Albert Einstein: Intelligent? Klug? Kreativ? Oder Begabt
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WISSEN CARL<br />
Pfarrer Hermann: Als Nihilist setzte Nietzsche nicht nur hinter Gott ein Fragezeichen,<br />
sondern hinter alle und alles. Dementsprechend müssen sich Nietzsche und<br />
jene, die sich auf ihn berufen, umgekehrt fragen lassen, ob sie mit ihrer Betrachtungsweise<br />
- vom Schicksal Gottes einmal abgesehen - nicht zuerst und zuletzt dem<br />
Menschen Fallstricke gelegt haben.<br />
Den schlagenden Beweis dafür, dass die innere Anrührung eines Menschen durch<br />
Gott nichts weiter als eine Illusion sei, blieben er und andere bis heute schuldig.<br />
Ob und inwiefern der Glaube an Gott tatsächlich etwas Unvernünftiges oder gar Widervernünftiges<br />
ist, muss deshalb gerechterweise offenbleiben. Die Maxime "in dubio<br />
pro reo" (im Zweifel für den Angeklagten) darf auch Gott für sich in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Fest steht aber, dass der Mensch sich eine Frage ist, auf die er selbst keine Antwort<br />
geben kann, und dass sein Geheimnis an ein noch tieferes und noch größeres Geheimnis<br />
grenzt, das in der Sprache der Religionen Gott heißt.<br />
CARL: Es gibt verschiedene Interpretationen des Weltgeschehens und der menschlichen<br />
Existenz; sowohl religiöser (Islam/Judentum/Buddhismus) als auch philosophischer<br />
Art (Marx/ Nietzsche/Relativismus). Wie begründet die katholische Kirche ihren<br />
Universalanspruch, ihr Wahrheitsmonopol?<br />
Pfarrer Hermann: Seit seinen Anfängen pflegt das Christentum ein kritisches Verhältnis<br />
im Umgang mit weltlichen und religiösen Fragen - Selbstkritik ganz selbstverständlich<br />
mit eingeschlossen. Die Auseinandersetzung mit den großen Philosophen<br />
der antiken Welt war hierbei von entscheidender Bedeutung, und bis heute<br />
kennt nur das Christentum eine Theologie, deren Gegenüber und Gefährte die Philosophie<br />
ist.<br />
Solche religiöse Religionskritik ist dem Christentum unverwechselbar zu eigen, ebenso<br />
das fortschreitende Bemühen, die Wahrheit mit Erkenntnis zu durchdringen.<br />
Die große und weltweit prägende Tradition der Kultur- und Geistesgeschichte Europas<br />
mit ihren Universitäten und ihrem Verständnis von Wissenschaft beispielsweise<br />
ist eng damit verbunden.<br />
Erinnern möchte ich aber auch an das christliche Doppelgebot der Gottes- und<br />
Nächstenliebe. Diese Grundhaltung, Gott als Kraft der Liebe ganz persönlich ansprechen<br />
und erfahren zu können, ausnahmslos in jedem Menschen ihn zu erkennen<br />
und ihm zu begegnen, verleiht dem Christentum seine besondere Stärke im gesellschaftlichen<br />
Miteinander und lässt überhaupt verstehen, warum die Würde des Menschen<br />
tatsächlich unantastbar ist. Das weltweit einmalige nationale und internationale<br />
politische Engagement der christlichen Kirchen, wenn es um Schwache und<br />
Randständige geht, wäre anders gar nicht nachzuvollziehen.<br />
Das Christentum verbindet so auf einzigartige Weise Vernunft, Glaube und Leben.<br />
CARL: Was halten Sie von der heute immer üblicheren Praxis, dass sich die Menschen<br />
aus verschiedenen Kulturen und Religionen ihre eigene Religion zusammenmischen?<br />
So werden Elemente aus dem Christentum, dem Buddhismus, der Esote-<br />
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