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<strong>Fo</strong>-Gespräch<br />

<strong>Fo</strong><br />

<strong>Fo</strong>: Am Übergang zwischen Umsetzungsmittel und Umsetzungsstrategie<br />

steht das institutionelle Engagement<br />

der Stiftung, d.h. Sie dürfen rechtlich gesehen so fördern<br />

und Sie fördern verschiedene Institutionen. Besonderes<br />

Aufsehen hat die einzigartige Förderung der (ursprünglich:)<br />

International University Bremen erregt, aber das ist<br />

ja nicht alles. Salopp gesagt, warum war die Stiftung bereit,<br />

so viel Geld in die Hand zu nehmen? Was sind die<br />

Gründe bzw. die besonderen Erwartungen der Stiftung<br />

an diese institutionelle Förderung? Und wen betrifft es?<br />

B.E.: Ich würde gerne eine andere Begrifflichkeit verwenden.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man ja zwischen<br />

Projektförderung und institutioneller Förderung, wobei<br />

erste eher ein beantragtes Einzelvorhaben und klarer<br />

zeitlicher Begrenzung fördert. Davon verschieden die institutionelle<br />

Förderung, also die zumeist längerfristig angelegte<br />

Förderung einer Institution in eben diese. Die<br />

Beweggründe, in eine Institution zu fördern, sind natürlich<br />

andere, zumeist eher strategischer Natur mit höherem<br />

Prüfaufwand und in der Regel häufig ein Indiz einer<br />

engen Verbundenheit mit der Institution. Mit einer institutionellen<br />

Förderung setzt ein Stifter oder eine Stiftung<br />

ein ganz besonderes Zeichen des Vertrauens und<br />

der Erwartung. So war es auch im Falle unseres Engagements<br />

im Jahre 2006, mit einer an Bedingungen geknüpften<br />

Zusage in Höhe von 200 Mio. Euro, die wissenschaftlich<br />

sehr erfolgreiche aber finanziell ins Ungleichgewicht<br />

geratene IUB, heute Jacobs University zu<br />

fördern. Damit verbinden wir viele Erwartungen, aber<br />

auf den wichtigsten Punkt gebracht, wollen wir entscheidend<br />

mit dazu beitragen, dass dieses einzigartige<br />

Experiment einer internationalen privaten, Campus-Universität<br />

die deutsche und europäische Universitätslandschaft<br />

nachhaltig bereichert. Viele andere Stimmen, die<br />

zuvor immer ein Mehr an Privatem angemahnt haben,<br />

sind hier leider verstummt. Und das liegt nicht allein<br />

daran, dass wir als Schweizer Stiftung neben Projekten<br />

und in operative Haushalte auch in den Kapitalstock einzahlen<br />

können, weil wir keinem Zustiftungsverbot unterliegen.<br />

Umsetzungsstrategie<br />

<strong>Fo</strong>: Stiftungen setzen sich sehr unterschiedliche Ziele,<br />

unterschiedliche Selbstverständnisse und haben infolgedessen<br />

unterschiedliche Umsetzungsstrategien. Viele<br />

verstehen sich als Mäzene, die die Ideen anderer unterstützen.<br />

Beispielsweise gibt es Stiftungen, die Akteure<br />

mit guten Konzepten für Erkenntnisgewinne fördern,<br />

sich auch an der Aufklärung über und Verbreitung dieser<br />

Ergebnisse beteiligen, aber es förmlich ablehnen, selbst<br />

(z.B. durch eigene Projekte, Tagungen, Workshops,<br />

Schulungen) zum Akteur im Feld zu werden. Nicht so<br />

die Jacobs <strong>Fo</strong>undation. Sie hat den Zusammenhang zwischen<br />

erkennen und handeln und die Intention zu handeln<br />

auf die Kurzformel gebracht: „Mehr Wissen – Mehr<br />

Können”. „Ein breites Spektrum an wissenschaftlichen<br />

Disziplinen und praktischen Ansätzen ermöglicht es uns,<br />

Wissen über die Lern- und Lebensbedingungen junger<br />

Menschen zu generieren und systematisch anzuwenden.”<br />

Das klingt nach einer gezielten Strategie und nach<br />

einem Selbstverständnis der Stiftung nicht nur als<br />

Mäzen, sondern als Akteurin. Noch deutlicher wird der<br />

Anspruch der Eigenaktivität in dem weiteren Zitat:„In<br />

einer sich schnell verändernden und globalisierten Welt<br />

sehen sich Jugendliche mit vielfältigen und komplexen<br />

Herausforderungen konfrontiert. Wir als Stiftung müssen<br />

diese Herausforderungen verstehen, bevor wir sie<br />

angehen können. Voraussetzung dafür ist fundiertes<br />

Wissen, welches sich aus einem breiten Spektrum wissenschaftlicher<br />

Disziplinen, einschließlich der Soziologie,<br />

der Wirtschaftswissenschaften und der Psychologie<br />

generiert.” Hier werden eigene Aktionen förmlich angekündigt.<br />

Wie sehen die aus?<br />

B.E.: Ehrlich gesagt, stammt der Topos „Mehr Wissen –<br />

Mehr Können“ aus meiner früheren Zeit bei der Max<br />

Planck-Gesellschaft, mit der diese die Bedeutung der<br />

Grundlagenforschung auch für die Weiterentwicklung in<br />

praktischer Hinsicht beschrieben wissen wollte. Gerade<br />

im Bereich sozialer Innovation sollte dieser Satz auch<br />

gelten, denn wir müssen mehr wissen und mehr verstehen,<br />

wo die sozialen Probleme in Gegenwart und Zukunft<br />

liegen, um überhaupt befähigt zu sein, Lösungsansätze<br />

zu entwickeln, Wer ein Problem richtig analysiert,<br />

hat zwar noch nicht die Lösung, wer aber ein Problem<br />

falsch oder gar nicht versteht, wird höchstens zufällig<br />

richtige Lösungen aufzeigen. Wir wissen aber auch,<br />

dass sich im Sozialen wissenschaftliche Erkenntnis nicht<br />

leicht Bahn bricht in der Welt der Praxis. Dazu braucht<br />

es, wie bereits erwähnt, Übersetzungstechniken und es<br />

braucht Aktionen der Netzwerkbildung. Hierzu tragen<br />

viele unserer Bemühungen bei.<br />

<strong>Fo</strong>: War diese Selbstdefinition, nicht nur als Mäzen, sondern<br />

(auch) selbst als Akteur aufzutreten, umstritten?<br />

Was wurde gegen eine solche Ausrichtung vorgebracht -<br />

- oder war man sich sehr einig? Wurden Gegenargumente<br />

zumindest abstrakt geprüft (z.B. um nicht unvorbereitet<br />

zu sein, falls Einwände in der Öffentlichkeit erhoben<br />

werden)?<br />

B.E.: Innerhalb unserer Stiftung war dies nicht strittig.<br />

Wie auch, wenn unsere Wurzeln im Unternehmertum<br />

der Jacobs Familie liegen. Die Herausforderung war und<br />

ist es vielmehr, die Definition der Aktion und des Leistbaren<br />

immer wieder neu auszugestalten. Normalerweise<br />

unterscheidet man im Stiftungsjargon ja zwischen Vergabestiftungen<br />

und operativen Stiftungen. Aber die meisten<br />

Stiftungen sind ja Hybride in dieser Hinsicht, so auch<br />

wir. Wir sind im Kern eine Vergabestiftung, aber wir<br />

haben einen operativen Anspruch mit unseren Projekten,<br />

jedenfalls in den praktischen Interventionen und<br />

letztlich in dem übergeordneten Stiftungsziel, zu Veränderungen<br />

substantiell beitragen zu wollen. Unsere Leitvorstellung,<br />

wie der immanente Spannungsbogen gemildert<br />

werden kann, vermitteln wir mit dem Begriff der<br />

„actively sponsored partnership“.<br />

<strong>Fo</strong>: Was ist damit konkret gemeint?<br />

34 <strong>Fo</strong> 2+3/2010

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