Republik 2
Republik 2
Republik 2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Text<br />
Christian Schneider<br />
Foto<br />
Photos.com<br />
Thema<br />
Gleichstellung<br />
Mehr X-Chromosome<br />
für die Verwaltung<br />
Beim Anteil von im öffentlichen Sektor beschäftigten Frauen gelten<br />
skandinavische Länder als Vorbilder. Doch was im Norden Tradition hat,<br />
muss hierzulande hart erarbeitet werden. Verpflichtende Frauenquoten<br />
haben selbst unter weiblichen Fachleuten wenige Anhängerinnen.<br />
Experten empfehlen Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und freiwillige<br />
Selbstverpflichtungen.<br />
Eine Erfolgsmeldung kommt nun von<br />
Gabriele Heinisch-Hosek, in deren Person<br />
die Verantwortlichkeit für das Frauenressort<br />
wie auch jene für den öffentlichen<br />
Dienst vereint sind. So wurde erstmals<br />
präzise erhoben, wie sich der Frauenanteil<br />
im Verantwortungsbereich des Bundes in<br />
den vergangenen zwei Jahren entwickelt<br />
hat. Seit jeher bekannt ist die Tatsache,<br />
dass der Frauenanteil mit Zunahme der<br />
Verantwortung und der Gehaltsstufe fällt.<br />
Das Phänomen wird seit den achtziger<br />
Jahren als „Gläserne Decke“ bezeichnet.<br />
Aufwärtstrend<br />
Umso erfreulicher ist das Ergebnis der<br />
Erhebung. Der Anteil der weiblichen Führungskräfte<br />
des Bundes – in der höchsten<br />
Qualifikationsgruppe und Besoldungsstufe<br />
– stieg in 30 Monaten durchschnittlich<br />
von 15,8 auf 20,6 Prozent. Ein Trend, der<br />
sich auch in allen anderen Qualifikationsgruppen<br />
und Besoldungsstufen bestätigt.<br />
Verantwortlich für diese positive<br />
Entwicklung sind laut Heinisch-Hoseks<br />
Ressort vor allem die Frauenförderpläne,<br />
die unter anderem durch maßgeschneiderte<br />
Aus- und Weiterbildungsangebote,<br />
etwa durch die Verwaltungsakademie des<br />
Bundes (VAB), strukturelle Ursachen und<br />
Defizite sowie institutionelle Gewohnheiten<br />
kompensieren. Das Programm<br />
namens „Frauen Empowerment der VAB“<br />
beinhaltet Workshops zu den Themen<br />
Laufbahnentwicklung, Powertalking oder<br />
Wiedereinstieg nach einer Karenz, die zur<br />
Stärkung der verschiedensten Kompetenzen<br />
dienen. Überdies trägt die stetig ausgebaute<br />
Transparenz bei der Stellenvergabe<br />
– beispielsweise mithilfe des Ausschreibungsgesetzes<br />
– zu einer verbesserten<br />
Ausgangsposition für Frauen bei.<br />
Ambitionierte Ziele<br />
Die Erhebung exakter Zahlen durch<br />
das Frauenressort dient nun als Grundlage<br />
für einen vielversprechenden Ansatz.<br />
So wurden für den Stellenplan 2009 bis<br />
2013 erstmals Ziele festgeschrieben, in<br />
welchem Ausmaß der Anteil von Frauen<br />
in Führungspositionen innerhalb der<br />
Legislaturperiode gesteigert werden soll.<br />
Das Besondere dabei ist, dass die Zielvereinbarungen<br />
von den jeweiligen Stellen<br />
selbst kommen.<br />
„Ministerin Schmied hat beispielsweise<br />
im Frühjahr 2009 einen neuen ambitionierten<br />
Frauenförderplan erlassen. Dieser<br />
hat Vorbildwirkung für andere Ministerien“,<br />
sagt Gabriele Trattner, die die Arbeitsgruppe<br />
für Gleichbehandlungsfragen des<br />
Unterrichtsministeriums leitet. Durch<br />
spezielle Schulungprogramme werden<br />
Kolleginnen bei ihrer Karriereplanung<br />
unterstützt.<br />
Mit dieser und weiteren Maßnahmen<br />
sei es dem Ressort gelungen, die<br />
Frauenquote auf Abteilungsleiterebene<br />
um 14 Prozent zu steigern, so Trattner<br />
weiter. Vom Bundeskanzleramt über<br />
die Präsidentschaftskanzlei bis hin zum<br />
Verfassungsgerichtshof haben sich alle<br />
Teile der Bundesverwaltung selbst<br />
mehr oder weniger ambitionierte Ziele<br />
gesetzt, die es einzuhalten gilt. Immerhin<br />
sind diese Ziele Teil des offiziellen Stellenplans<br />
und somit auch Teil des Budgetplans.<br />
Besonders zuversichtlich dabei zeigen<br />
sich der REPUBLIK vorliegende Budgetplan<br />
des Rechnungshof und der Ressorts<br />
Justiz, Gesundheit, Wirtschaft und Verkehr.<br />
Doch bei allen Stellen ist der Trend<br />
ganz klar: Mehr X-Chromosome. Und das<br />
ist gut so.<br />
Oktober 09 31