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Schwerpunkt<br />

Gesundheit<br />

von GesmbHs zusammenschließen können.<br />

Dies brächte den Vorteil, in größeren<br />

Einheiten auch Randzonen versorgen und<br />

längere Öffnungszeiten anbieten zu können.<br />

Steinhart begrüßt dieses Modell, weil<br />

Ärzte durch Kapitalkonzentrationen bessere<br />

Qualität anbieten könnten. Wenig Positives<br />

gewinnt Julian Hadschieff der neuen<br />

Gesellschaftsform ab. Der WKO-Obmann<br />

der Fachgruppe und des Fachverbandes<br />

der privaten Krankenanstalten und Kurbetriebe<br />

bezeichnet Ärzte-GmbHs als „unnotwendige<br />

neue Organisationsform“. Sollten<br />

diese aus politischen Gründen notwendig<br />

sein, müsse sichergestellt werden, dass die<br />

neuen Ärzte-Gesellschaften jene Auflagen<br />

berücksichtigen, die auch für Ambulatorien<br />

gelten: Bedarfsprüfung, Aufsichtsräte,<br />

Qualitätssicherung und das Vertragsrecht.<br />

Keine Frage des sozialen Status<br />

Ist das hiesige Gesundheitswesen tatsächlich<br />

zu einrichtungsorientiert und zu<br />

wenig patientenorientiert? „Ich glaube,<br />

dass man Einrichtungen und Patienten<br />

nicht gegeneinander ausspielen kann“,<br />

meint Barbara Maier, Oberärztin an der<br />

Universitätsklinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe in Salzburg. Als Medizinethikerin<br />

ist sie interdisziplinär tätig und<br />

hat einen psychosomatischen Zugang,<br />

der – einrichtungsorientiert hin oder her<br />

– ihre Patientinnen in den Mittelpunkt<br />

stellt. „Für den Patienten ist es wichtig, zu<br />

wissen, wer der betreuende Arzt ist. Da ist<br />

nicht nur die Begegnung relevant, sondern<br />

auch die Beziehung, die Gesprächsmöglichkeiten<br />

und die Informationen“, sagt<br />

Maier. Ihr ist wichtig, dass die fachliche<br />

mit der menschlichen Kompetenz und mit<br />

ethischem Bewusstsein gepaart ist, „weil<br />

wir so ein menschliches, soziales und<br />

solidaritätsorientiertes Gesundheitswesen<br />

zustande bringen“. Barbara Maier schätzt<br />

am österreichischen Gesundheitssystem<br />

ganz besonders die soziale Komponente:<br />

Der Zugang zu medizinischen Leistungen<br />

ist allen Teilen der Bevölkerung gleichermaßen<br />

gegeben.<br />

Fortschritt durch E-Health<br />

Geht es um Optimierung, so stehen für<br />

Josef Probst Wirksamkeit, Effizienz, Qualität<br />

und Transparenz an vorderster Stelle.<br />

Er fordert eine einheitliche Strategie beginnend<br />

mit der Formulierung bundesweiter<br />

Gesundheitsziele. Österreich sei eines der<br />

wenigen westlichen Länder, das keine<br />

definiert hat. „Wenn ich keine Ziele habe,<br />

reicht am Ende des Jahres nachgewiesene<br />

Betriebsamkeit“, sagt Probst. Auch die<br />

Beteiligungsmöglichkeiten der Patienten<br />

könnten sich wesentlich verbessern.<br />

Hier wird Elga, der dezentrale elektronische<br />

Gesundheitsakt, bald wesentliche<br />

Fortschritte bringen. Er macht das<br />

System nicht nur effizienter, sondern<br />

auch patientenfreundlicher. Patientenanwalt<br />

Gerald Bachinger begrüßt den Ausbau<br />

des elektronischen Gesundheitsakts.<br />

„Ich erlebe immer wieder, dass Patienten<br />

mit falschen Informationen aus dem Internet<br />

zu uns kommen. Mit einem seriösen<br />

Gesundheitsportal können wir aufklären<br />

und informieren“, ist der Patientenanwalt<br />

überzeugt. 80 bis 90 Prozent der Fehler im<br />

Gesundheitswesen seien darauf zurückzuführen,<br />

dass Informationen nicht zur<br />

richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Elga<br />

soll hier Abhilfe schaffen und in verschiedenen<br />

Ausbaustufen weiterentwickelt<br />

werden. Wesentliche Vorteile wird es im<br />

Bereich der E-Medikation geben – so etwa<br />

können Fehlmedikationen vermieden<br />

werden. Auch Befunde und Arztbriefe<br />

werden elektronisch gespeichert. Darüber<br />

hinaus soll der elektronische Gesundheitsakt<br />

in Form einer Suchmaschine dem<br />

Patienten viele Informationen zu Krankheiten,<br />

Operationen etc. bieten und ihn<br />

„mündiger“ machen.<br />

Ergebnis- vor Strukturqualität<br />

Ausbaufähig ist das österreichische<br />

Gesundheitssystem vor allem im Bereich<br />

der Qualitätskontrolle. Tatsächlich wird<br />

hier zu Lande ein starkes Gewicht auf die<br />

Strukturqualität gelegt, während die Prozess-<br />

und Ergebnisqualität vernachlässigt<br />

wird. Um Ergebnisse auch tatsächlich<br />

festzuhalten, bräuchte es entsprechende<br />

Qualitätsmessungen. Realisiert wird die<br />

Ergebnisorientierung bereits in Krankenanstalten<br />

privater gemeinnütziger Träger.<br />

So etwa ließ sich die Vinzenz Gruppe als<br />

erste Spitalsgruppe umfassend nach KTQ<br />

(Kooperation für Transparenz und Qualität<br />

im Gesundheitswesen)/ proCom Cert<br />

zertifizieren, was mit einer externen Prüfung<br />

im Dreijahres-Rhythmus einhergeht.<br />

Julian Hadschieff, WK-Fachverband<br />

der privaten Krankenanstalten und<br />

Kurbetriebe, über die neue Rechtsform<br />

„Ärzte-GmbHs sind<br />

eine unnotwendige<br />

neue Organisationsform.“<br />

Oktober 09 13

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