Download - Gneisenau Gesellschaft
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Das Militärische Selbstverständnis des Deutschen Heeres<br />
Mehr denn je kann man unter Mut auch Zivilcourage<br />
und das Vertreten der eigenen Meinung gegenüber dem<br />
Vorgesetzten und fremden Entscheidungsträgern subsumieren.<br />
Das Ringen um die beste Lösung – der Erfolg im<br />
Einsatz – ruht auf mehreren Schultern. Der ungehinderte<br />
Austausch von Ideen ist unverzichtbar im Ringen um die<br />
beste Handlungsmöglichkeit. Es ist der gefestigte Soldat<br />
mit Zivilcourage und ethisch-moralischem Koordinatensystem<br />
gefordert, dies hilft ihm, auch in Grenzfällen zu<br />
bestehen. Eingesetzt in Stabilisierungsoperationen in multinationaler<br />
Umgebung und in uns fremden Kulturkreisen<br />
müssen die Heeressoldaten eine gefestigte Persönlichkeit,<br />
Aufgeschlossenheit Neuen und Fremden gegenüber und<br />
Toleranz besitzen. Eigenständige Auftragserfüllung fernab<br />
der Heimat, bedingt neben grundlegendem Wissen<br />
über die betreffende Kultur und <strong>Gesellschaft</strong> im Operationsgebiet,<br />
ein unverrückbares Wertefundament sowie<br />
moralisch-ethische Orientierung auch an den soldatischen<br />
Tugenden.<br />
Das Selbstverständnis des Heeres – Garant für die<br />
Zukunftsfähigkeit<br />
Das Heer stellt sich aktiv den heutigen und zukünftigen<br />
Herausforderungen. Vom Einsatz her zu denken ist die<br />
konsequente Maxime für den Transformationsprozess im<br />
Heer. Einsatzorientierung und Erfolg im Einsatz verlangen<br />
aber nicht nur Veränderungen bei Strukturen, Ausbildung,<br />
Ausrüstung sowie Führungs- und Einsatzgrundsätzen.<br />
Einsatzorientierung verlangt ebenso nach geistiger<br />
und emotionaler Identifizierung mit dem Auftrag und der<br />
daraus erwachsenen Verantwortung. Das Selbstverständnis<br />
des Heeres gibt einen klaren Orientierungspunkt, um<br />
diesen Anforderungen und Ansprüchen an das Heer und<br />
seine Soldaten gerecht zu werden.<br />
Das Selbstverständnis des Heeres trägt dazu bei, dass wir<br />
uns den Veränderungen offen, ohne Vorurteile, dafür aber<br />
mit Herz und Verstand und einem gemeinsamen Verständnis<br />
stellen und die neuen Anforderungen an unsere<br />
Teilstreitkraft annehmen. Als Richtschnur gibt es Antworten<br />
auf Fragen nach unserer Identität, nach dem Anspruch<br />
an uns selbst wie auch nach den Verpflichtungen unseres<br />
anspruchsvollen Dienstes. Damit setzt es den Rahmen<br />
für das Handeln im und durch das Heer und verdeutlicht<br />
Aufgaben, Rolle und Bedeutung des Heeres. Als moralisch-ethisches<br />
Fundament für unsere Teilstreitkraft und<br />
den einzelnen Soldaten bestimmt unser Selbstverständnis<br />
die Motivation des Einzelnen und der Gruppe und ist<br />
damit ein Faktor zur Sicherstellung des Erfolgs im Einsatz.<br />
Bei allen Veränderungen wird das Heer auch in Zukunft<br />
nicht auf militärische Grundtugenden und Werte verzichten.<br />
Modernität drückt sich auch darin aus, Neues und<br />
Bewährtes miteinander zu verbinden. Was sich über die<br />
Jahre bewährt hat, muss nicht vorschnell und ohne Grund<br />
aufgegeben werden. Vorgelebte Traditionen und Werte<br />
bestimmen nachhaltig das Selbstverständnis im Heer, sie<br />
sind Konstante unseres Soldatenberufes. Die Grundsätze<br />
der Inneren Führung, unsere Traditionslinien in der Bundeswehr,<br />
das Führen mit Auftrag und die tradierten Werte<br />
und Tugenden sind und bleiben von hoher Bedeutung für<br />
die Persönlichkeitsbildung und Wertevermittlung für uns<br />
Soldaten heute; die militärgeschichtlichen Beispiele von<br />
„von Seydlitz“ bis „Bolt“ verdeutlichen dies.<br />
Das Selbstverständnis steht für unsere Identität im Heer,<br />
ist Vorraussetzung für Erfolg im Einsatz und Grundlage<br />
für die Zukunftsfähigkeit des Deutschen Heeres. In diesem<br />
Sinne ist das Selbstverständnis mit Leben zu füllen.<br />
Es muss vorgelebt und erlebt werden, um deutlich zu machen,<br />
dass es sich hier nicht um eine einfache „Corporate<br />
Identity“ handelt. Letztendlich muss es mit Blick auf das<br />
veränderte Einsatzprofil und den erweiterten Aufgabenbereich<br />
die Grundlage für jeden einzelnen Heeressoldaten,<br />
die zentrale Sinnfrage positiv beantworten können: Wofür<br />
Leben und Gesundheit einsetzen? Oder noch drastischer:<br />
Wofür sterben – wofür töten?<br />
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