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12 34 Ludwig van Claude Beethoven: Debussy: 4. „La Symphonie Mer“ B-Dur ob im Sinne es sich der hier Gattungsnorm um ein so genanntes bezeichnen. „Sonatenrondo“ Gegenzug handelt, ist Debussy nicht unbedingt keinem seiner relevant Orchester- ist. Da Aber im werke die knappe der Symphonie Durchführung so nahe nur gekommen mit Not als wie eine „La solche Mer“. bezeichnet werden kann – fehlt doch die für Beethoven typische „Auseinandersetzung“ – kommt Absage man an mit die den genannten Programmmusik Formkategorien nicht weiter. Wesentlich plausibler erscheint es Zahlreiche daher, formal Aussagen gesehen des von Komponisten einer „Reihung belegen, in vier wie sehr Durchgängen“ er von Naturphänomenen zu sprechen. jeder Art fasziniert war. In seiner Frühzeit bildeten öfters stilisierte Auf der (Literatur-) Suche nach Landschaften einer poetischen die Vorlage für Werke; Idee im Falle von „La Mer“ wollte er jedoch ausdrücklich der Gefahr entgehen, wie ein Maler „im Atelier Hauptkriterium entstandene für Landschaftsbilder“ die 4. Symphonie zu ist, produzieren. schon gesagt, Er begann die zwar vielfältige die Komposition Exponierung in gegen burgun- wie dischen sätzlicher Weinbergen Gedanken, fernab seien sie des melodischer, Meers, berief harmonischer, ausdrücklich rhythmischer auf seine oder metrischer präzisen „Erinne- Natur. sich jedoch rungen“ Da die zur ans symphonischen Meer, und die Einheit seien seiner beitragenden Meinung nach kompositionstechnischen „mehr wert als eine Merkmale Realität, deren immer Zauber auch in ästhetisch der Regel begründet die Gedanken sind, zu stellt schwer sich die belastet“. Frage nach einer poetischen Idee auch hier fast zwangsläufig. die Aber ganz anders unmittelbare als in der Erfahrung „Eroica“ der oder Meeres- der Auf „Realität“ „Schicksals“-Symphonie – die er im übrigen muss zur man Zeit diese der Instrumentierung wohl im absolut von „La musikalischen Mer“ im Sommer Bereich 1904 suchen; auf der Idee Kanalinsel der bereits Jersey in der und Adagio an der Einleitung normannischen des 1. Satzes so eigentümlich konnte – kam herausgestellte es Debussy um Ton so weniger „ges“ Küste machen an, scheint als er Indiz eine dafür Konzeption zu sein, jenseits denn auch aller in Programmmusigesätzen im Sinne zeigt hatte, er sich die im er Kontext als bloße quer Zeiterschei- stehend. den Folnung oder gar „Mode“ verachtete. Er wollte „Bilder“ Konkrete des Meers programmatische geben, die empfangenen Überlegungen Eindrücke zu verfolgen, musikalische würde hier Gestalten nicht weiterführen. „übersetzen“, nicht Beetho aber in ven ein „Abbild“ selbst hat mit nur den ganz bekannten selten inhaltliche Mitteln der Erklärungen abgegeben, Diese Absage wobei bedeutet man sich zwar des keinen Eindrucks gänz- Tonmalereilichen nicht erwehren Verzicht kann, auf illustrative dass er den Mittel lästigen wie Frager etwa Wellenbewegungen einfach loshaben wollte. in „Jeux Er wusste, de vagues“; nach aber Carl sie sind Czerny, eben dass nur ein Nebenprodukte „bestimmt ausgesprochener bei Debussys Versuch Zweck“ der dem Transkription Hörer die von Unbefangenheit Farben und Bewegun- nimmt. gen „Wahre in Klangfarben Kunst ist eigensinnig und Rhythmen, [...], läßt die sich die nicht Musik selbst in schmeichelnde zu einem Naturphänomen Formen zwängen.“ erheben. Nach dem Wesen seines Komponierens gefragt, verwies Stilistischer Beethoven aber doch Neubeginn einmal darauf, dass er stets von zwei divergierenden Prinzipien ausgehe. Auch die ist 4. Symphonie, beim Beginn so des klar 1. und Satzes über zu Beispielsweise beobachten, sichtlich sie wie sich vom gebärdet, Einzelton ist aus „eigensinnig“ Motive und Klänge wie die entfaltet anderen werden, Symphonien also der Beethovens Gang der Natur „eigensinnig“ vom Amorphen in dem zu Sinne, konzisen dass Gestalten auch sie den nach- – gezeichnet Charakter des wird. „Einzigartigen“ Vor diesem Hintergrund annimmt. legitimieren sich die ständigen Modifikationen von Ton - folgen Wirkung und Klangkombinationen auf die Nachwelt und nicht zuletzt auch die zukunftsweisenden komplexen Rhythmusüberlagerungen Die „idealische“ Grundhaltung (Satz 1) der klanglichen 4. Symphonie Aufsplitterungen hat, auch wenn (Satz man 2). es kaum glauben mag, Auswirkungen auf die Nachwelt gezeitigt. Die geistige stilistische Flucht in eine Neubeginn „schönere“ von nuancenreicher Welt klingt bei An- Der deutung Schumann, zu klaren, noch mehr prägnanten vielleicht Linien bei Mendelssohn das an. Aber Premierenpublikum, schon Schubert darunter hatte Beethovens zahlreiche verstörte noch Anhänger Werk im Ohr, Debussys, von der die Gewichtung eine Fortsetzung eines Einzeltones „Pelléas bis hin et zur Mélisande“ virtuosen erwarteten. Motorik des Bezeich- Final des Stils von nend satzes. für Dass das Missverständnis Johannes Brahms war vor die Beethoven- vielfach geäußerte Reminiszenzen, Kritik, in auch Debussys solchen, „La die Mer“ „jeder könne Esel man das merkt“, Meer keineswegs weder hören zurückschreckte, noch sehen. ist Erst bekannt. mit der zweiten Und die Aufführung Ähnlichkeit am eines 19. Januar Gedankens 1908 aus unter dem der Stabführung Adagio des d-Moll-Klavierkonzerts des Komponisten erlebte von das Brahms Werk einen mit dem durchschlagenden „Nachgesang“ Erfolg, zum Seiten der ihm thema bis heute des treu langsamen geblieben Satzes ist. der 4. Symphonie von Beethoven wäre kaum erwähnenswert, wenn nicht – wie Carl Dahlhaus formulierte – „die motivische Verwandtschaft mit einer funktionalen Analogie verbunden wäre“.
Igor Strawinsky: „Le Sacre du Printemps“ 13 Das frische Blut der Barbaren Wolfgang Aschenbrenner Igor Strawinsky (1882–1971) „Le Sacre du Printemps“ (Die Frühlingsweihe) Tableaux de la Russie païenne en deux parties (Bilder aus dem heidnischen Russland in zwei Teilen) Premier Tableau: „L’Adoration de la Terre“ (Die Anbetung der Erde) 1. „Introduction“ (Einleitung) 2. „Les Augures printaniers – Danses des Adolescentes“ (Die Vorboten des Frühlings – Tänze der jungen Mädchen) 3. „Jeu du Rapt“ (Spiel der Entführung) 4. „Rondes printanières“ (Frühlingsreigen) 5. „Jeu des Cités rivales“ (Kampfspiel der rivalisierenden Stämme) 6. „Cortège du Sage“ (Feierlicher Umzug des Weisen) 7. „L’Adoration de la Terre – Le Sage“ (Die Anbetung der Erde – Der Weise) 8. „Danse de la Terre“ (Tanz der Erde) Second Tableau: „Le Sacrifice“ (Das Opfer) 1. „Introduction“ (Einleitung) 2. „Cercles mystérieux des Adolescentes“ (Geheimnisvolle Rundtänze der jungen Mädchen) 3. „Glorification de l’Élue“ (Verherrlichung der Auserwählten) 4. „Évocation des Ancêtres“ (Anrufung der Ahnen) 5. „Action rituelle des Ancêtres“ (Ritualtanz der Ahnen) 6. „Danse sacrale – L’Élue“ (Opfertanz – Die Auserwählte) Lebensdaten des Komponisten Geboren am 5. (17.) Juni 1882 in Oranienbaum (Lomonosow) bei St. Petersburg / Russland; gestorben am 6. April 1971 in New York / USA. Entstehung Erste Ideen im Frühjahr 1910 während der Abschlussarbeiten am Ballett „L’Oiseau de Feu“ (Der Feuervogel); im gleichen Jahr Entwurf des BallettLibrettos zu „Le Sacre du Printemps“ (Die Frühlingsweihe), das Strawinsky zusammen mit dem russischen Theosophen, Archäologen und Maler Nicolas Roerich (1874–1947) ausarbeitete. Unterbrechung durch das eingeschobene BallettProjekt „Pétrouchka“; Wiederaufnahme
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