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Credit Scor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Österreich<br />

ob Arbeit oder Geld), verloren gehen kann und der Erfolg des Kapitale<strong>in</strong>satzes<br />

bis zu e<strong>in</strong>em bestimmten Grad auch ungewiss ist. Für die Unsicherheit<br />

der Unternehmung, die auf sich genommen wird, gibt es ke<strong>in</strong> Garantie.<br />

Dies unterscheidet den Unternehmer vom Investor (am Kapitalmarkt),<br />

der für die Unsicherheit e<strong>in</strong>er Investition e<strong>in</strong>e Risikoprämie verlangt. 136<br />

Zählt e<strong>in</strong> Risiko zum Unternehmerrisiko, s<strong>in</strong>d der Abwälzung desselben auf<br />

die ArbeitnehmerInnen arbeitsrechtlich enge Grenzen gesetzt: E<strong>in</strong>e Überwälzung<br />

dieses Risikos ist nach der Rechtsprechung grundsätzlich unzulässig.<br />

Um Vere<strong>in</strong>barungen rechtswirksam zu gestalten, ist es daher wichtig<br />

zu wissen, welches Risiko dem Unternehmer zugeordnet wird.<br />

In e<strong>in</strong>er entsprechenden OGH-Entscheidung wird das Unternehmerrisiko<br />

def<strong>in</strong>iert als „... das Risiko, dass sich Maßnahmen <strong>in</strong>folge unvorhersehbarer<br />

Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen als nachteilig erweisen<br />

oder dass sorgfältig erstellte Prognosen nicht zutreffen.“ In e<strong>in</strong>er<br />

anderen Entscheidung zum Thema Mankohaftung ortete der OGH die Sittenwidrigkeit<br />

dar<strong>in</strong>, „dass der wirtschaftlich schwächere Angestellte e<strong>in</strong>e<br />

Haftung übernimmt, die zum Unternehmerrisiko gehört.“ 137 Daraus kann allgeme<strong>in</strong><br />

ableitet werden, dass das Risiko jedenfalls nur begrenzt abgewälzt<br />

werden darf (vgl. Re<strong>in</strong>er 2008).<br />

Gebot der<br />

Verhältnismäßigkeit<br />

und Fairness<br />

Durch die unterschiedlichen Machtpositionen und den sich daraus ergebenden<br />

Gestaltungsmöglichkeiten von Vertragsbeziehungen hat sich im<br />

Arbeitsrecht e<strong>in</strong>e Judikatur entwickelt, die e<strong>in</strong> Abwälzen des Unternehmerrisikos<br />

auf die Arbeitnehmer verne<strong>in</strong>t. Analog könnte man auch im Bereich<br />

der Verbraucherrechte am Beispiel des Scor<strong>in</strong>gs und der sich daraus ergebenden<br />

Vertragsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong> Ungleichgewicht erkennen und zum<br />

Schutz der schwächeren Vertragspartner enge Grenzen e<strong>in</strong>ziehen. Insbesondere<br />

<strong>in</strong> der Abschätzung der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen wäre<br />

es wünschenswert, wenn mehrfacher Risikoausschluss und überbordende<br />

Datensammlung e<strong>in</strong>geschränkt würden.<br />

Quantifizierung des Sozialen<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Archivierung und<br />

Verarbeitung personenbezogener Daten durch die Verbreitung neuer Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien über die letzten Jahre wesentlich<br />

erleichtert und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gangart zugleich tiefer, weitreichender und<br />

subtiler wurde. Letztlich ergeben sich daraus zahlreiche neue Möglichkeiten<br />

zur analytischen Vermessung von Sozialität.<br />

Vermessung des<br />

Lebens<br />

Diese umfassende digitale Metrifizierung unserer Lebenswelten fördert jedoch<br />

nicht nur neue Geschäftsfelder, sondern birgt auch soziale und rechtliche<br />

Implikationen. Wie die Studie anhand verschiedener Beispiele zeigt,<br />

kann die Vielschichtigkeit des Lebens durch die formale Methodik der Statistik<br />

bestenfalls annähernd, jedoch niemals vollkommen objektiv und wert-<br />

136 Vgl. Wikipedia, Unternehmensrisiko:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmerrisiko (Abgerufen am 01.04.2014).<br />

137 Vgl. OGH 4 Ob 105/72; 4 Ob 20/81<br />

72 ITA-Projektbericht Nr.: A66 | Wien, April 2014

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