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rebekka bakken - Sono-Magazin

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Wynton Marsalis & Eric Clapton<br />

Zeitreise in Blau<br />

Die zwei Großmeister zelebrieren auf ihrem Live-<br />

Album den Blues auf eine Weise, die vor allem die Fans<br />

des Gitarristen überraschen dürfte. Von Christian Stolberg<br />

Viele Clapton-Fans, die zum ersten<br />

Mal in „Wynton Marsalis & Eric<br />

Clapton Play The Blues“ hineinhören,<br />

werden überrascht sein, was ihnen da<br />

im ersten Stück entgegenschallt: Louis Armstrongs<br />

„Ice Cream“, ein Traditional, das man<br />

sonst von Dixieland-Kapellen hört, fetzt da<br />

in einer heftig swingenden Version aus den<br />

Boxen. Eine Auffassung vom Blues, die Welten<br />

entfernt ist von dem, was man sonst von<br />

Clapton kennt. Doch wenn nach drei Minuten<br />

Slowhands unverkennbare Leadgitarre zum<br />

Solo anhebt, werden seine Anhänger durchatmen.<br />

Es ist der Auftakt eines Mitschnitts<br />

von zwei Konzerten und einer Gala, die die<br />

beiden Ausnahmemusiker Anfang April im<br />

Rose Theatre des New Yorker Lincoln Center<br />

bestritten.<br />

Der englische Rockgitarren-Gott und der<br />

Jazzstar aus New Orleans – eine ungewöhnliche<br />

Kombination, doch sie haben mehr gemeinsam<br />

als ihre Virtuosität und Prominenz:<br />

ein fast schon musikethnologisches Wissen<br />

In der Vorbereitung der Konzerte gab es<br />

eine Aufgabenteilung: Marsalis stellte die<br />

Band zusammen (aus Mitgliedern seines<br />

Lincoln Center Jazz Orchestra plus Claptons<br />

Keyboarder Chris Stainton), schneiderte die<br />

Arrangements für sie zurecht – und orientierte<br />

sich dabei offensichtlich am Vorbild<br />

Gitarristen neu, mit einer Ausnahme: Claptons<br />

Superklassiker „Layla“ kam auf Drängen<br />

von Marsalis-Bassist Carlos Henriquez<br />

auf die Setliste. „Ich hätte nicht geglaubt, dass<br />

das funktioniert“, gestand Clapton, doch das<br />

ungewohnte Arrangement im schwermütigsinnlichen<br />

Creole Jazz Style macht den vielgespielten<br />

Pophit zu einem der Überraschungstreffer<br />

im Programm.<br />

Es war nicht nur eine liebevolle Verbeugung<br />

vor der Blues- und Jazztradition, was<br />

sich da auf der Bühne abspielte, sondern<br />

auch ein Triumph der schieren Spielfreude:<br />

Clapton und Marsalis solieren reichlich, aber<br />

auch Posaunist Chris Crenshaw, Klarinettist<br />

Victor Goines und die Pianisten Dan Nimme<br />

und Chris Stainton kommen ausgiebig zum<br />

Zuge. Man spürt, wie schnurzegal es ihnen<br />

ist, ob die Musik gerade cool und angesagt ist,<br />

die sie da mit heißem Engagement wieder ins<br />

Rampenlicht holen. Das Spiel des Gitarristen<br />

harmoniert verblüffend gut mit Marsalis’<br />

Spitzenjazzern. Und so witzelt der Brite:<br />

Gutgelaunte Traditionspflege: Marsalis und Clapton im Kreis der Jazzer vom Lincoln Center<br />

über die Bluestradition und Leidenschaft für<br />

ihre Erhaltung für die Nachwelt. Ganz ohne<br />

Vorgeschichte waren die Auftritte ohnehin<br />

auch nicht: Auf Erics 2010er Album „Clapton“<br />

gastierte Marsalis mit Teilen seiner Band<br />

auf immerhin vier Titeln.<br />

von King Olivers legendärer Creole Jazz<br />

Band. Clapton wählte das Repertoire aus –<br />

und stöberte dabei im New Orleans Jazz der<br />

20er und im Jump Blues der 30er Jahre, Gefilden,<br />

mit denen Marsalis und seine Leute<br />

vertrauter sind als er, der sich bisher eher<br />

am Countryblues sowie am elektrifizierten<br />

Chicagoblues der 50er Jahre orientiert hatte.<br />

Alle diese Stücke sind im Repertoire des<br />

„Ich hab immer allen Bluesleuten, mit denen<br />

ich gespielt habe, gesagt: Ich mach das bloß,<br />

bis ich endlich in einer Jazzband mitspielen<br />

darf!“ Zum Finale steigt dann noch der New<br />

Yorker Bluesveteran Taj Mahal mit ein.<br />

Neu erschienen: „Wynton Marsalis & Eric Clapton<br />

Play The Blues – Live From Jazz At Lincoln<br />

Center“ (Warner), als Audio-CD und CD + DVD<br />

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