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einzigen Wiener Jugendamt (Bezirksjugendamt Hernals) die Methode der „vertieften<br />

Einzelfallhilfe“, wie die Methode genannt wurde, angewandt und bis 1960<br />

auf alle Bezirksjugendämter ausgedehnt, beschreibt Wolfgruber den Beginn<br />

methodischer Überlegungen in Ausbildung und Praxis der Jugendwohlfahrt in<br />

Wien. Dies wurde von den PraktikerInnen sehr unterschiedlich bewertet. Vor<br />

allem ältere FürsorgerInnen waren sehr skeptisch, die Jüngeren hat die<br />

„akzeptierende Haltung“ und die neue Gesprächsführung im Case<br />

Managements – durch das „Erkennen des Problems“ begeistert (vgl.<br />

Wolfgruber 2006:23). Wolfgruber erklärt, die lange Zeit fehlende theoretische<br />

und methodische Basis darin, dass im Anschluss an den Nationalsozialismus<br />

der Rekurs auf die einschlägige Wiener Theoriebildung der 1920-er Jahre<br />

fehlte. „Den grundlegenden Arbeiten von Ilse Arlt, die auch vergeblich eine<br />

interdisziplinäre wissenschaftliche Erforschung der Fürsorge forderte, wurden<br />

weder in Österreich noch international entsprechend beachtet. Nach 1945<br />

gerieten Arlts Schriften über Theorie und Praxis der Fürsorge (Arlt 1921, 1958)<br />

lange Jahre vollends in Vergessenheit.“ (Wolfgruber 2006:23) Ab Mitte der<br />

1950-er Jahre wurde das Case Management um andere methodische Ansätze<br />

erweitert. Was die Beziehung zwischen KlientIn und SozialarbeiterIn betrifft,<br />

weist Wolfgruber darauf hin, dass die Erzählungen ihrer Interviewpartnerinnen<br />

von einem Kontakt berichten, „der sich vornehmlich in der Nichtexistenz von<br />

Beziehung und Anonymität auszeichnete, unabhängig davon, ob sich die<br />

‚Parteien‘ freiwillig an das Jugendamt wandten oder von Fürsorgerinnen<br />

‚aufgesucht‘ wurden.“ (Wolfgruber 2006:24) Die FürsorgerInnen blieben bis<br />

Mitte der 1960-er Jahre, trotz neuer methodischer Ansätze für die KlientInnen<br />

namenlos, die KlientInnen zu einer simplen Kennziffer sozialer Bedürftigkeit<br />

oder Abweichung reduziert, was Wolfgruber auch auf die formalisierte<br />

Aktenführung zurückführt. Häufiger Wechsel der FürsorgerInnenu, oftmals auch<br />

von oben verfügt, um die Beziehungen zu den KlientInnen und zum „Sprengel“<br />

nicht zu eng werden zu lassen, um damit die professionelle Distanz zu wahren,<br />

erschwerten zusätzlich die Kontinuität bereits bestehender Beziehungen (vgl.<br />

Wolfgruber 2006:26f). Hierarchisch waren die FürsorgerInnen den meist<br />

weiblichen OrganisationsfürsorgerInnen und den meist männlichen<br />

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