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Beurteilung der Kreditwürdigkeit<br />
Bei etablierten Unternehmen s<strong>in</strong>d viele „hard facts“ wie Bilanzen, langjährige<br />
Zahlungserfahrungen sowie Zeitreihen <strong>in</strong> den Kennwerten verfügbar.<br />
Bei neu gegründeten Unternehmen fehlen viele dieser Parameter. Laut<br />
KSV wird diesem Umstand durch maßgeschneiderte Scor<strong>in</strong>gmodelle begegnet.<br />
Je nach Datenlage kommen unterschiedliche Modelle mit unterschiedlichen<br />
Variablen zum E<strong>in</strong>satz. Bei fehlenden Parametern wird verstärkt<br />
auf die Unternehmerpersönlichkeit und somit auf die sogenannten<br />
weichen Fakten fokussiert (vgl. KSV 2013).<br />
Laut KSV stehen für (<strong>österreich</strong>ische) Unternehmen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>KreditEvidenz<br />
(KKE), u. a. die folgenden Beobachtungskriterien zur Wahl: Beurteilung<br />
der aktuellen f<strong>in</strong>anziellen Gesamtsituation; aktuelle Situation des Unternehmens<br />
(z. B. aktive Firma, <strong>in</strong> Gründung, ruhende Firma etc.); Zahlungsverhalten<br />
des Unternehmens; Inkassofälle sowie der aktuelle Stand<br />
der Betreibung; negative Informationen von Dritten (z. B. außergerichtliche<br />
und gerichtliche Forderungsbetreibungen, Konkursanträge etc.); Insolvenz<strong>in</strong>formationen<br />
(werden sofort nach Erfassung <strong>in</strong> Echtzeit gemeldet); Wortlaut<br />
bzw. Name des Unternehmens bzw. Inhabers; Firmensitz und Standort;<br />
Stammkapital, Nom<strong>in</strong>alkapital oder Haftbasis e<strong>in</strong>er Gesellschaft; Management,<br />
Geschäftsführer, Prokuristen und andere handelsrechtliche Funktionen;<br />
Besitzverhältnisse; direkte Beteiligungen (Mutter, Tochter) sowie<br />
<strong>in</strong>direkte und sonstige Beteiligungen und Verschmelzungen; Branchenzugehörigkeit<br />
zur Klassifizierung der Geschäftsaktivitäten (ÖNACE-Code);<br />
Grundbuch, Realbesitz sowie Kauf oder Verkauf von Liegenschaften; Umsatz<br />
und Anzahl der Beschäftigten (Kennzahlen zur Größenordnung); Warenlager<br />
(Kennzahl zur Kapitalb<strong>in</strong>dung); Verb<strong>in</strong>dlichkeiten (Kennzahl zur<br />
Verschuldung); Forderungen (Kennzahl zur Liquidität); Änderungen der<br />
Investitionen; Fuhrpark (Fahrzeuganzahl); Änderung der Import- und Exportdaten;<br />
Neuerfassung sowie ausgewählte Kennzahlen aus Bilanz und<br />
Gew<strong>in</strong>n- und Verlustrechnung; Bankverb<strong>in</strong>dungen und -verb<strong>in</strong>dlichkeiten.<br />
Beobachtungskriterien<br />
E<strong>in</strong> Vorteil der quantitativen Bonitätsanalyse liegt dar<strong>in</strong>, dass die Aussagen<br />
als gesichert gelten und direkt <strong>in</strong> Kreditentscheidungen e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden können. Der größte Nachteil ist, dass dabei e<strong>in</strong>e Orientierung an<br />
Daten der Vergangenheit erfolgt (vgl. Strobl & Hahn 2010). Diesem Umstand<br />
wird durch die Berücksichtigung sogenannter weicher Faktoren Rechnung<br />
zu tragen versucht.<br />
Weiche Fakten<br />
Die qualitative Bonitätsanalyse befasst sich mit jenen wirtschaftlichen Strukturen,<br />
die nicht <strong>in</strong> quantitativ-statistischer Form vorliegen. Diese auch als<br />
weiche Fakten (soft facts) bekannten Variablen gelten als wichtige Voraussetzungen<br />
für das Gestalten wirtschaftlicher Aktivitäten, wobei es oft<br />
um Managementqualitäten der Geschäftsführung geht. E<strong>in</strong> Vorteil der qualitativen<br />
Kriterien liegt <strong>in</strong> ihrem Potential, Aussagen über das zukünftige<br />
Verhalten von UnternehmerInnen zu machen. Als Nachteil gilt, dass die<br />
Ergebnisse oft subjektiv und nicht <strong>in</strong> Zahlen messbar s<strong>in</strong>d (vgl. Strobl &<br />
ITA-Projektbericht Nr.: A66 | Wien, April 2014 43