auslese - Ausgabe 2|2012 - Weinbruderschaft Franken
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Magazin der <strong>Weinbruderschaft</strong> <strong>Franken</strong> e.V.<br />
<strong>auslese</strong><br />
„Im Schatten des Fürstenbaus“<br />
Unterhaltsames und Kurioses aus der<br />
Geschichte des Würzburger Juliusspitals.<br />
Band I: Von der Echterzeit bis ins 18.<br />
Jahrhundert / Andreas Mettenleiter –<br />
Pfaffenhofen/Ilm: AKAMEDON, 2012 [=<br />
Aus Würzburgs Stadt- und Universitätsgeschichte;<br />
5/1] Hardcover. 120 Seiten,<br />
zahlreiche Abbildungen. Lesebändchen.<br />
ISBN 3-940072-11-7; 978-3-940072-11-5<br />
„Von Pfründnern Kranken und Studenten“<br />
Unterhaltsames und Kurioses aus der<br />
Geschichte des Würzburger Juliusspitals.<br />
Band II: Vom Ende der fürstbischöflichen<br />
Zeit bis ins Biedermeier / Andreas<br />
Mettenleiter – Pfaffenhofen/Ilm: AKAME-<br />
DON, 2012 [= Aus Würzburgs Stadt- und<br />
Universitätsgeschichte; 5/2] Hardcover.<br />
120 Seiten, zahlreiche Abbildungen.<br />
Lesebändchen<br />
ISBN 3-940072-12-5; 978-3-940072-12-2<br />
Im Buchhandel erhältlich oder versandkostenfrei direkt beim Verlag bestellbar:<br />
AKAMEDON Verlag GmbH, Schlehenhag 19, 85276 Pfaffenhofen; Bestell-Fax: 0931 4173910<br />
Ergebnis der erwähnten Doktorprüfung<br />
natürlich ohne Einfluss blieb.<br />
Über seinen Freund Loder scheint<br />
auch Geheimrat Goethe in Weimar auf<br />
den Geschmack gekommen zu sein;<br />
jedenfalls bestellte er am 2. Februar<br />
1801 „ein paar Flaschen Würzburger,<br />
wie ich solchen bei Herrn Hofrat Loder<br />
getrunken. Der ich wohl zu leben<br />
wünsche.“<br />
Karl Textor, Sohn und Mitarbeiter<br />
des juliusspitälschen Oberwundarztes,<br />
führte die geringe Zahl von<br />
Steinerkrankungen in <strong>Franken</strong> auf<br />
die dort genossenen Weine zurück.<br />
„Besonders die im fränkischen Saalgrund<br />
wachsenden Weine sollen eine<br />
steinschmerzlindernde Kraft besitzen.<br />
Es sind dies besonders die leichteren<br />
guten Tischweine, die die Ausspühlung<br />
der harnsauren Niederschläge<br />
aus den Nieren und Blasen befördern,<br />
so der Umkrustung derselben<br />
zuvorkommen und die Bildung von<br />
grösseren Blasensteinen verhüten.“<br />
Mit einer gehörigen Portion Lokalpatriotismus<br />
fuhr er fort: „Die Meisten,<br />
welche wegen Blasensteinschmerzen<br />
dem Steinschnitt sich unterwerfen<br />
mussten, waren Kinder, welche keinen<br />
Wein trinken, oder Männer, welche,<br />
wenn sie je eine Wein genannte<br />
Flüssigkeit tranken, nicht die guten<br />
<strong>Franken</strong>weine, die ich im Sinne habe,<br />
sondern abscheuliche saure Mischlinge<br />
zu verschlingen gewohnt waren.“<br />
Dazu zählte er vor allem<br />
die „sauren Neckarweine.“<br />
In der Klinik Barthel von<br />
Siebolds gehörte der <strong>Franken</strong>wein,<br />
unterschieden in<br />
„Nebenwein“, „Extrawein“<br />
und „bessere Sorten wie<br />
Steinwein“ zur Krankendiät.<br />
Später wurden nicht<br />
unbeträchtliche Mengen<br />
ausländische Weine von<br />
der Apotheke verabreicht,<br />
dazu kamen die eigenen<br />
Gewächse. 1868 waren<br />
es immerhin knapp 40<br />
Hektoliter!<br />
Auch Viktor von Scheffel, der<br />
Dichter des <strong>Franken</strong>liedes, war von<br />
der Heilkraft des Steinweins überzeugt,<br />
wie folgende Strophe aus<br />
einem Festgedicht zeigt:<br />
Zwar heilt uns am besten<br />
Ein fröhlicher Sinn,<br />
Doch Mainwein und Steinwein<br />
Sind auch Medizin.<br />
Als die Universität 1882 ihr<br />
dreihundertjähriges Stiftungsfest<br />
beging, wurde der ehemalige Anatomiepavillon<br />
mit Springbrunnen<br />
versehen und zu einem Weinlokal<br />
umfunktioniert. Der Spruch über der<br />
Eingangstüre lautete:<br />
In alter Zeit ward hier in diesem<br />
Haus<br />
Die Anatomie sehr gründlich<br />
betrieben.<br />
Die Anatomen, sie wanderten aus,<br />
Die „Gründlichkeit“ die ist<br />
geblieben.<br />
Drum kann nicht Nippen<br />
in diesem Saal Dir frommen,<br />
Stets auf den Grund im Becher<br />
mußt Du kommen!<br />
Magenpapst Professor Wilhelm<br />
Leube verschrieb seinen Kranken<br />
sogar Weinklistiere!<br />
Illustration: Archiv A. Mettenleiter<br />
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