rebekka bakken - Sono-Magazin
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Chris Rea<br />
„Ich bin ein Boxer“<br />
Seit zehn Jahren kämpft der britische Sänger und<br />
Songschreiber mit der Racke-rauchzart-Stimme gegen<br />
den Krebs. Warum seine Kreativität darunter nicht<br />
leidet, offenbart er im SONO-Interview.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
Den gibt es, und das hat mich anfangs auch<br />
überrascht. Als ich vor sechs Jahren „Blue<br />
Guitars“ veröffentlichte, ein Kompendium<br />
mit elf CDs, auf denen ich die Geschichte des<br />
Blues nachzeichne, hätte ich nicht geglaubt,<br />
dass sich jemand dafür interessiert. Und<br />
dann kaufen 165.000 Menschen dieses Werk<br />
zu 30 bis 40 Euro. Das hat mir bewiesen, dass<br />
die Leute noch da sind, sie wollen nur umhegt<br />
und auch verwöhnt werden mit besonderen<br />
Produkten. Auf der anderen Seite brauchen<br />
die Menschen nämlich nicht unbedingt ein<br />
weiteres, sozusagen normales Album ihres<br />
Lieblingskünstlers. Man muss sich<br />
nichts vormachen, ich bin Realist.<br />
Der Mann mit der rauchigen Stimme<br />
und der lässig gespielten Bluesgitarre<br />
ist seit fast vier Jahrzehnten<br />
im Geschäft – mit Klassikern wie „Road To<br />
Hell“ und „Josephine“. Doch vor zehn Jahren<br />
erkrankte der Brite an Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
und musste um sein Leben<br />
kämpfen. Heute ist er wieder so weit hergestellt,<br />
dass er arbeiten kann und auch will.<br />
Das neue Album von Chris Rea heißt „Santo<br />
Spirito“ und besteht aus satten fünf Tonträgern.<br />
Wir sprachen mit dem 60-Jährigen in<br />
einem Hotel im Londoner Westend.<br />
Chris, du bringst jetzt ein wahres Mammutwerk<br />
heraus – „Santo Spirito“ besteht aus<br />
einem klassischen Chris-Rea-Bluesrockalbum<br />
mit neuen Songs, den zwei Filmen „Bull<br />
Fighting“ und „Santo Spirito“ sowie jeweils<br />
deren Soundtracks. Woher kommt dieser Tatendrang?<br />
Einfach nur ein Album zu machen, ach das<br />
wäre langweilig gewesen. Blues und Songs,<br />
das mache ich ja schon seit Jahrzehnten, das<br />
hat mich nicht genug herausgefordert. Die<br />
Leinwand, auf der man im Rock’n’Roll malen<br />
kann, ist sehr übersichtlich, eigentlich eher<br />
klein. Es gibt nur eine gewisse Anzahl von<br />
Elementen, die auf diese Leinwand passen.<br />
Also habe ich mir eine größere Leinwand gebaut.<br />
Ich habe Filme gedreht und dazu passende<br />
Instrumentalmusik geschrieben.<br />
„Santo Spirito“ ist ein collagenhafter Schwarzweißfilm,<br />
der in Florenz spielt und die Malerei<br />
der Renaissance zum Thema hat, „Bull Fighting“<br />
beschäftigt sich mit der Tradition des<br />
spanischen Stierkampfes. Gibt es dafür einen<br />
Markt?<br />
Chris Reas Gesicht<br />
ist gezeichnet von<br />
der Krankheit, doch<br />
sein Schaffensdrang<br />
ist ungebrochen<br />
Beide Filme wirken ausgesprochen<br />
morbide.<br />
Wundert dich das wirklich?<br />
Ich habe sehr, sehr oft über<br />
den Tod nachgedacht in<br />
den vergangenen zehn<br />
Jahren. Neun Mal habe<br />
ich die Narkosemaske<br />
aufbekommen, um<br />
operiert zu werden,<br />
und neun Mal stellte<br />
ich mir vor, ich wache<br />
nie wieder auf.<br />
Wie geht es dir heute?<br />
Bist du wieder gesund?<br />
Es ist ganz in Ordnung,<br />
gesund werde ich aber<br />
nie mehr. Mir feh-<br />
„Die Käufer sind noch da,<br />
aber sie wollen umhegt und<br />
auch verwöhnt werden<br />
mit besonderen Produkten“<br />
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