Fo - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>Fo</strong><br />
A. C. Hurst & D. Wechsler • Wissenschaftsmanagement als zentraler Innovationsfaktor: ...<br />
sondern es gilt ihn durch strategische Maßnahmen zum<br />
eigenen Vorteil zu nutzen. So ist die stete Reflexion der<br />
eigenen <strong>Fo</strong>rschungsleistung in Relation zum internationalen<br />
Benchmark zum einen das Maß für die <strong>Fo</strong>rschungsqualität<br />
und zum anderen der Orientierungspunkt<br />
für Steuerungsprozesse im Sinne einer strategischen<br />
Weiterentwicklung. Kontinuierliches Monitoring<br />
der „Konkurrenz“ und Analysen von <strong>Fo</strong>rschungsschwerpunkten<br />
sind äußerst zeitintensiv und erfordern den für<br />
forschungskoordinierende Wissenschaftsmanager typischen<br />
Blick auf größere Zusammenhänge. Strategisches<br />
<strong>Fo</strong>rschungsmanagement kann richtungsweisende Analysen<br />
und Einschätzungen liefern und bildet somit die<br />
Schnittstelle zwischen <strong>Fo</strong>rschungsstand der wissenschaftlichen<br />
Communities und der Weiterentwicklung<br />
der <strong>Fo</strong>rschung einzelner Organisationseinheiten sowie<br />
der Hochschule als Ganzes.<br />
Insbesondere sollte das Leistungsspektrum von Wissenschaftsmanagern<br />
für die Initiierung und Koordination<br />
von Projekten zur <strong>Fo</strong>rschung und Entwicklung genutzt<br />
werden. Aufbauend auf ein strukturiertes internes und<br />
externes Wissensmanagement können sowohl <strong>Fo</strong>rschungsschwerpunkte<br />
als auch geeignete Partner aus<br />
Wissenschaft und Wirtschaft identifiziert und in <strong>Fo</strong>rschungsverbünden<br />
zusammengeführt werden. Hieraus<br />
kann die Bildung von <strong>Fo</strong>rschungsclustern und -netzwerken<br />
zur Bearbeitung übergreifender interdisziplinärer<br />
<strong>Fo</strong>rschungsthemen resultieren, eine der Anforderungen<br />
aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder<br />
(GWK 2005), sowohl im Bereich angewandter <strong>Fo</strong>rschung<br />
als auch der Grundlagenforschung. Ebenfalls<br />
gehört zu einem innovationsorientierten <strong>Fo</strong>rschungsmanagement,<br />
dass <strong>Fo</strong>rschungsförderung und die Beteiligung<br />
an Wettbewerben strategisch begleitet werden.<br />
Der Koordination und dem Management von Projekten<br />
geht dabei die planerische Gestaltung der <strong>Fo</strong>rschungsarbeit<br />
voraus, wie z.B. die Entwicklung interdisziplinärer<br />
Bearbeitungskonzepte. Praktisch bedeutet dies, inhaltliche<br />
Unterstützung beim Erstellen von Anträgen zur <strong>Fo</strong>rschungsförderung<br />
zu leisten, Rahmenbedingungen und<br />
das wissenschaftliche Umfeld zu sondieren oder auch<br />
eventuell abgelehnte Anträge zu analysieren und neu<br />
auszurichten.<br />
Interdisziplinarität<br />
Interdisziplinarität (und Transdisziplinarität) wird im aktuellen<br />
Wissenschaftsdialog als zentraler Innovationsfaktor<br />
diskutiert, wobei strittig ist, inwieweit Interdisziplinarität<br />
in <strong>Fo</strong>rschungsaktivitäten institutionalisiert werden<br />
sollte. <strong>Fo</strong>rschungseinrichtungen bringen permanent<br />
Innovationen hervor, die zunehmend disziplinübergreifend<br />
entstehen (z.B. im Rahmen der Nanotechnologie,<br />
Bionik, Umweltwissenschaften etc.). Serendipity, als<br />
häufiger Wegbereiter „genialer“ Entwicklungen, ist aus<br />
vielen bahnbrechenden <strong>Fo</strong>rschungserfolgen nicht wegzudenken<br />
(Röntgenstrahlung, Penicillin u.a.). Da dieser<br />
erkenntnisreiche Zufall aber nur den aufnahmebereiten<br />
Geist ereilt, sollte in diesem Sinne die Institutionalisierung<br />
von Interdisziplinarität durchaus angestrebt werden.<br />
Fließen fachliche Grenzen ineinander, entstehen Schnittmengen<br />
durch disziplinäre Überlappungen und die Bereiche<br />
treten über mehrdimensionale Rückkopplungen<br />
in Verbindung. Dazu müssen verschiedene Managementleistungen<br />
verknüpft werden: Integration, Kommunikation<br />
und Vernetzung sollen, basierend auf gemeinsamen<br />
Zielen, zur Synthese der Einzelbeiträge führen<br />
(Defila et al. 2008). Wissen aus interdisziplinären Quellen<br />
wird so in einem neuen Zusammenhang und Verständnis<br />
akkumuliert und verarbeitet. Der entstandene<br />
Mehrwert kann dann wieder in die (Ausgangs-)Disziplinen<br />
zurückgeworfen werden oder auch eine neue Disziplin<br />
begründen und somit einen neuen, originären und<br />
kreativen Output erzeugen.<br />
Daher ist Interdisziplinarität im <strong>Fo</strong>rschungsmanagement<br />
grundsätzlich zu berücksichtigen, sowohl auf inhaltlicher<br />
Ebene als auch im strukturellen Ansatz. Breite Akzeptanz,<br />
eine gemeinsame Sprache, Vertrauen und Offenheit<br />
sowie ein konstruktives Arbeitsklima bilden hier die<br />
gemeinschaftliche Basis. Diese anspruchsvolle wissenschaftliche<br />
Tätigkeit setzt fundierte Kenntnisse und<br />
großes Interesse an Wissenschaft und interdisziplinären<br />
Prozessen voraus und muss von einem theoretisch und<br />
praktisch geschulten Management gestaltet werden<br />
(Defila et al. 2008). Eine methodische Konzeption zur<br />
Umsetzung komplexer interdisziplinärer Vorhaben wird<br />
in Wechsler/Hurst (2010) dargestellt.<br />
Wissens- und Technologietransfer<br />
Der Transfer von Wissen aus Hochschulen und <strong>Fo</strong>rschungseinrichtungen<br />
in die Wirtschaft und Gesellschaft<br />
ist einer der Schwerpunkte im Wissenschaftsmanagement.<br />
Aktuell soll zur Innovationsgenese von den Einrichtungen<br />
der Wissens- und Technologietransfer als<br />
weitere zentrale Aufgabe neben Lehre und <strong>Fo</strong>rschung<br />
wahrgenommen werden (siehe: Hochschulrahmengesetz<br />
von 1998 und modifiziertes Arbeitnehmererfinderrecht<br />
von 2002). Die Verwertung von <strong>Fo</strong>rschungsergebnissen<br />
aus deutschen Hochschulen, gemessen an Patentanmeldungen,<br />
weist dadurch eine steigende Tendenz auf<br />
(Schmoch 2007).<br />
Die Schnittstelle zur Anwendungsorientierung bilden so<br />
genannte (Technologie )Transferstellen, die an Bildungsund<br />
<strong>Fo</strong>rschungseinrichtungen zum Teil seit Längerem in<br />
unterschiedlichen Rechtsformen installiert sind und ein<br />
Portfolio an Dienstleistungen bereit stellen: Erkennen<br />
und Aufbereiten von Technologiepotenzialen und Industriekollaborationen,<br />
Management von Vertragsforschung<br />
und Ausgründungen von Unternehmen bzw. An-<br />
Instituten, Verwertung der Ergebnisse aus F&E in <strong>Fo</strong>rm<br />
von Lizenzierung und Patentierung etc. Aufgrund der<br />
Vielgestaltigkeit der Aufgaben sollte das Managementteam<br />
dazu die entsprechenden tätigkeitsorientierten<br />
Kompetenzen bereithalten. Für die erfolgreiche Arbeit<br />
der Einrichtungen ist es essenziell, dass neben Wissenschaftsmanagern<br />
mit Verständnis für <strong>Fo</strong>rschung und Entwicklung<br />
auch andere Akteure mit fundierten Kenntnissen<br />
aus Wirtschaft und Recht vertreten sind. Die Organisationseinheiten<br />
generieren diverse Mehrwerte, z.B.<br />
Förderung regionaler Innovationscluster, Ausschöpfen<br />
regionaler Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für<br />
<strong>Fo</strong> 2+3/2010<br />
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