16.09.2014 Aufrufe

P.T. MAGAZIN 02/2014

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Verkannter Gewinner – Das Marketing<br />

Marketingfachkräfte haben es nicht einfach. Kritiker sehen sie als lästige Kostentreiber,<br />

die dem Unternehmen wenig nützen. Ein Irrtum, denn Marketing<br />

ist weder unnütz noch Geldverschwendung<br />

Wirtschaft<br />

46<br />

„Marketing ist nicht mehr als Werbung…“<br />

, mit diesem Vorurteil sehen sich<br />

immer mehr Marketingmanager aus<br />

unterschiedlichen Richtungen konfrontiert.<br />

Dabei werden Stimmen laut, die<br />

Marketingmanager lediglich mit dem<br />

Auswahlprozess von Farbgestaltungen<br />

im Kommunikationsbereich in Verbindung<br />

bringen. Einige Kritiker vertreten<br />

die Auffassung, dass die Marketingabteilung<br />

heutzutage irrelevant und reine<br />

Kostentreibender sind.<br />

Diese Auffassungen führen bei einer<br />

Reihe von Wirtschafts- und Wissenschaftsakteuren<br />

zu Verunsicherungen –<br />

vorzugsweise dürften jedoch Marketingmanager<br />

davon negativ betroffen sein.<br />

Um die Tragfähigkeit dieser Vorurteile<br />

zu bewerten, wurde die Rolle der Marketingabteilung<br />

innerhalb eines Unternehmens<br />

immer wieder aus verschiedenen<br />

Perspektiven betrachtet.<br />

Dabei haben insbesondere Marketingmanager<br />

versucht, die bestehenden<br />

Vorurteile zu relativieren, was sich jedoch<br />

aufgrund der unbefriedigenden Erfolgsmessbarkeit<br />

von Marketingaktivitäten<br />

als nahezu unlösbare Aufgabe erwies.<br />

So waren die bisherigen Bemühungen<br />

einzelner Marketingmanager und -wissenschaftler<br />

nur bedingt hilfreich, um<br />

verlässliche Aussagen über den Einfluss<br />

der Marketingabteilung innerhalb eines<br />

Unternehmens zu treffen.<br />

(Grafik:OPS Netzwerk GmbH/F. Enge)<br />

Vom schwarzen Schaf zur treibenden<br />

Kraft<br />

Vor diesem Hintergrund gilt es, empirisch<br />

bestätigte Aussagen zum Einfluss<br />

der Marketingabteilung zu dokumentieren.<br />

Dieses Ziel verfolgte der Lehrstuhl<br />

für Marketing und Internationalen<br />

Handel der Technischen Universität<br />

Bergakademie Freiberg und führte 2012<br />

branchenübergreifend eine schriftliche<br />

Befragung von 178 Topmanagern durch,<br />

die prägnante Erkenntnisse zum Einfluss<br />

der Marketingabteilung im Unternehmen<br />

liefert.<br />

Die Ergebnisse sind nicht nur spannend,<br />

sondern auch vielschichtig, da sie<br />

bisherige Vorurteile gegenüber der Marketingabteilung<br />

entscheidend entkräften.<br />

Die Ergebnisse der durchgeführten<br />

Studie entkräften diese kritischen Meinungen<br />

dahingehend, dass die Marketingabteilung<br />

einflussreicher ist als<br />

die F&E-, Produktions- und Finanzabteilungen.<br />

Einzig die Vertriebsabteilung<br />

nimmt eine einflussreichere Position im<br />

Unternehmen ein.<br />

Dabei wurden nicht nur marketingspezifische<br />

(z. B. Preisentscheidungen),<br />

sondern auch nicht-marketingspezifische<br />

Entscheidungsfelder (z. B. Entscheidungen<br />

über bedeutende Investitionen)<br />

betrachtet. Die Ergebnisse zeigen<br />

auch, dass die Marketingabteilung insbesondere<br />

in Konsumgüter- und Elektronikunternehmen<br />

einflussreich ist,<br />

während sie im Vergleich dazu in Maschinenbauunternehmen<br />

einen signifikant<br />

geringeren Einfluss hat. Dieser Erkenntnisbeitrag<br />

unterstützt Marketingmanager<br />

dahingehend, dass sie nicht mehr<br />

länger als unwichtige „schwarze Schafe“<br />

im Unternehmen gesehen werden<br />

dürfen, sondern vielmehr als treibende<br />

Kräfte, die die strategische Ausrichtung<br />

des Unternehmens maßgeblich mitbestimmen.<br />

Marketing kein Kostentreiber<br />

Aber ist es ökonomisch sinnvoll, eine<br />

einflussreiche Marketingabteilung aufzubauen?<br />

Um dieser Frage nachzugehen,<br />

gilt es, erfolgsbezogene Wirkeffekte<br />

des Einflusses der Marketingabteilung<br />

in den Fokus der Betrachtung zu rücken.<br />

Um erfolgsbezogene Wirkungen einer<br />

einflussreichen Marketingabteilung zu<br />

untersuchen, muss aufgezeigt werden,<br />

ob die Existenz oder der Aufbau einflussreicher<br />

Marketingabteilungen berechtigt<br />

ist.<br />

Die empirische Untersuchung des<br />

Lehrstuhls für Marketing und Internationalen<br />

Handel der Technischen Universität<br />

Bergakademie Freiberg ergab<br />

tatsächlich, dass sich der Einfluss der<br />

Marketingabteilung positiv auf den<br />

finanziellen und kundenbezogenen<br />

Unternehmenserfolg auswirkt. Während<br />

finanzielle Erfolgskennzahlen (z.<br />

B. Wachstumsrate) meist kurzfristig<br />

orientiert sind und kundenbezogene<br />

Erfolgskennzahlen (z. B. Kundenloyalität)<br />

eine langfristigere Orientierung widerspiegeln,<br />

zeigen die Ergebnisse dieser<br />

Studie, dass der Einfluss der Marketingabteilung<br />

dem Unternehmen sowohl<br />

einen kurzfristigen als auch einen langfristigen<br />

Wertbeitrag stiftet.<br />

Diese Erkenntnis kann herangezogen<br />

werden, um weitere bestehende<br />

Vorurteile gegenüber der Marketingabteilung<br />

zu entkräften. Die Marketingabteilung<br />

als Kostentreiber zu bezeichnen,<br />

kann nun als untragbar etikettiert<br />

werden – vielmehr ist es vonnöten, eine<br />

einflussreiche Marketingabteilung aufzubauen.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2014</strong><br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2014</strong><br />

(Foto: Victor1558/Flickr.com)<br />

Manager sollten der Marketingabteilung<br />

den Rücken stärken, so profitieren beide.<br />

Größe entscheidet<br />

Wie genau eine einflussreiche Marketingabteilung<br />

aufgebaut werden kann,<br />

war daher auch Gegenstand der Studie.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die<br />

Größe der Marketingabteilung darüber<br />

entscheidet, wie einflussreich diese<br />

ist. Diese Wirkungsbeziehung kann<br />

darauf zurückgeführt werden, dass<br />

mit der Größe der Marketingabteilung<br />

gleichzeitig deren Handlungsfähigkeit<br />

einhergeht, was bedeutet, dass mehr<br />

Mitarbeiter die Handlungsfähigkeit<br />

der Abteilung steigern, was sich wiederum<br />

auf ihren Einfluss auswirkt. Da<br />

der Einfluss der Marketingabteilung<br />

den Unternehmenserfolg bestimmt,<br />

kann zusammengefasst werden, dass<br />

auch aus ökonomischer Sicht eine große<br />

Marketingabteilung aufgebaut werden<br />

sollte.<br />

Manager gefordert<br />

Darüber hinaus konnte durch die Studie<br />

vom Lehrstuhl für Marketing und<br />

Internationalen Handel der TU Bergakademie<br />

Freiberg aufgezeigt werden,<br />

dass bei der unternehmensinternen<br />

Organisation nicht nur die Größe der<br />

Marketingabteilung berücksichtigt werden<br />

muss, sondern auch ihre Wertschätzung.<br />

Obwohl die Studie zweifelsohne<br />

den Wertbeitrag einer einflussreichen<br />

Marketingabteilung dokumentiert, ist<br />

es von großer Bedeutung, dass der Marketingabteilung<br />

Wertschätzung entgegengebracht<br />

wird. Dafür muss das<br />

Management Sorge tragen. Allzu oft<br />

sind die negativ assoziierten Vorurteile<br />

gegenüber der Marketingabteilung in<br />

den Köpfen der Mitarbeiter anderer<br />

Abteilungen verankert, was den Einfluss<br />

der Marketingabteilung im Unternehmen<br />

schwächt.<br />

Eine Marketingabteilung, der auch<br />

von anderen Managern des Unternehmens<br />

Wertschätzung entgegengebracht<br />

wird, kann eine einflussreiche<br />

Position bei der Strategieformulierung<br />

des Unternehmens einnehmen, was für<br />

den Unternehmenserfolg eine entscheidende<br />

Rolle einnimmt. Daran anknüpfend<br />

ist es, in Anlehnung an die Ergebnisse<br />

der Studie, vonnöten, zukünftige<br />

Topmanager Marketingerfahrungen<br />

sammeln zu lassen. Nur wer die Bedeutung<br />

einer Marketingabteilung und<br />

deren Aufgaben durch eigene Erfahrungen<br />

einschätzen kann, spricht ihr als<br />

Mitglied des Topmanagements den notwendigen<br />

Einfluss zu. Demnach muss<br />

bei der Karriereplanung sogenannter<br />

„High Potentials“ darauf geachtet werden,<br />

dass diese Marketingerfahrungen<br />

sammeln, um fortfolgend den Einfluss<br />

der Marketingabteilung und den Unternehmenserfolg<br />

zu steigern. n<br />

<br />

Prof. Dr. habil. Margit Enke<br />

Über den Autor<br />

n Margit Enke ist Universitätsprofessorin<br />

für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere<br />

Marketing und Internationalen<br />

Handel, an der TU Bergakademie<br />

Freiberg, Autorin zahlreicher<br />

Bücher und Artikel im nationalen<br />

und internationalen Bereich.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!