frohe weihnachten und ein glückliches neues jahr 2014! - Österreich ...
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 126 / 23. 12. 2013<br />
Wissenschaft & Technik<br />
Kochrezept für <strong>ein</strong> Universum<br />
Erhitzen <strong>und</strong> <strong>ein</strong> bißchen rühren: Ein expandierendes Universum kann auf<br />
erstaunlich <strong>ein</strong>fache Weise entstehen, sagen Berechnungen an der TU Wien.<br />
99<br />
Wenn man Suppe erhitzt, beginnt sie zu<br />
kochen. Wenn man Raum <strong>und</strong> Zeit erhitzt,<br />
kann <strong>ein</strong> expandierendes Universum<br />
entstehen – ganz ohne Urknall. Diesen Phasenübergang<br />
zwischen <strong>ein</strong>em langweiligen<br />
leeren Raum <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em expandierenden Universum,<br />
das Masse enthält, konnte <strong>ein</strong> Forschungsteam<br />
der TU Wien gem<strong>ein</strong>sam mit<br />
Kollegen aus Harvard, dem MIT <strong>und</strong> Edinburgh<br />
nun berechnen. Dahinter liegt <strong>ein</strong> bemerkenswerter<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Quantenfeldtheorie <strong>und</strong> Einst<strong>ein</strong>s Relativitätstheorie.<br />
Foto: TU Wien<br />
Kochrezept für <strong>ein</strong> Universum: Erhitzen <strong>und</strong> umrühren.<br />
Der indische Physiker Arjun Bagchi (r.) besucht derzeit die TU Wien <strong>und</strong> hat kürzlich<br />
<strong>ein</strong> Lise-Meitner Fellowship vom FWF erhalten, um in Zusammenarbeit mit<br />
Daniel Grumiller die neuen holographischen Zusammenhänge in flachen Raumzeiten<br />
zu erforschen.<br />
»<strong>Österreich</strong> Journal« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
Kochen mit Raum <strong>und</strong> Zeit<br />
Aus dem Alltag kennen wir Phasenübergänge<br />
nur von Stoffen, die zwischen festem,<br />
flüssigem <strong>und</strong> gasförmigem Zustand wechseln.<br />
Allerdings können auch Raum <strong>und</strong> Zeit<br />
selbst solche Übergänge durchmachen, wie<br />
die Physiker Steven Hawking <strong>und</strong> Don Page<br />
schon 1983 zeigten. Sie berechneten, daß aus<br />
leerem Raum bei <strong>ein</strong>er bestimmten Temperatur<br />
plötzlich <strong>ein</strong> Schwarzes Loch werden<br />
kann. Läßt sich bei <strong>ein</strong>em ähnlichen Prozeß<br />
aber auch <strong>ein</strong> ganzes Universum erzeugen,<br />
das sich kontinuierlich ausdehnt, so wie unseres?<br />
Diese Frage stellte sich Daniel Grumiller<br />
vom Institut für Theoretische Physik<br />
der TU Wien gem<strong>ein</strong>sam mit Kollegen aus<br />
Harvard, dem Massachusetts Institute of<br />
Technology (MIT) <strong>und</strong> der Universität Edinburgh.<br />
Das Ergebnis: Tatsächlich sch<strong>ein</strong>t es<br />
<strong>ein</strong>e kritische Temperatur zu geben, bei der<br />
aus <strong>ein</strong>em völlig leeren, flachen Raum <strong>ein</strong><br />
expandierendes Universum mit Masse wird.<br />
„Die leere Raumzeit beginnt gewissermaßen<br />
zu kochen, es bilden sich Blasen, <strong>ein</strong>e von<br />
ihnen expandiert <strong>und</strong> nimmt schließlich die<br />
gesamte Raumzeit <strong>ein</strong>“, erklärt Grumiller.<br />
Das Universum muß dabei rotieren – das<br />
Kochrezept für <strong>ein</strong> expandierendes Universum<br />
lautet also: Erhitzen <strong>und</strong> umrühren. Diese<br />
Rotation kann allerdings beliebig gering<br />
s<strong>ein</strong>. Bei den Berechnungen wurden vorerst<br />
nur zwei Raumdimensionen berücksichtigt.<br />
„Es gibt aber nichts, was dagegen spricht,<br />
daß es in drei Raumdimensionen genauso<br />
ist“, m<strong>ein</strong>t Grumiller.<br />
Unser eigenes Universum ist allerdings<br />
wohl nicht auf diese Weise entstanden: Das<br />
Phasenübergangs-Modell ist nicht als Konkurrenz<br />
zur Urknalltheorie gedacht. „In der<br />
Kosmologie weiß man heute sehr viel über<br />
das frühe Universum – das zweifeln wir<br />
nicht an. Aber für uns ist die Frage entscheidend,<br />
welche Phasenübergänge in Raum <strong>und</strong><br />
Zeit möglich sind <strong>und</strong> wie die mathematische<br />
Struktur der Raumzeit beschrieben werden<br />
kann“, sagt Grumiller.