palliativmedizin – - Hannoversche Ärzte-Verlags-Union
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Foto: privat<br />
sterbekultur<br />
weiterentwickeln<br />
200 Teilnehmer haben Mitte Juli einer<br />
Fachtagung im Niedersächsischen<br />
Landtag beigewohnt, die sich mit dem<br />
Thema menschenwürdiges Leben und<br />
umfassende Gesundheitsversorgung<br />
bis zuletzt widmete. Der Titel der Veranstaltung<br />
lautete „Hospiz- und Palliativversorgung<br />
in Niedersachsen <strong>–</strong><br />
Sterbekultur zukunftsorientiert wei-<br />
terentwickeln“. Die Fachtagung wurde<br />
von der CDU-Fraktion im Landtag<br />
organisiert. Ziel der Veranstaltung<br />
war ein gemeinsamer politischer Impuls<br />
zur sinnvollen Weiterentwicklung<br />
der hospiz- und <strong>palliativmedizin</strong>ischen<br />
Versorgung in Niedersachsen.<br />
Laut den beiden CDU-Landtagsabgeordneten<br />
Heidemarie Mundlos<br />
Die menschenzugewandte Kultur stärken<br />
Im Jahr 2009 hat das Niedersächsische<br />
Sozialministerium die Koordinierungsund<br />
Beratungsstelle für Hospizarbeit<br />
und Palliativversorgung eingesetzt. Die<br />
Stelle nimmt einschließlich ihrer Expertengruppe<br />
eine beratende Bindegliedfunktion<br />
zwischen dem Ministerium<br />
und der Hospizarbeit beziehungsweise<br />
Palliativversorgung wahr. Sie ist<br />
ein Anlaufpunkt für Haupt- und Ehrenamtliche<br />
und verhandelt mit den<br />
Kostenträgern Vertragsgestaltung und<br />
Vergütung der spezialisierten ambulanten<br />
Palliativversorgung (SAPV). Das<br />
Büro beim Landkreis Osnabrück wird<br />
dankenswerterweise von Mitarbeitern<br />
aus dem Gesundheitsdienst administrativ<br />
unterstützt. Zahlreiche Anfragen<br />
landen auf der eigenen Telefon-Hotline,<br />
auf der Homepage wurden inzwischen<br />
20.000 Klicks gezählt.<br />
Steigende Bedarfe<br />
Während 1996 deutschlandweit noch<br />
28 Palliativstationen gezählt wurden,<br />
waren es 2011 bereits 231. Im Jahr<br />
2008 gab es mehr Palliativstationen als<br />
stationäre Hospize. Gegebenenfalls ist<br />
das der Einführung<br />
der Ziffer des Operationen-<br />
und Prozedurenschlüssels<br />
(OPS)<br />
für Palliativpatienten<br />
1 geschuldet. Sie<br />
hebt die multimodalen<br />
Voraussetzungen<br />
für die Versorgung<br />
an. Aus Gründen der<br />
Qualität ist dies unbedingt<br />
zu begrüßen. Im<br />
April 2012 betrug die Zahl der stationären<br />
Palliativbetten in 42 niedersächsschen<br />
Krankenhäusern 233. Der von<br />
der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin<br />
(DGP) 2009 berechnete Versorgungsbedarf<br />
für Niedersachsen wurde<br />
somit in etwa erreicht. Allerdings ist<br />
bei wachsender Multimorbidität und<br />
zunehmender Versorgung von Nicht-<br />
Tumorpatienten <strong>–</strong> trotz der von der<br />
SAPV bereits aufgefangenen Fälle <strong>–</strong> mit<br />
einem steigenden Bedarf zu rechnen.<br />
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung<br />
(KBV) wurden bis Juni 2012<br />
deutschlandweit 222 Betriebsstätten-<br />
1 korrekte Bezeichnung: Palliativmedizinische Komplexbehandlung<br />
Humanität in der Palliativversorgung klinik und praxis<br />
und Norbert Böhlke spiegelte die rege<br />
Diskussion mit Fachreferenten und<br />
Teilnehmern das große gesellschaftliche<br />
Interesse an diesem Thema wider.<br />
Die folgenden Statements dreier Experten<br />
zeigen die Perspektive von Palliativmedizin<br />
und Hospizarbeit während<br />
der Tagung auf.<br />
nummern für SAPV-<br />
Teams vergeben. Niedersachsen<br />
gehört zu den<br />
Spitzenreitern: Die Koordi -<br />
nierungsstelle registriert <strong>–</strong><br />
abgeglichen mit den Kran -<br />
kenkassen <strong>–</strong> 39 Teams.<br />
Von 250.000 Einwohnern<br />
sterben jährlich 2.500 Men -<br />
schen. Nach allgemeiner<br />
Einschätzung benötigen<br />
hiervon zehn Prozent (also<br />
250 Menschen) Leistungen der<br />
SAPV. Die DGP geht davon aus, dass ein<br />
Team für eine Einwohnerzahl von<br />
250.000 Menschen genügt, demnach<br />
würden in Niedersachsen sogar circa<br />
32 SAPV-Teams ausreichen. Diese Bedarfe<br />
sind in unserem Flächenland,<br />
auch aufgrund der langen Wege,<br />
aber unbedingt anders zu bewerten.<br />
Wir hoffen, dies demnächst mit Hilfe<br />
valider Zahlen ermitteln zu können.<br />
In Niedersachsen wird bezüglich der<br />
SAPV die vernetzte Zusammenarbeit<br />
aller Beteiligten hervorgehoben, wobei<br />
auch die Seelsorge, die psychosozialen<br />
und ehrenamtlichen Dienste zu inte-<br />
10 | 2012 niedersächsisches ärzteblatt<br />
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