

längst einen Namen gemacht.<br />

Auf ihrer neuen CD „September“ schlägt die<br />

41-Jährige nun ganz neue Töne an. Mit der<br />

unwiderstehlich kraftvollen Zartheit ihres<br />

Timbres intoniert sie unschuldige Songs zwischen<br />

Country und Folkpop. Die Produktion<br />

ist unerwartet zurückhaltend, nahezu minimalistisch,<br />

sodass die Sängerin mit ihrer ganzen<br />

Persönlichkeit viel mehr in den Vordergrund<br />

tritt als auf früheren Alben. Der Titel<br />

der CD ist nicht nur ein zufällig gewähltes<br />

Bild. „Man weiß nie so recht, ob der September<br />

Teil von etwas Altem ist oder bereits etwas<br />

Neues ankündigt“, sinniert die charmante<br />

Norwegerin in ihrem Apartment in New<br />

York. „Im September stecken gleichermaßen<br />

Sommer und Winter. Mit dieser Offenheit will<br />

ich auch dem Hörer entgegentreten. Erst wenn<br />

er das Album gehört hat, wird er sich für eine<br />

der beiden Jahreszeiten entscheiden können.“<br />

Organischer Sound statt<br />

Studiokosmetik<br />

Wobei diese CD schon öfter als einmal gehört<br />

werden will, um diese Entscheidung zu treffen.<br />

„September“ besteht zum größten Teil<br />

aus Balladen. Das getragene Tempo und die<br />

Themenauswahl drücken anfangs auf die Gesamtstimmung.<br />

Doch Song für Song klart der<br />

Himmel über der Sängerin auf, wird freundlicher<br />

und positiver. Diese Klarheit führt den<br />

Hörer ohne Umwege direkt zu ihr selbst.<br />

Rebekka Bakken spricht davon, dass sie<br />

auf dieser CD mehr denn je ihre eigene musikalische<br />

Welt geschaffen habe, um die sich<br />

alle Geschichten drehen. Das mag nach einem<br />

Gemeinplatz klingen, der so oder ähnlich zu<br />

jeder neuen Veröffentlichung sämtlicher Musiker<br />

der Welt geäußert wird, doch im Fall<br />

von „September“ fehlt tatsächlich all die Studiokosmetik,<br />

die Frau Bakkens frühere Platten<br />

zuweilen überfrachtet haben. Plötzlich<br />

kann sie loslassen. Die Kommunikation erfolgt<br />

nicht auf halbem Weg zwischen Künstlerin<br />

und Hörer, sondern die Song-Poetin öffnet<br />

weit ihre Pforten, auf dass sich der Hörer<br />

voll und ganz auf ihren Kosmos einlasse. „Ich<br />

habe großes Glück, meine eigene Welt auf diese<br />

Weise erforschen zu können“, sagt sie nachdenklich.<br />

„Für den Hörer dürfte es kein Problem<br />

sein, sich in diese Welt hineinzuversetzen.<br />

Es geht ja auch um den Standpunkt, von dem<br />

aus ich meine Außenwelt betrachte. Ich selbst<br />

mag mich verändert haben, aber meine Umgebung<br />

ist dieselbe geblieben. Auf dieser Platte<br />

geht es um meine Filter, meine Wahrnehmung<br />

und meine Sprache.“<br />

Sie spricht eine Einladung an ihr Publikum<br />

aus, für die sie sich auch noch eines wesentlich<br />

persönlicheren Aspekts entledigt, der<br />

Rebekka und die Jazzmänner<br />

Frühe Wegbegleiter der Sängerin<br />

Dass die 1970 in Oslo geborene Rebekka Bakken<br />

meist als Jazzsängerin gehandelt wird, obwohl sie<br />

sich (trotz unbestrittener Liebe zum Jazz) eigentlich<br />

nicht als solche sieht, hat viel mit ihren früheren<br />

musikalischen Partnern zu tun: Mit dem österreichischen Gitarristen<br />

Wolfgang Muthspiel (oberes Bild) spielte sie die Duo-Alben<br />

„Daily Mirror“ (2001) und „Beloved“ (2002) ein,<br />

der einflussreiche norwegische Soundtüftler Bugge<br />

Wesseltoft (li.) war eine treibende Kraft hinter ihrem<br />

ersten Soloalbum „The Art Of How To Fall“ (2003).<br />

Eine Rückkehr zu sich selbst<br />

Dabei machte Rebekka Bakken die einzigartige<br />

Erfahrung, in den Songs die Songs<br />

zu entdecken. Das war nicht immer leicht.<br />

Die Arbeit mit den Musikern war nicht das<br />

Problem, aber um sich zu besagter Klarheit<br />

zu zwingen, musste sie ein erhebliches Maß<br />

an Selbstehrlichkeit aufbringen. Daher auch<br />

das ungewöhnliche Experiment mit „Forever<br />

Young“. Sie war sich bewusst, dass niemand<br />

diesen Song, der eine ganze Generation gespalten<br />

hat, vorurteilsfrei hören kann. „In<br />

den 80er Jahren gab es ja so viele gute Songs,<br />

die in grässliche Produktionen eingesperrt waren“,<br />

seufzt sie munter. „Für mich persönlich<br />

war dieses Lied damals sehr wichtig, und ich<br />

wollte es endlich einmal ohne diese 80er-Jahre-<br />

Brille singen. Jetzt macht es mir selbst Spaß,<br />

mich in diesem Song zu hören.“<br />

Für die noch immer jugendlich gestylte<br />

Blondine kam die mondäne Wende zu intimen<br />

Americana-Songs keineswegs plötzlich,<br />

denn schon als Jugendliche habe sie diese Art<br />

von Liedern geschrieben, sagt sie. Damals natürlich<br />

nur für sich selbst. Wenn<br />

sie heute in den Spiegel blickt,<br />

sieht sie sicher nicht das spielerisch<br />

kostümierte Cowgirl, das<br />

auf dem Cover von „September“<br />

posiert, sondern eine Persönlichkeit,<br />

die sie lange nicht mehr war<br />

und endlich wieder sein darf.<br />

„Meine Musik gelangt an einen<br />

Punkt, an dem ich schon immer<br />

gewesen bin“, lautet ihr Credo.<br />

Willkommen zu Hause!<br />

Neu: Rebekka Bakken „September“<br />

(Emarcy/Universal) erscheint am<br />

16. September<br />

6


Spielerisch geht Rebekka Bakken<br />

hier mit Country-Klischees um,<br />

nicht ohne Grund: Vom Jazz hat<br />

sich die Sängerin auf der neuen CD<br />

hin zu Country und Folk bewegt<br />

Foto: Tina Axelsson<br />

7


Wynton Marsalis & Eric Clapton<br />

Zeitreise in Blau<br />

Die zwei Großmeister zelebrieren auf ihrem Live-<br />

Album den Blues auf eine Weise, die vor allem die Fans<br />

des Gitarristen überraschen dürfte. Von Christian Stolberg<br />

Viele Clapton-Fans, die zum ersten<br />

Mal in „Wynton Marsalis & Eric<br />

Clapton Play The Blues“ hineinhören,<br />

werden überrascht sein, was ihnen da<br />

im ersten Stück entgegenschallt: Louis Armstrongs<br />

„Ice Cream“, ein Traditional, das man<br />

sonst von Dixieland-Kapellen hört, fetzt da<br />

in einer heftig swingenden Version aus den<br />

Boxen. Eine Auffassung vom Blues, die Welten<br />

entfernt ist von dem, was man sonst von<br />

Clapton kennt. Doch wenn nach drei Minuten<br />

Slowhands unverkennbare Leadgitarre zum<br />

Solo anhebt, werden seine Anhänger durchatmen.<br />

Es ist der Auftakt eines Mitschnitts<br />

von zwei Konzerten und einer Gala, die die<br />

beiden Ausnahmemusiker Anfang April im<br />

Rose Theatre des New Yorker Lincoln Center<br />

bestritten.<br />

Der englische Rockgitarren-Gott und der<br />

Jazzstar aus New Orleans – eine ungewöhnliche<br />

Kombination, doch sie haben mehr gemeinsam<br />

als ihre Virtuosität und Prominenz:<br />

ein fast schon musikethnologisches Wissen<br />

In der Vorbereitung der Konzerte gab es<br />

eine Aufgabenteilung: Marsalis stellte die<br />

Band zusammen (aus Mitgliedern seines<br />

Lincoln Center Jazz Orchestra plus Claptons<br />

Keyboarder Chris Stainton), schneiderte die<br />

Arrangements für sie zurecht – und orientierte<br />

sich dabei offensichtlich am Vorbild<br />

Gitarristen neu, mit einer Ausnahme: Claptons<br />

Superklassiker „Layla“ kam auf Drängen<br />

von Marsalis-Bassist Carlos Henriquez<br />

auf die Setliste. „Ich hätte nicht geglaubt, dass<br />

das funktioniert“, gestand Clapton, doch das<br />

ungewohnte Arrangement im schwermütigsinnlichen<br />

Creole Jazz Style macht den vielgespielten<br />

Pophit zu einem der Überraschungstreffer<br />

im Programm.<br />

Es war nicht nur eine liebevolle Verbeugung<br />

vor der Blues- und Jazztradition, was<br />

sich da auf der Bühne abspielte, sondern<br />

auch ein Triumph der schieren Spielfreude:<br />

Clapton und Marsalis solieren reichlich, aber<br />

auch Posaunist Chris Crenshaw, Klarinettist<br />

Victor Goines und die Pianisten Dan Nimme<br />

und Chris Stainton kommen ausgiebig zum<br />

Zuge. Man spürt, wie schnurzegal es ihnen<br />

ist, ob die Musik gerade cool und angesagt ist,<br />

die sie da mit heißem Engagement wieder ins<br />

Rampenlicht holen. Das Spiel des Gitarristen<br />

harmoniert verblüffend gut mit Marsalis’<br />

Spitzenjazzern. Und so witzelt der Brite:<br />

Gutgelaunte Traditionspflege: Marsalis und Clapton im Kreis der Jazzer vom Lincoln Center<br />

über die Bluestradition und Leidenschaft für<br />

ihre Erhaltung für die Nachwelt. Ganz ohne<br />

Vorgeschichte waren die Auftritte ohnehin<br />

auch nicht: Auf Erics 2010er Album „Clapton“<br />

gastierte Marsalis mit Teilen seiner Band<br />

auf immerhin vier Titeln.<br />

von King Olivers legendärer Creole Jazz<br />

Band. Clapton wählte das Repertoire aus –<br />

und stöberte dabei im New Orleans Jazz der<br />

20er und im Jump Blues der 30er Jahre, Gefilden,<br />

mit denen Marsalis und seine Leute<br />

vertrauter sind als er, der sich bisher eher<br />

am Countryblues sowie am elektrifizierten<br />

Chicagoblues der 50er Jahre orientiert hatte.<br />

Alle diese Stücke sind im Repertoire des<br />

„Ich hab immer allen Bluesleuten, mit denen<br />

ich gespielt habe, gesagt: Ich mach das bloß,<br />

bis ich endlich in einer Jazzband mitspielen<br />

darf!“ Zum Finale steigt dann noch der New<br />

Yorker Bluesveteran Taj Mahal mit ein.<br />

Neu erschienen: „Wynton Marsalis & Eric Clapton<br />

Play The Blues – Live From Jazz At Lincoln<br />

Center“ (Warner), als Audio-CD und CD + DVD<br />

8


Foto: Lutz Voigtländer<br />

backstage-lektüre<br />

Rolf Zacher<br />

Er ist ein liebenswertes Enfant terrible unter den<br />

deutschen TV-Darstellern: Der Berliner Schauspieler<br />

Rolf Zacher, ein immer noch unangepasster<br />

Vertreter der 68er-Generation, hat nicht nur<br />

in über 200 deutschen Fernsehfilmen tragende<br />

Rollen gespielt und seine markante Stimme als<br />

Synchronsprecher Hollywoodstars wie Robert<br />

de Niro und Nicholas Cage geliehen,<br />

sondern ist auch immer wieder als Musiker<br />

aktiv. Am 23.9. erscheint seine zweite<br />

eigene CD „Danebenleben“, auf der er unter<br />

anderem Musik von Bruce Springsteen,<br />

Queen und Georg Friedrich Händel interpretiert.<br />

Zwischen musikalischen Sessions<br />

und Schauspielengagements liest Zacher<br />

derzeit das Buch „Irre! - Wir behandeln<br />

die Falschen: Unser Problem sind die Normalen<br />

- Eine heitere Seelenkunde“ von<br />

Manfred Lütz, denn, so Zacher, Anarcho<br />

aus Überzeugung: „Das<br />

ist einfach ein gut geschriebenes<br />

und unterhaltsames<br />

Buch! Die Normalen sind<br />

die Irren und umgekehrt. Das<br />

stellt die Welt auf den Kopf,<br />

und das find ich spannend!“<br />

Hörstoff: Rolf Zacher<br />

„Danebenleben“ (Premium<br />

Records/Soulfood)<br />

erscheint am 23.9.<br />

verlosung<br />

„After Hours –<br />

The Collection“<br />

Die Compilation „After Hours: The<br />

Collection – Northern Soul Masters“<br />

präsentiert Northern<br />

Soul – 75 legendäre<br />

Aufnahmen aus den<br />

Jahren 1965-1974 in<br />

einer kultigen Drei-<br />

CD-Box, mit Künstlern<br />

wie Ike & Tina Turner,<br />

Deon Jackson, Barbara Lynn, Archie<br />

Bell & The Drells, The Drifters und<br />

The Three Degrees.<br />

Wir verlosen drei Exemplare<br />

dieser wertigen Soul-Box!!<br />

Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort<br />

„Northern Soul“ abschicken an:<br />

Inmedia, Redaktion SONO,<br />

Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München.<br />

Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2011.<br />

7<br />

10<br />

All Time Best<br />

8<br />

11<br />

Reclam<br />

Musik Edition<br />

9<br />

12<br />

Durchnummerierte<br />

Edition zum<br />

Sammeln!<br />

Weitere Künstler Ende 2011!<br />

Noch mehr Musik-Ikonen und ihre größten Aufnahmen - jetzt in der „Reclam Musik Edition“!<br />

Die CD-Serie von Sony Music startete im März 2011 und bietet auf jeweils einer „Best of“-CD ein Kompendium des Musikschaffens legendärer<br />

Künstler. Die größten Aufnahmen, 16-Seiten-Booklet mit Biographie, Diskographie, Zeitstrahl, Photographien… Die 6 Titel der ersten<br />

Staffel u.a. mit Johnny Cash, Bob Dylan und Elvis Presley werden im August 2011 um die Alben von Leonard Cohen, Falco, Rory Gallagher,<br />

Whitney Houston, Willie Nelson und Lou Reed ergänzt. Fortsetzung der CD-Serie im Winter 2011.<br />

Erhältlich als CD und mp3-Download auf . Sowie im Buch- und Tonträgerhandel! Mehr Infos: www.legacy-club.de/reclam-musik


Hubert vo n G oisern<br />

Das Achleitnersche Pendel<br />

Zwei Jahre nach seiner spektakulären Donautournee suchte<br />

der Alpinpop-Star aus dem Salzkammergut den Weg zurück<br />

zur Einfachheit – mit dem Album „Entwederundoder“ und<br />

einer Tour durch abgelegene Landgasthöfe. Von Christian Stolberg<br />

Fans, die den künstlerischen<br />

Werdegang des<br />

Hubert Achleitner, der<br />

sich nach seinem Geburtsort<br />

in Oberösterreich so wohlklingend<br />

Hubert von Goisern nennt,<br />

schon länger verfolgen, kennen<br />

das Phänomen: Der charismatische<br />

Star des Alpenrock verfolgt<br />

in seiner Arbeit beileibe keine<br />

gerade Linie: Da folgte auf die<br />

erste Erfolgsphase mit seinen<br />

Alpinkatzen eine zurückgezogenere<br />

Periode mit Filmmusiken,<br />

da wechseln sich Alben mit vergleichsweise<br />

hohem Pop- und<br />

Weltmusikanteil mit stilleren,<br />

traditionelleren Arbeiten ab,<br />

fix bleibt nur eines: Bei Goisern<br />

muss mit Überraschungen gerechnet<br />

werden.<br />

„Ich investiere mich in meine<br />

Projekte immer so total, dass ich<br />

in dieser Zeit zwangsläufig vieles<br />

andere vernachlässigen muss.<br />

Und die Folge ist, dass es mich,<br />

wenn sich ein Projekt dem Ende<br />

zuneigt, dann immer mit aller<br />

Macht weg von diesem Thema in<br />

eine ganz andere, oft völlig entgegengesetzte<br />

Richtung zieht“,<br />

kommentiert der viel jünger wirkende<br />

58jährige im Gespräch mit<br />

SONO diese Pendelausschläge.<br />

Auch mit seinen beiden<br />

jüngsten Projekten schlägt der<br />

Musiker aus dem Salzkammergut<br />

wieder einen Haken: Nach<br />

seiner medial stark beachteten<br />

„Linz Europa Tour“ auf der<br />

Do nau, bei der Goisern in den<br />

Jahren 2007 bis 2009 in 60 Konzerten<br />

zwischen Schwarzmeer<br />

und Nordsee mit vielen Gästen<br />

(darunter Konstantin Wecker,<br />

Xavier Naidoo, Zap Mama) auf<br />

vier Schiffen seine Vision einer<br />

„kulturellen Osterweiterung“<br />

Auch im Umgang mit seinem<br />

Lieblingsinstrument pendelt<br />

Goisern zwischen gegensätzlichen<br />

Polen: mal inwendig ...<br />

verfolgte, einer Unternehmung,<br />

„bei der ich eigentlich mehr eine<br />

Rolle wie ein Impresario hatte,<br />

wollte ich wieder ein etwas persönlicheres,<br />

privateres Album aufnehmen,<br />

etwas, was wieder mehr<br />

mit mir als Person zu tun hat“.<br />

Zwar hat Goisern nach eigener<br />

Aussage keinen „Masterplan“<br />

im Kopf, wenn er ein neues<br />

Album angeht, „aber in mir<br />

entsteht nach und nach ein akustisches<br />

Bild, eine Vorstellung davon,<br />

was für eine musikalische<br />

Anmutung eine Platte haben soll.<br />

Und wenn die soweit ist, dass sie<br />

fast aus mir herausplatzt, dann<br />

mach’ ich mich ans Aufnehmen.“<br />

Von Herbst 2010 bis Februar 2011<br />

spielte Goisern nun mit seiner<br />

verschlankten Band die zwölf<br />

Lieder seines neuen Albums<br />

„Entwederundoder“ ein, geradlinige,<br />

bisweilen intime Songs<br />

mit aufs Wesentliche reduzierten<br />

Arrangements.<br />

Fotos: Helmut Berg, Jürgen Skarwan<br />

10


Eine wichtige Farbe in Goiserns<br />

„akustischem Bild“ für<br />

„Entwederundoder“ kommt von<br />

der modernen Countrymusik:<br />

„Ich habe nach dieser Qualität<br />

gesucht, wie sie etwa in den Alben<br />

der ‚American Recordings‘-<br />

Serie von Johnny Cash steckt,<br />

dieses totale Auf-den-Punkt-<br />

Kommen“. Auch der Blues spielt<br />

in zwei Stücken („I versteh di<br />

nit“, „Suach da an Andern“) eine<br />

tragende Rolle – damit knüpft<br />

der Österreicher an ein frühes<br />

Schlüsselerlebnis an: „Ich war<br />

vielleicht 16 oder 17 Jahre alt und<br />

hatte gerade gelernt ein bisschen<br />

Gitarre zu spielen, als ich zum<br />

ersten Mal in einem Club bei einer<br />

Session einsteigen durfte. Ich<br />

hatte noch keine Ahnung vom<br />

Blues, hab aber schnell gemerkt,<br />

wie leicht man diese Form mit<br />

seinen eigenen Gefühlen füllen<br />

kann. Auch, weil es da keine ‚verbotenen‘<br />

Töne gibt.“ Bluesplatten<br />

von Alexis Korner, John Mayall,<br />

John Lee Hooker und anderen<br />

wurden von da ab Bestandteil<br />

seiner musikalischen Sozialisation.<br />

Nicht nur was den Sound,<br />

auch was die Songthemen angeht,<br />

zog Hubert von Goisern<br />

auf dem neuen Album die Kreise<br />

wieder enger: wehmütige Meditationen<br />

(„Ees is wias is“, „Lebwohl“),<br />

Zorn („Suach da an andern“),<br />

die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation („I versteh di<br />

nit“) – er thematisiert hier nicht<br />

die große Weltpolitik, sondern<br />

„Dinge, die in meiner Umgebung<br />

passieren, Problemfelder, mit denen<br />

ich als Person immer wieder<br />

zu tun hab“.<br />

Therapie im Wirtshaus<br />

Nachdem die Rückkehr zur Einfachheit<br />

im Studio vollzogen<br />

war, drängte es Goisern auch<br />

live wieder zu bodenständigeren<br />

Erfahrungen. Und so unternahm<br />

er im April mit seiner Band eine<br />

Kurztournee durch acht abgelegene<br />

österreichische Wirtshäuser,<br />

gab dort Konzerte ohne großen<br />

Showfirlefanz, auf kleinen<br />

Bühnen und mit denkbar direk-<br />

... dann wieder „krachert“ wild<br />

und ekstatisch<br />

tem Publikumskontakt. „Das<br />

war eigentlich zunächst als eine<br />

Art Therapie für meine Band gedacht.<br />

Ich hab gefunden, dass die<br />

sich a bisserl sehr an die großen<br />

Bühnen, des tolle Licht und das<br />

ganze Drumherum gewöhnt hatten.“<br />

Schließlich aber, gesteht der<br />

Bandleader, stellte sich heraus,<br />

„dass es vor allem eine Therapie<br />

für mich selbst war“. Im normalen<br />

Konzertbetrieb ziehen sich<br />

Goisern und seine Band wie die<br />

meisten ähnlich erfolgreichen<br />

Kollegen in abgesperrte Bereiche<br />

zurück, „aber im Wirtshaus<br />

geht das natürlich ned – eine Erfahrung,<br />

die uns wieder ganz gut<br />

geerdet hat“.<br />

Neu erschienen: Hubert von<br />

Goisern „Entwederundoder“ (Sony)<br />

Tournee: Hubert von Goisern<br />

ist mit seiner Band ab Januar 2012<br />

durch Deutschland/Österreich/<br />

Schweiz unterwegs<br />

THE BEST OF<br />

25 YEARS<br />

Das Box Set zum 25-jährigen<br />

Jubiläum seiner Solokarriere<br />

Inhalt:<br />

• Drei CDs mit 45 remasterten und von Sting persönlich kuratierten<br />

Songs, darunter neun von Robert Orton und Steve Fitzmaurice exklusiv<br />

für diese Sammlung geremixte Songs.<br />

• Die DVD Rough, Raw & Unreleased: Live At Irving Plaza, das bisher<br />

unveröffentlichte Livekonzert, zehn Tracks, gefilmt in New York beim<br />

letzten Konzert von Stings “Broken Music” US-Tour 2005.<br />

Ab dem 23. September<br />

• Hardcover Buch mit Hintergrundbildern und seltenen Fotos, sowie den<br />

kompletten Songtexten, einem persönlichen Kommentar und einem<br />

neugeschriebenen Einleitungstext von Sting.<br />

www.sting.com


hat. Es hat den Heavy Metal beendet und den<br />

Alternative-Rock zum neuen Mainstream werden<br />

lassen. Womit es allerdings auch die Türen für Limp<br />

Bizkit und Puddle Of Mudd geöffnet hat. Von daher<br />

hat es eine Menge Blut an seinen Händen.“ (lacht)<br />

SONO-Umfrage<br />

20 Jahre „Nevermind“<br />

Mit ihrem zweiten Album verdrängten Nirvana<br />

im September 1991 nicht nur Michael Jackson von<br />

der Spitze der globalen Charts. Es leitete auch<br />

eine musikalische Revolution namens Grunge ein,<br />

die bis heute viele illustre Freunde hat:<br />

Alison Krauss<br />

„Das Album hatte eine unglaubliche<br />

Energie und eine so starke Identität,<br />

dass es die Welt verändert hat. Denn so etwas wie<br />

,Nevermind‘ lässt sich nicht ignorieren – weil es<br />

den Geist und die Herzen der Menschen berührt. Es<br />

ist faszinierend, wie kraftvoll Kunst sein kann.“<br />

Ric Ocasek (The Cars)<br />

„Ich mochte ,Smells Like Teen Spirit‘. Das<br />

war das Erste, was ich gehört habe. Und<br />

mir gefiel der Gitarrensound. Also wie groß er war –<br />

und wie rau und ungeschliffen. Außerdem hatte der<br />

Song einen tollen Text. Ich meine, ich hätte nie gedacht,<br />

dass sich daraus eine Bewegung entwickeln<br />

würde, aber es hat sich als gutes Sprungbrett für<br />

eine Menge talentierter Bands erwiesen.“<br />

Dave Grohl (Foo Fighters)<br />

„Dieses Album hat mein Leben verändert.<br />

Schließlich war es etwas, womit<br />

keiner gerechnet hatte. Als es dann explodiert ist,<br />

war das einfach verrückt. Das hätte nie passieren<br />

dürfen. Genau wie Kurts Selbstmord, der alles<br />

beendete. Und das einfach so – quasi über Nacht.<br />

Es war eine emotionale Achterbahnfahrt.“<br />

Moby<br />

„Ich halte ,Nevermind‘ nicht wirklich für<br />

einen Meilenstein. Ich meine, ich mag<br />

die Band, Kurt war ein großartiger Songwriter, Krist<br />

und Dave sind nette Jungs, aber das Album an sich<br />

finde ich gar nicht so toll. Es hat eigentlich nur drei<br />

gute Stücke. Aber was es so relevant macht, ist die<br />

Art, wie es die Musik der damaligen Zeit verändert<br />

Flea (Red Hot Chili Peppers)<br />

„Nirvana ist die beste Band ihrer Zeit.<br />

Und das Album ist verdammt noch mal<br />

umwerfend. Jeder einzelne Song ist der Wahnsinn.<br />

Der Geist, der sich durch dieses Album zieht, ist unglaublich<br />

kraftvoll. Deshalb gibt es für mich auch<br />

nichts Besseres.“<br />

Patti Smith<br />

„Mit dieser Gruppe konnte ich mich wirklich<br />

identifizieren. Also mit ihrer Welt und<br />

ihren Fans. Ich habe Bilder von den sogenannten<br />

Grunge-Kids gesehen, und sie sahen aus wie meine<br />

eigenen – wie ich. Und ich mochte die Einstellung<br />

und die Musik von Nirvana. Sie haben wirklich tolle<br />

Songs geschrieben. Wobei ,Nevermind‘ mein absolutes<br />

Lieblingsalbum ist. Es ist eine Tragödie, dass<br />

er sich das Leben genommen hat. Ein riesiger Verlust.<br />

Ich habe tagelang geweint.“<br />

Tori Amos<br />

„Ich war auf Tour in Schweden, und das<br />

Video zu ,Smells Like Teen Spirit‘ lief auf<br />

MTV. Ich wusste sofort, dass es etwas Besonderes<br />

war, etwas völlig Neues – der Sound einer Generation.<br />

Und die Tatsache, dass es jetzt 20 wird, gibt<br />

mir nicht nur das Gefühl, unglaublich alt zu sein,<br />

sondern es erinnert mich auch an eine Zeit, als es<br />

noch kein Internet gab. Als wir noch anders miteinander<br />

kommuniziert haben. Und ich muss sagen:<br />

Irgendwie war das kreativer, die Musik war besser,<br />

die Leute haben mehr Konzerte besucht und den<br />

direkten Kontakt zueinander gesucht – statt sich<br />

in einer digitalen Welt zu bewegen.“<br />

Gesammelt von Marcel Anders<br />

Foto: Ellen von Unwerth<br />

12


neue gesichter<br />

Miloš Karadaglić<br />

Mittelmeerromantik auf<br />

hohem Niveau<br />

[Klassik] Als musikalische Reise ans Mittelmeer<br />

hat der montenegrinische Gitarrist sein<br />

Debütalbum bei der Deutschen Grammophon<br />

angelegt: Werke von Komponisten wie Isaac<br />

Albéniz, Enrique Granados, aber auch von<br />

Mikis Theodorakis interpretiert der 28-Jährige<br />

mit solch ausdrucksvoller Sensibilität und<br />

gelassener Reife, das man ihn trotz der Dressman-Fotos<br />

auf dem CD-Cover schnell künstlerisch<br />

ernst nimmt. Zwar erfüllt die CD atmosphärisch<br />

die Versprechungen auf mediterrane<br />

Romantik durchaus, die mit der Optik<br />

geweckt werden – aber eben auf hohem Niveau.<br />

Karadaglić, der an der Royal Academy<br />

Of Music in London ausgebildet wurde, hat<br />

klug daran getan, sowohl den östlichen als<br />

auch den westlichen Mittelmeerraum in seine<br />

Repertoireauswahl einzubeziehen – so wirkt<br />

der Reigen dieser 17 Stücke auch ohne Gimmicks<br />

abwechslungsreich. Raoul Gulbenkian<br />

Die Latin-Lover-<br />

Pose mag täuschen:<br />

Hier sitzt ein ernsthafter<br />

Interpret<br />

Miloš Karadaglić „Mediterraneo“ (DG/Universal)<br />

Seide<br />

Schimmernder Hörstoff<br />

zwischen Jazz und Pop<br />

Will Aufmerksamkeit<br />

und<br />

belohnt sie<br />

auch: Sabine<br />

Müller<br />

[Vocal Jazz] „Lausche dieser Musik am besten über<br />

gute Kopfhörer oder gute Lautsprecherboxen. Schenke<br />

dir Zeit. Befreie dich von allen Ablenkungen“, fordert<br />

das Nürnberger Trio mit dem schillernden Namen<br />

Seide im Booklet seines Debütalbums „Passion,<br />

Pain & Poetry“. Wer das von seinen Hörern verlangt,<br />

muss auch etwas zu bieten haben: Sabine Müller<br />

(Stimme, Glockenspiel), Tino Derado (Tasten)<br />

und Christoph Müller (Posaune) belohnen die<br />

ungeteilte Aufmerksamkeit des Hörers mit<br />

fragilen, fein nuancierten Jazzsongs in mal<br />

englischer, mal deutscher Sprache. Nicht<br />

zuletzt dank der ungewöhnlichen<br />

Instrumentierung entfalten<br />

sie ein ganz eigenes, intimes<br />

Flair. Felix Marondel<br />

Seide „Passion, Pain &<br />

Poetry“ (A Jazz/ NRW)<br />

Gabe Dixon<br />

Auf den Spuren von Elton und Billy<br />

[Pop] Er erinnert an die glänzendste Zeit des US-Popradios,<br />

die frühen 70er, als Künstler wie Elton John und<br />

Billy Joel textlichen Anspruch genial mit eingängigen<br />

Songs, frische Musikalität perfekt mit gut polierter Produktion<br />

verbanden. Der Sänger und Pianist Gabe Dixon<br />

überzeugt mit unterhaltsamem melodiösem, klaviergetriebenem<br />

Pop ganz in der Tradition von Elton und<br />

Billy. Als Duettgast mit dabei: Bluegrass-Königin Alison<br />

Krauss. Felix Marondel<br />

Gabe Dixon „One Spark“ (Fantasy/Universal)<br />

13


Eine kleine Charts-Historie<br />

Von Pferdehalftern<br />

& Fußballhymnen<br />

Hit oder Niete? Abzulesen ist das an den<br />

Charts. Wie aber funktioniert das Spiel<br />

mit den Platzierungen, wer steckt<br />

dahinter, und wie wird abgerechnet? Ein<br />

Streifzug durch Gegenwart und Vergangenheit<br />

der Hitparaden. Von Ernst Hofacker<br />

Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg aus Bremerhaven war die<br />

Erste: Unter ihrem Künstlernamen Lale Andersen gelang der<br />

blonden Sängerin in den Weltkriegsjahren mit „Lili Marleen“<br />

der erste verbürgte Millionenseller in Deutschland. Nummer eins war<br />

sie trotzdem nicht. Denn eine Hitparade, also eine verlässliche Rangliste<br />

der bestverkauften Schallplatten, gab es zu jener Zeit in Deutschland<br />

nicht. Erstmals im Dezember 1953 druckte die Branchenzeitschrift<br />

„Der Automatenmarkt“ eine Liste der hierzulande in den Jukeboxes<br />

verbreitetsten Platten ab. An der Spitze damals: „Es hängt ein Pferdehalfter<br />

an der Wand“ von der niederländischen Gruppe Kilima Hawaiians<br />

– mithin der erste dokumentierte Nr.-1-Hit in Deutschland.<br />

Bis heute wird der Titel indes mit einem anderen Interpreten verbunden,<br />

dem ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Sänger<br />

Bruce Low. In die Hitparade schaffte es seine Version jedoch nie. Dass<br />

Lows Pferdehalfter nach Charts-Maßstäben deutlich tiefer hing als<br />

das von den Kilima Hawaiians, im Gedächtnis des Publikums aber<br />

weit präsenter blieb, zeigt zweierlei: Die Hitparadenplatzierung sagt<br />

nicht unbedingt etwas darüber aus, wie bekannt eine Platte ist. Und:<br />

die Charts des Jahres 1953 spiegelten natürlich einen gänzlich anderen,<br />

kleineren und von unterschiedlichen Medien bestimmten Markt wider<br />

als die des Jahres 1973 oder die aus heutiger Zeit.<br />

Jeder kochte seine eigenen Charts<br />

So wie heute in die Verkaufslisten selbstverständlich neben den eigentlichen<br />

CD-Absätzen anteilig die Radioeinsätze und die Online-Verkäufe<br />

einer Platte einfließen, so spielte in der Frühzeit der Charts die Jukebox<br />

eine entscheidende Rolle. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 1940<br />

in den USA bereits 60 Prozent der gepressten Schellackplatten in den<br />

rund 400.000 Jukeboxen landeten. In späteren Jahren stieg dieser Anteil<br />

Schätzungen zufolge gar auf zeitweise 75 Prozent.<br />

Die Jukeboxes waren also der – neben dem eigentlichen Handel<br />

und dem Radio-Airplay – wichtigste Absatzmarkt für die Schallplattenindustrie.<br />

Folgerichtig fügte das US-Branchenmagazin Billboard<br />

seinen Absatzstatistiken, die auf Angaben der Plattenlabels sowie Erhebungen<br />

bei Radiosendern beruhten, im Jahr 1938 auch eine Liste<br />

der beliebtesten Jukebox-Titel hinzu. Erstmals hatte Billboard im Jahr<br />

1913 eine Verkaufsstatistik veröffentlicht, damals dokumentierte diese<br />

jedoch noch die Absätze der sogenannten Music Sheets, also Notenblätter<br />

– die Schallplatte war noch kaum verbreitet. 1936 dann gab es<br />

Illustration: Max Ott<br />

14


die Jukebox<br />

Frühe Hitmaschine<br />

Die Jukeboxes, wie wir sie heute<br />

kennen, hatten einen Vorläufer: den<br />

Phonographen, der Musik von<br />

Wachswalzen abspielte. Als in den<br />

30er Jahren die Schellackplatten<br />

immer populärer wurden, verdrängten<br />

die Jukeboxen die Phonographen.<br />

Bereits in den 40er Jahren bekamen<br />

die Geräte ein Design, dessen<br />

Grundzüge sich bis<br />

heute erhalten<br />

haben. Jahrzehntelang<br />

hatten vor<br />

allem Jukeboxes<br />

in öffentlichen<br />

Lokalen großen<br />

Einfluss auf den<br />

Plattenverkauf.<br />

in Billboard die erste echte Hitparade. Im Laufe der Jahrzehnte legten<br />

Billboard und Konkurrenzmagazine wie Cash Box und Record World<br />

ihren Charts eine jeweils eigene Mischung aus Verkaufsstatistiken und<br />

Airplay zugrunde.<br />

Ähnlich die Charts-Historie in Deutschland. Ab 1959 kümmerte<br />

sich das Fachblatt Der Musikmarkt um die systematische Erstellung<br />

einer Hitparade. Der Verlag rief die Verkaufsstatistiken bei ausgesuchten<br />

Händlern ab und kombinierte Angaben zu Platten- und Notenverkäufen<br />

und die Verbreitung in den Automaten zu einer einheitlichen<br />

Bestenliste. Erster Spitzenreiter dieser nun zuverlässigeren Charts war<br />

Freddie Quinn mit „Die Gitarre und das Meer“. Zunächst erschienen<br />

die Musikmarkt-Charts monatlich, seit 1965 14-tägig, seit 1971 wöchentlich.<br />

1976 trat das Baden-Badener Marktforschungsinstitut Media Control<br />

auf den Plan und liefert seitdem im Auftrag des Bundesverbandes<br />

der Phonographischen Wirtschaft die offiziellen Charts für Deutschland.<br />

Zur Berechnung dienten lange Zeit ausschließlich die Verkaufszahlen<br />

der Tonträger (Schallplatten, Musikkassetten), seit 1989 wurden<br />

auch die Radioeinsätze eines Titels berücksichtigt. Die digitale Revolution<br />

schlägt sich seit 2001 auch in den Media-Control-Charts nieder,<br />

wo seitdem die Online-Verkäufe<br />

einfließen. Heute melden wöchentlich<br />

2.000 Geschäfte – kleine<br />

Läden genauso wie große<br />

Handelsketten und Online-Riesen<br />

wie iTunes und Amazon –<br />

ihre Zahlen an ein automatisches<br />

Registrierungssystem.<br />

Der Nr.-1-Hit,<br />

den keiner kennt<br />

Allerdings ist der Absatz von<br />

physischen Tonträgern seit dem<br />

Siegeszug des Online-Handels<br />

in den Keller gefallen. Beeindruckender<br />

Beleg: Die kalifornische<br />

Sängerin Sara Bareilles eroberte<br />

im Jahr 2010 mit gerade noch<br />

89.500 verkauften Exemplaren<br />

ihres Albums „Kaleidoscope<br />

Heart“ in der ersten Woche nach<br />

der Veröffentlichung Platz eins<br />

in den US-Billboard-Charts –<br />

so wenig Verkäufe hatten dafür<br />

bis dahin noch nie ausgereicht.<br />

Zum Vergleich: Im Jahr 1998 schlug der US-Countrybarde Garth<br />

Brooks von seinem Live-Album „Double Live“ in der ersten Woche<br />

knapp 1,1 Millionen Exemplare los, ein Rekord, der natürlich ebenfalls<br />

für Platz eins reichte.<br />

Wie wenig die Chartsplatzierung gelegentlich über den Erfolg eines<br />

Songs aussagt, belegt das Beispiel einer der populärsten Melodien des<br />

letzten Jahrzehnts: Als „Seven Nation Army“ von der US-Indieband<br />

The White Stripes im Jahr 2003 erstmals auf Single erschien, kam es in<br />

den USA über Platz 76 nicht hinaus. In Deutschland blieb es praktisch<br />

unbemerkt. Erst nachdem es die Fußballfans entdeckt und im Sommer<br />

2008 zur heimlichen Hymne in den Stadien der Europameisterschaft<br />

gemacht hatten, wurde es eilig ein weiteres Mal als Single ausgekoppelt<br />

und schaffte es im Juli bis auf Platz vier der deutschen Hitlisten.<br />

Auf Platz eins thronte in diesen Wochen der DSDS-Sieger Thomas<br />

Godoj mit der Ballade „Love Is You“. Kennt die noch jemand?<br />

15


Rückblick<br />

Das Beste des Sommers<br />

Seit dem Erscheinen der letzten Printausgabe von<br />

SONO ist erneut ein bewegter Sommer ins Land<br />

gegangen. So wechselhaft er hinsichtlich des<br />

Wetters wieder war, so reich die Ernte in musikalischer<br />

Hinsicht. Wir rufen vier Highlights<br />

unter den Musikveröffentlichungen dieses Sommers<br />

2011 hier noch einmal in Erinnerung.<br />

Das Rockalbum des Sommers:<br />

Tedeschi Trucks Band<br />

„Revelator“<br />

Die Vorfreude vor allem in den<br />

USA war groß, als sich herumsprach,<br />

dass diese beiden ihre<br />

Bands zu einem 11-köpfigen Ensemble vereinigt haben:<br />

Derek Trucks Neffe von Allman-Brothers-Band<br />

Drummer Butch Trucks und einer der meistgefeierten<br />

jüngeren Bluesgitarristen der USA, und seine Frau<br />

Susan Tedeschi, selbst Gitarristin, Sängerin und Songschreiberin<br />

von hohen Graden. Weil in ihren bisherigen<br />

Bands die Instrumentalkunst hoch gehalten wurde<br />

und Trucks ja auch Gitarrist bei den Allman Brothers<br />

ist, erwarteten manche, dass das Debüt der Tedeschi-<br />

Trucks-Band ein typisches Jam-Band-Produkt würde.<br />

Es kam anders: nirgendwo zielloses Gejamme; „Revelator“<br />

ist ein Album, das sich konsequent auf sorgfältiges<br />

Songwriting der beiden Leader stützt und dabei eine<br />

Art Tour durch die heute noch relevanten Südstaaten-<br />

Roots-Styles macht. Ein überzeugendes Debüt dieser<br />

neuen First-Class-Southern-Combo. Man wird noch<br />

viel von dem famosen Musikerehepaar hören! (Masterworks/Sony<br />

Music)<br />

Christian Stolberg<br />

Die Klassik-Überraschung<br />

des Sommers:<br />

Heinz Hölliger, Erich<br />

Höbarth, Camerata Bern<br />

Johann-Sebastian Bach Konzerte<br />

und Sinfonien für Oboen:<br />

„Ich hatte viel Bekümmernis“<br />

Preziosum für Barock-Liebhaber: Der renommierte<br />

Schweizer Oboist Heinz Hölliger setzt seine langjährige<br />

Zusammenarbeit mit der Camerata Bern mit einigen<br />

der schönsten Werke Johann Sebastian Bachs für die<br />

Oboe fort: Die Eröffnungen zweier Kantaten, das Konzert<br />

in c-Moll (BWV 1060), das Konzert in A-Dur (BWV<br />

1055) und das Konzert in d-Moll (BWV 1059), jeweils<br />

in (teils auf Rekonstruktionen basierenden) Fassungen<br />

für Oboe, Streicher und Basso Continuo, dazu das<br />

Adagio aus der Sinfonie des Oster-Oratoriums (BWV<br />

249) und ein von Bach bearbeitetes Konzert in d-Moll<br />

seines Zeitgenosssen Alessandro Morcello gelingen interpretatorisch<br />

wie klanglich exquisit. Wunderbar, wie<br />

sich Hölligers Oboe und die von Erich Höbarth gespielte<br />

Solo-Violine in der Sinfonia zur Kantate „Ich hatte<br />

viel Bekümmernis“ umgarnen; ein spezieller Genuss,<br />

die seltener als Soloinstrument eingesetzte, tiefer und<br />

voller klingende Oboe d’amore im A-Dur-Konzert zu<br />

hören; bewegend, wie Hölliger die Solostimme im Adagio<br />

des d-Moll-Konzerts gestaltet. Die Transparenz des<br />

Ensembleklangs geht nirgends zu Lasten seiner barocken<br />

Sinnlichkeit. Am Ende steht man wieder vor dem<br />

Bach-Paradoxon: Wie selbst Kompositionen, die mollschwer<br />

existentiellen Kummer thematisieren, durch<br />

ihre strahlende Schönheit doch zu einem jubilierenden<br />

Preis der Schöpfung geraten. (ECM/Universal)<br />

<br />

Christian Stolberg


Das Jazz-Highlight des Sommers:<br />

Johannes Enders<br />

„Billy Rubin“<br />

Das hat etwas von diesen legendären<br />

Aufnahmen im Wohnzimmerstudio<br />

von Rudy van Gelder,<br />

bei denen sich nahezu alle wesentlichen Gestalten des<br />

modernen Jazz trafen, nur dass „Billy Rubin“ im vergangenen<br />

Jahr in Weilheim bei Johannes Enders festgehalten<br />

wurde. Mit ihm im Heimstudio waren Drummer<br />

Billy Hart, Pianist Jean Paul Brodbeck und Bassist<br />

Milan Nicholic, ein Team, das mit dem Saxofonisten in<br />

symbiotischer Intimität musizierte. „Billy Rubin“ speist<br />

seine Präsenz und Kraft aus einem gemeinsamen Gestaltungswillen<br />

und einer Erzählkompetenz, die Musik<br />

als natürlichen Fluss der Melodien und Improvisationen<br />

erscheinen lässt. Besonders Saxofonist Enders<br />

phrasiert und intoniert betörend persönlich. (Enja Yellowbird<br />

/ Edelkultur)<br />

Ralf Dombrowski<br />

Das DVD-Schmankerl des Sommers:<br />

Sheryl Crow „Live At<br />

the Pantages Theatre“<br />

In Deutschland wurde ihre für Oktober<br />

2010 geplante Tournee abgesagt.<br />

Das ist schade, denn wie die<br />

am 3. Juni erscheinende DVD dieser<br />

Tour zeigt, hat man einiges verpasst – vorausgesetzt,<br />

die Künstlerin hätte die Energie und Dynamik, die sie<br />

im November 2010 im Pantages Theatre hoch in den<br />

Hollywood Hills an den Tag legte, mit nach Deutschland<br />

gebracht. Es galt, mit ihrer toughen neuen Band<br />

das von Stax und Motown inspirierte aktuelle Album<br />

„100 Miles From Memphis“ auf der Bühne umzusetzen,<br />

wobei eine Bläser-Sektion druckvolle Akzente lieferte.<br />

(Eagle Vision/Edel)<br />

Heiko Große<br />

20 JAHRE<br />

2-CD DELUXE EDITION<br />

mit dem neu gemasterten<br />

Original Album plus B-Seiten<br />

und 14 bisher<br />

unveröffentlichten Tracks<br />

Auch als LTD. SUPER DELUXE EDITION (s. Abb),<br />

4-LP BOXSET und DOWNLOAD<br />

· CD 1: Das Original Album neu<br />

gemastert plus B-Seiten<br />

· CD 2: 18 Tracks, davon 14 unveröffentlicht,<br />

mit Boombox-Sessions,<br />

Demos und BBC Aufnahmen<br />

· CD 3: die unveröffentlichten Devonshire<br />

Mixes von Butch Vig<br />

· CD 4+DVD: Live At The Paramount,<br />

Seattle, 1991 – auf CD und DVD,<br />

96-seitiges Hardcoverbuch mit<br />

zahlreichen Fotos, einem Poster<br />

u.v.m.<br />

LIVE AT THE PARAMOUNT,<br />

SEATTLE, 1991<br />

Das bis dato unveröffentlichte Konzert in<br />

bester Filmqualität auf DVD und Blu-ray<br />

Ab 23.09.<br />

1991: THE YEAR PUNK BROKE<br />

Foto: Getty Images<br />

17<br />

Der legendäre Film von David<br />

Markey, der während der<br />

Sonic Youth Europa-Tour 1991<br />

aufgenommen wurde.<br />

ERSTMALS AUF DVD<br />

Featuring Performances von<br />

NIRVANA, The Ramones,<br />

Dinosaur Jr., Babes In<br />

Toyland & Gumball sowie<br />

Bonusmaterial<br />

AB JETZT


pink floy d<br />

Geheimnisse unter<br />

der Oberfläche<br />

Als die britische Artrock-Band vor<br />

40 Jahren die Arbeit an einem neuen<br />

Album begann, deutete wenig auf die<br />

Geburt eines Superklassikers hin. Doch<br />

es entstand der Dauerbrenner „The<br />

Dark Side Of The Moon“. Von Michael Sailer<br />

Es ist das Wesen der Gigantomanie, dass sie kein Wesen hat.<br />

Man steht vor aufragenden Wolkenkratzern, deren vermeintliche<br />

Schönheit und Bedeutung in ihrer schieren Größe liegt,<br />

und ahnt, dass sie hohl sind, erfüllt lediglich von banalen Verrichtungen.<br />

Je größer etwas ist, desto mehr wird darüber reflektiert, und je<br />

mehr man darüber spricht, desto größer wird es. Das kann auch einer<br />

Schallplatte passieren. Zum Beispiel „The Dark Side Of The Moon“:<br />

1973 erschienen, ist darauf nichts von der zeittypischen brütenden<br />

Elegie nach dem großen Glam-Karneval zu finden, aber auch nichts<br />

von deren Widerpart, dem stratosphärisch abgehobenen Irrwitz der<br />

späten Progressive-Bands. Es ist einfach: Rock. Eine makellose Klangtapete,<br />

die perfekte Beschallung für lange Abende, an denen man auch<br />

anderes zu tun hat als Musik zu hören (zum<br />

Beispiel kiffen).<br />

Und doch war und ist etwas daran, was<br />

unwiderstehlich wirkt, das große Rätsel vermeintlicher<br />

Leere, symbolisiert schon durch<br />

die Verpackung, die keinerlei Signifikanz<br />

transportiert als sich selbst. Auch der Autor<br />

dieser Zeilen, ansonsten damals als Prä-Teenager<br />

an Mainstreamrock kaum interessiert,<br />

konnte sich dem nicht entziehen, es aber auch<br />

später nicht erklären. Und so wurde „Dark<br />

Side Of The Moon“ größer und immer größer.<br />

Es stand als erstes Floyd-Album an der<br />

Spitze der US-Charts und hielt sich länger<br />

in den Hitlisten als irgendein Album vorher<br />

und nachher: 741 Wochen.<br />

18<br />

„The Dark Side Of The<br />

Moon“ ist eine Art Klanghörspiel,<br />

perfekt und<br />

zugleich experimentell,<br />

bebend vor Pathos<br />

und packend intim<br />

Sie waren alles andere als ein Rockdinosaurier<br />

Entstanden ist dieses historische Unikum, das wirkt wie aus einem<br />

Guß, höchst fragmentarisch: Roger Waters, David Gilmour, Rick<br />

Wright und Nick Mason waren alles andere als ein etablierter Rockdinosaurier,<br />

als sie sich nach Abschluß einer US-Tour am 30. November<br />

1971 in einem Londoner Probestudio trafen, um ein neues Album zu<br />

schreiben. Seit sich Syd Barrett 1968 ins Reich der Psychose verabschiedet<br />

hatte, waren drei Alben erschienen, mit denen die Band überwiegend<br />

unzufrieden war und die sich mäßig verkauft hatten; die letzte<br />

(und erste) Top-ten-Single „See Emily Play“ lag viereinhalb Jahre zurück.<br />

Geld brachten hauptsächlich Filmsoundtracks, denen Pink Floyd<br />

daher mehr Aufmerksamkeit widmeten. Zudem sollte am 20. Januar<br />

ihre erste UK-Tour seit vier Jahren starten, der Konzertplan war bis<br />

1973 gut gefüllt – so blieben nur kurze Pausen, um an „Dark Side Of The<br />

Moon“ zu arbeiten, dessen Entwicklung sich auch inhaltlich hinzog.<br />

Die Psychedelic-Welle, die sich „um uns, aber nicht in uns“ (Mason)<br />

abgespielt hatte, der die Band aber ihren frühen Ruhm verdankte, war<br />

längst abgeebbt, und Roger Waters hatte die Nase voll von verstiegener<br />

Symbolik und enigmatischen Anspielungen. Seine Texte, beschloß er,<br />

sollten diesmal das absolute Gegenteil sein: klar, simpel, direkt und<br />

ohne vierfachen Wortsinn. Die entscheidende Idee hatte er nach einigen<br />

Tagen des Herumwühlens in alten Aufnahmen („die Mülltonne<br />

plündern“, wie Gilmour es nennt), aus denen man noch etwas machen<br />

könnte (etwa einem von Michelangelo Antonioni abgelehnten Stück<br />

für den Film „Zabriskie Point“, aus dem „Us And Them“ entstand). Ein<br />

Gesamtkonzept sollte die ganze Platte umspannen: Nöte und Ängste<br />

des modernen Lebens, die den Menschen an positivem Handeln hindern.<br />

In Diskussionen entschied man sich schließlich für die ganz großen<br />

Themen – Geld, das Altwerden, Gewalt, Tod. Persönliche Erfahrungen<br />

spielten dabei jedoch eine wichtige Rolle, der Tod von Waters’<br />

Vater im Zweiten Weltkrieg ebenso wie Syd Barretts schleichender<br />

Wahnsinn.<br />

Das meistgedeutete Album der Popgeschichte<br />

Musikalisch war die Herangehensweise ähnlich generalistisch. Wo keine<br />

Ideen aus der Luft materialisieren, die Inspiration nicht brennt, setzt<br />

der Künstler auf Experimente und Detailgefummel, spielt tausende<br />

Male dasselbe Gitarrenriff, denselben Akkord, in dem unbestimmten<br />

Gefühl, das sei schon was, aber etwas fehle. Diese Arbeitsweise hatten<br />

Pink Floyd mit „Meddle“ etabliert, als die Band nächtelang herumsaß,<br />

Wein trank, Joints rauchte und „nichts zustandebrachte“, wie sich<br />

Toningenieur John Leckie später erinnerte. Statt Songs zu schrei ben,<br />

suchten die Musiker nach exotischen Geräuschen<br />

und Effekten, ließen sensationell neue<br />

Synthesizer und Haushaltsgeräte erklingen,<br />

erfreuten sich an seltenen Zufällen und gingen<br />

„nach Hause zum Abendessen, während Roger<br />

Stunden über Stunden am Konzept und den<br />

Texten feilte“, wie sich Gilmour später etwas<br />

schuldbewußt erinnerte.<br />

Die entscheidende Stärke des Albums<br />

sind daher auch nicht die Songs, sondern das,<br />

was man heute „Arrangement“ nennt, und die<br />

Produktion: enigmatische Stimmschnipsel<br />

(eine Reihe von Kollegen und Bekannten, die<br />

spontan Fragen wie „Hast du Angst vor dem<br />

Tod?“ beantworteten), Uhren, fallende Münzen,<br />

imitierte Herzschläge, klappernde Schritte,<br />

reißendes Papier, eine Registrierkasse, der wortfreie Gesang von<br />

Clare Torry, regelwidrig eingesetzte Maschinen (etwa ein Gerät zur<br />

Verhinderung von Feedback) und jede Menge technische Tricks (für<br />

die teilweise Toningenieur Alan Parsons verantwortlich war, der sich<br />

im Gegenzug die Floyd-typischen schleppenden Konsens-Rhythmen<br />

und gemächlichen Akkordfolgen für sein „Project“ auslieh) machen<br />

„Dark Side Of The Moon“ zu einer Art Klanghörspiel, perfekt und zugleich<br />

experimentell, bebend vor Pathos und packend intim.


Von der Livepremiere am 17. Februar 1972<br />

im Londoner Rainbow waren nicht nur Kritiker<br />

begeistert: Schon kurz darauf erschien ein Bootleg<br />

der Show, der sich 120.000 Mal verkaufte, bis<br />

nach langwierigen, immer wieder unterbrochenen<br />

Feinarbeiten am 1. März 1973 endlich das Original in den Läden<br />

stand. Als dann die Single „Money“ zum Hit wurde, zeigte sich, dass<br />

der Ansatz, Probleme, die jeden drücken, auf verständliche, möglichst<br />

allgemeingültige Weise anzusprechen und in Musik zu verpacken, die<br />

niemanden überfordert, gleichzeitig aber mit einer Reihe von Oh!-Effekten<br />

beeindruckt, der ideale Mittelweg in Millionen Herzen war.<br />

Roger Waters meint, der Erfolg der Platte beruhe darauf, dass<br />

„nachkommende Generationen von Jugendlichen sie kaufen wollen,<br />

wenn die Hormone ihren Blutkreislauf überschwemmen und sie gegen<br />

die herrschenden Zustände aufbegehren“. „Man kann eine direkte Linie<br />

von diesem Album zur heutigen globalen ‚Politik der verbrannten Erde‘<br />

ziehen“, sagte Nick Mason 1998 etwas verschwurbelt, aber durchaus<br />

treffend. Gegen Umwelt- und Klimakatastrophen bleibt alle Betroffenheit<br />

wirkungslos, aber deren Wortführer werden zu Lichtgestalten,<br />

und aus der geheimnisvollen Undergroundgruppe der späten 60er<br />

wurde die größte Mainstream-Rockband aller Zeiten – was den Musikern<br />

persönlich wie künstlerisch bleibende Schäden zufügen sollte,<br />

Rick Wright, Roger Waters, Nick Mason und<br />

David Gilmour (v. l.) flog die Inspiration<br />

zu den Stücken des Albums nicht locker zu<br />

– sie zwangen sie nach und nach herbei<br />

von denen sie 1973 noch nichts ahnten. Die anhaltende<br />

Attraktivität der offenbar alterslosen<br />

Platte hat aber noch einen anderen Grund: Wo<br />

scheinbar wenig ist, beginnt der Hörer zu suchen,<br />

lädt periphere Details mit Bedeutung auf<br />

und entdeckt immer neue Tiefen unter dem Spiegel der Oberfläche.<br />

So wurde „Dark Side Of The Moon“ auch zum meistgedeuteten (und,<br />

logisch: mißdeuteten) Album der Popgeschichte, bis hin zu der Vermutung,<br />

es sei ein heimlicher Soundtrack zu dem Film „The Wizard<br />

Of Oz“ von 1939.<br />

Wahrscheinlich liegt das Geheimnis von „Dark Side Of The Moon“<br />

in seiner schlichten Perfektion, Perfektion der Schlichtheit. Darin ähnelt<br />

das Album der Bibel, die alle Geschichten enthält, die in den zweitausend<br />

Jahren danach (und davor) immer wieder neu erzählt, variiert<br />

und ausgesponnen wurden, – oft so grob umrissen, dass man sie mehr<br />

hinein- als herauslesen muss. Und vielleicht deshalb ist „Dark Side Of<br />

The Moon“ wenn auch nicht mehr die meistverkaufte, so doch zweifellos<br />

die erfolgreichste Schallplatte aller Zeiten. <br />

Neu: Am 23. September erscheint „The Dark Side Of The Moon“ (EMI) in<br />

technisch überarbeiteten Deluxe- und Special-Edition-Versionen als erster<br />

Teil einer groß angelegten Pink-Floyd-Wiederveröffentlichungskampagne.<br />

19


Die <strong>Sono</strong>-liste<br />

Sie meinen, Musiker<br />

über 50 hätten in Rock<br />

und Jazz nichts Neues<br />

mehr zu sagen?<br />

Hier sind ein Dutzend Gegenbeweise.<br />

Von Hans-Jürgen Schaal<br />

Illustration: Fornfest<br />

20


1. Adrian Belew „Side One“<br />

In den 80ern kannte man von<br />

dem Mann aus Kentucky vor<br />

allem exquisite Gastauftritte,<br />

bizarre Gitarrensounds und<br />

schräge Songs über Nashörner.<br />

Manches Skurrile brachte er in<br />

die Band King Crimson ein, aber<br />

er hat sich umgekehrt von dort<br />

auch einiges geholt: verzwickte<br />

Gitarrenstrukturen, massive<br />

Soundwände, einen dröhnenden<br />

Rockbeat. Mit dem Soloalbum<br />

von 2004 – da war er 54 – hievte<br />

sich Adrian Belew auf ein neues<br />

Niveau. (Sanctuary)<br />

2. Ry Cooder<br />

„Chávez Ravine“<br />

Ob Blues, TexMex oder Country:<br />

Der Kalifornier war immer ein<br />

kreativer Roots-Verwerter und<br />

Weltmusik-Pionier. Sein größter<br />

Erfolg kam 1997 mit „Buena<br />

Vista Social Club“, wozu Cooder<br />

musikalisch allerdings wenig<br />

beitrug. Wesentlich origineller<br />

verfuhr er 2006 – nun 59-jährig –<br />

beim atmosphärischen Porträt<br />

eines ehemaligen Latino-Viertels<br />

in L.A. namens Chávez Ravine:<br />

eine mutig verfremdete Hör-<br />

Baustelle aus Mambo, Mariachi,<br />

Blues und Jazz. (Nonesuch)<br />

4. Deborah Harry<br />

(Blondie)<br />

„The Curse Of Blondie“<br />

Nicht nur sind frühe Songs der<br />

New-Wave-Band ins Jazz-Repertoire<br />

eingegangen, Sängerin Harry<br />

selbst hat zwischendurch als<br />

Jazzvokalistin und Schauspielerin<br />

geglänzt. Das hört man ihrer<br />

Stimme an, ohne dass sie das<br />

Burschikose oder Sirenenhafte<br />

verloren hätte. Auf dem zweiten<br />

Studioalbum (2003) ihrer wiedergeborenen<br />

Band finden sich<br />

neue Attitüden, elektronische<br />

Beimischungen, überraschende<br />

Tonfälle. Das hat nichts mehr<br />

von Retro. (Epic)<br />

5. Dave Holland<br />

„What Goes Around“<br />

Miles Davis holte den Engländer<br />

einst nach Amerika, weil er<br />

auch E-Bass spielen konnte wie<br />

ein Rockmusiker. Einige Jahre<br />

später war Holland eine lebende<br />

Jazzbass-Legende und ein<br />

echter New Yorker. Mit 57 Jahren<br />

– 2002 – kam er auf die Idee,<br />

die verschränkten Linien seiner<br />

Quintettmusik ins totgesagte<br />

Bigband-Format zu übersetzen –<br />

und schuf damit eine völlig neue<br />

Ästhetik des Jazz-Orchesters.<br />

Das Album brachte ihm seinen<br />

ersten Grammy. (ECM)<br />

7. Joe Jackson „Rain“<br />

Mal Rock, mal Jazz, mal Klassik:<br />

Es ist schwer, all den stilistischen<br />

Kehrtwendungen zu folgen, die<br />

der maßlos talentierte, aber<br />

völlig unberechenbare Brite im<br />

Lauf seiner Karriere hingelegt<br />

hat. Auch 2008 – mit 54 Jahren –<br />

war der Wahl-Berliner noch<br />

lange nicht an seinem Ziel angekommen,<br />

aber wieder einmal um<br />

eine Station weiter. Eigenwillig<br />

beispiellose Songs zwischen den<br />

Genres, nur von Klavier, Bass<br />

und Drums begleitet. (Warner)<br />

8. Rolf Kühn<br />

„Rollercoaster“<br />

Mit 25 Jahren der „beste Jazzklarinettist<br />

Europas“, dann eine<br />

Bigband-Karriere in den USA,<br />

Pionier des europäischen Freejazz<br />

und Jazzrock, Orchesterleiter,<br />

Filmkomponist ... Schon<br />

vor langer Zeit hätte sich Rolf<br />

Kühn zurücklehnen und auf seinen<br />

Lorbeeren ausruhen können.<br />

Stattdessen gründet er mit<br />

79 (!) Jahren ein junges, freches<br />

Berliner Jazzquartett und macht<br />

die aufregendste Musik seines<br />

Lebens. Erstes Stück auf dem<br />

Album: „What A F ... Day“. (Jazzwerkstatt)<br />

10. Gary Moore<br />

„Close As You Get“<br />

Bei bekannten Bands war er<br />

immer nur kurzzeitig engagiert,<br />

dafür kreuzte er bei allen möglichen<br />

All-Star-, Konzept- und<br />

Kollegenprojekten als Gaststar<br />

auf. Der Rockgitarren-Virtuose<br />

aus Nordirland wurde zu seiner<br />

eigenen Marke: Mehr als 25 Soloalben<br />

hat er gemacht und zum<br />

Schluss alles auf die zwölftaktige<br />

Form reduziert, den Blues. Denn<br />

es kam auf das Wie an, nicht das<br />

Was: Die Gitarre war der Star – je<br />

später, desto mehr. (Eagle Rock)<br />

11. Robert Plant<br />

„Mighty Rearranger“<br />

Irgendwie steckte alles schon damals<br />

bei Led Zeppelin drin, aber<br />

erst im neuen Jahrtausend lässt<br />

er es richtig heraus. Der Mann<br />

mit der heiseren Stimme, dessen<br />

„Stairway To Heaven“ nicht totzukriegen<br />

ist, hat sich zum Dompteur<br />

der Weltmusiken gewandelt,<br />

kreuzt afrikanische Trommeln<br />

mit Rockriffs, orientalische<br />

Streichermusik mit Bluesformen,<br />

Folk-Gitarren mit jazzy Rhythmen.<br />

Dagegen wirken Jimmy<br />

Pages Hardrock-Wiederholungen<br />

senil. (Sanctuary)<br />

3. Steve Hackett<br />

„To Watch The Storms“<br />

Schon bei den frühen Genesis<br />

(1971–1977) wirkte der Londoner<br />

seltsam intellektuell und eigenbrötlerisch,<br />

völlig versunken in<br />

seine Gitarre, die er grundsätzlich<br />

im Sitzen spielte. Bald nach<br />

seinem Ausscheiden startete er<br />

eine Solokarriere und scheint<br />

über die Jahre immer weiter zu<br />

wachsen: Das Album von 2003<br />

war das etwa 18. Solowerk des<br />

damals 53-Jährigen. Hypnotische<br />

Melodien, verwirrende Gitarrenkunst,<br />

Ergreifendes zwischen<br />

Melancholie und Abgrund.<br />

(Camino)<br />

6. Annette Humpe<br />

(Ich + Ich)<br />

„Vom selben Stern“<br />

Ihre coolen Erfolge mit der NDW-<br />

Band Ideal („Berlin“, „Blaue Augen“)<br />

schienen einst ein kurzlebiges<br />

Modephänomen. Doch 2004<br />

überarbeitete Annette (früher:<br />

Anete) Humpe mit dem fast 30<br />

Jahre jüngeren Sänger Adel Tawil<br />

ihr Rezept für deutschsprachigen<br />

Pop – und erstürmte 2007<br />

mit dem zweiten Album von Ich +<br />

Ich die Charts. Auch für Max<br />

Raabe schreibt sie schlaue Songs<br />

für die Ewigkeit. (Universal)<br />

9. Joni Mitchell<br />

„Shine“<br />

Mit 60 Jahren wollte sich die<br />

Grandma der Singer/Songwriter-Szene<br />

eigentlich für immer<br />

von der Musik verabschieden.<br />

Aber es kam anders: 2007 veröffentlichte<br />

Joni Mitchell dieses<br />

Album mit neuen Songs, frisch<br />

erschüttert von der „Dummheit<br />

unserer Spezies“. Ja, sie hat immer<br />

noch etwas zu sagen – auch<br />

in der Art, wie sie es sagt. Nach<br />

Jazz-Experimenten und Orchesteraufwand<br />

genügen ihr jetzt ein<br />

paar billige digitale Sounds zur<br />

Begleitung des Wesentlichen.<br />

(Hear Music)<br />

12. Tom Waits<br />

„Real Gone“<br />

Der ehemalige Folksänger aus<br />

Kalifornien hat sich in jedem<br />

Jahrzehnt immer wieder neu<br />

erfunden – immer verstörender,<br />

immer radikaler. Auf diesem<br />

sehr politischen Album aus dem<br />

Jahr 2004 – mit 54 Jahren – klang<br />

er manchmal, als wuchtete er<br />

mit den eigenen Händen diese<br />

massiven Soundwände über den<br />

Asphalt und müsste sich mit der<br />

Stimme selbst dabei anfeuern.<br />

Ein letzter Gerechter gegen den<br />

Lärm der Welt: Sinnfälliger als<br />

hier hat Tom Waits das niemals<br />

vorgeführt. (Anti) <br />

21


TONY BENNETT<br />

Im Glanz der späten Jahre<br />

Die Krisenzeiten<br />

sind längst passé –<br />

im Alter steht<br />

Gentleman Bennett<br />

besser da denn je<br />

Mit stolzen 85 erlebt der einstige Protegé von Frank<br />

Sinatra den Höhepunkt seiner abenteuerlichen Karriere –<br />

künstlerisch wie kommerziell. Von Marcel Anders<br />

Generationendialog: Bennett und Lady Gaga<br />

In den USA ist Anthony Dominick Benedetto<br />

das, was man eine Showbiz-Institution nennt:<br />

Seit Ende der 40er im Geschäft, zuerst Teeniestar,<br />

dann anerkannter Jazz-Sänger, gut Freund<br />

mit den Größen von Broadway und 52nd Street<br />

(Fred Astaire, Billie Holiday, Sarah Vaughan etc.),<br />

allererster weißer Sänger des Count Basie Orchestra,<br />

Lieblingsstimme von Frank Sinatra und jemand,<br />

der sämtliche Höhen wie Tiefen der<br />

Musikindustrie durchlaufen hat. „Ich kann<br />

wirk lich nicht behaupten, dass mein Leben<br />

lang weilig gewesen wäre“, lacht er beim <strong>Sono</strong>-<br />

Interview in London. „Als ich anfing, war<br />

New York die aufregendste Stadt der Welt –<br />

mit den besten Musikern der Zeit, die dort in<br />

winzigen Clubs auftraten. Und die mich mit<br />

offenen Armen aufgenommen haben. Warum,<br />

weiß ich bis heute nicht. Aber Komplimente von<br />

Ella Fitzgerald zu bekommen, war das Größte.<br />

Etwas, das ich nie vergessen werde.“<br />

Genauso wenig wie den tiefen Fall der 70er und<br />

80er, als seine Platten auf schwindendes Interesse<br />

stießen, er sich trotzdem weigerte, seinen Stil zu<br />

ändern und letztendlich vor dem finanziellen wie<br />

gesundheitlichen Aus stand: „Ich hatte ein Drogenproblem.<br />

Aus dem simplen Grund, weil ich versucht<br />

habe, so vor meinen Problemen zu fliehen –<br />

was einfach dumm war. Aber mit Hilfe meiner Söhne,<br />

die mein Management übernommen haben, bin<br />

ich wieder auf die Beine gekommen.“<br />

Nicht nur das: Seit den frühen 90ern ist Bennett<br />

sogar erfolgreicher denn je. Einfach weil er<br />

genau das macht, was er am besten kann: Er singt<br />

das „Great American Songbook“ der 20er, 30er<br />

und 40er Jahre, komponiert von George Gershwin,<br />

Irving Berlin und Co., das er stolz als „klassisch“<br />

bezeichnet und mit so viel Inbrunst und Leidenschaft<br />

interpretiert, dass die Versuche eines Rod<br />

Stewart dagegen wie Weichspüler klingen. „Was<br />

er da macht, ist Muzak – es ist nett, aber belanglos.<br />

Denn wenn man schon Stücke bringt, die so gut<br />

geschrieben sind, dann muss man auch das Beste<br />

aus ihnen rausholen. Man muss sie so bringen, als<br />

hätte man sie selbst zu verantworten.“<br />

Genau das exerziert er auf seinem neuesten<br />

Werk „Duets 2“ vor. Mit Stücken, die seit sieben<br />

Dekaden Bestandteil seines Live-Repertoires sind<br />

und die er nun u. a. mit K.D. Lang, Michael Bublé,<br />

Sheryl Crow, John Mayer, Lady Gaga und Aretha<br />

Franklin singt – wobei er eine glänzende Figur<br />

abgibt. „Ich bin in der Form meines Lebens, und<br />

ich hoffe, das hält noch ein paar Jahre an“, lacht<br />

er. Schließlich ist er hyperaktiv: Er versucht sich<br />

als Maler und Bildhauer, leitet diverse Benefiz-<br />

Organisationen, hat gerade zum dritten Mal geheiratet<br />

und träumt von seiner ersten Deutschland-Visite<br />

seit 1946. „Aus irgendeinem Grund ist<br />

es nie dazu gekommen. Dabei würde ich alles dafür<br />

tun. Schließlich verdanke ich euch meine Karriere.<br />

Der II. Weltkrieg hat mir die Gesangsausbildung<br />

finanziert. Und schaut, was aus mir geworden ist.“<br />

Nämlich der letzte der sogenannten „Crooner“ –<br />

und ein wunderbarer Mensch.<br />

Neu erschienen: Tony Bennett „Duets II“ (Sony<br />

Music) erscheint am 16. September<br />

22


www.warnermusic.de


Chris Rea<br />

„Ich bin ein Boxer“<br />

Seit zehn Jahren kämpft der britische Sänger und<br />

Songschreiber mit der Racke-rauchzart-Stimme gegen<br />

den Krebs. Warum seine Kreativität darunter nicht<br />

leidet, offenbart er im SONO-Interview.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

Den gibt es, und das hat mich anfangs auch<br />

überrascht. Als ich vor sechs Jahren „Blue<br />

Guitars“ veröffentlichte, ein Kompendium<br />

mit elf CDs, auf denen ich die Geschichte des<br />

Blues nachzeichne, hätte ich nicht geglaubt,<br />

dass sich jemand dafür interessiert. Und<br />

dann kaufen 165.000 Menschen dieses Werk<br />

zu 30 bis 40 Euro. Das hat mir bewiesen, dass<br />

die Leute noch da sind, sie wollen nur umhegt<br />

und auch verwöhnt werden mit besonderen<br />

Produkten. Auf der anderen Seite brauchen<br />

die Menschen nämlich nicht unbedingt ein<br />

weiteres, sozusagen normales Album ihres<br />

Lieblingskünstlers. Man muss sich<br />

nichts vormachen, ich bin Realist.<br />

Der Mann mit der rauchigen Stimme<br />

und der lässig gespielten Bluesgitarre<br />

ist seit fast vier Jahrzehnten<br />

im Geschäft – mit Klassikern wie „Road To<br />

Hell“ und „Josephine“. Doch vor zehn Jahren<br />

erkrankte der Brite an Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

und musste um sein Leben<br />

kämpfen. Heute ist er wieder so weit hergestellt,<br />

dass er arbeiten kann und auch will.<br />

Das neue Album von Chris Rea heißt „Santo<br />

Spirito“ und besteht aus satten fünf Tonträgern.<br />

Wir sprachen mit dem 60-Jährigen in<br />

einem Hotel im Londoner Westend.<br />

Chris, du bringst jetzt ein wahres Mammutwerk<br />

heraus – „Santo Spirito“ besteht aus<br />

einem klassischen Chris-Rea-Bluesrockalbum<br />

mit neuen Songs, den zwei Filmen „Bull<br />

Fighting“ und „Santo Spirito“ sowie jeweils<br />

deren Soundtracks. Woher kommt dieser Tatendrang?<br />

Einfach nur ein Album zu machen, ach das<br />

wäre langweilig gewesen. Blues und Songs,<br />

das mache ich ja schon seit Jahrzehnten, das<br />

hat mich nicht genug herausgefordert. Die<br />

Leinwand, auf der man im Rock’n’Roll malen<br />

kann, ist sehr übersichtlich, eigentlich eher<br />

klein. Es gibt nur eine gewisse Anzahl von<br />

Elementen, die auf diese Leinwand passen.<br />

Also habe ich mir eine größere Leinwand gebaut.<br />

Ich habe Filme gedreht und dazu passende<br />

Instrumentalmusik geschrieben.<br />

„Santo Spirito“ ist ein collagenhafter Schwarzweißfilm,<br />

der in Florenz spielt und die Malerei<br />

der Renaissance zum Thema hat, „Bull Fighting“<br />

beschäftigt sich mit der Tradition des<br />

spanischen Stierkampfes. Gibt es dafür einen<br />

Markt?<br />

Chris Reas Gesicht<br />

ist gezeichnet von<br />

der Krankheit, doch<br />

sein Schaffensdrang<br />

ist ungebrochen<br />

Beide Filme wirken ausgesprochen<br />

morbide.<br />

Wundert dich das wirklich?<br />

Ich habe sehr, sehr oft über<br />

den Tod nachgedacht in<br />

den vergangenen zehn<br />

Jahren. Neun Mal habe<br />

ich die Narkosemaske<br />

aufbekommen, um<br />

operiert zu werden,<br />

und neun Mal stellte<br />

ich mir vor, ich wache<br />

nie wieder auf.<br />

Wie geht es dir heute?<br />

Bist du wieder gesund?<br />

Es ist ganz in Ordnung,<br />

gesund werde ich aber<br />

nie mehr. Mir feh-<br />

„Die Käufer sind noch da,<br />

aber sie wollen umhegt und<br />

auch verwöhnt werden<br />

mit besonderen Produkten“<br />

24


E<br />

Foto: Mike Hill<br />

len die Bauchspeicheldrüse und die Gallenblase,<br />

dazu Teile des Magens. Ich muss täglich<br />

30 Tabletten und sieben Insulinspritzen<br />

nehmen, denn seit der Krankheit bin ich auch<br />

Diabetiker. Und gerade erst dieses Jahr kam<br />

der Krebs in begrenzter Form zurück. Es ist<br />

nicht dramatisch, aber man muss es genau<br />

beobachten.<br />

Du hast 2005 angekündigt, dich vom aktiven<br />

Geschehen zurückzuziehen, um noch ein<br />

bisschen das Leben zu genießen. Dann hast<br />

du jedoch einen neuen Plattenvertrag unterschrieben,<br />

ein Best-Of-Album veröffentlicht,<br />

bist auf Tournee gegangen, und jetzt kommt<br />

„Santo Spirito“. Was ist aus den Rentenplänen<br />

geworden?<br />

Ich wollte ja gar nicht wirklich aufhören, ich<br />

hatte nur Angst, dass meine Krankheit mir<br />

keine andere Wahl lässt. Es sah lange so aus,<br />

als könnte ich nicht mehr touren. Und man<br />

bekam das Gefühl, als wollte das Musikgeschäft<br />

von uns älteren Leuten, von Leuten wie<br />

Kate Bush, Peter Gabriel, Jeff Beck und mir,<br />

nichts mehr wissen. „Blue Guitars“ hat mich<br />

neu motiviert. Und an die Einschränkungen<br />

durch die Krankheit gewöhnt man sich. Ich<br />

toure halt langsamer, nehme mir mehr freie<br />

Tage und habe ein dickes Buch dabei, in dem<br />

exakt steht, was ich essen darf und was nicht.<br />

Ganz aufhören bekäme mir bestimmt nicht<br />

gut. Ich lebe für die Musik. Sie gibt mir Kraft<br />

und ist, neben meiner Familie, der wichtigste<br />

Antrieb weiterzumachen.<br />

In „Never Tie Me Down“, einem der neuen<br />

Songs, singst du davon, wie du dem Tod immer<br />

wieder entwischst.<br />

So fühle ich mich auch. Ich muss Rücksicht<br />

nehmen auf meinen Magen, doch ich habe<br />

neue Energie. Ich bin ein Boxer. Man kriegt<br />

mich nicht so schnell kaputt.<br />

Kann man die neuen Lieder als altmodisch<br />

bezeichnen?<br />

Natürlich, sie sind altmodisch. Ich sehe mich<br />

als ein Relikt. Ich gebe mich auch keinen Illusionen<br />

hin. Ich bin mir sicher, dass die besten<br />

Songs der Welt schon geschrieben worden<br />

sind. Richtig hervorragende Musik gibt<br />

es ja kaum noch. Und wenn, dann wird sie<br />

überwiegend von uns Alten gemacht. Es ist<br />

ja auch so: Tradition muss nicht schlecht sein,<br />

nur weil sie alt ist. Nehmen wir deutsche Bratwürste<br />

– warum sollte man sie ändern? Sie<br />

sind wunderbar so, wie sie sind. Oder schöne<br />

alte Autos. Die neuen Sportwagen werden<br />

immer größer und klotziger. Unschön.<br />

Du warst meist eher ein Geheimtipp, wurdest<br />

aber mit „On The Beach“ und „The RoadTo<br />

Hell“ zum Popstar, der in einer Liga mit Kollegen<br />

wie Phil Collins spielte. Wie siehst du<br />

im Rückblick diese Zeit?<br />

Zwiespältig. Ich wollte Bluesmusiker sein,<br />

doch plötzlich war ich dieses Charts-Gesicht.<br />

Anfangs freut man sich über den Erfolg und<br />

die finanzielle Freiheit, irgendwann jedoch<br />

habe ich ihn gehasst, den Popstar-Chris.<br />

Meine Plattenfirma ließ mich nicht einfach<br />

heimgehen und machen, wozu ich Lust hatte.<br />

Ich musste weiter Hits liefern und wurde immer<br />

unglücklicher. Dann kam die Krankheit,<br />

und seitdem mache ich nur noch das, was ich<br />

wirklich machen will.<br />

Neu erschienen: Chris Rea „Santo Spirito“ (CD)<br />

und „Santo Spirito Box-Set“ (3 CDs+ 2 DVDs)<br />

(Warner)<br />

05.02. KARLSRUHE Tollhaus<br />

06.02. STUTTGART Liederhalle<br />

07.02. FRANKFURT Jahrhunderthalle<br />

08.02. LEIPZIG Haus Auensee<br />

10.02. DRESDEN Alter Schlachthof<br />

10.03. KÖLN E-Werk<br />

11.03. HANNOVER Capitol<br />

12.03. BERLIN Admiralspalast<br />

15.03. HAMBURG Docks<br />

16.03. BREMEN Pier 2<br />

18.04. NÜRNBERG Meistersingerhalle<br />

19.04. MANNHEIM Rosengarten<br />

21.04. MÜNCHEN Circus Krone<br />

alle Tourneetermine unter www.blankomusik.de & www.hubertvongoisern.com


Tori Amos<br />

Talent allein genügt nicht<br />

Die Pfarrerstochter aus North Carolina wagt sich auf<br />

neues musikalisches Terrain: Mit ihrer Version eines<br />

klassischen Liederzyklus erzählt sie die Geschichte<br />

einer erlöschenden Liebe. Interview: Dagmar Leischow<br />

mich das ein bisschen genauer erklären. Für<br />

„Nautical Twilight“ habe ich Mendelssohns<br />

„Venetianisches Gondellied“ variiert. Bei anderen<br />

Nummern standen Stücke von Mozart,<br />

Debussy und Schumann Pate.<br />

Selbst Klassik-Experten dürften jedoch die<br />

Vorlagen nicht immer heraushören.<br />

Da haben Sie Recht. Nicht mal meine Musiker<br />

konnten die Wurzeln jedes einzelnen Titels<br />

ganz genau definieren. Oft haben sie sich<br />

den Kopf darüber zerbrochen, ohne zu einem<br />

Ergebnis zu kommen – so verwirrt waren<br />

sie! Beispielsweise hat keiner erkannt, dass<br />

„Cactus Practice“ auf Chopins „Nocturne“<br />

basiert.<br />

Ihr Markenzeichen: ihre Eigenwilligkeit.<br />

Dass sich Tori Amos (48) musikalisch in<br />

Richtung Mainstream bewegt, ist schlicht<br />

undenkbar. Mit ihrem Album „Night Of<br />

Hunters“ stellt die US-amerikanische Singer/<br />

Songwriterin musikalische Grenzen infrage.<br />

Sie holt mit ihren Improvisationen Schubert<br />

und Chopin ins 21. Jahrhundert. Dabei kippen<br />

die Liedstrukturen von Klassik zu Pop.<br />

Sie veröffentlichen viel mehr Alben als viele<br />

Ihrer Kollegen. Sind Sie zwanghaft kreativ?<br />

Die Wahrheit ist: Als Frau über 40 muss ich<br />

sehr hart arbeiten, um weiterhin meine Position<br />

im Musikgeschäft behaupten zu können.<br />

Talent allein genügt längst nicht mehr.<br />

Regelmäßig neue Platten, alle zwei Jahre eine<br />

Tournee – das ist für mich inzwischen Pflichtprogramm.<br />

Obendrein texten und komponieren Sie derzeit<br />

für ein Musical.<br />

Genau. Ich hoffe, es kommt 2012 auf die Bühne<br />

des Royal National Theatre in London. Die<br />

Geschichte basiert auf einem Märchen aus<br />

dem 19. Jahrhundert: „The Light Princess“<br />

von George MacDonald, um genau zu sein.<br />

Dieses Projekt ist für mich eine echte Herausforderung.<br />

Ich habe etliche Jahre da hinein<br />

investiert, mein wirklich großartiges Team<br />

stand mir dabei zur Seite. Mein Plan war es,<br />

musikalische Grenzen zu durchbrechen. Ich<br />

weiß noch, wie schwer es mir anfangs fiel,<br />

mich hier und da jenseits des Popkontextes<br />

zu bewegen. Aber ich wollte unbedingt ein<br />

paar klassische Themen einbringen.<br />

Mit Klassik setzen Sie sich auch auf Ihrer neuen<br />

CD „Night Of Hunters“ auseinander. Warum?<br />

Das hat sich eher zufällig ergeben. Irgendwann<br />

nahm ein Mitarbeiter der Deutschen<br />

Grammophon Kontakt zu mir auf. Seine Idee<br />

Auf den Spuren<br />

von Franz<br />

Schubert: Grenz -<br />

gängerin Tori<br />

Amos<br />

war, dass ich einen klassischen Musikzyklus<br />

in der Tradition von Schubert entwickeln<br />

sollte. Dieses Angebot kam überraschend,<br />

aber dann fand ich es faszinierend. Ich habe<br />

mich in Schuberts „Winterreise“ vertieft. Je<br />

häufiger ich sie hörte, desto klarer wurde mir,<br />

welchen Weg ich einschlagen wollte.<br />

Sie hatten also einen richtigen Masterplan?<br />

Sozusagen. Jeder Song basiert auf dem Werk<br />

eines namhaften Komponisten. Lassen Sie<br />

Heißt das, dieses Lied kam bei Ihren Mitstreitern<br />

nicht besonders gut an?<br />

Im Gegenteil: Sie haben es geliebt, allen voran<br />

Andreas Ottensamer, der ja der Solo-Klarinettist<br />

der Berliner Philharmoniker ist.<br />

„Nicht mal meine<br />

Musiker konnten die<br />

Wurzeln jedes<br />

einzelnen Titels ganz<br />

genau definieren“<br />

Wie war für Sie als Popkünstlerin die Zusammenarbeit<br />

mit Klassikvirtuosen wie ihm?<br />

Sagenhaft. Durch Andreas habe ich ständig<br />

etwas gelernt. Ein Ausnahmemusiker. Bei<br />

unserem Klavier-Klarinette-Duett „Seven Sisters“<br />

hat er mich richtig gefordert. Ich spielte<br />

da auf einem höheren Level als jemals zuvor.<br />

Erzählen Sie ein bisschen über Ihre Heldin.<br />

Steht Sie vor dem Aus ihrer Beziehung?<br />

Mit ihrer Partnerschaft steht es sicher nicht<br />

zum Besten. Um ehrlich zu sein: Ihr gesamtes<br />

Leben ist in Schieflage geraten. Sie fühlt<br />

sich schuldig, weil sie oft zu feige war. Statt<br />

dauernd zurückzustecken, hätte sie mehr riskieren<br />

müssen. Diese Erkenntnis macht ihr<br />

arg zu schaffen, sie geistert voller Wut und<br />

Verzweiflung durch die Nacht.<br />

Neu erschienen: Tori Amos „Night Of Hunters“<br />

(DG / Universal) erscheint am 16. September<br />

Die Tournee: Tori Amos gastiert ab 10. Oktober<br />

mit den neuen Stücken in Deutschland. Genaue<br />

Termine unter www.sonomagazin.de<br />

Foto: Victor de Mello<br />

26


DAS VOCAL-ALBUM<br />

DES JAHRES!<br />

„Beatles, Dylan und schön verhangene<br />

Eigenkompositionen zwischen Blues,<br />

Folk und Jazz … Nicht zu greifen, aber<br />

sehr, sehr gut“<br />

STERN<br />

„Ihre herbe Stimme umgibt wie immer der<br />

Hauch einer Billie Holiday!“<br />

SZENE HH<br />

„Poppig, folkig … schön!“<br />

BRIGITTE<br />

LIVE: 13.11. Berlin - Postbahnhof<br />

www.jazzecho.de<br />

Emarcy 06025 2773466<br />

www.madeleine-peyroux.de<br />

the JAYHAWKS<br />

nach16 JAHREN endlich wieder in<br />

16 JAHREN<br />

ORIGINALBESETZUNG<br />

mit MARK OLSON<br />

und GARY LOURIS!<br />

Rolling Stone<br />

Album des<br />

Monats<br />

Das neue Album<br />

mockingbird time<br />

Klingt wie Kitsch, doch Karen Grotbergs zartes<br />

Pianospiel und diese beiden Männer, die Einsicht in<br />

die Notwendigkeit hatten und begriffen, dass sie<br />

zusammengehören, um für uns die Einsamkeit, das<br />

Glück und den strömenden Regen im Morgengrauen<br />

zu begleiten, machen einem das Herz ganz schwer.<br />

Die Jayhawks und das zauberhafte Land - bitte<br />

schluchzen Sie jetzt.<br />

8 von 10 Punkten Spiegel Online<br />

Perfekte Harmonie – Wenn Gary<br />

Louis und Mark Olson zusammen<br />

singen, ist alles wieder wie<br />

früher, nur ein bisschen lauter.<br />

Album des Monats /<br />

Rolling Stone<br />

“Mockingbird Time” klingt manchmal nach<br />

Neil Young, manchmal nach Wilco, aber<br />

letzendlich immer so, wie die “echten” Jayhawks<br />

uns, mit Olson verlassen hatten: Bewegend,<br />

herzergreifend, fast nicht von dieser Welt.<br />

Besser wird Americana nicht mehr.<br />

Eclipsed September 2011


Nigel Kennedy<br />

„Ich wollte nie provozieren“<br />

Als unberechenbarer Grenzgänger zwischen E- und<br />

U-Musik, zwischen Klassik, Jazz und Pop ist der<br />

Brite berühmt geworden. Jetzt nutzt er Vivaldi als<br />

Startrampe für eine Tour de Force durch allerlei<br />

zeitgenössische Musikstile. Von Steffen Rüth<br />

Mit hochroter Birne sitzt<br />

Nigel Kennedy, 54, auf<br />

dem Balkon des Berliner<br />

„Intercontinental“-Hotels.<br />

Es ist früher Abend, die Sonne<br />

brennt, es ist sehr warm. Kennedy<br />

hält trotzdem wacker die<br />

Stellung, ihm mache das Spaß,<br />

in der prallen Hitze zu sitzen,<br />

überdies wirkt er ein wenig angeschickert,<br />

obwohl er den ganzen<br />

Nachmittag nur Tee getrunken<br />

habe. Ohnehin ähnelt seine<br />

Erscheinung der eines britischen<br />

Working-Class-Urlaubers. Nigel<br />

trägt Schlappen, kurze weite<br />

Hose und ein Trikot seines langjährigen<br />

Lieblingsvereins Aston<br />

Villa. Das Team spiele zwar<br />

schrecklichen Fußball, sei aber<br />

weder im Besitz eines Oligarchen<br />

noch eines Scheichs und<br />

daher zu unterstützen.<br />

Nigel Kennedy hat ein neues<br />

Album eingespielt. Es heißt<br />

„Four Elements“ und ist so interessant<br />

wie gewöhnungsbedürftig.<br />

Konzeptionell hat er<br />

es sehr locker angelehnt an Vivaldis<br />

„Vier Jahreszeiten“, mit<br />

deren Interpretation Kennedy<br />

1989 seine Weltkarriere begann.<br />

Er lässt es hier erstaunlich krachen.<br />

Kennedy geigt sich durch<br />

Dance, Trance, Blues, Rock,<br />

orientalische Musik, es gibt<br />

elektrische Gitarren und Keyboards,<br />

weibliche Nachwuchsgastsängerinnen<br />

sowie mit Damon<br />

Reece einen Kollaborateur,<br />

der schon mit Popgruppen wie<br />

Goldfrapp und Massive Attack<br />

gearbeitet hat. „Ich wollte die<br />

‚Four Seasons‘ quasi aufpeppen<br />

und meiner Fantasie aussetzen“,<br />

sagt der Engländer, der rund<br />

die Hälfte seiner Zeit mit seiner<br />

zweiten, polnischen Ehefrau in<br />

Krakau verbringt. „Ich hatte anfangs<br />

auch ruhige Stücke eingeplant,<br />

doch dann rockte das ganze<br />

Teil so richtig laut und wild<br />

und derb los.“<br />

Nicht nur Vivaldi, sondern auch<br />

der Fußballclub Aston Villa ist<br />

Kennedys Herz ganz (haut)nah<br />

Foto: Paul Marc Mitchell<br />

28


„Ich habe keine<br />

Lust, tausend<br />

Mal den selben<br />

Scheiß zu spielen“<br />

Menuhin war „verwirrt“<br />

Auf seiner Herbsttournee will<br />

Kennedy die „Four Elements“<br />

mit den „Four Seasons“ kreuzen,<br />

letztere will er dabei „aus einer<br />

neuen Perspektive betrachten,<br />

denn ich habe keine Lust, tausend<br />

Mal den selben Scheiß zu<br />

spielen“. „Scheiße“ sagt er übrigens<br />

oft, was wohl ein Teil dieser<br />

ganzheitlichen Geigen-Rebellen-Inszenierung<br />

ist, wegen<br />

der Nigel Kennedy so berühmt<br />

ist und wegen der er in gewissen<br />

Kreisen bis heute verachtet<br />

wird. „Ich hatte nie den Drang,<br />

zu polarisieren oder zu provozieren“,<br />

behauptet der Vater eines<br />

14-jährigen Sohnes aus erster<br />

Ehe, und man tut sich schwer,<br />

ihm die Aussage abzunehmen.<br />

Immerhin hat er mit seinem<br />

Wüster-Junge-Image die Klassikszene<br />

in den 80ern schwer<br />

schockiert. Ja, selbst sein Lehrmeister<br />

Yehudi Menuhin, bei<br />

dem Nigel schon mit sieben in<br />

die Ausbildung ging, sei „sehr<br />

verwirrt“ gewesen, als dieser<br />

plötzlich lospunkte. „Man verstand<br />

mich nicht. Dabei wollte<br />

ich nur so sein, wie ich bin, und<br />

mich nicht für die Klassik verstellen<br />

müssen. Den Nebeneffekt,<br />

Aufsehen zu erregen, fand ich<br />

freilich ganz in Ordnung.“<br />

Inzwischen sind bald 25 Jahre<br />

vergangen, andere Crossover-<br />

Geiger bestimmen die Schlagzeilen<br />

(Kennedy über David<br />

Garrett: „Ein verbraucherfreundliches<br />

Leichtgewicht“), während<br />

Was denkt wohl Kennedys<br />

Gattin über sein Outfit? Ihres<br />

ist jedenfalls klassischer ...<br />

Nigel Kennedy sein Repertoire<br />

über die Jahre stark erweitert<br />

hat. Neben Bach und Beethoven<br />

hat er auch Jimi Hendrix und<br />

The Doors im Programm,<br />

manchmal<br />

spielt er mit der polnischen<br />

Rockband<br />

Kroke, und 2005 veröffentlichte<br />

er sein<br />

erstes Jazz-Album<br />

beim berühmten<br />

„Blue Note“-Label.<br />

„Jazz habe ich richtig<br />

lieben gelernt. Du<br />

kannst Jazz nicht auf<br />

Autopilot spielen, es<br />

geht nicht um Perfektion,<br />

sondern um<br />

Interaktion, das Gemeinsame.“<br />

Zugleich<br />

sei Jazz geselliger. „Die Jungs im<br />

Orchester sind oft steif, das Klischee<br />

stimmt. Jazzer sind locker<br />

drauf, mit denen kannst du nach<br />

einem Konzert noch super einen<br />

saufen gehen.“<br />

Neu: Nigel Kennedy „Four Elements“<br />

(Sony Classical) erscheint<br />

am 7. Oktober<br />

WHY Pink FloYd ?<br />

AB 23. SEPTEMBER 2011<br />

DIE REMASTERS<br />

ALLE LEGENDÄREN 14 STUDIOALBEN REAMSTERED<br />

IM DELUXE-DIGIPACK + NEUE BOOKLETS<br />

THE DARK SIDE OF THE MOON<br />

2 CD EXPERIENCE EDITION (INKL. UNVERÖFFENTLICHTES WEMBLEY KONZERT)<br />

IMMERSION EDITION (3CD, 2DVD & BLURAY)<br />

DISCOVERY BOX<br />

STUDIO ALBUM BOXSET<br />

(ALLE 14 STUDIOALBEN + BUCH)<br />

AB 4. NOVEMBER 2011<br />

A FOOT IN THE DOOR BEST OF (EINZEL-CD REMASTER)<br />

WISH YOU WERE HERE<br />

2 CD SPECIAL EDITION (INKL. UNRELEASED LIVE VERSIONS AUS WEMBLEY)<br />

IMMERSION EDITION (2CD, 2DVD & BLURAY IN SUPER DELUXE PACKAGING)<br />

AB 24. FEBRUAR 2012<br />

THE WALL<br />

3CD SPECIAL EDITION (INKL. ALBUM IN DEMO-VERSION)<br />

IMMERSION EDITION (6CD + DVD IN SUPER DELUXE PACKAGING)<br />

www.whypinkfloyd.com twitter.com/pinkfloyd facebook.com/pinkfloyd youtube.com/pinkfloyd


POP, Rock & co<br />

Charles Aznavour<br />

„Toujours“<br />

EMI<br />

[Chanson] Momentan verabschiedet<br />

sich der nur 1,61 Meter<br />

große Chanson-Riese Charles<br />

Aznavour von seinen französischen<br />

Fans mit einem wahren<br />

Konzertmarathon. Mit 87 Jahren<br />

muss ja mal Schluss sein. Dabei<br />

ist Aznavour nicht nur weiterhin<br />

blendend bei Stimme. Nach<br />

über 1.000 Chansons, die er auch<br />

für Kollegen wie Edith Piaf und<br />

Gilbert Bécaud geschrieben hat,<br />

fließen diesem ewigjungen Melancholiker<br />

immer noch Melodien<br />

für die Ewigkeit aus der Feder.<br />

Mit Top-Sidemen wie Jazz-Pianist<br />

Jacky Terrasson zieht Aznavour<br />

so noch mal alle Register von sanften<br />

Balladen über Swing bis zur<br />

jüdischen und spanischen Musik.<br />

Und natürlich drehen sich seine<br />

Texte wieder um die Flüchtigkeit<br />

der Jugend, um die unerbittlich<br />

verrinnende Lebenszeit. Dabei<br />

steht doch längst fest: Charles<br />

Aznavour ist unsterblich.<br />

<br />

Guido Fischer<br />

Downloadtipp: „La vie est faite de<br />

hasard“<br />

Besonderheit: Seinen Welthit „She“<br />

hat Aznavour mit dem Sohn von<br />

Françoise Hardy, Thomas Dutronc,<br />

neu aufgenommen.<br />

30<br />

die pop-cd des monats<br />

The Jayhawks<br />

„The Mockingbird Time“<br />

Rounder/Universal<br />

Acht Jahre haben die Fans jener Band aus Minneapolis, die in den 90er<br />

Jahren maßgeblich zum Wiederaufblühen der wurzelnahen US-amerikanischen<br />

Rockmusik beigetragen hat, auf ein neues Studioalbum warten<br />

müssen. Als besonders schöne Nachricht dürften sie empfunden haben,<br />

dass außerdem auch der vor 16 Jahren aus privaten Gründen ausgeschiedene<br />

Mitgründer Mark Olson wieder mit an Bord war. Jetzt liegt das Album vor und<br />

man kann gottlob feststellen, dass die Jahre nicht spurlos an den Jayhawks<br />

vorbei gegangen sind: Man hört, dass die beiden Bandköpfe Mark Louris und<br />

Olson in der Zwischenzeit ihre Ohren durchaus offen für neuere musikalische<br />

Entwicklungen hatten. Hier gibt es immer wieder sachte Indie-Tendenzen zu<br />

vernehmen: Songs wie der Opener „Hide Your Colours“ und „Closer To Your Side“<br />

könnten mit ihrem melancholischen Aroma auch von einem R.E.M.-Album<br />

stammen. Und wenn die Jayhawks eine Art zeitgemäßer Westcoast-Hymne<br />

versuchen („High Water Blues“), dann nicht ohne eine leicht schräge Schlagseite.<br />

Also: Kontinuität durch maßvollen Wandel, denn die prägenden Jayhawks-<br />

Tugenden sind alle da: erstklassiges Songwriting, feine Arrangements und<br />

Vollblut-Musikantentum. <br />

Passt zu: spätsommerlichen Überlandfahrten<br />

Christian Stolberg<br />

Klingen ähnlich: R.E.M., The Byrds, Crosby Stills Nash & Young, John Hiatt<br />

Glen Campbell<br />

„Ghost On The Canvas“<br />

Surfdog/Neo/Sony Music<br />

[Country, Pop] Mit „Rhinestone<br />

Cowboy“ gelang ihm in den 70er<br />

Jahren ein globaler Megahit. Aber<br />

auch sonst hat sich Glen Campbell<br />

mehr als vier Dekaden lang<br />

als hochkompetenter Studiomusiker,<br />

Sänger mit einem seidigen<br />

Tenor und Songwriter mit Faible<br />

für große Melodien zwischen<br />

Country und Pop profiliert. Nachdem<br />

bei dem 75 jährigen jetzt die<br />

ersten Anzeichen von Alzheimer<br />

diagnostiziert wurden, entschloss<br />

er sich, noch ein letztes Mal ein<br />

Studioalbum mit komplett neuem<br />

Material einzuspielen. Darauf<br />

interpretiert Campbell Songs<br />

von jüngeren Autoren wie Paul<br />

Westerberg (The Replacements),<br />

Robert Pollard (Guided By Voices),<br />

Jakob Dylan und Teddy Thompson,<br />

hat aber auch zusammen mit<br />

seinem Produzenten Julian Raymond<br />

einige Stücke geschrieben.<br />

Und es gelingt ihm, noch einmal<br />

jenen souveränen Weg zwischen<br />

geerdeter Country-Tradition und<br />

großem Popgefühl zu finden, der<br />

ihn groß machte. Welch stilvoller<br />

Abschied! Christian Stolberg<br />

Gäste: The Dandy Warhols, Chris<br />

Isaak, Smashing-Pumpkins-Gründer<br />

Billy Corgan, Surfgitarrenkönig Dick<br />

Dale und Brian Setzer<br />

Ry Cooder<br />

„Pull Up Some Dust And<br />

Sit Down“<br />

Nonesuch/Warner<br />

[Americana] Eine Zeitlang<br />

wirkte Ry Cooder hauptsächlich<br />

als Musikethnologe, spürte<br />

siechende und vergessene Traditionen<br />

von Afrika über Kuba<br />

bis Mexiko auf, manche immens<br />

erfolgreich, andere einfach nur<br />

pittoresk. Dann aber war der<br />

inzwischen 64-Jährige offenbar<br />

genug gereist und begann, sich<br />

langsam an sein Alterswerk zu<br />

machen. „Pull Up Some Dust And<br />

Sit Down“ ist die aktuelle Runde<br />

seiner Protestlieder, die von der<br />

Haltung klar Randy Newman im<br />

Blick haben, musikalisch aber von<br />

keltischem Folk über Texmex-Impressionen<br />

bin hin zu Louisiana-<br />

Blues und Cajun-Motiven einen<br />

Bilderbogen amerikanischer<br />

Klangintarsien integrieren. Cooder<br />

singt von den Soldaten, die in<br />

Plastiksäcken nach Hause kommen<br />

und dem Revolverhelden<br />

Jesse James, der im Himmel seinen<br />

Revolver zurückfordert, um<br />

bei den Banken von heute mal so<br />

richtig aufzuräumen. Er mimt<br />

den Clapton und den John Lee<br />

Hooker, pflegt einen stellenweise<br />

skurrilen Humor, wenn er etwa<br />

die Einwanderungspolitik an der<br />

mexikanischen Grenze kritisiert.<br />

Viele Saiteninstrumente spielt er<br />

selbst, lässt sich aber auch von alten<br />

Freunden wie dem Akkordeonisten<br />

Flaco Jimenez helfen und<br />

gestaltet auf diese Weise ein Kapitel<br />

Americana mit dem spröden<br />

Charme des alten Mannes.<br />

<br />

Ralf Dombrowski<br />

Wissenswertes: In den 90ern<br />

verhalf Ry Cooder dem Afrikaner Ali<br />

Farka Touré zur zweiten Karriere.<br />

Downloadtipp: „Humpty Dumpty<br />

World“<br />

Rea Garvey<br />

„Can’t Stand The Silence“<br />

Island/Universal<br />

[Rock/Pop] Nach der Ankündigung<br />

einer längeren Kreativpause<br />

seiner Band Reamonn war es<br />

wirklich nur eine Frage der Zeit,<br />

bis Sänger Rea Garvey sein erstes<br />

Soloalbum vorlegen würde. Auf<br />

„Can’t Stand The Silence“ entfernt<br />

sich der Wahl-Berliner zum Teil<br />

sehr deutlich vom bekannten Reamonn-Sound.<br />

Im Mittelpunkt<br />

von Songs wie „Heart Of An<br />

Enemy“ und „Hole In My Heart“<br />

steht natürlich seine unverwechselbare<br />

Stimme, mit der er dieser<br />

Platte einmal mehr seinen Stempel<br />

aufdrückt, aber musikalisch<br />

geht er durchaus ein paar Wagnisse<br />

ein. Für die Umsetzung<br />

seiner Ideen verpflichtete Garvey<br />

mit Produzent Andy Chatterley<br />

(Muse, Kylie Minogue, Kanye-


West), Singer/Songwriter Iain Archer<br />

(Snow Patrol), Komponist Julio<br />

Reyes Copello (Jennifer Lopez,<br />

Nelly Furtado), Jam El Mar (Jam<br />

& Spoon) und nicht zuletzt Xavier<br />

Naidoo lauter Branchenschwergewichte,<br />

die sich erstaunlich gut<br />

ergänzen. Vor allem mit Tracks<br />

wie dem bombastischen „How I<br />

Used To Be“ und der einfühlsamen<br />

Ballade „My Child“ dürfte<br />

Rea Garvey auch Hörer überzeugen,<br />

die Reamonn bisher nichts<br />

abgewinnen konnten.<br />

<br />

Robert Wallner<br />

Info: Bevor Rea Garvey 1999 bei<br />

Reamonn einstieg, war er als Gitarrist<br />

und Sänger bei der irischen<br />

Band Reckless Pedestrians aktiv.<br />

Matthew Herbert<br />

„One Pig“<br />

accidental/PIAS<br />

[Avantgarde/Elektro] Die einen<br />

nennen es überspannt, die anderen<br />

visionär. Der Brite Matthew<br />

Herbert arbeitet gerne mit Klängen,<br />

und er gibt sich nicht damit<br />

zufrieden, dass sie aus der Dose<br />

kommen. Also geht er mit seinen<br />

Mikrofonen raus aus dem Studio<br />

und sampelt, was das Zeug hält.<br />

Mal lässt er bei einem Konzert<br />

Tausende Menschen gleichzeitig<br />

für einen Sound in einen Apfel<br />

beißen, mal nimmt er Panzer auf,<br />

die über eine Wiese rollen. Oder<br />

ein Schwein wie bei „One Pig“.<br />

Ein halbes Jahr lang hat Herbert<br />

das Tier begleitet, alle zwei Wochen<br />

von der Geburt bis zum Verzehr<br />

die Töne eingefangen, die es<br />

macht. Das ergab die Grundlage<br />

für sein Album, das die Trilogie<br />

aus „One One“ (nur Sounds des<br />

eigenen Körpers) und „One Club“<br />

(nur Sounds eines Disko-Abends<br />

in Berlin) vervollständigt. Auf der<br />

Basis dieser Eindrücke erstellt er<br />

dezente Clubbeats, die aus den<br />

Tierklängen heraus zu wachsen<br />

scheinen. Resultat des akustischen<br />

Feldversuchs ist ein organisch<br />

wirkendes und manchmal<br />

irritierendes Hörgemenge, das auf<br />

die Spitze treibt, was technisch<br />

möglich ist, und dabei zugleich<br />

eine Ästhetik schafft, wenn auch<br />

eine grunzende.<br />

<br />

Ralf Dombrowski<br />

Wissenswertes: Herbert verbirgt<br />

sich auch hinter Doctor Rockit, Radio<br />

Boy und Wishmountain.<br />

Downloadtipp: ganz oder gar nicht<br />

Mike Oldfield<br />

„Incantations“<br />

(Deluxe Edition)<br />

Mercury/Universal<br />

[New Age/Pop] Fünf Jahre<br />

nachdem er mit seinem aufsehen-<br />

(oder besser aufhorchen-)<br />

erregenden Debütalbum „Tubular<br />

Bells“ nicht nur seinen persönlichen<br />

(und für ihn mit allerlei problematischen<br />

Begleiterscheinungen<br />

verbundenen) Durchbruch<br />

geschafft, sondern nebenbei auch<br />

zum Aufkommen der New-Age-<br />

Musik beigetragen hatte, veränderte<br />

der Brite auf seinem vierten<br />

Album „Incantations“ erstmals<br />

die Zusammensetzung seiner<br />

Musik grundsätzlicher: Wo er<br />

bisher hauptsächlich auf bereits<br />

in der Rockmusik üblichem Instrumentarium<br />

seine ganz persönliche<br />

Kombination aus Motiven aus<br />

der irischen Folklore (und später<br />

auf „Ommadawn“ aus der afrikanischen<br />

Msuik), klassischen<br />

Einflüssen, Minimal Music und<br />

Elektronik inszeniert hatte, setzte<br />

er nun stärker auf klassische<br />

Instrumente (vor allem Streicher)<br />

und Chöre. Die keltischen Quellen<br />

wurden zum Teil durch indianische<br />

Elemente abgelöst, zudem integrierte<br />

Oldfield zwei literarische<br />

Texte („The Song Of Hiawatha“<br />

des Dichters Henry Wadsworth<br />

Longfellow und „Ode To Cynthia“<br />

des Shakespeare-Zeitgenossen<br />

Ben Jonson).<br />

In der Zwei-CD+DVD-Deluxe-<br />

Edition kommt „Incantations“ in<br />

einer ganz neuen Stereo-Remaster-Version,<br />

deren Entstehung<br />

von Mike Oldfield persönlich<br />

überwacht wurde. Die begleitende<br />

DVD enthält neben einem neuen<br />

5.1-Surround-Mix verschiedener<br />

Auszüge diverses Bewegtbild-<br />

Material, darunter Passagen von<br />

Oldfields spektakulärer 1979er<br />

Tournee. Felix Marondel<br />

Besonderheit: Diese Wiederveröffentlichung<br />

trägt auf der Frontseite<br />

ein anderes Foto als das Originalcover.<br />

Das ursprünglich vorne platzierte<br />

Motiv findet sich nun auf der<br />

Rückseite der Verpackung.<br />

Klingt ähnlich: Tangerine Dream,<br />

Klaus Schulze, Vangelis<br />

Erdmöbel<br />

„Retrospektive“<br />

Edel<br />

[Deutschpop] Lakonie will gekonnt<br />

sein. Markus Berges hat<br />

seinen Spaß an Mehrdeutigkeiten<br />

und dem Rhythmus der Worte, an<br />

überraschenden Verdrehungen<br />

und semantischen Spielereien.<br />

Seit bald zwei Jahrzehnten spitzt<br />

der inzwischen zur Kölner Szene<br />

gehörende Münsteraner mit<br />

seiner Band Erdmöbel die deutschen<br />

Sprache zu und lässt in seinen<br />

poetischen Experimenten eigenständige<br />

Bildwelten entstehen.<br />

Mit „Retrospektive“ blickt er nun<br />

zurück, präsentiert 17 Lieder aus<br />

16 Jahren plus einem neuen Song<br />

und dokumentiert mit wunderbarer<br />

Beiläufigkeit, wie schön<br />

es sein kann, deutschen Pop zu<br />

hören. Denn Erdmöbel pflegen<br />

auf der einen Seite das scheinbar<br />

so Dahingesungene, die verbale<br />

Lakonie, verstehen es darüber<br />

hinaus aber auch, pointierte, auf<br />

das Nötigste konzentrierte Arrangements<br />

zu schreiben und damit<br />

eine stilistische Breite von dezentem<br />

Independent Sound bis zum<br />

versteckten Jazz abzudecken. Das<br />

hat Klasse und macht die „Retrospektive“<br />

zu einem Portfolio poppoetischer<br />

Kraft. Es muss ja nicht<br />

immer Sven Regener sein.<br />

<br />

Ralf Dombrowski<br />

Wissenswertes: Mit „No. 1 Hits“<br />

verhalfen Erdmöbel 2007 englischen<br />

Hits zu deutscher Cover-Größe.<br />

Downloadtipp: „Lied über gar<br />

nichts“<br />

Nick Lowe<br />

„The Old Magic“<br />

Proper/Rough Trade<br />

[Rock/Pop/Country] Vier Jahre<br />

nach seinem letzten Studioalbum<br />

„At My Age“ meldet sich der Songwriter<br />

und legendäre Produzent<br />

(Elvis Costello, The Damned) aus<br />

England mit einer wundervoll relaxten<br />

Platte zurück. Eingespielt<br />

hat Nick Lowe „The Old Magic“ mit<br />

Hilfe seiner Band um Keyboarder<br />

Geraint Watkins, Gitarrist Steve<br />

Donnelly und Schlagzeuger Robert<br />

Treherne sowie einigen mehr oder<br />

weniger prominenten Gastmusikern<br />

wie Ron Sexsmith, Rory Mc-<br />

Leod, Paul Carrack, Jimmie Vaughan<br />

und Annie Whitehead. Man<br />

hört den elf Songs förmlich an, in<br />

welch entspannter Atmosphäre<br />

sie eingespielt wurden. Zu den<br />

Höhepunkten des Albums zählen<br />

vor allem die drei bereits live<br />

ausführlich getesteten Balladen<br />

„Stoplight Roses“, „House For Sale“<br />

und „I Read A Lot“. Aber auch die<br />

drei Coverversionen, „Poisoned<br />

Rose“ von Elvis Costello, „Shame<br />

On The Rain“ von Tom T. Hall und<br />

„You Don’t Know Me At All“ von<br />

Jeff West, rechtfertigen durchaus<br />

überschwängliches Lob.<br />

<br />

Robert Wallner<br />

Hintergrund: Nick Lowe produzierte<br />

nicht nur die ersten fünf Alben<br />

von Elvis Costello, sondern mit „New<br />

Rose“ von The Damned auch die erste<br />

englische Punk-Single überhaupt.<br />

31


POP, Rock & co<br />

Joe Henry<br />

„Reverie“<br />

Anti/Indigo V.Ö. 7.10.<br />

[Singer/Songwriter] Joe Henry<br />

war noch nie ein sogenannter Singer/Songwriter,<br />

der sich mit der<br />

einfachen Lösung zufrieden gegeben<br />

hätte. Seine Songs brauchen<br />

Zeit, bis sie ins Blut gehen, doch<br />

hat man sich einmal mit ihnen infiziert,<br />

gibt es keine Heilung mehr.<br />

Wie schon all seine letzten Alben<br />

hinterlässt auch sein neuester<br />

Streich wieder den Eindruck eines<br />

groß angelegten Opus. Henry<br />

ist ein Rembrandt der Americana,<br />

der in feinsten Nuancen zu kolorieren<br />

und schraffieren weiß und<br />

sich auf fein konturierte Unschärfen<br />

versteht. Er ist ein Meister der<br />

spontan anmutenden Dramatik<br />

und des präzise gesetzten musikalischen<br />

Effekts, der einmal so sitzt,<br />

dass er keiner Wiederholung bedarf.<br />

In seinen Songs ist kein Platz<br />

für Zufälle, alles ist bis ins kleinste<br />

ausgeklügelt. Und doch wirkt es<br />

niemals starr oder blutleer, denn<br />

Henry schafft Zwischenräume, in<br />

denen sich Emotionen entladen<br />

können. Eine nahezu perfekte<br />

Songlandschaft, in der man sich<br />

endlos verlieren kann.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Weiterhören: Daniel Kahn, Geoff<br />

Berner<br />

Downloadtipp: Sticks And Stones<br />

Nena<br />

„Balladen“<br />

Sony Music<br />

[Pop] Ende 2010 erschien mit<br />

„Best Of“ die erste von Nena<br />

höchst persönlich autorisierte<br />

Zusammenstellung, mit der sie<br />

sich gegen die Flut von Nena-Hit-<br />

Compilations zur Wehr setzen<br />

wollte. Nun ist die etwas lieblos<br />

benannte „Balladen“-CD zwar<br />

auch kein von ihr selber betreutes<br />

Album, aber einen Grund,<br />

sich dagegen zu wehren, hätte<br />

Deutschlands Darling-Sängerin<br />

im Grunde nicht. Denn die 18 hier<br />

versammelten Songs aus allen<br />

Abschnitten ihrer langen Karriere<br />

sind mit Bedacht und viel Einfühlungsvermögen<br />

ausgewählt<br />

worden. So unterstreichen eben<br />

diese „Balladen“, dass Nena viel<br />

mehr ist als ein NDW-Partykult.<br />

Denn gerade mit Stücken wie<br />

„Der Anfang vom Ende“, „Lass<br />

mich dein Pirat sein“ und dem<br />

berührenden „Weißen Schiff“,<br />

in dem sich Nena mit dem Tod<br />

auseinandersetzt, überzeugt sie<br />

als grandiose Sängerin, die stets<br />

die richtigen Töne für die großen<br />

Gefühle findet. Heiko Große<br />

Weiterhören: „Best Of“ und den<br />

aktuellen Konzertmitschnitt „Made<br />

In Germany Live“ auf DVD<br />

Helgi Jonsson<br />

„Big Spring“<br />

Finest Gramophone/Indigo<br />

[Independent] Es ist schwer, in<br />

einem Text über einen Künstler<br />

aus Island nicht mit den isländischen<br />

Klischees zu operieren –<br />

vor allem wenn sie wie im Fall<br />

des jungen Sängers, Songwriters<br />

und Multi-Instrumentalisten auch<br />

noch zutreffen. Denn die Musik<br />

von Helgi Jonsson, der viel mit der<br />

dänischen Sängerin Tina Disco zusammengearbeitet<br />

hat, ist tatsächlich<br />

so idyllisch und verschroben<br />

wie Island selbst. Seine mal melodisch,<br />

mal atmosphärisch ausgerichteten<br />

Kompositionen erinnern<br />

an die karge Natur des Landes,<br />

unter der es jedoch brodelt – und<br />

der nächste Vulkan- oder Geysir-<br />

Ausbruch nie weit ist. Ein Island-<br />

Klischee, das jedoch nicht auf den<br />

klassisch ausgebildeten Musiker<br />

zutrifft, ist Björk. Von den Elektronikexperimenten<br />

der großen<br />

Exzentrikerin hat Jonsson so gut<br />

wie nichts. Helgi Jonsson ist Natur<br />

pur.<br />

Heiko Große<br />

Weiterhören: weitere großartige<br />

Musik aus Island etwa von Mugison,<br />

Pétur Ben, Lay Low, Sigur Rós oder<br />

Ólafur Arnalds<br />

Patti Smith<br />

„Outside Society“<br />

Columbia/Arista/Legacy/<br />

Sony<br />

[Rock] Das war wirklich überfällig:<br />

Verblüffenderweise erscheint<br />

erst 36 Jahre nach ihrem Albumdebüt<br />

eine Best-Of-CD, die wirklich<br />

alle Schaffensphasen der so<br />

eigenwilligen wie tapferen Rockpoetin<br />

aus Chicago abdeckt. Und<br />

wie schon der für eine solche Retrospektive<br />

ungewöhnliche Titel<br />

(ein Zitat aus „Rock’n’Roll Nigger“)<br />

andeutet, ist dies keine Routinepackung<br />

von der Stange. Smith selber<br />

hat die Zusammenstellung der<br />

CD begleitet, sie kommentiert im<br />

Booklet sehr persönlich jeden der<br />

16 Tracks. So entfaltet sich hier von<br />

den punkigen Anfängen mit ihrer<br />

düsteren Version von Van Morrisons<br />

„Gloria“ vom Debütalbum<br />

„Horses“ und dem scheppernden<br />

„Ain’t It Strange“ von „Radio<br />

Ethiopia“ (1976) über den Welthit<br />

„Because The Night“, ihr programmatisches<br />

Kampflied „Rock’n’Roll<br />

Nigger“, das bewegende „Beneath<br />

The Southern Cross“ vom 1996er<br />

Comeback-Album „Gone Again“<br />

(mit Jeff Buckley und Tom Verlaine)<br />

bis hin zu ihrer Fassung<br />

von Nirvanas „Smells Like Teen<br />

Spirit“ das musikalisch vielschichtige<br />

und faszinierende Werkporträt<br />

einer großen Künstlerin.<br />

<br />

Christian Stolberg<br />

Wissenswert: Patti Smith wurde<br />

2007 in die Rock’n’Roll Hall Of Fame<br />

aufgenommen.<br />

Info: Dies ist die erste CD, die Labelübergreifend<br />

die Highlights von<br />

Patti Smiths Karriere dokumentiert.<br />

David Sylvian<br />

„Died In The Wool – The<br />

Manafon Variations“<br />

Samadhisound/Galileo MC<br />

[Avantgardepop] David Sylvian<br />

gibt Rätsel auf. Mit Pop hat<br />

seine Musik schon lange nichts<br />

mehr zu tun. Und mit „Died In<br />

The Wool“ baut er seine akustische<br />

Welt noch ein Stückchen<br />

weiter aus und überlässt es dem<br />

Hörer, wie er sich auf die Sammlung<br />

mal finster neumusikalisch<br />

wirkender, mal elektronisch verklausulierter<br />

Soundwanderungen<br />

einlassen will. Im Zentrum<br />

steht Sylvians Bariton, der introvertiert<br />

und manchmal theatralisch<br />

poetisch verschlüsselte<br />

Botschaften unter anderem von<br />

der Dichterin Emily Dickinson<br />

verkündet. Um diesen Nukleus<br />

bauen Remixer wie Jan Bang, Eric<br />

Honoré, verschiedene Streichinstrumente<br />

und Jazzmusiker wie<br />

der Saxofonist Evan Parker irrlichternde<br />

Assoziationen. Sechs<br />

Stücke stammen von dem vorangegangenen<br />

Album „Manafon“<br />

und werden umgedeutet,<br />

die andere Hälfte ist neu, aber<br />

mindestens ebenso in sich versunken<br />

wie das frühere Material.<br />

Manches erinnert an skandinavische<br />

Soundarchitekturen nach<br />

Art des Labels rune grammofon,<br />

manches an Klanginstallationen,<br />

die Bonus-CD bietet 20 Minuten<br />

Soundscapes von einer Kunstaktion.<br />

So macht es David Sylvian<br />

seinen Hörern nicht leicht. Er<br />

fordert Zeit, Ruhe und Konzentration.<br />

Aber er bietet auch Entdeckungen<br />

voll dunkel poetischer<br />

Strahlkraft. Ralf Dombrowski<br />

Wissenswertes: David Sylvian<br />

begann seine Karriere als Sänger der<br />

Wave-Band Japan.<br />

32


Barbra Streisand<br />

„What Matters Most“<br />

Columbia/Sony Music<br />

[Pop/Jazzpop] Schon als Barbra<br />

Streisand in den 60er Jahren<br />

ihre ersten Alben veröffentlichte,<br />

wirkte ihre Musik wie aus der Zeit<br />

gefallen. Ihre Art, wie sie Standards<br />

aus dem Great American<br />

Songbook interpretierte, schien<br />

schon damals um Jahrzehnte zu<br />

spät gekommen zu sein. Diesen<br />

Eindruck könnte man auch bei<br />

„What Matters Most“ haben – und<br />

doch ist er falsch. Denn allein<br />

mit ihrem zurückhaltenden und<br />

doch so ausdrucksreichen Vortrag<br />

gelingt es ihr immer wieder,<br />

die Songs zu etwas ganz Persönlichem<br />

zu machen und sie ins<br />

Hier und Jetzt zu holen. Gerade<br />

die zehn mit dezenten Jazz-Arrangements<br />

versehenen Stücke auf<br />

der neuen CD müssen ihr besonders<br />

am Herzen gelegen haben –<br />

sind es doch alles Songs, zu denen<br />

Alan und Marilyn Bergman die<br />

Texte geschrieben haben. Mit den<br />

beiden renommierten Textdichtern<br />

ist Streisand seit Jahrzehnten<br />

eng befreundet – und das spürt<br />

man: So emphatisch hat man die<br />

Streisand schon lange nicht mehr<br />

gehört.<br />

Heiko Große<br />

Anspieltipps: „The Windmills Of<br />

Your Mind“, „Nice ’N’ Easy“, „That Face“<br />

Keb’ Mo<br />

„The Reflection“<br />

Yolabelle/Warner V.Ö. 30.9.<br />

[Blues/Soul/Folk] Fünf Jahre<br />

hat Kevin Moore alias Keb’ Mo seit<br />

seinem letzten Album „Suitcase“<br />

verstreichen lassen, bevor er jetzt<br />

mit „The Reflection“ endlich einen<br />

ebenbürtigen Nachfolger präsentiert.<br />

Der Sänger und Gitarrist, der<br />

am 3. Oktober seinen 60. Geburtstag<br />

begeht, überzeugt mit zwölf<br />

extrem groovigen und angenehm<br />

relaxten Songs im Spannungsfeld<br />

zwischen Blues, Jazz und Folk,<br />

eingespielt mit Unterstützung<br />

von India.Arie, Vince Gill, Dave<br />

Koz, Marcus Miller, Mindi Abair<br />

und David T. Walker. Drei Jahre<br />

arbeitete Keb’ Mo zusammen mit<br />

seinem Toningenieur John Schirmer<br />

in Los Angles und Nashville<br />

an der Fertigstellung der Platte.<br />

Die Sorgfalt hat sich ausgezahlt.<br />

Keb’ Mo glänzt in Songs wie „All<br />

The Way“ und „One Of These<br />

Nights“ mit seinem ausdrucksstarken<br />

Gitarrenspiel und verleiht<br />

den Stücken eine unverwechselbare<br />

Note. Robert Wallner<br />

Anspieltipps: „The Whole Enchilada“,<br />

„Crush On You“ und „My Baby’s<br />

Tellin’ Lies“<br />

Frank Ramond<br />

„Ganz klar“<br />

105music/Sony Music<br />

[Chanson/Pop] Auch wer in seinem<br />

Leben noch nie von Frank<br />

Ramond gehört hat, kennt garantiert<br />

einen seiner Songs, die<br />

er in den letzten Jahren für Annett<br />

Louisan, Roger Cicero und<br />

Ina Müller geschrieben hat. Aber<br />

auch als Solokünstler sorgte der<br />

Songwriter und Produzent, der<br />

nur ungern im Rampenlicht steht,<br />

mit seinem Debütalbum „Große<br />

Jungs“ bereits 2009 für Aufsehen.<br />

Auf seinem zweiten Solowerk<br />

überzeugt Frank Ramond<br />

erneut mit wundervoll hintersinnigen<br />

Chansons in deutscher<br />

Sprache. Als Geschichtenerzähler<br />

übertrifft er sich mit Songs wie<br />

„Golf-Generation“ und „Wer nicht<br />

fällt (hat nie gestanden)“ wieder<br />

einmal selbst. Weit entfernt von<br />

allen Klischees und in einer sehr<br />

klaren, direkten Sprache berichtet<br />

Frank Ramond mit viel Humor<br />

über all die kleinen und großen<br />

Katastrophen, die das Leben so<br />

bereithält. Robert Wallner<br />

Wissenswert: Frank Ramond<br />

wurde in Istanbul geboren, verbrachte<br />

seine Kindheit in Mexiko und<br />

Spanien und lebt seit vielen Jahren<br />

in Hamburg.<br />

Jasmin Tabatabai &<br />

David Klein Orchester<br />

„Eine Frau“<br />

Edel: Content<br />

[Pop/Chanson] Das Frauenwunder<br />

im erwachsenen deutsprachigen<br />

Pop nimmt kein Ende.<br />

Es vergeht kein Quartal, in dem<br />

nicht eine Interpretin mit einem<br />

Album um die Ecke kommt, auf<br />

dem sie chansoneske deutsche<br />

Texte zu mal poppiger, oft jazziger,<br />

häufig eben auch chansonesk-arrangierter<br />

Musik vorträgt,<br />

von Annett Louisan bis<br />

Lisa Bassenge, von Ina Müller<br />

bis Celine Rudolph. Und jetzt also<br />

Jasmin Tabatabai. Okay, dass die<br />

deutsch-iranische Schauspielerin<br />

auch eine begabte Musikerin<br />

ist, wusste man nicht nur durch<br />

den Kino-Blockbuster „Bandits“,<br />

sondern auch von ihrer Zeit in der<br />

Berliner Band Even Cowgirls Get<br />

The Blues und von ihren ersten<br />

beiden Soloalben. Aber die waren<br />

voller englischer Popsongs<br />

aus Tabatabais eigener Feder.<br />

Hier geht es nun ganz anders<br />

zu. Die Texte sind alle deutsch,<br />

stammen von fremden Autoren<br />

(etwa Kurt Tucholsky), die Musik<br />

swingt und groovt im Bigbandund<br />

Loungejazz-Style der 60er<br />

Jahre, sehr cool und lässig urban.<br />

Das ist auch das Verdienst<br />

des Schweizer Produzenten David<br />

Klein und seines Orchesters –<br />

und die Zusammenarbeit mit ihm<br />

laut Tabatabai keine Reaktion auf<br />

das eingangs beschriebene Phänomen,<br />

sondern ein langgehegter<br />

Plan, seit man sich vor zehn Jahren<br />

am Set des Films „Gripsholm“<br />

kennenlernte. Gut, dass sie den<br />

nun verwirklicht haben.<br />

<br />

Christian Stolberg<br />

Erinnert an: Hildegard Knef<br />

Passt in: jede Cocktailbar<br />

Gillian Welch<br />

„The Harrow & The<br />

Harvest“<br />

Acony Records/Warner<br />

[Folk, Country] Von der Herkunft<br />

einer Interpretin auf ihre<br />

Musik zu schließen, kann ganz<br />

schön in die Irre führen: Die<br />

43-jährige Sängerin, Gitarristin<br />

und Autorin Gilian Welch etwa<br />

stammt aus New York City und<br />

wuchs in Los Angeles auf – aber<br />

die Alben, die sie mit ihrem Kreativpartner,<br />

Co-Produzenten und<br />

Gitarristen David Rawlings aufnimmt,<br />

sind Paradebeispiele für<br />

die zeitlose Schönheit des Ländlichen:<br />

delikate, rein akustisch instrumentierte<br />

Songs, deren Roots<br />

im ganz frühen Country, im Bluegrass<br />

und im Appalachen-Folk<br />

liegen. Neben Welchs kehligem,<br />

aber keineswegs herbem Organ<br />

und Rawlings unaufdringlichem<br />

Begleitgesang sind oft nur akustische<br />

Gitarren, gelegentlich auch<br />

ein Banjo zu hören, aber man vermisst<br />

nichts – weil die Melodien<br />

so stark und die Saitenarrangements<br />

so effektiv und klangvoll<br />

wie filigran sind. Die Songs stammen<br />

alle aus der Schreibwerkstatt<br />

dieses kongenialen Künstlerpaars,<br />

aber sie hören sich an, als wären<br />

sie schon vor hundert Jahren<br />

entstanden, in einer Welt ohne<br />

Musikmoden, ohne Kommerzkalkül.<br />

Lieder voller stiller Sehnsucht<br />

und Romantik, meisterlich<br />

gesungen und gespielt, klanglich<br />

makellos produziert.<br />

<br />

Christian Stolberg<br />

Weiterhören: Daniel Lanois, Bert<br />

Jansch, Natalie Merchant<br />

33


Klassik<br />

Sol Gabetta<br />

„Il Progetto Vivaldi 2“<br />

Sony Classical<br />

Die argentinische Cellissima Sol<br />

Gabetta macht ihrem Vornamen<br />

alle Ehre. Denn egal, was sie spielt –<br />

bei ihr geht auf den vier Cellosaiten<br />

ständig die Sonne auf. So<br />

auch auf ihrem zweiten Album<br />

mit Cello-Konzerten von Antonio<br />

Vivaldi. Mit wärmender Innigkeit,<br />

schmelzendem Ton und glühender<br />

Brillanz küsst La Gabetta da<br />

drei selten zu hörende Concerti<br />

des venezianischen Barockstars<br />

wach. Und klanghistorisch schnittigen<br />

Drive bietet dazu die Cappella<br />

Gabetta auf, die Sol mit ihrem<br />

Bruder Andres Gabetta gegründet<br />

hat. Weil Sol Gabetta aber von<br />

jeher eine Bank für Repertoire-<br />

Entdeckungen ist, hat sie zudem<br />

zwei Cello-Konzerte von Vivaldi-<br />

Zeitgenossen nicht einfach eingespielt.<br />

Mit ihrem Temperament<br />

verwandelt Gabetta sie in wahre<br />

Meisterwerke. Reinhard Lemelle<br />

Besonderheit: Das Cello-Konzert<br />

von Giovanni Battista Platti ist eine<br />

Weltersteinspielung.<br />

Diverse<br />

„Poetica“<br />

Sony Classical, VÖ. 30.9.<br />

Nicht erst seit den großen Erfolgen<br />

des Duos Schönherz & Fleer<br />

mit seinem „Rilke Projekt“ erfreut<br />

sich die Verbindung von Lyrik<br />

und klassischer Musik im Land<br />

der Dichter und Denker großer<br />

Beliebtheit. Eine Verbindung, die<br />

vor allem dann reizvoll ist, wenn<br />

großartige Kompositionen auf<br />

ebensolche Schauspieler treffen –<br />

schließlich besitzt Lyrik ihre eigene<br />

Musikalität, die so richtig<br />

zur Entfaltung kommt, wenn sie<br />

von wohlklingenden Stimmen mit<br />

Feingefühl und klugem Textverständnis<br />

vorgetragen wird. Die<br />

vorliegende Compilation bringt<br />

Musik von Brahms, Holst, Bizet,<br />

Debussy, Fauré, Dvorak, Kreisler,<br />

Mozart und Bach mit Texten<br />

von Goethe, Eichendorff, Erich<br />

Fried, Rilke, Kästner und Hebbel<br />

und mit prominenten Mimen<br />

wie Martina Gedeck, Otto<br />

Sander, Hannelore Hoger, Katharina<br />

Thalbach, Ulrich Noethen,<br />

Suzanne von Borsody und<br />

Matthias Brandt zusammen –<br />

da wird auch fündig, wem Rilke<br />

nicht so zusagt. Felix Marondel<br />

Passt zu: herbstlichen Sonntagnachmittagen<br />

Ludovico Einaudi<br />

„Islands Essential<br />

Einaudi“<br />

Decca/Universal<br />

Selten ist die Devise „Weniger ist<br />

mehr“ in der Musik seelenvoller<br />

beherzigt worden als in den Kreationen<br />

des Turiner Komponisten<br />

Ludovico Einaudi. Aus Klassik,<br />

Folklore, New Age und Minimal<br />

Music schöpft der Pianist, doch<br />

die Ingredienzen, die Einaudi<br />

aus diesen Bereichen gewinnt,<br />

verdichtet er in stimmungsvollen,<br />

trügerisch einfach wirkenden<br />

Stücken. In deren Zentrum<br />

steht sein Klavierspiel, meist um<br />

einen dezenten Streicherhintergrund<br />

ergänzt. Doch was die<br />

hoch emotionale Wirkung dieser<br />

Musik ausmacht, sind die herrlichen<br />

Melodieeinfälle – es gibt<br />

hier keine Angst vor der Schönheit.<br />

„Islands“ vereint 14 Kompositionen<br />

aus Einaudis Schaffen,<br />

darunter inzwischen hochpopuläre<br />

wie „Nightbook“, „Divenire“<br />

und „Nefelli“. Ein bisschen mutet<br />

der Norditaliener an wie ein<br />

musikalischer Seelenverwandter<br />

des Bestsellerautors Paulo Coelho:<br />

Sein Publikum findet bei ihm<br />

klingenden Seelenbalsam.<br />

<br />

Christian Stolberg<br />

Wissenswert: Jüngst schuf Ludovico<br />

Einaudi den Soundtrack zum Kinohit<br />

„Black Swan“.<br />

Kent Nagano<br />

„Beethoven: Symphonies<br />

Nos. 6 & 8, Grosse Fuge“<br />

Sony Classical<br />

Als Beethoven mit seiner 6. Symphonie<br />

dem Ideal von Mutter Natur<br />

nachspürte, gab es noch kein<br />

Waldsterben, und der sanft dahinfließende<br />

Bach, den Beethoven in<br />

seiner „Pastorale“ verewigte, war<br />

glasklar. 200 Jahre später ist der<br />

Raubbau an der Natur in vollem<br />

Gange. Stardirigent Kent Nagano<br />

zieht dagegen jetzt ungewöhnlich<br />

zu Felde: Nach einer kräftig<br />

leuchtenden wie empfindsam lyrischen<br />

Einspielung der Sechsten<br />

mit dem Orchestre Symphonique<br />

de Montréal lässt Nagano jenes<br />

Umweltschutz-Manifest verlesen,<br />

das 1992 beim Weltgipfel in<br />

Rio verabschiedet wurde. Weg<br />

von Beethoven als quasi geistigem<br />

Urvater der Ökobewegung<br />

hin zum geistvollen Humoristen<br />

geht es dann in seiner 8. Symphonie.<br />

Und als Krönung präsentiert<br />

Nagano Beethovens „Grosse Fuge“<br />

als intellektuell wie sinnlich umwerfendes<br />

Abenteuer.<br />

<br />

Guido Fischer<br />

Lang Lang<br />

„Liszt: My Piano Hero“<br />

Sony Classical<br />

Seine erste Begegnung mit Liszt<br />

hatte Lang Lang vor der Glotze,<br />

als er als Kind einen „Tom<br />

& Jerry“-Zeichentrickfilm sah,<br />

in dem Tatzen-Tom die 2. Ungarische<br />

Rhapsodie von Liszt<br />

in die Tasten prügelte. Auf seinem<br />

ersten Liszt-Album hat der<br />

29-Jährige auch zwei Rhapsodien<br />

aufgenommen. Wie er da atemberaubend<br />

lässig Gas gibt und<br />

übermenschlich den Flügel wüten<br />

lässt, ist Klavierspiel in einer<br />

neuen Dimension. Aber Lang hat<br />

nicht nur sehnige, sondern auch<br />

sensible Finger, mit denen er etwa<br />

dem magischen „Ave Maria“ farbintensiven<br />

Klangzauber entlockt.<br />

Nach neun Solostücken steigt<br />

Lang Lang dann mit Valery Gergiev<br />

und den Wiener Philharmonikern<br />

in den Konzertring – und<br />

trifft in Liszts 1. Kla vierkonzert<br />

punktgenau den Ton fürs Glitzernde<br />

und Rhapsodische.<br />

<br />

Guido Fischer<br />

O-Ton des Künstlers: „Als Liszt-<br />

Interpret wünscht man sich manchmal,<br />

vier Hände zu haben.“<br />

Quatuor Ebène<br />

„Mozart: Streichquartette“<br />

Virgin Classics/EMI, VÖ. 16.9.<br />

Für Goethe war das Streichquartett<br />

die Königsklasse in der Kammermusik,<br />

denn hier konnte er einer<br />

„Unterhaltung zwischen vier<br />

vernünftigen Menschen“ beiwohnen.<br />

Hätte er aber jetzt miterlebt,<br />

wie das Quatuor Ebène Mozart<br />

spielt, er wäre rundum verblüfft<br />

über den Tiefgang, aber auch den<br />

Humor in diesen musikalischen<br />

Gesprächen zu viert. 1783 bzw.<br />

1785 komponierte Mozart die beiden<br />

Quartette KV 421 & 465, die<br />

er seinem Vorbild Joseph Haydn<br />

widmete. Wie modern aber ihre<br />

Gedankenvielfalt und gestalterische<br />

Experimentierfreudig -<br />

keit sind, macht das Quatuor<br />

Ebène bis in die letzte Noten faser<br />

deutlich. Guido Fischer<br />

O-Ton der Künstler: „Wir sind ein<br />

altes Quartett mit jungen Musikern.“<br />

34


jazz & world<br />

Tinariwen<br />

„Tassili“<br />

Cooperative Music/Universal<br />

[Desert Blues] Die Tuareg-Band<br />

Tinariwen zeigt uns seit einigen<br />

Jahren, dass der archaische Blues<br />

nicht nur am Mississippi zu Hause<br />

ist. Ihre schweren, schleppenden<br />

Grooves scheinen den großen<br />

Sand der Jahrtausende zu transportieren.<br />

Auf ihrem neuen Album<br />

„Tassili“ gehen sie jedoch ein<br />

Stück weiter aus sich heraus als<br />

auf früheren Platten. Die Band<br />

hat sich stets um die Öffnung<br />

der Welt für die Probleme ihres<br />

Stammes bemüht. Um diesen Fokus<br />

zu verstärken, haben sie sich<br />

diesmal ein paar Gäste ins Studio<br />

geladen, so den jazzerprobten<br />

Wilco-Gitarristen Nels Cline<br />

und Mitglieder der Dirty Dozen<br />

Brass Band. Es mag anfangs<br />

befremdlich klingen, wenn die<br />

Wüstensöhne streckenweise erstmals<br />

englisch singen, und doch<br />

unterstreicht gerade diese Zäsur<br />

die äußerst bewusst angestrebte<br />

Verbindung von offener Landschaft<br />

und urbaner Enge.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Weiterhören: Tamikrest, Bombino<br />

Dee Dee Bridgewater<br />

„Midnight Sun“<br />

Emarcy/Universal<br />

[Vocal Jazz] Die in ihrer Karriere<br />

bereits mit unzähligen Awards<br />

ausgezeichnete Sängerin erfüllt<br />

sich mit „Midnight Sun“ einen<br />

langgehegten Wunsch: ein persönlich<br />

von ihr zusammengestelltes<br />

„Mix Tape“-Album. Die Platte,<br />

remastered von Doug Sax im legendären<br />

Mastering Lab in Ojai,<br />

Kalifornien, enthält elf ausgewählte<br />

Balladen vornehmlich aus den<br />

letzten beiden Jahrzehnten. Eröffnet<br />

wird diese aufsehenerregende<br />

Reise durch die Gefühlslandschaften<br />

der Liebe passenderweise<br />

mit dem Titel „Midnight Sun“<br />

aus ihrem 1997 veröffentlichten<br />

meisterhaften Ella-Fitzgerald-<br />

Tribute-Album „Dear Ella“. Im<br />

Folgenden reiht sich ein musikalischer<br />

Höhepunkt an den anderen,<br />

angefangen mit „Angel Eyes“<br />

aus ihrem Longplayer „Keeping<br />

Tradition“ (1993) über „My Ship“<br />

(„This Is New“, 2002) und „Lonely<br />

Woman“ („Love & Peace: A<br />

Tribute To Horace Silver“, 1995)<br />

bis hin zum Titel „L’Hymne a<br />

l’Amour“, der bisher ausschließlich<br />

in Japan erhältlich war.<br />

<br />

Robert Wallner<br />

Wissenswert: Ihre ersten drei<br />

Alben, „Dee Dee Bridgewater“<br />

(1976), „Just Family“ (1977) und<br />

„Bad For Me“ (1978), standen<br />

musikalisch noch ganz im Zeichen<br />

der Discowelle.<br />

Charles Lloyd/Maria<br />

Farantouri<br />

„Athens Concert“<br />

ECM/Universal<br />

[Ethno Jazz] Jazzsaxofonist<br />

Charles Lloyd hat sich seit den<br />

60er Jahren einen Ton bewahrt,<br />

der leidenschaftliche Coltrane-<br />

Nachfolge mit hippyesker Spiritualität<br />

verbindet. Seine physischen<br />

Kräfte mögen in den letzten<br />

Jahren ein wenig gewichen sein,<br />

seine hypnotische Verführungskunst<br />

hat eher noch zugenommen.<br />

Doch wie soll das mit dem<br />

fülligen Alt der griechischen Gesangslegende<br />

Maria Farantouri<br />

zusammengehen? Indem beide<br />

Demut und Zurückhaltung üben.<br />

Es ist erstaunlich, wie innig die<br />

Inspiration des einen das Timbre<br />

der anderen umarmt. Egal ob es<br />

sich um griechische Songs, zum<br />

Beispiel von Mikis Theodorakis,<br />

oder um Originale des Saxofonisten<br />

handelt, die Intentionen der<br />

beiden großen Künstler werden<br />

hier auf einem Altar der integrierten<br />

Traditionen dargebracht,<br />

bei dem es auf die jeweilige Herkunft<br />

gar nicht mehr ankommt.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Weiterhören: Jason Moran<br />

Cristina Branco<br />

„Fado Tango“<br />

Emarcy/Universal<br />

[Worldmusic] Topmodel-Schönheit<br />

und künstlerische Glaubwürdigkeit<br />

gehen selten zusammen.<br />

Eine Ausnahme stellt die 39-jährige<br />

Cristina Branco dar, die seit<br />

mehr als einem Jahrzehnt als<br />

die „Zukunft des Fado“ gepriesen<br />

wird und mit jedem ihrer<br />

Alben diese Vorschusslorbeeren<br />

ein bisschen mehr rechtfertigt.<br />

Für ihr neues Album ging die<br />

Portugiesin an ihre künstlerischen<br />

Wurzeln zurück, verließ<br />

dafür aber auch bewährte Pfade:<br />

Auf „Fado Tango“ spürt die<br />

Interpretin der Verbindung zwischen<br />

dem Fado, dieser melancholischen<br />

Liedkultur aus den<br />

Hafenkneipen Lissabons, und<br />

dem Tango, der tragisch-erotischen<br />

Musik aus den Tanzhallen<br />

und Bordellen von Buenos Aires,<br />

nach. Dafür stellte sie sich Lieder<br />

unterschiedlichster Autoren zusammen,<br />

während sie sonst häufig<br />

Kompositionen ihres Mannes<br />

Custodo Castelo aufnimmt. Kleine<br />

Abstecher gibt es nach Belgien,<br />

mit Jacques Brels „Les Désespérés“,<br />

und Kuba, mit der Son-Perle<br />

„Los Gardenias“, die man in unseren<br />

Breitengraden vor allem<br />

vom Buena Vista Social Club her<br />

kennt. In jedem dieser Stücke mit<br />

ihren würdevoll leidenschaftlichen<br />

Melodien beweist Cristina<br />

Branco Tiefe. Raoul Gulbenkian<br />

Passt zu: Rotwein-Abenden<br />

Nils Petter Molvaer<br />

„Baboon Moon“<br />

Columbia/Sony<br />

[Prog Jazz] Der norwegische<br />

Trompeter Nils Petter Molvaer<br />

ist stetig auf der Suche nach sich<br />

selbst, aber selten vermittelte er<br />

derart überzeugend das Gefühl<br />

der Ankunft wie auf „Baboon<br />

Moon“. Dazu bedurfte es eines<br />

völligen Neubeginns. Molvaer löste<br />

seine alte Band auf und stellte<br />

mit Stian Westerhus, dem derzeit<br />

wohl abenteuerlustigsten Gitarristen<br />

der Welt, und dem ehemaligen<br />

Madrugada-Drummer<br />

Erland Dahlen ein neues Trio<br />

auf, das wesentlich stärker in<br />

Richtung Progrock tendiert. Der<br />

symbiotische Sound der Troika<br />

wird nicht mehr von Molvaers<br />

verfremdeten Trompetensounds<br />

dominiert, sondern besticht durch<br />

integrierte Schwärze aller drei Beteiligten.<br />

Der Trompeter selbst<br />

pendelt nicht mehr zwischen<br />

verschiedenen Polen seiner extremen<br />

Persönlichkeit, sondern<br />

hat mit seinen neuen Gespielen<br />

auch die eigene Mitte gefunden.<br />

Man muss mit Jazz überhaupt<br />

nichts am Hut haben, um mit diesem<br />

Stück instrumentalem Freigeist<br />

in Verzückung zu geraten.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Downloadtipp: „Recoil“<br />

Céline Rudolph<br />

„Salvador“<br />

Verve/Universal<br />

[Vocal Jazz] Einen feinen, exotisch-sinnlichen<br />

Akzent setzt die<br />

Ber liner Chanteuse Celine Rudolph<br />

mit ihrem ersten Album für<br />

Universal: Sie hat elf Chansons<br />

des französischen Sängers und<br />

36


Komponisten Henri Salvador neu<br />

betextet und mit dem Bassisten<br />

Rodolfo Stroeter in Bossa- und<br />

Jazz-Arrangements verpackt,<br />

die so edel wie einfallsreich geraten<br />

sind. Mit einer Truppe von<br />

Bossa-Spezialisten in Sao Paulo<br />

und Könnern aus der Crème de<br />

la Crème des deutschen Jazz wie<br />

dem Trompeter Sebastian Studnitzky<br />

und dem Schlagzeuger<br />

Wolfgang Haffner in Berlin eingespielt,<br />

verströmen diese Stücke<br />

ein entspanntes, mitunter<br />

auch sanft melancholisches Lebensgefühl.<br />

Céline Rudolphs geschmeidig<br />

fließende, oft augenzwinkernde<br />

Texte, die sich oft,<br />

aber nicht nur um Amouröses<br />

drehen, verbinden sich kongenial<br />

mit dieser Musik. Eine subtil<br />

vergnügliche Sommerplatte für<br />

anspruchsvolle Freunde deutschsprachigen<br />

Liedguts.<br />

<br />

Raoul Gulbenkian<br />

Klingt ähnlich: Lisa Bassenge<br />

Max von Mosch<br />

Orchestra<br />

„Black Périgord“<br />

Embab/RTD<br />

[Modern Jazz] Vor allem in Süddeutschland<br />

hat in den letzten<br />

Jahren der melodiöse Gruppensound<br />

der Band max.bab Furore<br />

gemacht. Das aus vier ehemaligen<br />

Schulfreunden bestehende<br />

Quartett begeisterte auch viele<br />

Hörer für sich, die mit Jazz bisher<br />

eher weniger am Hut hatten.<br />

Stark geprägt wurde der Stil der<br />

Gruppe vom Spiel des Saxofonisten<br />

Max von Mosch. Der tummelt<br />

sich inzwischen munter in der<br />

New Yorker Jazzszene, hat dort<br />

mit anderen jungen Musikern<br />

ein Tentett gebildet – und mit<br />

diesem jetzt ein wirklich beeindruckendes<br />

Album eingespielt:<br />

So sorgfältig dieser moderne<br />

Fast-schon-Bigband-Jazz konstruiert<br />

ist, so gelöst und lebendig<br />

klingen die Akteure. Ein spezielles<br />

Highlight ist der Dialog der<br />

beiden solierenden Posaunen in<br />

„Shades Of Red“, den der junge<br />

Michael Dease mit dem angeblich<br />

ersten auf Tonträger festgehaltenen<br />

Altposaunensolo der Jazzgeschichte<br />

(!) eröffnet und der prominente<br />

Gaststar Robin Eubanks<br />

souverän beschließt. Weltklasse!<br />

<br />

Raoul Gulbenkian<br />

Tingvall Trio<br />

„Vägen“<br />

Skip Records/Soulfood<br />

(Modern Jazz) Derzeit gibt es<br />

eine Flut von Pianotrio-Veröffentlichungen<br />

im Jazz, da ist nicht<br />

alles Gold, was glänzen will. Aber<br />

es gibt doch immer wieder Herausragendes<br />

– so auch das vierte<br />

Album der Gruppe des Hamburger<br />

Pianisten Martin Tingvall.<br />

In dichtem, gleichberechtigtem<br />

Ensemblespiel mit dem Bassisten<br />

Omar Rodriguez Calvo und<br />

dem agilen Schlagzeuger Jürgen<br />

Spiegel begeistert Tingvall mit<br />

einer bruchlosen Folge wunderschöner<br />

Melodiemotive, die er<br />

mal in lyrische, dann wieder in<br />

rockig zupackende Klänge packt.<br />

Die drei verlieren nie die Bodenhaftung<br />

im bluesbasierten Jazz,<br />

obwohl sie das reiche europäische<br />

Erbe aus Romantik und Impressionismus<br />

immer wieder nutzen<br />

und auch moderne Clubgrooves<br />

anklingen lassen.<br />

<br />

Raoul Gulbenkian<br />

Klingt ähnlich: Esbjörn Svensson<br />

Trio, Brad Mehldau Trio, Tord Gustavsen<br />

Trio<br />

präsentiert<br />

präsentiert<br />

präsentiert<br />

NEULAND CONCERTS & STARWATCH MUSIC PRÄSENTIEREN<br />

Neuland Concerts & Starwatch Music präsentieren<br />

15.09. Baden-Baden - SWR 3 New Pop Festival<br />

16.09. Frankfurt - Batschkapp<br />

17.09. Nurnberg - Hirsch<br />

20.09. Munchen - Ampere<br />

22.09. Koln - Kulturkirche<br />

24.09. Hamburg - Reeperbahn festival<br />

01.10. Berlin - Postbahnhof<br />

02.10. Bochum - Zeche<br />

22.09. LAUSANNE (CH)<br />

21.10. HAMBURG<br />

24.10. BERLIN<br />

25.10. NEU-ISENBURG<br />

26.10. KÖLN<br />

28.10. WIEN (AT)<br />

29.10. GRAZ (AT)<br />

30.10. MÜNCHEN<br />

01.11. ZÜRICH (CH)<br />

03.11. PRATTELN (CH)<br />

06.11. FELLBACH<br />

DAS<br />

AKTUELLE ALBUM<br />

“STRINGS’ N’<br />

STRIPES” ÜBERALL<br />

ERHÄLTLICH<br />

HAUDEGEN<br />

17. 09. ESSEN<br />

25. 09. BERLIN<br />

24. 10. WÜRZBURG<br />

25. 10. STUTTGART<br />

27. 10. MÜNCHEN<br />

28. 10. HAMELN<br />

29. 10. OSNABRÜCK<br />

30. 10. POTSDAM<br />

01. 11. KREFELD<br />

02. 11. AACHEN<br />

03. 11. FREIBURG<br />

04. 11. ZUG (CH)<br />

06.11. FRANKFURT<br />

07. 11. INGOLSTADT<br />

08. 11. WIEN (AT)<br />

09. 11. GRAZ (AT)<br />

11. 11. DORTMUND<br />

12. 11. EISENACH<br />

14. 12. MÜNSTER<br />

16. 12. FLENSBURG<br />

17. 12. LÜBECK<br />

18. 12. BIELEFELD<br />

WWW.NEULAND-CONCERTS.COM<br />

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WWW.NEULAND-CONCERTS.COM


schatzkiste<br />

Queen<br />

„The Works“ / „A Kind Of Magic“ / „The Miracle“ /<br />

„Innuendo“ / „Made in Heaven“<br />

Island / Universal<br />

2011 ist Queen-Jahr! Vor genau vier Jahrzehnten formierte sich in England<br />

eine der erfolgreichsten Rock-Bands aller Zeiten. Und der 1991 an<br />

Aids verstorbene Frontman Freddie Mercury hätte am 5. September<br />

seinen 65. Geburtstag feiern dürfen. Anlässlich dieser beiden Stichtage<br />

erscheinen noch mal die fünf letzten Alben von Queen – remastered<br />

sowie mit jeweils einer Bonus-EP mit durchweg bekannten Live-Aufnahmen,<br />

Maxi-Versionen und Single-B-Seiten. Nach einer zweijährigen<br />

Pause und bereits zahllosen, bis heute unverwüstlichen Dauerbrennern<br />

wie „We Are The Champions“ und „We Will Rock You“ waren Queen<br />

1984 ins Studio zurückgekehrt. Und gleich mit dem Eröffnungssong<br />

von „The Works“, „Radio GaGa“, lief die Hitmaschine sofort wieder auf<br />

Hochtouren. Natürlich finden sich auch auf den nachfolgenden Alben<br />

Songs für die Ewigkeit und jede Party. Auf „A Kind of Magic” (1986) ist<br />

es „One Vision“ und auf „The Miracle“ (1989) „I Want It All”. Und auf<br />

„Innuendo” (1991) steht allein solch eine Hymne wie „The Show Must Go<br />

On” für das geniale, vierköpfige Komponistenkollektiv. Sind all diese<br />

Songs längst auf „Greatest Hits“-Samplern verewigt, spiegelt aber gerade<br />

jedes einzelne komplette Album die große Kunst der musikalischen<br />

Verwandlung wider, die so nur Queen beherrschten. Von lupenreinem<br />

Rock’n’Roll bis zu Disco-Beats, von Hardrock über Gospel bis zu herrlich<br />

pathetischen Pop-Arien zog man da nahezu immer treffsicher alle<br />

Register. Erst bei dem vier Jahre nach Mercurys Tod veröffentlichten<br />

Album „Made In Heaven“ packt einen trotz solcher Ohrwürmer wie<br />

„I Was Born To Love You“ endgültig die Wehmut. Schließlich dokumentiert<br />

es die allerletzten Schritte des charismatischen Sängers und<br />

Paradiesvogels Mercury – bis hin zum Song „Mother Love“, dessen<br />

letzte Strophe nun Gitarrist Brian May singen musste. Guido Fischer<br />

Weitersehen: die Doppel-DVD „Queen: Live At Wembley Stadium“<br />

Downloadtipp: „I Was Born To Love You“ in der Klavierfassung<br />

Verschiedene<br />

Interpreten<br />

„Fauré: Sämtliche<br />

Kammermusik für<br />

Streicher und Klavier”<br />

Virgin Classics / EMI<br />

Gabriel Fauré (1845–1924) war zu<br />

Lebzeiten eine Instanz im französischen<br />

Musikleben. Und mit seiner<br />

würdevollen Orchester-„Pavane“ hat<br />

er immerhin einen Langzeithit komponiert.<br />

Doch gerade seine faszinierende<br />

Kammermusik ist schändlicherweise<br />

nur selten zu hören. Das<br />

wird sich ab sofort ändern. Denn für<br />

die Gesamteinspielung von Faurés<br />

Werken für Streicher und Klavier (u. a.<br />

Streichquartett, Klavierquartette)<br />

hat sich ein wahres Dreamteam zusammengetan.<br />

Die French Connection<br />

um die Brüder Renaud & Gautier<br />

Capuçon sowie das Quatuor Ebène<br />

hält mit dem US-amerikanischen Pianisten<br />

Nicholas Angelich ein Fauré-<br />

Plädoyer, dass es die reine Wonne<br />

ist. Angesichts der wundervoll melosreichen<br />

Schwelgens, Singens und<br />

Seufzens bedauert man nur, dass<br />

man nach fünf CDs wieder aus dieser<br />

Klangwunderwelt entlassen wird.<br />

<br />

Gabriel Fauré<br />

gibt das<br />

Signal zum<br />

Schwelgen<br />

Reinhard Lemelle<br />

Weiterhören: Debussy, Ravel, Satie<br />

Downloadtipp: „Berceuse” op. 16<br />

Geniales Kollektiv nebst<br />

proletarisch gewandetem<br />

Paradiesvogel: Taylor, May,<br />

Mercury und Deacon (v. l.)<br />

38


Chef Les (o. Mitte)<br />

war nicht immer so<br />

freundlich wie hier<br />

The Les Humphries<br />

Singers<br />

„Original Albums Series“<br />

Warner<br />

Die Les Humphries Singers stehen<br />

für ein von der Nachwelt eigentlich<br />

nicht hinreichend gewürdigtes Kapitel<br />

in der deutschen Popgeschichte:<br />

Zwischen 1971 und 1976 machte die<br />

von dem britischen Keyboarder Les<br />

Humphries in Hamburg gegründete<br />

Truppe mit einem Sound, der sich<br />

gleichermaßen bei schwarzen Gospelchören<br />

wie den Edwin Hawkins<br />

Singers und bei psychedelischem<br />

Pop bediente, europaweit Furore.<br />

Mehr als 60 Millionen Exemplare<br />

wurden von ihren ersten fünf Alben<br />

verkauft, die nun in einer kompakten<br />

Fünf-CD-Box, jeweils in Repliken der<br />

Originalcover, versammelt wieder erhältlich<br />

sind. Neben den schmissigen,<br />

meist von Les Humphries und dem<br />

Sänger James Bilsbury verfassten<br />

Hits wie „Mama Loo“, „Mexico“ oder<br />

„Kansas City“ und ihren clever in<br />

kommerziellen Pop umgearbeiteten<br />

Gospel-Originalen („Old Man Moses“,<br />

„We Are Goin’ Down Jordan“) machte<br />

sich das teils aus Ex-Darstellern des<br />

Hippie-Musicals „Hair“ rekrutierte<br />

Ensemble auch über Evergreens<br />

her: Ob Jimi Hendrix‘ Paradenummer<br />

„Hey Joe“, CSNYs „Love The One<br />

You’re With“, oder Leonard Cohens<br />

„Suzanne“ – sie alle bekamen den<br />

ekstatischen Les-Humphries-Sound<br />

verpasst. Als fruchtbarer Kniff erwies<br />

sich dabei Humphries‘ Methode, die<br />

Sänger der Leadstimmen von Stück<br />

zu Stück wechseln zu lassen. 1991<br />

kam es zu einer kurzzeitigen Reunion<br />

der Gruppe. Gründer Les Humphries<br />

starb 2007 in seiner englischen Heimat.<br />

<br />

Felix Marondel<br />

Info: In der „Original Album Series“<br />

erschienen kürzlich außerdem Fünf-<br />

CD-Boxen von a-ha, Anita Baker,<br />

Al Jarreau, Antonio Carlos Jobim,<br />

Hildegard Knef, Herbie Mann, John<br />

Coltrane, Ornette Coleman und den<br />

Violent Femmes.<br />

Miles Davis<br />

„Live In Europe – The Bootleg<br />

Series Vol. 1“<br />

Columbia Legacy/Sony Music, VÖ. 14.10.<br />

Nachdem zuletzt das Werk von Miles Davis in<br />

allen möglichen (und unmöglichen) Formen<br />

verkompiliert, verboxt und gar verramscht<br />

wurde, steht passend zum 20. Todestag am<br />

28. September eine Veröffentlichung für Kenner<br />

und Sammler an, die höchsten Maßstäben<br />

genügt. Als Folge eins der „Bootleg Series“ des<br />

Jahrhundertkünstlers hat sich sein Label Columbia<br />

entschieden, in einer handlichen Verpackung<br />

drei CDs und eine DVD unter dem<br />

Motto „Live In Europe 1967“ zu veröffentlichen.<br />

In dem Jahr flog das Miles Davis Quintet mit<br />

Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter<br />

und Tony Williams auf den Alben jener Zeit<br />

von einem Höhenflug zum nächsten. Und auch<br />

live hatte die Band den höchsten Abstraktions-<br />

grad erreicht, während sie gleichzeitig – vorangepeitscht<br />

vom genialischen Williams – auch<br />

im obersten Energielevel spielte. Das kann<br />

man auf den hier in durchweg annehmbarer<br />

Klangqualität versammelten Mitschnitten mit<br />

Gewinn verfolgen. Die drei CDs bieten Auszüge<br />

aus drei Konzerten (28. Oktober Antwerpen,<br />

2. November Kopenhagen und 6. November<br />

Paris). Highlight von „Live In Europe 1967“ ist<br />

jedoch die DVD mit zwei TV-Auftritten: Am 31.<br />

Oktober schnitt das schwedische Fernsehen einen<br />

Gig in Stockholm mit, und am 7. November<br />

präsentierte der unvergessene Joachim-Ernst<br />

Berendt das Quintett in der Karlsruher Stadthalle.<br />

Während Miles und seine Männer<br />

äußerlich unbewegt bleiben,<br />

treiben sie die Jazz voran in ein<br />

Reich der Freiheit, das die beschauliche<br />

Stadthalle in ihren<br />

Grundfesten erschüttert haben<br />

dürfte.<br />

Heiko Große<br />

Weiterhören: Zum Vergleich<br />

bieten sich die Studioalben<br />

aus der Zeit an, „Miles Smiles“,<br />

„Sorcerer“ und „Nefertiti“<br />

39


schatzkiste<br />

An Englishman in<br />

Schwarz: Gordon<br />

Sumner kann entspannt<br />

Zwischenbilanz<br />

ziehen<br />

Sting<br />

„Sting: 25 Years – The Definitive Box Set Collection“<br />

Cherrytree / A&M Records / Universal, V.Ö.: 23.9.<br />

Abenteuer eines „Ex-Polizisten“: Seit Gordon Sumner alias Sting 1984<br />

den Trümmern seiner zerstrittenen Band Police entstieg, um seine<br />

Solokarriere zu starten, hat sich der so charismatische wie ehrgeizige,<br />

neugierige wie stets lernfähige Sohn eines Milchmannes aus Newcastle<br />

auf eine stilistisch interessante Reise begeben. Vom spektakulären Jazzrock<br />

seiner „Blue Turtles“-Band mit jungen Spitzenjazzern wie Branford<br />

Marsalis und Omar Hakim in den Eighties über den Edelpop mit Ethno-<br />

Beimischungen auf „Brand New Day“ (1999) bis hin zu seinen jüngsten<br />

Ausflügen in die Renaissance-Musik und die Arbeit mit Klassikorchester<br />

hat Sting immer die kreative Herausforderung gesucht – und geschickt<br />

mit breitenwirksamer Zugänglichkeit unter einen Hut gebracht. Das<br />

Resultat ist nicht nur enorme Popularität, sondern auch eine stattliche<br />

Anzahl von Songs, die heute bereits als Popklassiker gelten (u. a.<br />

„Englishman In New York“, „Fragile“ und „Fields Of Gold“).<br />

Zum 25-jährigen Karrierejubiläum gibt es nun eine standgemäße<br />

Box, die auf drei CDs mit 45 remasterten Tracks Stings Solokarriere<br />

nachzeichnet. Neben den obligatorischen Highlights (alle Top-40-Hits<br />

und die Grammy-Gewinner „Brand New Day“, „The Soul Cages“, „If I<br />

Ever Lose My Faith In You“ und „Whenever I Say Your Name“ feat. Mary<br />

J. Blige) stehen auch Raritäten und neun exklusiv für diese Sammlung<br />

remixte Songs. Nicht bloß eine Dreingabe: die DVD „Rough, Raw &<br />

Unreleased: Live At Irving Plaza“, mit einem bisher<br />

unveröffentlichten Livekonzert von Stings „Broken<br />

Music“ US-Tour 2005. Die CDs und DVD befinden<br />

sich in einem Hardcover Buch mit Hintergrundbildern,<br />

seltenen Fotos, sowie den kompletten<br />

Songtexten, einem Kommentar und einem Einleitungstext<br />

von Sting. <br />

Felix Marondel<br />

Kaum zu glauben, aber wahr: Sting wird am 2.<br />

Oktober 60 Jahre alt<br />

Ramones<br />

„Ramones“ /<br />

„Leave Home“ /<br />

„Rocket To Russia“ /<br />

„Road To Ruin“<br />

Rhino/Warner<br />

Soll nur keiner glauben, dass Punkfans<br />

nicht die Vorzüge gediegener<br />

Produktqualität zu schätzen wüssten.<br />

Zumindest die Musikmanager<br />

beim auf Re-Issues spezialisierten<br />

Label Rhino vertrauen darauf – haben<br />

sie doch kürzlich die ersten vier<br />

Alben der Ramones auf hochwertigem<br />

180-Gramm-Vinyl veröffentlicht.<br />

Die Longplayer „Ramones”<br />

(1976), „Leave Home” (1977), „Rocket<br />

To Russia” (ebenfalls 1977) und<br />

„Road To Ruin” (1978) enthalten<br />

solche Drei-Akkord-Klassiker wie<br />

„Blitzkrieg Bop,“ „Sheena Is Punk<br />

Rocker,“ „Beat On The Brat,“ „Now I<br />

Wanna Sniff Some Glue“, „Pinhead“,<br />

„Rockaway Beach“ und „I Wanna Be<br />

Sedated“. Sie stehen in exakten Reproduktionen<br />

der originalen LP-Hüllen<br />

in den Läden. Joey, Johnny, Dee<br />

Dee und Tommy Ramone sowie Marky<br />

Ramone, der 1978 zur Band stiess,<br />

leisteten mit diesen vier inzwischen<br />

als Klassiker eingestuften Platten<br />

wesentliche Pionierarbeit für den<br />

Punk; der Einfluss, den ihr lauter,<br />

bewusst minimalistischer Rock bis<br />

heute hat, ist kaum zu überschätzen.<br />

<br />

Felix Marondel<br />

Info: Die Urmitglieder der Band<br />

stammten alle aus dem New Yorker<br />

Stadtteil Queens – indem sie ihre<br />

jeweiligen Familiennamen durch<br />

„Ramone“ ersetzten, erweckten<br />

sie den Eindruck eines (in Wahrheit<br />

nicht bestehenden) Verwandtschaftsverhältnisses.<br />

Foto: Laszlo<br />

40


Die tiefgründige Songpoesie von Leonard Cohen wird jetzt in gelb kanonisiert<br />

Verschiedene Interpreten<br />

Tango – An Anthology (15 CDs)<br />

Sony<br />

„Tango – An Anthology“ greift tief ins Archiv und spannt auf<br />

15 CDs den Bogen über ein knappes Jahrhundert Musikgeschichte,<br />

mit deutlichem konzeptuellem Schwerpunkt auf<br />

traditionellen Aufnahmen. Die modernen Entwicklungen,<br />

die sich aus der Perspektive von Clubbing und Remixing<br />

mit der Musik beschäftigen, werden ausgespart, ebenso<br />

die Experimente der Verknüpfung mit improvisierender<br />

Musik oder zeitgenössischer Klassik. Die Avantgarde besteht<br />

in Astor Piazzolla aus der frühen 60erjahren, der auf<br />

einer weiteren CD-Folge auch unter der Kategorie „Legends“<br />

wieder zu finden ist. Aber das entspricht der inhaltlichen<br />

Ausrichtung, die sich die künstlerischen Leiter des Projektes<br />

vorgenommen hatten. Tango wird hier als Tanzmusik<br />

verstanden, als ein Teil des musikalischen Alltags, nicht als<br />

Spielwiese für Experimentatoren. Er ist die Musik aus dem<br />

Volk und auch da nicht der mythisch verklärte Sound aus<br />

den Vorortkneipen von Buenos Aires, sondern ein Tanz,<br />

den zahlreiche brillante Orchester und kleine Gruppen<br />

gespielt haben, der große Sänger wie Roberto Goyeneche<br />

oder auch Carlos Gardel hervorgebracht hat und inzwischen<br />

in seiner traditionellen Form von Sängerinnen wie Lidia<br />

Borda und Gabriela Torres fortgesetzt wird. So ermöglicht<br />

die sorgfältig (mit Ausnahme der fehlenden Besetzungen)<br />

edierte und umfassend kommentierte Sammlung einen<br />

gelungenen Einstieg in die Welt des Tangos für alle die, die<br />

vor allem den klassisch unterhaltsamen und in der Folklore<br />

verwurzelten Klang suchen.<br />

Ralf Dombrowski<br />

Verschiedene Interpreten<br />

„Reclam Musik Edition“<br />

RCA / Sony Music<br />

Go Yellow: Der einigermaßen gebildete Bürger kennt sie schon<br />

lange: die gelb leuchtenden Bändchen der „Reclam Universal<br />

Bibliothek“, in denen überall im Buchhandel Klassikertexte und<br />

Nachschlagewerke zum günstigen Preis zu haben sind. In den<br />

sogenannten „Reclam-Heften“ des einst in Leipzig gegründeten<br />

gleichnamigem Verlags erscheinen seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

Klassikerausgaben, die durch ihren geringen Preis und ihre einheitliche<br />

Gestaltung auffallen. Die Universalbibliothek oder auch<br />

„gelbe Reihe“ ist die älteste deutschsprachige Taschenbuchreihe.<br />

Ihre Nachkriegsauflage liegt bei über 35 Millionen Exemplaren.<br />

Ganzen Generationen von Schülern hat Reclam während ihrer<br />

Schulzeit die Klassiker der Weltliteratur nahe gebracht.<br />

Seit dem Frühjahr bietet der Verlag erstmals auch Enzyklopädisches<br />

zum Hören an - in einer Kooperation mit Sony Music.<br />

Ende März kamen sechs in typischer Reclam-Optik gelb leuchtende<br />

CDs in den Handel, die als „Reclam Musik Edition“ unter dem<br />

Titel „All Time Best“ die erfolgreichsten Stücke legendärer Acts<br />

versammelten: Johnny Cash, Miles Davis, Bob Dylan, Elvis Presley,<br />

Santana und Simon & Garfunkel. Entsprechend dem Bildungs-<br />

und Informationsanspruch des Verlags enthalten die CDs jeweils<br />

ein 16-seitiges Booklet mit Biografien, Diskografien, Zeitstrahl<br />

und ausgewählten Fotos der Künstler. Die Kooperation zwischen<br />

Plattenfirma und Buchverlag war offenbar erfolgreich, denn<br />

Ende August folgte nun eine zweite Veröffentlichungsstaffel mit<br />

sechs CDs, ebenfalls in der auffälligen gelben Optik. Sie führen<br />

kompakt in das jeweilige Werk von Leonard Cohen, Falco (dem<br />

ersten deutschsprachigen Künstler in der Edition), Rory Gallagher,<br />

Whitney Houston, Willie Nelson und Lou Reed ein. (FMA)<br />

Thelonious Monk<br />

„Original Album Classics“<br />

Columbia / Legacy / Sony Music<br />

Gelegenheit für Jäger und Sammler, die Lücken in ihrem CD-Bestand<br />

schließen wollen: Seit Herbst 2008 offeriert Sony Music<br />

die CD-Box „Original Album Classics“ als interessante Alternative<br />

zu Downloads. Die Boxsets bieten jeweils fünf oder in der<br />

kleineren Variante drei CDs eines Künstlers zu einem besonders<br />

attraktiven Preis. Die Ausstattung der Boxen ist zweckmäßig in<br />

so genannten „Cardboard-Sleeves“ mit den Originalcovern gehalten.<br />

Die Rückseite der Boxen zeigt die Cover-Abbildungen der<br />

enthaltenen Alben mit der jeweiligen Titelliste und Angaben zu<br />

Bonustiteln. Neben Klassikern aus dem Repertoire des Labels ist<br />

die Serie auch als Schatzkiste für lange nicht mehr aufgelegte<br />

Alben und Raritäten konzipiert . Mehr als 150 Sets aus den Bereichen<br />

Rock, Pop, Klassik und Jazz wurden seit dem Start bereits<br />

veröffentlicht. <br />

Felix Marondel<br />

Info: Tango gehört seit 2009 zu den UNESCO-„Meisterwerken<br />

des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“<br />

Info: Am 7. Oktober erscheinen in der Reihe u. a. Sets von George<br />

Benson, Jeff Buckley, Deep Purple, und Thelonious Monk<br />

41


Schatzkiste jimi hendrix<br />

Ekstase im Tempel<br />

41 Jahre nach dem Tod des vielleicht größten<br />

Rockgitarristen aller Zeiten erscheinen<br />

im September diverse Hendrix-Veröffentlichungen<br />

auf CD und DVD, darunter<br />

seine hoch geschätzten Konzerte<br />

in San Franciscos „Winterland“.<br />

Trotz Querelen<br />

in Hochform:<br />

Jimi Hendrix in<br />

San Francisco<br />

In seinem<br />

Buch „The<br />

Hendrix Experience“<br />

hat Schlagzeuger<br />

Mitch Mitchell das<br />

Jahr 1968 nicht ohne<br />

Grund mit der Zeile „Have<br />

contract, must travel“ überschrieben:<br />

Der 1967 begonnene<br />

Tourneewahnsinn näherte<br />

sich seinem Höhepunkt, denn<br />

alle Welt wollte die Jimi Hendrix<br />

Experience hören und sehen. Europa war vergleichsweise<br />

schnell zufrieden zu stellen, ein Kontinent<br />

der kurzen Wege, doch als im Februar die zweite<br />

US-Tournee begann, mussten binnen 66 Tagen 60<br />

Städte angeflogen werden. Selbst in Orten wie Muncie,<br />

Indiana, und Lewiston, Maine, machte die Experience<br />

Station. Nach kurzem Zwischenspiel in Europa ging<br />

es dann im Sommer erneut in die Staaten.<br />

Natürlich klingelten die Kassen, natürlich ist es<br />

der Job eines Musikers, Konzerte zu geben – doch<br />

Hendrix hegte viel weitergehende Ambitionen,<br />

die unter all dem Termindruck nicht so ohne<br />

weiteres zu realisieren waren. Wann immer es<br />

ging, arbeitete er an seinem kommenden Studioalbum<br />

„Electric Ladyland“, mit dem er die<br />

für ihn ausgetretenen Pfade endgültig verlassen<br />

wollte. Doch die Konzertrealität<br />

war streckenweise ernüchternd:<br />

Es nervte ihn beträchtlich, dass<br />

nicht unerhebliche Teile des Pu-<br />

blikums offenbar nur gekommen waren, um „Hey<br />

Joe“ zu hören – oder, besser noch, Zeuge zu werden,<br />

wie Hendrix seine Stratocaster zerlegt. Zudem war<br />

die Dauertournee des Jahres 1968 ein Grund dafür,<br />

dass es im Bandgefüge kräftig krachte. Man ging sich<br />

zunehmend auf die Nerven, vor allem das Verhältnis<br />

zwischen Hendrix und Bassist Noel Redding litt<br />

dramatisch. Letzterer hatte aufgrund des real existierenden<br />

Rockstar-Zirkus’ offenbar Blut geleckt, sah<br />

sich als Sideman sträflich unterprivilegiert, wollte<br />

am liebsten mit eigener Band selbst im Mittelpunkt<br />

stehen. Auch künstlerisch machte sich mitunter<br />

Verschleiß bemerkbar: An manchen Abenden<br />

spielte die Jimi Hendrix Experience brillant,<br />

an anderen mittelprächtig, an wieder anderen<br />

sogar ziemlich uninspiriert.<br />

Zu den sehr guten bis brillanten gehören<br />

die Shows, die Hendrix an der Westküste<br />

in einem heute legendumwobenen<br />

Rocktempel spielte: Insgesamt<br />

acht mal gastierte das Trio<br />

1968 in Bill Grahams „Winterland“<br />

in San Francisco, fünf Shows hatte<br />

man im Februar absolviert, drei<br />

weitere folgten im Oktober – und<br />

wurden erfreulicherweise mitgeschnitten.<br />

Für viele Beobachter<br />

gelten diese Konzerte als die<br />

letzte große Aufwallung der Experience<br />

auf der Livebühne.<br />

Am 16. Oktober 1968 erschien endlich<br />

das Doppelalbum „Electric Ladyland“ und<br />

ging erwartungsgemäß auf Platz eins der<br />

US-Charts. Die Experience hielt noch ein<br />

paar Monate durch, doch am 29. Juni 1969,<br />

erneut auf US-Tournee, folgte in Denver die<br />

Trennung. Noel Redding ging fortan seine eigenen<br />

Wege, Hendrix schlug das nächste Kapitel auf.<br />

<br />

Uwe Schleifenbaum<br />

Gleichzeitig erscheinen: Jimi Hendrix „Winterland“ (4-CD-<br />

Deluxe-Box), Jimi Hendrix „Winterland – Highlights“<br />

(CD), „Hendrix In The West” (CD), Jimi Hendrix “Blue Wild<br />

Angel: Jimi Hendrix Live At The Isle Of Wight“ (DVD), Jimi<br />

Hendrix „Dick Cavett Show“ (DVD)<br />

42


MEDIA-MIX<br />

„Tut uns leid,<br />

alle vergriffen!“<br />

Was Ilja Richter in<br />

der „ZDF disco“ so<br />

trieb, folgte oft<br />

mehr der spontanen<br />

Intuition als einem<br />

Plan<br />

Wenn Sie diesen Satz nie mehr<br />

hören wollen, können Sie ihn hier unten<br />

löschen – jetzt und für immer.<br />

BestellcOupon<br />

JA, ich bestelle ein SONO-Abonnement zum Preis von € 12* pro Jahr<br />

(6 Ausgaben mit SONOplus, dem Sonderteil für Abonnenten). Ich<br />

kann das Abo jederzeit ohne zusätzliche Kosten kündigen.<br />

DVD: Diverse<br />

„40 Jahre ZDF disco 2 – Die Zugabe“<br />

Sony Music Catalog & Concept<br />

Die erste DVD-Box mit Originalmaterial aus Ilja<br />

Richters „disco“ war ein Sensationserfolg mit knapp<br />

30.000 verkauften Einheiten. Doch Folge zwei<br />

ist nun kein schnell nachgeschobener Abklatsch,<br />

um von der grassierenden Retrowelle des „disco“-<br />

Fiebers noch einmal zu profitieren. Die 60 neuen<br />

Clips – ohne Überschneidungen mit Folge eins – sind wieder kompetent und<br />

unterhaltsam zusammengestellt: Da wechseln sich Stücke von Roxy Music,<br />

Clout, Silver Convention, Marianne Rosenberg, T. Rex, Udo Jürgens und Udo<br />

Lindenberg fröhlich ab. Sicher könnte man lange streiten, ob nicht doch komplette<br />

Folgen die bessere Wahl gewesen wären – allein schon um den kulturellen<br />

Wert der von 1971 bis 1982 gelaufenen Musiksendung zu demonstrieren.<br />

Denn die wegen der Sketche von Ilja Richter heute oft belächelte Show hatte<br />

den unschätzbaren Vorteil, dass dort in einer Sendung Heino, Deep Purple und<br />

Bob Dylan (zumindest in Form der unvergessenen „London Pop News“-Einspielungen)<br />

zu sehen waren – eine Leistung, die in der heute zu Tode formatisierten<br />

Musikmedienwelt schlichtweg nicht mehr denkbar wäre. Punktabzug<br />

gibt lediglich für die Disc 4: eine Bonus-CD mit modernen Coverversionen alter<br />

Disco-Klassiker. Das hätte es nicht gebraucht – wo doch noch immer so viele<br />

ungehobene Schätze in den „disco“-Archiven liegen.<br />

Heiko Große<br />

Weitersehen: die Gesamtausgabe des „Beatclubs“, die bislang einzige Komplettedition<br />

einer legendären Musikshow. Und wo bleiben „ZDF Hitparade“,<br />

„Musikladen“ und „Rock Pop In Concert“?<br />

43<br />

Foto: Getty<br />

V o r n a m e / N a m e :<br />

StraSSe/Hausnr.<br />

P L Z / O r t ( n u r D , A , C H , E U )<br />

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81675 München. Oder per Fax senden an 089 / 457 261 – 50<br />

*Ausland: € 24 pro Jahr


MEDIA-MIX<br />

DVD: „Sounds And Silence – unterwegs mit Manfred Eicher“<br />

von Peter Guyer und Norbert Wiedmer ECM/Arthaus<br />

Es gibt weltweit kaum ein Schallplattenlabel,<br />

das sich so durchgängig einem bestimmten<br />

Klangideal verschrieben hat wie das deutsche<br />

Jazz- und Neue-Musik-Label ECM. Musiklieb-<br />

haber rund um den Globus kennen die typische<br />

ECM-Klangästhetik durch berühmte Alben<br />

von Künstlern wie Keith Jarrett, Jan Garbarek<br />

und Arvo Pärt. Das Label transportiert diese<br />

Klangvision durch eine entsprechende Ästhetik<br />

bei der Covergestaltung in die sichtbare<br />

Welt. Bücher, Ausstellungen und Designpreise<br />

dokumentieren sie. Aber der Ursprung dieses<br />

Ideals sitzt im Kopf Manfred Eichers, des Produzenten<br />

und Labelgründers. Wollte man es<br />

zur Gänze ergründen, müsste man in diesen<br />

Kopf gewissermaßen „einsteigen“.<br />

Genau das hätten die Schweizer Filmemacher<br />

Peter Guyer und Norbert Wiedmer<br />

wohl am liebsten getan, die mit „Sounds And<br />

Silence“ versuchen, dessen „Welt der Töne,<br />

Klänge und Geräusche“ mit den Mitteln des<br />

Films erfahrbar zu machen. Eicher ist auf<br />

der Jagd nach tiefen Klangerlebnissen ständig<br />

unterwegs, von Konzerthalle zu Flughafen,<br />

von Hotel zu Tonstudio. Guyer und Widmer<br />

beobachten ihn bei Orchesteraufnahmen mit<br />

Arvo Pärt in einer estnischen Kirche, mit Eleni<br />

Kairandrou in einem Amphitheater, mit dem<br />

Schweizer Nik Bärtsch im Tonstudio, mit Gi-<br />

Klangjäger Eicher (o. l.) bei der Arbeit mit<br />

Marylin Mazur, Nik Bärtschs Gruppe Ronin<br />

und Komponist Arvo Pärt<br />

anluigi Trovesi, Anouar Brahem und anderen<br />

bei Proben. Dazwischen setzen die Schweizer<br />

zur Musik Bilder von den Wegesrändern der<br />

Eicherschen Reisen: Landschaften aus dem<br />

Zugfenster, Städte, Straßen. Interviewsequenzen<br />

mit Eicher, Anouar Brahem, Arvo Pärt,<br />

Gianluigi Trovesi und anderen gibt es auch,<br />

doch in erster Linie leisten hier die Bilder die<br />

Erklärung. <br />

Raoul Gulbenkian<br />

Wird ergänzt durch: das Soundtrack-Album<br />

„Music For The Film Sounds And Silence“ (ECM)<br />

Buch: Peter Bölke<br />

„Jazz Icons“<br />

EDel: Earbooks<br />

Heldenverehrung mag ein zweischneidiges<br />

Schwert sein, und<br />

über die Frage welchen Einfluss<br />

Einzelpersonen auf den Lauf der<br />

Geschichte haben, werden sich die<br />

Historiker noch lange streiten. In der<br />

mehr als hundertjährigen Geschichte<br />

des Jazz allerdings haben einige<br />

herausragende Musiker mit ihrem<br />

technischen Können, ihren Ideen<br />

und ihrer Leidenschaft in der Tat<br />

Bahnbrechendes bewirkt. Von daher<br />

ist das kürzlich erschienene Earbook<br />

„Jazz Icons“ für Neugierige nicht das<br />

schlechteste Einstiegspaket: Es stellt<br />

in Wort und Bild sowie auf acht CDs<br />

acht Jazz-Größen vor, die diesen Musikstil<br />

entscheidend geprägt haben:<br />

Louis Armstrong, John Coltrane, Miles<br />

Davis, Dizzy Gillespie, Coleman<br />

Hawkins, Sonny Rollins, Billie Holiday<br />

und Dave Brubeck.<br />

In den acht nicht allzu langen<br />

Portraits führt der Ex-SPIEGEL-<br />

Redakteur und Jazz-Experte Peter<br />

Bölke unterhaltsam und allgemein<br />

verständlich durch die Biografien der<br />

einzelnen Musiker und beleuchtet<br />

gegenseitige Einflüsse und Querverbindungen<br />

der Jazz-Szene. Eindrucksvolle,<br />

sehr gut reproduzierte<br />

Fotografien ergänzen die Kapitel<br />

und runden das übrigens in Druck,<br />

Bindung und Papier sehr hochwertig<br />

gestaltete „Jazz Icons“– zusammen<br />

mit seinen acht Musik CDs – zu einem<br />

Erlebnispaket ab, das manchem<br />

Neueinsteiger Lust auf tiefere Beschäftigung<br />

mit dem Genre machen<br />

dürfte. Die acht beiliegenden CDs<br />

stellen einen kundig zusammengestellten,<br />

(soweit das beim umfangreichen<br />

Schaffen dieser Jazzikonen<br />

geht) repräsentativen Querschnitt<br />

des musikalischen Schaffens der einzelnen<br />

Künstler vor. Felix Marondel<br />

Fazit: Audiovisuelles Startpaket für<br />

Jazz-Einsteiger. Fakten: 156 Seiten,<br />

145 Bilder, 8 CDs, € 49.95<br />

44


Buch: Karl Lippegaus<br />

„John Coltrane – Biografie“<br />

Edel: Vita<br />

John Coltrane gehört zu den wichtigsten Musikern<br />

in der Geschichte des Jazz – und damit auch gleichzeitig<br />

zu jenen, über die es am meisten Bücher gibt.<br />

Dass man die Coltrane-Literatur aber immer noch<br />

sinnvoll bereichern kann, zeigt Karl Lippegaus’ so<br />

anschauens- wie lesenswerter Coffetable-Wälzer<br />

„John Coltrane Biografie“ im Verlag Edel:Vita.<br />

Er war, wenn man so will, eine Art Monomane, ein Besessener: John Coltranes<br />

Leben war Musikspielen. Niemand erkundete sein Instrument so tief und so<br />

besessen wie der Saxofonist aus North Carolina in den nur zwölf Jahren seiner<br />

beispiellosen Karriere. Als er 1967 mit 40 Jahren starb, hinterließ er ein musikalisches<br />

Universum, dessen Faszination bis heute ungebrochen ist. Coltranes<br />

Einfluss beschränkte sich nicht auf den Jazz, sondern erfasste auch große Teile<br />

der progressiven Rockmusik: Bands wie Cream und Grateful Dead fühlten sich<br />

durch ihn zu langen kollektiven Improvisationen animiert.<br />

Der renommierte Jazzjournalist Karl Lippegaus (u. a. WDR, Süddeutsche<br />

Zeitung) zeichnet in seinem Buch „John Coltrane Biografie“ das Porträt des<br />

größten Saxofonisten im Jazz anhand seiner musikalischen Entwicklung nach:<br />

vom schüchternen Sideman im Quintett von Miles Davis bis zum Künder einer<br />

spirituellen „höchsten Liebe“ – der „Love Supreme“, nach der er sein bedeutendstes,<br />

heute millionenfach verkauftes Album benannte. Der Autor erkundet<br />

sehr anschaulich den Kosmos Coltrane, obwohl er mit Schilderungen des<br />

Privatlebens seines Protagonisten eher zurückhaltend ist. Vor allem aber verführt<br />

Lippegaus zum Hören von Tranes Musik und erzählt nebenher zahllose<br />

Geschichten vom Jazz.<br />

Dem Haupttext vorangestellt ist ein anrührendes Vorwort von Steve Lake.<br />

Was den Band aber so besonders macht, ist auch seine überragende Ausstattung.<br />

Groß im Format (25,4 x 19 cm), auf hochwertigem, dickem Papier gedruckt,<br />

geschmack- und liebevoll gestaltet, mit zahlreichen kundig ausgesuchten und<br />

exzellent reproduzierten Fotos, macht sich „John Coltrane Biografie“ auch als<br />

Coffeetable-Wälzer nicht schlecht – nur dass es im Gegensatz zu den meisten<br />

Bänden dieser Kategorie eben auch über einen fundierten und umfangreichen<br />

Textteil verfügt. Der Leser bekommt hier Augenschmaus, Denkstoff und Höranregung<br />

gleichermaßen – zu einem erstaunlich zivilen Preis.<br />

Christian Stolberg<br />

„Eine Stimme, wie ein Lichtstrahl, der ins<br />

Dunkel bricht, funkelnd, schillernd (...)<br />

und überwältigend schön“ Audio<br />

Der junge Römer Vittorio Grigolo ist der<br />

neue Startenor. Das Publikum an der MET,<br />

der Mailänder Scala, der Covent Garden Opera<br />

und der Deutschen Oper Berlin lag ihm zu<br />

Füßen und die Kritik war von seinem ersten<br />

Album begeistert.<br />

Jetzt präsentiert Grigolo<br />

seine zweite CD mit<br />

berühmten italienischen<br />

Arien und „Evergreens“<br />

wie Arrivederci Roma,<br />

Voglio vivere così u.a.<br />

Limitierte<br />

Deluxe Edition<br />

Fakten: 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 29,95 €<br />

Unterwegs in<br />

höhere Sphären:<br />

John Coltrane am<br />

Sopransaxofon<br />

88697911352<br />

Erhältlich ab 16.9.2011<br />

45<br />

www.sonymusicclassical.de<br />

www.vittoriogrigolo.com


tourneen POP, Rock & co<br />

Alle Tourneedaten<br />

fortlaufend aktualisiert<br />

und mit<br />

genauen Ortsangaben<br />

finden Sie unter<br />

sonomagazin.de<br />

A<br />

Tori Amos<br />

10.10. Hamburg<br />

11.10. Berlin<br />

25.10. Frankfurt<br />

31.10. Essen<br />

b<br />

Barclay James<br />

Harvest feat.<br />

Les Holroyd<br />

19.10. Neustadt an der<br />

Weinstraße<br />

20.10. Rastatt<br />

21.10. Bitburg<br />

22.10. Heilsbronn<br />

23.10. Augsburg<br />

The Baseballs<br />

21.10. Hamburg<br />

24.10. Berlin<br />

25.10. Neu-Isenburg<br />

26.10. Köln<br />

30.10. München<br />

6.11. Fellbach<br />

James Blunt<br />

6.10. Rostock<br />

7.10. Kiel<br />

8.10. Halle<br />

9.10. Mannheim<br />

10.10. Düsseldorf<br />

Bush<br />

5.11. Hamburg<br />

7.11. Berlin<br />

8.11. Köln<br />

10.11. München<br />

c<br />

Clueso<br />

13.10. Freiburg<br />

14.10. Würzburg<br />

15.10. Kempten<br />

17.10. Saarbrücken<br />

18.10. Koblenz<br />

19.10. Hannover<br />

21.10. Mannheim<br />

23.10. Magdeburg<br />

24.10. Kassel<br />

Adam Cohen<br />

26.11. Berlin<br />

28.11. Hamburg<br />

29.11. Köln<br />

30.11. München<br />

Sharon Corr<br />

6.11. Frankfurt<br />

8.11. Bochum<br />

9.11. Berlin<br />

Claudia Koreck<br />

Mit ihrer traumhaft entspannten Sommerhymne<br />

„Fliang“ machte die Sängerin vom Chiemsee 2007<br />

erstmals Furore, zwei Jahre später besang sie<br />

die Freuden des Globetrotting („Barfuaß um die<br />

Welt“). Jetzt nimmt die sympathische Oberbayerin<br />

Grundsätzliches ins Visier: „menschsein“ heißt ihr<br />

neues Album. Das Aufundab im Leben durchzieht<br />

das Album „menschsein“ wie ein Leitmotiv: „Ich<br />

bin im Moment grad wahnsinnig glücklich – und<br />

da passt’s mir gar ned, dass natürlich auch irgendwann<br />

wieder eine Krise kommt im Leben“, erklärt<br />

die 25-jährige die philosophierende Grundstimmung<br />

der meisten Songs. Das gegenwärtige Glück<br />

hat durchaus konkrete Gründe: Claudia Koreck hat<br />

geheiratet und ist im September letzten Jahres<br />

Mutter geworden.<br />

Tournee von 30.9. bis 5.11. 2011. Genaue Termine<br />

unter www.sonomagazin.de<br />

Crosby & Nash<br />

17.10. Hamburg<br />

19.10. Essen<br />

20.10. Essen<br />

27.10. Niedernhausen<br />

d<br />

Chris De Burgh<br />

15.9. Kempten<br />

16.9. Augsburg<br />

21.9. Rostock<br />

23.9. Kiel<br />

24.9. Hannover<br />

26.9. Alsfelde<br />

27.9. Koblenz<br />

29.9. Düsseldorf<br />

30.9. Münster<br />

3.10. Dresden<br />

4.10. Erfurt<br />

Joy Denalane<br />

3.9. Braunschweig<br />

3.11. Köln<br />

5.11. München<br />

6.11. Berlin<br />

7.11. Hamburg<br />

9.11. Nürnberg<br />

Julian Dawson<br />

13.10. Bonn<br />

Mando Diao<br />

4.10. München<br />

7.10. Oberhausen<br />

8.10. Frankfurt<br />

The Dubliners<br />

1.11. München<br />

2.11. Nürnberg<br />

3.11. Stuttgart<br />

5.11. Dortmund<br />

6.11. Göttingen<br />

8.11. Dresden<br />

10.11. Braunschweig<br />

11.11. Berlin<br />

23.11. Hannover<br />

25.11. Bielefeld<br />

26.11. Aurich<br />

28.11. Lübeck<br />

30.11. Bremen<br />

e<br />

Elbow<br />

7.11. Köln<br />

8.11. München<br />

10.11. Berlin<br />

Beady Eye<br />

10.10. München<br />

14.10. Berlin<br />

19.10. Offenbach<br />

f<br />

Die Fantastischen<br />

Vier<br />

10.9. St. Goarshausen<br />

13.12. Münster<br />

14.12. Düsseldorf<br />

16.12. Leipzig<br />

17.12. Braunschweig<br />

18.12. Augsburg<br />

21.12. Regensburg<br />

22.12. Stuttgart<br />

Peter Frampton<br />

21.11. Berlin<br />

22.11. Mainz<br />

g<br />

Rea Garvey<br />

6.10. München<br />

7.10.· Stuttgart<br />

9.10. Frankfurt<br />

10.10. Köln<br />

11.10. Leipzig<br />

13.10. Hamburg<br />

14.10. Berlin<br />

Bob Geldof<br />

7.10. Berlin<br />

9.10. Köln<br />

11.10. Hamburg<br />

12.10. Hannover<br />

Josh Groban<br />

16.9. Berlin<br />

30.9. München<br />

9.10. Düsseldorf<br />

h<br />

Hurts<br />

30.9. Stuttgart<br />

1.10. Frankfurt<br />

2.10. München<br />

4.10. Düsseldorf<br />

5.10. Erfurt<br />

j<br />

Jamaram<br />

28.10. Bielefeld<br />

2.11. Würzburg<br />

27.12. Leipzig<br />

Jean Michel Jarre<br />

31.10. Frankfurt<br />

1.11. Hannover<br />

3.11. Hamburg<br />

4.11. Dortmund<br />

5.11. Köln<br />

7.11. Dresden<br />

8.11. Berlin<br />

9.11. Erfurt<br />

10.11. Trier<br />

19.11. München<br />

Jennifer Rostock<br />

29.10. München<br />

30.10. Nürnberg<br />

1.11. Stuttgart<br />

3.11. Bremen<br />

4.11. Dresden<br />

5.11. Erfurt<br />

6.11. Hannover<br />

9.11. Osnabrück<br />

11.11. Hamburg<br />

12.11. Leipzig<br />

14.11. Saarbrücken<br />

15.11. Mannheim<br />

16.11. Köln<br />

18.11. Kiel<br />

Jon Lord Blues<br />

Project<br />

15.11. Regenstauf<br />

17.11. Berlin<br />

18.11. Hamburg<br />

New Fall Festival<br />

19.11. Isernhagen<br />

20.11. Bochum<br />

Cowboy Junkies<br />

3.11. Hamburg<br />

4.11. Hannover<br />

5.11. Berlin<br />

k<br />

Toby Keith<br />

5.11. München<br />

7.11. Köln<br />

8.11. Hamburg<br />

19.11. Berlin<br />

The Kooks<br />

28.10. Ludwigsburg<br />

30.10. Offenbach<br />

31.10. München<br />

1.11. Düsseldorf<br />

3.11. Hamburg<br />

5.11. Berlin<br />

Das im Oktober erstmals stattfindende New Fall<br />

Festival will auf eine veränderte Konzert- und Ausgehkultur<br />

reagieren, indem es einen besonderen<br />

Rahmen für besondere Musik bietet: 13 Acts, von<br />

Singer/Songwritern bis zu Elektro-Künstlern, wurden<br />

eingeladen, in zwei der schönsten Konzertsäle<br />

Deutschlands zu spielen, in der Düsseldorfer Tonhalle<br />

und im holzvertäfelten Robert-Schumann-<br />

Saal des Museum Kunst Palast.<br />

Zu Gast: Gentleman(live & acoustic), Scott<br />

Matthew, Nouvelle Vague, Jens Lekman, Ólafur Arnalds,<br />

Jochen Diestelmeyer, Agnes Obel u. a.<br />

Konzerte Düsseldorf, 11.-16.11.2011<br />

www.new-fall-festival.de<br />

Scott Matthew<br />

46


Ließ seine Sitz -<br />

gitarre jubeln:<br />

l<br />

Lenny Kravitz<br />

2.11. Düsseldorf<br />

4.11. Hamburg<br />

5.11. Mannheim<br />

7.11. Berlin<br />

23.11. München<br />

LaBrassBanda<br />

4.9. Bochum<br />

13.9. Hannover<br />

14.9. Hamburg<br />

15.9. Bremen<br />

16.9. Kiel<br />

21.9. Münster<br />

22.9. Saarbrücken<br />

1.11. Erfurt<br />

2.11. Leipzig<br />

3.11. Dresden<br />

4.11. Berlin<br />

7.11. Dortmund<br />

8.11. Köln<br />

9.11. Frankfurt<br />

10.11. Freiburg<br />

2.12. Regensburg<br />

Annett Louisan<br />

13.10. Timmendorf<br />

15.10. Gera<br />

16.10. Halle/Saale<br />

17.10. Cottbus<br />

19.10. Berlin<br />

21.10. Bielefeld<br />

22.10. Köln<br />

24.10. Chemnitz<br />

25.10. Leipzig<br />

26.10. Kassel<br />

27.10. Bremen<br />

29.10. Karlsruhe<br />

30.10. Stuttgart<br />

31.10. Frankfurt<br />

2.11. Düsseldorf<br />

4.11. Hannover<br />

5.11. Erfurt<br />

6.11. Magdeburg<br />

8.11. Essen<br />

9.11. Saarbrücken<br />

10.11. Mannheim<br />

11.11. Nürnberg<br />

23.11. Dresden<br />

25.11. Bamberg<br />

28.11. Kiel<br />

29.11. Lübeck<br />

30.11. Braunschweig<br />

2.12. Rostock<br />

4.12. Oldenburg<br />

5.12. Hamburg<br />

7.12. Münster<br />

m<br />

Wolf Maahn<br />

30.9. Unna<br />

21.10. Koblenz<br />

22.10. Kirchheim/Teck<br />

28.10. Berlin<br />

8.11. Kassel<br />

9.11. Kiel<br />

12.11. Stemwede<br />

13.11. Leverkusen<br />

Bob Dylan & Mark<br />

Knopfler<br />

23.10. Oberhausen<br />

25.10. Mannheim<br />

26.10. München<br />

27.10. Leipzig<br />

29.10. Berlin<br />

31.10. Hamburg<br />

6.11. Hannover<br />

Bruno Mars<br />

5.10. Hamburg<br />

6.10. Berlin<br />

15.10. Oberhausen<br />

Ina Müller & Band<br />

11.11. Würzburg<br />

12.11. Ilsenburg<br />

18.11. Magdeburg<br />

19.11. Göttingen<br />

20.11. Kassel<br />

25.11. Fürth<br />

26.11. Linz<br />

27.11. Bamberg<br />

1.12. Bremerhaven<br />

2.12. Kiel<br />

3.12. Hannover<br />

9.12. Bremen<br />

10.12. Flensburg<br />

11.12. Braunschweig<br />

15.12. Hamburg<br />

16.12. Hamburg<br />

George Michael –<br />

Symphonica<br />

5.9. Berlin<br />

7.9. Köln<br />

8.9. Mannheim<br />

12.10. Stuttgart<br />

18.10. Hamburg<br />

19.10. Hannover<br />

9.11. Oberhausen<br />

17.11. München<br />

19.11. Frankfurt<br />

Kevin Costner &<br />

Modern West<br />

16.9. Dresden<br />

17.9. Rostock<br />

18.9. Berlin<br />

19.9. Offenbach<br />

26.9. München<br />

Mogwai<br />

31.10. Hannover<br />

1.11. Leipzig<br />

3.11. Bremen<br />

4.11. Stuttgart<br />

Christy Moore<br />

1.10. Hamburg<br />

2.10. Bochum<br />

8.10. Niedernhausen<br />

n<br />

Nena<br />

8.12. Freiburg<br />

9.12. Bamberg<br />

11.12. Berlin<br />

12.12. Neu-Ulm<br />

15.12. Düsseldorf<br />

16.12. Braunschweig<br />

11.1. Chemnitz<br />

Heather Nova<br />

9.11. Berlin<br />

11.11. Leipzig<br />

13.11. Bielefeld<br />

14.11. Köln<br />

22.11. Stuttgart<br />

r<br />

Achim Reichel<br />

3.11. Neuruppin<br />

4.11. Berlin<br />

7.11. Rostock<br />

8.11. Hamburg<br />

11.11. Rheine<br />

12.11. Mülheim an der<br />

Ruhr<br />

13.11. Witten<br />

15.11. Mainz<br />

16.11. Wolfenbüttel<br />

17.11. Kiel<br />

Roachford<br />

21.11. Aschaffenburg<br />

23.11. Lorsch<br />

30.11. München<br />

2.12. Hamburg<br />

3.12. Unna<br />

Roxette<br />

11.10. München<br />

13.10. Hannover<br />

14.10. Halle/Westfalen<br />

16.10. Mannheim<br />

17.10. Stuttgart<br />

19.10. Oberhausen<br />

24.10. Berlin<br />

25.10. Hamburg<br />

27.10. Nürnberg<br />

s<br />

Söhne Mannheims<br />

10.11. Frankfurt<br />

11.11. Hannover<br />

12.11. Leipzig<br />

14.11. Berlin<br />

15.11. Hamburg<br />

18.11. München<br />

21.11. Köln<br />

22.11. Oberhausen<br />

24.11. Stuttgart<br />

Schiller<br />

2.12. Gera<br />

3.12. Aachen<br />

4.12. Neuss<br />

5.12. Chemnitz<br />

6.12. Bonn<br />

7.12. Würzburg<br />

8.12. Bremen<br />

9.12. Schwerin<br />

10.12. Erfurt<br />

12.12. Leipzig<br />

13.12. Frankfurt<br />

14.12. Münster<br />

15.12. Heilbronn<br />

16.12. Karlsruhe<br />

17.12. Magdeburg<br />

18.12. Suhl<br />

20.12. Dortmund<br />

21.12. Neubrandenburg<br />

t<br />

Ten Years After<br />

23.9. Memmingen<br />

24.9. Annaberg-<br />

Buchholz<br />

28.9. Koblenz<br />

29.9. Köln<br />

Blick zurück:<br />

Funky Druckwellen<br />

Robert Randolph<br />

& The Family Band<br />

München, Tollwood<br />

Die langen Gesichter gab es zu<br />

Beginn: Gregg Allman, der blondmähnige<br />

Star des Südstaatenrock,<br />

schon im Vorjahr nach einer Lebertransplantation<br />

nur knapp dem Tod<br />

entgangen, war am Morgen seines<br />

geplanten Münchengastspiels mit<br />

einer Lungeninfektion zusammengebrochen<br />

und musste seine Europatournee<br />

auf dringenden ärztlichen<br />

Rat abbrechen. Doppelt schade,<br />

nicht nur weil immer zweifelhafter<br />

wird, ob man den Mann mit der legendären<br />

Grizzly-Stimme überhaupt<br />

noch jemals in unseren Breitengraden<br />

live erleben wird, sondern auch<br />

weil er mit „Low Country Blues“<br />

kürzlich das beste Soloalbum seiner<br />

Karriere eingespielt hat. Dessen Produzent,<br />

T-Bone Burnett, hat auch<br />

„We Walk This Road“, das neue Werk<br />

von Robert Randolph & The Family<br />

v<br />

Vonda Shepard<br />

29.11. Ludwigsburg<br />

30.11. Düsseldorf<br />

w<br />

Wilco<br />

8.11. Frankfurt<br />

9.11. München<br />

12.11. Berlin<br />

y<br />

Yes<br />

29.11. Dresden<br />

30.11. Stuttgart<br />

1.12. Oberhausen<br />

2.12. Nürnberg<br />

3.12. München<br />

4.12. Bielefeld<br />

Paul Young<br />

6.10. Kaiserslautern<br />

7.10. Recklingshausen<br />

Robert Randolph<br />

,verantwortet – der in den USA inzwischen<br />

groß gefeierte Lapsteel-Gitarrist<br />

avancierte mit seiner Band durch<br />

Allmans Ausfall vom Support- zum<br />

Hauptact und wusste diese Chance<br />

zu nutzen. Allerdings unter erschwerten<br />

akustischen Bedingungen: Der<br />

Mann am Mischpult vernachlässigte<br />

zugunsten überbetonter Bassdrum<br />

und Höhen aller Instrumente den<br />

gesamten mittleren Frequenzbereich<br />

– so konnte man nicht nur die<br />

funky Basslines von Danyel Morgan<br />

gerade mal als Druckwellen spüren,<br />

überhaupt ging viel von der Wärme<br />

in Robert Randolphs Blues-Gospel-<br />

Rock-Funk-Gemisch verloren. Ein<br />

Ärgernis, das man in ähnlicher Form<br />

leider viel zu häufig erlebt. Aber die<br />

pure Spielfreude, die Randolph und<br />

sein Quintett ausstrahlten, der jubilierende<br />

Sound seiner Lapsteel-Soli<br />

und seine enorme Bühnenpräsenz<br />

setzten sich beim anfangs nur neugierigen<br />

Münchner Publikum am<br />

Ende doch durch. Felix Marondel<br />

8.10. Jüchen<br />

11.10. Stuttgart<br />

12.10. München<br />

z<br />

Zucchero<br />

3.11. Leipzig<br />

5.11. Nürnberg<br />

6.12. Frankfurt<br />

7.12. Straßburg<br />

23.11. Bozen<br />

47


tourneen klassik<br />

Alle Tourneedaten<br />

fortlaufend aktualisiert<br />

und mit<br />

genauen Ortsangaben<br />

finden Sie unter<br />

sonomagazin.de<br />

b<br />

Joshua Bell<br />

16.10. München<br />

17.10. Berlin<br />

18.10. München<br />

19.10. München<br />

Kristian Bezuidenhout<br />

5.9. Bremen<br />

28.9. Köln<br />

Gábor Boldoczki<br />

15.9. Gauting<br />

1.10. Bad Wörishofen<br />

Pierre Boulez<br />

30.9. Düsseldorf<br />

Khatia Buniatishvili<br />

26.9. Elmau<br />

1.10. Frankfurt<br />

29.11. Berlin<br />

2.12. Stuttgart<br />

9.12. Mainz<br />

10.12. Aschaffenburg<br />

c<br />

Cuarteto Casals<br />

17.11. Köln<br />

Riccardo Chailly<br />

2.9. Leipzig<br />

3.9. Leipzig<br />

8.9. Leipzig<br />

9.9. Leipzig<br />

11.9. Leipzig<br />

12.9. Bonn<br />

d<br />

Philadelphia<br />

Orchestra & Charles<br />

Dutoit<br />

2.9. Dresden<br />

3.9. Berlin<br />

4.9. Frankfurt<br />

6.9. Köln<br />

7.9. Essen<br />

Xavier de Maistre<br />

6.10. Krefeld<br />

7.10. Leverkusen<br />

13.11. Hannover<br />

14.11. Köln<br />

15.11. Frankfurt<br />

Regensburger Domspatzen<br />

9.10. Saarbrücken<br />

Rotterdam Philharmonisch<br />

Orkest mit Yannick<br />

Nézet-Séguin<br />

Das Rotterdam Philharmonisch Orkest veranstaltet<br />

seit 1995 eines der wichtigsten Klassikfestivals<br />

der Niederlande: Das 16. Rotterdam Philharmonic<br />

Gergiev Festival findet unter dem Motto „Sea<br />

& The City“ vom 8. bis 18. September 2011 statt.<br />

Oper, symphonische Musik, das Happening „C the<br />

City“ mit u. a. Valery Gergiev, Chor und Orchester<br />

des Mariinsky-Theaters, außerdem dem hauseigenen<br />

Orchester mit seinem Chefdirigenten Yannick<br />

Nézet-Séguin. Nach dem Festival gehen Orchester<br />

und Dirigent auf Deutschlandtournee.<br />

Konzerte von 25.9.2011 bis 2.10.2011. Genaue<br />

Termine unter www.sonomagazin.de<br />

e<br />

Huelgas Ensemble<br />

2.9. Berlin<br />

8.9. Bersenbrück<br />

9.9. Lüneburg<br />

10.9. Stadthagen<br />

11.9. Fischbeck<br />

Trio Ex Aequo<br />

5.10. Leipzig<br />

30.10. Leipzig<br />

f<br />

Isabelle Faust<br />

23.9. Berlin<br />

24.9. Berlin<br />

25.9. Berlin<br />

7.10. Köln<br />

11.10. Dortmund<br />

12.10. Bremen<br />

25.10. Bad Reichenhall<br />

g<br />

Sol Gabetta<br />

14.9. Donaueschingen<br />

15.9. München<br />

17.9. München<br />

18.9. München<br />

Jan Garbareck<br />

16.10. Bremen<br />

8.11. Augsburg<br />

Christian Gerhaher<br />

17.9. Stuttgart<br />

9.10. Bonn<br />

16.10. Coburg<br />

19.10. Tutzing<br />

Kirill Gerstein<br />

15.9. Göttingen<br />

24.9. Magdeburg<br />

25.9. Leipzig<br />

Howard Griffiths<br />

2.10. Frankfurt/Oder<br />

14.10. Frankfurt/Oder<br />

15.10. Potsdam<br />

16.10. Frankfurt/Oder<br />

Vittorio Grigolo<br />

30.12. Berlin<br />

Tal Groethuysen<br />

4.9. Traunstein<br />

7.10. Olpe<br />

17.10. Heilbronn<br />

h<br />

Daniel Harding<br />

11.9. Dornbirn<br />

14.9. Heidelberg<br />

15.9. Heidelberg<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

28.10. Berlin<br />

29.10. Berlin<br />

Maximilian Hornung<br />

5.9. Elmau<br />

24.9. Berlin<br />

21.10. Köln<br />

28.10. Kaiserslautern<br />

30.10. Mainz<br />

i<br />

Steven Isserlis<br />

4.10. Bonn<br />

5.10. Bonn<br />

6.10. Baden-Baden<br />

k<br />

Sharon Kam<br />

16.9. Oldenburg<br />

16.10. Hamburg<br />

27.10. Köln<br />

29.10. Gauting<br />

Nigel Kennedy<br />

1.11. Leipzig<br />

2.11. Stuttgart<br />

3.11. München<br />

5.11. Freiburg<br />

6.11. Hannover<br />

8.11. Düsseldorf<br />

9.11. Bielefeld<br />

10.11. Hamburg<br />

12.11. Nürnberg<br />

13.11. Berlin<br />

14.11. Dresden<br />

16.11. Dortmund<br />

Simone Kermes<br />

10.9. Dresden<br />

1.11. Baden-Baden<br />

l<br />

Lang Lang<br />

5.10. Köln<br />

Louis Lortie<br />

5.9. Schwerin<br />

6.9. Schwerin<br />

7.9. Schwerin<br />

22.10. Berlin<br />

m<br />

Nino Machaidze<br />

6.9. Hamburg<br />

10.9. Hamburg<br />

13.9. Hamburg<br />

8.10. Hamburg<br />

13.10. Hamburg<br />

15.10. Hamburg<br />

22.10. Hamburg<br />

Nils Mönkemeyer<br />

20.9. Celle<br />

13.10. Stuttgart<br />

14.10. Wiesloch<br />

Alexander Melnikov<br />

18.9. Berlin<br />

7.10. Bonn<br />

Olli Mustonen<br />

17.10. Karlsruhe<br />

18.10. Pullach<br />

Anne-Sophie Mutter<br />

9.9. Bonn<br />

11.9. Berlin<br />

o<br />

Dorothee Oberlinger<br />

4.9. Kloster Irsee<br />

11.9. Frankfurt a. M.<br />

18.9. Schweich<br />

9.10. Duisburg<br />

David Orlowsky<br />

4.9. Honrath<br />

13.9. Harsefeld<br />

14.9. Meppen<br />

23.10. Erbach<br />

30.10. Bremen<br />

31.10. Frankfurt<br />

Alice Sara Ott<br />

24.9. Bad Wörishofen<br />

28.9. Bielefeld<br />

29.9. Münster<br />

23.10. Pforzheim<br />

p<br />

Murray Perahia<br />

3.9. Redefin<br />

7.9. Frankfurt<br />

1.10. Regensburg<br />

4.10. Essen<br />

6.10. Bonn<br />

Hille Perl<br />

6.9. Freiburg<br />

15.9. Bernau<br />

16.9. Stuttgart<br />

25.9. Oberried<br />

25.10. Wittenberg<br />

Maria João Pires<br />

2.9. Leipzig<br />

11.9. Leipzig<br />

12.9. Bonn<br />

16.9. Linz<br />

17.9. Linz<br />

Maurizio Pollini<br />

19.9. Berlin<br />

20.9. Berlin<br />

q<br />

Belcea Quartet<br />

2.10. Hamburgl<br />

13.11. Essen<br />

Pacifica Quartet<br />

4.10. Polling<br />

5.10. München<br />

6.10. Hannover<br />

9.10. Aachen<br />

15.10. Freiburg<br />

Bennewitz Quartett<br />

25.9. Neu Hohenfelde<br />

27.9. Bad Segeberg<br />

28.9. Sülfeld<br />

16.10. Schloss<br />

Schwanberg<br />

18.10. Grünwald<br />

24.10. Coburg<br />

Hagen Quartett<br />

25.9. Wiesloch<br />

26.9. Bonn<br />

27.9. Bonn<br />

21.11. Bremen<br />

Kuss Quartett<br />

3.9. Weimar<br />

4.9. Leipzig<br />

28.10. Regensburg<br />

Minguet Quartett<br />

1.10. Leipzig<br />

7.10. Erlangen<br />

9.10. Tutzing<br />

r<br />

Daniel Raiskin<br />

3.9. Mayen St. Veit<br />

11.9. Wiesbaden<br />

18.9. Mainz<br />

21.10. Koblenz<br />

s<br />

Fazıl Say<br />

2.9. Traunstein<br />

19.10. Köln<br />

Andreas Scholl<br />

7.9. Schwarzenberg<br />

Martin Stadtfeld<br />

13.9. Koblenz<br />

15.9. Leipzig<br />

17.9. Rudolstadt<br />

18.9. Rudolstadt<br />

24.9. Bonn<br />

2.10. Halle<br />

3.10. Halle<br />

9.10. Kie<br />

10.10. Wilhelmshaven<br />

12.10. Köln<br />

22.10. Bramsche<br />

t<br />

Nikolai Tokarev<br />

22.9. Ingolstadt<br />

24.9. Bonn<br />

7.10. Düsseldorf<br />

9.10. Düsseldorf<br />

10.10. Düsseldorf<br />

v<br />

Jan Vogler<br />

25.9. Hannover<br />

28.10. Elmau<br />

Arcadi Volodos<br />

8.10. Bonn<br />

20.10. München<br />

w<br />

Alisa Weilerstein<br />

20.10. Frankfurt<br />

21.10. Frankfurt<br />

Carolin Widmann<br />

29.9. Bonn<br />

4.10. Freiburg<br />

29.10. Stuttgart<br />

Ingolf Wunder<br />

1.9. Bad Schallerbach<br />

31.10. Hamburg<br />

48


tourneen jazz & world<br />

sono präsentiert:<br />

Lisa Bassenge<br />

Sie hat eine der interessantesten Stimme des jungen<br />

Jazz made in Germany und mit ihren Bands<br />

Micatone, Nylon und unter eigenem Namen schon<br />

reichlich Akzente mit eleganten, in kühlem Understatement<br />

vorgetragenen Songs gesetzt. Zu Jahresbeginn<br />

hat Lisa Bassenge nun mit „Nur Fort“ ihr<br />

erstes beinahe ausschließlich deutsch betextetes<br />

Album aufgenommen (siehe auch SONO 1/2011),<br />

auf dem sie sowohl reizvolle Eigenkompositionen,<br />

als auch moderne Klassiker der deutschen Musikgeschichte<br />

singt.<br />

Tournee noch bis 29.09. 2011<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

Alle Tourneedaten<br />

fortlaufend aktualisiert<br />

und mit<br />

genauen Ortsangaben<br />

finden Sie unter<br />

sonomagazin.de<br />

a<br />

Andi Kissenbeck’s<br />

Club Boogaloo<br />

16.9. Ludwigsburg<br />

6.10. Leipzig<br />

7.10. Jena<br />

13.10. Pforzheim<br />

14.10. Karlsruhe<br />

15.10. Stuttgart<br />

b<br />

Rebekka Bakken<br />

11.11. Essen<br />

12.11. Mannheim<br />

13.11. Mainz<br />

15.11. Köln<br />

16.11. Oldenburg<br />

17.11. Hamburg<br />

18.11. Berlin<br />

19.11. Kiel<br />

22.11. Erlangen<br />

Mo’ Blow<br />

15.9. Köln<br />

16.9. Dortmund<br />

23.9. Lübeck<br />

28.9. Wiesbaden<br />

29.9. Kassel<br />

30.9. München<br />

7.10. Ludwigsburg<br />

9.10. Dinslaken<br />

13.10. Lübbenau<br />

15.10. Jameln<br />

23.10. Greifswald<br />

5.11. Wolfsburg<br />

Nik Bärtsch’s Ronin<br />

22.9. Düsseldorf<br />

8.10. Tübingen<br />

11.11. Mannheim<br />

Hotel Bossa Nova<br />

7.9. Potsdam<br />

9.9. Bremen<br />

10.9. Bremerhaven<br />

d<br />

Barbara Dennerlein<br />

20.10. Magdeburg<br />

22.10. Gunzenhausen<br />

17.11. Mannheim<br />

e<br />

Echoes Of Swing<br />

20.9. Frankfurt a. Main<br />

21.9. Karlsruhe<br />

22.9. Schweinfurt<br />

25.9. Schalksmühle<br />

2.10. München<br />

5.10. Langenargen<br />

6.10. Neckartenzlingen<br />

7.10. Vilshofen<br />

8.10. Bad Reichenhall<br />

6.11. Duisburg<br />

Pee Wee Ellis<br />

1.10. Siegen<br />

g<br />

Jan Garbarek &<br />

Hilliard Ensemble<br />

16.10. Bremen<br />

8.11. Augsburg<br />

9.11. Würzburg<br />

10.11. Nürnberg<br />

12.11. Hamm<br />

13.11. Essen<br />

Marla Glen<br />

8.11. Köln<br />

9.11. Hamburg<br />

10.11. Ratingen<br />

Rigmor Gustafsson<br />

Trio<br />

8.10. Burghausen,<br />

Jazzclub<br />

9.10. Straubing<br />

10.10. Darmstadt<br />

11.10. München<br />

14.10. Allensbach<br />

15.10. Waldshut-<br />

Dogern<br />

16.10. Erlangen<br />

17.10. Tübingen<br />

18.10. Kaiserslautern<br />

20.10. Oldenburg<br />

21.10. Worpswede<br />

22.10. Wuppertal<br />

h<br />

The Harlem Gospel<br />

Singers Show<br />

25.12. Stuttgart<br />

26.12. Mannheim<br />

Caroline Henderson<br />

15.10. Rostock<br />

Chris Hopkins & His<br />

Piano Friends<br />

15.9. Bonn<br />

16.9. Bochum<br />

17.9. Bochum<br />

18.9. Kamen<br />

19.9. Rüdesheim<br />

j<br />

Andy P. &<br />

Jideblaskos<br />

24.10. Illingen<br />

Joachim & Rolf<br />

Kühn Quintet<br />

2.10. Detmold<br />

29.10. Frankfurt/Main<br />

4.11. Schorndorf<br />

5.11. Bayreuth<br />

6.12. Hamburg<br />

9.12. Darmstadt<br />

m<br />

Tania Maria<br />

14.9. Bremen<br />

Pat Metheny Trio<br />

30.10. Hamburg<br />

31.10. Rüsselsheim<br />

1.11. Ludwigshafen<br />

4.11. Ingolstadt<br />

n<br />

Silje Nergaard<br />

25.11. Leipzig<br />

26.11. Wuppertal<br />

27.11. Karlsruhe<br />

28.11. Augsburg<br />

29.11. Stuttgart<br />

30.11. Mainz<br />

r<br />

Max Raabe & Das<br />

Palast Orchester<br />

18.10. Rosenheim<br />

8.11. Erfurt<br />

9.11. Gera<br />

10.11. Cottbus<br />

11.11. Magdeburg<br />

23.11. Hamburg<br />

24.11. Münster<br />

26.11. Niedernhausen<br />

27.11. Darmstadt<br />

28.11. Mannheim<br />

29.11. Aschaffenburg<br />

30.11. Würzburg<br />

2.12. Kassel<br />

Céline Rudolph<br />

10.9. Kempten<br />

17.9. Braunschweig<br />

18.9. Hamburg<br />

21.9. Berlin<br />

22.9. Magdeburg<br />

23.9. Leipzig<br />

24.9. Minden<br />

25.9. Frankfurt/Main<br />

27.9. Köln<br />

29.9. Dortmund<br />

30.9. Hannover<br />

1.10. Weilerbach<br />

2.10. Nürnberg<br />

6.10. Elmau<br />

8.10. Neuhardenberg<br />

9.11. München<br />

12.11. Halle/Saale<br />

14.11. Dresden<br />

s<br />

Ryuichi Sakamoto<br />

6.11. Dortmund<br />

Diknu Schneeberger<br />

Trio<br />

2.12. Sulzbach-<br />

Rosenberg<br />

t<br />

Tingvall Trio<br />

23.9. Neumünster<br />

20.10. Darmstadt<br />

27.10. Karlsruhe<br />

28.10. Penzberg<br />

4.11. Ingolstadt<br />

5.11. Neuwied<br />

6.11. Dresden<br />

12.11. Burghausen<br />

13.11. Freiburg<br />

8.12. Hamburg<br />

Olivia Trummer<br />

4.9. Stuttgart<br />

12.9. Ulm<br />

2.10. Leverkusen<br />

9.10. Grafenau<br />

15.10. Esslingen<br />

3.11. Ingolstadt<br />

17.12. Hamburg<br />

27.12. Bad Kissingen<br />

Trombone Shorty<br />

Troy Andrews alias Trombone Shorty ist ein Alleskönner.<br />

Sein Künstlername verrät, dass er von klein<br />

auf mit der Posaune verbunden ist, aber er spielt<br />

ebenso gut Trompete, singt und rappt wie ein<br />

Weltmeister, trommelt ganz manierlich, ist mit seinen<br />

25 Jahren ein glänzender Bandleader und Dirigent<br />

und weiß wie kein anderer seiner Generation<br />

die Energie des frühen New Orleans Jazz in packenden<br />

Funk des 21. Jahrhunderts zu übersetzen. Nur<br />

eines gelingt noch nicht so recht: den virulenten<br />

Puls seiner Liveperformance auf CD festzuhalten.<br />

Live lässt er sich einfach gehen und behält alle Fäden<br />

in der Hand, im Studio ist er hingegen noch zu<br />

vorsichtig. Auf seiner neuen CD „For True“ kommt<br />

er der Wahrheit aber schon erheblich näher. Das<br />

Album ist gespickt mit namhaften Gästen. W.Ka.<br />

Tournee von von 20.09. bis 9.12.2011.<br />

www.jazzecho.de<br />

Tumba-ito<br />

2.9. Rostock<br />

3.9. Rostock<br />

w<br />

Shanna Waterstown<br />

1.10. Kaiserslautern<br />

8.10. Rutesheim<br />

13.12. Emmendingen<br />

14.12. Kandern<br />

16.12. Weinheim<br />

Bugge Wesseltoft<br />

27.11. Neuhardenberg<br />

30.11. Bochum<br />

2.12. Heidelberg<br />

49


der Promihörer<br />

Udo Wachtveitl<br />

Sein weites musikalisches Herz<br />

bewies der BR-„Tatort“-Kommissar<br />

kürzlich als Rezitator bei „Klassik<br />

am Odeonsplatz“ in München.<br />

Welche Platte haben Sie sich als erste selber<br />

gekauft?<br />

„Band Of Gypsies“ von Jimi Hendrix.<br />

Haben Sie ein Instrument gelernt?<br />

Autodidaktisch das Übliche, nämlich Gitarre.<br />

Was war Ihr bisher eindrucksvollstes Konzerterlebnis?<br />

Am eindrucksvollsten war für mich mein erstes<br />

Konzert, ich war 12 oder 13. Meine Musiklehrerin<br />

hatte mich in den Circus Krone zu einem Zappa-<br />

Konzert mitgenommen. Meine Mutter hielt es<br />

für eine Schulveranstaltung und ermahnte mich,<br />

nur ja etwas Ordentliches anzuziehen.<br />

Was singen Sie unter der Dusche?<br />

Nichts.<br />

Sind Sie selbst als Musiker aufgetreten?<br />

Ja, im Rahmen der Benefizkonzerte der Münchner<br />

„Tatort“-Kriminaler, sogar mit Selbstkomponiertem.<br />

Mit welchen Songs bringt man Sie auf die Tanzfläche?<br />

Zappa, einiges von Prince, den Stones und ach,<br />

noch so manchem …<br />

Und mit welchen wieder herunter?<br />

Mit seelenlosem, rhythmisch durchpulstem<br />

Elektroschrott.<br />

Mit welcher Platte testen Sie die Belastbarkeit<br />

Ihrer Boxen?<br />

Mit der Boxenbelastbarkeitsplatte aus dem Boxenbelastbarkeitsplattencenter.<br />

Womit sonst?<br />

Was läuft bei Ihnen zum Sonntagsbrunch?<br />

Dasselbe, was ich unter der Dusche singe.<br />

Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 20. Oktober 2011<br />

Foto: BR/Ralf Wilschewski<br />

50


Musikerleben – Musik erleben<br />

TV-Premiere<br />

ab 26.09. immer montags, 20 Uhr<br />

thebiographychannel.de/originaltoene


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