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einigkeit-2013-2

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Informationen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten 2/<strong>2013</strong><br />

<strong>einigkeit</strong><br />

Tarifrunde Coca-Cola:<br />

Einigung in letzter Sekunde<br />

INHALT<br />

Es hätte nicht viel gefehlt und bei Deutschlands<br />

größtem Getränkehersteller Coca-Cola<br />

wäre es zu einem unbefristeten Arbeitskampf<br />

gekommen. Nach zwei beeindruckenden Warnstreikwellen<br />

im Januar und Februar <strong>2013</strong> gab<br />

es schließlich in der elften Tarifverhandlungsrunde<br />

am 9. April eine Einigung.<br />

NGG und die Coca-Cola Erfrischungsgetränke<br />

(CCE) AG einigten sich auf ein Paket, bestehend<br />

aus Tarifverträgen zur Entgelterhöhung,<br />

zur Beschäftigungssicherung, zur Arbeitszeit<br />

und zur Altersteilzeit.<br />

Claus-Harald Güster, stellvertretender NGG-<br />

Vorsitzender und Verhandlungsführer: „Unter<br />

dem Druck der angekündigten Warnstreiks<br />

und der Urabstimmung hat Coca-Cola in letzter<br />

Sekunde eingelenkt.“<br />

Lesen Sie weiter auf den Seiten 6/7<br />

Aktuell S. 2<br />

Vorgestellt S. 2<br />

Lebenslanges Lernen S. 4<br />

Aus den Branchen S. 5<br />

Tarifeinigung Coca-Cola S. 6<br />

Rückblick S. 8<br />

Bundesjugendkonferenz S. 10<br />

Seniorenpolitik S. 11<br />

Internes S. 11<br />

Internationales S. 12


Aktuell<br />

Vorgestellt<br />

Foto: Cintula<br />

NGG-Vorsitzender tritt<br />

nicht mehr an<br />

In der Hauptvorstandssitzung im März hat der NGG-<br />

Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg angekündigt,<br />

dass er auf dem Gewerkschaftstag im November<br />

<strong>2013</strong> nicht mehr für das Amt des NGG-Vorsitzenden<br />

kandidieren werde. Er stelle damit frühzeitig die Weichen,<br />

um den Vorsitz geordnet und planbar in jüngere<br />

Hände zu geben.<br />

Eine Findungskommission, bestehend aus Martin<br />

Schröer, NGG-Hauptausschussvorsitzender, Thomas<br />

Gauger, dienstältester Vorsitzender eines NGG-Landesbezirks<br />

(NRW), und Susanne Ferschl, ehrenamtliches<br />

Hauptvorstandsmitglied, wird im Hauptvorstand<br />

geeignete KandidatInnen für das Amt vorschlagen.<br />

Minijobs auf dem<br />

Vormarsch<br />

■ Besonders im Gastgewerbe sind Minijobs weit verbreitet.<br />

Immer mehr Menschen in Deutschland brauchen einen<br />

Zweitjob: Mehr als 2.570.370 Berufstätige waren<br />

im Jahr 2012 auf einen so genannten Minijob<br />

als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Das<br />

geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-<br />

Institut in Hannover im Auftrag der Gewerkschaften<br />

NGG und ver.di gemacht hat. Demnach ist die Zahl<br />

derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung<br />

noch einen Minijob als Nebenjob haben, in den vergangenen<br />

Jahren drastisch gestiegen: „Blickt man<br />

zehn Jahre zurück, so hat es eine Zunahme von<br />

rund 123 Prozent gegeben“, so Studienleiter<br />

Matthias Günther vom Pestel-Institut. Im vergangenen<br />

Jahr hätten sich bundesweit nahezu acht Prozent<br />

der Beschäftigten mit einem 400-Euro-Job<br />

nebenher etwas dazuverdient.<br />

■ Info:www.ngg.net (Themen von A bis Z/<br />

Minijobs)<br />

Impressum<br />

Die „<strong>einigkeit</strong>“ wird herausgegeben<br />

vom Haupt vorstand<br />

der Gewerkschaft Nahrung-<br />

Genuss-Gaststätten,<br />

Haubachstraße 76,<br />

22765 Hamburg.<br />

Redaktion:<br />

Silvia Tewes M.A. (V.i.S.d.P.)<br />

Tel. (040) 380 13-0,<br />

Fax (040) 380 13-220<br />

E-Mail: hv.redaktion@ngg.net<br />

Internet: www.ngg.net<br />

Redaktionsschluss:<br />

23. April <strong>2013</strong><br />

Titelfoto: NGG<br />

Satz : Marita Capdepón<br />

Druck: BWH GmbH -<br />

Die Publishing Company<br />

Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten.<br />

Foto: privat<br />

Foto: NGG<br />

„Authentisch und teamfähig“<br />

Gerade einmal seit<br />

Herbst 2012 verkörpert<br />

Joris Maurice<br />

Bomba (23) die<br />

Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />

(JAV) beim Nahrungsmittelhersteller<br />

Carl<br />

■ Joris Maurice Bomba Kühne in Straelen-<br />

Herongen am Niederrhein.<br />

Sein erstes JAV-Seminar hat er jedoch<br />

schon Anfang Dezember absolviert, das<br />

nächste steht bevor und auch sonst sind sein<br />

Engagement und Elan kaum zu bremsen.<br />

Als angehender Industriekaufmann im<br />

dritten Ausbildungsjahr weiß er zwar auch<br />

aus eigener Erfahrung, wo seinen 17 Azubi-<br />

KollegInnen der Schuh drücken könnte, aber<br />

Joris will’s genau wissen: Mit einer Checkliste<br />

will er bei den anderen Azubis abklopfen,<br />

wie er als JAV die Ausbildung verbessern<br />

kann - etwa in punkto Beurteilungsbögen,<br />

Ausbildungsplan, ausbildungsfremde Tätigkeiten<br />

und Übernahme nach der Ausbildung.<br />

Gerade Letzteres ist aus Joris’ Sicht ein<br />

wichtiges Thema: „Auch in der NGG-Tarifkommission,<br />

deren Mitglied ich bin, haben<br />

wir die verpflichtende Übernahme für zwölf<br />

Monate als Ziel formuliert. Allerdings stoßen<br />

Geworben<br />

wir damit bei unserem Arbeitgeber wohl<br />

eher auf Granit. Der will den demografischen<br />

Wandel noch nicht wahrhaben.“ Eine weitere<br />

Forderung des engagierten JAV-Vorsitzenden:<br />

„Weg von der Nasenpolitik!“ Joris gefällt es<br />

nicht, dass es bei der Frage, wer nach der<br />

Ausbildung übernommen wird, häufig nach<br />

Sympathie gehe. „Leistungen und Engagement<br />

sollten Kriterien sein und auch das<br />

Menschliche“, findet er.<br />

Volle Unterstützung und „immer ein offenes<br />

Ohr“, insbesondere für sein anderes „Großprojekt“<br />

- die Gründung einer Gesamt-JAV<br />

für die insgesamt 45 Auszubildenden bei<br />

Kühne -, findet Joris Bomba beim Betriebsratsvorsitzenden<br />

Wilfried Strucks und dessen<br />

BR-Kollegen sowie beim Jugendsekretär des<br />

NGG-Landesbezirks Nordrhein-Westfalen,<br />

Karim El-Kubeysi: „Mit Karim habe ich oft<br />

Kontakt: per Telefon oder Email. Wir gehen<br />

auch Gesetzestexte gemeinsam durch.“<br />

Joris’ Tipp für angehende „JAVis“: „NGG-<br />

Angebote zur Weiterbildung nutzen, gegenüber<br />

dem Arbeitgeber authentisch bleiben<br />

und teamfähig sein – also gemeinsam mit<br />

anderen einen Weg finden.“<br />

Teamgeist beweist der gebürtige Klever auch<br />

in seiner Freizeit: als Spieler einer (Hobby-)<br />

Fußballmannschaft.<br />

„Danach war es ein Selbstläufer ...“<br />

■ Starbucks-Beschäftigte (v.l.n.r.): Mounir Oubach (BR),<br />

Felix Neumann, Steffen Wagenknecht (BR)<br />

Manchmal ist es auch der Arbeitgeber, der<br />

NGG - bewusst oder unbewusst – bei der<br />

Mitgliederwerbung unterstützt: So geschehen<br />

bei Starbucks. Die Kaffeehauskette hatte<br />

angekündigt, sie wolle Mitglied im Arbeitgeberverband<br />

werden und Beschäftigte, die<br />

tarifliche Leistungen wollten, müssten neue<br />

(schlechtere) Arbeitsverträge unterschreiben.<br />

Doch hier hatte der Kaffeehausbetreiber die<br />

Rechnung ohne die Betriebsräte und NGG<br />

gemacht. In einer groß angelegten Info-<br />

Aktion in den Starbucks Stores hatten diese<br />

die Beschäftigten davon in Kenntnis gesetzt,<br />

dass sie keinesfalls unterschreiben sollten,<br />

da der Tarifvertrag für NGG-Mitglieder automatisch<br />

gelte. Danach, so Sebastian Riesner<br />

von der NGG-Region Berlin-Brandenburg,<br />

sei die Mitgliederwerbung ein Selbstläufer<br />

gewesen: „Allein hier in Berlin konnten<br />

wir in zwei Monaten 113 neue Mitglieder<br />

begrüßen. Das entspricht einem gewerkschaftlichen<br />

Organisationsgrad von 60 bis 70<br />

Prozent.“<br />

2 <strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong>


Aus den Branchen<br />

Foto: NGG<br />

Foto: NGG<br />

„Jetzt sind wir dran!“<br />

Für die circa 180.000 Beschäftigten im bayerischen<br />

Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

konnte NGG am 8. April <strong>2013</strong> einen Tarifabschluss<br />

erzielen: Die Entgelte steigen zum<br />

1. April <strong>2013</strong> um vier Prozent (plus 45 Euro<br />

Einmalzahlung). Die Laufzeit des Tarifvertrages<br />

endet am 31. Juli 2014.<br />

Der zweiten Verhandlungsrunde vorausgegangen<br />

waren am 7. April Warnstreiks der<br />

Münchner Hotelangestellten. Insbesondere<br />

die Beschäftigten des Hotels Mercure Orbis<br />

haben entscheidend zum Tarifabschluss<br />

■ „Pausen-Aktion“ der Beschäftigten des Hotels Mercure Orbis<br />

Der Marktführer in der Gemeinschaftsverpflegung<br />

in Deutschland, das Catering-<br />

Unternehmen Eurest, hat im vergangenen<br />

Jahr den Manteltarifvertrag für seine 7.000<br />

Beschäftigten gekündigt und fordert massive<br />

Verschlechterungen, um noch mehr Profit<br />

einzustreichen. So sollen z.B. Urlaubs- und<br />

Weihnachtsgeld sowie der Urlaubsanspruch<br />

stark gekürzt werden.<br />

NGG und Betriebsräte wehren sich gegen<br />

diese Verschlechterungen. Auf der Betriebsrätekonferenz<br />

im März <strong>2013</strong> in der Eurestbeigetragen:<br />

zum einen, indem sie sich nahezu<br />

komplett am einstündigen Warnstreik<br />

beteiligten und zum anderen mit einer Aktion<br />

während der Verhandlungen. In ihrer<br />

Pausenzeit überraschten sie die Arbeitgeberkommission<br />

in NGG-Shirts mit dem Aufdruck<br />

„Jetzt sind wir dran!“ und überreichten eine<br />

Resolution, in der sie auf das Umsatzplus von<br />

5,8 Prozent für das bayerische Gastgewerbe<br />

im Rekordjahr 2012 verwiesen. Sie machten<br />

damit unmissverständlich deutlich, dass es<br />

nur eines Signals der NGG-Tarifkommission<br />

bedürfe, um sie zu einem<br />

weiteren, diesmal aber mehrstündigen<br />

Warnstreik zu bewegen:<br />

notfalls auch zur größten<br />

Münchner Messe, der BAUMA.<br />

Fazit: Mit Entschlossenheit<br />

und Solidarität können auch<br />

Beschäftigte im Gastgewerbe<br />

gemeinsam viel erreichen!<br />

Verhandlungen ergebnislos vertagt<br />

Hauptverwaltung in Eschborn bezogen 130<br />

Betriebsräte klar Stellung gegen „den Griff<br />

in die Taschen der Eurest-Beschäftigten“.<br />

Ihre Forderung an die Geschäftsleitung:<br />

„Wir wollen einen neuen, fairen Manteltarifvertrag<br />

- ohne Kürzungen!“<br />

Da auch die Tarifverhandlung am 10.<br />

April ergebnislos verlief, wurden die<br />

Verhandlungen auf den 30. April vertagt.<br />

Alle Punkte seien noch strittig,<br />

so NGG-Referatsleiter Guido Zeitler:<br />

„Wenn Eurest sich nicht deutlich bewegt,<br />

wird der<br />

Konflikt eskalieren<br />

und es<br />

wird Aktionen<br />

in den Betrieben<br />

geben.“<br />

■ Info: www.<br />

ngg.net (Branche<br />

und Betrieb/<br />

Gastgewerbe/<br />

Eurest-<br />

Tarifrunde<br />

<strong>2013</strong>)<br />

Böse Oster-Überraschung<br />

Kurz vor Ostern, am 26. März <strong>2013</strong>, erfuhren<br />

die 1.000 Beschäftigten in der Hamburger<br />

Hauptverwaltung des Konsumgüter- und<br />

Nahrungsmittelherstellers Unilever, dass der<br />

Konzern die „indirekten Kosten“ noch einmal<br />

drastisch senken will - vor allem zu ihren<br />

Lasten. Konzernbetriebsrat und NGG sehen<br />

400 Arbeitsplätze gefährdet.<br />

Hermann Soggeberg, Konzernbetriebsratsvorsitzender:<br />

„Zusätzlich zu den bereits angekündigten<br />

Maßnahmen sollen jetzt noch<br />

einmal 110 Vollzeitstellen wegfallen. Anders<br />

als in der Vergangenheit, werden auch<br />

betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr<br />

ausgeschlossen. Wir sind bestürzt! Weltweit<br />

betrachtet blicken wir auf das erfolgreichste<br />

Jahr der Konzerngeschichte zurück. In<br />

Deutschland waren die letzten zwölf Monate<br />

zwar nicht ganz einfach, aber das Unternehmen<br />

war auch hier profitabel. Es ist völlig unverständlich,<br />

warum man jetzt einen solchen<br />

drastischen Schritt macht. Wir werden das<br />

nicht so einfach hinnehmen!“<br />

Der NGG-Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg<br />

erklärte, dass wenn die Geschäftsführung<br />

es ehrlich meine mit ihrer Erklärung zur<br />

Sozialverträglichkeit, sie nicht Menschen, die<br />

den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens<br />

begründet haben, reihenweise auf die<br />

Straße setzen könne: „Die Betriebsräte und<br />

die Gewerkschaft NGG werden um jeden<br />

einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.“<br />

Tarif-Infos<br />

Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

Im Hotel- und Gaststättengewerbe Niedersachsen steigen die Entgelte<br />

um 3,25 Prozent zum 1. Mai <strong>2013</strong> und um weitere 2,5 Prozent<br />

zum 1. März 2014.<br />

Fleischerhandwerk<br />

Seit 1. April <strong>2013</strong> erhalten Beschäftigte im Fleischerhandwerk<br />

Rheinland-Rheinhessen 2,5 Prozent, Azubis bis zu 16,7 Prozent<br />

mehr Geld. Ihre KollegInnen in der Pfalz bekommen seit 1. April<br />

bis zu 3,5 Prozent mehr Entgelt.<br />

Obst und Gemüse verarbeitende Industrie<br />

In der Obst und Gemüse verarbeitenden Industrie und in der<br />

Fruchtsaftindustrie Baden-Württemberg steigen die Entgelte zum<br />

1. April <strong>2013</strong> um drei Prozent und zum 1. März 2014 um weitere<br />

2,6 Prozent. (März: 50 Euro Einmalzahlung)<br />

Molkereien/Käsereien<br />

Molkereien/Käsereien Nordrhein-Westfalen: Entgeltsteigerung um<br />

drei Prozent zum 1. März <strong>2013</strong>, Azubi-Übernahme für zwölf Monate<br />

(Abschlussnote: mindestens 3).<br />

■ Die Eurest-Betriebsräte fordern einen neuen Manteltarifvertrag.<br />

■ Info: www.ngg.net (Recht & Tarif/Tarif/Tarif-Infos)<br />

<strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong> 3


Branche im Blick<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Allianz für Arbeitsplätze<br />

Foto: NGG<br />

Kompetenzen und Potenziale nutzen<br />

■ 1. Februar <strong>2013</strong>: Die NGG-Tarifkommission Cigarette<br />

bejubelt den Tarifabschluss: 3,4 + 3 Prozent, bis<br />

2018 insgesamt 1.250 Euro in die Altersvorsorge, 156<br />

Euro netto für NGG-Mitglieder und die Tarifvereinbarung<br />

„Arbeit & Zukunft“.<br />

„Nur Gemeinsam Geht´s“, so NGG-Referatsleiter<br />

Michael Bergstreser anlässlich der Eröffnung des<br />

Branchenforums Cigarette Anfang Februar <strong>2013</strong> im<br />

Bildungszentrum Oberjosbach (BZO). Unter dem<br />

Motto „Heute Cigaretten, morgen Bier, dann Fett<br />

und Süßigkeiten“ diskutierten 70 Teilnehmende -<br />

darunter auch Betriebsräte und ManagementvertreterInnen<br />

aus anderen NGG-Branchen - über die<br />

„genussfeindliche Ideologie“ und damit auch die<br />

„bedrückende Stimmung“, die sich nicht nur in der<br />

Cigarettenindustrie, sondern mittlerweile auch in<br />

der Ernährungsindustrie „breitmache“. Hier müsse<br />

man solidarisch zusammenstehen und sich gegen<br />

Bevormundung, die Enteignung von Markenrechten<br />

oder gar Verbote ganz legaler Produkte wie zum<br />

Beispiel Tabak wehren. Hintergrund ist die neue<br />

EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD), wonach Verpackungen<br />

künftig identisch aussehen und fast nur<br />

noch mit Warnhinweisen, Schockfotos und Steuerbanderole<br />

versehen sein sollen. Um zu verhindern,<br />

dass sich diese Vorgehensweise auch auf andere<br />

Produkte ausweitet und damit auch die Zukunft<br />

der Arbeitsplätze in allen NGG-Branchen gefährdet,<br />

forderte der NGG-Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg<br />

in seiner Eröffnungsrede eine breite Allianz<br />

aller Beteiligten: damit dem Verbot von Mentholcigaretten<br />

eben nicht ein Verbot von Eukalyptusbonbons<br />

folge.<br />

Zum Abschluss des Forums unterzeichneten die Betriebsräte<br />

einen Appell an die Europazentralen der<br />

Cigarettenfirmen und forderten auch für die europäische<br />

Ebene der Tabakbranche eine strategische<br />

Zusammenarbeit, d.h. einen „Sozialen Dialog“ mit<br />

der EFFAT.<br />

■ Info: www.ngg.net/branche_betrieb/<br />

tabak/branchenforum-cigarette-<strong>2013</strong>/<br />

www.effat.org<br />

Bekanntmachung<br />

Die Mitgliederversammlung des Vereins Bildungswerk<br />

Cigarette e.V. hat am 12. September 2012 einstimmig<br />

die Auflösung des Vereins zum 31. Dezember<br />

2012 beschlossen. Als Liquidatoren wurden<br />

Franz-Josef Möllenberg und Claus-Harald Güster<br />

gewählt.<br />

Die Firma Allos in Drebber im Landkreis<br />

Diepholz stellt mit 130 Beschäftigten, davon<br />

rund 80 Produktionsmitarbeitern, unter<br />

anderem Cerealien, Fruchtschnitten, -aufstriche<br />

und Kekse her. Der demografische<br />

Wandel, die Fachkräftesicherung und die<br />

fortschreitende Technisierung mit dem damit<br />

einhergehenden Anforderungswandel<br />

sind wichtige Themen der Personalarbeit<br />

beim Bioprodukte-Hersteller Allos. Um die<br />

Kompetenzen der Mitarbeiter systematischer<br />

steuern zu können, wurden im Rahmen des<br />

SPILL-Projektes eine Qualifikationsmatrix erarbeitet<br />

und vorhandene Instrumente erweitert.<br />

Ziel ist es, einen detaillierten Überblick<br />

über die Qualifikationen und Potenziale der<br />

Produktionsmitarbeiter zu erhalten, diesen<br />

im Rahmen von Mitarbeitergesprächen regelmäßig<br />

zu aktualisieren und<br />

die Personalentwicklungsbedarfe<br />

zu ermitteln.<br />

„Die Beschäftigten haben<br />

sich über die Jahre sehr viel<br />

Fach- und Erfahrungswissen<br />

angeeignet, was es zu heben<br />

und wertzuschätzen gilt“, so<br />

der Personalleiter Benjamin<br />

Schäfer.<br />

In das Projekt wurden Betriebsrat,<br />

Produktions-,<br />

Personal- und Kaufmännische Leitung eingebunden<br />

sowie die neu geschaffene Funktionsgruppe<br />

der „Koordinatoren“. Auf diese<br />

„neuen“ Führungskräfte sind Aufgaben der<br />

Produktionsleitung verlagert worden: Sie verantworten<br />

jetzt unter anderem die reibungslose<br />

Produktionskoordination und werden<br />

als Hauptansprechpartner ihrer Teams auch<br />

die Mitarbeitergespräche führen. Nur sie sind<br />

nah genug dran an ihren KollegInnen, um<br />

die vorhandenen Qualifikationen vor dem<br />

Hintergrund der jeweiligen Anforderungen<br />

bewerten zu können.<br />

Nicht alleine gelassen<br />

„Die Kollegen wurden aber nicht in ihrer<br />

neuen Rolle alleine gelassen, sondern durch<br />

Feedbackgespräche unterstützt und konnten<br />

durch Übungen zu den Gesprächen Erfahrungen<br />

sammeln“, so Andreas Krusch, stellvertretender<br />

Betriebsratsvorsitzender.<br />

Überdies seien sie im Rahmen des SPILL-<br />

Projektes in Workshops geschult worden.<br />

Die gemeinsam erarbeitete Qualifikations-<br />

■ MitarbeiterInnen der Allos GmbH<br />

matrix wurde gezielt auf die Aufgabenstellung<br />

der einzelnen Produktionsbereiche wie<br />

der Backstraße oder der Müsliherstellung<br />

abgestimmt. So entstanden vier differenzierte<br />

Matrizen. Diese werden zukünftig 1:1<br />

in die Mitarbeitergespräche integriert. Die<br />

entsprechenden Gesprächsformulare sind<br />

komplett überarbeitet worden. Ein ausführlicher<br />

Leitfaden für alle MitarbeiterInnen und<br />

Vorgesetzten unterstützt die Akzeptanz und<br />

die Umsetzung im Unternehmen und fördert<br />

Handlungssicherheit und Vertrauen.<br />

„Gesprächsbogen und Leitfaden helfen, die<br />

Gespräche konstruktiv und nutzbringend zu<br />

führen“, meint Krusch.<br />

„Wir wollen Transparenz schaffen und mit<br />

Offenheit die Beschäftigten für das Gespräch<br />

gewinnen“, so Schäfer.<br />

Kontinuierliche Kommunikation<br />

Um die einzelnen Projektphasen umzusetzen,<br />

ist - neben Info-Mails und Aushängen<br />

- eine kontinuierliche Kommunikation unter<br />

und mit allen Beteiligten wichtig. Schäfer<br />

und Krusch wissen um den großen Zeitaufwand,<br />

freuen sich aber nun über die<br />

maßgeschneiderten, effektiven Personalentwicklungsinstrumente<br />

bei Allos. Außerdem,<br />

so Schäfer, „erhielt durch die Teilnahme<br />

am SPILL-Projekt die gesamte Thematik auf<br />

Leitungsebene einen höheren Stellwert im<br />

Unternehmen“.<br />

„Alle Beteiligten haben im Projekt sehr gut<br />

und hoch motiviert zusammengearbeitet.<br />

Ich freue mich, wenn von hier eine Signalwirkung<br />

auf die anderen Werksstandorte<br />

ausgeht“, meint SPILL-Beraterin Astrid<br />

Gloystein.<br />

Die Mitarbeitergespräche seien demnächst<br />

abgeschlossen, dann werden sie ausgewertet<br />

und passende Qualifizierungsmaßnahmen<br />

eingeleitet.<br />

■ Info: www.spill-ernaehrung.de<br />

Foto: Allos GmbH<br />

4 <strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong>


Aus den Branchen<br />

Landesbezirke<br />

Nord<br />

Konzentration im Backgewerbe<br />

Die Landesbezirkskonferenz tagt am 14./15. Juni<br />

<strong>2013</strong> in Hannover.<br />

Foto: NGG<br />

■ 8. bis 10. April <strong>2013</strong>: Lieken-Betriebsräteseminar<br />

Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft<br />

RölfsPartner sieht sich die Backwarenbranche<br />

innerhalb der Ernährungsindustrie mit dem<br />

vergleichsweise höchsten Konsolidierungsdruck<br />

konfrontiert. In der Studie wurden drei<br />

Konsolidierungscluster gebildet: „Die Sorglosen“<br />

(Süßwaren), „Die Geübten“ (Fleisch,<br />

Milch, Bier), „Die Aufgeschreckten“ (Alkoholfreie<br />

Getränke, Backwaren).<br />

Für den Backwarenmarkt werden erhebliche,<br />

z.T. auch kurzfristige Konsolidierungsbewegungen<br />

erwartet. „Für die Beschäftigten,<br />

Betriebsräte und NGG sind diese Entwicklungen<br />

eine große Herausforderung“, so Peter<br />

Störling, NGG-Referatsleiter Backwaren. Die<br />

Situation sei derzeit wie folgt: Barilla habe<br />

die Lieken AG, den mit 4.700 Beschäftigten<br />

und in 2012 etwa 780 Millionen Euro Umsatz<br />

größten deutschen Backwarenhersteller,<br />

an die tschechische Agrofert-Gruppe verkauft.<br />

Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern<br />

Aryza, weltweit die Nr. 3 im Backwarenbereich,<br />

habe die deutsche Tiefkühl-Bäckerei<br />

Klemme für 280 Millionen Euro erworben.<br />

Die REWE-Markt GmbH Köln wolle der<br />

Mehrheitseigner der Wasgau-Food-Beteiligungsgesellschaft<br />

werden. Dazu gehören<br />

auch die hauseigenen Wasgau-Bäckereien<br />

mit 101 Verkaufsstellen.<br />

„Bereinigung“ auf dem<br />

Rücken der Beschäftigten<br />

Während viele Lebensmitteleinzelhändler<br />

bis vor kurzem<br />

die Strategie verfolgten, im<br />

Vorkassenbereich eigene<br />

Bäckereifilialen, die zu konzerneigenen<br />

Gesellschaften<br />

gehörten, zu betreiben,<br />

zeichnet sich jetzt ein Systemwechsel<br />

ab. Die zum<br />

Edeka-Konzern gehörende<br />

Schäfer´s Brot und Kuchen<br />

GmbH soll zerschlagen und<br />

die 870 Filialen und Vorkassen-Backshops an<br />

selbstständige Partner und an Edeka-Einzelhändler<br />

übertragen werden. NGG wird sich<br />

dafür einsetzen, dass so viele Produktionsstätten<br />

wie möglich erhalten bleiben.<br />

Eine andere Edeka-Tochter geht einen anderen<br />

Weg. Die Großbäckerei K&U hat zum<br />

31. März <strong>2013</strong> für den Filialbereich eine<br />

„Mitgliedschaft“ im Arbeitgeberverband in<br />

eine „Mitgliedschaft ohne Tarifbindung“<br />

umgewandelt. Dies hätte zu drastischen Tarifabschlägen<br />

von bis zu 23 Prozent für neue<br />

KollegInnen geführt. NGG und Beschäftigte<br />

konnten vorerst Lohnabschläge für Neueinstellungen<br />

verhindern.<br />

In der Tarifrunde 2012/<strong>2013</strong> der Kronenbrot<br />

AG teilte die Geschäftsleitung der NGG-<br />

Tarifkommission mit, dass Personalkosten in<br />

Höhe von 13 Millionen eingespart werden<br />

sollen. Hier soll der größte Sanierungsanteil<br />

von den Beschäftigten kommen. Über die<br />

notwendigen Ziele und Wege zu einer Ergebnisverbesserung<br />

streiten sich Geschäftsleitung<br />

und NGG-Tarifkommission noch.<br />

„Veränderungen in der Backwarenbranche<br />

werden auch in Zukunft zwangsläufig erfolgen.<br />

Dies darf nicht immer und ausschließlich<br />

auf Kosten der Beschäftigten in der<br />

Backbranche erfolgen“, so Störling.<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Die Landesbezirkskonferenz tagt am 21./22. Juni in<br />

Oberhausen.<br />

Bayern<br />

Die Landesbezirkskonferenz tagt am 5./6. Juli in<br />

München.<br />

29. Mai in Augsburg: Branchentagung für Betriebsräte<br />

des bayerischen Bäckerhandwerks, Thema: „Tarifliche<br />

Altersvorsorge und gesetzliche Rente“.<br />

jungeNGG<br />

22./23. Mai in München: 3. JAV-Konferenz, Thema:<br />

„Arbeiten im JAV-Gremium und Zusammenarbeit mit<br />

dem Betriebsrat“.<br />

31. Mai bis 2. Juni in Gauting: Seminar „Wissenswertes<br />

über Getränke – Herstellung und Geschmack“.<br />

Südwest<br />

Die Landesbezirkskonferenz tagt am 28./29. Juni in<br />

Karlsruhe.<br />

Ost<br />

Die Landesbezirkskonferenz tagt am 7./8. Juni im Bildungszentrum<br />

Erkner.<br />

jungeNGG<br />

12./13. Mai in Dessau: JAV-Konferenz.<br />

19. bis 21. Juni in Berlin: Seminar „Selbst- und Zeitmanagement“<br />

Bäcker-Hotline<br />

Zuckermarktordnung verlängern!<br />

Mitte April <strong>2013</strong> diskutierten 50<br />

Betriebsräte von Südzucker, Nordzucker,<br />

Pfeifer & Langen und der<br />

Zuckerfabrik Anklam (Suiker Unie)<br />

im Bildungszentrum Oberjosbach<br />

Themen wie „Tarifrunde <strong>2013</strong>“,<br />

„DGB-Rentenkonzept“, „Arbeitsentgeltregelung“,<br />

„Plattform Ernährung<br />

und Bewegung“, „Nachwachsende<br />

Rohstoffe“ oder „Die<br />

gemeinsame Agrarpolitik in der<br />

Europäischen Union“.<br />

Schwerpunktthema des Branchenseminars<br />

war die europäische Zuckermarktordnung<br />

(ZMO). Das EU-<br />

Parlament hat im März für eine<br />

Verlängerung bis 2020, der Agrarministerrat<br />

jedoch nur für eine<br />

Verlängerung bis 30. September<br />

2017 votiert. Aus Sicht der Betriebsräte<br />

ist eine Verlängerung<br />

der ZMO bis 2020 unabdingbar,<br />

damit der europäische Zuckersektor<br />

wettbewerbsfähig bleibt.<br />

Fragen zur Arbeit im Backgewerbe? Rat und Hilfe gibt<br />

es bei der Bäcker-Hotline der NGG.<br />

040 38013-265<br />

Bäcker-Hotline<br />

Mo-Fr 10:00-20:00 Uhr & Sa 10:00-15:00 Uhr<br />

<strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong> 5


Wenig Rechte, wenig Lohn Verdeckte Leiharbeit 1<br />

NGG aktiv Fortsetzung von Seite 1<br />

Missbrauch eindämmen!<br />

Wenig Rechte<br />

Wenig Lohn<br />

Wie Unternehmen Werkverträge (aus)nutzen<br />

In der Ernährungsindustrie werden Prozesse und<br />

Aufgaben zunehmend „ausgelagert“ – vor allem per<br />

Werkvertrag: Tendenz weiter steigend. Unter dem Titel<br />

„Wenig Rechte. Wenig<br />

Lohn. Wie Unternehmen<br />

Werkverträge (aus)nutzen“<br />

hat NGG jetzt eine<br />

Broschüre herausgebracht,<br />

in der die Arbeitsbedingungen<br />

von Werkvertragsbeschäftigten<br />

in<br />

verschiedenen NGG-Branchen<br />

dargestellt und Forderungen<br />

an die Politik<br />

formuliert werden.<br />

Fotos: Cintula<br />

Coca-Cola: Einigung in letzter<br />

„Neues Modell der Ausbeutung“<br />

Anlässlich der Vorstellung der Broschüre im März<br />

<strong>2013</strong> in Berlin forderte der stellvertretende NGG-<br />

Vorsitzende Claus-Harald Güster die Politik auf, dem<br />

Missbrauch von Werkverträgen möglichst schnell einen<br />

gesetzlichen Riegel vorzuschieben: „Seit der<br />

Missbrauch von Leiharbeit begrenzt werden konnte,<br />

haben die Arbeitgeber mit den Werkverträgen ein<br />

neues Modell der Ausbeutung gefunden. Auf<br />

Schlachthöfen stellen Beschäftigte mit Werkverträgen<br />

bis zu 90 Prozent der Belegschaften.“<br />

Mittlerweile sind Werkverträge in der gesamten Ernährungswirtschaft<br />

auf dem Vormarsch, vor allem in<br />

der Getränkeindustrie, der Milchwirtschaft sowie der<br />

Brot- und Backwarenindustrie, auch vor der Süßwarenindustrie<br />

machen sie nicht halt. Die genauen<br />

Zahlen kennt niemand, weil bei Werkvertragskonstruktionen<br />

mit Sub und Sub-Sub-Unternehmen, insbesondere<br />

ausländischen Unternehmen, dem Missbrauch<br />

Tür und Tor geöffnet sind. Wirksame Kontrollen<br />

sind mit den bestehenden Regelungen kaum<br />

möglich.<br />

Rechte der Betriebsräte stärken!<br />

Die Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns<br />

von 8,50 Euro pro Stunde, wie ihn der<br />

Bundesrat am 1. März <strong>2013</strong> beschlossen hat, wäre<br />

aus NGG-Sicht ein erster wirksamer Schritt, weil er<br />

auch für Werkverträge gelten würde. Güster: „Die<br />

Schlupflöcher können auch geschlossen werden,<br />

wenn die Rechte der Betriebsräte gestärkt werden.“<br />

Heute sei es ihnen kaum möglich, den Missbrauch<br />

von Werkverträgen zu verhindern. „Die Bundesregierung<br />

ist aufgefordert, Ausbeutung durch Werkverträge<br />

nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern unsere<br />

konkreten Vorschläge aufzugreifen und in Gesetze<br />

zu gießen.“<br />

Sei es Einsicht oder Wahlkampfgetöse: Jedenfalls hat<br />

sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen<br />

Mitte März dahingehend geäußert, wenn Fremdpersonal<br />

nicht nur gelegentlich in die Arbeitsorganisation<br />

eines Betriebes eingebunden werde, der Betriebsrat<br />

einbezogen werden müsse. Während die Arbeitgeber<br />

diese Art gesetzliches Vetorecht als verfassungswidrig<br />

bezeichnen, geht es NGG nicht weit genug,<br />

zumal noch gar nicht klar ist, ob es bei bloßen<br />

Ankündigungen der Ministerin bleibt.<br />

■ NGG-Broschüre online: www.ngg.net/the-<br />

■ Hat sich für die Coca-Cola-Beschäftigten stark gemacht: die große, 84-köpfige NGG-Tarifkommission. Wie sie<br />

selbst das ausgehandelte Tarifpaket bewerten, erzählen einige der Tarifkommissionsmitglieder auf S. 6 und 7<br />

(siehe Kästen).<br />

Das Tarifpaket, das die NGG-Tarifkommission<br />

am 9. April <strong>2013</strong> für die rund 10.600<br />

Beschäftigten der Coca-Cola Erfrischungsgetränke<br />

(CCE) AG geschnürt hat, ist nicht<br />

vom Himmel gefallen, sondern wurde in elf<br />

Verhandlungsrunden und zahlreichen Warnstreiks<br />

hart erkämpft.<br />

Noch im November 2012 hatte Coca-Cola<br />

den Abbau von 450 Stellen angekündigt.<br />

„Ich bin mir sicher, dass sich dieser Abschluss<br />

in der deutschen Getränkeindustrie sehen<br />

lassen kann und wir für die Kolleginnen und<br />

Kollegen ein gutes Resultat erzielt haben.<br />

Keine Abfüllung rund um die Uhr an sieben<br />

Tagen der Woche bei einer höchstmöglichen<br />

Flexibilität, sondern ein Kompromiss, der zum<br />

einen dem Wunsch des Arbeitgebers nach<br />

einer möglichst hohen Flexibilität Rechnung<br />

trägt, zum anderen den Kolleginnen und Kollegen<br />

eine bessere Planbarkeit ihrer Freizeit<br />

gewährt.<br />

Höchstens 13 Samstage in Produktion und<br />

Lager, davon fünf in örtlicher Mitbestimmung<br />

und höchstens zwei hintereinander. All dies<br />

mit verbesserten Ankündigungsfristen und<br />

Vergütung bei kurzfristigen Absagen.<br />

Darüber hinaus konnten wir die Vergütung<br />

der Schichtübergabe- und Umziehzeiten<br />

erreichen. Eine Personalplanung für die<br />

Produktion ist erstmals Bestandteil dieses<br />

Tarifvertrages.<br />

Als Teil des Gesamtpakets ist dies ein sehr<br />

gutes Ergebnis.“<br />

Eberhard Immel, BR-Vorsitzender, Urbach<br />

Claus-Harald Güster, stellvertretender NGG-<br />

Vorsitzender und Verhandlungsführer: „Ich<br />

bin froh, dass wir weiterhin betriebsbedingte<br />

Beendigungskündigungen für die Laufzeit<br />

des Unternehmenstarifvertrages ausgeschlossen<br />

haben. Ich bedanke mich sehr<br />

herzlich bei allen Beteiligten - Ehren- und<br />

Hauptamtlichen - für die hervorragende<br />

Vorbereitung, Organisation und Zusammenarbeit<br />

bei den Arbeitskämpfen und in den<br />

Tarifverhandlungen.“<br />

„Wichtiger Meilenstein“<br />

Die Entgelte bei der CCE AG erhöhen sich<br />

in diesem Jahr um 3,5 Prozent, im nächsten<br />

Jahr um weitere drei Prozent. Alle Ausbildungsvergütungen<br />

steigen um jeweils 100<br />

„Was die Altersteilzeit betrifft, so ist der neue<br />

Tarifvertrag weitgehend so, wie er war. Es<br />

gibt aber eine Verbesserung: Bei den unteren<br />

Lohngruppen wurde von 85 auf 90 Prozent<br />

aufgestockt. Leider wurde noch kein Rechtsanspruch<br />

auf Altersteilzeit vereinbart, aber in<br />

den vergangenen drei Jahren ist das in der<br />

Praxis sehr gut gelaufen.<br />

Gut ist auch, dass Altersteilzeitler im Krankheitsfall<br />

26 Wochen lang den Aufstockungsbetrag<br />

erhalten. Das heißt: Selbst wenn<br />

jemand länger als sechs Wochen krank ist,<br />

gerät er finanziell nicht gleich in eine Hartz-<br />

IV-ähnliche Situation.“<br />

Hermann Badendick,<br />

stellvertretender GBR-Vorsitzender, Perleberg<br />

6 <strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong>


Sekunde<br />

„Mit der Entgelterhöhung in diesem Jahr von<br />

3,5 Prozent auf Basis des Eckgehaltes Baden-<br />

Württemberg und einer weiteren Erhöhung<br />

im Jahr 2014 von drei Prozent auf die regionalen<br />

Entgelttabellen kann und will ich von<br />

einem guten Ergebnis sprechen. In der Vergangenheit<br />

haben wir mit deutlich weniger<br />

abgeschlossen oder auch Null-Runden gehabt.<br />

Super ist auch, dass alle Ausbildungsvergütungen<br />

um 100 Euro erhöht werden.<br />

Für dieses Entgeltergebnis bzw. für das ganze<br />

Tarifpaket geht mein Lob an die Kerngruppe,<br />

die dies verhandelt hat.<br />

Claudia Antons-Wendland,<br />

BR-Vorsitzende, Münster<br />

„Ich bin der Meinung, dass der Tarifabschluss<br />

in Bezug auf die ausbildungsrelevanten Themen<br />

ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung<br />

ist. Mit der Anhebung der Ausbildungsvergütung<br />

schafft man zu den bestehenden<br />

Rahmenbedingungen weiter Attraktivität für<br />

Auszubildende und kommende Bewerber.<br />

Zudem ist die neue Übernahmeregelung absolut<br />

positiv zu bewerten, da notwendig mit<br />

Blick auf vorhandene Altersstrukturen.“<br />

Timur Demirok, Auszubildender, Bremen<br />

„Nicht allein der gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />

von 75 Prozent, sondern auch die<br />

starke Beteiligung an den Warnstreiks haben<br />

uns den Rücken gestärkt. Für mich persönlich<br />

stand von Anfang an die Beschäftigungssicherung<br />

als wichtigstes Ziel fest, denn ich habe<br />

selbst erfahren, wie gut es ist, dass es sie gibt.<br />

Hätte es sie beim Zusammenschluss und der<br />

Schließung des Standortes Kiel nicht gegeben,<br />

wäre ich nicht mehr in diesem Unternehmen.<br />

Die anderen Ziele, die von der Tarifkommission<br />

definiert wurden, sind auch zu einem sehr großen<br />

Maße erreicht worden, so dass ich diesen<br />

Abschluss als Erfolg werte.“<br />

Heino Dempwolf, BR-Vorsitzender,<br />

Neumünster<br />

Euro und 2014 nochmals um drei Prozent.<br />

Für die Laufzeit des Tarifvertrages bis 31.<br />

Dezember 2014 sind betriebsbedingte Kündigungen<br />

ausgeschlossen. 40 Prozent der<br />

Auszubildenden jedes Jahrgangs werden unbefristet<br />

übernommen, die anderen befristet<br />

für zwölf Monate. „Das ist ein wichtiger<br />

Meilenstein, um dem drohenden Fachkräftemangel<br />

vorzubeugen und den jungen Men-<br />

Fotos: NGG<br />

„Ein für beide Seiten tragbarer Kompromiss<br />

wurde gefunden. Besonders belastet waren<br />

die Verhandlungen durch die Gefährdung<br />

von 450 dezentralen Arbeitsplätzen im Verwaltungsbereich,<br />

da die Geschäftsleitung<br />

der CCE AG diese nach Berlin zentralisieren<br />

wollte.<br />

Nur die allerwenigsten Beschäftigten hätten<br />

einer solchen Versetzung Folge leisten können.<br />

Es ist ein großer Erfolg dieses Tarifvertrages,<br />

dass dies bis auf wenige Ausnahmen<br />

verhindert werden konnte. Grundsätzlich<br />

konnte die Vereinbarung der Beschäftigungssicherung<br />

des vorherigen Tarifvertrages<br />

verteidigt werden. Danach sind weiterhin<br />

betriebsbedingte Beendigungskündigungen<br />

ausgeschlossen und für tariflich beschriebene<br />

Prozesse betriebsbedingte Versetzungen<br />

erlaubt. Mitarbeiter, die davon nicht Gebrauch<br />

machen wollen, sind sozialverträglich<br />

abgesichert.<br />

Sicherlich wäre eine vorausschauende Personalplanung,<br />

tariflich abgesichert, wünschenswert<br />

gewesen. Aber das Unternehmen<br />

konnte durch die Arbeitnehmervertreter<br />

nicht dazu bewogen werden, ein langfristiges,<br />

strategisches Konzept auf denTisch zu<br />

legen, um damit mögliche unternehmerische<br />

Entscheidungen mit personellen Auswirkungen<br />

in der Zukunft heute schon zu diskutieren<br />

und über sozialverträgliche Lösungen zu<br />

beraten.“<br />

Johan Botella, GBR-Vorsitzender, Berlin<br />

■ 2. Warnstreikwelle im Februar <strong>2013</strong>: Verhandlungsführer Claus-Harald Güster (li.) spricht auf der zentralen Streikversammlung<br />

in Recklinghausen.<br />

Bildergalerie: www.ngg.net/branche_betrieb/cce-tarifrunde-<strong>2013</strong>-aktuelles/<br />

schen eine Perspektive zu bieten“, so Güster.<br />

Die Arbeitszeiten seien mit längeren<br />

Ankündigungszeiten und der Begrenzung<br />

der Samstagsarbeit planbarer<br />

geworden. Die Zustimmung<br />

der Betriebsräte bei Samstagsarbeit<br />

sei erweitert worden. Güster: „Damit<br />

konnten wir der Mentalität des<br />

Arbeitgebers, dass die Beschäftigten<br />

rund um die Uhr oder mit kurzen<br />

Ankündigungszeiten zur Verfügung<br />

zu stehen hätten, einen Riegel<br />

vorschieben.“<br />

Für die in Leiharbeit Beschäftigten<br />

gelte nach zwölf Monaten „Equal<br />

Pay“, also die gleiche Bezahlung<br />

wie bei Stammbeschäftigten. Und:<br />

Werkverträge dürfen nicht ausgeweitet<br />

werden, um eigenes Personal<br />

abzubauen.<br />

Der Tarifvertrag zur Altersteilzeit ist<br />

weiterhin gültig. Die Beiträge des<br />

Arbeitgebers zur Altersteilzeit werden auf 85<br />

beziehungsweise 90 Prozent aufgestockt.<br />

Dumpinglohnmelder<br />

Mein größter Wunsch ist, dass ich nicht mehr vom Amt abhängig<br />

sein muss. Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und<br />

arbeite 30 Stunden die Woche als Zimmermädchen in einem Hotel.<br />

Der Lohn: 600 Euro im Monat. Das sind 4,44 Euro die Stunde.<br />

Ausbezahlt bekomme ich 497,23 Euro. Es ist zum Heulen. Wenn<br />

ich meinen Chef frage, wie ich davon leben soll, sagt er: „Das ist<br />

ein normaler Stundenlohn. Andere bekommen auch nicht mehr!“<br />

Ich habe mich in einigen anderen Hotels beworben in der Hoffnung,<br />

dass ich dort besser verdienen könnte. Leider muss ich sagen:<br />

Mein Chef hat recht. Die zahlen alle so schlecht.<br />

(Reinigungskraft in einem Hotel in Sachsen-Anhalt)<br />

Arbeiten Sie für einen Dumpinglohn? Dann melden Sie<br />

sich beim Dumpinglohnmelder der Gewerkschaften<br />

NGG und ver.di. Wir sagen Niedriglöhnen den Kampf an<br />

und machen uns stark für einen gesetzlichen Mindestlohn<br />

von zunächst 8,50 Euro pro Stunde. Sie können dabei<br />

helfen:<br />

■ Info: www.dumpinglohnmelder.de<br />

<strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong><br />

7


Rückblick<br />

Meldung<br />

Vor 80 Jahren: Zerschlagung<br />

der Gewerkschaften<br />

Vor 80 Jahren, am 2. Mai 1933, wurden die freien<br />

Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten zerschlagen.<br />

Um 10 Uhr stürmten SA- und SS-Schergen<br />

die Gewerkschaftshäuser. Es kam zu Morden und<br />

brutalen Übergriffen. August Locherer, damals ehrenamtliches<br />

Mitglied im Hauptvorstand des VNG, dem<br />

Verband der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter:<br />

„Ich habe gesehen, wie die SA und SS [...] herumlärmten,<br />

Akten herunterwarfen, Möbel kaputtschlugen<br />

und von einer ungewöhnlichen Zerstörungswut<br />

gepackt waren.“<br />

„Reichtum besteuern!“<br />

Foto: NGG<br />

Die meisten Vorstandsmitglieder der Zentralvorstände,<br />

der Bezirksleitungen und der Ortsvorstände wurden<br />

in „Schutzhaft“ genommen. Der Gewerkschaftsapparat<br />

sollte zunächst jedoch weiterarbeiten. Das<br />

NS-Regime wollte keine Unruhe oder Widerstand der<br />

Arbeiterschaft provozieren. Und so war am 6. Mai<br />

1933 in der „Gewerkschaft“, der traditionsreichen,<br />

jetzt nationalsozialistisch geführten Publikation des<br />

„Gesamtverbandes“ zu lesen: Der Kampf gelte „nicht<br />

den Gewerkschaften an sich“, sondern richte sich allein<br />

gegen deren „Missbrauch“ durch „marxistische<br />

Bonzen“.<br />

Noch am 1. Mai hatten sich einige Beschäftigte der<br />

freien Gewerkschaften an den Feierlichkeiten zum<br />

neuen „Tag der nationalen Arbeit“ beteiligt. Sie waren<br />

damit dem Aufruf des Allgemeinen Deutschen<br />

Gewerkschaftsbundes (ADGB) gefolgt: „Der deutsche<br />

Arbeiter soll am 1. Mai standesbewusst demonstrieren,<br />

soll ein vollberechtigtes Mitglied der deutschen<br />

Volksgemeinschaft werden.“ Pro forma waren die<br />

Nazis damit der Arbeiterschaft entgegengekommen,<br />

de facto wollte Joseph Goebbels mit diesem gigantischen<br />

NS-Propagandaspektakel die Demonstrationen<br />

der Arbeiter unterlaufen. Von der ursprünglichen<br />

Bedeutung des 1. Mai, dem Kampftag der internationalen<br />

Arbeiterbewegung, war nichts geblieben.<br />

Der Plan für die „Gleichschaltung“ der freien Gewerkschaften<br />

existierte bereits seit dem 21. April<br />

1933. Im Juni desselben Jahres gab es in Deutschland<br />

keine legitimierten ArbeitnehmervertreterInnen mehr.<br />

Die von den Nazis eingesetzte Deutsche Arbeitsfront<br />

(DAF) war eine Zwangsorganisation, der alle ArbeitnehmerInnen<br />

und Arbeitgeber angehörten, ganz im<br />

Sinne der Volksgemeinschaftsideologie Adolf Hitlers.<br />

Die Betriebe wurden als Werksgemeinschaft organisiert:<br />

mit den Unternehmern als Führern und den Arbeitnehmern<br />

als gehorsamer Gefolgschaft. Streiks<br />

und Proteste wurden als Angriffe auf den Staat unnachsichtig<br />

verfolgt.<br />

■ Info: DGB-Website www.zerschlagung-gewerkschaften1933.de<br />

■ „Zerschlagung der Mitbestimmung 1933“:<br />

Ausstellung der Hans-Böckler-Stiftung in der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastr. 17,<br />

10785 Berlin (noch bis 17. Mai <strong>2013</strong>)<br />

■ www.kulturprojekte-berlin.de (Berliner<br />

Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“)<br />

■ Rosenheim, 13. April: Straßenaktion zum Aktionstag „Umfairteilen“<br />

In rund 100 Städten gingen die Menschen<br />

am 13. April <strong>2013</strong>, dem zweiten bundesweiten<br />

Aktionstag des Bündnisses „Umfairteilen<br />

– Reichtum besteuern“, auf die Straße, um<br />

für eine stärkere Besteuerung von Reichtum,<br />

gegen soziale Ungleichheit und Sozialabbau<br />

zu demonstrieren. Es gab Menschenketten,<br />

kritische Stadtrundgänge, Straßentheater,<br />

Umfairteilen-Gottesdienste und Open-Air-<br />

Konzerte bis hin zu Unterschriftenaktionen<br />

und Demonstrationen.<br />

Auch NGG unterstützt das Bündnis aus Gewerkschaften,<br />

Initiativen und Verbänden.<br />

Gemeinsam mit anderen VertreterInnen<br />

des Bündnisses hat sich NGG in einem offenen<br />

Brief an die SpitzenkandidatInnen der ■ Info: www.umfairteilen.de, offener Brief:<br />

Parteien gewandt und unter anderem die www.ngg.net (Themen von A bis Z/ Verteilungsgerechtigkeit)<br />

NGG_Einigkeit_126_94_Layout 1 11.04.13 13:57 Seite 1<br />

Forderung nach der Wiedereinführung einer<br />

Anzeige<br />

Fotos: GEW e.V., www.chiemsee-alpenland.de<br />

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Stichwort: NGG – Die Zeit anhalten am Chiemsee<br />

Die Urlaubsprofis<br />

der Gewerkschaften<br />

Vermögenssteuer bekräftigt. Am Aktionstag<br />

selbst war NGG ebenfalls aktiv beteiligt. In<br />

Rosenheim etwa war NGG Mitinitiator einer<br />

satirischen Straßenaktion, genauer gesagt<br />

einer „Jubeldemo der Superreichen“, die<br />

versehen mit Sekt und Zigarren sowie Transparenten<br />

und Parolen wie „Unser Lifestyle<br />

der ist teuer – darum keine Reichensteuer“<br />

oder „Wohlstand muss sich wieder lohnen“<br />

zunächst für Irritationen sorgte. Die Auflösung<br />

brachte ein Flugblatt, in dem eine<br />

dauerhafte Vermögenssteuer, eine einmalige<br />

Vermögensabgabe und der konsequente<br />

Kampf gegen Steuerbetrug und Steueroasen<br />

gefordert wurden.<br />

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8 <strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong>


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Bundeskonferenz jungeNGG<br />

Bundeskonferenz jungeNGG<br />

Foto: NGG<br />

Kandidat für den<br />

Hauptvorstand<br />

Patrick Bauer (24), Fachkraft<br />

für Lebensmitteltechnik<br />

bei Unilever (ehemals<br />

Knorr) in Heilbronn,<br />

wurde am 21. April <strong>2013</strong><br />

auf der 16. Bundeskonferenz<br />

der jungenNGG in<br />

Gladenbach (s. re.) als<br />

Kandidat für die Vertretung<br />

der jungenNGG im<br />

Hauptvorstand nominiert:<br />

„Ich werde mich dafür ■ Patrick Bauer<br />

einsetzen, dass junge<br />

Leute eine Zukunft mit Perspektive und somit alle<br />

die gleichen Chancen auf ein gerechtes und gutes<br />

Leben haben!“<br />

jungeNGG<br />

„Rechte durchsetzen“<br />

Auch im März <strong>2013</strong> konnte die jungeNGG Nord auf<br />

der INTERNORGA, Europas größter Gastro-Messe,<br />

in Hamburg positive Bilanz ziehen: An ihrem Stand<br />

mit dem Motto „Gute Ausbildung? Rechte kennen.<br />

Rechte durchsetzen“ informierten sich rund 1.000<br />

Jugendliche, mehr als 50 wurden NGG-Mitglied.<br />

Unterstützt von zahlreichen Ehrenamtlichen informierten<br />

die jungen GewerkschafterInnen sechs Tage<br />

lang über NGG und wie Auszubildende ihre Rechte<br />

durchsetzen können. Als häufigsten „Knackpunkt“<br />

nannten die jungen BerufsanfängerInnen, die aus<br />

ganz Deutschland angereist waren, das Thema „Arbeitszeiten“.<br />

So seien 7-Tage-Wochen keine Seltenheit. Besonders<br />

krass der Fall eines 17-jährigen Azubis, dessen<br />

Mutter per Unterschrift zustimmen sollte, dass ihr<br />

Sohn mehr als zehn Stunden arbeiten dürfe. Oder<br />

der eines Auszubildenden, der im Arbeitsvertrag unterschreiben<br />

sollte, dass er niemals streiken werde.<br />

NGG-Mitglied Isabel Artus, die den Stand der jungenNGG<br />

mit betreute, erzählt: „Da liegen Angst<br />

und Glück oft ganz nah beieinander. Eine junge<br />

Auszubildende hat gezittert, als sie den Aufnahmeantrag<br />

für NGG ausgefüllt hat: aus Angst, sich zu<br />

wehren und gleichzeitig vor Glück darüber, dass ihr<br />

nun endlich jemand helfen kann. Unser Eindruck:<br />

Der Druck in den Betrieben ist für die Auszubildenden<br />

sehr groß. Deshalb ist es wichtig, dass sie von<br />

NGG erfahren, was ihre Rechte sind und wie sie sie<br />

durchsetzen können.“<br />

■ jungeNGG-Stand auf der INTERNORGA<br />

Foto: Frederik Röh<br />

„Richtung gutes Leben“<br />

Unter dem Motto „Einen Schritt voraus<br />

Richtung gutes Leben“ tagte vom 19. bis<br />

21. April <strong>2013</strong> die 16. Bundeskonferenz der<br />

jungenNGG. Knapp 130 Delegierte und Gäste<br />

waren aus dem gesamten Bundesgebiet<br />

ins hessische Gladenbach gereist, um - im<br />

Vorfeld des NGG-Gewerkschaftstages im<br />

November - über politische Leitlinien und<br />

inhaltliche Schwerpunkte ihrer gemeinsamen<br />

Arbeit zu diskutieren und abzustimmen.<br />

Benedikt Henke, Teilnehmer aus der NGG-<br />

Region Krefeld-Neuss: „Ich freue mich, die<br />

Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland<br />

kennenzulernen und inhaltlich an den<br />

Anträgen für den Gewerkschaftstag zu<br />

arbeiten, damit wir mit unseren Positionen<br />

etwas bewegen können.“<br />

„Mischt Euch ein!“<br />

In ihrer Eröffnungsrede wies die stellvertretende<br />

Vorsitzende der NGG, Michaela<br />

Rosenberger, auf die anhaltende prekäre<br />

Situation und die fehlenden Perspektiven vor<br />

allem junger Menschen<br />

in Deutschland hin. Sie<br />

kritisierte, dass ArbeitgeberInnen,<br />

unterstützt<br />

von Teilen der Bundesregierung,<br />

gezielt<br />

gesetzliche Regelungen<br />

wie das Jugendarbeitsschutzgesetz<br />

aufweichen wollen.<br />

Auszubildende würden<br />

viel zu häufig als billige<br />

Arbeitskräfte ausgebeutet.<br />

In vielen Branchen<br />

herrschten noch immer<br />

miserable Ausbildungsbedingungen:<br />

Überstunden,<br />

ausbildungsfremde<br />

Tätigkeiten und<br />

fehlende qualitative Betreuung gehörten für<br />

viele Auszubildende zum Alltag. Rosenberger:<br />

„Junge Menschen brauchen bessere<br />

Ausbildung und sichere Beschäftigung.“ Ihre<br />

(Auf-)Forderung: „Mischt Euch ein, denn<br />

gutes Leben braucht starke, gut organisierte<br />

Gewerkschaften.“<br />

„Gute Arbeit“<br />

Gute Arbeit und Ausbildung heißt für die<br />

jungeNGG: faires Einkommen, von geleisteter<br />

Arbeit gut leben, Übernahmegarantie<br />

und unbefristete Arbeitsverträge nach der<br />

Ausbildung. Außerdem: eine gesunde Balance<br />

zwischen Arbeit und Freizeit sowie<br />

eine starke betriebliche Mitbestimmung.<br />

Darüber hinaus verabschiedete die Konferenz<br />

eine Resolution zum aktuellen Thema<br />

„Werkverträge“. Weitere Forderungen:<br />

starke Tarifverträge mit Übernahmeregelungen,<br />

kostenfreie Lehrmittel und qualitativ<br />

hochwertige Ausbildung. „Dafür“, so Bundesjugendsekretärin<br />

Nadine Boltersdorf,<br />

„brauchen wir einen starken Rückhalt junger<br />

Gewerkschaftsmitglieder in den Betrieben.“<br />

„Wir gestalten Zukunft“<br />

Des Weiteren waren die Bundestagswahl<br />

<strong>2013</strong> und die damit verbundenen Positionen<br />

und Forderungen an die Politik im Fokus der<br />

Diskussion. Aus Sicht der KonferenzteilnehmerInnen<br />

stehen große Interessenkonflikte<br />

bevor. Die jungeNGG engagiert sich daher<br />

gegen die fortschreitende Prekarisierung der<br />

Arbeitswelt, für eine solidarische und gerechte<br />

Gesellschaft, für ein soziales Europa<br />

und gemeinsam entschlossen gegen jede<br />

Form von Faschismus und Diskriminierung.<br />

■ jungeNGG im Aufwind: Seit sieben Jahren steigt die Zahl der jungen NGG-Mitglieder<br />

ständig - auf mittlerweile 21.000.<br />

weitere Fotos: www.ngg.net<br />

„Keine Handbreit den Nazis“, brachte es<br />

der NGG-Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg<br />

in seiner Rede auf den Punkt. „Gleiche<br />

Rechte für alle und deshalb gegen Rassismus“,<br />

so auch die einhellige Meinung der<br />

jungenNGGlerInnen.<br />

Zum Abschluss der Konferenz erklärte die<br />

Bundesjugendsekretärin Nadine Boltersdorf:<br />

„Jetzt heißt es: Weitermachen und unsere<br />

Forderungen und Ideen mit Leben füllen<br />

und viele kreative und wirkungsvolle Aktivitäten<br />

folgen lassen, ganz nach dem<br />

Motto ‚einen Schritt voraus Richtung gutes<br />

Leben’.“<br />

Foto: Frederik Röh<br />

10 <strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong>


Internes<br />

60 und 65 Jahre NGG-Mitglied<br />

Denjenigen, die seit 1953 und<br />

1948 NGG-Mitglied sind, sei<br />

herzlich gratuliert. Die weiteren<br />

Namen werden wir in den<br />

nächsten Ausgaben der „<strong>einigkeit</strong>“<br />

veröffentlichen.<br />

■ Landesbezirk Nord<br />

Region Oldenburg/Ostfriesland<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Dirk Coordes, Klaus Götting,<br />

Gerold Oltmanns<br />

Seit 65 Jahren Mitglied<br />

Rolf Braun, Karl Kantin<br />

■ Region Osnabrück<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Theodor Dingmann, Adolf<br />

Hagedorn, Friedrich<br />

Herkströter, Wilhelm<br />

Massmann, Karl Vennemann,<br />

Heinz Windhorn<br />

Seit 65 Jahren Mitglied<br />

Georg Fröhlich, Horst Haage,<br />

Erich Schnarr<br />

■ Landesbezirk Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Region Aachen<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Margarete Becker, Anni<br />

Clahsen, Id Cörrenzig,<br />

Georg Wittke<br />

■ Region Bielefeld-Herford<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Hermann Brede, Karl<br />

Bredenkötter, Fritz Brune,<br />

Renate Edelmann, Werner<br />

Hanheide, Ursula Hoffmann,<br />

Anni Holtkamp, Günter<br />

Krömker, Norbert Kühn,<br />

Gerhard Miltz, Reinhold<br />

Möhlmann, Günter Redecker,<br />

Rolf Sabelgunst, Lorenz<br />

Segmehl, Günter<br />

Voßmerbäumer<br />

Seit 65 Jahren Mitglied<br />

Fritz Berg, Walter Gröger,<br />

Fritz Hagenbäumer, Erich<br />

Jeske, Heinz Krause, Erwin<br />

Lüdtke, Josef Müller, Ilse<br />

Pieper, Gerhard Scheller,<br />

Herbert Sprinz, Fritz Wind<br />

■ Region Bünde-Lübbecke-<br />

Minden<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Ernst Albersmeier, Wilma<br />

Brümmelhorst, Helga<br />

Grodofski, Heinz Klausing,<br />

Margret Struckmeier<br />

Seit 65 Jahren Mitglied<br />

Werner Diekmann<br />

■ Region Detmold Paderborn<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Gerhard Lange, Manfred<br />

Reichert, Anton Wagemann<br />

Seit 65 Jahren Mitglied<br />

Rudolf Bauersfeld, Adolf<br />

Sundermann<br />

■ Region Düsseldorf-<br />

Wuppertal<br />

Seit 60 Jahren Mitglied<br />

Günter Bremer, Josef Schmitz,<br />

Gert Solbach, Horst Vetter<br />

Seit 65 Jahren Mitglied<br />

Harald Becker, Karl-Heinz Dorf,<br />

Walter von der Thüsen<br />

Seniorenpolitik<br />

Foto: NGG<br />

„Gibt es Arbeit für Jung und Alt?“<br />

Unter dem Titel „Faire Arbeit. Gutes Leben.<br />

Gibt es Arbeit für Jung und Alt?“ diskutierten<br />

die SeniorInnen der NGG-Region Hamburg-<br />

Elmshorn Anfang März <strong>2013</strong> über die Gestaltung<br />

des demografischen Wandels in der Ernährungswirtschaft.<br />

NGG-Referatsleiter Peter Dunkel machte<br />

zunächst deutlich, dass angesichts der aktuellen<br />

Bevölkerungsentwicklung akuter Handlungsbedarf<br />

bestehe: Das Durchschnittsalter<br />

der Belegschaften steige und es fehle der<br />

Nachwuchs. Letzteres auch deshalb, weil immer<br />

mehr Junge studieren und immer weniger<br />

eine Ausbildung machen wollen. In den<br />

Betrieben gebe es schon jetzt „einen Kampf<br />

um die besten Köpfe“. Dunkel: „Wenn keine<br />

Fachkräfte ‚nachwachsen’, ist zu befürchten,<br />

dass immer mehr Betriebe auf Dauer<br />

abwandern. Hinzukommt, dass Verschleiß,<br />

■ Diskutierten über den demografischen Wandel: die<br />

NGG-SeniorInnen der Region Hamburg-Elmshorn.<br />

Arbeitsverdichtung und Stress dazu führen,<br />

dass immer mehr Menschen vorzeitig aus<br />

dem Arbeitsleben ausscheiden.“ Laut einer<br />

Erhebung des DGB-Index „Gute Arbeit“<br />

glaubt schon jetzt ein Großteil der Befragten<br />

nicht, das Rentenalter gesund zu erreichen.<br />

NGG fordert daher von der Politik - auch mit<br />

Blick auf die Bundestagswahl <strong>2013</strong> - sichere,<br />

armutsfeste Renten und flexible Übergänge<br />

in die Rente.<br />

Mit der 2012 gestarteten Initiative „Faire<br />

Arbeit – Gutes Leben“ unterstützt NGG Betriebsräte<br />

in der Ernährungswirtschaft, die<br />

gemeinsam mit Personalverantwortlichen<br />

den demografischen Wandel in ihrem Betrieb<br />

aktiv und frühzeitig mitgestalten wollen.<br />

Peter Dunkel: „Es gibt hierzu mittlerweile<br />

positive Ansätze in den Unternehmen wie<br />

zum Beispiel bei Unilever, wo auf Basis einer<br />

Altersstrukturanalyse eine Konzernbetriebsvereinbarung<br />

„Demografie“ abgeschlossen<br />

wurde. Oder auch beim Marzipanhersteller<br />

Niederegger: Dort hat man sehr erfolgreich<br />

Gesundheitsprävention betrieben – etwa<br />

durch Rückentraining – und damit maßgeblich<br />

den Krankenstand gesenkt.“<br />

Ein weiteres Mittel, die „Älteren“ gesund<br />

zu erhalten, seien beispielsweise Physiotherapeuten<br />

im Betrieb und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.<br />

Und um für die Jungen<br />

attraktiv zu sein, biete sich die unbefristete<br />

Übernahme nach der Ausbildung an: als Regelfall,<br />

festgelegt in NGG-Tarifverträgen.<br />

Personalien<br />

Jan Cromme, zuvor Gewerkschaftssekretär in der<br />

NGG-Region München, arbeitet seit 15. April <strong>2013</strong> in<br />

den Regionen Südwestfalen und Münsterland.<br />

Die Freistellungsphase der Altersteilzeit hat für Kurt<br />

Graß, Gewerkschaftssekretär der Region Dresden-<br />

Chemnitz, am 1. März und für Heidi Floigl, Referatsleiterin<br />

in der NGG-Hauptverwaltung in Hamburg,<br />

am 1. April begonnen.<br />

Wir gratulieren<br />

Wir gratulieren zum Geburtstag:<br />

Martina Frank, Mitglied im NGG-Beirat,<br />

60 Jahre;<br />

Manfred Tessmann, Geschäftsführer der Region<br />

Süd-Ost-Niedersachsen, 60 Jahre.<br />

Wir trauern<br />

Günter Klotz, ehemaliger Gewerkschaftssekretär<br />

in der Region Stuttgart, verstorben am 28. Februar<br />

<strong>2013</strong> im Alter von 83 Jahren;<br />

Roland Langner, ehemaliger Gewerkschaftssekretär<br />

in der Region Hannover, verstorben am 7. März<br />

<strong>2013</strong> im Alter von 71 Jahren:<br />

Gerd Meister, ehemaliges Mitglied im NGG-Hauptvorstand,<br />

verstorben am 28. März <strong>2013</strong> im Alter von<br />

75 Jahren.<br />

<strong>einigkeit</strong> 2/<strong>2013</strong> 11


Menschen<br />

machen<br />

sich stark<br />

Foto: EGB<br />

Internationales<br />

Europas Jugend macht Ansagen<br />

■ 13./14. März <strong>2013</strong>: Aktionstag in Brüssel<br />

Am 13. und 14. März <strong>2013</strong> haben die europäischen<br />

Gewerkschaften gegen Spardiktate<br />

und Jugendarbeitslosigkeit in Europa demonstriert.<br />

Allein in Brüssel, wo zu diesem<br />

Zeitpunkt der EU-Gipfel tagte, forderten rund<br />

15.000 Menschen die europäischen Regierungschefs<br />

zu einem Politikwechsel auf.<br />

Am 16. März machte die DGB-Jugend der<br />

Politik Ansagen: Mit lautstarken Aktionen<br />

trugen die Jugendlichen deutschlandweit<br />

ihre Idee von einem sozialen Europa auf die<br />

Straße: als Auftakt ihrer Kampagne zur Bundestagswahl.<br />

Auch die jungeNGG war beim<br />

„Tag der Ansage“ dabei. In Frankfurt/M.<br />

erklärte Nadine Boltersdorf, Bundesjugendsekretärin<br />

der NGG: „Jeder Mensch ist gleich<br />

und hat die gleichen Chancen verdient: un-<br />

abhängig davon, ob dieser Mensch männlich<br />

oder weiblich ist und wo er oder sie zufällig<br />

geboren wurde.“<br />

Auf der DGB-Jugendkonferenz „Solidarität<br />

kennt keine Grenzen“ am 18. März diskutierten<br />

junge GewerkschafterInnen aus<br />

ganz Europa in Berlin über Alternativen zur<br />

gegenwärtigen Krisenpolitik. Angesichts der<br />

Tatsache, dass fast jeder vierte junge Mensch<br />

in Europa keine Arbeit hat, in Spanien und<br />

Griechenland sogar jeder zweite forderten<br />

die Teilnehmenden ein EU-Beschäftigungsprogramm.<br />

Die von den europäischen<br />

Arbeits- und Sozialministern mittlerweile verabschiedete<br />

europaweite „Jugendgarantie“*<br />

ist aus Sicht des DGB-Vorstandsmitglieds Annelie<br />

Buntenbach „ein richtiger Ansatz, um<br />

die fürchterlich hohe Jugendarbeitslosigkeit<br />

in Europa“ abzubauen. Er werde aber nur<br />

helfen, wenn die EU auch das nötige Geld<br />

bereitstelle.<br />

*Jugendgarantie: Jedem Jugendlichen bis 25 Jahren<br />

soll innerhalb von vier Monaten nach Verlust<br />

des Arbeitsplatzes, nach dem Schulabschluss oder<br />

Abbruch von Schule oder Ausbildung ein Arbeitsplatz,<br />

eine Weiterbildungsmaßnahme, ein Praktikum<br />

oder ein Ausbildungsplatz garantiert werden.<br />

(Der DGB wehrt sich dagegen, dass hier Praktika<br />

nach einem erfolgreichem Studium oder Berufsabschluss<br />

miteinbezogen werden.)<br />

■ Info: www.jugend-macht-ansagen.de<br />

Hausangestellte: Deutschland ratifiziert ILO-Konvention<br />

Botschaft an Mondelez<br />

senden!<br />

Der Süßwarenhersteller Cadbury Egypt ist eine<br />

100-prozentige Tochter von Mondelez, einem<br />

transnationalen Snack-Unternehmen, das im Oktober<br />

2012 aus der Aufspaltung von Kraft Foods in<br />

zwei Teile hervorgegangen ist. In der Cadbury-<br />

Fabrik in Alexandria stellt ein Heer von prekär Beschäftigten<br />

Kaugummi her. Einer von ihnen war<br />

Ahmad Abdulghani Awad Abdulghani (26). Er arbeitete<br />

von 2008 bis Dezember 2011 bei Mondelez<br />

(Cadbury). Bei der Bedienung einer Maschine,<br />

die normalerweise von drei Personen gesteuert<br />

werden sollte, verlor er seinen Daumen, kurz darauf<br />

seinen Arbeitsplatz.<br />

Im Juni 2012 hat dieselbe Fabrikleitung fünf Gewerkschaftsführer<br />

entlassen: im Anschluss an eine<br />

spontane Protestaktion wegen der Weigerung des<br />

Unternehmens, eine von der Regierung für den<br />

privaten Sektor verfügte Lohnerhöhung zu zahlen.<br />

Damit nicht genug: In Tunesien hat Mondelez Gewerkschaftsführer<br />

entlassen und beurlaubt und<br />

streitet die Verantwortung für diese Verstöße ab.<br />

Überdies lehnt die Konzernleitung es ab, Mitteilungen<br />

der zuständigen internationalen Gewerkschaftsföderation<br />

IUL** zu beantworten. Die IUL<br />

hat daher bei der zuständigen staatlichen US-Stelle<br />

eine formelle Beschwerde eingereicht – und eine<br />

weltweite Kampagne zur Verteidigung der<br />

Rechte ihrer Mitglieder bei Mondelez in Ägypten<br />

und Tunesien gestartet.<br />

Bitte seid solidarisch und schickt eine Botschaft an<br />

Mondelez mit der Aufforderung, die Menschenrechtsverletzungen<br />

abzustellen und die IUL jetzt<br />

zu treffen: www.iuf.org/cgi-bin/campaigns/<br />

show_campaign.cgi?c=735<br />

■ Mehr Infos über die Kampagne gibt es<br />

hier: www.screamdelez.org<br />

Die Bundesregierung hat die Prüfung<br />

der Konvention Nr. 189 der<br />

Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) über menschenwürdige<br />

Arbeit für Hausangestellte abgeschlossen<br />

und wird das Ratifizierungsgesetz<br />

dem Bundestag vorlegen.<br />

Damit gehört Deutschland<br />

zu den ersten Ländern in Europa,<br />

die die Konvention ratifizieren. Sie<br />

tritt im September <strong>2013</strong> in Kraft.<br />

Es geht um die Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

der laut ILO<br />

100 Millionen Menschen, überwiegend<br />

Frauen, die weltweit als<br />

Hausangestellte arbeiten. Meist<br />

haben sie keinerlei rechtliche<br />

Möglichkeiten, um angemessene<br />

Löhne durchzusetzen, sie sind oft<br />

völlig vom Arbeitgeber abhängig,<br />

die Arbeitsplätze<br />

sind isoliert und<br />

ungeschützt (s.<br />

„<strong>einigkeit</strong>“<br />

5/2012). Der<br />

DGB schätzt,<br />

dass auch in<br />

Deutschland 2,6<br />

Millionen Haushalte Hausangestellte<br />

beschäftigen, 90 Prozent<br />

davon ohne Arbeitsvertrag.<br />

■ Info: www.ilo.org<br />

Solidaritätsfonds<br />

Aus dem Solidaritätsfonds für<br />

inter nationale gewerkschaftliche<br />

Arbeit unterstützt die NGG verfolgte GewerkschafterInnen<br />

und ihre<br />

Familien. In besonderen Notfällen gibt es<br />

auch direkt Hilfe für die<br />

gewerkschaftliche Arbeit.<br />

Bitte helft mit und überweist eine<br />

Geldspende auf unser NGG-Konto:<br />

SEB, Hamburg<br />

Konto-Nr. 113 202 6600<br />

BLZ (200 101 11)<br />

Kennwort: Solidaritätsfonds für<br />

internationale gewerkschaftliche Arbeit<br />

IUL**: Internationale Union der Lebensmittel-,<br />

Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und<br />

Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften

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