Wilhelm Beims - Evangelische Gemeinde zu Düren
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<strong>Evangelische</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>zu</strong> <strong>Düren</strong>, April / Mai 2009<br />
wir ändern was - ein hoffnungsvolles<br />
Motto für unser Jubiläumsjahr!<br />
Es lässt sich immer etwas bewegen,<br />
<strong>zu</strong>m Besseren wenden. Der Weg<br />
nach vorne ist offen: Wer aufbricht,<br />
der kann hoffen!<br />
Neben diesem durch und durch positiven<br />
Grundtenor gibt es noch einen<br />
weiteren evangelischen Klang in diesem<br />
Motto.<br />
wir ändern was - wir machen etwas<br />
anders, das bedeutet <strong>zu</strong>gleich: Wir<br />
unterscheiden uns! Wir sind nicht<br />
eins mit der Welt.<br />
„Ihr seid von dieser Welt, ich bin<br />
nicht von dieser Welt!“ (Joh. 8,23)<br />
fasst Jesus diese Erkenntnis kurz <strong>zu</strong>sammen.<br />
Wer etwas ändern will,<br />
braucht diese Erfahrung, ehe er <strong>zu</strong>r<br />
Hoffnung durchbrechen kann. Hoffnung<br />
erschöpft sich nicht in einer<br />
positiven Einstellung, mit deren Hilfe<br />
man immer das halbvolle Glas<br />
sieht, wo andere das halbleere sehen.<br />
Hoffnung braucht die andere Welt im<br />
Herzen und muss den Schmerz aushalten,<br />
sich von dieser Welt <strong>zu</strong> unterscheiden.<br />
Eine Welt, für die sich das Wort<br />
„neu“ beschränkt auf schneller, bunter,<br />
größer, erwartet nichts anderes,<br />
sondern immer das Gleiche, nur eben<br />
perfekter:<br />
Wir sind großartig im Verbessern, in<br />
der Steigerung der Effizienz, in der<br />
Optimierung! Vom Schellackschätzchen<br />
<strong>zu</strong>r Langspielplatte, <strong>zu</strong>r CD, <strong>zu</strong><br />
MP 3 - vom Video <strong>zu</strong>r DVD, <strong>zu</strong>r<br />
Blue Ray - usw. Unsere Kopien werden<br />
immer besser, aber es bleiben<br />
eben doch nur Kopien...<br />
„Ihr seid von dieser Welt, ich bin<br />
nicht von dieser Welt!“<br />
Jesus bietet keine bessere Kopie unseres<br />
Tuns. Weder Feindesliebe noch<br />
Vergebung und Versöhnung sind Varianten<br />
unserer alltäglichen Handlungsmuster.<br />
Weil Jesus Leben und<br />
Wirken der Welt schon immer fremd<br />
war, hat man häufig versucht, seine<br />
Lehren in Parallelwelten <strong>zu</strong> verbannen:<br />
Mit den Mönchen in die Klöster,<br />
mit den religiösen Gefühlen in die<br />
reine Innerlichkeit, mit den Eiferern<br />
ins Sektierertum.<br />
wir ändern was - für mich bedeutet<br />
das einen wirklichen Neuanfang, wie<br />
es grafisch im Richtungswechsel des<br />
Logos treffend dargestellt ist:<br />
Auf dem Weg dieser Welt innehalten<br />
und - statt <strong>zu</strong> versuchen die Probleme<br />
dieser Welt geradeaus mit „immer<br />
mehr des Gleichen“ <strong>zu</strong> lösen, mehr<br />
Wachstum, mehr Technik, mehr Wissenschaft,<br />
mehr Flexibilität, mehr,<br />
mehr... - den breiten, ausgetretenen<br />
Weg verlassen und den Schwenk <strong>zu</strong><br />
Neuem riskieren.<br />
THEOLOGISCHE GEDANKEN<br />
5<br />
Auf dem Weg unserer <strong>Gemeinde</strong> gibt<br />
es viele Stationen, an denen Menschen<br />
versucht haben, gegen die jeweils<br />
herrschende Realität einen Neuanfang<br />
<strong>zu</strong> setzen:<br />
Als sich 1610 die reformierten <strong>Gemeinde</strong>n<br />
auf der Synode von Duisburg<br />
eine Verfassung gaben, grenzten<br />
sie sich klar von den hierarchisch<br />
strukturierten Kirchen lutherischer<br />
und katholischer Provenienz ab. Nicht<br />
eine Amtskirche, sondern eine <strong>Gemeinde</strong>kirche<br />
wurde geschaffen. Gewählte<br />
Vertreter (heute auch Vertreterinnen)<br />
aus der Mitte der <strong>Gemeinde</strong><br />
lenken das Schiff der <strong>Gemeinde</strong> und<br />
bestimmen z. B. mit der Pfarrwahl,<br />
welcher Kurs gehalten wird.<br />
1610 war das neben der Fürstenherrschaft<br />
in den lutherischen Kirchen<br />
und der katholischen Papstkirche eine<br />
gelebte Utopie.<br />
1969 dann wies die <strong>Düren</strong>er Theologische<br />
Erklärung der <strong>Gemeinde</strong> den<br />
Weg ausdrücklich <strong>zu</strong> denen, um die<br />
sich keiner kümmert. Daraus sind unsere<br />
sozial-diakonischen Dienste entstanden.<br />
Mit diesen Diensten will die<br />
<strong>Gemeinde</strong> die Bedürfnisse z. B. von<br />
Kranken, Arbeitslosen, Überschuldeten,<br />
MigrantInnen, Alleinerziehenden<br />
dauerhaft im Blick behalten und sie -<br />
im Sinne Jesu - anwaltlich und öffentlich<br />
vertreten.<br />
Im Jahr 1969 bedeutete solches Reden<br />
und Handeln den radikalen Richtungswechsel<br />
in einer bis dahin vor<br />
allem auf persönliches Seelenheil fixierten<br />
Kirche.<br />
„Ihr seid von dieser Welt, ich bin<br />
nicht von dieser Welt!“<br />
Glauben heißt, sich immer wieder<br />
von der fremden Welt Jesu gefangen<br />
nehmen <strong>zu</strong> lassen, Abstand und Distanz<br />
von bisherigen Handlungsmustern<br />
<strong>zu</strong> gewinnen und in der Nachfolge<br />
Jesu neu beginnen.<br />
Martin Gaevert