rebekka bakken - Sono-Magazin
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Musik für erwachsene Hörer<br />
www.sonomagazin.de<br />
sept./OKT. 2011<br />
80.000 Exemplare<br />
Chris Rea<br />
über den Kampf gegen<br />
den Krebs und<br />
warum er kreativer<br />
ist denn je<br />
<strong>rebekka</strong><br />
<strong>bakken</strong><br />
Die schöne Norwegerin und<br />
ihr Stilwechsel: Aus den Jazzclubs<br />
hinaus in die frische Country-Luft<br />
Nigel Kennedy<br />
Der Punk an der<br />
Geige startet mit<br />
Vivaldi in neue<br />
Soundwelten<br />
Pink Floyd<br />
Wie die Briten den<br />
Klassiker „The<br />
Dark Side Of The<br />
Moon“ schufen<br />
Außerdem: Tori Amos, Tony Bennett,<br />
Hubert von Goisern, Wynton<br />
Marsalis & Eric Clapton u. a.<br />
Und immer: CD-Besprechungen<br />
und Tourneedaten aus<br />
Pop, Rock, Klassik und Jazz!
KLASSIK TRIFFT POP<br />
SEAL<br />
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SA 10.12.2011* 20.00 UHR<br />
SO 11.12.2011 15.00 UHR<br />
DORTMUND DI 13.12.2011 20.00 UHR<br />
WESTFALENHALLE MI 14.12.2011 20.00 UHR<br />
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Bundesweiter Ticketversand: 01805 570 000 (0,14 €|Minute, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />
Tickets: www.eventim.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen | Alle Infos unter www.notp.com<br />
* VIP-Karten erhältlich: Tel. 089 - 9 45 28 10 | vip@pse-germany.de<br />
Daten unter Vorbehalt | Produktion: P.S.E. Germany GmbH · Feldkirchen | München
inhalt<br />
t r ailer<br />
News aus der Welt der Musik 4<br />
Der letzte Crooner: die späte<br />
Blüte des Sängers Tony Bennett 22<br />
leserpost + Impressum<br />
Anregungen, Wissenswertes,<br />
Fragen, Schmähkritik 5<br />
Interview: Chris Rea über sein<br />
Mammutwerk „Santo Spirito“<br />
und den Kampf gegen den Krebs 24<br />
Wie die norwegische Jazzbeauty<br />
Rebekka Bakken die Schönheit der<br />
US-amerikanischen Roots-Musik<br />
entdeckt. Die SONO-Titelstory 6<br />
Die Popsängerin und -komponistin<br />
Tori Amos wandelt jetzt auf<br />
den Spuren von Franz Schubert 26<br />
26<br />
Tori Amos<br />
Der Trompetenstar und der Gitarrengott:<br />
Wie Wynton Marsalis &<br />
Eric Clapton in New York der Tradition<br />
huldigten 8<br />
Geigenpunk Nigel Kennedy nutzt<br />
neuerdings Vivaldi als Startrampe<br />
für Trips durch allerlei<br />
moderne Musikstile 28<br />
backstage-lektüre<br />
Was liest Rolf Zacher? 9<br />
Bei Hubert von Goisern ist stetiger<br />
Wechsel die größte Konstante 10<br />
CD-Rezensionen Rock, Pop & Co.<br />
Charles Aznavour, Glen Campbell, Keb Mo,<br />
Mike Oldfield, Frank Ramond u. a. 30<br />
CD-Rezensionen Klassik<br />
Ludovico Einaudi, Sol Gabetta, Lang Lang,<br />
Kent Nagano, „Poetica“ u. a. 34<br />
8<br />
Eric Clapton &<br />
Wynton Marsalis<br />
CD- Rezensionen Jazz & world<br />
Nirvanas Meisterwerk „Nevermind“<br />
– in der SONO-Umfrage 12<br />
Woody Allen, Cristina Branco, Charles Lloyd,<br />
Céline Rudolph, Tinariwen, Tingvall Trio u. a. 36<br />
neue gesichter<br />
Milos Karadaglić, Seide,<br />
Gabe Dixon 13<br />
Wie funktioniert eigentlich das<br />
Spiel mit den Charts? Ein Streifzug<br />
durch Vergangenheit und Gegenwart<br />
der Hitparaden 14<br />
schatzkiste<br />
Neue Boxsets, Editionen und Re-Issues<br />
von Jimi Hendrix, Sting, Queen u. a. 38<br />
Media-mix<br />
Neue Bücher und DVDs 43<br />
Tourneen Pop<br />
Claudia Koreck, Scott Matthew u. v. a., Rückblick:<br />
Robert Randolph & The Family Band 46<br />
Tourneen Klassik<br />
10<br />
Hubert<br />
von Goisern<br />
Foto: Alex Schütz; Titel: Mike Hill, Paul Marc Mitchell<br />
Rückblick – die besten Veröffentlichungen<br />
des Sommers 2011 16<br />
Magie aus der Mülltonne: Wie<br />
Pink Floyd ihr Meisterwerk „The<br />
Dark Side Of The Moon“ schufen 18<br />
die sono-liste<br />
12 Musiker, die ihre besten Platten<br />
erst mit über 50 aufnahmen 20<br />
Rotterdam Philharmonisch Orkest mit<br />
Yannick Nézet-Séguin u. v. a. 48<br />
Tourneen Jazz<br />
Lisa Bassenge, Trombone Shorty u. v. a. 49<br />
Promi-Hörer-Steckbrief<br />
Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl 50<br />
E x k l u s i v f ü r A b o n n e n t e n :<br />
16 Seiten SONO plus<br />
22<br />
Tony<br />
Bennett<br />
3
Trailer<br />
Heimarbeiter: David Lynch (l.) nahm sein Debütalbum im eigenen<br />
Tonstudio auf. Hank Williams (r.) wird von Dylan (u. r.) geehrt.<br />
Ohne Bühne und Lightshow:<br />
der Indiekünstler I Am Kloot<br />
(o.) bei einem sogenannten<br />
„Instore-Gig“ im Rahmen der<br />
Plattenladenwoche 2010.<br />
Martin Scorsese (l.) kümmerte sich filmisch um George Harrison,<br />
während Jeff Bridges (ganz rechts) mal Pause vom Kino machte<br />
Manchmal braucht es im<br />
Leben offenbar erst einen<br />
großen Erfolg im<br />
Hauptberuf, bevor man sich frei<br />
fühlt, auch lange vernachlässigte<br />
Neigungen einmal zu ihrem Recht<br />
kommen zu lassen. Der Regisseur<br />
David Lynch etwa, mit Box-Office-Hits<br />
wie „Blue Velvet“ und<br />
„Mulholland Drive“ eine große<br />
Nummer in Hollywood, veröffentlicht<br />
am 7. November im zarten<br />
Alter von 65 Jahren sein erstes<br />
Album als Musiker – aufgenommen<br />
im eigenen Tonstudio.<br />
Auch nicht mehr wirklich im<br />
Berufsanfänger-Alter ist Jeff<br />
Bridges, laut New York Times<br />
der „am meisten unterbewertete<br />
große Schauspieler seiner Generation“.<br />
Der 62-jährige bekam<br />
im vergangenen Jahr nach vier<br />
vergeblichen Anläufen endlich<br />
den verdienten Oscar. Offenbar<br />
hat das den Kalifornier bewogen,<br />
die Musikerkarriere noch einmal<br />
richtig anzupacken, die er eigentlich<br />
schon lange mal starten wollte.<br />
Zwar hatte Bridges 1999 schon<br />
einmal ein Album zusammen mit<br />
Michael McDonald und David<br />
Crosby veröffentlicht („Be Here<br />
Soon“), doch das ging unter wie<br />
ein Stein. Das dürfte sich mit seinem<br />
im modernen Country-Stil<br />
gehaltenen und für Oktober angekündigten<br />
Debüt für Blue Note<br />
Records, schlicht „Jeff Bridges“<br />
betitelt, kaum so wiederholen.<br />
Denn diesmal hatte Bridges seinen<br />
guten Freund T-Bone Burnett<br />
als Produzenten an seiner Seite<br />
– und der hat momentan ein goldenes<br />
Händchen, wie jüngst seine<br />
Erfolge mit Gregg Allman, Robert<br />
Randolph, Robert Plant und Alison<br />
Krauss zeigten.<br />
Stöbern kann man nach den beiden<br />
Werken beispielsweise im<br />
Rahmen der dritten „Plattenladenwoche“,<br />
mit der zwischen<br />
10. und 15. Oktober bundesweit<br />
in 70 Städten in den beteiligten<br />
Tonträgergeschäften der „heilige<br />
Ort des Tonträger-Kultes“ gefeiert<br />
werden soll – zum Beispiel<br />
mit sogenannten „Instore Gigs“.<br />
Künstler wie Götz Alsmann, Ina<br />
Müller und der Tenor Jonas Kaufmann<br />
haben ihre Unterstützung<br />
zugesagt. Infos gibt es unter www.<br />
plattenladenwoche.de.<br />
Apropos Country-Musik: Ein Vorhaben<br />
ihres Idols, über das unter<br />
gut informierten Dylanologen<br />
schon länger gemunkelt wurde,<br />
ist inzwischen wohl Realität geworden.<br />
Der gute Bob hat selbst<br />
nämlich auch Idole – eines davon<br />
ist Hank Williams, und dem<br />
setzt Dylan auf seine Art nun ein<br />
Die zahl<br />
3,1<br />
Millionen Mal ging „21“, das Hitalbum<br />
der Sängerin Adele, in diesem Jahr<br />
allein in den USA bereits über den<br />
Ladentisch – damit ist es in den Staa -<br />
ten das bestverkaufte Album aus<br />
England seit 1987.<br />
klingendes Denkmal: Er versandte<br />
Texte aus dem Nachlass des<br />
Country-Pioniers an befreundete<br />
Kollegen mit der Bitte um Vertonung.<br />
Das Resultat soll am 4. Oktober<br />
unter dem Titel „The Lost<br />
Notebooks Of Hank Williams“<br />
auf Dylans eigenem Egyptian-<br />
Record-Label im Vertrieb von<br />
Sony erscheinen, mit Beitragen<br />
vertreten sind u. a. Alan Jackson,<br />
Rodney Crowell, Levon Helm,<br />
Jack White, Lucinda Williams<br />
und Sohnemann Jakob Dylan.<br />
Nochmal zurück zur Verbindung<br />
von Hollywood und der<br />
Popmusik: Der vielleicht beste<br />
Nebenerwerbs-Rockfilmer dieses<br />
Planeten, Martin Scorsese<br />
(„Taxi Driver“, „The Last Waltz“,<br />
„Casino“, „No Direction Home“,<br />
„Shine A Light“), hat sich der<br />
längst überfälligen Aufgabe angenommen,<br />
eine Dokumentation<br />
über das Leben des „stillen Beatle“<br />
George Harrison zu drehen. „Living<br />
In The Material World“, so<br />
der Titel des Films (nach einem<br />
von Harrisons Soloalben), soll<br />
im Oktober auf DVD herauskommen,<br />
kurz zuvor wird er in den<br />
USA vom Pay-TV-Sender HBO<br />
als Zweiteiler ausgestrahlt.<br />
Fotos: Durdan, David Gahr<br />
4
✹NACH<br />
✹NEU!<br />
leserPost<br />
Respektierter Udo<br />
Betrifft: Udo Jürgens in SONO 2/2011<br />
Wie wohltuend ist es, in einem<br />
reinen Musikmagazin eine ernsthafte<br />
und respektvolle Auseinandersetzung<br />
mit der Musik von<br />
Udo Jürgens zu lesen. Sonst findet<br />
er ja hauptsächlich in Klatschmagazinen<br />
statt, dabei spielt dieser<br />
großartige Sänger doch seit<br />
Jahrzehnten künstlerisch in einer<br />
ganz eigenen Liga.<br />
Patricia Hagemeyer, Bremen<br />
Wo bleiben Videos?<br />
Betrifft: SONO online<br />
Ich habe in der Sommerpause<br />
seit dem letzten Heft Ihre Website<br />
(www.sonomagazin.de; Anm.<br />
d. Red.) wegen den wöchentlich<br />
neuen Plattentipps schätzen gelernt.<br />
Allerdings wäre es schön,<br />
darauf auch Videos mit Musik für<br />
den erwachsenen Geschmack zu<br />
finden. So was muss heutzutage<br />
doch machbar sein!<br />
Erhard Grazowsky, per E-Mail<br />
Zu wenig LoFi<br />
Betrifft: SONOplus<br />
Eine 12-seitige Bestandsaufnahme<br />
über die Country-Szene<br />
im Abonnentensonderteil<br />
von SONO<br />
zu lesen, hat mich sehr<br />
gefreut. Allerdings kam<br />
die moderne „Alternative Country“<br />
oder „LoFi-Country“ genannte<br />
Strömung darin für mein Empfinden<br />
deutlich zu kurz . Vielleicht<br />
könnt ihr diesem Phänomen<br />
mal eine eigene Story widmen?<br />
Dennoch hat sich allein für das<br />
Country-Spezial schon mein Abo<br />
gelohnt.<br />
Hans Neumüller, Lehrte<br />
Mischung stimmt<br />
Betrifft: SONO allgemein<br />
Besonders gut finde ich an SONO,<br />
dass in Ihrem <strong>Magazin</strong> die Mischung<br />
zwischen bekannten<br />
und beliebten Künstlern einerseits<br />
(über die man einfach gerne<br />
mal wieder Neues lesen bzw.<br />
von deren neuen CDs<br />
hören möchte) und<br />
neuen Künstlern andererseits<br />
stimmt. So lernt<br />
man Neues kennen, auf<br />
das man sonst vielleicht<br />
nicht gestoßen wäre,<br />
aber man fremdelt nicht<br />
zwischen lauter unbekannten<br />
Namen. Wobei die Rubrik „Neue<br />
Gesichter“ für meinen Geschmack<br />
gerne auf zwei Seiten ausgedehnt<br />
werden könnte.<br />
Robin-Peter Diltz, Bietigheim-<br />
Bissingen<br />
Ihre meinung<br />
ist uns wichtig!<br />
Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen<br />
oder Ergänzungen zu den<br />
Artikeln in SONO? Dann schreiben<br />
Sie uns – die Redaktion freut<br />
sich auf ihr Feedback unter post@<br />
sonomagazin.de oder per Post<br />
an Inmedia, Redaktion SONO, Lucile-<br />
Grahn-Str. 37, 81675 München<br />
Impressum<br />
Verlag: INMEDIA Verlagsund<br />
Redaktionsbüro GmbH<br />
Lucile-Grahn-Str. 37<br />
81675 München<br />
Telefon 089 / 457 261-0<br />
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Herausgeber: Günter F. Bereiter<br />
Redaktion: Christian Stolberg<br />
(c.stolberg@inmedia.de,<br />
Tel. 0 89 / 45 72 61-41)<br />
Autoren dieser Ausgabe: Marcel<br />
Anders, Svevo Bandini, Ralf Dombrowski,<br />
Guido Fischer, Heiko Große,<br />
Raoul Gulbenkian, Ernst Hofacker,<br />
Wolf Kampmann, Dagmar Leischow,<br />
Reinhard Lemelle, Felix Marondel,<br />
Steffen Rüth, Michael Sailer, Hans-<br />
Jürgen Schaal, Uwe Schleifenbaum,<br />
Robert Wallner<br />
Bildredaktion: Fritz Osskar<br />
Termine: Michael Sailer<br />
Design: Arndt Knieper<br />
Produktion: Viola Müller-Hergerdt<br />
Anzeigenmarketing: Maren Kumpe<br />
(m.kumpe@inmedia.de,<br />
Tel. 089 / 457 261-35)<br />
Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger<br />
(s.lanzinger@inmedia.de,<br />
Tel. 0 89 / 45 72 61-45)<br />
Druck: Augsburger<br />
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SONO erscheint sechsmal jährlich<br />
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Rebekka Bakken<br />
Für immer jung?<br />
Wer kennt nicht den Wunsch nach ewiger Jugend?<br />
Die norwegische Sängerin Rebekka Bakken covert<br />
auf ihrer neuen CD den Alphaville-Song „Forever<br />
Young“. Doch ihr Album spielt sich auf der Scheide<br />
zwischen Sommer und Herbst des Lebens ab.<br />
Von Wolf Kampmann<br />
ihren Gesang bislang ausmachte: Sie kommt<br />
ohne jede Sophistication aus. Ein Song ist ein<br />
Song, sie füllt ihn mit ihrer Stimme, ihrem<br />
Klavierspiel und der zurückhaltenden Begleitung<br />
ihrer Band aus und fertig. Einfachheit<br />
statt Verstiegenheit im Sinne poetischer<br />
Reduktion. „Ich würde diese Musik vor allem<br />
als organisch bezeichnen“, bestätigt die frischgebackene<br />
Country-Chanteuse. „Diese Aufnahmen<br />
gingen mir ganz leicht von der Hand.<br />
Während der Arbeit fiel mir immer wieder ein<br />
Satz ein, den ich unlängst gehört hatte: Repariere<br />
nichts, das nicht vorher zerbrochen ist.<br />
Wollte ich etwas verbessern, das eigentlich gut<br />
ist, würde ich es nur verderben. Wir ließen<br />
also alles Überflüssige weg. Das fing mit dem<br />
Songwriting an, erstreckte sich auf die Stimme<br />
und ging bis zur Produktion.“<br />
Als außergewöhnliche Sängerin hat<br />
sich Rebekka Bakken in Jazzkreisen<br />
längst einen Namen gemacht.<br />
Auf ihrer neuen CD „September“ schlägt die<br />
41-Jährige nun ganz neue Töne an. Mit der<br />
unwiderstehlich kraftvollen Zartheit ihres<br />
Timbres intoniert sie unschuldige Songs zwischen<br />
Country und Folkpop. Die Produktion<br />
ist unerwartet zurückhaltend, nahezu minimalistisch,<br />
sodass die Sängerin mit ihrer ganzen<br />
Persönlichkeit viel mehr in den Vordergrund<br />
tritt als auf früheren Alben. Der Titel<br />
der CD ist nicht nur ein zufällig gewähltes<br />
Bild. „Man weiß nie so recht, ob der September<br />
Teil von etwas Altem ist oder bereits etwas<br />
Neues ankündigt“, sinniert die charmante<br />
Norwegerin in ihrem Apartment in New<br />
York. „Im September stecken gleichermaßen<br />
Sommer und Winter. Mit dieser Offenheit will<br />
ich auch dem Hörer entgegentreten. Erst wenn<br />
er das Album gehört hat, wird er sich für eine<br />
der beiden Jahreszeiten entscheiden können.“<br />
Organischer Sound statt<br />
Studiokosmetik<br />
Wobei diese CD schon öfter als einmal gehört<br />
werden will, um diese Entscheidung zu treffen.<br />
„September“ besteht zum größten Teil<br />
aus Balladen. Das getragene Tempo und die<br />
Themenauswahl drücken anfangs auf die Gesamtstimmung.<br />
Doch Song für Song klart der<br />
Himmel über der Sängerin auf, wird freundlicher<br />
und positiver. Diese Klarheit führt den<br />
Hörer ohne Umwege direkt zu ihr selbst.<br />
Rebekka Bakken spricht davon, dass sie<br />
auf dieser CD mehr denn je ihre eigene musikalische<br />
Welt geschaffen habe, um die sich<br />
alle Geschichten drehen. Das mag nach einem<br />
Gemeinplatz klingen, der so oder ähnlich zu<br />
jeder neuen Veröffentlichung sämtlicher Musiker<br />
der Welt geäußert wird, doch im Fall<br />
von „September“ fehlt tatsächlich all die Studiokosmetik,<br />
die Frau Bakkens frühere Platten<br />
zuweilen überfrachtet haben. Plötzlich<br />
kann sie loslassen. Die Kommunikation erfolgt<br />
nicht auf halbem Weg zwischen Künstlerin<br />
und Hörer, sondern die Song-Poetin öffnet<br />
weit ihre Pforten, auf dass sich der Hörer<br />
voll und ganz auf ihren Kosmos einlasse. „Ich<br />
habe großes Glück, meine eigene Welt auf diese<br />
Weise erforschen zu können“, sagt sie nachdenklich.<br />
„Für den Hörer dürfte es kein Problem<br />
sein, sich in diese Welt hineinzuversetzen.<br />
Es geht ja auch um den Standpunkt, von dem<br />
aus ich meine Außenwelt betrachte. Ich selbst<br />
mag mich verändert haben, aber meine Umgebung<br />
ist dieselbe geblieben. Auf dieser Platte<br />
geht es um meine Filter, meine Wahrnehmung<br />
und meine Sprache.“<br />
Sie spricht eine Einladung an ihr Publikum<br />
aus, für die sie sich auch noch eines wesentlich<br />
persönlicheren Aspekts entledigt, der<br />
Rebekka und die Jazzmänner<br />
Frühe Wegbegleiter der Sängerin<br />
Dass die 1970 in Oslo geborene Rebekka Bakken<br />
meist als Jazzsängerin gehandelt wird, obwohl sie<br />
sich (trotz unbestrittener Liebe zum Jazz) eigentlich<br />
nicht als solche sieht, hat viel mit ihren früheren<br />
musikalischen Partnern zu tun: Mit dem österreichischen Gitarristen<br />
Wolfgang Muthspiel (oberes Bild) spielte sie die Duo-Alben<br />
„Daily Mirror“ (2001) und „Beloved“ (2002) ein,<br />
der einflussreiche norwegische Soundtüftler Bugge<br />
Wesseltoft (li.) war eine treibende Kraft hinter ihrem<br />
ersten Soloalbum „The Art Of How To Fall“ (2003).<br />
Eine Rückkehr zu sich selbst<br />
Dabei machte Rebekka Bakken die einzigartige<br />
Erfahrung, in den Songs die Songs<br />
zu entdecken. Das war nicht immer leicht.<br />
Die Arbeit mit den Musikern war nicht das<br />
Problem, aber um sich zu besagter Klarheit<br />
zu zwingen, musste sie ein erhebliches Maß<br />
an Selbstehrlichkeit aufbringen. Daher auch<br />
das ungewöhnliche Experiment mit „Forever<br />
Young“. Sie war sich bewusst, dass niemand<br />
diesen Song, der eine ganze Generation gespalten<br />
hat, vorurteilsfrei hören kann. „In<br />
den 80er Jahren gab es ja so viele gute Songs,<br />
die in grässliche Produktionen eingesperrt waren“,<br />
seufzt sie munter. „Für mich persönlich<br />
war dieses Lied damals sehr wichtig, und ich<br />
wollte es endlich einmal ohne diese 80er-Jahre-<br />
Brille singen. Jetzt macht es mir selbst Spaß,<br />
mich in diesem Song zu hören.“<br />
Für die noch immer jugendlich gestylte<br />
Blondine kam die mondäne Wende zu intimen<br />
Americana-Songs keineswegs plötzlich,<br />
denn schon als Jugendliche habe sie diese Art<br />
von Liedern geschrieben, sagt sie. Damals natürlich<br />
nur für sich selbst. Wenn<br />
sie heute in den Spiegel blickt,<br />
sieht sie sicher nicht das spielerisch<br />
kostümierte Cowgirl, das<br />
auf dem Cover von „September“<br />
posiert, sondern eine Persönlichkeit,<br />
die sie lange nicht mehr war<br />
und endlich wieder sein darf.<br />
„Meine Musik gelangt an einen<br />
Punkt, an dem ich schon immer<br />
gewesen bin“, lautet ihr Credo.<br />
Willkommen zu Hause!<br />
Neu: Rebekka Bakken „September“<br />
(Emarcy/Universal) erscheint am<br />
16. September<br />
6
Spielerisch geht Rebekka Bakken<br />
hier mit Country-Klischees um,<br />
nicht ohne Grund: Vom Jazz hat<br />
sich die Sängerin auf der neuen CD<br />
hin zu Country und Folk bewegt<br />
Foto: Tina Axelsson<br />
7
Wynton Marsalis & Eric Clapton<br />
Zeitreise in Blau<br />
Die zwei Großmeister zelebrieren auf ihrem Live-<br />
Album den Blues auf eine Weise, die vor allem die Fans<br />
des Gitarristen überraschen dürfte. Von Christian Stolberg<br />
Viele Clapton-Fans, die zum ersten<br />
Mal in „Wynton Marsalis & Eric<br />
Clapton Play The Blues“ hineinhören,<br />
werden überrascht sein, was ihnen da<br />
im ersten Stück entgegenschallt: Louis Armstrongs<br />
„Ice Cream“, ein Traditional, das man<br />
sonst von Dixieland-Kapellen hört, fetzt da<br />
in einer heftig swingenden Version aus den<br />
Boxen. Eine Auffassung vom Blues, die Welten<br />
entfernt ist von dem, was man sonst von<br />
Clapton kennt. Doch wenn nach drei Minuten<br />
Slowhands unverkennbare Leadgitarre zum<br />
Solo anhebt, werden seine Anhänger durchatmen.<br />
Es ist der Auftakt eines Mitschnitts<br />
von zwei Konzerten und einer Gala, die die<br />
beiden Ausnahmemusiker Anfang April im<br />
Rose Theatre des New Yorker Lincoln Center<br />
bestritten.<br />
Der englische Rockgitarren-Gott und der<br />
Jazzstar aus New Orleans – eine ungewöhnliche<br />
Kombination, doch sie haben mehr gemeinsam<br />
als ihre Virtuosität und Prominenz:<br />
ein fast schon musikethnologisches Wissen<br />
In der Vorbereitung der Konzerte gab es<br />
eine Aufgabenteilung: Marsalis stellte die<br />
Band zusammen (aus Mitgliedern seines<br />
Lincoln Center Jazz Orchestra plus Claptons<br />
Keyboarder Chris Stainton), schneiderte die<br />
Arrangements für sie zurecht – und orientierte<br />
sich dabei offensichtlich am Vorbild<br />
Gitarristen neu, mit einer Ausnahme: Claptons<br />
Superklassiker „Layla“ kam auf Drängen<br />
von Marsalis-Bassist Carlos Henriquez<br />
auf die Setliste. „Ich hätte nicht geglaubt, dass<br />
das funktioniert“, gestand Clapton, doch das<br />
ungewohnte Arrangement im schwermütigsinnlichen<br />
Creole Jazz Style macht den vielgespielten<br />
Pophit zu einem der Überraschungstreffer<br />
im Programm.<br />
Es war nicht nur eine liebevolle Verbeugung<br />
vor der Blues- und Jazztradition, was<br />
sich da auf der Bühne abspielte, sondern<br />
auch ein Triumph der schieren Spielfreude:<br />
Clapton und Marsalis solieren reichlich, aber<br />
auch Posaunist Chris Crenshaw, Klarinettist<br />
Victor Goines und die Pianisten Dan Nimme<br />
und Chris Stainton kommen ausgiebig zum<br />
Zuge. Man spürt, wie schnurzegal es ihnen<br />
ist, ob die Musik gerade cool und angesagt ist,<br />
die sie da mit heißem Engagement wieder ins<br />
Rampenlicht holen. Das Spiel des Gitarristen<br />
harmoniert verblüffend gut mit Marsalis’<br />
Spitzenjazzern. Und so witzelt der Brite:<br />
Gutgelaunte Traditionspflege: Marsalis und Clapton im Kreis der Jazzer vom Lincoln Center<br />
über die Bluestradition und Leidenschaft für<br />
ihre Erhaltung für die Nachwelt. Ganz ohne<br />
Vorgeschichte waren die Auftritte ohnehin<br />
auch nicht: Auf Erics 2010er Album „Clapton“<br />
gastierte Marsalis mit Teilen seiner Band<br />
auf immerhin vier Titeln.<br />
von King Olivers legendärer Creole Jazz<br />
Band. Clapton wählte das Repertoire aus –<br />
und stöberte dabei im New Orleans Jazz der<br />
20er und im Jump Blues der 30er Jahre, Gefilden,<br />
mit denen Marsalis und seine Leute<br />
vertrauter sind als er, der sich bisher eher<br />
am Countryblues sowie am elektrifizierten<br />
Chicagoblues der 50er Jahre orientiert hatte.<br />
Alle diese Stücke sind im Repertoire des<br />
„Ich hab immer allen Bluesleuten, mit denen<br />
ich gespielt habe, gesagt: Ich mach das bloß,<br />
bis ich endlich in einer Jazzband mitspielen<br />
darf!“ Zum Finale steigt dann noch der New<br />
Yorker Bluesveteran Taj Mahal mit ein.<br />
Neu erschienen: „Wynton Marsalis & Eric Clapton<br />
Play The Blues – Live From Jazz At Lincoln<br />
Center“ (Warner), als Audio-CD und CD + DVD<br />
8
Foto: Lutz Voigtländer<br />
backstage-lektüre<br />
Rolf Zacher<br />
Er ist ein liebenswertes Enfant terrible unter den<br />
deutschen TV-Darstellern: Der Berliner Schauspieler<br />
Rolf Zacher, ein immer noch unangepasster<br />
Vertreter der 68er-Generation, hat nicht nur<br />
in über 200 deutschen Fernsehfilmen tragende<br />
Rollen gespielt und seine markante Stimme als<br />
Synchronsprecher Hollywoodstars wie Robert<br />
de Niro und Nicholas Cage geliehen,<br />
sondern ist auch immer wieder als Musiker<br />
aktiv. Am 23.9. erscheint seine zweite<br />
eigene CD „Danebenleben“, auf der er unter<br />
anderem Musik von Bruce Springsteen,<br />
Queen und Georg Friedrich Händel interpretiert.<br />
Zwischen musikalischen Sessions<br />
und Schauspielengagements liest Zacher<br />
derzeit das Buch „Irre! - Wir behandeln<br />
die Falschen: Unser Problem sind die Normalen<br />
- Eine heitere Seelenkunde“ von<br />
Manfred Lütz, denn, so Zacher, Anarcho<br />
aus Überzeugung: „Das<br />
ist einfach ein gut geschriebenes<br />
und unterhaltsames<br />
Buch! Die Normalen sind<br />
die Irren und umgekehrt. Das<br />
stellt die Welt auf den Kopf,<br />
und das find ich spannend!“<br />
Hörstoff: Rolf Zacher<br />
„Danebenleben“ (Premium<br />
Records/Soulfood)<br />
erscheint am 23.9.<br />
verlosung<br />
„After Hours –<br />
The Collection“<br />
Die Compilation „After Hours: The<br />
Collection – Northern Soul Masters“<br />
präsentiert Northern<br />
Soul – 75 legendäre<br />
Aufnahmen aus den<br />
Jahren 1965-1974 in<br />
einer kultigen Drei-<br />
CD-Box, mit Künstlern<br />
wie Ike & Tina Turner,<br />
Deon Jackson, Barbara Lynn, Archie<br />
Bell & The Drells, The Drifters und<br />
The Three Degrees.<br />
Wir verlosen drei Exemplare<br />
dieser wertigen Soul-Box!!<br />
Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort<br />
„Northern Soul“ abschicken an:<br />
Inmedia, Redaktion SONO,<br />
Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München.<br />
Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2011.<br />
7<br />
10<br />
All Time Best<br />
8<br />
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Noch mehr Musik-Ikonen und ihre größten Aufnahmen - jetzt in der „Reclam Musik Edition“!<br />
Die CD-Serie von Sony Music startete im März 2011 und bietet auf jeweils einer „Best of“-CD ein Kompendium des Musikschaffens legendärer<br />
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Staffel u.a. mit Johnny Cash, Bob Dylan und Elvis Presley werden im August 2011 um die Alben von Leonard Cohen, Falco, Rory Gallagher,<br />
Whitney Houston, Willie Nelson und Lou Reed ergänzt. Fortsetzung der CD-Serie im Winter 2011.<br />
Erhältlich als CD und mp3-Download auf . Sowie im Buch- und Tonträgerhandel! Mehr Infos: www.legacy-club.de/reclam-musik
Hubert vo n G oisern<br />
Das Achleitnersche Pendel<br />
Zwei Jahre nach seiner spektakulären Donautournee suchte<br />
der Alpinpop-Star aus dem Salzkammergut den Weg zurück<br />
zur Einfachheit – mit dem Album „Entwederundoder“ und<br />
einer Tour durch abgelegene Landgasthöfe. Von Christian Stolberg<br />
Fans, die den künstlerischen<br />
Werdegang des<br />
Hubert Achleitner, der<br />
sich nach seinem Geburtsort<br />
in Oberösterreich so wohlklingend<br />
Hubert von Goisern nennt,<br />
schon länger verfolgen, kennen<br />
das Phänomen: Der charismatische<br />
Star des Alpenrock verfolgt<br />
in seiner Arbeit beileibe keine<br />
gerade Linie: Da folgte auf die<br />
erste Erfolgsphase mit seinen<br />
Alpinkatzen eine zurückgezogenere<br />
Periode mit Filmmusiken,<br />
da wechseln sich Alben mit vergleichsweise<br />
hohem Pop- und<br />
Weltmusikanteil mit stilleren,<br />
traditionelleren Arbeiten ab,<br />
fix bleibt nur eines: Bei Goisern<br />
muss mit Überraschungen gerechnet<br />
werden.<br />
„Ich investiere mich in meine<br />
Projekte immer so total, dass ich<br />
in dieser Zeit zwangsläufig vieles<br />
andere vernachlässigen muss.<br />
Und die Folge ist, dass es mich,<br />
wenn sich ein Projekt dem Ende<br />
zuneigt, dann immer mit aller<br />
Macht weg von diesem Thema in<br />
eine ganz andere, oft völlig entgegengesetzte<br />
Richtung zieht“,<br />
kommentiert der viel jünger wirkende<br />
58jährige im Gespräch mit<br />
SONO diese Pendelausschläge.<br />
Auch mit seinen beiden<br />
jüngsten Projekten schlägt der<br />
Musiker aus dem Salzkammergut<br />
wieder einen Haken: Nach<br />
seiner medial stark beachteten<br />
„Linz Europa Tour“ auf der<br />
Do nau, bei der Goisern in den<br />
Jahren 2007 bis 2009 in 60 Konzerten<br />
zwischen Schwarzmeer<br />
und Nordsee mit vielen Gästen<br />
(darunter Konstantin Wecker,<br />
Xavier Naidoo, Zap Mama) auf<br />
vier Schiffen seine Vision einer<br />
„kulturellen Osterweiterung“<br />
Auch im Umgang mit seinem<br />
Lieblingsinstrument pendelt<br />
Goisern zwischen gegensätzlichen<br />
Polen: mal inwendig ...<br />
verfolgte, einer Unternehmung,<br />
„bei der ich eigentlich mehr eine<br />
Rolle wie ein Impresario hatte,<br />
wollte ich wieder ein etwas persönlicheres,<br />
privateres Album aufnehmen,<br />
etwas, was wieder mehr<br />
mit mir als Person zu tun hat“.<br />
Zwar hat Goisern nach eigener<br />
Aussage keinen „Masterplan“<br />
im Kopf, wenn er ein neues<br />
Album angeht, „aber in mir<br />
entsteht nach und nach ein akustisches<br />
Bild, eine Vorstellung davon,<br />
was für eine musikalische<br />
Anmutung eine Platte haben soll.<br />
Und wenn die soweit ist, dass sie<br />
fast aus mir herausplatzt, dann<br />
mach’ ich mich ans Aufnehmen.“<br />
Von Herbst 2010 bis Februar 2011<br />
spielte Goisern nun mit seiner<br />
verschlankten Band die zwölf<br />
Lieder seines neuen Albums<br />
„Entwederundoder“ ein, geradlinige,<br />
bisweilen intime Songs<br />
mit aufs Wesentliche reduzierten<br />
Arrangements.<br />
Fotos: Helmut Berg, Jürgen Skarwan<br />
10
Eine wichtige Farbe in Goiserns<br />
„akustischem Bild“ für<br />
„Entwederundoder“ kommt von<br />
der modernen Countrymusik:<br />
„Ich habe nach dieser Qualität<br />
gesucht, wie sie etwa in den Alben<br />
der ‚American Recordings‘-<br />
Serie von Johnny Cash steckt,<br />
dieses totale Auf-den-Punkt-<br />
Kommen“. Auch der Blues spielt<br />
in zwei Stücken („I versteh di<br />
nit“, „Suach da an Andern“) eine<br />
tragende Rolle – damit knüpft<br />
der Österreicher an ein frühes<br />
Schlüsselerlebnis an: „Ich war<br />
vielleicht 16 oder 17 Jahre alt und<br />
hatte gerade gelernt ein bisschen<br />
Gitarre zu spielen, als ich zum<br />
ersten Mal in einem Club bei einer<br />
Session einsteigen durfte. Ich<br />
hatte noch keine Ahnung vom<br />
Blues, hab aber schnell gemerkt,<br />
wie leicht man diese Form mit<br />
seinen eigenen Gefühlen füllen<br />
kann. Auch, weil es da keine ‚verbotenen‘<br />
Töne gibt.“ Bluesplatten<br />
von Alexis Korner, John Mayall,<br />
John Lee Hooker und anderen<br />
wurden von da ab Bestandteil<br />
seiner musikalischen Sozialisation.<br />
Nicht nur was den Sound,<br />
auch was die Songthemen angeht,<br />
zog Hubert von Goisern<br />
auf dem neuen Album die Kreise<br />
wieder enger: wehmütige Meditationen<br />
(„Ees is wias is“, „Lebwohl“),<br />
Zorn („Suach da an andern“),<br />
die zwischenmenschliche<br />
Kommunikation („I versteh di<br />
nit“) – er thematisiert hier nicht<br />
die große Weltpolitik, sondern<br />
„Dinge, die in meiner Umgebung<br />
passieren, Problemfelder, mit denen<br />
ich als Person immer wieder<br />
zu tun hab“.<br />
Therapie im Wirtshaus<br />
Nachdem die Rückkehr zur Einfachheit<br />
im Studio vollzogen<br />
war, drängte es Goisern auch<br />
live wieder zu bodenständigeren<br />
Erfahrungen. Und so unternahm<br />
er im April mit seiner Band eine<br />
Kurztournee durch acht abgelegene<br />
österreichische Wirtshäuser,<br />
gab dort Konzerte ohne großen<br />
Showfirlefanz, auf kleinen<br />
Bühnen und mit denkbar direk-<br />
... dann wieder „krachert“ wild<br />
und ekstatisch<br />
tem Publikumskontakt. „Das<br />
war eigentlich zunächst als eine<br />
Art Therapie für meine Band gedacht.<br />
Ich hab gefunden, dass die<br />
sich a bisserl sehr an die großen<br />
Bühnen, des tolle Licht und das<br />
ganze Drumherum gewöhnt hatten.“<br />
Schließlich aber, gesteht der<br />
Bandleader, stellte sich heraus,<br />
„dass es vor allem eine Therapie<br />
für mich selbst war“. Im normalen<br />
Konzertbetrieb ziehen sich<br />
Goisern und seine Band wie die<br />
meisten ähnlich erfolgreichen<br />
Kollegen in abgesperrte Bereiche<br />
zurück, „aber im Wirtshaus<br />
geht das natürlich ned – eine Erfahrung,<br />
die uns wieder ganz gut<br />
geerdet hat“.<br />
Neu erschienen: Hubert von<br />
Goisern „Entwederundoder“ (Sony)<br />
Tournee: Hubert von Goisern<br />
ist mit seiner Band ab Januar 2012<br />
durch Deutschland/Österreich/<br />
Schweiz unterwegs<br />
THE BEST OF<br />
25 YEARS<br />
Das Box Set zum 25-jährigen<br />
Jubiläum seiner Solokarriere<br />
Inhalt:<br />
• Drei CDs mit 45 remasterten und von Sting persönlich kuratierten<br />
Songs, darunter neun von Robert Orton und Steve Fitzmaurice exklusiv<br />
für diese Sammlung geremixte Songs.<br />
• Die DVD Rough, Raw & Unreleased: Live At Irving Plaza, das bisher<br />
unveröffentlichte Livekonzert, zehn Tracks, gefilmt in New York beim<br />
letzten Konzert von Stings “Broken Music” US-Tour 2005.<br />
Ab dem 23. September<br />
• Hardcover Buch mit Hintergrundbildern und seltenen Fotos, sowie den<br />
kompletten Songtexten, einem persönlichen Kommentar und einem<br />
neugeschriebenen Einleitungstext von Sting.<br />
www.sting.com
hat. Es hat den Heavy Metal beendet und den<br />
Alternative-Rock zum neuen Mainstream werden<br />
lassen. Womit es allerdings auch die Türen für Limp<br />
Bizkit und Puddle Of Mudd geöffnet hat. Von daher<br />
hat es eine Menge Blut an seinen Händen.“ (lacht)<br />
SONO-Umfrage<br />
20 Jahre „Nevermind“<br />
Mit ihrem zweiten Album verdrängten Nirvana<br />
im September 1991 nicht nur Michael Jackson von<br />
der Spitze der globalen Charts. Es leitete auch<br />
eine musikalische Revolution namens Grunge ein,<br />
die bis heute viele illustre Freunde hat:<br />
Alison Krauss<br />
„Das Album hatte eine unglaubliche<br />
Energie und eine so starke Identität,<br />
dass es die Welt verändert hat. Denn so etwas wie<br />
,Nevermind‘ lässt sich nicht ignorieren – weil es<br />
den Geist und die Herzen der Menschen berührt. Es<br />
ist faszinierend, wie kraftvoll Kunst sein kann.“<br />
Ric Ocasek (The Cars)<br />
„Ich mochte ,Smells Like Teen Spirit‘. Das<br />
war das Erste, was ich gehört habe. Und<br />
mir gefiel der Gitarrensound. Also wie groß er war –<br />
und wie rau und ungeschliffen. Außerdem hatte der<br />
Song einen tollen Text. Ich meine, ich hätte nie gedacht,<br />
dass sich daraus eine Bewegung entwickeln<br />
würde, aber es hat sich als gutes Sprungbrett für<br />
eine Menge talentierter Bands erwiesen.“<br />
Dave Grohl (Foo Fighters)<br />
„Dieses Album hat mein Leben verändert.<br />
Schließlich war es etwas, womit<br />
keiner gerechnet hatte. Als es dann explodiert ist,<br />
war das einfach verrückt. Das hätte nie passieren<br />
dürfen. Genau wie Kurts Selbstmord, der alles<br />
beendete. Und das einfach so – quasi über Nacht.<br />
Es war eine emotionale Achterbahnfahrt.“<br />
Moby<br />
„Ich halte ,Nevermind‘ nicht wirklich für<br />
einen Meilenstein. Ich meine, ich mag<br />
die Band, Kurt war ein großartiger Songwriter, Krist<br />
und Dave sind nette Jungs, aber das Album an sich<br />
finde ich gar nicht so toll. Es hat eigentlich nur drei<br />
gute Stücke. Aber was es so relevant macht, ist die<br />
Art, wie es die Musik der damaligen Zeit verändert<br />
Flea (Red Hot Chili Peppers)<br />
„Nirvana ist die beste Band ihrer Zeit.<br />
Und das Album ist verdammt noch mal<br />
umwerfend. Jeder einzelne Song ist der Wahnsinn.<br />
Der Geist, der sich durch dieses Album zieht, ist unglaublich<br />
kraftvoll. Deshalb gibt es für mich auch<br />
nichts Besseres.“<br />
Patti Smith<br />
„Mit dieser Gruppe konnte ich mich wirklich<br />
identifizieren. Also mit ihrer Welt und<br />
ihren Fans. Ich habe Bilder von den sogenannten<br />
Grunge-Kids gesehen, und sie sahen aus wie meine<br />
eigenen – wie ich. Und ich mochte die Einstellung<br />
und die Musik von Nirvana. Sie haben wirklich tolle<br />
Songs geschrieben. Wobei ,Nevermind‘ mein absolutes<br />
Lieblingsalbum ist. Es ist eine Tragödie, dass<br />
er sich das Leben genommen hat. Ein riesiger Verlust.<br />
Ich habe tagelang geweint.“<br />
Tori Amos<br />
„Ich war auf Tour in Schweden, und das<br />
Video zu ,Smells Like Teen Spirit‘ lief auf<br />
MTV. Ich wusste sofort, dass es etwas Besonderes<br />
war, etwas völlig Neues – der Sound einer Generation.<br />
Und die Tatsache, dass es jetzt 20 wird, gibt<br />
mir nicht nur das Gefühl, unglaublich alt zu sein,<br />
sondern es erinnert mich auch an eine Zeit, als es<br />
noch kein Internet gab. Als wir noch anders miteinander<br />
kommuniziert haben. Und ich muss sagen:<br />
Irgendwie war das kreativer, die Musik war besser,<br />
die Leute haben mehr Konzerte besucht und den<br />
direkten Kontakt zueinander gesucht – statt sich<br />
in einer digitalen Welt zu bewegen.“<br />
Gesammelt von Marcel Anders<br />
Foto: Ellen von Unwerth<br />
12
neue gesichter<br />
Miloš Karadaglić<br />
Mittelmeerromantik auf<br />
hohem Niveau<br />
[Klassik] Als musikalische Reise ans Mittelmeer<br />
hat der montenegrinische Gitarrist sein<br />
Debütalbum bei der Deutschen Grammophon<br />
angelegt: Werke von Komponisten wie Isaac<br />
Albéniz, Enrique Granados, aber auch von<br />
Mikis Theodorakis interpretiert der 28-Jährige<br />
mit solch ausdrucksvoller Sensibilität und<br />
gelassener Reife, das man ihn trotz der Dressman-Fotos<br />
auf dem CD-Cover schnell künstlerisch<br />
ernst nimmt. Zwar erfüllt die CD atmosphärisch<br />
die Versprechungen auf mediterrane<br />
Romantik durchaus, die mit der Optik<br />
geweckt werden – aber eben auf hohem Niveau.<br />
Karadaglić, der an der Royal Academy<br />
Of Music in London ausgebildet wurde, hat<br />
klug daran getan, sowohl den östlichen als<br />
auch den westlichen Mittelmeerraum in seine<br />
Repertoireauswahl einzubeziehen – so wirkt<br />
der Reigen dieser 17 Stücke auch ohne Gimmicks<br />
abwechslungsreich. Raoul Gulbenkian<br />
Die Latin-Lover-<br />
Pose mag täuschen:<br />
Hier sitzt ein ernsthafter<br />
Interpret<br />
Miloš Karadaglić „Mediterraneo“ (DG/Universal)<br />
Seide<br />
Schimmernder Hörstoff<br />
zwischen Jazz und Pop<br />
Will Aufmerksamkeit<br />
und<br />
belohnt sie<br />
auch: Sabine<br />
Müller<br />
[Vocal Jazz] „Lausche dieser Musik am besten über<br />
gute Kopfhörer oder gute Lautsprecherboxen. Schenke<br />
dir Zeit. Befreie dich von allen Ablenkungen“, fordert<br />
das Nürnberger Trio mit dem schillernden Namen<br />
Seide im Booklet seines Debütalbums „Passion,<br />
Pain & Poetry“. Wer das von seinen Hörern verlangt,<br />
muss auch etwas zu bieten haben: Sabine Müller<br />
(Stimme, Glockenspiel), Tino Derado (Tasten)<br />
und Christoph Müller (Posaune) belohnen die<br />
ungeteilte Aufmerksamkeit des Hörers mit<br />
fragilen, fein nuancierten Jazzsongs in mal<br />
englischer, mal deutscher Sprache. Nicht<br />
zuletzt dank der ungewöhnlichen<br />
Instrumentierung entfalten<br />
sie ein ganz eigenes, intimes<br />
Flair. Felix Marondel<br />
Seide „Passion, Pain &<br />
Poetry“ (A Jazz/ NRW)<br />
Gabe Dixon<br />
Auf den Spuren von Elton und Billy<br />
[Pop] Er erinnert an die glänzendste Zeit des US-Popradios,<br />
die frühen 70er, als Künstler wie Elton John und<br />
Billy Joel textlichen Anspruch genial mit eingängigen<br />
Songs, frische Musikalität perfekt mit gut polierter Produktion<br />
verbanden. Der Sänger und Pianist Gabe Dixon<br />
überzeugt mit unterhaltsamem melodiösem, klaviergetriebenem<br />
Pop ganz in der Tradition von Elton und<br />
Billy. Als Duettgast mit dabei: Bluegrass-Königin Alison<br />
Krauss. Felix Marondel<br />
Gabe Dixon „One Spark“ (Fantasy/Universal)<br />
13
Eine kleine Charts-Historie<br />
Von Pferdehalftern<br />
& Fußballhymnen<br />
Hit oder Niete? Abzulesen ist das an den<br />
Charts. Wie aber funktioniert das Spiel<br />
mit den Platzierungen, wer steckt<br />
dahinter, und wie wird abgerechnet? Ein<br />
Streifzug durch Gegenwart und Vergangenheit<br />
der Hitparaden. Von Ernst Hofacker<br />
Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg aus Bremerhaven war die<br />
Erste: Unter ihrem Künstlernamen Lale Andersen gelang der<br />
blonden Sängerin in den Weltkriegsjahren mit „Lili Marleen“<br />
der erste verbürgte Millionenseller in Deutschland. Nummer eins war<br />
sie trotzdem nicht. Denn eine Hitparade, also eine verlässliche Rangliste<br />
der bestverkauften Schallplatten, gab es zu jener Zeit in Deutschland<br />
nicht. Erstmals im Dezember 1953 druckte die Branchenzeitschrift<br />
„Der Automatenmarkt“ eine Liste der hierzulande in den Jukeboxes<br />
verbreitetsten Platten ab. An der Spitze damals: „Es hängt ein Pferdehalfter<br />
an der Wand“ von der niederländischen Gruppe Kilima Hawaiians<br />
– mithin der erste dokumentierte Nr.-1-Hit in Deutschland.<br />
Bis heute wird der Titel indes mit einem anderen Interpreten verbunden,<br />
dem ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Sänger<br />
Bruce Low. In die Hitparade schaffte es seine Version jedoch nie. Dass<br />
Lows Pferdehalfter nach Charts-Maßstäben deutlich tiefer hing als<br />
das von den Kilima Hawaiians, im Gedächtnis des Publikums aber<br />
weit präsenter blieb, zeigt zweierlei: Die Hitparadenplatzierung sagt<br />
nicht unbedingt etwas darüber aus, wie bekannt eine Platte ist. Und:<br />
die Charts des Jahres 1953 spiegelten natürlich einen gänzlich anderen,<br />
kleineren und von unterschiedlichen Medien bestimmten Markt wider<br />
als die des Jahres 1973 oder die aus heutiger Zeit.<br />
Jeder kochte seine eigenen Charts<br />
So wie heute in die Verkaufslisten selbstverständlich neben den eigentlichen<br />
CD-Absätzen anteilig die Radioeinsätze und die Online-Verkäufe<br />
einer Platte einfließen, so spielte in der Frühzeit der Charts die Jukebox<br />
eine entscheidende Rolle. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 1940<br />
in den USA bereits 60 Prozent der gepressten Schellackplatten in den<br />
rund 400.000 Jukeboxen landeten. In späteren Jahren stieg dieser Anteil<br />
Schätzungen zufolge gar auf zeitweise 75 Prozent.<br />
Die Jukeboxes waren also der – neben dem eigentlichen Handel<br />
und dem Radio-Airplay – wichtigste Absatzmarkt für die Schallplattenindustrie.<br />
Folgerichtig fügte das US-Branchenmagazin Billboard<br />
seinen Absatzstatistiken, die auf Angaben der Plattenlabels sowie Erhebungen<br />
bei Radiosendern beruhten, im Jahr 1938 auch eine Liste<br />
der beliebtesten Jukebox-Titel hinzu. Erstmals hatte Billboard im Jahr<br />
1913 eine Verkaufsstatistik veröffentlicht, damals dokumentierte diese<br />
jedoch noch die Absätze der sogenannten Music Sheets, also Notenblätter<br />
– die Schallplatte war noch kaum verbreitet. 1936 dann gab es<br />
Illustration: Max Ott<br />
14
die Jukebox<br />
Frühe Hitmaschine<br />
Die Jukeboxes, wie wir sie heute<br />
kennen, hatten einen Vorläufer: den<br />
Phonographen, der Musik von<br />
Wachswalzen abspielte. Als in den<br />
30er Jahren die Schellackplatten<br />
immer populärer wurden, verdrängten<br />
die Jukeboxen die Phonographen.<br />
Bereits in den 40er Jahren bekamen<br />
die Geräte ein Design, dessen<br />
Grundzüge sich bis<br />
heute erhalten<br />
haben. Jahrzehntelang<br />
hatten vor<br />
allem Jukeboxes<br />
in öffentlichen<br />
Lokalen großen<br />
Einfluss auf den<br />
Plattenverkauf.<br />
in Billboard die erste echte Hitparade. Im Laufe der Jahrzehnte legten<br />
Billboard und Konkurrenzmagazine wie Cash Box und Record World<br />
ihren Charts eine jeweils eigene Mischung aus Verkaufsstatistiken und<br />
Airplay zugrunde.<br />
Ähnlich die Charts-Historie in Deutschland. Ab 1959 kümmerte<br />
sich das Fachblatt Der Musikmarkt um die systematische Erstellung<br />
einer Hitparade. Der Verlag rief die Verkaufsstatistiken bei ausgesuchten<br />
Händlern ab und kombinierte Angaben zu Platten- und Notenverkäufen<br />
und die Verbreitung in den Automaten zu einer einheitlichen<br />
Bestenliste. Erster Spitzenreiter dieser nun zuverlässigeren Charts war<br />
Freddie Quinn mit „Die Gitarre und das Meer“. Zunächst erschienen<br />
die Musikmarkt-Charts monatlich, seit 1965 14-tägig, seit 1971 wöchentlich.<br />
1976 trat das Baden-Badener Marktforschungsinstitut Media Control<br />
auf den Plan und liefert seitdem im Auftrag des Bundesverbandes<br />
der Phonographischen Wirtschaft die offiziellen Charts für Deutschland.<br />
Zur Berechnung dienten lange Zeit ausschließlich die Verkaufszahlen<br />
der Tonträger (Schallplatten, Musikkassetten), seit 1989 wurden<br />
auch die Radioeinsätze eines Titels berücksichtigt. Die digitale Revolution<br />
schlägt sich seit 2001 auch in den Media-Control-Charts nieder,<br />
wo seitdem die Online-Verkäufe<br />
einfließen. Heute melden wöchentlich<br />
2.000 Geschäfte – kleine<br />
Läden genauso wie große<br />
Handelsketten und Online-Riesen<br />
wie iTunes und Amazon –<br />
ihre Zahlen an ein automatisches<br />
Registrierungssystem.<br />
Der Nr.-1-Hit,<br />
den keiner kennt<br />
Allerdings ist der Absatz von<br />
physischen Tonträgern seit dem<br />
Siegeszug des Online-Handels<br />
in den Keller gefallen. Beeindruckender<br />
Beleg: Die kalifornische<br />
Sängerin Sara Bareilles eroberte<br />
im Jahr 2010 mit gerade noch<br />
89.500 verkauften Exemplaren<br />
ihres Albums „Kaleidoscope<br />
Heart“ in der ersten Woche nach<br />
der Veröffentlichung Platz eins<br />
in den US-Billboard-Charts –<br />
so wenig Verkäufe hatten dafür<br />
bis dahin noch nie ausgereicht.<br />
Zum Vergleich: Im Jahr 1998 schlug der US-Countrybarde Garth<br />
Brooks von seinem Live-Album „Double Live“ in der ersten Woche<br />
knapp 1,1 Millionen Exemplare los, ein Rekord, der natürlich ebenfalls<br />
für Platz eins reichte.<br />
Wie wenig die Chartsplatzierung gelegentlich über den Erfolg eines<br />
Songs aussagt, belegt das Beispiel einer der populärsten Melodien des<br />
letzten Jahrzehnts: Als „Seven Nation Army“ von der US-Indieband<br />
The White Stripes im Jahr 2003 erstmals auf Single erschien, kam es in<br />
den USA über Platz 76 nicht hinaus. In Deutschland blieb es praktisch<br />
unbemerkt. Erst nachdem es die Fußballfans entdeckt und im Sommer<br />
2008 zur heimlichen Hymne in den Stadien der Europameisterschaft<br />
gemacht hatten, wurde es eilig ein weiteres Mal als Single ausgekoppelt<br />
und schaffte es im Juli bis auf Platz vier der deutschen Hitlisten.<br />
Auf Platz eins thronte in diesen Wochen der DSDS-Sieger Thomas<br />
Godoj mit der Ballade „Love Is You“. Kennt die noch jemand?<br />
15
Rückblick<br />
Das Beste des Sommers<br />
Seit dem Erscheinen der letzten Printausgabe von<br />
SONO ist erneut ein bewegter Sommer ins Land<br />
gegangen. So wechselhaft er hinsichtlich des<br />
Wetters wieder war, so reich die Ernte in musikalischer<br />
Hinsicht. Wir rufen vier Highlights<br />
unter den Musikveröffentlichungen dieses Sommers<br />
2011 hier noch einmal in Erinnerung.<br />
Das Rockalbum des Sommers:<br />
Tedeschi Trucks Band<br />
„Revelator“<br />
Die Vorfreude vor allem in den<br />
USA war groß, als sich herumsprach,<br />
dass diese beiden ihre<br />
Bands zu einem 11-köpfigen Ensemble vereinigt haben:<br />
Derek Trucks Neffe von Allman-Brothers-Band<br />
Drummer Butch Trucks und einer der meistgefeierten<br />
jüngeren Bluesgitarristen der USA, und seine Frau<br />
Susan Tedeschi, selbst Gitarristin, Sängerin und Songschreiberin<br />
von hohen Graden. Weil in ihren bisherigen<br />
Bands die Instrumentalkunst hoch gehalten wurde<br />
und Trucks ja auch Gitarrist bei den Allman Brothers<br />
ist, erwarteten manche, dass das Debüt der Tedeschi-<br />
Trucks-Band ein typisches Jam-Band-Produkt würde.<br />
Es kam anders: nirgendwo zielloses Gejamme; „Revelator“<br />
ist ein Album, das sich konsequent auf sorgfältiges<br />
Songwriting der beiden Leader stützt und dabei eine<br />
Art Tour durch die heute noch relevanten Südstaaten-<br />
Roots-Styles macht. Ein überzeugendes Debüt dieser<br />
neuen First-Class-Southern-Combo. Man wird noch<br />
viel von dem famosen Musikerehepaar hören! (Masterworks/Sony<br />
Music)<br />
Christian Stolberg<br />
Die Klassik-Überraschung<br />
des Sommers:<br />
Heinz Hölliger, Erich<br />
Höbarth, Camerata Bern<br />
Johann-Sebastian Bach Konzerte<br />
und Sinfonien für Oboen:<br />
„Ich hatte viel Bekümmernis“<br />
Preziosum für Barock-Liebhaber: Der renommierte<br />
Schweizer Oboist Heinz Hölliger setzt seine langjährige<br />
Zusammenarbeit mit der Camerata Bern mit einigen<br />
der schönsten Werke Johann Sebastian Bachs für die<br />
Oboe fort: Die Eröffnungen zweier Kantaten, das Konzert<br />
in c-Moll (BWV 1060), das Konzert in A-Dur (BWV<br />
1055) und das Konzert in d-Moll (BWV 1059), jeweils<br />
in (teils auf Rekonstruktionen basierenden) Fassungen<br />
für Oboe, Streicher und Basso Continuo, dazu das<br />
Adagio aus der Sinfonie des Oster-Oratoriums (BWV<br />
249) und ein von Bach bearbeitetes Konzert in d-Moll<br />
seines Zeitgenosssen Alessandro Morcello gelingen interpretatorisch<br />
wie klanglich exquisit. Wunderbar, wie<br />
sich Hölligers Oboe und die von Erich Höbarth gespielte<br />
Solo-Violine in der Sinfonia zur Kantate „Ich hatte<br />
viel Bekümmernis“ umgarnen; ein spezieller Genuss,<br />
die seltener als Soloinstrument eingesetzte, tiefer und<br />
voller klingende Oboe d’amore im A-Dur-Konzert zu<br />
hören; bewegend, wie Hölliger die Solostimme im Adagio<br />
des d-Moll-Konzerts gestaltet. Die Transparenz des<br />
Ensembleklangs geht nirgends zu Lasten seiner barocken<br />
Sinnlichkeit. Am Ende steht man wieder vor dem<br />
Bach-Paradoxon: Wie selbst Kompositionen, die mollschwer<br />
existentiellen Kummer thematisieren, durch<br />
ihre strahlende Schönheit doch zu einem jubilierenden<br />
Preis der Schöpfung geraten. (ECM/Universal)<br />
<br />
Christian Stolberg
Das Jazz-Highlight des Sommers:<br />
Johannes Enders<br />
„Billy Rubin“<br />
Das hat etwas von diesen legendären<br />
Aufnahmen im Wohnzimmerstudio<br />
von Rudy van Gelder,<br />
bei denen sich nahezu alle wesentlichen Gestalten des<br />
modernen Jazz trafen, nur dass „Billy Rubin“ im vergangenen<br />
Jahr in Weilheim bei Johannes Enders festgehalten<br />
wurde. Mit ihm im Heimstudio waren Drummer<br />
Billy Hart, Pianist Jean Paul Brodbeck und Bassist<br />
Milan Nicholic, ein Team, das mit dem Saxofonisten in<br />
symbiotischer Intimität musizierte. „Billy Rubin“ speist<br />
seine Präsenz und Kraft aus einem gemeinsamen Gestaltungswillen<br />
und einer Erzählkompetenz, die Musik<br />
als natürlichen Fluss der Melodien und Improvisationen<br />
erscheinen lässt. Besonders Saxofonist Enders<br />
phrasiert und intoniert betörend persönlich. (Enja Yellowbird<br />
/ Edelkultur)<br />
Ralf Dombrowski<br />
Das DVD-Schmankerl des Sommers:<br />
Sheryl Crow „Live At<br />
the Pantages Theatre“<br />
In Deutschland wurde ihre für Oktober<br />
2010 geplante Tournee abgesagt.<br />
Das ist schade, denn wie die<br />
am 3. Juni erscheinende DVD dieser<br />
Tour zeigt, hat man einiges verpasst – vorausgesetzt,<br />
die Künstlerin hätte die Energie und Dynamik, die sie<br />
im November 2010 im Pantages Theatre hoch in den<br />
Hollywood Hills an den Tag legte, mit nach Deutschland<br />
gebracht. Es galt, mit ihrer toughen neuen Band<br />
das von Stax und Motown inspirierte aktuelle Album<br />
„100 Miles From Memphis“ auf der Bühne umzusetzen,<br />
wobei eine Bläser-Sektion druckvolle Akzente lieferte.<br />
(Eagle Vision/Edel)<br />
Heiko Große<br />
20 JAHRE<br />
2-CD DELUXE EDITION<br />
mit dem neu gemasterten<br />
Original Album plus B-Seiten<br />
und 14 bisher<br />
unveröffentlichten Tracks<br />
Auch als LTD. SUPER DELUXE EDITION (s. Abb),<br />
4-LP BOXSET und DOWNLOAD<br />
· CD 1: Das Original Album neu<br />
gemastert plus B-Seiten<br />
· CD 2: 18 Tracks, davon 14 unveröffentlicht,<br />
mit Boombox-Sessions,<br />
Demos und BBC Aufnahmen<br />
· CD 3: die unveröffentlichten Devonshire<br />
Mixes von Butch Vig<br />
· CD 4+DVD: Live At The Paramount,<br />
Seattle, 1991 – auf CD und DVD,<br />
96-seitiges Hardcoverbuch mit<br />
zahlreichen Fotos, einem Poster<br />
u.v.m.<br />
LIVE AT THE PARAMOUNT,<br />
SEATTLE, 1991<br />
Das bis dato unveröffentlichte Konzert in<br />
bester Filmqualität auf DVD und Blu-ray<br />
Ab 23.09.<br />
1991: THE YEAR PUNK BROKE<br />
Foto: Getty Images<br />
17<br />
Der legendäre Film von David<br />
Markey, der während der<br />
Sonic Youth Europa-Tour 1991<br />
aufgenommen wurde.<br />
ERSTMALS AUF DVD<br />
Featuring Performances von<br />
NIRVANA, The Ramones,<br />
Dinosaur Jr., Babes In<br />
Toyland & Gumball sowie<br />
Bonusmaterial<br />
AB JETZT
pink floy d<br />
Geheimnisse unter<br />
der Oberfläche<br />
Als die britische Artrock-Band vor<br />
40 Jahren die Arbeit an einem neuen<br />
Album begann, deutete wenig auf die<br />
Geburt eines Superklassikers hin. Doch<br />
es entstand der Dauerbrenner „The<br />
Dark Side Of The Moon“. Von Michael Sailer<br />
Es ist das Wesen der Gigantomanie, dass sie kein Wesen hat.<br />
Man steht vor aufragenden Wolkenkratzern, deren vermeintliche<br />
Schönheit und Bedeutung in ihrer schieren Größe liegt,<br />
und ahnt, dass sie hohl sind, erfüllt lediglich von banalen Verrichtungen.<br />
Je größer etwas ist, desto mehr wird darüber reflektiert, und je<br />
mehr man darüber spricht, desto größer wird es. Das kann auch einer<br />
Schallplatte passieren. Zum Beispiel „The Dark Side Of The Moon“:<br />
1973 erschienen, ist darauf nichts von der zeittypischen brütenden<br />
Elegie nach dem großen Glam-Karneval zu finden, aber auch nichts<br />
von deren Widerpart, dem stratosphärisch abgehobenen Irrwitz der<br />
späten Progressive-Bands. Es ist einfach: Rock. Eine makellose Klangtapete,<br />
die perfekte Beschallung für lange Abende, an denen man auch<br />
anderes zu tun hat als Musik zu hören (zum<br />
Beispiel kiffen).<br />
Und doch war und ist etwas daran, was<br />
unwiderstehlich wirkt, das große Rätsel vermeintlicher<br />
Leere, symbolisiert schon durch<br />
die Verpackung, die keinerlei Signifikanz<br />
transportiert als sich selbst. Auch der Autor<br />
dieser Zeilen, ansonsten damals als Prä-Teenager<br />
an Mainstreamrock kaum interessiert,<br />
konnte sich dem nicht entziehen, es aber auch<br />
später nicht erklären. Und so wurde „Dark<br />
Side Of The Moon“ größer und immer größer.<br />
Es stand als erstes Floyd-Album an der<br />
Spitze der US-Charts und hielt sich länger<br />
in den Hitlisten als irgendein Album vorher<br />
und nachher: 741 Wochen.<br />
18<br />
„The Dark Side Of The<br />
Moon“ ist eine Art Klanghörspiel,<br />
perfekt und<br />
zugleich experimentell,<br />
bebend vor Pathos<br />
und packend intim<br />
Sie waren alles andere als ein Rockdinosaurier<br />
Entstanden ist dieses historische Unikum, das wirkt wie aus einem<br />
Guß, höchst fragmentarisch: Roger Waters, David Gilmour, Rick<br />
Wright und Nick Mason waren alles andere als ein etablierter Rockdinosaurier,<br />
als sie sich nach Abschluß einer US-Tour am 30. November<br />
1971 in einem Londoner Probestudio trafen, um ein neues Album zu<br />
schreiben. Seit sich Syd Barrett 1968 ins Reich der Psychose verabschiedet<br />
hatte, waren drei Alben erschienen, mit denen die Band überwiegend<br />
unzufrieden war und die sich mäßig verkauft hatten; die letzte<br />
(und erste) Top-ten-Single „See Emily Play“ lag viereinhalb Jahre zurück.<br />
Geld brachten hauptsächlich Filmsoundtracks, denen Pink Floyd<br />
daher mehr Aufmerksamkeit widmeten. Zudem sollte am 20. Januar<br />
ihre erste UK-Tour seit vier Jahren starten, der Konzertplan war bis<br />
1973 gut gefüllt – so blieben nur kurze Pausen, um an „Dark Side Of The<br />
Moon“ zu arbeiten, dessen Entwicklung sich auch inhaltlich hinzog.<br />
Die Psychedelic-Welle, die sich „um uns, aber nicht in uns“ (Mason)<br />
abgespielt hatte, der die Band aber ihren frühen Ruhm verdankte, war<br />
längst abgeebbt, und Roger Waters hatte die Nase voll von verstiegener<br />
Symbolik und enigmatischen Anspielungen. Seine Texte, beschloß er,<br />
sollten diesmal das absolute Gegenteil sein: klar, simpel, direkt und<br />
ohne vierfachen Wortsinn. Die entscheidende Idee hatte er nach einigen<br />
Tagen des Herumwühlens in alten Aufnahmen („die Mülltonne<br />
plündern“, wie Gilmour es nennt), aus denen man noch etwas machen<br />
könnte (etwa einem von Michelangelo Antonioni abgelehnten Stück<br />
für den Film „Zabriskie Point“, aus dem „Us And Them“ entstand). Ein<br />
Gesamtkonzept sollte die ganze Platte umspannen: Nöte und Ängste<br />
des modernen Lebens, die den Menschen an positivem Handeln hindern.<br />
In Diskussionen entschied man sich schließlich für die ganz großen<br />
Themen – Geld, das Altwerden, Gewalt, Tod. Persönliche Erfahrungen<br />
spielten dabei jedoch eine wichtige Rolle, der Tod von Waters’<br />
Vater im Zweiten Weltkrieg ebenso wie Syd Barretts schleichender<br />
Wahnsinn.<br />
Das meistgedeutete Album der Popgeschichte<br />
Musikalisch war die Herangehensweise ähnlich generalistisch. Wo keine<br />
Ideen aus der Luft materialisieren, die Inspiration nicht brennt, setzt<br />
der Künstler auf Experimente und Detailgefummel, spielt tausende<br />
Male dasselbe Gitarrenriff, denselben Akkord, in dem unbestimmten<br />
Gefühl, das sei schon was, aber etwas fehle. Diese Arbeitsweise hatten<br />
Pink Floyd mit „Meddle“ etabliert, als die Band nächtelang herumsaß,<br />
Wein trank, Joints rauchte und „nichts zustandebrachte“, wie sich<br />
Toningenieur John Leckie später erinnerte. Statt Songs zu schrei ben,<br />
suchten die Musiker nach exotischen Geräuschen<br />
und Effekten, ließen sensationell neue<br />
Synthesizer und Haushaltsgeräte erklingen,<br />
erfreuten sich an seltenen Zufällen und gingen<br />
„nach Hause zum Abendessen, während Roger<br />
Stunden über Stunden am Konzept und den<br />
Texten feilte“, wie sich Gilmour später etwas<br />
schuldbewußt erinnerte.<br />
Die entscheidende Stärke des Albums<br />
sind daher auch nicht die Songs, sondern das,<br />
was man heute „Arrangement“ nennt, und die<br />
Produktion: enigmatische Stimmschnipsel<br />
(eine Reihe von Kollegen und Bekannten, die<br />
spontan Fragen wie „Hast du Angst vor dem<br />
Tod?“ beantworteten), Uhren, fallende Münzen,<br />
imitierte Herzschläge, klappernde Schritte,<br />
reißendes Papier, eine Registrierkasse, der wortfreie Gesang von<br />
Clare Torry, regelwidrig eingesetzte Maschinen (etwa ein Gerät zur<br />
Verhinderung von Feedback) und jede Menge technische Tricks (für<br />
die teilweise Toningenieur Alan Parsons verantwortlich war, der sich<br />
im Gegenzug die Floyd-typischen schleppenden Konsens-Rhythmen<br />
und gemächlichen Akkordfolgen für sein „Project“ auslieh) machen<br />
„Dark Side Of The Moon“ zu einer Art Klanghörspiel, perfekt und zugleich<br />
experimentell, bebend vor Pathos und packend intim.
Von der Livepremiere am 17. Februar 1972<br />
im Londoner Rainbow waren nicht nur Kritiker<br />
begeistert: Schon kurz darauf erschien ein Bootleg<br />
der Show, der sich 120.000 Mal verkaufte, bis<br />
nach langwierigen, immer wieder unterbrochenen<br />
Feinarbeiten am 1. März 1973 endlich das Original in den Läden<br />
stand. Als dann die Single „Money“ zum Hit wurde, zeigte sich, dass<br />
der Ansatz, Probleme, die jeden drücken, auf verständliche, möglichst<br />
allgemeingültige Weise anzusprechen und in Musik zu verpacken, die<br />
niemanden überfordert, gleichzeitig aber mit einer Reihe von Oh!-Effekten<br />
beeindruckt, der ideale Mittelweg in Millionen Herzen war.<br />
Roger Waters meint, der Erfolg der Platte beruhe darauf, dass<br />
„nachkommende Generationen von Jugendlichen sie kaufen wollen,<br />
wenn die Hormone ihren Blutkreislauf überschwemmen und sie gegen<br />
die herrschenden Zustände aufbegehren“. „Man kann eine direkte Linie<br />
von diesem Album zur heutigen globalen ‚Politik der verbrannten Erde‘<br />
ziehen“, sagte Nick Mason 1998 etwas verschwurbelt, aber durchaus<br />
treffend. Gegen Umwelt- und Klimakatastrophen bleibt alle Betroffenheit<br />
wirkungslos, aber deren Wortführer werden zu Lichtgestalten,<br />
und aus der geheimnisvollen Undergroundgruppe der späten 60er<br />
wurde die größte Mainstream-Rockband aller Zeiten – was den Musikern<br />
persönlich wie künstlerisch bleibende Schäden zufügen sollte,<br />
Rick Wright, Roger Waters, Nick Mason und<br />
David Gilmour (v. l.) flog die Inspiration<br />
zu den Stücken des Albums nicht locker zu<br />
– sie zwangen sie nach und nach herbei<br />
von denen sie 1973 noch nichts ahnten. Die anhaltende<br />
Attraktivität der offenbar alterslosen<br />
Platte hat aber noch einen anderen Grund: Wo<br />
scheinbar wenig ist, beginnt der Hörer zu suchen,<br />
lädt periphere Details mit Bedeutung auf<br />
und entdeckt immer neue Tiefen unter dem Spiegel der Oberfläche.<br />
So wurde „Dark Side Of The Moon“ auch zum meistgedeuteten (und,<br />
logisch: mißdeuteten) Album der Popgeschichte, bis hin zu der Vermutung,<br />
es sei ein heimlicher Soundtrack zu dem Film „The Wizard<br />
Of Oz“ von 1939.<br />
Wahrscheinlich liegt das Geheimnis von „Dark Side Of The Moon“<br />
in seiner schlichten Perfektion, Perfektion der Schlichtheit. Darin ähnelt<br />
das Album der Bibel, die alle Geschichten enthält, die in den zweitausend<br />
Jahren danach (und davor) immer wieder neu erzählt, variiert<br />
und ausgesponnen wurden, – oft so grob umrissen, dass man sie mehr<br />
hinein- als herauslesen muss. Und vielleicht deshalb ist „Dark Side Of<br />
The Moon“ wenn auch nicht mehr die meistverkaufte, so doch zweifellos<br />
die erfolgreichste Schallplatte aller Zeiten. <br />
Neu: Am 23. September erscheint „The Dark Side Of The Moon“ (EMI) in<br />
technisch überarbeiteten Deluxe- und Special-Edition-Versionen als erster<br />
Teil einer groß angelegten Pink-Floyd-Wiederveröffentlichungskampagne.<br />
19
Die <strong>Sono</strong>-liste<br />
Sie meinen, Musiker<br />
über 50 hätten in Rock<br />
und Jazz nichts Neues<br />
mehr zu sagen?<br />
Hier sind ein Dutzend Gegenbeweise.<br />
Von Hans-Jürgen Schaal<br />
Illustration: Fornfest<br />
20
1. Adrian Belew „Side One“<br />
In den 80ern kannte man von<br />
dem Mann aus Kentucky vor<br />
allem exquisite Gastauftritte,<br />
bizarre Gitarrensounds und<br />
schräge Songs über Nashörner.<br />
Manches Skurrile brachte er in<br />
die Band King Crimson ein, aber<br />
er hat sich umgekehrt von dort<br />
auch einiges geholt: verzwickte<br />
Gitarrenstrukturen, massive<br />
Soundwände, einen dröhnenden<br />
Rockbeat. Mit dem Soloalbum<br />
von 2004 – da war er 54 – hievte<br />
sich Adrian Belew auf ein neues<br />
Niveau. (Sanctuary)<br />
2. Ry Cooder<br />
„Chávez Ravine“<br />
Ob Blues, TexMex oder Country:<br />
Der Kalifornier war immer ein<br />
kreativer Roots-Verwerter und<br />
Weltmusik-Pionier. Sein größter<br />
Erfolg kam 1997 mit „Buena<br />
Vista Social Club“, wozu Cooder<br />
musikalisch allerdings wenig<br />
beitrug. Wesentlich origineller<br />
verfuhr er 2006 – nun 59-jährig –<br />
beim atmosphärischen Porträt<br />
eines ehemaligen Latino-Viertels<br />
in L.A. namens Chávez Ravine:<br />
eine mutig verfremdete Hör-<br />
Baustelle aus Mambo, Mariachi,<br />
Blues und Jazz. (Nonesuch)<br />
4. Deborah Harry<br />
(Blondie)<br />
„The Curse Of Blondie“<br />
Nicht nur sind frühe Songs der<br />
New-Wave-Band ins Jazz-Repertoire<br />
eingegangen, Sängerin Harry<br />
selbst hat zwischendurch als<br />
Jazzvokalistin und Schauspielerin<br />
geglänzt. Das hört man ihrer<br />
Stimme an, ohne dass sie das<br />
Burschikose oder Sirenenhafte<br />
verloren hätte. Auf dem zweiten<br />
Studioalbum (2003) ihrer wiedergeborenen<br />
Band finden sich<br />
neue Attitüden, elektronische<br />
Beimischungen, überraschende<br />
Tonfälle. Das hat nichts mehr<br />
von Retro. (Epic)<br />
5. Dave Holland<br />
„What Goes Around“<br />
Miles Davis holte den Engländer<br />
einst nach Amerika, weil er<br />
auch E-Bass spielen konnte wie<br />
ein Rockmusiker. Einige Jahre<br />
später war Holland eine lebende<br />
Jazzbass-Legende und ein<br />
echter New Yorker. Mit 57 Jahren<br />
– 2002 – kam er auf die Idee,<br />
die verschränkten Linien seiner<br />
Quintettmusik ins totgesagte<br />
Bigband-Format zu übersetzen –<br />
und schuf damit eine völlig neue<br />
Ästhetik des Jazz-Orchesters.<br />
Das Album brachte ihm seinen<br />
ersten Grammy. (ECM)<br />
7. Joe Jackson „Rain“<br />
Mal Rock, mal Jazz, mal Klassik:<br />
Es ist schwer, all den stilistischen<br />
Kehrtwendungen zu folgen, die<br />
der maßlos talentierte, aber<br />
völlig unberechenbare Brite im<br />
Lauf seiner Karriere hingelegt<br />
hat. Auch 2008 – mit 54 Jahren –<br />
war der Wahl-Berliner noch<br />
lange nicht an seinem Ziel angekommen,<br />
aber wieder einmal um<br />
eine Station weiter. Eigenwillig<br />
beispiellose Songs zwischen den<br />
Genres, nur von Klavier, Bass<br />
und Drums begleitet. (Warner)<br />
8. Rolf Kühn<br />
„Rollercoaster“<br />
Mit 25 Jahren der „beste Jazzklarinettist<br />
Europas“, dann eine<br />
Bigband-Karriere in den USA,<br />
Pionier des europäischen Freejazz<br />
und Jazzrock, Orchesterleiter,<br />
Filmkomponist ... Schon<br />
vor langer Zeit hätte sich Rolf<br />
Kühn zurücklehnen und auf seinen<br />
Lorbeeren ausruhen können.<br />
Stattdessen gründet er mit<br />
79 (!) Jahren ein junges, freches<br />
Berliner Jazzquartett und macht<br />
die aufregendste Musik seines<br />
Lebens. Erstes Stück auf dem<br />
Album: „What A F ... Day“. (Jazzwerkstatt)<br />
10. Gary Moore<br />
„Close As You Get“<br />
Bei bekannten Bands war er<br />
immer nur kurzzeitig engagiert,<br />
dafür kreuzte er bei allen möglichen<br />
All-Star-, Konzept- und<br />
Kollegenprojekten als Gaststar<br />
auf. Der Rockgitarren-Virtuose<br />
aus Nordirland wurde zu seiner<br />
eigenen Marke: Mehr als 25 Soloalben<br />
hat er gemacht und zum<br />
Schluss alles auf die zwölftaktige<br />
Form reduziert, den Blues. Denn<br />
es kam auf das Wie an, nicht das<br />
Was: Die Gitarre war der Star – je<br />
später, desto mehr. (Eagle Rock)<br />
11. Robert Plant<br />
„Mighty Rearranger“<br />
Irgendwie steckte alles schon damals<br />
bei Led Zeppelin drin, aber<br />
erst im neuen Jahrtausend lässt<br />
er es richtig heraus. Der Mann<br />
mit der heiseren Stimme, dessen<br />
„Stairway To Heaven“ nicht totzukriegen<br />
ist, hat sich zum Dompteur<br />
der Weltmusiken gewandelt,<br />
kreuzt afrikanische Trommeln<br />
mit Rockriffs, orientalische<br />
Streichermusik mit Bluesformen,<br />
Folk-Gitarren mit jazzy Rhythmen.<br />
Dagegen wirken Jimmy<br />
Pages Hardrock-Wiederholungen<br />
senil. (Sanctuary)<br />
3. Steve Hackett<br />
„To Watch The Storms“<br />
Schon bei den frühen Genesis<br />
(1971–1977) wirkte der Londoner<br />
seltsam intellektuell und eigenbrötlerisch,<br />
völlig versunken in<br />
seine Gitarre, die er grundsätzlich<br />
im Sitzen spielte. Bald nach<br />
seinem Ausscheiden startete er<br />
eine Solokarriere und scheint<br />
über die Jahre immer weiter zu<br />
wachsen: Das Album von 2003<br />
war das etwa 18. Solowerk des<br />
damals 53-Jährigen. Hypnotische<br />
Melodien, verwirrende Gitarrenkunst,<br />
Ergreifendes zwischen<br />
Melancholie und Abgrund.<br />
(Camino)<br />
6. Annette Humpe<br />
(Ich + Ich)<br />
„Vom selben Stern“<br />
Ihre coolen Erfolge mit der NDW-<br />
Band Ideal („Berlin“, „Blaue Augen“)<br />
schienen einst ein kurzlebiges<br />
Modephänomen. Doch 2004<br />
überarbeitete Annette (früher:<br />
Anete) Humpe mit dem fast 30<br />
Jahre jüngeren Sänger Adel Tawil<br />
ihr Rezept für deutschsprachigen<br />
Pop – und erstürmte 2007<br />
mit dem zweiten Album von Ich +<br />
Ich die Charts. Auch für Max<br />
Raabe schreibt sie schlaue Songs<br />
für die Ewigkeit. (Universal)<br />
9. Joni Mitchell<br />
„Shine“<br />
Mit 60 Jahren wollte sich die<br />
Grandma der Singer/Songwriter-Szene<br />
eigentlich für immer<br />
von der Musik verabschieden.<br />
Aber es kam anders: 2007 veröffentlichte<br />
Joni Mitchell dieses<br />
Album mit neuen Songs, frisch<br />
erschüttert von der „Dummheit<br />
unserer Spezies“. Ja, sie hat immer<br />
noch etwas zu sagen – auch<br />
in der Art, wie sie es sagt. Nach<br />
Jazz-Experimenten und Orchesteraufwand<br />
genügen ihr jetzt ein<br />
paar billige digitale Sounds zur<br />
Begleitung des Wesentlichen.<br />
(Hear Music)<br />
12. Tom Waits<br />
„Real Gone“<br />
Der ehemalige Folksänger aus<br />
Kalifornien hat sich in jedem<br />
Jahrzehnt immer wieder neu<br />
erfunden – immer verstörender,<br />
immer radikaler. Auf diesem<br />
sehr politischen Album aus dem<br />
Jahr 2004 – mit 54 Jahren – klang<br />
er manchmal, als wuchtete er<br />
mit den eigenen Händen diese<br />
massiven Soundwände über den<br />
Asphalt und müsste sich mit der<br />
Stimme selbst dabei anfeuern.<br />
Ein letzter Gerechter gegen den<br />
Lärm der Welt: Sinnfälliger als<br />
hier hat Tom Waits das niemals<br />
vorgeführt. (Anti) <br />
21
TONY BENNETT<br />
Im Glanz der späten Jahre<br />
Die Krisenzeiten<br />
sind längst passé –<br />
im Alter steht<br />
Gentleman Bennett<br />
besser da denn je<br />
Mit stolzen 85 erlebt der einstige Protegé von Frank<br />
Sinatra den Höhepunkt seiner abenteuerlichen Karriere –<br />
künstlerisch wie kommerziell. Von Marcel Anders<br />
Generationendialog: Bennett und Lady Gaga<br />
In den USA ist Anthony Dominick Benedetto<br />
das, was man eine Showbiz-Institution nennt:<br />
Seit Ende der 40er im Geschäft, zuerst Teeniestar,<br />
dann anerkannter Jazz-Sänger, gut Freund<br />
mit den Größen von Broadway und 52nd Street<br />
(Fred Astaire, Billie Holiday, Sarah Vaughan etc.),<br />
allererster weißer Sänger des Count Basie Orchestra,<br />
Lieblingsstimme von Frank Sinatra und jemand,<br />
der sämtliche Höhen wie Tiefen der<br />
Musikindustrie durchlaufen hat. „Ich kann<br />
wirk lich nicht behaupten, dass mein Leben<br />
lang weilig gewesen wäre“, lacht er beim <strong>Sono</strong>-<br />
Interview in London. „Als ich anfing, war<br />
New York die aufregendste Stadt der Welt –<br />
mit den besten Musikern der Zeit, die dort in<br />
winzigen Clubs auftraten. Und die mich mit<br />
offenen Armen aufgenommen haben. Warum,<br />
weiß ich bis heute nicht. Aber Komplimente von<br />
Ella Fitzgerald zu bekommen, war das Größte.<br />
Etwas, das ich nie vergessen werde.“<br />
Genauso wenig wie den tiefen Fall der 70er und<br />
80er, als seine Platten auf schwindendes Interesse<br />
stießen, er sich trotzdem weigerte, seinen Stil zu<br />
ändern und letztendlich vor dem finanziellen wie<br />
gesundheitlichen Aus stand: „Ich hatte ein Drogenproblem.<br />
Aus dem simplen Grund, weil ich versucht<br />
habe, so vor meinen Problemen zu fliehen –<br />
was einfach dumm war. Aber mit Hilfe meiner Söhne,<br />
die mein Management übernommen haben, bin<br />
ich wieder auf die Beine gekommen.“<br />
Nicht nur das: Seit den frühen 90ern ist Bennett<br />
sogar erfolgreicher denn je. Einfach weil er<br />
genau das macht, was er am besten kann: Er singt<br />
das „Great American Songbook“ der 20er, 30er<br />
und 40er Jahre, komponiert von George Gershwin,<br />
Irving Berlin und Co., das er stolz als „klassisch“<br />
bezeichnet und mit so viel Inbrunst und Leidenschaft<br />
interpretiert, dass die Versuche eines Rod<br />
Stewart dagegen wie Weichspüler klingen. „Was<br />
er da macht, ist Muzak – es ist nett, aber belanglos.<br />
Denn wenn man schon Stücke bringt, die so gut<br />
geschrieben sind, dann muss man auch das Beste<br />
aus ihnen rausholen. Man muss sie so bringen, als<br />
hätte man sie selbst zu verantworten.“<br />
Genau das exerziert er auf seinem neuesten<br />
Werk „Duets 2“ vor. Mit Stücken, die seit sieben<br />
Dekaden Bestandteil seines Live-Repertoires sind<br />
und die er nun u. a. mit K.D. Lang, Michael Bublé,<br />
Sheryl Crow, John Mayer, Lady Gaga und Aretha<br />
Franklin singt – wobei er eine glänzende Figur<br />
abgibt. „Ich bin in der Form meines Lebens, und<br />
ich hoffe, das hält noch ein paar Jahre an“, lacht<br />
er. Schließlich ist er hyperaktiv: Er versucht sich<br />
als Maler und Bildhauer, leitet diverse Benefiz-<br />
Organisationen, hat gerade zum dritten Mal geheiratet<br />
und träumt von seiner ersten Deutschland-Visite<br />
seit 1946. „Aus irgendeinem Grund ist<br />
es nie dazu gekommen. Dabei würde ich alles dafür<br />
tun. Schließlich verdanke ich euch meine Karriere.<br />
Der II. Weltkrieg hat mir die Gesangsausbildung<br />
finanziert. Und schaut, was aus mir geworden ist.“<br />
Nämlich der letzte der sogenannten „Crooner“ –<br />
und ein wunderbarer Mensch.<br />
Neu erschienen: Tony Bennett „Duets II“ (Sony<br />
Music) erscheint am 16. September<br />
22
www.warnermusic.de
Chris Rea<br />
„Ich bin ein Boxer“<br />
Seit zehn Jahren kämpft der britische Sänger und<br />
Songschreiber mit der Racke-rauchzart-Stimme gegen<br />
den Krebs. Warum seine Kreativität darunter nicht<br />
leidet, offenbart er im SONO-Interview.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
Den gibt es, und das hat mich anfangs auch<br />
überrascht. Als ich vor sechs Jahren „Blue<br />
Guitars“ veröffentlichte, ein Kompendium<br />
mit elf CDs, auf denen ich die Geschichte des<br />
Blues nachzeichne, hätte ich nicht geglaubt,<br />
dass sich jemand dafür interessiert. Und<br />
dann kaufen 165.000 Menschen dieses Werk<br />
zu 30 bis 40 Euro. Das hat mir bewiesen, dass<br />
die Leute noch da sind, sie wollen nur umhegt<br />
und auch verwöhnt werden mit besonderen<br />
Produkten. Auf der anderen Seite brauchen<br />
die Menschen nämlich nicht unbedingt ein<br />
weiteres, sozusagen normales Album ihres<br />
Lieblingskünstlers. Man muss sich<br />
nichts vormachen, ich bin Realist.<br />
Der Mann mit der rauchigen Stimme<br />
und der lässig gespielten Bluesgitarre<br />
ist seit fast vier Jahrzehnten<br />
im Geschäft – mit Klassikern wie „Road To<br />
Hell“ und „Josephine“. Doch vor zehn Jahren<br />
erkrankte der Brite an Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
und musste um sein Leben<br />
kämpfen. Heute ist er wieder so weit hergestellt,<br />
dass er arbeiten kann und auch will.<br />
Das neue Album von Chris Rea heißt „Santo<br />
Spirito“ und besteht aus satten fünf Tonträgern.<br />
Wir sprachen mit dem 60-Jährigen in<br />
einem Hotel im Londoner Westend.<br />
Chris, du bringst jetzt ein wahres Mammutwerk<br />
heraus – „Santo Spirito“ besteht aus<br />
einem klassischen Chris-Rea-Bluesrockalbum<br />
mit neuen Songs, den zwei Filmen „Bull<br />
Fighting“ und „Santo Spirito“ sowie jeweils<br />
deren Soundtracks. Woher kommt dieser Tatendrang?<br />
Einfach nur ein Album zu machen, ach das<br />
wäre langweilig gewesen. Blues und Songs,<br />
das mache ich ja schon seit Jahrzehnten, das<br />
hat mich nicht genug herausgefordert. Die<br />
Leinwand, auf der man im Rock’n’Roll malen<br />
kann, ist sehr übersichtlich, eigentlich eher<br />
klein. Es gibt nur eine gewisse Anzahl von<br />
Elementen, die auf diese Leinwand passen.<br />
Also habe ich mir eine größere Leinwand gebaut.<br />
Ich habe Filme gedreht und dazu passende<br />
Instrumentalmusik geschrieben.<br />
„Santo Spirito“ ist ein collagenhafter Schwarzweißfilm,<br />
der in Florenz spielt und die Malerei<br />
der Renaissance zum Thema hat, „Bull Fighting“<br />
beschäftigt sich mit der Tradition des<br />
spanischen Stierkampfes. Gibt es dafür einen<br />
Markt?<br />
Chris Reas Gesicht<br />
ist gezeichnet von<br />
der Krankheit, doch<br />
sein Schaffensdrang<br />
ist ungebrochen<br />
Beide Filme wirken ausgesprochen<br />
morbide.<br />
Wundert dich das wirklich?<br />
Ich habe sehr, sehr oft über<br />
den Tod nachgedacht in<br />
den vergangenen zehn<br />
Jahren. Neun Mal habe<br />
ich die Narkosemaske<br />
aufbekommen, um<br />
operiert zu werden,<br />
und neun Mal stellte<br />
ich mir vor, ich wache<br />
nie wieder auf.<br />
Wie geht es dir heute?<br />
Bist du wieder gesund?<br />
Es ist ganz in Ordnung,<br />
gesund werde ich aber<br />
nie mehr. Mir feh-<br />
„Die Käufer sind noch da,<br />
aber sie wollen umhegt und<br />
auch verwöhnt werden<br />
mit besonderen Produkten“<br />
24
E<br />
Foto: Mike Hill<br />
len die Bauchspeicheldrüse und die Gallenblase,<br />
dazu Teile des Magens. Ich muss täglich<br />
30 Tabletten und sieben Insulinspritzen<br />
nehmen, denn seit der Krankheit bin ich auch<br />
Diabetiker. Und gerade erst dieses Jahr kam<br />
der Krebs in begrenzter Form zurück. Es ist<br />
nicht dramatisch, aber man muss es genau<br />
beobachten.<br />
Du hast 2005 angekündigt, dich vom aktiven<br />
Geschehen zurückzuziehen, um noch ein<br />
bisschen das Leben zu genießen. Dann hast<br />
du jedoch einen neuen Plattenvertrag unterschrieben,<br />
ein Best-Of-Album veröffentlicht,<br />
bist auf Tournee gegangen, und jetzt kommt<br />
„Santo Spirito“. Was ist aus den Rentenplänen<br />
geworden?<br />
Ich wollte ja gar nicht wirklich aufhören, ich<br />
hatte nur Angst, dass meine Krankheit mir<br />
keine andere Wahl lässt. Es sah lange so aus,<br />
als könnte ich nicht mehr touren. Und man<br />
bekam das Gefühl, als wollte das Musikgeschäft<br />
von uns älteren Leuten, von Leuten wie<br />
Kate Bush, Peter Gabriel, Jeff Beck und mir,<br />
nichts mehr wissen. „Blue Guitars“ hat mich<br />
neu motiviert. Und an die Einschränkungen<br />
durch die Krankheit gewöhnt man sich. Ich<br />
toure halt langsamer, nehme mir mehr freie<br />
Tage und habe ein dickes Buch dabei, in dem<br />
exakt steht, was ich essen darf und was nicht.<br />
Ganz aufhören bekäme mir bestimmt nicht<br />
gut. Ich lebe für die Musik. Sie gibt mir Kraft<br />
und ist, neben meiner Familie, der wichtigste<br />
Antrieb weiterzumachen.<br />
In „Never Tie Me Down“, einem der neuen<br />
Songs, singst du davon, wie du dem Tod immer<br />
wieder entwischst.<br />
So fühle ich mich auch. Ich muss Rücksicht<br />
nehmen auf meinen Magen, doch ich habe<br />
neue Energie. Ich bin ein Boxer. Man kriegt<br />
mich nicht so schnell kaputt.<br />
Kann man die neuen Lieder als altmodisch<br />
bezeichnen?<br />
Natürlich, sie sind altmodisch. Ich sehe mich<br />
als ein Relikt. Ich gebe mich auch keinen Illusionen<br />
hin. Ich bin mir sicher, dass die besten<br />
Songs der Welt schon geschrieben worden<br />
sind. Richtig hervorragende Musik gibt<br />
es ja kaum noch. Und wenn, dann wird sie<br />
überwiegend von uns Alten gemacht. Es ist<br />
ja auch so: Tradition muss nicht schlecht sein,<br />
nur weil sie alt ist. Nehmen wir deutsche Bratwürste<br />
– warum sollte man sie ändern? Sie<br />
sind wunderbar so, wie sie sind. Oder schöne<br />
alte Autos. Die neuen Sportwagen werden<br />
immer größer und klotziger. Unschön.<br />
Du warst meist eher ein Geheimtipp, wurdest<br />
aber mit „On The Beach“ und „The RoadTo<br />
Hell“ zum Popstar, der in einer Liga mit Kollegen<br />
wie Phil Collins spielte. Wie siehst du<br />
im Rückblick diese Zeit?<br />
Zwiespältig. Ich wollte Bluesmusiker sein,<br />
doch plötzlich war ich dieses Charts-Gesicht.<br />
Anfangs freut man sich über den Erfolg und<br />
die finanzielle Freiheit, irgendwann jedoch<br />
habe ich ihn gehasst, den Popstar-Chris.<br />
Meine Plattenfirma ließ mich nicht einfach<br />
heimgehen und machen, wozu ich Lust hatte.<br />
Ich musste weiter Hits liefern und wurde immer<br />
unglücklicher. Dann kam die Krankheit,<br />
und seitdem mache ich nur noch das, was ich<br />
wirklich machen will.<br />
Neu erschienen: Chris Rea „Santo Spirito“ (CD)<br />
und „Santo Spirito Box-Set“ (3 CDs+ 2 DVDs)<br />
(Warner)<br />
05.02. KARLSRUHE Tollhaus<br />
06.02. STUTTGART Liederhalle<br />
07.02. FRANKFURT Jahrhunderthalle<br />
08.02. LEIPZIG Haus Auensee<br />
10.02. DRESDEN Alter Schlachthof<br />
10.03. KÖLN E-Werk<br />
11.03. HANNOVER Capitol<br />
12.03. BERLIN Admiralspalast<br />
15.03. HAMBURG Docks<br />
16.03. BREMEN Pier 2<br />
18.04. NÜRNBERG Meistersingerhalle<br />
19.04. MANNHEIM Rosengarten<br />
21.04. MÜNCHEN Circus Krone<br />
alle Tourneetermine unter www.blankomusik.de & www.hubertvongoisern.com
Tori Amos<br />
Talent allein genügt nicht<br />
Die Pfarrerstochter aus North Carolina wagt sich auf<br />
neues musikalisches Terrain: Mit ihrer Version eines<br />
klassischen Liederzyklus erzählt sie die Geschichte<br />
einer erlöschenden Liebe. Interview: Dagmar Leischow<br />
mich das ein bisschen genauer erklären. Für<br />
„Nautical Twilight“ habe ich Mendelssohns<br />
„Venetianisches Gondellied“ variiert. Bei anderen<br />
Nummern standen Stücke von Mozart,<br />
Debussy und Schumann Pate.<br />
Selbst Klassik-Experten dürften jedoch die<br />
Vorlagen nicht immer heraushören.<br />
Da haben Sie Recht. Nicht mal meine Musiker<br />
konnten die Wurzeln jedes einzelnen Titels<br />
ganz genau definieren. Oft haben sie sich<br />
den Kopf darüber zerbrochen, ohne zu einem<br />
Ergebnis zu kommen – so verwirrt waren<br />
sie! Beispielsweise hat keiner erkannt, dass<br />
„Cactus Practice“ auf Chopins „Nocturne“<br />
basiert.<br />
Ihr Markenzeichen: ihre Eigenwilligkeit.<br />
Dass sich Tori Amos (48) musikalisch in<br />
Richtung Mainstream bewegt, ist schlicht<br />
undenkbar. Mit ihrem Album „Night Of<br />
Hunters“ stellt die US-amerikanische Singer/<br />
Songwriterin musikalische Grenzen infrage.<br />
Sie holt mit ihren Improvisationen Schubert<br />
und Chopin ins 21. Jahrhundert. Dabei kippen<br />
die Liedstrukturen von Klassik zu Pop.<br />
Sie veröffentlichen viel mehr Alben als viele<br />
Ihrer Kollegen. Sind Sie zwanghaft kreativ?<br />
Die Wahrheit ist: Als Frau über 40 muss ich<br />
sehr hart arbeiten, um weiterhin meine Position<br />
im Musikgeschäft behaupten zu können.<br />
Talent allein genügt längst nicht mehr.<br />
Regelmäßig neue Platten, alle zwei Jahre eine<br />
Tournee – das ist für mich inzwischen Pflichtprogramm.<br />
Obendrein texten und komponieren Sie derzeit<br />
für ein Musical.<br />
Genau. Ich hoffe, es kommt 2012 auf die Bühne<br />
des Royal National Theatre in London. Die<br />
Geschichte basiert auf einem Märchen aus<br />
dem 19. Jahrhundert: „The Light Princess“<br />
von George MacDonald, um genau zu sein.<br />
Dieses Projekt ist für mich eine echte Herausforderung.<br />
Ich habe etliche Jahre da hinein<br />
investiert, mein wirklich großartiges Team<br />
stand mir dabei zur Seite. Mein Plan war es,<br />
musikalische Grenzen zu durchbrechen. Ich<br />
weiß noch, wie schwer es mir anfangs fiel,<br />
mich hier und da jenseits des Popkontextes<br />
zu bewegen. Aber ich wollte unbedingt ein<br />
paar klassische Themen einbringen.<br />
Mit Klassik setzen Sie sich auch auf Ihrer neuen<br />
CD „Night Of Hunters“ auseinander. Warum?<br />
Das hat sich eher zufällig ergeben. Irgendwann<br />
nahm ein Mitarbeiter der Deutschen<br />
Grammophon Kontakt zu mir auf. Seine Idee<br />
Auf den Spuren<br />
von Franz<br />
Schubert: Grenz -<br />
gängerin Tori<br />
Amos<br />
war, dass ich einen klassischen Musikzyklus<br />
in der Tradition von Schubert entwickeln<br />
sollte. Dieses Angebot kam überraschend,<br />
aber dann fand ich es faszinierend. Ich habe<br />
mich in Schuberts „Winterreise“ vertieft. Je<br />
häufiger ich sie hörte, desto klarer wurde mir,<br />
welchen Weg ich einschlagen wollte.<br />
Sie hatten also einen richtigen Masterplan?<br />
Sozusagen. Jeder Song basiert auf dem Werk<br />
eines namhaften Komponisten. Lassen Sie<br />
Heißt das, dieses Lied kam bei Ihren Mitstreitern<br />
nicht besonders gut an?<br />
Im Gegenteil: Sie haben es geliebt, allen voran<br />
Andreas Ottensamer, der ja der Solo-Klarinettist<br />
der Berliner Philharmoniker ist.<br />
„Nicht mal meine<br />
Musiker konnten die<br />
Wurzeln jedes<br />
einzelnen Titels ganz<br />
genau definieren“<br />
Wie war für Sie als Popkünstlerin die Zusammenarbeit<br />
mit Klassikvirtuosen wie ihm?<br />
Sagenhaft. Durch Andreas habe ich ständig<br />
etwas gelernt. Ein Ausnahmemusiker. Bei<br />
unserem Klavier-Klarinette-Duett „Seven Sisters“<br />
hat er mich richtig gefordert. Ich spielte<br />
da auf einem höheren Level als jemals zuvor.<br />
Erzählen Sie ein bisschen über Ihre Heldin.<br />
Steht Sie vor dem Aus ihrer Beziehung?<br />
Mit ihrer Partnerschaft steht es sicher nicht<br />
zum Besten. Um ehrlich zu sein: Ihr gesamtes<br />
Leben ist in Schieflage geraten. Sie fühlt<br />
sich schuldig, weil sie oft zu feige war. Statt<br />
dauernd zurückzustecken, hätte sie mehr riskieren<br />
müssen. Diese Erkenntnis macht ihr<br />
arg zu schaffen, sie geistert voller Wut und<br />
Verzweiflung durch die Nacht.<br />
Neu erschienen: Tori Amos „Night Of Hunters“<br />
(DG / Universal) erscheint am 16. September<br />
Die Tournee: Tori Amos gastiert ab 10. Oktober<br />
mit den neuen Stücken in Deutschland. Genaue<br />
Termine unter www.sonomagazin.de<br />
Foto: Victor de Mello<br />
26
DAS VOCAL-ALBUM<br />
DES JAHRES!<br />
„Beatles, Dylan und schön verhangene<br />
Eigenkompositionen zwischen Blues,<br />
Folk und Jazz … Nicht zu greifen, aber<br />
sehr, sehr gut“<br />
STERN<br />
„Ihre herbe Stimme umgibt wie immer der<br />
Hauch einer Billie Holiday!“<br />
SZENE HH<br />
„Poppig, folkig … schön!“<br />
BRIGITTE<br />
LIVE: 13.11. Berlin - Postbahnhof<br />
www.jazzecho.de<br />
Emarcy 06025 2773466<br />
www.madeleine-peyroux.de<br />
the JAYHAWKS<br />
nach16 JAHREN endlich wieder in<br />
16 JAHREN<br />
ORIGINALBESETZUNG<br />
mit MARK OLSON<br />
und GARY LOURIS!<br />
Rolling Stone<br />
Album des<br />
Monats<br />
Das neue Album<br />
mockingbird time<br />
Klingt wie Kitsch, doch Karen Grotbergs zartes<br />
Pianospiel und diese beiden Männer, die Einsicht in<br />
die Notwendigkeit hatten und begriffen, dass sie<br />
zusammengehören, um für uns die Einsamkeit, das<br />
Glück und den strömenden Regen im Morgengrauen<br />
zu begleiten, machen einem das Herz ganz schwer.<br />
Die Jayhawks und das zauberhafte Land - bitte<br />
schluchzen Sie jetzt.<br />
8 von 10 Punkten Spiegel Online<br />
Perfekte Harmonie – Wenn Gary<br />
Louis und Mark Olson zusammen<br />
singen, ist alles wieder wie<br />
früher, nur ein bisschen lauter.<br />
Album des Monats /<br />
Rolling Stone<br />
“Mockingbird Time” klingt manchmal nach<br />
Neil Young, manchmal nach Wilco, aber<br />
letzendlich immer so, wie die “echten” Jayhawks<br />
uns, mit Olson verlassen hatten: Bewegend,<br />
herzergreifend, fast nicht von dieser Welt.<br />
Besser wird Americana nicht mehr.<br />
Eclipsed September 2011
Nigel Kennedy<br />
„Ich wollte nie provozieren“<br />
Als unberechenbarer Grenzgänger zwischen E- und<br />
U-Musik, zwischen Klassik, Jazz und Pop ist der<br />
Brite berühmt geworden. Jetzt nutzt er Vivaldi als<br />
Startrampe für eine Tour de Force durch allerlei<br />
zeitgenössische Musikstile. Von Steffen Rüth<br />
Mit hochroter Birne sitzt<br />
Nigel Kennedy, 54, auf<br />
dem Balkon des Berliner<br />
„Intercontinental“-Hotels.<br />
Es ist früher Abend, die Sonne<br />
brennt, es ist sehr warm. Kennedy<br />
hält trotzdem wacker die<br />
Stellung, ihm mache das Spaß,<br />
in der prallen Hitze zu sitzen,<br />
überdies wirkt er ein wenig angeschickert,<br />
obwohl er den ganzen<br />
Nachmittag nur Tee getrunken<br />
habe. Ohnehin ähnelt seine<br />
Erscheinung der eines britischen<br />
Working-Class-Urlaubers. Nigel<br />
trägt Schlappen, kurze weite<br />
Hose und ein Trikot seines langjährigen<br />
Lieblingsvereins Aston<br />
Villa. Das Team spiele zwar<br />
schrecklichen Fußball, sei aber<br />
weder im Besitz eines Oligarchen<br />
noch eines Scheichs und<br />
daher zu unterstützen.<br />
Nigel Kennedy hat ein neues<br />
Album eingespielt. Es heißt<br />
„Four Elements“ und ist so interessant<br />
wie gewöhnungsbedürftig.<br />
Konzeptionell hat er<br />
es sehr locker angelehnt an Vivaldis<br />
„Vier Jahreszeiten“, mit<br />
deren Interpretation Kennedy<br />
1989 seine Weltkarriere begann.<br />
Er lässt es hier erstaunlich krachen.<br />
Kennedy geigt sich durch<br />
Dance, Trance, Blues, Rock,<br />
orientalische Musik, es gibt<br />
elektrische Gitarren und Keyboards,<br />
weibliche Nachwuchsgastsängerinnen<br />
sowie mit Damon<br />
Reece einen Kollaborateur,<br />
der schon mit Popgruppen wie<br />
Goldfrapp und Massive Attack<br />
gearbeitet hat. „Ich wollte die<br />
‚Four Seasons‘ quasi aufpeppen<br />
und meiner Fantasie aussetzen“,<br />
sagt der Engländer, der rund<br />
die Hälfte seiner Zeit mit seiner<br />
zweiten, polnischen Ehefrau in<br />
Krakau verbringt. „Ich hatte anfangs<br />
auch ruhige Stücke eingeplant,<br />
doch dann rockte das ganze<br />
Teil so richtig laut und wild<br />
und derb los.“<br />
Nicht nur Vivaldi, sondern auch<br />
der Fußballclub Aston Villa ist<br />
Kennedys Herz ganz (haut)nah<br />
Foto: Paul Marc Mitchell<br />
28
„Ich habe keine<br />
Lust, tausend<br />
Mal den selben<br />
Scheiß zu spielen“<br />
Menuhin war „verwirrt“<br />
Auf seiner Herbsttournee will<br />
Kennedy die „Four Elements“<br />
mit den „Four Seasons“ kreuzen,<br />
letztere will er dabei „aus einer<br />
neuen Perspektive betrachten,<br />
denn ich habe keine Lust, tausend<br />
Mal den selben Scheiß zu<br />
spielen“. „Scheiße“ sagt er übrigens<br />
oft, was wohl ein Teil dieser<br />
ganzheitlichen Geigen-Rebellen-Inszenierung<br />
ist, wegen<br />
der Nigel Kennedy so berühmt<br />
ist und wegen der er in gewissen<br />
Kreisen bis heute verachtet<br />
wird. „Ich hatte nie den Drang,<br />
zu polarisieren oder zu provozieren“,<br />
behauptet der Vater eines<br />
14-jährigen Sohnes aus erster<br />
Ehe, und man tut sich schwer,<br />
ihm die Aussage abzunehmen.<br />
Immerhin hat er mit seinem<br />
Wüster-Junge-Image die Klassikszene<br />
in den 80ern schwer<br />
schockiert. Ja, selbst sein Lehrmeister<br />
Yehudi Menuhin, bei<br />
dem Nigel schon mit sieben in<br />
die Ausbildung ging, sei „sehr<br />
verwirrt“ gewesen, als dieser<br />
plötzlich lospunkte. „Man verstand<br />
mich nicht. Dabei wollte<br />
ich nur so sein, wie ich bin, und<br />
mich nicht für die Klassik verstellen<br />
müssen. Den Nebeneffekt,<br />
Aufsehen zu erregen, fand ich<br />
freilich ganz in Ordnung.“<br />
Inzwischen sind bald 25 Jahre<br />
vergangen, andere Crossover-<br />
Geiger bestimmen die Schlagzeilen<br />
(Kennedy über David<br />
Garrett: „Ein verbraucherfreundliches<br />
Leichtgewicht“), während<br />
Was denkt wohl Kennedys<br />
Gattin über sein Outfit? Ihres<br />
ist jedenfalls klassischer ...<br />
Nigel Kennedy sein Repertoire<br />
über die Jahre stark erweitert<br />
hat. Neben Bach und Beethoven<br />
hat er auch Jimi Hendrix und<br />
The Doors im Programm,<br />
manchmal<br />
spielt er mit der polnischen<br />
Rockband<br />
Kroke, und 2005 veröffentlichte<br />
er sein<br />
erstes Jazz-Album<br />
beim berühmten<br />
„Blue Note“-Label.<br />
„Jazz habe ich richtig<br />
lieben gelernt. Du<br />
kannst Jazz nicht auf<br />
Autopilot spielen, es<br />
geht nicht um Perfektion,<br />
sondern um<br />
Interaktion, das Gemeinsame.“<br />
Zugleich<br />
sei Jazz geselliger. „Die Jungs im<br />
Orchester sind oft steif, das Klischee<br />
stimmt. Jazzer sind locker<br />
drauf, mit denen kannst du nach<br />
einem Konzert noch super einen<br />
saufen gehen.“<br />
Neu: Nigel Kennedy „Four Elements“<br />
(Sony Classical) erscheint<br />
am 7. Oktober<br />
WHY Pink FloYd ?<br />
AB 23. SEPTEMBER 2011<br />
DIE REMASTERS<br />
ALLE LEGENDÄREN 14 STUDIOALBEN REAMSTERED<br />
IM DELUXE-DIGIPACK + NEUE BOOKLETS<br />
THE DARK SIDE OF THE MOON<br />
2 CD EXPERIENCE EDITION (INKL. UNVERÖFFENTLICHTES WEMBLEY KONZERT)<br />
IMMERSION EDITION (3CD, 2DVD & BLURAY)<br />
DISCOVERY BOX<br />
STUDIO ALBUM BOXSET<br />
(ALLE 14 STUDIOALBEN + BUCH)<br />
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WISH YOU WERE HERE<br />
2 CD SPECIAL EDITION (INKL. UNRELEASED LIVE VERSIONS AUS WEMBLEY)<br />
IMMERSION EDITION (2CD, 2DVD & BLURAY IN SUPER DELUXE PACKAGING)<br />
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THE WALL<br />
3CD SPECIAL EDITION (INKL. ALBUM IN DEMO-VERSION)<br />
IMMERSION EDITION (6CD + DVD IN SUPER DELUXE PACKAGING)<br />
www.whypinkfloyd.com twitter.com/pinkfloyd facebook.com/pinkfloyd youtube.com/pinkfloyd
POP, Rock & co<br />
Charles Aznavour<br />
„Toujours“<br />
EMI<br />
[Chanson] Momentan verabschiedet<br />
sich der nur 1,61 Meter<br />
große Chanson-Riese Charles<br />
Aznavour von seinen französischen<br />
Fans mit einem wahren<br />
Konzertmarathon. Mit 87 Jahren<br />
muss ja mal Schluss sein. Dabei<br />
ist Aznavour nicht nur weiterhin<br />
blendend bei Stimme. Nach<br />
über 1.000 Chansons, die er auch<br />
für Kollegen wie Edith Piaf und<br />
Gilbert Bécaud geschrieben hat,<br />
fließen diesem ewigjungen Melancholiker<br />
immer noch Melodien<br />
für die Ewigkeit aus der Feder.<br />
Mit Top-Sidemen wie Jazz-Pianist<br />
Jacky Terrasson zieht Aznavour<br />
so noch mal alle Register von sanften<br />
Balladen über Swing bis zur<br />
jüdischen und spanischen Musik.<br />
Und natürlich drehen sich seine<br />
Texte wieder um die Flüchtigkeit<br />
der Jugend, um die unerbittlich<br />
verrinnende Lebenszeit. Dabei<br />
steht doch längst fest: Charles<br />
Aznavour ist unsterblich.<br />
<br />
Guido Fischer<br />
Downloadtipp: „La vie est faite de<br />
hasard“<br />
Besonderheit: Seinen Welthit „She“<br />
hat Aznavour mit dem Sohn von<br />
Françoise Hardy, Thomas Dutronc,<br />
neu aufgenommen.<br />
30<br />
die pop-cd des monats<br />
The Jayhawks<br />
„The Mockingbird Time“<br />
Rounder/Universal<br />
Acht Jahre haben die Fans jener Band aus Minneapolis, die in den 90er<br />
Jahren maßgeblich zum Wiederaufblühen der wurzelnahen US-amerikanischen<br />
Rockmusik beigetragen hat, auf ein neues Studioalbum warten<br />
müssen. Als besonders schöne Nachricht dürften sie empfunden haben,<br />
dass außerdem auch der vor 16 Jahren aus privaten Gründen ausgeschiedene<br />
Mitgründer Mark Olson wieder mit an Bord war. Jetzt liegt das Album vor und<br />
man kann gottlob feststellen, dass die Jahre nicht spurlos an den Jayhawks<br />
vorbei gegangen sind: Man hört, dass die beiden Bandköpfe Mark Louris und<br />
Olson in der Zwischenzeit ihre Ohren durchaus offen für neuere musikalische<br />
Entwicklungen hatten. Hier gibt es immer wieder sachte Indie-Tendenzen zu<br />
vernehmen: Songs wie der Opener „Hide Your Colours“ und „Closer To Your Side“<br />
könnten mit ihrem melancholischen Aroma auch von einem R.E.M.-Album<br />
stammen. Und wenn die Jayhawks eine Art zeitgemäßer Westcoast-Hymne<br />
versuchen („High Water Blues“), dann nicht ohne eine leicht schräge Schlagseite.<br />
Also: Kontinuität durch maßvollen Wandel, denn die prägenden Jayhawks-<br />
Tugenden sind alle da: erstklassiges Songwriting, feine Arrangements und<br />
Vollblut-Musikantentum. <br />
Passt zu: spätsommerlichen Überlandfahrten<br />
Christian Stolberg<br />
Klingen ähnlich: R.E.M., The Byrds, Crosby Stills Nash & Young, John Hiatt<br />
Glen Campbell<br />
„Ghost On The Canvas“<br />
Surfdog/Neo/Sony Music<br />
[Country, Pop] Mit „Rhinestone<br />
Cowboy“ gelang ihm in den 70er<br />
Jahren ein globaler Megahit. Aber<br />
auch sonst hat sich Glen Campbell<br />
mehr als vier Dekaden lang<br />
als hochkompetenter Studiomusiker,<br />
Sänger mit einem seidigen<br />
Tenor und Songwriter mit Faible<br />
für große Melodien zwischen<br />
Country und Pop profiliert. Nachdem<br />
bei dem 75 jährigen jetzt die<br />
ersten Anzeichen von Alzheimer<br />
diagnostiziert wurden, entschloss<br />
er sich, noch ein letztes Mal ein<br />
Studioalbum mit komplett neuem<br />
Material einzuspielen. Darauf<br />
interpretiert Campbell Songs<br />
von jüngeren Autoren wie Paul<br />
Westerberg (The Replacements),<br />
Robert Pollard (Guided By Voices),<br />
Jakob Dylan und Teddy Thompson,<br />
hat aber auch zusammen mit<br />
seinem Produzenten Julian Raymond<br />
einige Stücke geschrieben.<br />
Und es gelingt ihm, noch einmal<br />
jenen souveränen Weg zwischen<br />
geerdeter Country-Tradition und<br />
großem Popgefühl zu finden, der<br />
ihn groß machte. Welch stilvoller<br />
Abschied! Christian Stolberg<br />
Gäste: The Dandy Warhols, Chris<br />
Isaak, Smashing-Pumpkins-Gründer<br />
Billy Corgan, Surfgitarrenkönig Dick<br />
Dale und Brian Setzer<br />
Ry Cooder<br />
„Pull Up Some Dust And<br />
Sit Down“<br />
Nonesuch/Warner<br />
[Americana] Eine Zeitlang<br />
wirkte Ry Cooder hauptsächlich<br />
als Musikethnologe, spürte<br />
siechende und vergessene Traditionen<br />
von Afrika über Kuba<br />
bis Mexiko auf, manche immens<br />
erfolgreich, andere einfach nur<br />
pittoresk. Dann aber war der<br />
inzwischen 64-Jährige offenbar<br />
genug gereist und begann, sich<br />
langsam an sein Alterswerk zu<br />
machen. „Pull Up Some Dust And<br />
Sit Down“ ist die aktuelle Runde<br />
seiner Protestlieder, die von der<br />
Haltung klar Randy Newman im<br />
Blick haben, musikalisch aber von<br />
keltischem Folk über Texmex-Impressionen<br />
bin hin zu Louisiana-<br />
Blues und Cajun-Motiven einen<br />
Bilderbogen amerikanischer<br />
Klangintarsien integrieren. Cooder<br />
singt von den Soldaten, die in<br />
Plastiksäcken nach Hause kommen<br />
und dem Revolverhelden<br />
Jesse James, der im Himmel seinen<br />
Revolver zurückfordert, um<br />
bei den Banken von heute mal so<br />
richtig aufzuräumen. Er mimt<br />
den Clapton und den John Lee<br />
Hooker, pflegt einen stellenweise<br />
skurrilen Humor, wenn er etwa<br />
die Einwanderungspolitik an der<br />
mexikanischen Grenze kritisiert.<br />
Viele Saiteninstrumente spielt er<br />
selbst, lässt sich aber auch von alten<br />
Freunden wie dem Akkordeonisten<br />
Flaco Jimenez helfen und<br />
gestaltet auf diese Weise ein Kapitel<br />
Americana mit dem spröden<br />
Charme des alten Mannes.<br />
<br />
Ralf Dombrowski<br />
Wissenswertes: In den 90ern<br />
verhalf Ry Cooder dem Afrikaner Ali<br />
Farka Touré zur zweiten Karriere.<br />
Downloadtipp: „Humpty Dumpty<br />
World“<br />
Rea Garvey<br />
„Can’t Stand The Silence“<br />
Island/Universal<br />
[Rock/Pop] Nach der Ankündigung<br />
einer längeren Kreativpause<br />
seiner Band Reamonn war es<br />
wirklich nur eine Frage der Zeit,<br />
bis Sänger Rea Garvey sein erstes<br />
Soloalbum vorlegen würde. Auf<br />
„Can’t Stand The Silence“ entfernt<br />
sich der Wahl-Berliner zum Teil<br />
sehr deutlich vom bekannten Reamonn-Sound.<br />
Im Mittelpunkt<br />
von Songs wie „Heart Of An<br />
Enemy“ und „Hole In My Heart“<br />
steht natürlich seine unverwechselbare<br />
Stimme, mit der er dieser<br />
Platte einmal mehr seinen Stempel<br />
aufdrückt, aber musikalisch<br />
geht er durchaus ein paar Wagnisse<br />
ein. Für die Umsetzung<br />
seiner Ideen verpflichtete Garvey<br />
mit Produzent Andy Chatterley<br />
(Muse, Kylie Minogue, Kanye-
West), Singer/Songwriter Iain Archer<br />
(Snow Patrol), Komponist Julio<br />
Reyes Copello (Jennifer Lopez,<br />
Nelly Furtado), Jam El Mar (Jam<br />
& Spoon) und nicht zuletzt Xavier<br />
Naidoo lauter Branchenschwergewichte,<br />
die sich erstaunlich gut<br />
ergänzen. Vor allem mit Tracks<br />
wie dem bombastischen „How I<br />
Used To Be“ und der einfühlsamen<br />
Ballade „My Child“ dürfte<br />
Rea Garvey auch Hörer überzeugen,<br />
die Reamonn bisher nichts<br />
abgewinnen konnten.<br />
<br />
Robert Wallner<br />
Info: Bevor Rea Garvey 1999 bei<br />
Reamonn einstieg, war er als Gitarrist<br />
und Sänger bei der irischen<br />
Band Reckless Pedestrians aktiv.<br />
Matthew Herbert<br />
„One Pig“<br />
accidental/PIAS<br />
[Avantgarde/Elektro] Die einen<br />
nennen es überspannt, die anderen<br />
visionär. Der Brite Matthew<br />
Herbert arbeitet gerne mit Klängen,<br />
und er gibt sich nicht damit<br />
zufrieden, dass sie aus der Dose<br />
kommen. Also geht er mit seinen<br />
Mikrofonen raus aus dem Studio<br />
und sampelt, was das Zeug hält.<br />
Mal lässt er bei einem Konzert<br />
Tausende Menschen gleichzeitig<br />
für einen Sound in einen Apfel<br />
beißen, mal nimmt er Panzer auf,<br />
die über eine Wiese rollen. Oder<br />
ein Schwein wie bei „One Pig“.<br />
Ein halbes Jahr lang hat Herbert<br />
das Tier begleitet, alle zwei Wochen<br />
von der Geburt bis zum Verzehr<br />
die Töne eingefangen, die es<br />
macht. Das ergab die Grundlage<br />
für sein Album, das die Trilogie<br />
aus „One One“ (nur Sounds des<br />
eigenen Körpers) und „One Club“<br />
(nur Sounds eines Disko-Abends<br />
in Berlin) vervollständigt. Auf der<br />
Basis dieser Eindrücke erstellt er<br />
dezente Clubbeats, die aus den<br />
Tierklängen heraus zu wachsen<br />
scheinen. Resultat des akustischen<br />
Feldversuchs ist ein organisch<br />
wirkendes und manchmal<br />
irritierendes Hörgemenge, das auf<br />
die Spitze treibt, was technisch<br />
möglich ist, und dabei zugleich<br />
eine Ästhetik schafft, wenn auch<br />
eine grunzende.<br />
<br />
Ralf Dombrowski<br />
Wissenswertes: Herbert verbirgt<br />
sich auch hinter Doctor Rockit, Radio<br />
Boy und Wishmountain.<br />
Downloadtipp: ganz oder gar nicht<br />
Mike Oldfield<br />
„Incantations“<br />
(Deluxe Edition)<br />
Mercury/Universal<br />
[New Age/Pop] Fünf Jahre<br />
nachdem er mit seinem aufsehen-<br />
(oder besser aufhorchen-)<br />
erregenden Debütalbum „Tubular<br />
Bells“ nicht nur seinen persönlichen<br />
(und für ihn mit allerlei problematischen<br />
Begleiterscheinungen<br />
verbundenen) Durchbruch<br />
geschafft, sondern nebenbei auch<br />
zum Aufkommen der New-Age-<br />
Musik beigetragen hatte, veränderte<br />
der Brite auf seinem vierten<br />
Album „Incantations“ erstmals<br />
die Zusammensetzung seiner<br />
Musik grundsätzlicher: Wo er<br />
bisher hauptsächlich auf bereits<br />
in der Rockmusik üblichem Instrumentarium<br />
seine ganz persönliche<br />
Kombination aus Motiven aus<br />
der irischen Folklore (und später<br />
auf „Ommadawn“ aus der afrikanischen<br />
Msuik), klassischen<br />
Einflüssen, Minimal Music und<br />
Elektronik inszeniert hatte, setzte<br />
er nun stärker auf klassische<br />
Instrumente (vor allem Streicher)<br />
und Chöre. Die keltischen Quellen<br />
wurden zum Teil durch indianische<br />
Elemente abgelöst, zudem integrierte<br />
Oldfield zwei literarische<br />
Texte („The Song Of Hiawatha“<br />
des Dichters Henry Wadsworth<br />
Longfellow und „Ode To Cynthia“<br />
des Shakespeare-Zeitgenossen<br />
Ben Jonson).<br />
In der Zwei-CD+DVD-Deluxe-<br />
Edition kommt „Incantations“ in<br />
einer ganz neuen Stereo-Remaster-Version,<br />
deren Entstehung<br />
von Mike Oldfield persönlich<br />
überwacht wurde. Die begleitende<br />
DVD enthält neben einem neuen<br />
5.1-Surround-Mix verschiedener<br />
Auszüge diverses Bewegtbild-<br />
Material, darunter Passagen von<br />
Oldfields spektakulärer 1979er<br />
Tournee. Felix Marondel<br />
Besonderheit: Diese Wiederveröffentlichung<br />
trägt auf der Frontseite<br />
ein anderes Foto als das Originalcover.<br />
Das ursprünglich vorne platzierte<br />
Motiv findet sich nun auf der<br />
Rückseite der Verpackung.<br />
Klingt ähnlich: Tangerine Dream,<br />
Klaus Schulze, Vangelis<br />
Erdmöbel<br />
„Retrospektive“<br />
Edel<br />
[Deutschpop] Lakonie will gekonnt<br />
sein. Markus Berges hat<br />
seinen Spaß an Mehrdeutigkeiten<br />
und dem Rhythmus der Worte, an<br />
überraschenden Verdrehungen<br />
und semantischen Spielereien.<br />
Seit bald zwei Jahrzehnten spitzt<br />
der inzwischen zur Kölner Szene<br />
gehörende Münsteraner mit<br />
seiner Band Erdmöbel die deutschen<br />
Sprache zu und lässt in seinen<br />
poetischen Experimenten eigenständige<br />
Bildwelten entstehen.<br />
Mit „Retrospektive“ blickt er nun<br />
zurück, präsentiert 17 Lieder aus<br />
16 Jahren plus einem neuen Song<br />
und dokumentiert mit wunderbarer<br />
Beiläufigkeit, wie schön<br />
es sein kann, deutschen Pop zu<br />
hören. Denn Erdmöbel pflegen<br />
auf der einen Seite das scheinbar<br />
so Dahingesungene, die verbale<br />
Lakonie, verstehen es darüber<br />
hinaus aber auch, pointierte, auf<br />
das Nötigste konzentrierte Arrangements<br />
zu schreiben und damit<br />
eine stilistische Breite von dezentem<br />
Independent Sound bis zum<br />
versteckten Jazz abzudecken. Das<br />
hat Klasse und macht die „Retrospektive“<br />
zu einem Portfolio poppoetischer<br />
Kraft. Es muss ja nicht<br />
immer Sven Regener sein.<br />
<br />
Ralf Dombrowski<br />
Wissenswertes: Mit „No. 1 Hits“<br />
verhalfen Erdmöbel 2007 englischen<br />
Hits zu deutscher Cover-Größe.<br />
Downloadtipp: „Lied über gar<br />
nichts“<br />
Nick Lowe<br />
„The Old Magic“<br />
Proper/Rough Trade<br />
[Rock/Pop/Country] Vier Jahre<br />
nach seinem letzten Studioalbum<br />
„At My Age“ meldet sich der Songwriter<br />
und legendäre Produzent<br />
(Elvis Costello, The Damned) aus<br />
England mit einer wundervoll relaxten<br />
Platte zurück. Eingespielt<br />
hat Nick Lowe „The Old Magic“ mit<br />
Hilfe seiner Band um Keyboarder<br />
Geraint Watkins, Gitarrist Steve<br />
Donnelly und Schlagzeuger Robert<br />
Treherne sowie einigen mehr oder<br />
weniger prominenten Gastmusikern<br />
wie Ron Sexsmith, Rory Mc-<br />
Leod, Paul Carrack, Jimmie Vaughan<br />
und Annie Whitehead. Man<br />
hört den elf Songs förmlich an, in<br />
welch entspannter Atmosphäre<br />
sie eingespielt wurden. Zu den<br />
Höhepunkten des Albums zählen<br />
vor allem die drei bereits live<br />
ausführlich getesteten Balladen<br />
„Stoplight Roses“, „House For Sale“<br />
und „I Read A Lot“. Aber auch die<br />
drei Coverversionen, „Poisoned<br />
Rose“ von Elvis Costello, „Shame<br />
On The Rain“ von Tom T. Hall und<br />
„You Don’t Know Me At All“ von<br />
Jeff West, rechtfertigen durchaus<br />
überschwängliches Lob.<br />
<br />
Robert Wallner<br />
Hintergrund: Nick Lowe produzierte<br />
nicht nur die ersten fünf Alben<br />
von Elvis Costello, sondern mit „New<br />
Rose“ von The Damned auch die erste<br />
englische Punk-Single überhaupt.<br />
31
POP, Rock & co<br />
Joe Henry<br />
„Reverie“<br />
Anti/Indigo V.Ö. 7.10.<br />
[Singer/Songwriter] Joe Henry<br />
war noch nie ein sogenannter Singer/Songwriter,<br />
der sich mit der<br />
einfachen Lösung zufrieden gegeben<br />
hätte. Seine Songs brauchen<br />
Zeit, bis sie ins Blut gehen, doch<br />
hat man sich einmal mit ihnen infiziert,<br />
gibt es keine Heilung mehr.<br />
Wie schon all seine letzten Alben<br />
hinterlässt auch sein neuester<br />
Streich wieder den Eindruck eines<br />
groß angelegten Opus. Henry<br />
ist ein Rembrandt der Americana,<br />
der in feinsten Nuancen zu kolorieren<br />
und schraffieren weiß und<br />
sich auf fein konturierte Unschärfen<br />
versteht. Er ist ein Meister der<br />
spontan anmutenden Dramatik<br />
und des präzise gesetzten musikalischen<br />
Effekts, der einmal so sitzt,<br />
dass er keiner Wiederholung bedarf.<br />
In seinen Songs ist kein Platz<br />
für Zufälle, alles ist bis ins kleinste<br />
ausgeklügelt. Und doch wirkt es<br />
niemals starr oder blutleer, denn<br />
Henry schafft Zwischenräume, in<br />
denen sich Emotionen entladen<br />
können. Eine nahezu perfekte<br />
Songlandschaft, in der man sich<br />
endlos verlieren kann.<br />
<br />
Wolf Kampmann<br />
Weiterhören: Daniel Kahn, Geoff<br />
Berner<br />
Downloadtipp: Sticks And Stones<br />
Nena<br />
„Balladen“<br />
Sony Music<br />
[Pop] Ende 2010 erschien mit<br />
„Best Of“ die erste von Nena<br />
höchst persönlich autorisierte<br />
Zusammenstellung, mit der sie<br />
sich gegen die Flut von Nena-Hit-<br />
Compilations zur Wehr setzen<br />
wollte. Nun ist die etwas lieblos<br />
benannte „Balladen“-CD zwar<br />
auch kein von ihr selber betreutes<br />
Album, aber einen Grund,<br />
sich dagegen zu wehren, hätte<br />
Deutschlands Darling-Sängerin<br />
im Grunde nicht. Denn die 18 hier<br />
versammelten Songs aus allen<br />
Abschnitten ihrer langen Karriere<br />
sind mit Bedacht und viel Einfühlungsvermögen<br />
ausgewählt<br />
worden. So unterstreichen eben<br />
diese „Balladen“, dass Nena viel<br />
mehr ist als ein NDW-Partykult.<br />
Denn gerade mit Stücken wie<br />
„Der Anfang vom Ende“, „Lass<br />
mich dein Pirat sein“ und dem<br />
berührenden „Weißen Schiff“,<br />
in dem sich Nena mit dem Tod<br />
auseinandersetzt, überzeugt sie<br />
als grandiose Sängerin, die stets<br />
die richtigen Töne für die großen<br />
Gefühle findet. Heiko Große<br />
Weiterhören: „Best Of“ und den<br />
aktuellen Konzertmitschnitt „Made<br />
In Germany Live“ auf DVD<br />
Helgi Jonsson<br />
„Big Spring“<br />
Finest Gramophone/Indigo<br />
[Independent] Es ist schwer, in<br />
einem Text über einen Künstler<br />
aus Island nicht mit den isländischen<br />
Klischees zu operieren –<br />
vor allem wenn sie wie im Fall<br />
des jungen Sängers, Songwriters<br />
und Multi-Instrumentalisten auch<br />
noch zutreffen. Denn die Musik<br />
von Helgi Jonsson, der viel mit der<br />
dänischen Sängerin Tina Disco zusammengearbeitet<br />
hat, ist tatsächlich<br />
so idyllisch und verschroben<br />
wie Island selbst. Seine mal melodisch,<br />
mal atmosphärisch ausgerichteten<br />
Kompositionen erinnern<br />
an die karge Natur des Landes,<br />
unter der es jedoch brodelt – und<br />
der nächste Vulkan- oder Geysir-<br />
Ausbruch nie weit ist. Ein Island-<br />
Klischee, das jedoch nicht auf den<br />
klassisch ausgebildeten Musiker<br />
zutrifft, ist Björk. Von den Elektronikexperimenten<br />
der großen<br />
Exzentrikerin hat Jonsson so gut<br />
wie nichts. Helgi Jonsson ist Natur<br />
pur.<br />
Heiko Große<br />
Weiterhören: weitere großartige<br />
Musik aus Island etwa von Mugison,<br />
Pétur Ben, Lay Low, Sigur Rós oder<br />
Ólafur Arnalds<br />
Patti Smith<br />
„Outside Society“<br />
Columbia/Arista/Legacy/<br />
Sony<br />
[Rock] Das war wirklich überfällig:<br />
Verblüffenderweise erscheint<br />
erst 36 Jahre nach ihrem Albumdebüt<br />
eine Best-Of-CD, die wirklich<br />
alle Schaffensphasen der so<br />
eigenwilligen wie tapferen Rockpoetin<br />
aus Chicago abdeckt. Und<br />
wie schon der für eine solche Retrospektive<br />
ungewöhnliche Titel<br />
(ein Zitat aus „Rock’n’Roll Nigger“)<br />
andeutet, ist dies keine Routinepackung<br />
von der Stange. Smith selber<br />
hat die Zusammenstellung der<br />
CD begleitet, sie kommentiert im<br />
Booklet sehr persönlich jeden der<br />
16 Tracks. So entfaltet sich hier von<br />
den punkigen Anfängen mit ihrer<br />
düsteren Version von Van Morrisons<br />
„Gloria“ vom Debütalbum<br />
„Horses“ und dem scheppernden<br />
„Ain’t It Strange“ von „Radio<br />
Ethiopia“ (1976) über den Welthit<br />
„Because The Night“, ihr programmatisches<br />
Kampflied „Rock’n’Roll<br />
Nigger“, das bewegende „Beneath<br />
The Southern Cross“ vom 1996er<br />
Comeback-Album „Gone Again“<br />
(mit Jeff Buckley und Tom Verlaine)<br />
bis hin zu ihrer Fassung<br />
von Nirvanas „Smells Like Teen<br />
Spirit“ das musikalisch vielschichtige<br />
und faszinierende Werkporträt<br />
einer großen Künstlerin.<br />
<br />
Christian Stolberg<br />
Wissenswert: Patti Smith wurde<br />
2007 in die Rock’n’Roll Hall Of Fame<br />
aufgenommen.<br />
Info: Dies ist die erste CD, die Labelübergreifend<br />
die Highlights von<br />
Patti Smiths Karriere dokumentiert.<br />
David Sylvian<br />
„Died In The Wool – The<br />
Manafon Variations“<br />
Samadhisound/Galileo MC<br />
[Avantgardepop] David Sylvian<br />
gibt Rätsel auf. Mit Pop hat<br />
seine Musik schon lange nichts<br />
mehr zu tun. Und mit „Died In<br />
The Wool“ baut er seine akustische<br />
Welt noch ein Stückchen<br />
weiter aus und überlässt es dem<br />
Hörer, wie er sich auf die Sammlung<br />
mal finster neumusikalisch<br />
wirkender, mal elektronisch verklausulierter<br />
Soundwanderungen<br />
einlassen will. Im Zentrum<br />
steht Sylvians Bariton, der introvertiert<br />
und manchmal theatralisch<br />
poetisch verschlüsselte<br />
Botschaften unter anderem von<br />
der Dichterin Emily Dickinson<br />
verkündet. Um diesen Nukleus<br />
bauen Remixer wie Jan Bang, Eric<br />
Honoré, verschiedene Streichinstrumente<br />
und Jazzmusiker wie<br />
der Saxofonist Evan Parker irrlichternde<br />
Assoziationen. Sechs<br />
Stücke stammen von dem vorangegangenen<br />
Album „Manafon“<br />
und werden umgedeutet,<br />
die andere Hälfte ist neu, aber<br />
mindestens ebenso in sich versunken<br />
wie das frühere Material.<br />
Manches erinnert an skandinavische<br />
Soundarchitekturen nach<br />
Art des Labels rune grammofon,<br />
manches an Klanginstallationen,<br />
die Bonus-CD bietet 20 Minuten<br />
Soundscapes von einer Kunstaktion.<br />
So macht es David Sylvian<br />
seinen Hörern nicht leicht. Er<br />
fordert Zeit, Ruhe und Konzentration.<br />
Aber er bietet auch Entdeckungen<br />
voll dunkel poetischer<br />
Strahlkraft. Ralf Dombrowski<br />
Wissenswertes: David Sylvian<br />
begann seine Karriere als Sänger der<br />
Wave-Band Japan.<br />
32
Barbra Streisand<br />
„What Matters Most“<br />
Columbia/Sony Music<br />
[Pop/Jazzpop] Schon als Barbra<br />
Streisand in den 60er Jahren<br />
ihre ersten Alben veröffentlichte,<br />
wirkte ihre Musik wie aus der Zeit<br />
gefallen. Ihre Art, wie sie Standards<br />
aus dem Great American<br />
Songbook interpretierte, schien<br />
schon damals um Jahrzehnte zu<br />
spät gekommen zu sein. Diesen<br />
Eindruck könnte man auch bei<br />
„What Matters Most“ haben – und<br />
doch ist er falsch. Denn allein<br />
mit ihrem zurückhaltenden und<br />
doch so ausdrucksreichen Vortrag<br />
gelingt es ihr immer wieder,<br />
die Songs zu etwas ganz Persönlichem<br />
zu machen und sie ins<br />
Hier und Jetzt zu holen. Gerade<br />
die zehn mit dezenten Jazz-Arrangements<br />
versehenen Stücke auf<br />
der neuen CD müssen ihr besonders<br />
am Herzen gelegen haben –<br />
sind es doch alles Songs, zu denen<br />
Alan und Marilyn Bergman die<br />
Texte geschrieben haben. Mit den<br />
beiden renommierten Textdichtern<br />
ist Streisand seit Jahrzehnten<br />
eng befreundet – und das spürt<br />
man: So emphatisch hat man die<br />
Streisand schon lange nicht mehr<br />
gehört.<br />
Heiko Große<br />
Anspieltipps: „The Windmills Of<br />
Your Mind“, „Nice ’N’ Easy“, „That Face“<br />
Keb’ Mo<br />
„The Reflection“<br />
Yolabelle/Warner V.Ö. 30.9.<br />
[Blues/Soul/Folk] Fünf Jahre<br />
hat Kevin Moore alias Keb’ Mo seit<br />
seinem letzten Album „Suitcase“<br />
verstreichen lassen, bevor er jetzt<br />
mit „The Reflection“ endlich einen<br />
ebenbürtigen Nachfolger präsentiert.<br />
Der Sänger und Gitarrist, der<br />
am 3. Oktober seinen 60. Geburtstag<br />
begeht, überzeugt mit zwölf<br />
extrem groovigen und angenehm<br />
relaxten Songs im Spannungsfeld<br />
zwischen Blues, Jazz und Folk,<br />
eingespielt mit Unterstützung<br />
von India.Arie, Vince Gill, Dave<br />
Koz, Marcus Miller, Mindi Abair<br />
und David T. Walker. Drei Jahre<br />
arbeitete Keb’ Mo zusammen mit<br />
seinem Toningenieur John Schirmer<br />
in Los Angles und Nashville<br />
an der Fertigstellung der Platte.<br />
Die Sorgfalt hat sich ausgezahlt.<br />
Keb’ Mo glänzt in Songs wie „All<br />
The Way“ und „One Of These<br />
Nights“ mit seinem ausdrucksstarken<br />
Gitarrenspiel und verleiht<br />
den Stücken eine unverwechselbare<br />
Note. Robert Wallner<br />
Anspieltipps: „The Whole Enchilada“,<br />
„Crush On You“ und „My Baby’s<br />
Tellin’ Lies“<br />
Frank Ramond<br />
„Ganz klar“<br />
105music/Sony Music<br />
[Chanson/Pop] Auch wer in seinem<br />
Leben noch nie von Frank<br />
Ramond gehört hat, kennt garantiert<br />
einen seiner Songs, die<br />
er in den letzten Jahren für Annett<br />
Louisan, Roger Cicero und<br />
Ina Müller geschrieben hat. Aber<br />
auch als Solokünstler sorgte der<br />
Songwriter und Produzent, der<br />
nur ungern im Rampenlicht steht,<br />
mit seinem Debütalbum „Große<br />
Jungs“ bereits 2009 für Aufsehen.<br />
Auf seinem zweiten Solowerk<br />
überzeugt Frank Ramond<br />
erneut mit wundervoll hintersinnigen<br />
Chansons in deutscher<br />
Sprache. Als Geschichtenerzähler<br />
übertrifft er sich mit Songs wie<br />
„Golf-Generation“ und „Wer nicht<br />
fällt (hat nie gestanden)“ wieder<br />
einmal selbst. Weit entfernt von<br />
allen Klischees und in einer sehr<br />
klaren, direkten Sprache berichtet<br />
Frank Ramond mit viel Humor<br />
über all die kleinen und großen<br />
Katastrophen, die das Leben so<br />
bereithält. Robert Wallner<br />
Wissenswert: Frank Ramond<br />
wurde in Istanbul geboren, verbrachte<br />
seine Kindheit in Mexiko und<br />
Spanien und lebt seit vielen Jahren<br />
in Hamburg.<br />
Jasmin Tabatabai &<br />
David Klein Orchester<br />
„Eine Frau“<br />
Edel: Content<br />
[Pop/Chanson] Das Frauenwunder<br />
im erwachsenen deutsprachigen<br />
Pop nimmt kein Ende.<br />
Es vergeht kein Quartal, in dem<br />
nicht eine Interpretin mit einem<br />
Album um die Ecke kommt, auf<br />
dem sie chansoneske deutsche<br />
Texte zu mal poppiger, oft jazziger,<br />
häufig eben auch chansonesk-arrangierter<br />
Musik vorträgt,<br />
von Annett Louisan bis<br />
Lisa Bassenge, von Ina Müller<br />
bis Celine Rudolph. Und jetzt also<br />
Jasmin Tabatabai. Okay, dass die<br />
deutsch-iranische Schauspielerin<br />
auch eine begabte Musikerin<br />
ist, wusste man nicht nur durch<br />
den Kino-Blockbuster „Bandits“,<br />
sondern auch von ihrer Zeit in der<br />
Berliner Band Even Cowgirls Get<br />
The Blues und von ihren ersten<br />
beiden Soloalben. Aber die waren<br />
voller englischer Popsongs<br />
aus Tabatabais eigener Feder.<br />
Hier geht es nun ganz anders<br />
zu. Die Texte sind alle deutsch,<br />
stammen von fremden Autoren<br />
(etwa Kurt Tucholsky), die Musik<br />
swingt und groovt im Bigbandund<br />
Loungejazz-Style der 60er<br />
Jahre, sehr cool und lässig urban.<br />
Das ist auch das Verdienst<br />
des Schweizer Produzenten David<br />
Klein und seines Orchesters –<br />
und die Zusammenarbeit mit ihm<br />
laut Tabatabai keine Reaktion auf<br />
das eingangs beschriebene Phänomen,<br />
sondern ein langgehegter<br />
Plan, seit man sich vor zehn Jahren<br />
am Set des Films „Gripsholm“<br />
kennenlernte. Gut, dass sie den<br />
nun verwirklicht haben.<br />
<br />
Christian Stolberg<br />
Erinnert an: Hildegard Knef<br />
Passt in: jede Cocktailbar<br />
Gillian Welch<br />
„The Harrow & The<br />
Harvest“<br />
Acony Records/Warner<br />
[Folk, Country] Von der Herkunft<br />
einer Interpretin auf ihre<br />
Musik zu schließen, kann ganz<br />
schön in die Irre führen: Die<br />
43-jährige Sängerin, Gitarristin<br />
und Autorin Gilian Welch etwa<br />
stammt aus New York City und<br />
wuchs in Los Angeles auf – aber<br />
die Alben, die sie mit ihrem Kreativpartner,<br />
Co-Produzenten und<br />
Gitarristen David Rawlings aufnimmt,<br />
sind Paradebeispiele für<br />
die zeitlose Schönheit des Ländlichen:<br />
delikate, rein akustisch instrumentierte<br />
Songs, deren Roots<br />
im ganz frühen Country, im Bluegrass<br />
und im Appalachen-Folk<br />
liegen. Neben Welchs kehligem,<br />
aber keineswegs herbem Organ<br />
und Rawlings unaufdringlichem<br />
Begleitgesang sind oft nur akustische<br />
Gitarren, gelegentlich auch<br />
ein Banjo zu hören, aber man vermisst<br />
nichts – weil die Melodien<br />
so stark und die Saitenarrangements<br />
so effektiv und klangvoll<br />
wie filigran sind. Die Songs stammen<br />
alle aus der Schreibwerkstatt<br />
dieses kongenialen Künstlerpaars,<br />
aber sie hören sich an, als wären<br />
sie schon vor hundert Jahren<br />
entstanden, in einer Welt ohne<br />
Musikmoden, ohne Kommerzkalkül.<br />
Lieder voller stiller Sehnsucht<br />
und Romantik, meisterlich<br />
gesungen und gespielt, klanglich<br />
makellos produziert.<br />
<br />
Christian Stolberg<br />
Weiterhören: Daniel Lanois, Bert<br />
Jansch, Natalie Merchant<br />
33
Klassik<br />
Sol Gabetta<br />
„Il Progetto Vivaldi 2“<br />
Sony Classical<br />
Die argentinische Cellissima Sol<br />
Gabetta macht ihrem Vornamen<br />
alle Ehre. Denn egal, was sie spielt –<br />
bei ihr geht auf den vier Cellosaiten<br />
ständig die Sonne auf. So<br />
auch auf ihrem zweiten Album<br />
mit Cello-Konzerten von Antonio<br />
Vivaldi. Mit wärmender Innigkeit,<br />
schmelzendem Ton und glühender<br />
Brillanz küsst La Gabetta da<br />
drei selten zu hörende Concerti<br />
des venezianischen Barockstars<br />
wach. Und klanghistorisch schnittigen<br />
Drive bietet dazu die Cappella<br />
Gabetta auf, die Sol mit ihrem<br />
Bruder Andres Gabetta gegründet<br />
hat. Weil Sol Gabetta aber von<br />
jeher eine Bank für Repertoire-<br />
Entdeckungen ist, hat sie zudem<br />
zwei Cello-Konzerte von Vivaldi-<br />
Zeitgenossen nicht einfach eingespielt.<br />
Mit ihrem Temperament<br />
verwandelt Gabetta sie in wahre<br />
Meisterwerke. Reinhard Lemelle<br />
Besonderheit: Das Cello-Konzert<br />
von Giovanni Battista Platti ist eine<br />
Weltersteinspielung.<br />
Diverse<br />
„Poetica“<br />
Sony Classical, VÖ. 30.9.<br />
Nicht erst seit den großen Erfolgen<br />
des Duos Schönherz & Fleer<br />
mit seinem „Rilke Projekt“ erfreut<br />
sich die Verbindung von Lyrik<br />
und klassischer Musik im Land<br />
der Dichter und Denker großer<br />
Beliebtheit. Eine Verbindung, die<br />
vor allem dann reizvoll ist, wenn<br />
großartige Kompositionen auf<br />
ebensolche Schauspieler treffen –<br />
schließlich besitzt Lyrik ihre eigene<br />
Musikalität, die so richtig<br />
zur Entfaltung kommt, wenn sie<br />
von wohlklingenden Stimmen mit<br />
Feingefühl und klugem Textverständnis<br />
vorgetragen wird. Die<br />
vorliegende Compilation bringt<br />
Musik von Brahms, Holst, Bizet,<br />
Debussy, Fauré, Dvorak, Kreisler,<br />
Mozart und Bach mit Texten<br />
von Goethe, Eichendorff, Erich<br />
Fried, Rilke, Kästner und Hebbel<br />
und mit prominenten Mimen<br />
wie Martina Gedeck, Otto<br />
Sander, Hannelore Hoger, Katharina<br />
Thalbach, Ulrich Noethen,<br />
Suzanne von Borsody und<br />
Matthias Brandt zusammen –<br />
da wird auch fündig, wem Rilke<br />
nicht so zusagt. Felix Marondel<br />
Passt zu: herbstlichen Sonntagnachmittagen<br />
Ludovico Einaudi<br />
„Islands Essential<br />
Einaudi“<br />
Decca/Universal<br />
Selten ist die Devise „Weniger ist<br />
mehr“ in der Musik seelenvoller<br />
beherzigt worden als in den Kreationen<br />
des Turiner Komponisten<br />
Ludovico Einaudi. Aus Klassik,<br />
Folklore, New Age und Minimal<br />
Music schöpft der Pianist, doch<br />
die Ingredienzen, die Einaudi<br />
aus diesen Bereichen gewinnt,<br />
verdichtet er in stimmungsvollen,<br />
trügerisch einfach wirkenden<br />
Stücken. In deren Zentrum<br />
steht sein Klavierspiel, meist um<br />
einen dezenten Streicherhintergrund<br />
ergänzt. Doch was die<br />
hoch emotionale Wirkung dieser<br />
Musik ausmacht, sind die herrlichen<br />
Melodieeinfälle – es gibt<br />
hier keine Angst vor der Schönheit.<br />
„Islands“ vereint 14 Kompositionen<br />
aus Einaudis Schaffen,<br />
darunter inzwischen hochpopuläre<br />
wie „Nightbook“, „Divenire“<br />
und „Nefelli“. Ein bisschen mutet<br />
der Norditaliener an wie ein<br />
musikalischer Seelenverwandter<br />
des Bestsellerautors Paulo Coelho:<br />
Sein Publikum findet bei ihm<br />
klingenden Seelenbalsam.<br />
<br />
Christian Stolberg<br />
Wissenswert: Jüngst schuf Ludovico<br />
Einaudi den Soundtrack zum Kinohit<br />
„Black Swan“.<br />
Kent Nagano<br />
„Beethoven: Symphonies<br />
Nos. 6 & 8, Grosse Fuge“<br />
Sony Classical<br />
Als Beethoven mit seiner 6. Symphonie<br />
dem Ideal von Mutter Natur<br />
nachspürte, gab es noch kein<br />
Waldsterben, und der sanft dahinfließende<br />
Bach, den Beethoven in<br />
seiner „Pastorale“ verewigte, war<br />
glasklar. 200 Jahre später ist der<br />
Raubbau an der Natur in vollem<br />
Gange. Stardirigent Kent Nagano<br />
zieht dagegen jetzt ungewöhnlich<br />
zu Felde: Nach einer kräftig<br />
leuchtenden wie empfindsam lyrischen<br />
Einspielung der Sechsten<br />
mit dem Orchestre Symphonique<br />
de Montréal lässt Nagano jenes<br />
Umweltschutz-Manifest verlesen,<br />
das 1992 beim Weltgipfel in<br />
Rio verabschiedet wurde. Weg<br />
von Beethoven als quasi geistigem<br />
Urvater der Ökobewegung<br />
hin zum geistvollen Humoristen<br />
geht es dann in seiner 8. Symphonie.<br />
Und als Krönung präsentiert<br />
Nagano Beethovens „Grosse Fuge“<br />
als intellektuell wie sinnlich umwerfendes<br />
Abenteuer.<br />
<br />
Guido Fischer<br />
Lang Lang<br />
„Liszt: My Piano Hero“<br />
Sony Classical<br />
Seine erste Begegnung mit Liszt<br />
hatte Lang Lang vor der Glotze,<br />
als er als Kind einen „Tom<br />
& Jerry“-Zeichentrickfilm sah,<br />
in dem Tatzen-Tom die 2. Ungarische<br />
Rhapsodie von Liszt<br />
in die Tasten prügelte. Auf seinem<br />
ersten Liszt-Album hat der<br />
29-Jährige auch zwei Rhapsodien<br />
aufgenommen. Wie er da atemberaubend<br />
lässig Gas gibt und<br />
übermenschlich den Flügel wüten<br />
lässt, ist Klavierspiel in einer<br />
neuen Dimension. Aber Lang hat<br />
nicht nur sehnige, sondern auch<br />
sensible Finger, mit denen er etwa<br />
dem magischen „Ave Maria“ farbintensiven<br />
Klangzauber entlockt.<br />
Nach neun Solostücken steigt<br />
Lang Lang dann mit Valery Gergiev<br />
und den Wiener Philharmonikern<br />
in den Konzertring – und<br />
trifft in Liszts 1. Kla vierkonzert<br />
punktgenau den Ton fürs Glitzernde<br />
und Rhapsodische.<br />
<br />
Guido Fischer<br />
O-Ton des Künstlers: „Als Liszt-<br />
Interpret wünscht man sich manchmal,<br />
vier Hände zu haben.“<br />
Quatuor Ebène<br />
„Mozart: Streichquartette“<br />
Virgin Classics/EMI, VÖ. 16.9.<br />
Für Goethe war das Streichquartett<br />
die Königsklasse in der Kammermusik,<br />
denn hier konnte er einer<br />
„Unterhaltung zwischen vier<br />
vernünftigen Menschen“ beiwohnen.<br />
Hätte er aber jetzt miterlebt,<br />
wie das Quatuor Ebène Mozart<br />
spielt, er wäre rundum verblüfft<br />
über den Tiefgang, aber auch den<br />
Humor in diesen musikalischen<br />
Gesprächen zu viert. 1783 bzw.<br />
1785 komponierte Mozart die beiden<br />
Quartette KV 421 & 465, die<br />
er seinem Vorbild Joseph Haydn<br />
widmete. Wie modern aber ihre<br />
Gedankenvielfalt und gestalterische<br />
Experimentierfreudig -<br />
keit sind, macht das Quatuor<br />
Ebène bis in die letzte Noten faser<br />
deutlich. Guido Fischer<br />
O-Ton der Künstler: „Wir sind ein<br />
altes Quartett mit jungen Musikern.“<br />
34
jazz & world<br />
Tinariwen<br />
„Tassili“<br />
Cooperative Music/Universal<br />
[Desert Blues] Die Tuareg-Band<br />
Tinariwen zeigt uns seit einigen<br />
Jahren, dass der archaische Blues<br />
nicht nur am Mississippi zu Hause<br />
ist. Ihre schweren, schleppenden<br />
Grooves scheinen den großen<br />
Sand der Jahrtausende zu transportieren.<br />
Auf ihrem neuen Album<br />
„Tassili“ gehen sie jedoch ein<br />
Stück weiter aus sich heraus als<br />
auf früheren Platten. Die Band<br />
hat sich stets um die Öffnung<br />
der Welt für die Probleme ihres<br />
Stammes bemüht. Um diesen Fokus<br />
zu verstärken, haben sie sich<br />
diesmal ein paar Gäste ins Studio<br />
geladen, so den jazzerprobten<br />
Wilco-Gitarristen Nels Cline<br />
und Mitglieder der Dirty Dozen<br />
Brass Band. Es mag anfangs<br />
befremdlich klingen, wenn die<br />
Wüstensöhne streckenweise erstmals<br />
englisch singen, und doch<br />
unterstreicht gerade diese Zäsur<br />
die äußerst bewusst angestrebte<br />
Verbindung von offener Landschaft<br />
und urbaner Enge.<br />
<br />
Wolf Kampmann<br />
Weiterhören: Tamikrest, Bombino<br />
Dee Dee Bridgewater<br />
„Midnight Sun“<br />
Emarcy/Universal<br />
[Vocal Jazz] Die in ihrer Karriere<br />
bereits mit unzähligen Awards<br />
ausgezeichnete Sängerin erfüllt<br />
sich mit „Midnight Sun“ einen<br />
langgehegten Wunsch: ein persönlich<br />
von ihr zusammengestelltes<br />
„Mix Tape“-Album. Die Platte,<br />
remastered von Doug Sax im legendären<br />
Mastering Lab in Ojai,<br />
Kalifornien, enthält elf ausgewählte<br />
Balladen vornehmlich aus den<br />
letzten beiden Jahrzehnten. Eröffnet<br />
wird diese aufsehenerregende<br />
Reise durch die Gefühlslandschaften<br />
der Liebe passenderweise<br />
mit dem Titel „Midnight Sun“<br />
aus ihrem 1997 veröffentlichten<br />
meisterhaften Ella-Fitzgerald-<br />
Tribute-Album „Dear Ella“. Im<br />
Folgenden reiht sich ein musikalischer<br />
Höhepunkt an den anderen,<br />
angefangen mit „Angel Eyes“<br />
aus ihrem Longplayer „Keeping<br />
Tradition“ (1993) über „My Ship“<br />
(„This Is New“, 2002) und „Lonely<br />
Woman“ („Love & Peace: A<br />
Tribute To Horace Silver“, 1995)<br />
bis hin zum Titel „L’Hymne a<br />
l’Amour“, der bisher ausschließlich<br />
in Japan erhältlich war.<br />
<br />
Robert Wallner<br />
Wissenswert: Ihre ersten drei<br />
Alben, „Dee Dee Bridgewater“<br />
(1976), „Just Family“ (1977) und<br />
„Bad For Me“ (1978), standen<br />
musikalisch noch ganz im Zeichen<br />
der Discowelle.<br />
Charles Lloyd/Maria<br />
Farantouri<br />
„Athens Concert“<br />
ECM/Universal<br />
[Ethno Jazz] Jazzsaxofonist<br />
Charles Lloyd hat sich seit den<br />
60er Jahren einen Ton bewahrt,<br />
der leidenschaftliche Coltrane-<br />
Nachfolge mit hippyesker Spiritualität<br />
verbindet. Seine physischen<br />
Kräfte mögen in den letzten<br />
Jahren ein wenig gewichen sein,<br />
seine hypnotische Verführungskunst<br />
hat eher noch zugenommen.<br />
Doch wie soll das mit dem<br />
fülligen Alt der griechischen Gesangslegende<br />
Maria Farantouri<br />
zusammengehen? Indem beide<br />
Demut und Zurückhaltung üben.<br />
Es ist erstaunlich, wie innig die<br />
Inspiration des einen das Timbre<br />
der anderen umarmt. Egal ob es<br />
sich um griechische Songs, zum<br />
Beispiel von Mikis Theodorakis,<br />
oder um Originale des Saxofonisten<br />
handelt, die Intentionen der<br />
beiden großen Künstler werden<br />
hier auf einem Altar der integrierten<br />
Traditionen dargebracht,<br />
bei dem es auf die jeweilige Herkunft<br />
gar nicht mehr ankommt.<br />
<br />
Wolf Kampmann<br />
Weiterhören: Jason Moran<br />
Cristina Branco<br />
„Fado Tango“<br />
Emarcy/Universal<br />
[Worldmusic] Topmodel-Schönheit<br />
und künstlerische Glaubwürdigkeit<br />
gehen selten zusammen.<br />
Eine Ausnahme stellt die 39-jährige<br />
Cristina Branco dar, die seit<br />
mehr als einem Jahrzehnt als<br />
die „Zukunft des Fado“ gepriesen<br />
wird und mit jedem ihrer<br />
Alben diese Vorschusslorbeeren<br />
ein bisschen mehr rechtfertigt.<br />
Für ihr neues Album ging die<br />
Portugiesin an ihre künstlerischen<br />
Wurzeln zurück, verließ<br />
dafür aber auch bewährte Pfade:<br />
Auf „Fado Tango“ spürt die<br />
Interpretin der Verbindung zwischen<br />
dem Fado, dieser melancholischen<br />
Liedkultur aus den<br />
Hafenkneipen Lissabons, und<br />
dem Tango, der tragisch-erotischen<br />
Musik aus den Tanzhallen<br />
und Bordellen von Buenos Aires,<br />
nach. Dafür stellte sie sich Lieder<br />
unterschiedlichster Autoren zusammen,<br />
während sie sonst häufig<br />
Kompositionen ihres Mannes<br />
Custodo Castelo aufnimmt. Kleine<br />
Abstecher gibt es nach Belgien,<br />
mit Jacques Brels „Les Désespérés“,<br />
und Kuba, mit der Son-Perle<br />
„Los Gardenias“, die man in unseren<br />
Breitengraden vor allem<br />
vom Buena Vista Social Club her<br />
kennt. In jedem dieser Stücke mit<br />
ihren würdevoll leidenschaftlichen<br />
Melodien beweist Cristina<br />
Branco Tiefe. Raoul Gulbenkian<br />
Passt zu: Rotwein-Abenden<br />
Nils Petter Molvaer<br />
„Baboon Moon“<br />
Columbia/Sony<br />
[Prog Jazz] Der norwegische<br />
Trompeter Nils Petter Molvaer<br />
ist stetig auf der Suche nach sich<br />
selbst, aber selten vermittelte er<br />
derart überzeugend das Gefühl<br />
der Ankunft wie auf „Baboon<br />
Moon“. Dazu bedurfte es eines<br />
völligen Neubeginns. Molvaer löste<br />
seine alte Band auf und stellte<br />
mit Stian Westerhus, dem derzeit<br />
wohl abenteuerlustigsten Gitarristen<br />
der Welt, und dem ehemaligen<br />
Madrugada-Drummer<br />
Erland Dahlen ein neues Trio<br />
auf, das wesentlich stärker in<br />
Richtung Progrock tendiert. Der<br />
symbiotische Sound der Troika<br />
wird nicht mehr von Molvaers<br />
verfremdeten Trompetensounds<br />
dominiert, sondern besticht durch<br />
integrierte Schwärze aller drei Beteiligten.<br />
Der Trompeter selbst<br />
pendelt nicht mehr zwischen<br />
verschiedenen Polen seiner extremen<br />
Persönlichkeit, sondern<br />
hat mit seinen neuen Gespielen<br />
auch die eigene Mitte gefunden.<br />
Man muss mit Jazz überhaupt<br />
nichts am Hut haben, um mit diesem<br />
Stück instrumentalem Freigeist<br />
in Verzückung zu geraten.<br />
<br />
Wolf Kampmann<br />
Downloadtipp: „Recoil“<br />
Céline Rudolph<br />
„Salvador“<br />
Verve/Universal<br />
[Vocal Jazz] Einen feinen, exotisch-sinnlichen<br />
Akzent setzt die<br />
Ber liner Chanteuse Celine Rudolph<br />
mit ihrem ersten Album für<br />
Universal: Sie hat elf Chansons<br />
des französischen Sängers und<br />
36
Komponisten Henri Salvador neu<br />
betextet und mit dem Bassisten<br />
Rodolfo Stroeter in Bossa- und<br />
Jazz-Arrangements verpackt,<br />
die so edel wie einfallsreich geraten<br />
sind. Mit einer Truppe von<br />
Bossa-Spezialisten in Sao Paulo<br />
und Könnern aus der Crème de<br />
la Crème des deutschen Jazz wie<br />
dem Trompeter Sebastian Studnitzky<br />
und dem Schlagzeuger<br />
Wolfgang Haffner in Berlin eingespielt,<br />
verströmen diese Stücke<br />
ein entspanntes, mitunter<br />
auch sanft melancholisches Lebensgefühl.<br />
Céline Rudolphs geschmeidig<br />
fließende, oft augenzwinkernde<br />
Texte, die sich oft,<br />
aber nicht nur um Amouröses<br />
drehen, verbinden sich kongenial<br />
mit dieser Musik. Eine subtil<br />
vergnügliche Sommerplatte für<br />
anspruchsvolle Freunde deutschsprachigen<br />
Liedguts.<br />
<br />
Raoul Gulbenkian<br />
Klingt ähnlich: Lisa Bassenge<br />
Max von Mosch<br />
Orchestra<br />
„Black Périgord“<br />
Embab/RTD<br />
[Modern Jazz] Vor allem in Süddeutschland<br />
hat in den letzten<br />
Jahren der melodiöse Gruppensound<br />
der Band max.bab Furore<br />
gemacht. Das aus vier ehemaligen<br />
Schulfreunden bestehende<br />
Quartett begeisterte auch viele<br />
Hörer für sich, die mit Jazz bisher<br />
eher weniger am Hut hatten.<br />
Stark geprägt wurde der Stil der<br />
Gruppe vom Spiel des Saxofonisten<br />
Max von Mosch. Der tummelt<br />
sich inzwischen munter in der<br />
New Yorker Jazzszene, hat dort<br />
mit anderen jungen Musikern<br />
ein Tentett gebildet – und mit<br />
diesem jetzt ein wirklich beeindruckendes<br />
Album eingespielt:<br />
So sorgfältig dieser moderne<br />
Fast-schon-Bigband-Jazz konstruiert<br />
ist, so gelöst und lebendig<br />
klingen die Akteure. Ein spezielles<br />
Highlight ist der Dialog der<br />
beiden solierenden Posaunen in<br />
„Shades Of Red“, den der junge<br />
Michael Dease mit dem angeblich<br />
ersten auf Tonträger festgehaltenen<br />
Altposaunensolo der Jazzgeschichte<br />
(!) eröffnet und der prominente<br />
Gaststar Robin Eubanks<br />
souverän beschließt. Weltklasse!<br />
<br />
Raoul Gulbenkian<br />
Tingvall Trio<br />
„Vägen“<br />
Skip Records/Soulfood<br />
(Modern Jazz) Derzeit gibt es<br />
eine Flut von Pianotrio-Veröffentlichungen<br />
im Jazz, da ist nicht<br />
alles Gold, was glänzen will. Aber<br />
es gibt doch immer wieder Herausragendes<br />
– so auch das vierte<br />
Album der Gruppe des Hamburger<br />
Pianisten Martin Tingvall.<br />
In dichtem, gleichberechtigtem<br />
Ensemblespiel mit dem Bassisten<br />
Omar Rodriguez Calvo und<br />
dem agilen Schlagzeuger Jürgen<br />
Spiegel begeistert Tingvall mit<br />
einer bruchlosen Folge wunderschöner<br />
Melodiemotive, die er<br />
mal in lyrische, dann wieder in<br />
rockig zupackende Klänge packt.<br />
Die drei verlieren nie die Bodenhaftung<br />
im bluesbasierten Jazz,<br />
obwohl sie das reiche europäische<br />
Erbe aus Romantik und Impressionismus<br />
immer wieder nutzen<br />
und auch moderne Clubgrooves<br />
anklingen lassen.<br />
<br />
Raoul Gulbenkian<br />
Klingt ähnlich: Esbjörn Svensson<br />
Trio, Brad Mehldau Trio, Tord Gustavsen<br />
Trio<br />
präsentiert<br />
präsentiert<br />
präsentiert<br />
NEULAND CONCERTS & STARWATCH MUSIC PRÄSENTIEREN<br />
Neuland Concerts & Starwatch Music präsentieren<br />
15.09. Baden-Baden - SWR 3 New Pop Festival<br />
16.09. Frankfurt - Batschkapp<br />
17.09. Nurnberg - Hirsch<br />
20.09. Munchen - Ampere<br />
22.09. Koln - Kulturkirche<br />
24.09. Hamburg - Reeperbahn festival<br />
01.10. Berlin - Postbahnhof<br />
02.10. Bochum - Zeche<br />
22.09. LAUSANNE (CH)<br />
21.10. HAMBURG<br />
24.10. BERLIN<br />
25.10. NEU-ISENBURG<br />
26.10. KÖLN<br />
28.10. WIEN (AT)<br />
29.10. GRAZ (AT)<br />
30.10. MÜNCHEN<br />
01.11. ZÜRICH (CH)<br />
03.11. PRATTELN (CH)<br />
06.11. FELLBACH<br />
DAS<br />
AKTUELLE ALBUM<br />
“STRINGS’ N’<br />
STRIPES” ÜBERALL<br />
ERHÄLTLICH<br />
HAUDEGEN<br />
17. 09. ESSEN<br />
25. 09. BERLIN<br />
24. 10. WÜRZBURG<br />
25. 10. STUTTGART<br />
27. 10. MÜNCHEN<br />
28. 10. HAMELN<br />
29. 10. OSNABRÜCK<br />
30. 10. POTSDAM<br />
01. 11. KREFELD<br />
02. 11. AACHEN<br />
03. 11. FREIBURG<br />
04. 11. ZUG (CH)<br />
06.11. FRANKFURT<br />
07. 11. INGOLSTADT<br />
08. 11. WIEN (AT)<br />
09. 11. GRAZ (AT)<br />
11. 11. DORTMUND<br />
12. 11. EISENACH<br />
14. 12. MÜNSTER<br />
16. 12. FLENSBURG<br />
17. 12. LÜBECK<br />
18. 12. BIELEFELD<br />
WWW.NEULAND-CONCERTS.COM<br />
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schatzkiste<br />
Queen<br />
„The Works“ / „A Kind Of Magic“ / „The Miracle“ /<br />
„Innuendo“ / „Made in Heaven“<br />
Island / Universal<br />
2011 ist Queen-Jahr! Vor genau vier Jahrzehnten formierte sich in England<br />
eine der erfolgreichsten Rock-Bands aller Zeiten. Und der 1991 an<br />
Aids verstorbene Frontman Freddie Mercury hätte am 5. September<br />
seinen 65. Geburtstag feiern dürfen. Anlässlich dieser beiden Stichtage<br />
erscheinen noch mal die fünf letzten Alben von Queen – remastered<br />
sowie mit jeweils einer Bonus-EP mit durchweg bekannten Live-Aufnahmen,<br />
Maxi-Versionen und Single-B-Seiten. Nach einer zweijährigen<br />
Pause und bereits zahllosen, bis heute unverwüstlichen Dauerbrennern<br />
wie „We Are The Champions“ und „We Will Rock You“ waren Queen<br />
1984 ins Studio zurückgekehrt. Und gleich mit dem Eröffnungssong<br />
von „The Works“, „Radio GaGa“, lief die Hitmaschine sofort wieder auf<br />
Hochtouren. Natürlich finden sich auch auf den nachfolgenden Alben<br />
Songs für die Ewigkeit und jede Party. Auf „A Kind of Magic” (1986) ist<br />
es „One Vision“ und auf „The Miracle“ (1989) „I Want It All”. Und auf<br />
„Innuendo” (1991) steht allein solch eine Hymne wie „The Show Must Go<br />
On” für das geniale, vierköpfige Komponistenkollektiv. Sind all diese<br />
Songs längst auf „Greatest Hits“-Samplern verewigt, spiegelt aber gerade<br />
jedes einzelne komplette Album die große Kunst der musikalischen<br />
Verwandlung wider, die so nur Queen beherrschten. Von lupenreinem<br />
Rock’n’Roll bis zu Disco-Beats, von Hardrock über Gospel bis zu herrlich<br />
pathetischen Pop-Arien zog man da nahezu immer treffsicher alle<br />
Register. Erst bei dem vier Jahre nach Mercurys Tod veröffentlichten<br />
Album „Made In Heaven“ packt einen trotz solcher Ohrwürmer wie<br />
„I Was Born To Love You“ endgültig die Wehmut. Schließlich dokumentiert<br />
es die allerletzten Schritte des charismatischen Sängers und<br />
Paradiesvogels Mercury – bis hin zum Song „Mother Love“, dessen<br />
letzte Strophe nun Gitarrist Brian May singen musste. Guido Fischer<br />
Weitersehen: die Doppel-DVD „Queen: Live At Wembley Stadium“<br />
Downloadtipp: „I Was Born To Love You“ in der Klavierfassung<br />
Verschiedene<br />
Interpreten<br />
„Fauré: Sämtliche<br />
Kammermusik für<br />
Streicher und Klavier”<br />
Virgin Classics / EMI<br />
Gabriel Fauré (1845–1924) war zu<br />
Lebzeiten eine Instanz im französischen<br />
Musikleben. Und mit seiner<br />
würdevollen Orchester-„Pavane“ hat<br />
er immerhin einen Langzeithit komponiert.<br />
Doch gerade seine faszinierende<br />
Kammermusik ist schändlicherweise<br />
nur selten zu hören. Das<br />
wird sich ab sofort ändern. Denn für<br />
die Gesamteinspielung von Faurés<br />
Werken für Streicher und Klavier (u. a.<br />
Streichquartett, Klavierquartette)<br />
hat sich ein wahres Dreamteam zusammengetan.<br />
Die French Connection<br />
um die Brüder Renaud & Gautier<br />
Capuçon sowie das Quatuor Ebène<br />
hält mit dem US-amerikanischen Pianisten<br />
Nicholas Angelich ein Fauré-<br />
Plädoyer, dass es die reine Wonne<br />
ist. Angesichts der wundervoll melosreichen<br />
Schwelgens, Singens und<br />
Seufzens bedauert man nur, dass<br />
man nach fünf CDs wieder aus dieser<br />
Klangwunderwelt entlassen wird.<br />
<br />
Gabriel Fauré<br />
gibt das<br />
Signal zum<br />
Schwelgen<br />
Reinhard Lemelle<br />
Weiterhören: Debussy, Ravel, Satie<br />
Downloadtipp: „Berceuse” op. 16<br />
Geniales Kollektiv nebst<br />
proletarisch gewandetem<br />
Paradiesvogel: Taylor, May,<br />
Mercury und Deacon (v. l.)<br />
38
Chef Les (o. Mitte)<br />
war nicht immer so<br />
freundlich wie hier<br />
The Les Humphries<br />
Singers<br />
„Original Albums Series“<br />
Warner<br />
Die Les Humphries Singers stehen<br />
für ein von der Nachwelt eigentlich<br />
nicht hinreichend gewürdigtes Kapitel<br />
in der deutschen Popgeschichte:<br />
Zwischen 1971 und 1976 machte die<br />
von dem britischen Keyboarder Les<br />
Humphries in Hamburg gegründete<br />
Truppe mit einem Sound, der sich<br />
gleichermaßen bei schwarzen Gospelchören<br />
wie den Edwin Hawkins<br />
Singers und bei psychedelischem<br />
Pop bediente, europaweit Furore.<br />
Mehr als 60 Millionen Exemplare<br />
wurden von ihren ersten fünf Alben<br />
verkauft, die nun in einer kompakten<br />
Fünf-CD-Box, jeweils in Repliken der<br />
Originalcover, versammelt wieder erhältlich<br />
sind. Neben den schmissigen,<br />
meist von Les Humphries und dem<br />
Sänger James Bilsbury verfassten<br />
Hits wie „Mama Loo“, „Mexico“ oder<br />
„Kansas City“ und ihren clever in<br />
kommerziellen Pop umgearbeiteten<br />
Gospel-Originalen („Old Man Moses“,<br />
„We Are Goin’ Down Jordan“) machte<br />
sich das teils aus Ex-Darstellern des<br />
Hippie-Musicals „Hair“ rekrutierte<br />
Ensemble auch über Evergreens<br />
her: Ob Jimi Hendrix‘ Paradenummer<br />
„Hey Joe“, CSNYs „Love The One<br />
You’re With“, oder Leonard Cohens<br />
„Suzanne“ – sie alle bekamen den<br />
ekstatischen Les-Humphries-Sound<br />
verpasst. Als fruchtbarer Kniff erwies<br />
sich dabei Humphries‘ Methode, die<br />
Sänger der Leadstimmen von Stück<br />
zu Stück wechseln zu lassen. 1991<br />
kam es zu einer kurzzeitigen Reunion<br />
der Gruppe. Gründer Les Humphries<br />
starb 2007 in seiner englischen Heimat.<br />
<br />
Felix Marondel<br />
Info: In der „Original Album Series“<br />
erschienen kürzlich außerdem Fünf-<br />
CD-Boxen von a-ha, Anita Baker,<br />
Al Jarreau, Antonio Carlos Jobim,<br />
Hildegard Knef, Herbie Mann, John<br />
Coltrane, Ornette Coleman und den<br />
Violent Femmes.<br />
Miles Davis<br />
„Live In Europe – The Bootleg<br />
Series Vol. 1“<br />
Columbia Legacy/Sony Music, VÖ. 14.10.<br />
Nachdem zuletzt das Werk von Miles Davis in<br />
allen möglichen (und unmöglichen) Formen<br />
verkompiliert, verboxt und gar verramscht<br />
wurde, steht passend zum 20. Todestag am<br />
28. September eine Veröffentlichung für Kenner<br />
und Sammler an, die höchsten Maßstäben<br />
genügt. Als Folge eins der „Bootleg Series“ des<br />
Jahrhundertkünstlers hat sich sein Label Columbia<br />
entschieden, in einer handlichen Verpackung<br />
drei CDs und eine DVD unter dem<br />
Motto „Live In Europe 1967“ zu veröffentlichen.<br />
In dem Jahr flog das Miles Davis Quintet mit<br />
Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter<br />
und Tony Williams auf den Alben jener Zeit<br />
von einem Höhenflug zum nächsten. Und auch<br />
live hatte die Band den höchsten Abstraktions-<br />
grad erreicht, während sie gleichzeitig – vorangepeitscht<br />
vom genialischen Williams – auch<br />
im obersten Energielevel spielte. Das kann<br />
man auf den hier in durchweg annehmbarer<br />
Klangqualität versammelten Mitschnitten mit<br />
Gewinn verfolgen. Die drei CDs bieten Auszüge<br />
aus drei Konzerten (28. Oktober Antwerpen,<br />
2. November Kopenhagen und 6. November<br />
Paris). Highlight von „Live In Europe 1967“ ist<br />
jedoch die DVD mit zwei TV-Auftritten: Am 31.<br />
Oktober schnitt das schwedische Fernsehen einen<br />
Gig in Stockholm mit, und am 7. November<br />
präsentierte der unvergessene Joachim-Ernst<br />
Berendt das Quintett in der Karlsruher Stadthalle.<br />
Während Miles und seine Männer<br />
äußerlich unbewegt bleiben,<br />
treiben sie die Jazz voran in ein<br />
Reich der Freiheit, das die beschauliche<br />
Stadthalle in ihren<br />
Grundfesten erschüttert haben<br />
dürfte.<br />
Heiko Große<br />
Weiterhören: Zum Vergleich<br />
bieten sich die Studioalben<br />
aus der Zeit an, „Miles Smiles“,<br />
„Sorcerer“ und „Nefertiti“<br />
39
schatzkiste<br />
An Englishman in<br />
Schwarz: Gordon<br />
Sumner kann entspannt<br />
Zwischenbilanz<br />
ziehen<br />
Sting<br />
„Sting: 25 Years – The Definitive Box Set Collection“<br />
Cherrytree / A&M Records / Universal, V.Ö.: 23.9.<br />
Abenteuer eines „Ex-Polizisten“: Seit Gordon Sumner alias Sting 1984<br />
den Trümmern seiner zerstrittenen Band Police entstieg, um seine<br />
Solokarriere zu starten, hat sich der so charismatische wie ehrgeizige,<br />
neugierige wie stets lernfähige Sohn eines Milchmannes aus Newcastle<br />
auf eine stilistisch interessante Reise begeben. Vom spektakulären Jazzrock<br />
seiner „Blue Turtles“-Band mit jungen Spitzenjazzern wie Branford<br />
Marsalis und Omar Hakim in den Eighties über den Edelpop mit Ethno-<br />
Beimischungen auf „Brand New Day“ (1999) bis hin zu seinen jüngsten<br />
Ausflügen in die Renaissance-Musik und die Arbeit mit Klassikorchester<br />
hat Sting immer die kreative Herausforderung gesucht – und geschickt<br />
mit breitenwirksamer Zugänglichkeit unter einen Hut gebracht. Das<br />
Resultat ist nicht nur enorme Popularität, sondern auch eine stattliche<br />
Anzahl von Songs, die heute bereits als Popklassiker gelten (u. a.<br />
„Englishman In New York“, „Fragile“ und „Fields Of Gold“).<br />
Zum 25-jährigen Karrierejubiläum gibt es nun eine standgemäße<br />
Box, die auf drei CDs mit 45 remasterten Tracks Stings Solokarriere<br />
nachzeichnet. Neben den obligatorischen Highlights (alle Top-40-Hits<br />
und die Grammy-Gewinner „Brand New Day“, „The Soul Cages“, „If I<br />
Ever Lose My Faith In You“ und „Whenever I Say Your Name“ feat. Mary<br />
J. Blige) stehen auch Raritäten und neun exklusiv für diese Sammlung<br />
remixte Songs. Nicht bloß eine Dreingabe: die DVD „Rough, Raw &<br />
Unreleased: Live At Irving Plaza“, mit einem bisher<br />
unveröffentlichten Livekonzert von Stings „Broken<br />
Music“ US-Tour 2005. Die CDs und DVD befinden<br />
sich in einem Hardcover Buch mit Hintergrundbildern,<br />
seltenen Fotos, sowie den kompletten<br />
Songtexten, einem Kommentar und einem Einleitungstext<br />
von Sting. <br />
Felix Marondel<br />
Kaum zu glauben, aber wahr: Sting wird am 2.<br />
Oktober 60 Jahre alt<br />
Ramones<br />
„Ramones“ /<br />
„Leave Home“ /<br />
„Rocket To Russia“ /<br />
„Road To Ruin“<br />
Rhino/Warner<br />
Soll nur keiner glauben, dass Punkfans<br />
nicht die Vorzüge gediegener<br />
Produktqualität zu schätzen wüssten.<br />
Zumindest die Musikmanager<br />
beim auf Re-Issues spezialisierten<br />
Label Rhino vertrauen darauf – haben<br />
sie doch kürzlich die ersten vier<br />
Alben der Ramones auf hochwertigem<br />
180-Gramm-Vinyl veröffentlicht.<br />
Die Longplayer „Ramones”<br />
(1976), „Leave Home” (1977), „Rocket<br />
To Russia” (ebenfalls 1977) und<br />
„Road To Ruin” (1978) enthalten<br />
solche Drei-Akkord-Klassiker wie<br />
„Blitzkrieg Bop,“ „Sheena Is Punk<br />
Rocker,“ „Beat On The Brat,“ „Now I<br />
Wanna Sniff Some Glue“, „Pinhead“,<br />
„Rockaway Beach“ und „I Wanna Be<br />
Sedated“. Sie stehen in exakten Reproduktionen<br />
der originalen LP-Hüllen<br />
in den Läden. Joey, Johnny, Dee<br />
Dee und Tommy Ramone sowie Marky<br />
Ramone, der 1978 zur Band stiess,<br />
leisteten mit diesen vier inzwischen<br />
als Klassiker eingestuften Platten<br />
wesentliche Pionierarbeit für den<br />
Punk; der Einfluss, den ihr lauter,<br />
bewusst minimalistischer Rock bis<br />
heute hat, ist kaum zu überschätzen.<br />
<br />
Felix Marondel<br />
Info: Die Urmitglieder der Band<br />
stammten alle aus dem New Yorker<br />
Stadtteil Queens – indem sie ihre<br />
jeweiligen Familiennamen durch<br />
„Ramone“ ersetzten, erweckten<br />
sie den Eindruck eines (in Wahrheit<br />
nicht bestehenden) Verwandtschaftsverhältnisses.<br />
Foto: Laszlo<br />
40
Die tiefgründige Songpoesie von Leonard Cohen wird jetzt in gelb kanonisiert<br />
Verschiedene Interpreten<br />
Tango – An Anthology (15 CDs)<br />
Sony<br />
„Tango – An Anthology“ greift tief ins Archiv und spannt auf<br />
15 CDs den Bogen über ein knappes Jahrhundert Musikgeschichte,<br />
mit deutlichem konzeptuellem Schwerpunkt auf<br />
traditionellen Aufnahmen. Die modernen Entwicklungen,<br />
die sich aus der Perspektive von Clubbing und Remixing<br />
mit der Musik beschäftigen, werden ausgespart, ebenso<br />
die Experimente der Verknüpfung mit improvisierender<br />
Musik oder zeitgenössischer Klassik. Die Avantgarde besteht<br />
in Astor Piazzolla aus der frühen 60erjahren, der auf<br />
einer weiteren CD-Folge auch unter der Kategorie „Legends“<br />
wieder zu finden ist. Aber das entspricht der inhaltlichen<br />
Ausrichtung, die sich die künstlerischen Leiter des Projektes<br />
vorgenommen hatten. Tango wird hier als Tanzmusik<br />
verstanden, als ein Teil des musikalischen Alltags, nicht als<br />
Spielwiese für Experimentatoren. Er ist die Musik aus dem<br />
Volk und auch da nicht der mythisch verklärte Sound aus<br />
den Vorortkneipen von Buenos Aires, sondern ein Tanz,<br />
den zahlreiche brillante Orchester und kleine Gruppen<br />
gespielt haben, der große Sänger wie Roberto Goyeneche<br />
oder auch Carlos Gardel hervorgebracht hat und inzwischen<br />
in seiner traditionellen Form von Sängerinnen wie Lidia<br />
Borda und Gabriela Torres fortgesetzt wird. So ermöglicht<br />
die sorgfältig (mit Ausnahme der fehlenden Besetzungen)<br />
edierte und umfassend kommentierte Sammlung einen<br />
gelungenen Einstieg in die Welt des Tangos für alle die, die<br />
vor allem den klassisch unterhaltsamen und in der Folklore<br />
verwurzelten Klang suchen.<br />
Ralf Dombrowski<br />
Verschiedene Interpreten<br />
„Reclam Musik Edition“<br />
RCA / Sony Music<br />
Go Yellow: Der einigermaßen gebildete Bürger kennt sie schon<br />
lange: die gelb leuchtenden Bändchen der „Reclam Universal<br />
Bibliothek“, in denen überall im Buchhandel Klassikertexte und<br />
Nachschlagewerke zum günstigen Preis zu haben sind. In den<br />
sogenannten „Reclam-Heften“ des einst in Leipzig gegründeten<br />
gleichnamigem Verlags erscheinen seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
Klassikerausgaben, die durch ihren geringen Preis und ihre einheitliche<br />
Gestaltung auffallen. Die Universalbibliothek oder auch<br />
„gelbe Reihe“ ist die älteste deutschsprachige Taschenbuchreihe.<br />
Ihre Nachkriegsauflage liegt bei über 35 Millionen Exemplaren.<br />
Ganzen Generationen von Schülern hat Reclam während ihrer<br />
Schulzeit die Klassiker der Weltliteratur nahe gebracht.<br />
Seit dem Frühjahr bietet der Verlag erstmals auch Enzyklopädisches<br />
zum Hören an - in einer Kooperation mit Sony Music.<br />
Ende März kamen sechs in typischer Reclam-Optik gelb leuchtende<br />
CDs in den Handel, die als „Reclam Musik Edition“ unter dem<br />
Titel „All Time Best“ die erfolgreichsten Stücke legendärer Acts<br />
versammelten: Johnny Cash, Miles Davis, Bob Dylan, Elvis Presley,<br />
Santana und Simon & Garfunkel. Entsprechend dem Bildungs-<br />
und Informationsanspruch des Verlags enthalten die CDs jeweils<br />
ein 16-seitiges Booklet mit Biografien, Diskografien, Zeitstrahl<br />
und ausgewählten Fotos der Künstler. Die Kooperation zwischen<br />
Plattenfirma und Buchverlag war offenbar erfolgreich, denn<br />
Ende August folgte nun eine zweite Veröffentlichungsstaffel mit<br />
sechs CDs, ebenfalls in der auffälligen gelben Optik. Sie führen<br />
kompakt in das jeweilige Werk von Leonard Cohen, Falco (dem<br />
ersten deutschsprachigen Künstler in der Edition), Rory Gallagher,<br />
Whitney Houston, Willie Nelson und Lou Reed ein. (FMA)<br />
Thelonious Monk<br />
„Original Album Classics“<br />
Columbia / Legacy / Sony Music<br />
Gelegenheit für Jäger und Sammler, die Lücken in ihrem CD-Bestand<br />
schließen wollen: Seit Herbst 2008 offeriert Sony Music<br />
die CD-Box „Original Album Classics“ als interessante Alternative<br />
zu Downloads. Die Boxsets bieten jeweils fünf oder in der<br />
kleineren Variante drei CDs eines Künstlers zu einem besonders<br />
attraktiven Preis. Die Ausstattung der Boxen ist zweckmäßig in<br />
so genannten „Cardboard-Sleeves“ mit den Originalcovern gehalten.<br />
Die Rückseite der Boxen zeigt die Cover-Abbildungen der<br />
enthaltenen Alben mit der jeweiligen Titelliste und Angaben zu<br />
Bonustiteln. Neben Klassikern aus dem Repertoire des Labels ist<br />
die Serie auch als Schatzkiste für lange nicht mehr aufgelegte<br />
Alben und Raritäten konzipiert . Mehr als 150 Sets aus den Bereichen<br />
Rock, Pop, Klassik und Jazz wurden seit dem Start bereits<br />
veröffentlicht. <br />
Felix Marondel<br />
Info: Tango gehört seit 2009 zu den UNESCO-„Meisterwerken<br />
des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“<br />
Info: Am 7. Oktober erscheinen in der Reihe u. a. Sets von George<br />
Benson, Jeff Buckley, Deep Purple, und Thelonious Monk<br />
41
Schatzkiste jimi hendrix<br />
Ekstase im Tempel<br />
41 Jahre nach dem Tod des vielleicht größten<br />
Rockgitarristen aller Zeiten erscheinen<br />
im September diverse Hendrix-Veröffentlichungen<br />
auf CD und DVD, darunter<br />
seine hoch geschätzten Konzerte<br />
in San Franciscos „Winterland“.<br />
Trotz Querelen<br />
in Hochform:<br />
Jimi Hendrix in<br />
San Francisco<br />
In seinem<br />
Buch „The<br />
Hendrix Experience“<br />
hat Schlagzeuger<br />
Mitch Mitchell das<br />
Jahr 1968 nicht ohne<br />
Grund mit der Zeile „Have<br />
contract, must travel“ überschrieben:<br />
Der 1967 begonnene<br />
Tourneewahnsinn näherte<br />
sich seinem Höhepunkt, denn<br />
alle Welt wollte die Jimi Hendrix<br />
Experience hören und sehen. Europa war vergleichsweise<br />
schnell zufrieden zu stellen, ein Kontinent<br />
der kurzen Wege, doch als im Februar die zweite<br />
US-Tournee begann, mussten binnen 66 Tagen 60<br />
Städte angeflogen werden. Selbst in Orten wie Muncie,<br />
Indiana, und Lewiston, Maine, machte die Experience<br />
Station. Nach kurzem Zwischenspiel in Europa ging<br />
es dann im Sommer erneut in die Staaten.<br />
Natürlich klingelten die Kassen, natürlich ist es<br />
der Job eines Musikers, Konzerte zu geben – doch<br />
Hendrix hegte viel weitergehende Ambitionen,<br />
die unter all dem Termindruck nicht so ohne<br />
weiteres zu realisieren waren. Wann immer es<br />
ging, arbeitete er an seinem kommenden Studioalbum<br />
„Electric Ladyland“, mit dem er die<br />
für ihn ausgetretenen Pfade endgültig verlassen<br />
wollte. Doch die Konzertrealität<br />
war streckenweise ernüchternd:<br />
Es nervte ihn beträchtlich, dass<br />
nicht unerhebliche Teile des Pu-<br />
blikums offenbar nur gekommen waren, um „Hey<br />
Joe“ zu hören – oder, besser noch, Zeuge zu werden,<br />
wie Hendrix seine Stratocaster zerlegt. Zudem war<br />
die Dauertournee des Jahres 1968 ein Grund dafür,<br />
dass es im Bandgefüge kräftig krachte. Man ging sich<br />
zunehmend auf die Nerven, vor allem das Verhältnis<br />
zwischen Hendrix und Bassist Noel Redding litt<br />
dramatisch. Letzterer hatte aufgrund des real existierenden<br />
Rockstar-Zirkus’ offenbar Blut geleckt, sah<br />
sich als Sideman sträflich unterprivilegiert, wollte<br />
am liebsten mit eigener Band selbst im Mittelpunkt<br />
stehen. Auch künstlerisch machte sich mitunter<br />
Verschleiß bemerkbar: An manchen Abenden<br />
spielte die Jimi Hendrix Experience brillant,<br />
an anderen mittelprächtig, an wieder anderen<br />
sogar ziemlich uninspiriert.<br />
Zu den sehr guten bis brillanten gehören<br />
die Shows, die Hendrix an der Westküste<br />
in einem heute legendumwobenen<br />
Rocktempel spielte: Insgesamt<br />
acht mal gastierte das Trio<br />
1968 in Bill Grahams „Winterland“<br />
in San Francisco, fünf Shows hatte<br />
man im Februar absolviert, drei<br />
weitere folgten im Oktober – und<br />
wurden erfreulicherweise mitgeschnitten.<br />
Für viele Beobachter<br />
gelten diese Konzerte als die<br />
letzte große Aufwallung der Experience<br />
auf der Livebühne.<br />
Am 16. Oktober 1968 erschien endlich<br />
das Doppelalbum „Electric Ladyland“ und<br />
ging erwartungsgemäß auf Platz eins der<br />
US-Charts. Die Experience hielt noch ein<br />
paar Monate durch, doch am 29. Juni 1969,<br />
erneut auf US-Tournee, folgte in Denver die<br />
Trennung. Noel Redding ging fortan seine eigenen<br />
Wege, Hendrix schlug das nächste Kapitel auf.<br />
<br />
Uwe Schleifenbaum<br />
Gleichzeitig erscheinen: Jimi Hendrix „Winterland“ (4-CD-<br />
Deluxe-Box), Jimi Hendrix „Winterland – Highlights“<br />
(CD), „Hendrix In The West” (CD), Jimi Hendrix “Blue Wild<br />
Angel: Jimi Hendrix Live At The Isle Of Wight“ (DVD), Jimi<br />
Hendrix „Dick Cavett Show“ (DVD)<br />
42
MEDIA-MIX<br />
„Tut uns leid,<br />
alle vergriffen!“<br />
Was Ilja Richter in<br />
der „ZDF disco“ so<br />
trieb, folgte oft<br />
mehr der spontanen<br />
Intuition als einem<br />
Plan<br />
Wenn Sie diesen Satz nie mehr<br />
hören wollen, können Sie ihn hier unten<br />
löschen – jetzt und für immer.<br />
BestellcOupon<br />
JA, ich bestelle ein SONO-Abonnement zum Preis von € 12* pro Jahr<br />
(6 Ausgaben mit SONOplus, dem Sonderteil für Abonnenten). Ich<br />
kann das Abo jederzeit ohne zusätzliche Kosten kündigen.<br />
DVD: Diverse<br />
„40 Jahre ZDF disco 2 – Die Zugabe“<br />
Sony Music Catalog & Concept<br />
Die erste DVD-Box mit Originalmaterial aus Ilja<br />
Richters „disco“ war ein Sensationserfolg mit knapp<br />
30.000 verkauften Einheiten. Doch Folge zwei<br />
ist nun kein schnell nachgeschobener Abklatsch,<br />
um von der grassierenden Retrowelle des „disco“-<br />
Fiebers noch einmal zu profitieren. Die 60 neuen<br />
Clips – ohne Überschneidungen mit Folge eins – sind wieder kompetent und<br />
unterhaltsam zusammengestellt: Da wechseln sich Stücke von Roxy Music,<br />
Clout, Silver Convention, Marianne Rosenberg, T. Rex, Udo Jürgens und Udo<br />
Lindenberg fröhlich ab. Sicher könnte man lange streiten, ob nicht doch komplette<br />
Folgen die bessere Wahl gewesen wären – allein schon um den kulturellen<br />
Wert der von 1971 bis 1982 gelaufenen Musiksendung zu demonstrieren.<br />
Denn die wegen der Sketche von Ilja Richter heute oft belächelte Show hatte<br />
den unschätzbaren Vorteil, dass dort in einer Sendung Heino, Deep Purple und<br />
Bob Dylan (zumindest in Form der unvergessenen „London Pop News“-Einspielungen)<br />
zu sehen waren – eine Leistung, die in der heute zu Tode formatisierten<br />
Musikmedienwelt schlichtweg nicht mehr denkbar wäre. Punktabzug<br />
gibt lediglich für die Disc 4: eine Bonus-CD mit modernen Coverversionen alter<br />
Disco-Klassiker. Das hätte es nicht gebraucht – wo doch noch immer so viele<br />
ungehobene Schätze in den „disco“-Archiven liegen.<br />
Heiko Große<br />
Weitersehen: die Gesamtausgabe des „Beatclubs“, die bislang einzige Komplettedition<br />
einer legendären Musikshow. Und wo bleiben „ZDF Hitparade“,<br />
„Musikladen“ und „Rock Pop In Concert“?<br />
43<br />
Foto: Getty<br />
V o r n a m e / N a m e :<br />
StraSSe/Hausnr.<br />
P L Z / O r t ( n u r D , A , C H , E U )<br />
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81675 München. Oder per Fax senden an 089 / 457 261 – 50<br />
*Ausland: € 24 pro Jahr
MEDIA-MIX<br />
DVD: „Sounds And Silence – unterwegs mit Manfred Eicher“<br />
von Peter Guyer und Norbert Wiedmer ECM/Arthaus<br />
Es gibt weltweit kaum ein Schallplattenlabel,<br />
das sich so durchgängig einem bestimmten<br />
Klangideal verschrieben hat wie das deutsche<br />
Jazz- und Neue-Musik-Label ECM. Musiklieb-<br />
haber rund um den Globus kennen die typische<br />
ECM-Klangästhetik durch berühmte Alben<br />
von Künstlern wie Keith Jarrett, Jan Garbarek<br />
und Arvo Pärt. Das Label transportiert diese<br />
Klangvision durch eine entsprechende Ästhetik<br />
bei der Covergestaltung in die sichtbare<br />
Welt. Bücher, Ausstellungen und Designpreise<br />
dokumentieren sie. Aber der Ursprung dieses<br />
Ideals sitzt im Kopf Manfred Eichers, des Produzenten<br />
und Labelgründers. Wollte man es<br />
zur Gänze ergründen, müsste man in diesen<br />
Kopf gewissermaßen „einsteigen“.<br />
Genau das hätten die Schweizer Filmemacher<br />
Peter Guyer und Norbert Wiedmer<br />
wohl am liebsten getan, die mit „Sounds And<br />
Silence“ versuchen, dessen „Welt der Töne,<br />
Klänge und Geräusche“ mit den Mitteln des<br />
Films erfahrbar zu machen. Eicher ist auf<br />
der Jagd nach tiefen Klangerlebnissen ständig<br />
unterwegs, von Konzerthalle zu Flughafen,<br />
von Hotel zu Tonstudio. Guyer und Widmer<br />
beobachten ihn bei Orchesteraufnahmen mit<br />
Arvo Pärt in einer estnischen Kirche, mit Eleni<br />
Kairandrou in einem Amphitheater, mit dem<br />
Schweizer Nik Bärtsch im Tonstudio, mit Gi-<br />
Klangjäger Eicher (o. l.) bei der Arbeit mit<br />
Marylin Mazur, Nik Bärtschs Gruppe Ronin<br />
und Komponist Arvo Pärt<br />
anluigi Trovesi, Anouar Brahem und anderen<br />
bei Proben. Dazwischen setzen die Schweizer<br />
zur Musik Bilder von den Wegesrändern der<br />
Eicherschen Reisen: Landschaften aus dem<br />
Zugfenster, Städte, Straßen. Interviewsequenzen<br />
mit Eicher, Anouar Brahem, Arvo Pärt,<br />
Gianluigi Trovesi und anderen gibt es auch,<br />
doch in erster Linie leisten hier die Bilder die<br />
Erklärung. <br />
Raoul Gulbenkian<br />
Wird ergänzt durch: das Soundtrack-Album<br />
„Music For The Film Sounds And Silence“ (ECM)<br />
Buch: Peter Bölke<br />
„Jazz Icons“<br />
EDel: Earbooks<br />
Heldenverehrung mag ein zweischneidiges<br />
Schwert sein, und<br />
über die Frage welchen Einfluss<br />
Einzelpersonen auf den Lauf der<br />
Geschichte haben, werden sich die<br />
Historiker noch lange streiten. In der<br />
mehr als hundertjährigen Geschichte<br />
des Jazz allerdings haben einige<br />
herausragende Musiker mit ihrem<br />
technischen Können, ihren Ideen<br />
und ihrer Leidenschaft in der Tat<br />
Bahnbrechendes bewirkt. Von daher<br />
ist das kürzlich erschienene Earbook<br />
„Jazz Icons“ für Neugierige nicht das<br />
schlechteste Einstiegspaket: Es stellt<br />
in Wort und Bild sowie auf acht CDs<br />
acht Jazz-Größen vor, die diesen Musikstil<br />
entscheidend geprägt haben:<br />
Louis Armstrong, John Coltrane, Miles<br />
Davis, Dizzy Gillespie, Coleman<br />
Hawkins, Sonny Rollins, Billie Holiday<br />
und Dave Brubeck.<br />
In den acht nicht allzu langen<br />
Portraits führt der Ex-SPIEGEL-<br />
Redakteur und Jazz-Experte Peter<br />
Bölke unterhaltsam und allgemein<br />
verständlich durch die Biografien der<br />
einzelnen Musiker und beleuchtet<br />
gegenseitige Einflüsse und Querverbindungen<br />
der Jazz-Szene. Eindrucksvolle,<br />
sehr gut reproduzierte<br />
Fotografien ergänzen die Kapitel<br />
und runden das übrigens in Druck,<br />
Bindung und Papier sehr hochwertig<br />
gestaltete „Jazz Icons“– zusammen<br />
mit seinen acht Musik CDs – zu einem<br />
Erlebnispaket ab, das manchem<br />
Neueinsteiger Lust auf tiefere Beschäftigung<br />
mit dem Genre machen<br />
dürfte. Die acht beiliegenden CDs<br />
stellen einen kundig zusammengestellten,<br />
(soweit das beim umfangreichen<br />
Schaffen dieser Jazzikonen<br />
geht) repräsentativen Querschnitt<br />
des musikalischen Schaffens der einzelnen<br />
Künstler vor. Felix Marondel<br />
Fazit: Audiovisuelles Startpaket für<br />
Jazz-Einsteiger. Fakten: 156 Seiten,<br />
145 Bilder, 8 CDs, € 49.95<br />
44
Buch: Karl Lippegaus<br />
„John Coltrane – Biografie“<br />
Edel: Vita<br />
John Coltrane gehört zu den wichtigsten Musikern<br />
in der Geschichte des Jazz – und damit auch gleichzeitig<br />
zu jenen, über die es am meisten Bücher gibt.<br />
Dass man die Coltrane-Literatur aber immer noch<br />
sinnvoll bereichern kann, zeigt Karl Lippegaus’ so<br />
anschauens- wie lesenswerter Coffetable-Wälzer<br />
„John Coltrane Biografie“ im Verlag Edel:Vita.<br />
Er war, wenn man so will, eine Art Monomane, ein Besessener: John Coltranes<br />
Leben war Musikspielen. Niemand erkundete sein Instrument so tief und so<br />
besessen wie der Saxofonist aus North Carolina in den nur zwölf Jahren seiner<br />
beispiellosen Karriere. Als er 1967 mit 40 Jahren starb, hinterließ er ein musikalisches<br />
Universum, dessen Faszination bis heute ungebrochen ist. Coltranes<br />
Einfluss beschränkte sich nicht auf den Jazz, sondern erfasste auch große Teile<br />
der progressiven Rockmusik: Bands wie Cream und Grateful Dead fühlten sich<br />
durch ihn zu langen kollektiven Improvisationen animiert.<br />
Der renommierte Jazzjournalist Karl Lippegaus (u. a. WDR, Süddeutsche<br />
Zeitung) zeichnet in seinem Buch „John Coltrane Biografie“ das Porträt des<br />
größten Saxofonisten im Jazz anhand seiner musikalischen Entwicklung nach:<br />
vom schüchternen Sideman im Quintett von Miles Davis bis zum Künder einer<br />
spirituellen „höchsten Liebe“ – der „Love Supreme“, nach der er sein bedeutendstes,<br />
heute millionenfach verkauftes Album benannte. Der Autor erkundet<br />
sehr anschaulich den Kosmos Coltrane, obwohl er mit Schilderungen des<br />
Privatlebens seines Protagonisten eher zurückhaltend ist. Vor allem aber verführt<br />
Lippegaus zum Hören von Tranes Musik und erzählt nebenher zahllose<br />
Geschichten vom Jazz.<br />
Dem Haupttext vorangestellt ist ein anrührendes Vorwort von Steve Lake.<br />
Was den Band aber so besonders macht, ist auch seine überragende Ausstattung.<br />
Groß im Format (25,4 x 19 cm), auf hochwertigem, dickem Papier gedruckt,<br />
geschmack- und liebevoll gestaltet, mit zahlreichen kundig ausgesuchten und<br />
exzellent reproduzierten Fotos, macht sich „John Coltrane Biografie“ auch als<br />
Coffeetable-Wälzer nicht schlecht – nur dass es im Gegensatz zu den meisten<br />
Bänden dieser Kategorie eben auch über einen fundierten und umfangreichen<br />
Textteil verfügt. Der Leser bekommt hier Augenschmaus, Denkstoff und Höranregung<br />
gleichermaßen – zu einem erstaunlich zivilen Preis.<br />
Christian Stolberg<br />
„Eine Stimme, wie ein Lichtstrahl, der ins<br />
Dunkel bricht, funkelnd, schillernd (...)<br />
und überwältigend schön“ Audio<br />
Der junge Römer Vittorio Grigolo ist der<br />
neue Startenor. Das Publikum an der MET,<br />
der Mailänder Scala, der Covent Garden Opera<br />
und der Deutschen Oper Berlin lag ihm zu<br />
Füßen und die Kritik war von seinem ersten<br />
Album begeistert.<br />
Jetzt präsentiert Grigolo<br />
seine zweite CD mit<br />
berühmten italienischen<br />
Arien und „Evergreens“<br />
wie Arrivederci Roma,<br />
Voglio vivere così u.a.<br />
Limitierte<br />
Deluxe Edition<br />
Fakten: 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 29,95 €<br />
Unterwegs in<br />
höhere Sphären:<br />
John Coltrane am<br />
Sopransaxofon<br />
88697911352<br />
Erhältlich ab 16.9.2011<br />
45<br />
www.sonymusicclassical.de<br />
www.vittoriogrigolo.com
tourneen POP, Rock & co<br />
Alle Tourneedaten<br />
fortlaufend aktualisiert<br />
und mit<br />
genauen Ortsangaben<br />
finden Sie unter<br />
sonomagazin.de<br />
A<br />
Tori Amos<br />
10.10. Hamburg<br />
11.10. Berlin<br />
25.10. Frankfurt<br />
31.10. Essen<br />
b<br />
Barclay James<br />
Harvest feat.<br />
Les Holroyd<br />
19.10. Neustadt an der<br />
Weinstraße<br />
20.10. Rastatt<br />
21.10. Bitburg<br />
22.10. Heilsbronn<br />
23.10. Augsburg<br />
The Baseballs<br />
21.10. Hamburg<br />
24.10. Berlin<br />
25.10. Neu-Isenburg<br />
26.10. Köln<br />
30.10. München<br />
6.11. Fellbach<br />
James Blunt<br />
6.10. Rostock<br />
7.10. Kiel<br />
8.10. Halle<br />
9.10. Mannheim<br />
10.10. Düsseldorf<br />
Bush<br />
5.11. Hamburg<br />
7.11. Berlin<br />
8.11. Köln<br />
10.11. München<br />
c<br />
Clueso<br />
13.10. Freiburg<br />
14.10. Würzburg<br />
15.10. Kempten<br />
17.10. Saarbrücken<br />
18.10. Koblenz<br />
19.10. Hannover<br />
21.10. Mannheim<br />
23.10. Magdeburg<br />
24.10. Kassel<br />
Adam Cohen<br />
26.11. Berlin<br />
28.11. Hamburg<br />
29.11. Köln<br />
30.11. München<br />
Sharon Corr<br />
6.11. Frankfurt<br />
8.11. Bochum<br />
9.11. Berlin<br />
Claudia Koreck<br />
Mit ihrer traumhaft entspannten Sommerhymne<br />
„Fliang“ machte die Sängerin vom Chiemsee 2007<br />
erstmals Furore, zwei Jahre später besang sie<br />
die Freuden des Globetrotting („Barfuaß um die<br />
Welt“). Jetzt nimmt die sympathische Oberbayerin<br />
Grundsätzliches ins Visier: „menschsein“ heißt ihr<br />
neues Album. Das Aufundab im Leben durchzieht<br />
das Album „menschsein“ wie ein Leitmotiv: „Ich<br />
bin im Moment grad wahnsinnig glücklich – und<br />
da passt’s mir gar ned, dass natürlich auch irgendwann<br />
wieder eine Krise kommt im Leben“, erklärt<br />
die 25-jährige die philosophierende Grundstimmung<br />
der meisten Songs. Das gegenwärtige Glück<br />
hat durchaus konkrete Gründe: Claudia Koreck hat<br />
geheiratet und ist im September letzten Jahres<br />
Mutter geworden.<br />
Tournee von 30.9. bis 5.11. 2011. Genaue Termine<br />
unter www.sonomagazin.de<br />
Crosby & Nash<br />
17.10. Hamburg<br />
19.10. Essen<br />
20.10. Essen<br />
27.10. Niedernhausen<br />
d<br />
Chris De Burgh<br />
15.9. Kempten<br />
16.9. Augsburg<br />
21.9. Rostock<br />
23.9. Kiel<br />
24.9. Hannover<br />
26.9. Alsfelde<br />
27.9. Koblenz<br />
29.9. Düsseldorf<br />
30.9. Münster<br />
3.10. Dresden<br />
4.10. Erfurt<br />
Joy Denalane<br />
3.9. Braunschweig<br />
3.11. Köln<br />
5.11. München<br />
6.11. Berlin<br />
7.11. Hamburg<br />
9.11. Nürnberg<br />
Julian Dawson<br />
13.10. Bonn<br />
Mando Diao<br />
4.10. München<br />
7.10. Oberhausen<br />
8.10. Frankfurt<br />
The Dubliners<br />
1.11. München<br />
2.11. Nürnberg<br />
3.11. Stuttgart<br />
5.11. Dortmund<br />
6.11. Göttingen<br />
8.11. Dresden<br />
10.11. Braunschweig<br />
11.11. Berlin<br />
23.11. Hannover<br />
25.11. Bielefeld<br />
26.11. Aurich<br />
28.11. Lübeck<br />
30.11. Bremen<br />
e<br />
Elbow<br />
7.11. Köln<br />
8.11. München<br />
10.11. Berlin<br />
Beady Eye<br />
10.10. München<br />
14.10. Berlin<br />
19.10. Offenbach<br />
f<br />
Die Fantastischen<br />
Vier<br />
10.9. St. Goarshausen<br />
13.12. Münster<br />
14.12. Düsseldorf<br />
16.12. Leipzig<br />
17.12. Braunschweig<br />
18.12. Augsburg<br />
21.12. Regensburg<br />
22.12. Stuttgart<br />
Peter Frampton<br />
21.11. Berlin<br />
22.11. Mainz<br />
g<br />
Rea Garvey<br />
6.10. München<br />
7.10.· Stuttgart<br />
9.10. Frankfurt<br />
10.10. Köln<br />
11.10. Leipzig<br />
13.10. Hamburg<br />
14.10. Berlin<br />
Bob Geldof<br />
7.10. Berlin<br />
9.10. Köln<br />
11.10. Hamburg<br />
12.10. Hannover<br />
Josh Groban<br />
16.9. Berlin<br />
30.9. München<br />
9.10. Düsseldorf<br />
h<br />
Hurts<br />
30.9. Stuttgart<br />
1.10. Frankfurt<br />
2.10. München<br />
4.10. Düsseldorf<br />
5.10. Erfurt<br />
j<br />
Jamaram<br />
28.10. Bielefeld<br />
2.11. Würzburg<br />
27.12. Leipzig<br />
Jean Michel Jarre<br />
31.10. Frankfurt<br />
1.11. Hannover<br />
3.11. Hamburg<br />
4.11. Dortmund<br />
5.11. Köln<br />
7.11. Dresden<br />
8.11. Berlin<br />
9.11. Erfurt<br />
10.11. Trier<br />
19.11. München<br />
Jennifer Rostock<br />
29.10. München<br />
30.10. Nürnberg<br />
1.11. Stuttgart<br />
3.11. Bremen<br />
4.11. Dresden<br />
5.11. Erfurt<br />
6.11. Hannover<br />
9.11. Osnabrück<br />
11.11. Hamburg<br />
12.11. Leipzig<br />
14.11. Saarbrücken<br />
15.11. Mannheim<br />
16.11. Köln<br />
18.11. Kiel<br />
Jon Lord Blues<br />
Project<br />
15.11. Regenstauf<br />
17.11. Berlin<br />
18.11. Hamburg<br />
New Fall Festival<br />
19.11. Isernhagen<br />
20.11. Bochum<br />
Cowboy Junkies<br />
3.11. Hamburg<br />
4.11. Hannover<br />
5.11. Berlin<br />
k<br />
Toby Keith<br />
5.11. München<br />
7.11. Köln<br />
8.11. Hamburg<br />
19.11. Berlin<br />
The Kooks<br />
28.10. Ludwigsburg<br />
30.10. Offenbach<br />
31.10. München<br />
1.11. Düsseldorf<br />
3.11. Hamburg<br />
5.11. Berlin<br />
Das im Oktober erstmals stattfindende New Fall<br />
Festival will auf eine veränderte Konzert- und Ausgehkultur<br />
reagieren, indem es einen besonderen<br />
Rahmen für besondere Musik bietet: 13 Acts, von<br />
Singer/Songwritern bis zu Elektro-Künstlern, wurden<br />
eingeladen, in zwei der schönsten Konzertsäle<br />
Deutschlands zu spielen, in der Düsseldorfer Tonhalle<br />
und im holzvertäfelten Robert-Schumann-<br />
Saal des Museum Kunst Palast.<br />
Zu Gast: Gentleman(live & acoustic), Scott<br />
Matthew, Nouvelle Vague, Jens Lekman, Ólafur Arnalds,<br />
Jochen Diestelmeyer, Agnes Obel u. a.<br />
Konzerte Düsseldorf, 11.-16.11.2011<br />
www.new-fall-festival.de<br />
Scott Matthew<br />
46
Ließ seine Sitz -<br />
gitarre jubeln:<br />
l<br />
Lenny Kravitz<br />
2.11. Düsseldorf<br />
4.11. Hamburg<br />
5.11. Mannheim<br />
7.11. Berlin<br />
23.11. München<br />
LaBrassBanda<br />
4.9. Bochum<br />
13.9. Hannover<br />
14.9. Hamburg<br />
15.9. Bremen<br />
16.9. Kiel<br />
21.9. Münster<br />
22.9. Saarbrücken<br />
1.11. Erfurt<br />
2.11. Leipzig<br />
3.11. Dresden<br />
4.11. Berlin<br />
7.11. Dortmund<br />
8.11. Köln<br />
9.11. Frankfurt<br />
10.11. Freiburg<br />
2.12. Regensburg<br />
Annett Louisan<br />
13.10. Timmendorf<br />
15.10. Gera<br />
16.10. Halle/Saale<br />
17.10. Cottbus<br />
19.10. Berlin<br />
21.10. Bielefeld<br />
22.10. Köln<br />
24.10. Chemnitz<br />
25.10. Leipzig<br />
26.10. Kassel<br />
27.10. Bremen<br />
29.10. Karlsruhe<br />
30.10. Stuttgart<br />
31.10. Frankfurt<br />
2.11. Düsseldorf<br />
4.11. Hannover<br />
5.11. Erfurt<br />
6.11. Magdeburg<br />
8.11. Essen<br />
9.11. Saarbrücken<br />
10.11. Mannheim<br />
11.11. Nürnberg<br />
23.11. Dresden<br />
25.11. Bamberg<br />
28.11. Kiel<br />
29.11. Lübeck<br />
30.11. Braunschweig<br />
2.12. Rostock<br />
4.12. Oldenburg<br />
5.12. Hamburg<br />
7.12. Münster<br />
m<br />
Wolf Maahn<br />
30.9. Unna<br />
21.10. Koblenz<br />
22.10. Kirchheim/Teck<br />
28.10. Berlin<br />
8.11. Kassel<br />
9.11. Kiel<br />
12.11. Stemwede<br />
13.11. Leverkusen<br />
Bob Dylan & Mark<br />
Knopfler<br />
23.10. Oberhausen<br />
25.10. Mannheim<br />
26.10. München<br />
27.10. Leipzig<br />
29.10. Berlin<br />
31.10. Hamburg<br />
6.11. Hannover<br />
Bruno Mars<br />
5.10. Hamburg<br />
6.10. Berlin<br />
15.10. Oberhausen<br />
Ina Müller & Band<br />
11.11. Würzburg<br />
12.11. Ilsenburg<br />
18.11. Magdeburg<br />
19.11. Göttingen<br />
20.11. Kassel<br />
25.11. Fürth<br />
26.11. Linz<br />
27.11. Bamberg<br />
1.12. Bremerhaven<br />
2.12. Kiel<br />
3.12. Hannover<br />
9.12. Bremen<br />
10.12. Flensburg<br />
11.12. Braunschweig<br />
15.12. Hamburg<br />
16.12. Hamburg<br />
George Michael –<br />
Symphonica<br />
5.9. Berlin<br />
7.9. Köln<br />
8.9. Mannheim<br />
12.10. Stuttgart<br />
18.10. Hamburg<br />
19.10. Hannover<br />
9.11. Oberhausen<br />
17.11. München<br />
19.11. Frankfurt<br />
Kevin Costner &<br />
Modern West<br />
16.9. Dresden<br />
17.9. Rostock<br />
18.9. Berlin<br />
19.9. Offenbach<br />
26.9. München<br />
Mogwai<br />
31.10. Hannover<br />
1.11. Leipzig<br />
3.11. Bremen<br />
4.11. Stuttgart<br />
Christy Moore<br />
1.10. Hamburg<br />
2.10. Bochum<br />
8.10. Niedernhausen<br />
n<br />
Nena<br />
8.12. Freiburg<br />
9.12. Bamberg<br />
11.12. Berlin<br />
12.12. Neu-Ulm<br />
15.12. Düsseldorf<br />
16.12. Braunschweig<br />
11.1. Chemnitz<br />
Heather Nova<br />
9.11. Berlin<br />
11.11. Leipzig<br />
13.11. Bielefeld<br />
14.11. Köln<br />
22.11. Stuttgart<br />
r<br />
Achim Reichel<br />
3.11. Neuruppin<br />
4.11. Berlin<br />
7.11. Rostock<br />
8.11. Hamburg<br />
11.11. Rheine<br />
12.11. Mülheim an der<br />
Ruhr<br />
13.11. Witten<br />
15.11. Mainz<br />
16.11. Wolfenbüttel<br />
17.11. Kiel<br />
Roachford<br />
21.11. Aschaffenburg<br />
23.11. Lorsch<br />
30.11. München<br />
2.12. Hamburg<br />
3.12. Unna<br />
Roxette<br />
11.10. München<br />
13.10. Hannover<br />
14.10. Halle/Westfalen<br />
16.10. Mannheim<br />
17.10. Stuttgart<br />
19.10. Oberhausen<br />
24.10. Berlin<br />
25.10. Hamburg<br />
27.10. Nürnberg<br />
s<br />
Söhne Mannheims<br />
10.11. Frankfurt<br />
11.11. Hannover<br />
12.11. Leipzig<br />
14.11. Berlin<br />
15.11. Hamburg<br />
18.11. München<br />
21.11. Köln<br />
22.11. Oberhausen<br />
24.11. Stuttgart<br />
Schiller<br />
2.12. Gera<br />
3.12. Aachen<br />
4.12. Neuss<br />
5.12. Chemnitz<br />
6.12. Bonn<br />
7.12. Würzburg<br />
8.12. Bremen<br />
9.12. Schwerin<br />
10.12. Erfurt<br />
12.12. Leipzig<br />
13.12. Frankfurt<br />
14.12. Münster<br />
15.12. Heilbronn<br />
16.12. Karlsruhe<br />
17.12. Magdeburg<br />
18.12. Suhl<br />
20.12. Dortmund<br />
21.12. Neubrandenburg<br />
t<br />
Ten Years After<br />
23.9. Memmingen<br />
24.9. Annaberg-<br />
Buchholz<br />
28.9. Koblenz<br />
29.9. Köln<br />
Blick zurück:<br />
Funky Druckwellen<br />
Robert Randolph<br />
& The Family Band<br />
München, Tollwood<br />
Die langen Gesichter gab es zu<br />
Beginn: Gregg Allman, der blondmähnige<br />
Star des Südstaatenrock,<br />
schon im Vorjahr nach einer Lebertransplantation<br />
nur knapp dem Tod<br />
entgangen, war am Morgen seines<br />
geplanten Münchengastspiels mit<br />
einer Lungeninfektion zusammengebrochen<br />
und musste seine Europatournee<br />
auf dringenden ärztlichen<br />
Rat abbrechen. Doppelt schade,<br />
nicht nur weil immer zweifelhafter<br />
wird, ob man den Mann mit der legendären<br />
Grizzly-Stimme überhaupt<br />
noch jemals in unseren Breitengraden<br />
live erleben wird, sondern auch<br />
weil er mit „Low Country Blues“<br />
kürzlich das beste Soloalbum seiner<br />
Karriere eingespielt hat. Dessen Produzent,<br />
T-Bone Burnett, hat auch<br />
„We Walk This Road“, das neue Werk<br />
von Robert Randolph & The Family<br />
v<br />
Vonda Shepard<br />
29.11. Ludwigsburg<br />
30.11. Düsseldorf<br />
w<br />
Wilco<br />
8.11. Frankfurt<br />
9.11. München<br />
12.11. Berlin<br />
y<br />
Yes<br />
29.11. Dresden<br />
30.11. Stuttgart<br />
1.12. Oberhausen<br />
2.12. Nürnberg<br />
3.12. München<br />
4.12. Bielefeld<br />
Paul Young<br />
6.10. Kaiserslautern<br />
7.10. Recklingshausen<br />
Robert Randolph<br />
,verantwortet – der in den USA inzwischen<br />
groß gefeierte Lapsteel-Gitarrist<br />
avancierte mit seiner Band durch<br />
Allmans Ausfall vom Support- zum<br />
Hauptact und wusste diese Chance<br />
zu nutzen. Allerdings unter erschwerten<br />
akustischen Bedingungen: Der<br />
Mann am Mischpult vernachlässigte<br />
zugunsten überbetonter Bassdrum<br />
und Höhen aller Instrumente den<br />
gesamten mittleren Frequenzbereich<br />
– so konnte man nicht nur die<br />
funky Basslines von Danyel Morgan<br />
gerade mal als Druckwellen spüren,<br />
überhaupt ging viel von der Wärme<br />
in Robert Randolphs Blues-Gospel-<br />
Rock-Funk-Gemisch verloren. Ein<br />
Ärgernis, das man in ähnlicher Form<br />
leider viel zu häufig erlebt. Aber die<br />
pure Spielfreude, die Randolph und<br />
sein Quintett ausstrahlten, der jubilierende<br />
Sound seiner Lapsteel-Soli<br />
und seine enorme Bühnenpräsenz<br />
setzten sich beim anfangs nur neugierigen<br />
Münchner Publikum am<br />
Ende doch durch. Felix Marondel<br />
8.10. Jüchen<br />
11.10. Stuttgart<br />
12.10. München<br />
z<br />
Zucchero<br />
3.11. Leipzig<br />
5.11. Nürnberg<br />
6.12. Frankfurt<br />
7.12. Straßburg<br />
23.11. Bozen<br />
47
tourneen klassik<br />
Alle Tourneedaten<br />
fortlaufend aktualisiert<br />
und mit<br />
genauen Ortsangaben<br />
finden Sie unter<br />
sonomagazin.de<br />
b<br />
Joshua Bell<br />
16.10. München<br />
17.10. Berlin<br />
18.10. München<br />
19.10. München<br />
Kristian Bezuidenhout<br />
5.9. Bremen<br />
28.9. Köln<br />
Gábor Boldoczki<br />
15.9. Gauting<br />
1.10. Bad Wörishofen<br />
Pierre Boulez<br />
30.9. Düsseldorf<br />
Khatia Buniatishvili<br />
26.9. Elmau<br />
1.10. Frankfurt<br />
29.11. Berlin<br />
2.12. Stuttgart<br />
9.12. Mainz<br />
10.12. Aschaffenburg<br />
c<br />
Cuarteto Casals<br />
17.11. Köln<br />
Riccardo Chailly<br />
2.9. Leipzig<br />
3.9. Leipzig<br />
8.9. Leipzig<br />
9.9. Leipzig<br />
11.9. Leipzig<br />
12.9. Bonn<br />
d<br />
Philadelphia<br />
Orchestra & Charles<br />
Dutoit<br />
2.9. Dresden<br />
3.9. Berlin<br />
4.9. Frankfurt<br />
6.9. Köln<br />
7.9. Essen<br />
Xavier de Maistre<br />
6.10. Krefeld<br />
7.10. Leverkusen<br />
13.11. Hannover<br />
14.11. Köln<br />
15.11. Frankfurt<br />
Regensburger Domspatzen<br />
9.10. Saarbrücken<br />
Rotterdam Philharmonisch<br />
Orkest mit Yannick<br />
Nézet-Séguin<br />
Das Rotterdam Philharmonisch Orkest veranstaltet<br />
seit 1995 eines der wichtigsten Klassikfestivals<br />
der Niederlande: Das 16. Rotterdam Philharmonic<br />
Gergiev Festival findet unter dem Motto „Sea<br />
& The City“ vom 8. bis 18. September 2011 statt.<br />
Oper, symphonische Musik, das Happening „C the<br />
City“ mit u. a. Valery Gergiev, Chor und Orchester<br />
des Mariinsky-Theaters, außerdem dem hauseigenen<br />
Orchester mit seinem Chefdirigenten Yannick<br />
Nézet-Séguin. Nach dem Festival gehen Orchester<br />
und Dirigent auf Deutschlandtournee.<br />
Konzerte von 25.9.2011 bis 2.10.2011. Genaue<br />
Termine unter www.sonomagazin.de<br />
e<br />
Huelgas Ensemble<br />
2.9. Berlin<br />
8.9. Bersenbrück<br />
9.9. Lüneburg<br />
10.9. Stadthagen<br />
11.9. Fischbeck<br />
Trio Ex Aequo<br />
5.10. Leipzig<br />
30.10. Leipzig<br />
f<br />
Isabelle Faust<br />
23.9. Berlin<br />
24.9. Berlin<br />
25.9. Berlin<br />
7.10. Köln<br />
11.10. Dortmund<br />
12.10. Bremen<br />
25.10. Bad Reichenhall<br />
g<br />
Sol Gabetta<br />
14.9. Donaueschingen<br />
15.9. München<br />
17.9. München<br />
18.9. München<br />
Jan Garbareck<br />
16.10. Bremen<br />
8.11. Augsburg<br />
Christian Gerhaher<br />
17.9. Stuttgart<br />
9.10. Bonn<br />
16.10. Coburg<br />
19.10. Tutzing<br />
Kirill Gerstein<br />
15.9. Göttingen<br />
24.9. Magdeburg<br />
25.9. Leipzig<br />
Howard Griffiths<br />
2.10. Frankfurt/Oder<br />
14.10. Frankfurt/Oder<br />
15.10. Potsdam<br />
16.10. Frankfurt/Oder<br />
Vittorio Grigolo<br />
30.12. Berlin<br />
Tal Groethuysen<br />
4.9. Traunstein<br />
7.10. Olpe<br />
17.10. Heilbronn<br />
h<br />
Daniel Harding<br />
11.9. Dornbirn<br />
14.9. Heidelberg<br />
15.9. Heidelberg<br />
Nikolaus Harnoncourt<br />
28.10. Berlin<br />
29.10. Berlin<br />
Maximilian Hornung<br />
5.9. Elmau<br />
24.9. Berlin<br />
21.10. Köln<br />
28.10. Kaiserslautern<br />
30.10. Mainz<br />
i<br />
Steven Isserlis<br />
4.10. Bonn<br />
5.10. Bonn<br />
6.10. Baden-Baden<br />
k<br />
Sharon Kam<br />
16.9. Oldenburg<br />
16.10. Hamburg<br />
27.10. Köln<br />
29.10. Gauting<br />
Nigel Kennedy<br />
1.11. Leipzig<br />
2.11. Stuttgart<br />
3.11. München<br />
5.11. Freiburg<br />
6.11. Hannover<br />
8.11. Düsseldorf<br />
9.11. Bielefeld<br />
10.11. Hamburg<br />
12.11. Nürnberg<br />
13.11. Berlin<br />
14.11. Dresden<br />
16.11. Dortmund<br />
Simone Kermes<br />
10.9. Dresden<br />
1.11. Baden-Baden<br />
l<br />
Lang Lang<br />
5.10. Köln<br />
Louis Lortie<br />
5.9. Schwerin<br />
6.9. Schwerin<br />
7.9. Schwerin<br />
22.10. Berlin<br />
m<br />
Nino Machaidze<br />
6.9. Hamburg<br />
10.9. Hamburg<br />
13.9. Hamburg<br />
8.10. Hamburg<br />
13.10. Hamburg<br />
15.10. Hamburg<br />
22.10. Hamburg<br />
Nils Mönkemeyer<br />
20.9. Celle<br />
13.10. Stuttgart<br />
14.10. Wiesloch<br />
Alexander Melnikov<br />
18.9. Berlin<br />
7.10. Bonn<br />
Olli Mustonen<br />
17.10. Karlsruhe<br />
18.10. Pullach<br />
Anne-Sophie Mutter<br />
9.9. Bonn<br />
11.9. Berlin<br />
o<br />
Dorothee Oberlinger<br />
4.9. Kloster Irsee<br />
11.9. Frankfurt a. M.<br />
18.9. Schweich<br />
9.10. Duisburg<br />
David Orlowsky<br />
4.9. Honrath<br />
13.9. Harsefeld<br />
14.9. Meppen<br />
23.10. Erbach<br />
30.10. Bremen<br />
31.10. Frankfurt<br />
Alice Sara Ott<br />
24.9. Bad Wörishofen<br />
28.9. Bielefeld<br />
29.9. Münster<br />
23.10. Pforzheim<br />
p<br />
Murray Perahia<br />
3.9. Redefin<br />
7.9. Frankfurt<br />
1.10. Regensburg<br />
4.10. Essen<br />
6.10. Bonn<br />
Hille Perl<br />
6.9. Freiburg<br />
15.9. Bernau<br />
16.9. Stuttgart<br />
25.9. Oberried<br />
25.10. Wittenberg<br />
Maria João Pires<br />
2.9. Leipzig<br />
11.9. Leipzig<br />
12.9. Bonn<br />
16.9. Linz<br />
17.9. Linz<br />
Maurizio Pollini<br />
19.9. Berlin<br />
20.9. Berlin<br />
q<br />
Belcea Quartet<br />
2.10. Hamburgl<br />
13.11. Essen<br />
Pacifica Quartet<br />
4.10. Polling<br />
5.10. München<br />
6.10. Hannover<br />
9.10. Aachen<br />
15.10. Freiburg<br />
Bennewitz Quartett<br />
25.9. Neu Hohenfelde<br />
27.9. Bad Segeberg<br />
28.9. Sülfeld<br />
16.10. Schloss<br />
Schwanberg<br />
18.10. Grünwald<br />
24.10. Coburg<br />
Hagen Quartett<br />
25.9. Wiesloch<br />
26.9. Bonn<br />
27.9. Bonn<br />
21.11. Bremen<br />
Kuss Quartett<br />
3.9. Weimar<br />
4.9. Leipzig<br />
28.10. Regensburg<br />
Minguet Quartett<br />
1.10. Leipzig<br />
7.10. Erlangen<br />
9.10. Tutzing<br />
r<br />
Daniel Raiskin<br />
3.9. Mayen St. Veit<br />
11.9. Wiesbaden<br />
18.9. Mainz<br />
21.10. Koblenz<br />
s<br />
Fazıl Say<br />
2.9. Traunstein<br />
19.10. Köln<br />
Andreas Scholl<br />
7.9. Schwarzenberg<br />
Martin Stadtfeld<br />
13.9. Koblenz<br />
15.9. Leipzig<br />
17.9. Rudolstadt<br />
18.9. Rudolstadt<br />
24.9. Bonn<br />
2.10. Halle<br />
3.10. Halle<br />
9.10. Kie<br />
10.10. Wilhelmshaven<br />
12.10. Köln<br />
22.10. Bramsche<br />
t<br />
Nikolai Tokarev<br />
22.9. Ingolstadt<br />
24.9. Bonn<br />
7.10. Düsseldorf<br />
9.10. Düsseldorf<br />
10.10. Düsseldorf<br />
v<br />
Jan Vogler<br />
25.9. Hannover<br />
28.10. Elmau<br />
Arcadi Volodos<br />
8.10. Bonn<br />
20.10. München<br />
w<br />
Alisa Weilerstein<br />
20.10. Frankfurt<br />
21.10. Frankfurt<br />
Carolin Widmann<br />
29.9. Bonn<br />
4.10. Freiburg<br />
29.10. Stuttgart<br />
Ingolf Wunder<br />
1.9. Bad Schallerbach<br />
31.10. Hamburg<br />
48
tourneen jazz & world<br />
sono präsentiert:<br />
Lisa Bassenge<br />
Sie hat eine der interessantesten Stimme des jungen<br />
Jazz made in Germany und mit ihren Bands<br />
Micatone, Nylon und unter eigenem Namen schon<br />
reichlich Akzente mit eleganten, in kühlem Understatement<br />
vorgetragenen Songs gesetzt. Zu Jahresbeginn<br />
hat Lisa Bassenge nun mit „Nur Fort“ ihr<br />
erstes beinahe ausschließlich deutsch betextetes<br />
Album aufgenommen (siehe auch SONO 1/2011),<br />
auf dem sie sowohl reizvolle Eigenkompositionen,<br />
als auch moderne Klassiker der deutschen Musikgeschichte<br />
singt.<br />
Tournee noch bis 29.09. 2011<br />
www.karsten-jahnke.de<br />
Alle Tourneedaten<br />
fortlaufend aktualisiert<br />
und mit<br />
genauen Ortsangaben<br />
finden Sie unter<br />
sonomagazin.de<br />
a<br />
Andi Kissenbeck’s<br />
Club Boogaloo<br />
16.9. Ludwigsburg<br />
6.10. Leipzig<br />
7.10. Jena<br />
13.10. Pforzheim<br />
14.10. Karlsruhe<br />
15.10. Stuttgart<br />
b<br />
Rebekka Bakken<br />
11.11. Essen<br />
12.11. Mannheim<br />
13.11. Mainz<br />
15.11. Köln<br />
16.11. Oldenburg<br />
17.11. Hamburg<br />
18.11. Berlin<br />
19.11. Kiel<br />
22.11. Erlangen<br />
Mo’ Blow<br />
15.9. Köln<br />
16.9. Dortmund<br />
23.9. Lübeck<br />
28.9. Wiesbaden<br />
29.9. Kassel<br />
30.9. München<br />
7.10. Ludwigsburg<br />
9.10. Dinslaken<br />
13.10. Lübbenau<br />
15.10. Jameln<br />
23.10. Greifswald<br />
5.11. Wolfsburg<br />
Nik Bärtsch’s Ronin<br />
22.9. Düsseldorf<br />
8.10. Tübingen<br />
11.11. Mannheim<br />
Hotel Bossa Nova<br />
7.9. Potsdam<br />
9.9. Bremen<br />
10.9. Bremerhaven<br />
d<br />
Barbara Dennerlein<br />
20.10. Magdeburg<br />
22.10. Gunzenhausen<br />
17.11. Mannheim<br />
e<br />
Echoes Of Swing<br />
20.9. Frankfurt a. Main<br />
21.9. Karlsruhe<br />
22.9. Schweinfurt<br />
25.9. Schalksmühle<br />
2.10. München<br />
5.10. Langenargen<br />
6.10. Neckartenzlingen<br />
7.10. Vilshofen<br />
8.10. Bad Reichenhall<br />
6.11. Duisburg<br />
Pee Wee Ellis<br />
1.10. Siegen<br />
g<br />
Jan Garbarek &<br />
Hilliard Ensemble<br />
16.10. Bremen<br />
8.11. Augsburg<br />
9.11. Würzburg<br />
10.11. Nürnberg<br />
12.11. Hamm<br />
13.11. Essen<br />
Marla Glen<br />
8.11. Köln<br />
9.11. Hamburg<br />
10.11. Ratingen<br />
Rigmor Gustafsson<br />
Trio<br />
8.10. Burghausen,<br />
Jazzclub<br />
9.10. Straubing<br />
10.10. Darmstadt<br />
11.10. München<br />
14.10. Allensbach<br />
15.10. Waldshut-<br />
Dogern<br />
16.10. Erlangen<br />
17.10. Tübingen<br />
18.10. Kaiserslautern<br />
20.10. Oldenburg<br />
21.10. Worpswede<br />
22.10. Wuppertal<br />
h<br />
The Harlem Gospel<br />
Singers Show<br />
25.12. Stuttgart<br />
26.12. Mannheim<br />
Caroline Henderson<br />
15.10. Rostock<br />
Chris Hopkins & His<br />
Piano Friends<br />
15.9. Bonn<br />
16.9. Bochum<br />
17.9. Bochum<br />
18.9. Kamen<br />
19.9. Rüdesheim<br />
j<br />
Andy P. &<br />
Jideblaskos<br />
24.10. Illingen<br />
Joachim & Rolf<br />
Kühn Quintet<br />
2.10. Detmold<br />
29.10. Frankfurt/Main<br />
4.11. Schorndorf<br />
5.11. Bayreuth<br />
6.12. Hamburg<br />
9.12. Darmstadt<br />
m<br />
Tania Maria<br />
14.9. Bremen<br />
Pat Metheny Trio<br />
30.10. Hamburg<br />
31.10. Rüsselsheim<br />
1.11. Ludwigshafen<br />
4.11. Ingolstadt<br />
n<br />
Silje Nergaard<br />
25.11. Leipzig<br />
26.11. Wuppertal<br />
27.11. Karlsruhe<br />
28.11. Augsburg<br />
29.11. Stuttgart<br />
30.11. Mainz<br />
r<br />
Max Raabe & Das<br />
Palast Orchester<br />
18.10. Rosenheim<br />
8.11. Erfurt<br />
9.11. Gera<br />
10.11. Cottbus<br />
11.11. Magdeburg<br />
23.11. Hamburg<br />
24.11. Münster<br />
26.11. Niedernhausen<br />
27.11. Darmstadt<br />
28.11. Mannheim<br />
29.11. Aschaffenburg<br />
30.11. Würzburg<br />
2.12. Kassel<br />
Céline Rudolph<br />
10.9. Kempten<br />
17.9. Braunschweig<br />
18.9. Hamburg<br />
21.9. Berlin<br />
22.9. Magdeburg<br />
23.9. Leipzig<br />
24.9. Minden<br />
25.9. Frankfurt/Main<br />
27.9. Köln<br />
29.9. Dortmund<br />
30.9. Hannover<br />
1.10. Weilerbach<br />
2.10. Nürnberg<br />
6.10. Elmau<br />
8.10. Neuhardenberg<br />
9.11. München<br />
12.11. Halle/Saale<br />
14.11. Dresden<br />
s<br />
Ryuichi Sakamoto<br />
6.11. Dortmund<br />
Diknu Schneeberger<br />
Trio<br />
2.12. Sulzbach-<br />
Rosenberg<br />
t<br />
Tingvall Trio<br />
23.9. Neumünster<br />
20.10. Darmstadt<br />
27.10. Karlsruhe<br />
28.10. Penzberg<br />
4.11. Ingolstadt<br />
5.11. Neuwied<br />
6.11. Dresden<br />
12.11. Burghausen<br />
13.11. Freiburg<br />
8.12. Hamburg<br />
Olivia Trummer<br />
4.9. Stuttgart<br />
12.9. Ulm<br />
2.10. Leverkusen<br />
9.10. Grafenau<br />
15.10. Esslingen<br />
3.11. Ingolstadt<br />
17.12. Hamburg<br />
27.12. Bad Kissingen<br />
Trombone Shorty<br />
Troy Andrews alias Trombone Shorty ist ein Alleskönner.<br />
Sein Künstlername verrät, dass er von klein<br />
auf mit der Posaune verbunden ist, aber er spielt<br />
ebenso gut Trompete, singt und rappt wie ein<br />
Weltmeister, trommelt ganz manierlich, ist mit seinen<br />
25 Jahren ein glänzender Bandleader und Dirigent<br />
und weiß wie kein anderer seiner Generation<br />
die Energie des frühen New Orleans Jazz in packenden<br />
Funk des 21. Jahrhunderts zu übersetzen. Nur<br />
eines gelingt noch nicht so recht: den virulenten<br />
Puls seiner Liveperformance auf CD festzuhalten.<br />
Live lässt er sich einfach gehen und behält alle Fäden<br />
in der Hand, im Studio ist er hingegen noch zu<br />
vorsichtig. Auf seiner neuen CD „For True“ kommt<br />
er der Wahrheit aber schon erheblich näher. Das<br />
Album ist gespickt mit namhaften Gästen. W.Ka.<br />
Tournee von von 20.09. bis 9.12.2011.<br />
www.jazzecho.de<br />
Tumba-ito<br />
2.9. Rostock<br />
3.9. Rostock<br />
w<br />
Shanna Waterstown<br />
1.10. Kaiserslautern<br />
8.10. Rutesheim<br />
13.12. Emmendingen<br />
14.12. Kandern<br />
16.12. Weinheim<br />
Bugge Wesseltoft<br />
27.11. Neuhardenberg<br />
30.11. Bochum<br />
2.12. Heidelberg<br />
49
der Promihörer<br />
Udo Wachtveitl<br />
Sein weites musikalisches Herz<br />
bewies der BR-„Tatort“-Kommissar<br />
kürzlich als Rezitator bei „Klassik<br />
am Odeonsplatz“ in München.<br />
Welche Platte haben Sie sich als erste selber<br />
gekauft?<br />
„Band Of Gypsies“ von Jimi Hendrix.<br />
Haben Sie ein Instrument gelernt?<br />
Autodidaktisch das Übliche, nämlich Gitarre.<br />
Was war Ihr bisher eindrucksvollstes Konzerterlebnis?<br />
Am eindrucksvollsten war für mich mein erstes<br />
Konzert, ich war 12 oder 13. Meine Musiklehrerin<br />
hatte mich in den Circus Krone zu einem Zappa-<br />
Konzert mitgenommen. Meine Mutter hielt es<br />
für eine Schulveranstaltung und ermahnte mich,<br />
nur ja etwas Ordentliches anzuziehen.<br />
Was singen Sie unter der Dusche?<br />
Nichts.<br />
Sind Sie selbst als Musiker aufgetreten?<br />
Ja, im Rahmen der Benefizkonzerte der Münchner<br />
„Tatort“-Kriminaler, sogar mit Selbstkomponiertem.<br />
Mit welchen Songs bringt man Sie auf die Tanzfläche?<br />
Zappa, einiges von Prince, den Stones und ach,<br />
noch so manchem …<br />
Und mit welchen wieder herunter?<br />
Mit seelenlosem, rhythmisch durchpulstem<br />
Elektroschrott.<br />
Mit welcher Platte testen Sie die Belastbarkeit<br />
Ihrer Boxen?<br />
Mit der Boxenbelastbarkeitsplatte aus dem Boxenbelastbarkeitsplattencenter.<br />
Womit sonst?<br />
Was läuft bei Ihnen zum Sonntagsbrunch?<br />
Dasselbe, was ich unter der Dusche singe.<br />
Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 20. Oktober 2011<br />
Foto: BR/Ralf Wilschewski<br />
50
Musikerleben – Musik erleben<br />
TV-Premiere<br />
ab 26.09. immer montags, 20 Uhr<br />
thebiographychannel.de/originaltoene
DIE BESTEN GUTEN KLASSIK-CDs<br />
AUSGEWÄHLT UND PRÄSENTIERT VOM<br />
Die 30 Einzel-CDs sind<br />
auch in zwei 15-CD-Boxen<br />
(inkl. Bonus-CD) erhältlich!<br />
Alle 30 CDs im Überblick unter<br />
www.sonymusicclassical.de<br />
Ab 30.9. überall im Handel.