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Abschlussbericht des Modellprojekts „Neuheit ... - Unfallkasse NRW

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Anhang 2<br />

leider ein prägender Zug unserer Gesellschaft. Da hat man gefälligst fit und gesund zu sein. Nur ja nicht<br />

anderen zur Last fallen, nur ja nicht auf andere angewiesen sein, nur ja nicht zugeben, nicht alles aus<br />

eigener Kraft zu schaffen. Dabei ist es keine Schande, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sondern ganz im<br />

Gegenteil ein Zeichen von Stärke. Niemand kann alles schaffen, niemand ist unbegrenzt belastbar. Ich<br />

muss mir Unterstützung suchen, um gut mit meinen Kräften haushalten zu können. Nur wenn ich meine<br />

Begrenzungen akzeptiere, kann ich meine Kräfte vernünftig einsetzen. Nur wenn ich darauf achte, dass es<br />

auch mir gut geht, kann ich gut und sorgsam für andere da sein.<br />

Dazu kommt, dass in unserer Gesellschaft die Tendenz besteht, das Leidvolle auszuklammern und so zur<br />

Privatsache zu machen. Was nicht mehr dem Standard entspricht, muss versteckt werden. Ist das der<br />

Grund dafür, dass ich in der Öffentlichkeit recht wenig dementen Menschen begegne? 1,2 Millionen gibt es<br />

in Deutschland, nicht alle sind bettlägerig. Warum sind sie nicht Tag für Tag selbstverständlich mit dabei?<br />

Warum haben wir immer noch solche Berührungsängste? Es ist doch kein Makel, krank und schwach zu<br />

sein. Auch ein dementer oder auf Pflege angewiesener Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Darum dürfen wir<br />

sie nicht an den Rand drängen. Und ihre Angehörigen auch nicht. Sie müssen es aushalten, dass ein<br />

vertrauter Mensch sich verändert und fremd wird, sie kämpfen mit Hilflosigkeit, Überforderungen, Trauer<br />

oder auch Wut über das Verlorene. Wie schlimm, wenn sie dann auch noch ihr vertrautes Umfeld verlieren.<br />

Das nicht mehr tun zu können, was ihnen Kraft geben würde.<br />

Darum brauchen wir ein Netz – nicht nur für Alzheimererkrankte und ihre Angehörigen, sondern für alle, die<br />

in familiäre Pflege eingebunden sind. Ein Netz, das auffängt, wenn Hilfe gebraucht wird. Wo sich Erkrankte<br />

nicht mehr verstecken müssen. Wo Angehörige sich fallenlassen können, wo sie Atempausen und<br />

Stärkung finden. Ein Netz, das nicht nur von Profis geknüpft wird, sondern auch von Ehrenamtlichen oder<br />

Nachbarn. Wenn viele zusammenkommen ist das für alle Aktiven eine Entlastung – ich muss nicht alles<br />

leisten, kann an das anknüpfen, was andere tun und anbieten. Trotzdem werden immer Lücken bleiben,<br />

Menschen, die durch unser Netz fallen. Nicht immer bekomme ich die Hilfe, die ich brauche, nicht immer<br />

wird meine Hilfe gewollt, nicht immer hat meine Hilfe Erfolg. Damit müssen wir leben. Damit können wir<br />

leben, wenn wir darauf vertrauen, dass Gott in unser Leben hineingeknüpft ist. Gott ist wie die Stellwand,<br />

an der das Netz aufgehängt ist. Er hält uns im Gelingen wie im Scheitern. Er hält die Starken, aber auch die<br />

Erschöpften und die Flügellahmen. Er hält uns so wie wir sind, auch mit den unansehnlichen oder<br />

schadhaften Stellen. Wir müssen nicht perfekt und vollkommen sein, aber uns bemühen, das Unsere zu<br />

tun, mit am Netz zu knüpfen, es immer wieder auszubessern.<br />

Ein Netz, das Menschen trägt, die andere pflegen – es soll nicht nur in dem Gottesdienst hängen. Es soll<br />

auch nach der Aktionswoche noch Thema sein. Gern möchten wir für unseren Stadtbezirk ein solches Netz<br />

knüpfen. Wie das gehen kann? Darüber wollen wir nach dem Gottesdienst bei einer Tasse Kaffee mit Ihnen<br />

ins Gespräch kommen.<br />

Lied: Gut, dass wir einander haben<br />

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