Download (124 Seiten) - ZKS-Verlag
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dass Hilfe vor allem dann wirksam sein könne, wenn sie freiwillig in Anspruch<br />
genommen werde. Besonders im systemischen Ansatz sei dies der Fall, wo das<br />
Menschenbild der autonomen KlientIn das Fundament jeglicher Arbeit bilde,<br />
das im Zwangskontext jedoch in Frage gestellt sei (vgl. Conen 1999:284, zit. In<br />
Kähler 2005:74). Für die KlientInnen konstatiert Kähler, dass diese die<br />
Einschränkung ihrer Autonomie mit Reaktanzphänomenen beantworten. „(…)<br />
‚Reactance‘ ist eine normale Reaktion auf die Drohung von Verlust von Freiheit,<br />
die für das Individuum als wertvoll erfahren wird.“ (Hesser 2001:30) Je<br />
unberechtigter, gravierender und umfassender die Einschränkungen seien,<br />
desto größer die Wahrscheinlichkeit mit Reaktanzphänomenen konfrontiert zu<br />
werden (vgl. Hartung 2000:67 zit. In Kähler 2005:63). Die Ausprägung der<br />
Reaktanzphänomene hängt lt. Kähler jedoch nicht einzig von den objektiven<br />
Merkmalen der Einschränkungen ab, sondern widerfährt vielmehr einer<br />
subjektiven Verarbeitung bei den KlientInnen. So werde eine Maßnahme von<br />
der einen Person als starke Einschränkung ihres Entscheidungsspielraumes<br />
empfunden, während eine andere Person darin eine Entlastung im Sinne einer<br />
Entscheidungserleichterung sehe. In diesem Fall könne man nicht von<br />
Reaktanzphänomenen ausgehen (vgl. Kähler 2005:63). Häufig wird das<br />
Verhalten von KlientInnen als Widerstand interpretiert. Conen plädiert dafür, die<br />
verborgenen Botschaften im ablehnenden Verhalten der KlientInnen zu sehen.<br />
Sie sieht in ablehnenden Haltungen den Versuch der Aufrechterhaltung des<br />
Gefühls der Achtung vor sich selbst, dies zeige Stärke und Entschlossenheit<br />
der KlientInnen und die Fähigkeit des Grenzen Setzens. Weiters würde dem<br />
Wunsch nach Umsetzung eigener Vorstellungen für die Problemlösung<br />
Ausdruck gegeben. Ablehnende Haltungen dienen den KlientInnen auch als<br />
Schutz vor Hoffnung und vorweggenommener abermaliger Enttäuschung so<br />
Conen (vgl. 1999:287 zit. In Kähler 2005). „Widerstand stammt aus dem<br />
Bedürfnis sowohl nach Stabilität als auch nach Veränderung.“ (Conen 2009:88)<br />
3.4 Interaktion und Intervention<br />
In der Begegnung mit KlientInnen fordert Kähler das bipolare Denken aufzugeben.<br />
„[...] statt Klienten in polaren Gegensatzpaaren von ‚freiwillig‘- ‚unfreiwillig‘<br />
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