Download - Gneisenau Gesellschaft
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Innere Führung Braucht Führung<br />
Gerade die Vorgesetzten in den Verbänden und Einheiten,<br />
die Kommandeure, Chefs und Spieße müssen dafür Sorge<br />
tragen, dass sie mit Überblick, Geduld und Einfühlungsvermögen<br />
insbesondere ihren jüngeren Unteroffizieren<br />
und Offizieren Hilfestellung geben. Der Austausch praktischer<br />
und auch theoretischer Diensterfahrung und die<br />
Abstellung erkannter Mängel trägt wesentlich dazu bei,<br />
Führungsverhalten zu festigen und zu optimieren. Es versteht<br />
sich von selbst, dass ein solcher Prozess nur dann<br />
glaubwürdig verlaufen kann, wenn die uneingeschränkte<br />
Bereitschaft besteht, Härten und Entbehrungen nicht nur<br />
zu delegieren, sondern zu teilen. Hinsichtlich der Grundlagenvermittlung,<br />
die zu erfolgreicher Menschenführung<br />
beiträgt, verdient das Lehrgangsangebot des Zentrums Innere<br />
Führung besondere Erwähnung. Die Pflichtlehrgänge<br />
für Kommandeure, Einheitsführer und Spieße und die<br />
Lehrgänge zur Einsatzvorbereitung vermitteln Fachwissen<br />
und Kompetenzen, ohne die eine „Lizenz zur Menschenführung“<br />
nur unvollständig wäre!<br />
Politische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit versus<br />
„freundliches Desinteresse“<br />
Ein weiteres Feld, das die aktive Gestaltung durch die<br />
Vorgesetzten besonders verlangt, ist die politische Bildung.<br />
Auch sie hat angesichts der Einsätze ein stärkeres<br />
Gewicht gewonnen. Die Soldatinnen und Soldaten stellen<br />
anspruchsvolle Fragen nach der Legitimation. Sie müssen<br />
über die politischen Hintergründe, sicherheitspolitischen<br />
Interessen sowie die daraus hervorgehende Notwendigkeit<br />
ihrer jeweiligen Einsätze rechtzeitig und angemessen<br />
informiert werden. Vor, während und nach dem Einsatz<br />
sollen die Vorgesetzten aller Ebenen durch politische Bildung<br />
dazu beitragen, dass die ihnen anvertrauten Soldatinnen<br />
und Soldaten die notwendigen Kenntnisse über<br />
den aktuellen Einsatz, das Einsatzland und die jeweiligen<br />
besonderen Bedingungen erwerben.<br />
Diesem umfassenden Anspruch wurde mit der Neufassung<br />
der Zentralen Dienstvorschrift 12/1 „Politische<br />
Bildung“ im November 2007 konzeptionell Rechnung<br />
getragen. Auch hier kommt es darauf an, diese Vorgaben<br />
sorgfältig und ideenreich umzusetzen. Wissen und Einstellungen<br />
im Zusammenhang mit der Begründung und<br />
Erklärung der Einsätze und ihrer erheblichen Anforderungen<br />
haben über die handwerklichen Fähigkeiten hinaus<br />
einen entscheidenden Stellenwert. Politische Bildung ist<br />
eine weitere Kernaufgabe aller Vorgesetzten und darüber<br />
hinaus gesetzliche Verpflichtung der Disziplinarvorgesetzten.<br />
Sie ist bei jeder sich bietenden Gelegenheit – auch<br />
im Einsatz – durchzuführen. Sachkenntnis, ein fundierter<br />
eigener Standpunkt und die Bereitschaft zum offenen Gespräch<br />
sind zwingende Voraussetzung, damit Soldatinnen<br />
und Soldaten die obigen Vorgaben als kluge politische Bildung<br />
„hautnah“ erfahren. Was aber nicht heißt, dass es<br />
ein Abrücken von Gehorsamspflicht und Loyalität geben<br />
könne.<br />
Ich kann gut nachvollziehen, dass es manchem Vorgesetzten<br />
schwer fällt, gemeinsam mit seinen Soldatinnen<br />
und Soldaten diese anspruchsvollen Themenfelder der<br />
politischen Bildung zu behandeln. Häufig ist der Wissensvorsprung<br />
begrenzt und die Erfahrungen mit Kultur,<br />
Geschichte, gesellschaftlichen und weiteren Rahmenbedingungen<br />
wenig ausgeprägt. Solche nachvollziehbaren<br />
Lücken dürfen aber keinesfalls zu einer Vermeidungshaltung<br />
führen. Viel erfolgreichversprechender ist es, offene<br />
Fragen im Dialog zu ergründen und gemeinsam Antworten<br />
zu suchen und zu finden. Auf diesem Weg gewähren<br />
die dienstlich bereitgestellten Informationen und Hilfen<br />
wertvolle Unterstützung. Beispielhaft sei das Aktionsprogramm<br />
Politische Bildung „Dimension Kulturen“, die<br />
Angebote des Netzwerkes Politische Bildung und des Zentrums<br />
Innere Führung erwähnt.<br />
Zusammengefasst folgt daraus, dass militärische Führer<br />
und andere Vorgesetzte ihren Unterstellten gegebenenfalls<br />
vermitteln müssen, warum sie in den Auslandseinsatz entsandt<br />
werden, der für sie oftmals Entbehrungen und ein<br />
erhöhtes Risiko bedeutet. Die Soldatinnen und Soldaten<br />
wollen dabei die Hintergründe ihres Einsatzes nicht nur<br />
kennen, sondern auch verstehen.<br />
Derzeit wird ein neues Aktionsprogramm zur politischen<br />
Bildung entwickelt, das sich mit diesen Fragestellungen<br />
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