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rebekka bakken - Sono-Magazin

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jazz & world<br />

Tinariwen<br />

„Tassili“<br />

Cooperative Music/Universal<br />

[Desert Blues] Die Tuareg-Band<br />

Tinariwen zeigt uns seit einigen<br />

Jahren, dass der archaische Blues<br />

nicht nur am Mississippi zu Hause<br />

ist. Ihre schweren, schleppenden<br />

Grooves scheinen den großen<br />

Sand der Jahrtausende zu transportieren.<br />

Auf ihrem neuen Album<br />

„Tassili“ gehen sie jedoch ein<br />

Stück weiter aus sich heraus als<br />

auf früheren Platten. Die Band<br />

hat sich stets um die Öffnung<br />

der Welt für die Probleme ihres<br />

Stammes bemüht. Um diesen Fokus<br />

zu verstärken, haben sie sich<br />

diesmal ein paar Gäste ins Studio<br />

geladen, so den jazzerprobten<br />

Wilco-Gitarristen Nels Cline<br />

und Mitglieder der Dirty Dozen<br />

Brass Band. Es mag anfangs<br />

befremdlich klingen, wenn die<br />

Wüstensöhne streckenweise erstmals<br />

englisch singen, und doch<br />

unterstreicht gerade diese Zäsur<br />

die äußerst bewusst angestrebte<br />

Verbindung von offener Landschaft<br />

und urbaner Enge.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Weiterhören: Tamikrest, Bombino<br />

Dee Dee Bridgewater<br />

„Midnight Sun“<br />

Emarcy/Universal<br />

[Vocal Jazz] Die in ihrer Karriere<br />

bereits mit unzähligen Awards<br />

ausgezeichnete Sängerin erfüllt<br />

sich mit „Midnight Sun“ einen<br />

langgehegten Wunsch: ein persönlich<br />

von ihr zusammengestelltes<br />

„Mix Tape“-Album. Die Platte,<br />

remastered von Doug Sax im legendären<br />

Mastering Lab in Ojai,<br />

Kalifornien, enthält elf ausgewählte<br />

Balladen vornehmlich aus den<br />

letzten beiden Jahrzehnten. Eröffnet<br />

wird diese aufsehenerregende<br />

Reise durch die Gefühlslandschaften<br />

der Liebe passenderweise<br />

mit dem Titel „Midnight Sun“<br />

aus ihrem 1997 veröffentlichten<br />

meisterhaften Ella-Fitzgerald-<br />

Tribute-Album „Dear Ella“. Im<br />

Folgenden reiht sich ein musikalischer<br />

Höhepunkt an den anderen,<br />

angefangen mit „Angel Eyes“<br />

aus ihrem Longplayer „Keeping<br />

Tradition“ (1993) über „My Ship“<br />

(„This Is New“, 2002) und „Lonely<br />

Woman“ („Love & Peace: A<br />

Tribute To Horace Silver“, 1995)<br />

bis hin zum Titel „L’Hymne a<br />

l’Amour“, der bisher ausschließlich<br />

in Japan erhältlich war.<br />

<br />

Robert Wallner<br />

Wissenswert: Ihre ersten drei<br />

Alben, „Dee Dee Bridgewater“<br />

(1976), „Just Family“ (1977) und<br />

„Bad For Me“ (1978), standen<br />

musikalisch noch ganz im Zeichen<br />

der Discowelle.<br />

Charles Lloyd/Maria<br />

Farantouri<br />

„Athens Concert“<br />

ECM/Universal<br />

[Ethno Jazz] Jazzsaxofonist<br />

Charles Lloyd hat sich seit den<br />

60er Jahren einen Ton bewahrt,<br />

der leidenschaftliche Coltrane-<br />

Nachfolge mit hippyesker Spiritualität<br />

verbindet. Seine physischen<br />

Kräfte mögen in den letzten<br />

Jahren ein wenig gewichen sein,<br />

seine hypnotische Verführungskunst<br />

hat eher noch zugenommen.<br />

Doch wie soll das mit dem<br />

fülligen Alt der griechischen Gesangslegende<br />

Maria Farantouri<br />

zusammengehen? Indem beide<br />

Demut und Zurückhaltung üben.<br />

Es ist erstaunlich, wie innig die<br />

Inspiration des einen das Timbre<br />

der anderen umarmt. Egal ob es<br />

sich um griechische Songs, zum<br />

Beispiel von Mikis Theodorakis,<br />

oder um Originale des Saxofonisten<br />

handelt, die Intentionen der<br />

beiden großen Künstler werden<br />

hier auf einem Altar der integrierten<br />

Traditionen dargebracht,<br />

bei dem es auf die jeweilige Herkunft<br />

gar nicht mehr ankommt.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Weiterhören: Jason Moran<br />

Cristina Branco<br />

„Fado Tango“<br />

Emarcy/Universal<br />

[Worldmusic] Topmodel-Schönheit<br />

und künstlerische Glaubwürdigkeit<br />

gehen selten zusammen.<br />

Eine Ausnahme stellt die 39-jährige<br />

Cristina Branco dar, die seit<br />

mehr als einem Jahrzehnt als<br />

die „Zukunft des Fado“ gepriesen<br />

wird und mit jedem ihrer<br />

Alben diese Vorschusslorbeeren<br />

ein bisschen mehr rechtfertigt.<br />

Für ihr neues Album ging die<br />

Portugiesin an ihre künstlerischen<br />

Wurzeln zurück, verließ<br />

dafür aber auch bewährte Pfade:<br />

Auf „Fado Tango“ spürt die<br />

Interpretin der Verbindung zwischen<br />

dem Fado, dieser melancholischen<br />

Liedkultur aus den<br />

Hafenkneipen Lissabons, und<br />

dem Tango, der tragisch-erotischen<br />

Musik aus den Tanzhallen<br />

und Bordellen von Buenos Aires,<br />

nach. Dafür stellte sie sich Lieder<br />

unterschiedlichster Autoren zusammen,<br />

während sie sonst häufig<br />

Kompositionen ihres Mannes<br />

Custodo Castelo aufnimmt. Kleine<br />

Abstecher gibt es nach Belgien,<br />

mit Jacques Brels „Les Désespérés“,<br />

und Kuba, mit der Son-Perle<br />

„Los Gardenias“, die man in unseren<br />

Breitengraden vor allem<br />

vom Buena Vista Social Club her<br />

kennt. In jedem dieser Stücke mit<br />

ihren würdevoll leidenschaftlichen<br />

Melodien beweist Cristina<br />

Branco Tiefe. Raoul Gulbenkian<br />

Passt zu: Rotwein-Abenden<br />

Nils Petter Molvaer<br />

„Baboon Moon“<br />

Columbia/Sony<br />

[Prog Jazz] Der norwegische<br />

Trompeter Nils Petter Molvaer<br />

ist stetig auf der Suche nach sich<br />

selbst, aber selten vermittelte er<br />

derart überzeugend das Gefühl<br />

der Ankunft wie auf „Baboon<br />

Moon“. Dazu bedurfte es eines<br />

völligen Neubeginns. Molvaer löste<br />

seine alte Band auf und stellte<br />

mit Stian Westerhus, dem derzeit<br />

wohl abenteuerlustigsten Gitarristen<br />

der Welt, und dem ehemaligen<br />

Madrugada-Drummer<br />

Erland Dahlen ein neues Trio<br />

auf, das wesentlich stärker in<br />

Richtung Progrock tendiert. Der<br />

symbiotische Sound der Troika<br />

wird nicht mehr von Molvaers<br />

verfremdeten Trompetensounds<br />

dominiert, sondern besticht durch<br />

integrierte Schwärze aller drei Beteiligten.<br />

Der Trompeter selbst<br />

pendelt nicht mehr zwischen<br />

verschiedenen Polen seiner extremen<br />

Persönlichkeit, sondern<br />

hat mit seinen neuen Gespielen<br />

auch die eigene Mitte gefunden.<br />

Man muss mit Jazz überhaupt<br />

nichts am Hut haben, um mit diesem<br />

Stück instrumentalem Freigeist<br />

in Verzückung zu geraten.<br />

<br />

Wolf Kampmann<br />

Downloadtipp: „Recoil“<br />

Céline Rudolph<br />

„Salvador“<br />

Verve/Universal<br />

[Vocal Jazz] Einen feinen, exotisch-sinnlichen<br />

Akzent setzt die<br />

Ber liner Chanteuse Celine Rudolph<br />

mit ihrem ersten Album für<br />

Universal: Sie hat elf Chansons<br />

des französischen Sängers und<br />

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