Download (PDF; 3,6 MB) - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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halten von Personen, sondern vor allem auf die Verhältnisse<br />
(z. B. auf Lebensbedingungen und Beteiligungsmöglichkeiten)<br />
richten. Damit Kinder und Jugendliche oder ältere Menschen<br />
einen gesundheitsförderlichen Lebensstil entwickeln<br />
können, müssen die Lebensbedingungen (Verhältnisse) derart<br />
gestaltet sein, dass sie diesen Lebensstil unterstützen.<br />
Sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für ältere Menschen<br />
ist ein möglichst aktiver Alltag und die Vermeidung<br />
von Inaktivität für die Gesundheit förderlich 26, 28, 31, 57, 58, 59, 60 .<br />
Das gesamte kommunale umfeld mit all seinen Lebenswelten<br />
ist so auszugestalten, dass „gesunde Entscheidungen“<br />
möglichst leicht und die ungesunden Alternativen möglichst<br />
schwer fallen. Im Alltag müssen Strukturen entstehen, die im<br />
Wohnumfeld, in Kindergärten und Schulen sowie an wichtigen<br />
Orten für Ältere ausreichend Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten<br />
bieten und zu gesunder Ernährung motivieren und<br />
diese ermöglichen 61, 62, 63, 64 .<br />
Bei der Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebensbedingungen<br />
spielt die Stadtplanung eine wesentliche Rolle. Günstig ist<br />
es, wenn für alle Kinder, Jugendliche und Ältere wohngebietsnahe<br />
Räume für Bewegung, Spiel und Sport vorhanden sind.<br />
Beispiele zur Gestaltung der Wohnumgebung finden sich in<br />
tabelle 12 sowie in den Berichten „Strukturelle Bewegungsförderung<br />
in der Gemeinde“ 65 und „Gebaute umwelt und körperliche<br />
Aktivität“ 66 . Eine kompakte und nutzungsgemischte<br />
„Stadt der kurzen Wege“ schafft mehr Bewegungsgelegenheiten<br />
als reine Wohnsiedlungen „im Grünen“, bei denen die<br />
Benutzung des Autos, auch des „Mamataxis“, für die alltäg-<br />
lichen Wege fast zwingend ist. Sie bieten auch mehr Anlässe,<br />
um mit anderen – auch Menschen anderer Generationen – in<br />
Kontakt zu kommen 40 .<br />
Damit Kinder von klein auf eine Bewegungskultur erwerben<br />
können, hat die bewegungsfreundliche und zu Bewegung<br />
animierende umwelt alters- und geschlechtsspezifische Bedürfnisse<br />
zu berücksichtigen 67 . Die Wohn- und Straßenräume<br />
sollten auf die Bewegungsbedürfnisse von Kindern und<br />
Jugendlichen abgestimmt sein und diese sollten ihre Wohnumgebung<br />
mitgestalten dürfen. Kinder sollten Spuren in<br />
den Freiräumen hinterlassen und Spielphantasien entwickeln<br />
dürfen. Dadurch erfahren sie die umwelt als gestaltbar. Auch<br />
38 Gesund aufwachsen und leben in Baden-Württemberg<br />
ältere Menschen sollten ausreichend Gelegenheit zu Bewegung<br />
und Erholung haben – nicht nur in geschlossenen Räumen<br />
und in institutionalisierter Form, sondern auch im Alltag,<br />
im öffentlichen Raum, auf Straßen, Plätzen, Wegen, Grünflächen.<br />
So spielen zum Beispiel ältere Migranten gerne Boule<br />
oder Schach auf Großschachbrettern in Parks und halten sich<br />
dabei lange im Freien auf.<br />
Bei der Ernährung sollte das Gewünschte als „Selbstverständliches“<br />
in den Alltag von Kindern und Jugendlichen<br />
integriert und unerwünschtes möglichst ferngehalten oder<br />
erschwert werden. Verbote helfen nicht, sondern verlocken<br />
eher. Geschmack wird durch Gewohnheiten bestimmt. Kinder<br />
„lernen“ zu essen durch Essen. Für Kommunen ist es sehr<br />
empfehlenswert, Qualitätsstandards in der Kita- und Schulverpflegung<br />
einzuführen und das Nahrungs- und Getränkeangebot<br />
z. B. in turnhallen, Schulen und Kitas gesundheitsförderlich<br />
und schmackhaft anzupassen. Zudem ist es wichtig,<br />
dass Lebensmittel und Getränke einen hohen Genusswert<br />
aufweisen und den Kindern schmecken, denn dies entscheidet<br />
über den Verzehr. Nur wenn „gesunde Entscheidungen“<br />
verlockend sind und möglichst leicht fallen, werden diese zu<br />
Gewohnheiten und in Alltagsroutinen übernommen. Bei älteren<br />
Menschen können beispielsweise Begleitung zum Einkaufen,<br />
Kochgruppen, ein Mittagstisch oder Frühstückstreff<br />
im Stadtteilzentrum – der sich auch mit der Qualifizierung<br />
z. B. arbeitsloser Frauen verbinden lässt 68 – zu gesunder Ernährung<br />
beitragen. Bewegungsangebote können auch dazu<br />
animieren, genügend zu trinken, was für ältere Menschen<br />
besonders wichtig, aber auch oft ein Problem ist.<br />
tabelle 13 enthält empfehlenswerte Maßnahmen, um in der<br />
Kommune gesundheitsförderliche Lebensbedingungen zu<br />
schaffen. In der Broschüre zu Angeboten und Handlungshilfen<br />
der Gesundheitsförderung (vgl. Kapitel 2) sind zudem<br />
empfehlenswerte Angebote der Gesundheitsförderung<br />
sowie Beratungsstellen und Handlungshilfen beschrieben,<br />
die bei der umsetzung dieser Maßnahmen unterstützen und<br />
weitere Anregungen bieten. Für jedes definierte Ziel sind,<br />
gemeinsam mit den Akteuren des kommunalen Netzwerkes,<br />
passende Maßnahmen und Angebote auszuwählen und<br />
im kommunalen Gesundheitsförderungsplan (s. Kapitel<br />
10.4) zu dokumentieren.