Das grüne Gewissen - Travel ONE
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titelthema.nachhaltigkeit<br />
Unternehmen sind immer mehr gefordert, ökologisch und sozial zu<br />
wirtschaften. Auch in der Touristik ist Nachhaltigkeit gefragt.<br />
<strong>Das</strong> grüne <strong>Gewissen</strong><br />
■ Im Schaufenster stehen handbemalte<br />
Kerzen aus Südafrika. Im Regal daneben<br />
liegen westafrikanische Tischdecken und<br />
Taschen aus thailändischen Tsunami-<br />
Projekten. »Die Kunden fragen meist, wer<br />
die Dinge produziert hat und aus welchem<br />
Material sie hergestellt wurden«,<br />
sagt Carla Schäfer, während sie von ihrem<br />
Schreibtisch aus in den vorderen Teil des<br />
Ladens blickt. »Kaum jemand will jedoch<br />
wissen, ob ein Hotel ökologisch oder sozial<br />
arbeitet.«<br />
Carla Schäfer betreibt in Darmstadt<br />
ein Reisebüro. Doch wirbt sie in ihrer<br />
Agentur nicht nur für den Urlaub. Die<br />
Chefin von T.O.M.S. Flugreisen verkauft<br />
gleichzeitig auch Kunsthandwerk aus Kooperativen<br />
der sogenannten Dritten Welt.<br />
Nachhaltigkeit – für sie ist das schon lange<br />
ein Thema. Aber: Die ökologischen<br />
und sozialen Fragen haben den Weg von<br />
der Auslage bisher nur selten nach hinten<br />
an den Counter geschafft. Die Darmstädterin<br />
ist sich trotzdem sicher: »<strong>Das</strong> Denken<br />
verändert sich. Auch bei Reisen werden<br />
künftig nicht nur Spaß und Strand<br />
im Vordergrund stehen.«<br />
Neue Wahrnehmung. <strong>Das</strong>s Urlauber<br />
in Zukunft auch Wert auf Nachhaltigkeit<br />
legen – diese Meinung setzt sich in der<br />
Touristik allmählich durch. Längst denken<br />
nicht nur kleine Veranstalter mit grüner<br />
Geschichte über ihr Wirken nach. Auch<br />
die Großen der Branche sowie Fluggesellschaften,<br />
Reedereien und Destinationen<br />
beschäftigen sich häufiger mit den Konsequenzen<br />
ihres Tuns. Doch was ist Nachhaltigkeit<br />
überhaupt? Welche Rolle spielt sie<br />
heute und in den nächsten Jahren in der<br />
Touristik? Was treibt Unternehmen und<br />
Länder an? <strong>Travel</strong> One will darauf eine<br />
Antwort geben. Wir widmen uns in nächster<br />
Zeit ausführlich diesen Fragen und<br />
schreiben zum ersten Mal einen Nachhaltigkeitspreis<br />
aus (Seite 12).<br />
Die Zukunft im Fokus. Nachhaltigkeit<br />
bedeutet vor allem eines: Nicht auf<br />
Kosten der Natur und anderer zu wirtschaften.<br />
»Wir müssen unseren Kindern<br />
und Enkelkindern ein intaktes ökologisches,<br />
soziales und ökonomisches Gefüge<br />
<strong>Travel</strong> One schreibt erstmals<br />
einen Nachhaltigkeitspreis<br />
für die Touristik aus<br />
hinterlassen«, fordert der Nachhaltigkeitsrat,<br />
der 2001 von der deutschen Bundesregierung<br />
berufen wurde und das<br />
Thema in Gesellschaft und Wirtschaft<br />
weiter vorantreiben soll.<br />
Der Appell richtet sich natürlich ebenfalls<br />
an die Touristik. »Auch sie muss<br />
etwas tun«, unterstreicht Dr. Edgar Kreilkamp,<br />
der sich als Professor für Tourismusmanagement<br />
an der Leuphana Universität<br />
Lüneburg intensiv mit der<br />
Problematik auseinandersetzt. Sein Argument:<br />
»Die Reisebranche lebt von Natur<br />
und Landschaft. Ihr sollte daran gelegen<br />
sein, dass sie erhalten bleiben.«<br />
Nur eine Minderheit der Veranstalter<br />
allerdings hat sich Nachhaltigkeit bislang<br />
auf die Fahnen geschrieben. Am konsequentesten<br />
agieren die Unternehmen, die<br />
sich dem Forum anders Reisen, einem<br />
Verband für umwelt- und sozialverträglichen<br />
Tourismus, angeschlossen haben.<br />
Bei den rund 150 Mitgliedern handelt es<br />
sich durchweg um kleine Anbieter. Sie<br />
versuchen, so betonen sie, die Ressourcen<br />
sorgsam und gezielt zu nutzen und fremden<br />
Kulturen mit Respekt zu begegnen –<br />
und genießen auch den Ruf, diesen Anspruch<br />
zu erfüllen. »Für große<br />
Veranstalter dagegen besteht die Gefahr,<br />
dass diese nicht das Image haben, nachhaltig<br />
zu sein«, meint Kreilkamp.<br />
Wo aber beginnt Nachhaltigkeit? Bereits<br />
mit dem Austausch von Glühbirnen gegen<br />
Energiesparlampen? »Dies ist der erste<br />
Schritt einer längeren Reise«, meint Dr.<br />
Wibke Reger, Geschäftsführerin des Studienkreises<br />
für Tourismus und Entwicklung,<br />
und betont: »<strong>Das</strong> reicht aber natürlich<br />
nicht aus.« Die Anbieter – und<br />
gleichzeitig die Kunden – müssten sich<br />
Gedanken über die Verkehrsmittel zur<br />
Anreise und das Verhalten am Urlaubsort<br />
machen. »<strong>Das</strong> setzt die Bereitschaft bei<br />
allen Beteiligten voraus, nicht ausschließlich<br />
nach wirtschaftlichen Kriterien zu<br />
entscheiden, also letztlich nicht nur nach<br />
dem Preis der Reise.«<br />
Einige touristische Unternehmen –<br />
darunter befinden sich zum Beispiel TUI,<br />
Studiosus, Lufthansa und Aida Cruises –<br />
dokumentieren ihr Handeln in Nachhal-<br />
10 travel.one 18.6.2010