01.11.2012 Aufrufe

Wilhelm Beims - Evangelische Gemeinde zu Düren

Wilhelm Beims - Evangelische Gemeinde zu Düren

Wilhelm Beims - Evangelische Gemeinde zu Düren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Evangelische</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>zu</strong> <strong>Düren</strong>, April / Mai 2009<br />

Von den Anfängen der Reformation in <strong>Düren</strong><br />

Ein Exkurs <strong>zu</strong> den historischen Quellen von Helmut Krebs<br />

Die Eintragungen in das älteste vorhandene<br />

Konsistorialbuch einer reformierten<br />

<strong>Gemeinde</strong> in <strong>Düren</strong> setzen im<br />

Jahre 1591 ein. Sie lassen Regeln,<br />

Ordnungen und für alle Mitglieder<br />

gültige Grundsätze erkennen. Breiten<br />

Raum der im damaligen Sprachgebrauch<br />

„Kirche unter dem Kreuz“<br />

genannten reformierten <strong>Gemeinde</strong><br />

nahm die Fürsorge für die Armen ein.<br />

Dies kam nicht von ungefähr. In den<br />

spanischen Niederlanden waren die<br />

Anhänger der calvinistischen Glaubensrichtung<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

umfassenden Verfolgungen ausgesetzt<br />

gewesen. Tausende von<br />

Flüchtlingen verließen ihre Heimat<br />

und setzten sich in die benachbarten<br />

Territorien ab. Die Lebensbedingungen<br />

dieser Menschen waren geprägt<br />

von Bedürftigkeit und Armut, so dass<br />

die Kirchengemeinschaft die Linderung<br />

der Not als elementare Aufgabe<br />

betrachten musste.<br />

Das Protokollbuch des reformierten<br />

Konsistoriums, geführt von 1591-<br />

1611, belegt die Fürsorge für die Armen<br />

in der <strong>Gemeinde</strong>. Zwei Beispiele<br />

seien hier angeführt:<br />

11. März 1607<br />

Dieweill auch vor diesem auß hilff<br />

der kirchen etlichen armen handtwerkgesellen<br />

bey den bekeren<br />

[Bäckern] brott <strong>zu</strong> holen erlaubet und<br />

aber große unordnungh gespuret,<br />

das die almußen [Almosen] unnützlich<br />

verschwendet werden, ist vorthin<br />

beschloßen, das forthin jedes quartiers<br />

diaconi solchen handtwerksgesellen<br />

bey den beckeren sollen<br />

kerffstöckh machen laßen und dieselbe<br />

hinder sich behalten und sollen<br />

solche handtwerksgesellen wan nötigh<br />

der kerbstöckh [Kerbhölzer] bey<br />

obgenannten diaconen gesinnen und<br />

anstundt wan sie das brott geholt,<br />

wider <strong>zu</strong> lieberen[liefern] und sollen<br />

sonsten die diaconi fleißige achtungh<br />

geben [aufpassen], damitt die almosen<br />

recht und woll angelegt werden.<br />

17. August 1607<br />

Demnach wegen deß thodengräbers<br />

Lamberts vorgebracht worden,<br />

welcher gestald seiner kinder<br />

eines von ungefehr ein bein zerbro-<br />

chen und er aber deß vermögens<br />

nicht ist denselben .. meister <strong>zu</strong>bezahlen.<br />

So ist mitt meister Henrichen<br />

gehandelt worden, dass er<br />

sich will mit 4 thalern auß mittleiden<br />

vernügen [aus Mitleid begnügen]<br />

lassen welches die kirche ihme<br />

bezahlen will.<br />

Am 18. April 1607 beschloss das<br />

Konsistorium die Aufnahme der Nideggener<br />

Reformierten in die <strong>Düren</strong>er<br />

<strong>Gemeinde</strong>. Der Verzicht auf ein eigenständiges<br />

Gemeinwesen wird wohl<br />

darin begründet sein, in <strong>Düren</strong> angesichts<br />

einer geringen Mitgliederzahl<br />

Hilfe und Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> erhalten:<br />

Anno 1607 den 18ten aprilis<br />

Belangend die <strong>zu</strong> Niedecken, welche<br />

sich anerbotten <strong>zu</strong> unserer gemeinde<br />

<strong>zu</strong> kommen und gebetten, daß<br />

sie möchten uffgenommen werden,<br />

ist beschloßen wofern sie keiner anderer<br />

kirchen ingeleibt und ohne<br />

SCHWERPUNKT<br />

Ur-Kunde der <strong>Gemeinde</strong>historie: Protokolle des Konsistoriums um 1600<br />

3<br />

nachtheil anderer <strong>zu</strong> geschehen,<br />

auch sie sich in allem der kirchenordnung<br />

gemeeß erzeigen werden,<br />

daß ihnen soll wilfahrt werden.<br />

Der Blick auf die Ursprünge der reformatorischen<br />

Bewegung in <strong>Düren</strong> vor<br />

mehr als vier Jahrhunderten eröffnet<br />

Perspektiven, die sich von den heutigen<br />

gar nicht einmal groß unterscheiden.<br />

Immer noch ist die Sorge um den<br />

Nächsten eines der Hauptanliegen der<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Gemeinde</strong> <strong>zu</strong> <strong>Düren</strong>.<br />

Quelle der Zitate:<br />

Archiv der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Gemeinde</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>Düren</strong> im Stadt- und Kreisarchiv<br />

<strong>Düren</strong>, (35) A 1 – 1,1.<br />

Helmut Krebs istLeiter des<br />

Stadt- und Kreisarchivs <strong>Düren</strong>.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!