rebekka bakken - Sono-Magazin
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Klassik<br />
Sol Gabetta<br />
„Il Progetto Vivaldi 2“<br />
Sony Classical<br />
Die argentinische Cellissima Sol<br />
Gabetta macht ihrem Vornamen<br />
alle Ehre. Denn egal, was sie spielt –<br />
bei ihr geht auf den vier Cellosaiten<br />
ständig die Sonne auf. So<br />
auch auf ihrem zweiten Album<br />
mit Cello-Konzerten von Antonio<br />
Vivaldi. Mit wärmender Innigkeit,<br />
schmelzendem Ton und glühender<br />
Brillanz küsst La Gabetta da<br />
drei selten zu hörende Concerti<br />
des venezianischen Barockstars<br />
wach. Und klanghistorisch schnittigen<br />
Drive bietet dazu die Cappella<br />
Gabetta auf, die Sol mit ihrem<br />
Bruder Andres Gabetta gegründet<br />
hat. Weil Sol Gabetta aber von<br />
jeher eine Bank für Repertoire-<br />
Entdeckungen ist, hat sie zudem<br />
zwei Cello-Konzerte von Vivaldi-<br />
Zeitgenossen nicht einfach eingespielt.<br />
Mit ihrem Temperament<br />
verwandelt Gabetta sie in wahre<br />
Meisterwerke. Reinhard Lemelle<br />
Besonderheit: Das Cello-Konzert<br />
von Giovanni Battista Platti ist eine<br />
Weltersteinspielung.<br />
Diverse<br />
„Poetica“<br />
Sony Classical, VÖ. 30.9.<br />
Nicht erst seit den großen Erfolgen<br />
des Duos Schönherz & Fleer<br />
mit seinem „Rilke Projekt“ erfreut<br />
sich die Verbindung von Lyrik<br />
und klassischer Musik im Land<br />
der Dichter und Denker großer<br />
Beliebtheit. Eine Verbindung, die<br />
vor allem dann reizvoll ist, wenn<br />
großartige Kompositionen auf<br />
ebensolche Schauspieler treffen –<br />
schließlich besitzt Lyrik ihre eigene<br />
Musikalität, die so richtig<br />
zur Entfaltung kommt, wenn sie<br />
von wohlklingenden Stimmen mit<br />
Feingefühl und klugem Textverständnis<br />
vorgetragen wird. Die<br />
vorliegende Compilation bringt<br />
Musik von Brahms, Holst, Bizet,<br />
Debussy, Fauré, Dvorak, Kreisler,<br />
Mozart und Bach mit Texten<br />
von Goethe, Eichendorff, Erich<br />
Fried, Rilke, Kästner und Hebbel<br />
und mit prominenten Mimen<br />
wie Martina Gedeck, Otto<br />
Sander, Hannelore Hoger, Katharina<br />
Thalbach, Ulrich Noethen,<br />
Suzanne von Borsody und<br />
Matthias Brandt zusammen –<br />
da wird auch fündig, wem Rilke<br />
nicht so zusagt. Felix Marondel<br />
Passt zu: herbstlichen Sonntagnachmittagen<br />
Ludovico Einaudi<br />
„Islands Essential<br />
Einaudi“<br />
Decca/Universal<br />
Selten ist die Devise „Weniger ist<br />
mehr“ in der Musik seelenvoller<br />
beherzigt worden als in den Kreationen<br />
des Turiner Komponisten<br />
Ludovico Einaudi. Aus Klassik,<br />
Folklore, New Age und Minimal<br />
Music schöpft der Pianist, doch<br />
die Ingredienzen, die Einaudi<br />
aus diesen Bereichen gewinnt,<br />
verdichtet er in stimmungsvollen,<br />
trügerisch einfach wirkenden<br />
Stücken. In deren Zentrum<br />
steht sein Klavierspiel, meist um<br />
einen dezenten Streicherhintergrund<br />
ergänzt. Doch was die<br />
hoch emotionale Wirkung dieser<br />
Musik ausmacht, sind die herrlichen<br />
Melodieeinfälle – es gibt<br />
hier keine Angst vor der Schönheit.<br />
„Islands“ vereint 14 Kompositionen<br />
aus Einaudis Schaffen,<br />
darunter inzwischen hochpopuläre<br />
wie „Nightbook“, „Divenire“<br />
und „Nefelli“. Ein bisschen mutet<br />
der Norditaliener an wie ein<br />
musikalischer Seelenverwandter<br />
des Bestsellerautors Paulo Coelho:<br />
Sein Publikum findet bei ihm<br />
klingenden Seelenbalsam.<br />
<br />
Christian Stolberg<br />
Wissenswert: Jüngst schuf Ludovico<br />
Einaudi den Soundtrack zum Kinohit<br />
„Black Swan“.<br />
Kent Nagano<br />
„Beethoven: Symphonies<br />
Nos. 6 & 8, Grosse Fuge“<br />
Sony Classical<br />
Als Beethoven mit seiner 6. Symphonie<br />
dem Ideal von Mutter Natur<br />
nachspürte, gab es noch kein<br />
Waldsterben, und der sanft dahinfließende<br />
Bach, den Beethoven in<br />
seiner „Pastorale“ verewigte, war<br />
glasklar. 200 Jahre später ist der<br />
Raubbau an der Natur in vollem<br />
Gange. Stardirigent Kent Nagano<br />
zieht dagegen jetzt ungewöhnlich<br />
zu Felde: Nach einer kräftig<br />
leuchtenden wie empfindsam lyrischen<br />
Einspielung der Sechsten<br />
mit dem Orchestre Symphonique<br />
de Montréal lässt Nagano jenes<br />
Umweltschutz-Manifest verlesen,<br />
das 1992 beim Weltgipfel in<br />
Rio verabschiedet wurde. Weg<br />
von Beethoven als quasi geistigem<br />
Urvater der Ökobewegung<br />
hin zum geistvollen Humoristen<br />
geht es dann in seiner 8. Symphonie.<br />
Und als Krönung präsentiert<br />
Nagano Beethovens „Grosse Fuge“<br />
als intellektuell wie sinnlich umwerfendes<br />
Abenteuer.<br />
<br />
Guido Fischer<br />
Lang Lang<br />
„Liszt: My Piano Hero“<br />
Sony Classical<br />
Seine erste Begegnung mit Liszt<br />
hatte Lang Lang vor der Glotze,<br />
als er als Kind einen „Tom<br />
& Jerry“-Zeichentrickfilm sah,<br />
in dem Tatzen-Tom die 2. Ungarische<br />
Rhapsodie von Liszt<br />
in die Tasten prügelte. Auf seinem<br />
ersten Liszt-Album hat der<br />
29-Jährige auch zwei Rhapsodien<br />
aufgenommen. Wie er da atemberaubend<br />
lässig Gas gibt und<br />
übermenschlich den Flügel wüten<br />
lässt, ist Klavierspiel in einer<br />
neuen Dimension. Aber Lang hat<br />
nicht nur sehnige, sondern auch<br />
sensible Finger, mit denen er etwa<br />
dem magischen „Ave Maria“ farbintensiven<br />
Klangzauber entlockt.<br />
Nach neun Solostücken steigt<br />
Lang Lang dann mit Valery Gergiev<br />
und den Wiener Philharmonikern<br />
in den Konzertring – und<br />
trifft in Liszts 1. Kla vierkonzert<br />
punktgenau den Ton fürs Glitzernde<br />
und Rhapsodische.<br />
<br />
Guido Fischer<br />
O-Ton des Künstlers: „Als Liszt-<br />
Interpret wünscht man sich manchmal,<br />
vier Hände zu haben.“<br />
Quatuor Ebène<br />
„Mozart: Streichquartette“<br />
Virgin Classics/EMI, VÖ. 16.9.<br />
Für Goethe war das Streichquartett<br />
die Königsklasse in der Kammermusik,<br />
denn hier konnte er einer<br />
„Unterhaltung zwischen vier<br />
vernünftigen Menschen“ beiwohnen.<br />
Hätte er aber jetzt miterlebt,<br />
wie das Quatuor Ebène Mozart<br />
spielt, er wäre rundum verblüfft<br />
über den Tiefgang, aber auch den<br />
Humor in diesen musikalischen<br />
Gesprächen zu viert. 1783 bzw.<br />
1785 komponierte Mozart die beiden<br />
Quartette KV 421 & 465, die<br />
er seinem Vorbild Joseph Haydn<br />
widmete. Wie modern aber ihre<br />
Gedankenvielfalt und gestalterische<br />
Experimentierfreudig -<br />
keit sind, macht das Quatuor<br />
Ebène bis in die letzte Noten faser<br />
deutlich. Guido Fischer<br />
O-Ton der Künstler: „Wir sind ein<br />
altes Quartett mit jungen Musikern.“<br />
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