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Das Selbstverständnis des Soldaten der Einsatzarmee<br />

Text:<br />

Parlamentarischer Staatssekretär Christian Schmidt<br />

Die Bundeswehr als Instrument einer umfassend angelegten<br />

und vorausschauenden Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

ist faktisch eine Armee im Einsatz. Einerseits<br />

listet der Auftrag der Bundeswehr nüchtern die strategische<br />

Dimension auf: die außenpolitische Handlungsfähigkeit<br />

der Bundesrepublik Deutschland zu sichern, einen<br />

Beitrag zur Stabilität im europäischen und globalen Rahmen<br />

zu leisten, für nationale Sicherheit und Verteidigung<br />

zu sorgen, zur Verteidigung der Verbündeten beizutragen<br />

und multinationale Zusammenarbeit und Integration zu<br />

fördern. Andererseits beweisen die Nachrichten und Bilder<br />

der vergangenen Monate, Wochen und Tage in einer<br />

zwingenden Eindringlichkeit, dass unsere Soldatinnen und<br />

Soldaten ganz konkret in Extremsituationen den Auftrag<br />

der Bundeswehr vor Ort umsetzen. Sie setzen dafür nicht<br />

nur Dienstzeit, Engagement und Können ein, sie setzen<br />

sich darüber hinaus auch Anfeindungen, Entbehrungen<br />

und persönlichen Angriffen auf Leib und Leben aus.<br />

Mental beginnt der Einsatz für die Betroffenen nicht nur<br />

wesentlich früher als der Abflugtermin, er dauert auch<br />

wesentlich länger als das sogenannte Kontingent. Daher<br />

ist die Bundeswehr „menschlich“ mit deutlich mehr<br />

Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, als die jeweils aktuellen<br />

Stärken der Einsatzkontingente erkennen lassen.<br />

Und noch viel mehr: Der größte Zeitanteil des täglichen<br />

Dienstes im Standort, auf dem Übungsplatz oder im internationalen<br />

Stab dient ausschließlich dem Zwecke der<br />

Einsatzbereitschaft und der Durchhaltefähigkeit der Truppe<br />

im Einsatz.<br />

Von der Armee im Einsatz zu sprechen, ist folglich in vollem<br />

Umfang berechtigt. Dass die Auslandseinsätze zum<br />

bestimmenden Merkmal des Alltags der Bundeswehr geworden<br />

sind und deren Struktur prägen, ist deshalb logische<br />

Konsequenz.<br />

Angesichts dieser Tatsache wäre es verwunderlich, wenn<br />

sich das Selbstverständnis unserer Soldatinnen und Soldaten<br />

nicht an der Einsatzrealität ausrichtete, sondern einem<br />

Berufsbild des Kalten Krieges verhaftet bliebe, das von<br />

diesen tiefgreifenden Entwicklungen nicht berührt war.<br />

Wie ich die einzelnen Aspekte dieses neuen soldatischen<br />

Christian Schmidt<br />

Selbstverständnisses zum einen bereits als Wirklichkeit<br />

erlebe und zum anderen als Notwendigkeit noch fordere,<br />

will ich im folgenden darstellen. Ich beginne als Conditio<br />

sine qua non bei den Grundvoraussetzungen des soldatischen<br />

Selbstverständnisses in der Bundeswehr.<br />

Die Werteordnung des Grundgesetzes sowie die Verpflichtung,<br />

diese Werte zu bewahren und nach ihnen<br />

zu handeln, sind Ausgangspunkt aller Überlegungen zur<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik Deutschlands.<br />

Die Bundeswehr ist fest im Rechtsstaat verankert und<br />

dem Primat der Politik verpflichtet. Sie ist mit ihrem Verfassungsauftrag<br />

wie alle anderen Staatsorgane an Recht<br />

und Gesetz gebunden. Denken und Handeln der deutschen<br />

Soldatinnen und Soldaten ist von diesem Auftrag<br />

bestimmt und mit den grundlegenden Prinzipien unserer<br />

freiheitlichen demokratischen Grundordnung untrennbar<br />

verbunden. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee.<br />

Auf der Basis der verfassungsrechtlichen Vorgaben hat<br />

die Bundeswehr den Auftrag, zur politischen Handlungsfreiheit<br />

und Bündnisfähigkeit Deutschlands beizutragen.<br />

Sie leistet diesen Beitrag als wesentliche Komponente<br />

neben weiteren Elementen des sicherheitspolitischen<br />

Instrumentariums unseres Landes.<br />

Unter den Bedingungen zunehmender internationaler<br />

Verflechtungen und Verpflichtungen gilt es, neben der<br />

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