Fo - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>Fo</strong><br />
<strong>Fo</strong>-Gespräch mit dem Geschäftsführer der Jacobs <strong>Fo</strong>undation Dr. Bernd Ebersold<br />
B.E.: Allgemein setzen Stiftungen sehr unterschiedliche<br />
Strategien ein, um ihre Ziele zu verfolgen, zumeist aber<br />
doch die responsive Förderung von Einzelprojekten,<br />
manchmal eine Auslobung von Förderprogrammen als<br />
Wettbewerb usw. Die Jacobs <strong>Fo</strong>undation hat sich in<br />
ihren Praxisprojekten für einen anderen Weg entschieden,<br />
nämlich die aktive Entwicklung von Projekten mit<br />
festen Partnern. Auch in der Wissenschaftsförderung<br />
setzen wir mehr und mehr auf programmatische statt<br />
rein responsive Förderung. Das meint das o.g. „actively“<br />
und bleibt doch der „sponsored“ statt einer „managed<br />
partnership“ verpflichtet.<br />
<strong>Fo</strong>: Es war die Rede von Interventionsprojekten. Wie<br />
entscheidet die Stiftung, wo und warum interveniert<br />
werden sollte?<br />
B.E.: Auch ich musste mich an den Begriff gewöhnen.<br />
Wir verwenden den Begriff der Intervention eher in seiner<br />
Bedeutung aus der psychologischen Wissenschaften<br />
her kommend im Sinne eines Praxisprojektes, dem ein<br />
Handlungsansatz zugrunde liegt, positive Beiträge auf<br />
die Entwicklung eines Individuums oder einer Gruppe<br />
bzw. eines institutionellen Zusammenhangs auszulösen.<br />
Die Begründung zugunsten einer Maßnahme liegt damit<br />
in der Einschätzung der Wirksamkeit eines Ansatzes zur<br />
Zielerreichung, letztlich auf der Hoffnung einer wirksamen<br />
Problemlösungs- und Umsetzungsstrategie.<br />
<strong>Fo</strong>: Als besondere Umsetzungsstrategie betont die Stiftung:<br />
„In diesem Kontext konzentriert sich die Stiftung<br />
auf das Modell der „Wertschöpfungskette“ (value<br />
chain): innovative <strong>Fo</strong>rschung, praktischer Test der Ergebnisse<br />
in Pilot-Interventionsprojekten und Markteinführung,<br />
damit die systematische Anwendung getesteter<br />
Konzepte in einem größeren Rahmen sichergestellt<br />
wird. Wir unterstützen Projekte mit großen Erfolgschancen<br />
und hohem Potential für weitere Implementierungen<br />
anderenorts.” Wie stellen Sie das „hohe Potential<br />
für weitere Implementierungen anderenorts” fest?<br />
Wenn schon im Antragsstadium, wie dort?<br />
B.E.: Ganz generell ist das „up scaling“ erfolgreich getesteter<br />
Handlungsansätze die größte Herausforderung in<br />
Prozessen, die sozialen Wandel befördern wollen. Wir<br />
stellen in unseren Projekten immer wieder fest, dass das<br />
Engagement und die Kompetenz der in den Projekten<br />
eingebundenen Personen ganz entscheidende Faktoren<br />
für Erfolg oder Misserfolg sind. Wenn man dann noch<br />
bedenkt, dass die jeweiligen Handlungskontexte ganz<br />
unterschiedlicher Natur sind, dann wird offensichtlich,<br />
dass es nur ganz selten einen Übertragungs- und Proliferationsautomatismus<br />
von erfolgreichem Projekt zur gesellschaftlichen<br />
Durchdringung gibt. Aber es gibt bessere<br />
und weniger gute Wege zur Dissemination. Vieles<br />
macht die Erfahrung einer langen Förderpraxis aus. Ferner,<br />
man muss sich realistische Ziel setzten und, wie Sie<br />
andeuten, bereits in der Konzipierungsphase eines Projektes<br />
dessen Potential einstufen und, was ganz entscheidend<br />
ist, jeweils sich bietende Chancen ergreifen.<br />
Das heißt zumeist, sich ganz konsequent mit der Frage<br />
auseinandersetzen, welches, sagen wir „Geschäftsmodell“,<br />
ab besten geeignet ist, um diese Potentiale zu<br />
heben. Das hat erhebliche Konsequenzen für die eigene<br />
Organisation. Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen.<br />
Die Jacobs <strong>Fo</strong>undation hat mit dem Max Planck-<br />
Institut für Bildungsforschung mit den sog. Jacobs Summer<br />
Camps ein sehr erfolgreiches Instrument zur Sprachförderung<br />
von Kindern mit Migrationshintergrund entwickelt.<br />
Sie hätte dabei die Möglichkeit gehabt, die<br />
flächendeckende Anwendung zu realisieren, wenn sie<br />
sich dazu hätte entschließen können, sich selbst als operative<br />
Umsetzungsstiftung umzugestalten. Was alternativ<br />
blieb, blieb nur die an andere Akteure gerichtete<br />
Werbung für ein Modell und damit ein Suboptimum an<br />
Wirkung. Jedenfalls wird heute das Modell noch an seinem<br />
Ursprungsort in Bremen angewandt und an einigen<br />
anderen Stellen in Deutschland, wobei insbesondere das<br />
Engagement der Polytechnischen Gesellschaft zu erwähnen<br />
ist, welche das Ursprungskonzept im Programm<br />
„Deutschsommer“ in ganz Frankfurt umsetzt. Gerade bei<br />
Erfolgen müssen wir uns oft die Frage stellen, wie wir<br />
uns als Stiftung operativ verändern müssten, um ein Projekt<br />
erfolgreich auszubreiten, weil man der beste Kümmerer<br />
für die eigene Idee und das eigene Modell bleibt.<br />
Und scheuen dann letztlich davor zurück, weil der Preis,<br />
die Veränderung des Handlungsansatzes des eigenen<br />
Stiftungsmodells, als zu hoch erachtet wird.<br />
<strong>Fo</strong>: Bei Lösungsmodellen wird die modellhafte Wirkung<br />
(normbildend bzw. zur Nachahmung anregend) nur<br />
durch Verbreitung erzielt. Werden die Modelle empirisch<br />
begleitet? Werden Erfahrungsberichte zur Verfügung<br />
gestellt? Wie sieht die öffentliche Kommunikation<br />
darüber aus und ist sie Teil des Programms?<br />
B.E.: Wenn es bei der zuvor beschriebenen Entsagung<br />
bliebe, würden wir uns schuldig machen. Natürlich müssen<br />
wir jede Chance auf einerseits Optimierung der Wirkungsansätze<br />
und auf förderliche Bedingungen für Umsetzungschancen<br />
andererseits nutzen. Daher ist die evaluatorische<br />
Begleitung ebenso ein Wesensmerkmal unserer<br />
Praxisprojekte wie die aktive Kommunikation im<br />
Nachgang. Mehr noch. Wir haben ganz bewusst als<br />
einen von drei Programmschwerpunkten einen Bereich<br />
„Dialog und Netzwerkbildung“ gegründet, weil es eine<br />
Daueraufgabe ist, für Themen die Agenden zu platzieren<br />
und Gesellschaft für die Bedeutung unserer Themen zu<br />
sensibilisieren, um damit bestmöglich den Boden vorzubereiten,<br />
auf den gute Ideen und Konzepte weiter gedeihen<br />
sollen.<br />
<strong>Fo</strong>: Kürzlich haben wir von der Jacobs <strong>Fo</strong>undation Initiative<br />
erfahren. Sie scheint genau in diese Umsetzungsstrategie<br />
und das Selbstverständnis zu passen. Können<br />
Sie dieses Instrument erläutern?<br />
B.E.: Die Jacobs <strong>Fo</strong>undation Initiative ist aus einer gewissen<br />
Not unserer Projekte in der Entwicklungspolitischen<br />
Zusammenarbeit heraus geboren worden. Oder<br />
drücken wir es positiver aus: Sie ist ein neues Förderinstrument,<br />
dass nicht unterstellt, dass wir wirklich diese<br />
<strong>Fo</strong> 2+3/2010<br />
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