ein patenschaftmodell für kinder aus suchtbelasteten ... - Pflege in Not
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Kapitel 2 - Risikofaktoren<br />
Sie berichtet außerdem von Vermutungen, dass es zu sexuellem Missbrauch des Vaters gegen-<br />
über ihrer Schwester kam. Auch ihr gegenüber gab es Übergriffe sexueller Art, sie wüsste aber<br />
nicht mehr, wie weit das g<strong>in</strong>g, habe alles verdrängt (vgl. S A-38, Zeile 25-30).<br />
Helena sieht ganz deutliche Folgen aufgrund des Erlebten. Sie führt ihre eigene, bereits im<br />
Alter von 12 Jahren entwickelte, stoffliche Abhängigkeit <strong>e<strong>in</strong></strong>erseits auf das Tr<strong>in</strong>kverhalten<br />
ihres Vaters, andererseits auf die Tatsache zurück, dass sie bereits als K<strong>in</strong>d Alkohol wie<br />
Süßigkeiten von ihren Eltern bekommen habe. Selbst Alkohol zu tr<strong>in</strong>ken, sei <strong>für</strong> sie <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Bewältigungsstrategie gewesen, mit der Situation zu H<strong>aus</strong>e umgehen zu können. Sie habe<br />
lange gebraucht, um zu realisieren, dass sie als eigenständige Person vorhanden ist, da ihre<br />
eigenen Bedürfnisse und Wünsche k<strong>e<strong>in</strong></strong>e Rolle <strong>in</strong> der Familie gespielt haben, alles drehte sich<br />
<strong>aus</strong>schließlich um ihren Vater. Daher habe sie sich auch immer abhängige Partner gesucht und<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>en Beruf gewählt (Sozialpädagog<strong>in</strong>), bei dem sie sich ebenfalls an den Problemen anderer<br />
Menschen orientieren kann (vgl. S. A-32, Zeile 31 – S. A-33, Zeile 12). Genau wie Anja fühlte<br />
sich Helena <strong>in</strong> der Schule am wohlsten und sichersten. Es gab klare Regeln, die <strong>e<strong>in</strong></strong>fach<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>zuhalten waren (vgl. S. A-33, Zeile 27-32). Nun muss sich Helena beruflich etwas<br />
zurücknehmen, sagt sie, sie müsse noch <strong>e<strong>in</strong></strong>mal Therapie machen, sie habe <strong>e<strong>in</strong></strong>e komplexe<br />
posttraumatische Belastungsstörung, die sie, trotz mehrjähriger Drogenabst<strong>in</strong>enz, immer<br />
wieder auch <strong>in</strong> ihrem Beruf beh<strong>in</strong>dert (vgl. S. A-35, Zeile 23-26).<br />
Auch ihre Schwester habe Folgen durch das gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam Erlebte. Sie habe viele psycho-<br />
somatische Beschwerden, seltene Krankheiten und Allergien und „kann kaum noch was<br />
machen“ (vgl. S. A-34, Zeile 23-27).<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Erfahrungsberichte aller drei Interviewpartner die<br />
<strong>aus</strong> der Fachliteratur <strong>in</strong> den vorangegangenen Kapiteln erarbeiteten Belastungssituationen und<br />
Risiken von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>suchtbelasteten</strong> Familien sowie die Auswirkungen <strong>für</strong> die betroffenen<br />
K<strong>in</strong>der widerspiegeln und sch<strong>e<strong>in</strong></strong>bar bestätigen, auch wenn es sich hierbei nicht um <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
repräsentative empirische Analyse handelt.<br />
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