frohe weihnachten und ein glückliches neues jahr 2014! - Österreich ...
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 126 / 23. 12. 2013<br />
Wissenschaft & Technik<br />
Die Vermessung von Molekülen<br />
Uni-Graz-Physiker sind dem Geheimnis von Elektronenzuständen auf der Spur.<br />
Seit dem Nobelpreisträger Erwin Schrödinger<br />
träumen PhysikerInnen <strong>und</strong><br />
ChemikerInnen davon, quantenmechanische<br />
Orbitale von Elektronen in Atomen, Molekülen<br />
<strong>und</strong> Festkörpern zu messen. In der<br />
Quantentheorie bestimmen diese Orbitale<br />
die Eigenschaften aller Materie. Den Arbeitsgruppen<br />
von Ass.-Prof. Peter Puschnig<br />
<strong>und</strong> Ao.Univ.-Prof. Michael Ramsey am<br />
Institut für Physik an der Karl-Franzens-<br />
Universität Graz ist es gelungen, Elektronenorbitale<br />
von Molekülen sichtbar zu<br />
machen. Dabei wurden sie von KollegInnen<br />
des deutschen „Forschungszentrums Jülich“<br />
unterstützt.<br />
Die Ergebnisse dieser exzellenten Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
aus dem universitären Forschungsschwerpunkt<br />
„Modelle <strong>und</strong> Simulation“<br />
wurden nun in der aktuellen Ausgabe<br />
des renommierten Fach-Journals „Proceedings<br />
of the National Academy of Sciences<br />
(PNAS)“ publiziert.<br />
In der Physik werden Elektronen nicht<br />
nur als Teilchen, sondern auch als Wellen<br />
beschrieben. In der Quantentheorie wird die<br />
Wellennatur mathematisch durch die räumliche<br />
Wellenfunktion, das Orbital, erfaßt.<br />
„Orbitale b<strong>ein</strong>halten Informationen über die<br />
räumliche Verteilung der Elektronen bei<br />
<strong>ein</strong>er bestimmten Energie. Sind sie bekannt,<br />
lassen sich alle relevanten Eigenschaften des<br />
Systems ableiten“, erklärt Puschnig. „Die<br />
Wellenfunktion selbst ist jedoch k<strong>ein</strong>e direkt<br />
beobachtbare Größe, die sich im Experiment<br />
bestimmen läßt.“ Deshalb waren die ForscherInnen<br />
überrascht, als sie kürzlich mit aus, die auf <strong>ein</strong>er Silberoberfläche adsorbiert ist. Die Messung der Energie- <strong>und</strong><br />
Ultraviolette Photonen schießen Elektronen aus <strong>ein</strong>er Molekülschicht (grün) her-<br />
Winkelverteilung der emittierten Elektronen liefert nach Anwendung <strong>ein</strong>es iterativen<br />
mathematischen Verfahrens, die Elektronenorbitale des Moleküls (rot / blau).<br />
Hilfe <strong>ein</strong>es experimentellen Aufbaus <strong>und</strong><br />
<strong>ein</strong>es mathematischen Tricks die vollständige<br />
Wellenfunktion inklusive deren Phasenbeziehung<br />
für <strong>ein</strong>e Reihe von organischen<br />
Molekülen bestimmen konnten.<br />
Vermessung von Orbitalen<br />
Für ihre Untersuchungen verwendeten sie<br />
<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>fachen <strong>und</strong> unkonventionellen Zugang:<br />
In ihrem Versuchsaufbau bedienten sie<br />
sich des Photoeffekts <strong>und</strong> schossen mit Hilfe<br />
von ultraviolettem Licht die Elektronen<br />
förmlich aus den Molekülen heraus. Die anschließende<br />
Vermessung der Energie- <strong>und</strong><br />
Winkelverteilung der Elektronen gab Aufschluß<br />
über deren Bindungsenergie <strong>und</strong><br />
räumliche Verteilung im Molekül. Bei dieser<br />
Meßmethode geht allerdings <strong>ein</strong>e wichtige<br />
Foto: Uni Graz / Lüftner<br />
Information, die Phasenbeziehung, verloren.<br />
Bei der Rekonstruktion dieser fehlenden<br />
Information kommt den PhysikerInnen etwas<br />
zugute, das mit den mathematischen<br />
Eigenschaften der „Fourier-Transformation“<br />
zu tun hat: „Wenn man die räumliche Ausdehnung<br />
der Wellenfunktion kennt, die<br />
durch die Größe des Moleküls vorgegeben<br />
ist, so kann die fehlende Phase durch <strong>ein</strong> mathematisches<br />
Verfahren schrittweise rekonstruiert<br />
werden“, klärt der Doktorand Daniel<br />
Lüftner auf. Daß dieses Verfahren funktioniert,<br />
konnte am Beispiel von fünf Molekülorbitalen<br />
gezeigt werden. Diese rekonstruierten<br />
Orbitale werfen nicht nur <strong>ein</strong><br />
<strong>neues</strong> Licht auf das theoretische Konzept<br />
»<strong>Österreich</strong> Journal« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
von Orbitalen, sondern liefern wichtige Einblicke<br />
in das Verhalten von Elektronen an<br />
Grenzflächen zwischen Metallen <strong>und</strong> organischen<br />
Halbleitern. Die Arbeit ist Teil des<br />
vom FWF – Der Wissenschaftsfonds geförderten<br />
Projekts „Understanding photoemission<br />
of organic molecular films“.<br />
http://www.uni-graz.at<br />
101<br />
Publikation<br />
„Imaging the wave functions of adsorbed molecules“.<br />
Daniel Lüftner, Thomas Ules, Eva Maria<br />
R<strong>ein</strong>isch, Georg Koller, Serguei Soubatch, F.<br />
Stefan Tautz, Michael G. Ramsey, Peter Puschnig<br />
Proceedings of the National Academy of Sciences,<br />
PNAS, 2013, published online<br />
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1315716110<br />
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