Fo - UniversitätsVerlagWebler
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Berichte<br />
<strong>Fo</strong><br />
nachvollziehen. Der NFS fördert den Austausch der verschiedenen<br />
<strong>Fo</strong>rschungsgruppen hauptsächlich im Genferseeraum,<br />
die sich der Erforschung der Genexpressionen,<br />
der Chromosomenstruktur und der Entwicklung<br />
des Organismus widmen. Diese Zusammenarbeit hat<br />
zum Aufbau fünf biotechnologischer Plattformen geführt.<br />
Die gemeinsam genutzte Infrastruktur macht der<br />
Wissenschaftsgemeinschaft und privaten Firmen die<br />
neuste Analysetechnologie und einmalige molekulare<br />
Werkzeuge zugänglich. An der Universität Genf ist ein<br />
interfakultäres Institut in „Genetics/Genomics” geplant.<br />
Der NFS zieht mit seinem Doktorierendenprogramm Talente<br />
aus der ganzen Welt an<br />
(www.frontiers-in-genetics.org).<br />
Zur Vertiefung: NFS „Genetics” – Internationale Lorbeeren<br />
für Gen-Labor<br />
Die Arbeit von Pedro Herrera, Mitglied des Nationalen<br />
<strong>Fo</strong>rschungsschwerpunkts „Genetics – Grenzen in der Genetik<br />
– Gene, Chromosomen und Entwicklung” (NFS<br />
„Genetics”), eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung<br />
von Diabetes. Sie zeigt, dass bestimmte Zellen fähig<br />
sind, sich umzuprogrammieren, um andere Funktionen<br />
auszuüben. Eine Entdeckung, die in der Fachzeitschrift<br />
„Nature” veröffentlicht wurde.<br />
Das medizinische Zentrum der Universität Genf ist ein<br />
wahres Labyrinth. Am Ende eines schier endlosen<br />
Ganges im fünften Stock findet man Simona Chera, Biologie-Oberassistentin<br />
in der Gruppe von Pedro Herrera.<br />
Der Bildschirmhintergrund ihres Computers zeigt ein<br />
Bild aus „World of Warcraft”, einem bekannten Online-<br />
Abenteuerspiel. „Wenn ich nicht arbeite”, sagt die 30-<br />
Jährige, „verbringe ich viel Zeit mit Spielen.”<br />
Die junge Rumänin widerlegt all jene, die glauben, um<br />
eine herausragende Wissenschaftlerin zu sein, müsse<br />
man sein ganzes Dasein der <strong>Fo</strong>rschung unterordnen. Simona<br />
Chera ist 2008 zum Team von Pedro Herrera gestoßen.<br />
Zuvor hatte sie bereits ihre Doktorarbeit im NFS<br />
„Genetics” gemacht, und zwar bei Brigitte Galliot, einer<br />
renommierten Spezialistin für den Süsswasserpolypen<br />
Hydra und die Regenerationsfähigkeit dieses Wassertiers.<br />
Die Karriere von Simona Chera zeigt, wie mobil<br />
junge NFS-<strong>Fo</strong>rschende sind – dank der zahlreichen Kontakte,<br />
die sie knüpfen können.<br />
Was Pedro Herreras Interesse an der jungen Biologin<br />
weckte, waren ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Zellregeneration.<br />
Der Genetiker forscht nämlich seit mehreren<br />
Jahren zum Regenerationspotenzial der Bauchspeicheldrüse.<br />
Seine Gruppe hat eine transgene Maus entwickelt,<br />
bei der ein Diabetes Typ 1 simuliert werden<br />
kann. Diese Erkrankung wird durch eine Autoimmunreaktion<br />
gegen die Betazellen der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen,<br />
die das Insulin produzieren. „Bei dieser<br />
Maus”, erläutert Pedro Herrera, „haben wir die Möglichkeit,<br />
durch eine Diphtherietoxin-Injektion die Betazellen<br />
zu mehr als 99% zu zerstören.” Im Gegensatz zur Autoimmunreaktion,<br />
die ständig von neuem abläuft, handelt<br />
es sich hier um eine punktuelle Zerstörung, anhand<br />
der sich zeigen lässt, ob die Bauchspeicheldrüse neue<br />
Betazellen regenerieren kann.<br />
Wichtiger Durchbruch im Bereich von Diabetes<br />
Tatsächlich haben sich in der Bauchspeicheldrüse der<br />
transgenen Nagetiere nach einigen Monaten neue Betazellen<br />
gebildet – die erhoffte Regeneration hat stattgefunden.<br />
Eine aufsehenerregende Entdeckung, doch bietet<br />
sie auch Hoffnung für neue Diabetes-Therapien? „Ja”,<br />
sagt Pedro Herrera, „denn wenn man ein Mittel fände,<br />
die Autoimmunreaktion zu kontrollieren oder zu modifizieren,<br />
könnte sich bei den Patienten ein kleiner Teil der<br />
Betazellen spontan neu bilden.”<br />
Noch ist allerdings viel Grundlagenforschung nötig, zu<br />
der auch Simona Chera ihren Teil beiträgt. „Meine Arbeit<br />
besteht unter anderem darin herauszufinden, welche<br />
Gene bei der Regeneration der Betazellen exprimiert<br />
werden”, erklärt sie. Wie sich im Genfer NFS-Labor gezeigt<br />
hat, entsteht der größte Teil der neuen Betazellen<br />
als <strong>Fo</strong>lge der spontanen Umprogrammierung eines anderen<br />
Pankreaszelltyps – der Alphazellen. Diese Alphazellen<br />
produzieren Glukagon, den Gegenspieler des Insulins.<br />
Ein offenkundiger Fall von Transdifferenzierung<br />
also. Will heißen: eine Zelltransformation, die nicht<br />
durch eine Zwischenform von weniger spezialisierten<br />
Stammzellen entsteht. Jetzt, wo dies geklärt ist, versucht<br />
Simona Chera zu verstehen, warum junge Mäuse<br />
über eine bessere Regenerationsfähigkeit verfügen als<br />
ältere. Eine spannende Arbeit. Doch sie hindert die<br />
junge Rumänin nicht daran, sich schon heute auf die<br />
neue <strong>Fo</strong>lge von „Starcraft” zu freuen, einem weiteren<br />
ihrer Lieblings-Online-Spiele.<br />
11. NFS „MaNEP”<br />
Der NFS „MaNEP – Materialien mit neuartigenelektronischen<br />
Eigenschaften” erforscht Materialien mit herausragenden<br />
Eigenschaften. Diese finden sich in einigen<br />
magnetischen, ferroelektrischen und supraleitenden<br />
Verbindungen. Alle diese Verbindungen verfügen über<br />
ein großes Anwendungspotenzial, vor allem bei der Energieproduktion<br />
und -verteilung, der Informationstechnologie,<br />
der Sensorik sowie der Nanotechnologie. In<br />
vielen dieser Materialien spielen elektronische Wechselwirkungen<br />
eine entscheidende Rolle, was den theoretischen<br />
Umgang mit ihnen sehr schwierig macht. Die <strong>Fo</strong>rschenden<br />
im NFS „MaNEP” arbeiten am besseren Verständnis<br />
der neuartigen Materialien, entwickelt Materialien<br />
mit neuen Eigenschaften und leisten Vorarbeit für<br />
künftige Anwendungen. Dazu wirken im schweizweiten<br />
Netzwerk des NFS akademische und industrielle Partner<br />
eng zusammen (www.manep.ch).<br />
12. NFS „Bildkritik”<br />
Der NFS „Bildkritik – Macht und Bedeutung der Bilder”<br />
arbeitet vor dem Hintergrund der digitalen Revolution,<br />
die eine neue, bildgestützte Gesellschaft hervorgebracht<br />
hat. Wie nie zuvor dienen Bilder heute der universellen<br />
Kommunikation und sind ein Instrument der Wissensvermittlung.<br />
Die Wissensgesellschaft ist auch eine Bildergesellschaft<br />
geworden. Doch das Wissen um Besonderheiten,<br />
Funktionen sowie Macht und Wirkung der<br />
Bilder hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten.<br />
Der NFS „Bildkritik” schenkt den Bildern die Aufmerksamkeit,<br />
die sie verdienen. Seine zentralen Fragen lau-<br />
42 <strong>Fo</strong> 2+3/2010