palliativmedizin – - Hannoversche Ärzte-Verlags-Union
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sche Thrombosen und Embolien als Endpunkte. Bei internistischen<br />
Patienten zeigt sich für eine generelle medikamentöse<br />
Thromboembolieprophylaxe kein Nutzen, der das<br />
leicht erhöhte Blutungsrisiko aufwiegen könnte (21).<br />
Der sinnvolle Einsatz der medikamentösen Thromboembolieprophylaxe<br />
bei internistischen Patienten erfordert eine<br />
weitergehende Differenzierung in der Risikostratifizierung.<br />
Thrombotische und embolische Ereignisse treten vor allem<br />
bei Patienten mit aktiven Malignomen und in hohem Alter<br />
auf (22). Bei Patienten mit Krebserkrankungen können<br />
symptomatische tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien<br />
durch eine gezielte medikamentöse Prophylaxe reduziert<br />
werden (23). Bei hochbetagten Patienten kann es<br />
sinnvoll sein, wegen des ebenfalls hohen Blutungsrisikos<br />
von einer Thromboseprophylaxe abzusehen (24).<br />
Eine aktuelle Metaanalyse ging der Frage der Verlängerung<br />
einer prophylaktischen Antikoagulation bei internistischen<br />
Risikopatienten über den stationären Aufenthalt hinaus<br />
nach. Die mit Apixaban und Rivaroxaban durchgeführten<br />
Studien wurden eingeschlossen. Weder symptomatische<br />
thromboembolische Ereignisse noch die Mortalität werden<br />
signifikant reduziert. Die Häufigkeit von größeren Blutungen<br />
wird jedoch erhöht (25).<br />
Apoplex<br />
Für Patienten mit akuten ischämischen Schlaganfällen<br />
(mit Beinlähmung) konnte eine Metaanalyse keine signifikanten<br />
Auswirkungen einer Heparinisierung auf symptomatische<br />
thromboembolische Ereignisse im Vergleich zu<br />
Placebo oder unbehandelten Kontrollen finden (26). Größere<br />
Blutungen traten jedoch bei 1,5 Prozent der Patienten<br />
im Vergleich zu 0,88 Prozent signifikant häufiger auf. Gegen<br />
die Fokussierung auf symptomatische Thrombosen<br />
wurde eingewandt, dass die systematische Suche nach<br />
symptomlosen Thrombosen (Screening) und deren anschließende<br />
Behandlung das Auftreten symptomatischer<br />
Thrombosen auch unter Placebo reduziert haben könne<br />
(27). Die Prophylaxe würde somit den risikoreicheren therapeutischen<br />
Einsatz der Antikoagulation reduzieren. Tatsächlich<br />
fehlte der Effekt der Heparinisierung auf die symptomatischen<br />
Thrombosen aber auch in den Studien ohne<br />
Screening (28).<br />
Therapie von venösen Thrombosen und<br />
Lungenembolien<br />
Eine proximale tiefe Beinvenenthrombose ist ebenso wie eine<br />
symptomatische Lungenembolie eine Indikation zur therapeutischen<br />
Antikoagulation (1). Bei Einleitung der Therapie<br />
soll schnell eine wirksame Antikoagulation erreicht<br />
CME-Fortbildung Venenthrombosen und Lungenembolien arzneimittel<br />
werden. Dadurch können ein weiteres Thrombuswachstum<br />
und (weitere) Lungenembolien verhindert werden. Die Auflösung<br />
der Thromben durch die körpereigene Fibrinolyse<br />
wird unterstützt.<br />
Eine wirksame Antikoagulation kann schnell mit Heparinen,<br />
Fondaparinux und den oralen Thrombin- und Faktor<br />
Xa-Inhibitoren erreicht werden. Von den letzteren ist nur<br />
Rivaroxaban für die Therapie von venösen Thrombosen zugelassen<br />
(s. Tabelle). UFH kann intravenös oder subcutan<br />
verabreicht werden. Die Dosierung wird durch die Bestimmung<br />
der partiellen Thromboplastinzeit (PTT) oder der<br />
Thrombinzeit individuell angepasst. NMH und Fondaparinux<br />
werden ein- oder zweimal täglich subcutan in einer am<br />
Körpergewicht orientierten Dosierung verabreicht. Vorteile<br />
der zweimal täglichen Gabe sind bei Vergleich äquivalenter<br />
Tagesdosen nicht belegt (1). Laut Fachinformation<br />
sind Dalteparin, Tinzaparin und Fondaparinux für die einmal<br />
tägliche Gabe in dieser Indikation geeignet. Bei höhergradiger<br />
Niereninsuffizienz wird UFH bevorzugt. Bei Heparintherapie<br />
(UFH oder NMH) sind Kontrollen der Thrombozytenzahl<br />
ab dem fünften Behandlungstag erforderlich.<br />
Bei Einleitung der Therapie mit einem Heparin oder Fondaparinux<br />
ist entsprechend der Fachinformation des Präparates<br />
die überlappende orale Antikoagulation mit einem<br />
VKA (in Deutschland überwiegend Phenprocoumon) angezeigt.<br />
Das Heparin oder Fondaparinux wird mindestens fünf<br />
Tage (Tinzaparin 10 Tage) bzw. bis zum Erreichen des INR-<br />
Zielbereiches zwischen 2 und 3 fortgeführt. Das Anstreben<br />
eines INR-Zielwertes von 2,5 erhöht den Zeitanteil mit Werten<br />
im therapeutischen Bereich (29).<br />
Bettruhe obsolet<br />
Eine frühe Mobilisierung von Patienten mit tiefer Beinvenenthrombose<br />
erhöht das Risiko von Lungenembolien im<br />
Vergleich zu Bettruhe nicht (30). Eine mit NMH eingeleitete<br />
ambulante Therapie tiefer Venenthrombosen reduziert<br />
nach einem Cochrane Review im Vergleich zu einer stationären<br />
Therapie sogar die Häufigkeit von Lungenembolien<br />
und Thromboserezidiven (32). Die vorliegenden Studien waren<br />
allerdings anfällig für Verzerrungen. Viele Patienten<br />
wurden ausgeschlossen. Im Einzelfall sprechen unter anderem<br />
eine besonders schwere Symptomatik, eine erhebliche<br />
Komorbidität oder eine problematische häusliche Situation<br />
gegen eine ambulante Behandlung bei Patienten mit<br />
tiefen Beinvenenthrombosen.<br />
Manifeste Lungenembolien sind eine Indikation für eine stationäre<br />
Behandlung. Es ist noch nicht erwiesen, ob zukünftig<br />
durch eine Risikostratifizierung in relevantem Umfang stationäre<br />
Aufenthalte gefahrlos vermieden oder abgekürzt<br />
werden können (32). Die Indikationen für eine operative oder<br />
10 | 2012 niedersächsisches ärzteblatt<br />
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kvn