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Download - Gneisenau Gesellschaft

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Das Militärische Selbstverständnis des Deutschen Heeres<br />

Europa nach dem Dreißigjährigen Krieg zunehmend als<br />

überwunden gelten durften.<br />

Das Heer – Träger von Landoperationen<br />

Die Herausforderungen haben sich somit für Streitkräfte<br />

und Landstreitkräfte im besonderen drastisch geändert.<br />

Sie sind in den derzeitigen und wahrscheinlichen zukünftigen<br />

Einsätzen zunehmend mit Bürger- und Guerillakriegszenarien<br />

konfrontiert. Die Akteure dieser Konflikte,<br />

vom Terroristen bis zum irregulären Kämpfer, sind oftmals<br />

nur schwer fassbar und teilweise von der Zivilbevölkerung<br />

nicht zu unterscheiden. Sie kennen das Handwerk<br />

des regulären Soldaten und konfrontieren ihn mit oft<br />

hoher Professionalität und modernsten Waffen unter Anwendung<br />

einer asymmetrischen Kriegführung. Bei ihnen<br />

liegt das Gesetz des Handelns. Militärische Überlegenheit<br />

kompensieren sie durch die Wahl des „Gefechtsfeldes“,<br />

die Vorgehensweise und nicht zuletzt auch die ethische<br />

Dimension. Terrorismus ist in diesem Verständnis keine<br />

eigenständige Konflikterscheinungsform, sondern lediglich<br />

ein ausgeprägt asymmetrischer modus operandi.<br />

Selbstmordattentäter haben gänzlich andere Vorstellungen<br />

von Leben und Tod als wir und sind deshalb für uns militärisch<br />

nur schwer berechenbar. Kollateralschäden haben<br />

für die Protagonisten mancher Konfliktpartei einen völlig<br />

anderen Stellenwert als für uns: Während wir diese Schäden<br />

zu vermeiden versuchen, sind sie für asymmetrische<br />

Kämpfer womöglich willkommen, um den Effekt von<br />

Anschlägen in signifikanter Weise noch weiter zu steigern.<br />

An unsere Soldaten in den Einsatzgebieten werden heute<br />

höchste Anforderungen an physische und psychische<br />

Stabilität gestellt. Sie müssen auch im Angesicht von Not<br />

und menschlichem Elend bestehen, ohne dabei Schaden<br />

an Leib und Seele zu nehmen.<br />

Die geschilderten Ausprägungen gewaltsamer Konfliktaustragung<br />

fordern von den Soldaten des Heeres mehr als<br />

nur das Beherrschen klassischen militärischen Handwerkes.<br />

In Stabilisierungsoperationen wird die Fähigkeit verlangt,<br />

bis hin auf die Mannschaftsebene rechtsstaatliche<br />

Handlungen innerhalb des politisch vorgegebenen Zieles<br />

in einem komplexen Umfeld durchzusetzen. Heeressoldaten<br />

haben sich hier einer besonderen Herausforderung zu<br />

stellen. Sie sind immer „mittendrin“, also ohne die schützende<br />

Distanz zu den vielschichtigen Bedrohungen. Daher<br />

müssen sie sich mit diesen Anforderungen im Vorfeld<br />

auseinandersetzen, um körperlich wie mental in bestmöglicher<br />

Weise vorbereitet zu sein. Dies umfasst militärischhandwerkliche<br />

und intellektuelle Aspekte, aber auch die<br />

Frage des beruflichen Selbstverständnisses. Mitdenkende<br />

Soldaten mit einem tiefgehenden und nachhaltigen<br />

Verständnis ihres Auftrages sowie einem hohen Maß an<br />

moralischer Urteilsfähigkeit, die selbst in Extremsituationen<br />

und unter Stressbedingungen standhalten, sind mehr<br />

denn je das, was das Deutsche Heer braucht. Vom Einsatz<br />

her zu denken ist für das Heer auch bei der Entwicklung<br />

der erforderlichen Orientierungspunkte innerhalb eines<br />

dynamischen Selbstverständnisses der unverzichtbare<br />

Ausgangspunkt.<br />

Kampf – Einsatzrealität des Heeres<br />

Die geistig-moralische Auseinandersetzung mit dem Einsatz<br />

von Gewalt zur Durchsetzung des Auftrages ist ein<br />

prägendes Merkmal des Soldatenberufes. Die Befähigung<br />

zum Kampf war schon zu Zeiten des Kalten Krieges die<br />

verbindende Klammer im Heer. Sie stellt folglich keine<br />

neue Qualität dar. Die Bereitschaft zum Kampf wird dem<br />

Heeressoldaten unverändert abverlangt, weil in Bodenoperationen<br />

plötzlich und überall Entscheidungsfähigkeit<br />

und Kampfeswille abgefordert werden kann. Kampf<br />

ist Teil unserer Einsatzrealität und Alleinstellungsmerkmal<br />

von uns Soldaten. Schützen, vermitteln, helfen und<br />

wann immer gefordert kämpfen sind heutige Aufgabe im<br />

Einsatz.<br />

Der Heeressoldat muss kämpfen können und kämpfen<br />

wollen, wenn er kämpfen muss. Die Motivation zum<br />

Kampf und die Bereitschaft der Soldaten, zur Durchsetzung<br />

des Auftrages die Gesundheit und im äußersten<br />

Fall das eigene Leben einzusetzen, sind zwei Seiten der<br />

gleichen Medaille. Dazu reichen abstrakte Begründungen<br />

oder monetäre Anreize nicht aus. Dafür braucht es<br />

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