rebekka bakken - Sono-Magazin
rebekka bakken - Sono-Magazin
rebekka bakken - Sono-Magazin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Von der Livepremiere am 17. Februar 1972<br />
im Londoner Rainbow waren nicht nur Kritiker<br />
begeistert: Schon kurz darauf erschien ein Bootleg<br />
der Show, der sich 120.000 Mal verkaufte, bis<br />
nach langwierigen, immer wieder unterbrochenen<br />
Feinarbeiten am 1. März 1973 endlich das Original in den Läden<br />
stand. Als dann die Single „Money“ zum Hit wurde, zeigte sich, dass<br />
der Ansatz, Probleme, die jeden drücken, auf verständliche, möglichst<br />
allgemeingültige Weise anzusprechen und in Musik zu verpacken, die<br />
niemanden überfordert, gleichzeitig aber mit einer Reihe von Oh!-Effekten<br />
beeindruckt, der ideale Mittelweg in Millionen Herzen war.<br />
Roger Waters meint, der Erfolg der Platte beruhe darauf, dass<br />
„nachkommende Generationen von Jugendlichen sie kaufen wollen,<br />
wenn die Hormone ihren Blutkreislauf überschwemmen und sie gegen<br />
die herrschenden Zustände aufbegehren“. „Man kann eine direkte Linie<br />
von diesem Album zur heutigen globalen ‚Politik der verbrannten Erde‘<br />
ziehen“, sagte Nick Mason 1998 etwas verschwurbelt, aber durchaus<br />
treffend. Gegen Umwelt- und Klimakatastrophen bleibt alle Betroffenheit<br />
wirkungslos, aber deren Wortführer werden zu Lichtgestalten,<br />
und aus der geheimnisvollen Undergroundgruppe der späten 60er<br />
wurde die größte Mainstream-Rockband aller Zeiten – was den Musikern<br />
persönlich wie künstlerisch bleibende Schäden zufügen sollte,<br />
Rick Wright, Roger Waters, Nick Mason und<br />
David Gilmour (v. l.) flog die Inspiration<br />
zu den Stücken des Albums nicht locker zu<br />
– sie zwangen sie nach und nach herbei<br />
von denen sie 1973 noch nichts ahnten. Die anhaltende<br />
Attraktivität der offenbar alterslosen<br />
Platte hat aber noch einen anderen Grund: Wo<br />
scheinbar wenig ist, beginnt der Hörer zu suchen,<br />
lädt periphere Details mit Bedeutung auf<br />
und entdeckt immer neue Tiefen unter dem Spiegel der Oberfläche.<br />
So wurde „Dark Side Of The Moon“ auch zum meistgedeuteten (und,<br />
logisch: mißdeuteten) Album der Popgeschichte, bis hin zu der Vermutung,<br />
es sei ein heimlicher Soundtrack zu dem Film „The Wizard<br />
Of Oz“ von 1939.<br />
Wahrscheinlich liegt das Geheimnis von „Dark Side Of The Moon“<br />
in seiner schlichten Perfektion, Perfektion der Schlichtheit. Darin ähnelt<br />
das Album der Bibel, die alle Geschichten enthält, die in den zweitausend<br />
Jahren danach (und davor) immer wieder neu erzählt, variiert<br />
und ausgesponnen wurden, – oft so grob umrissen, dass man sie mehr<br />
hinein- als herauslesen muss. Und vielleicht deshalb ist „Dark Side Of<br />
The Moon“ wenn auch nicht mehr die meistverkaufte, so doch zweifellos<br />
die erfolgreichste Schallplatte aller Zeiten. <br />
Neu: Am 23. September erscheint „The Dark Side Of The Moon“ (EMI) in<br />
technisch überarbeiteten Deluxe- und Special-Edition-Versionen als erster<br />
Teil einer groß angelegten Pink-Floyd-Wiederveröffentlichungskampagne.<br />
19