Way of Life Frühling 2015 | Ausgabe 10
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PIKEs PEAK<br />
Seit über 20 Jahren ist sein Name untrennbar mit dem Pikes Peak<br />
Hill Climb verbunden – jenem Bergrennen im US-Bundesstaat<br />
Colorado, bei dem Legenden geboren werden. Und wieder vergehen.<br />
Nach 13 Siegen für Suzuki Sport vollendete Nobuhiro Tajima in<br />
diesem Jahr endgültig sein Lebenswerk: Mit seinem 922 PS starken<br />
SX4 Hill Climb Special brach er als erster Mensch die magische<br />
<strong>10</strong>-Minuten-Marke. Ein Rekord für die Ewigkeit.<br />
Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Bilder gleichen. Und<br />
doch vollkommen unterschiedlich wirken. Schon vor einem<br />
Jahr stand der damals 60 Jahre alte Nobuhiro Tajima auf dem<br />
Siegerpodest des legendären US-Bergrennens Pikes Peak. Und<br />
weinte ganz oben auf dem Treppchen wie ein kleines Kind.<br />
Dabei hatte der Rallye-Veteran die zweitälteste Motorsport-<br />
Veranstaltung Amerikas gerade zum achten Mal en suite<br />
gewonnen – sein insgesamt 13. Triumph seit 1993. Doch sein<br />
eigentliches Ziel, mit dem Suzuki Hill Climb Special die scheinbar<br />
ewige Marke von <strong>10</strong> Minuten zu knacken, hatte er erneut<br />
verfehlt. Um lächerliche 20 Sekunden.<br />
Der Kampf mit dem Mythos Pikes Peak<br />
Doch noch in der Stunde des Sieges, der aus seiner Sicht einer<br />
herben Niederlage gleichkam, versprach Tajima, zurückzukommen,<br />
um die <strong>of</strong>fene Rechnung zu begleichen. Und er hielt Wort.<br />
Bei der 89. Auflage des „Race to the Clouds“ kehrte der mittlerweile<br />
61-Jährige Ende Juni dieses Jahres zurück in die Rocky<br />
Mountains. Noch besser vorbereitet. Noch fokussierter. Und<br />
mit einem Rallye-Boliden, der mehr einer Waffe glich als einem<br />
herkömmlichen Straßenauto. Sage und schreibe 922 PS schöpft der<br />
von seiner eigenen Tuningschmiede „Monster Sport“ vorbereitete<br />
SX4 Hill Climb Special aus dem hochgezüchteten 3.1-Liter<br />
Twin-Turbo-V6-Motor. Bereits 2009 und 20<strong>10</strong> hatte Tajima<br />
das halsbrecherische Gipfelrennen bis auf 4.300 Meter Höhe<br />
mit dem speziell für das Bergrennen entwickelten Fahrzeug<br />
gewonnen. Der Zehn-Minuten-Schallmauer war er 2007 mit<br />
einem modifizierten Suzuki XL7 bereits bis auf eine Sekunde<br />
nahegekommen.<br />
Der letzte Jahrgang mit Schotter-Anteil<br />
In zahlreichen Windkanal-Tests wurde die Aerodynamik des<br />
Suzuki SX4 verbessert, um eine optimale Straßenlage und<br />
beste Fahreigenschaften für das härteste und gefährlichste<br />
Bergrennen der Welt zu gewährleisten. Und Tajima, mittlerweile<br />
im Rentenalter, in dem sich andere Racer längst bei Veteranentreffen<br />
beklatschen lassen oder sich gänzlich aufs Rententeil<br />
zurückgezogen haben, trainierte härter als je zuvor.<br />
Schließlich wird die 2011er-Auflage einmal als letztes Rennen<br />
in die Geschichte des Pikes Peak eingehen, das zumindest<br />
teilweise noch auf dem ursprünglichen Schotterbelag gefahren<br />
wurde. Schon beim 90. Rennen 2012 werden die 156 Kurven<br />
der exakt 19,99 Kilometer langen Strecke samt und sonders<br />
asphaltiert sein.<br />
Ein rüstiger Rentner düpiert den Rallye-Nachwuchs<br />
Und tatsächlich: Bei seinem vermutlich letzten Auftritt in<br />
der „Unlimited Division“, der Kategorie der <strong>10</strong>00-PS-Boliden,<br />
schaffte es Tajima, seinen eigenen, 2007 aufgestellten Rundenrekord<br />
von <strong>10</strong>:01 Minuten um fabelhafte zehn Sekunden<br />
zu unterbieten. Wenn wundert’s, dass das „Monster“ auch<br />
dieses Mal einige Krokodilstränen vergoss. Ob sich Nobuhiro<br />
Tajima den Kampf gegen die immer forscher nachdrängelnde<br />
Jugend auch weiterhin gibt, oder ob er’s nun dabei belässt, den<br />
Heldenstatus in seiner Heimat Japan zu genießen, ist ungewiss.<br />
Fest steht: Seinen Rekord für die Ewigkeit macht ihm keiner<br />
mehr streitig. Ihm und seinem Suzuki.<br />
62 <strong>Way</strong> <strong>of</strong> <strong>Life</strong>