Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker
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30<br />
Philharmonische<br />
Blätter<br />
Orchestergeschichte<br />
Siegfried Wagners Auftritte als Interpret von Werken<br />
seines Vaters und Großvaters sowie eigenen Kompositionen<br />
Gabriele E. Meyer<br />
Nur wenige Tage vor Siegfried Wagners erstem<br />
Auftritt am 10. März 1913 feierten die Münchner<br />
<strong>Philharmoniker</strong> in der festlich geschmückten Tonhalle<br />
den hundertsten Geburtstag seines Vaters.<br />
(Der vorgezogene Termin erklärt sich aus der alljährlichen<br />
„sommerlichen“ Tätigkeit des Orchesters<br />
in Bad Kissingen.) Siegfried Wagner, Komponist,<br />
Dirigent und Leiter der Bayreuther Festspiele<br />
ab 1908 versuchte angesichts der fi nanziell prekären<br />
Lage im gesamten Festspielbereich nicht zuletzt<br />
mit regelmäßigen Konzertreisen weitere Geldmittel<br />
zu akquirieren. Am Abend des „Einzigen<br />
Konzerts mit dem verstärkten KonzertVereins<br />
Orchester“ stellte er sich mit Ausschnitten aus<br />
seinen eigenen Opern vor, gerahmt von Richard<br />
Wagners „FaustOuvertüre“, dem „Siegfried<br />
Idyll“ und dem Vorspiel zu „Die Meistersinger von<br />
Nürnberg“. Unabhängig von der schon damals<br />
geäußerten Frage nach dem Sinn, ein Konzertprogramm<br />
mit „Opernbruchstücken“ zu bestreiten,<br />
beklagte sich der Rezensent der „Münchner<br />
Post“, das Kind aus Andersons „Des Kaisers neue<br />
Kleider“ zitierend, heftigst über die Zumutung,<br />
sich „2½ Stunden lang die langweiligste und dürftigste<br />
Musik anzuhören, die man sich in Deutschland<br />
eben noch deswegen bieten läßt, weil ihr<br />
Komponist – der Sohn eines Heroen ist“. Selbst<br />
der Dirigent fand keine Gnade. Die „Münchner<br />
Neuesten Nachrichten“ hingegen beurteilten den<br />
Abend trotz offenkundiger Schwächen in Werk<br />
und Ausführung wesentlich fairer, weil „die Teilstücke<br />
erst als Glieder eines Ganzen in ihrer vollen<br />
Bedeutung“ gewürdigt werden könnten. –<br />
Mitte des Jahres 1929 erbat sich Siegfried Wagner<br />
für ein weiteres Gastdirigat von der Stadt das<br />
alte Programm, um sich bei der Auswahl der Werke<br />
nicht zu wiederholen. Das Konzert am 22. Januar<br />
1930 eröffnete der Enkel mit der Symphonischen<br />
Dichtung „Orpheus“ seines Großvaters<br />
Franz Liszt, wobei Oscar von Pander von den<br />
„MNN“ Wagners Verzicht auf jegliches Rubato<br />
insbesondere in den großangelegten Steigerungen<br />
ausdrücklich hervorhob. Ganz anders fi el dieses<br />
Mal auch das Urteil über den Komponisten<br />
Siegfried Wagner aus, der wiederum Teile aus<br />
seinem umfangreichen Opernschaffen präsentierte.<br />
Als instrumentales Zwischenspiel hatte<br />
Wagner noch sein „Konzertstück für Violine und<br />
kleines Orchester“ gewählt, wobei es sich hier<br />
höchstwahrscheinlich um das schon am 3. März<br />
1922 zum ersten Mal in München aufgeführte<br />
„Konzertstück für Flöte und kleines Orchester“ gehandelt<br />
haben dürfte. „Getragen von der ausgezeichneten<br />
Begleitung des Komponisten“ spielte<br />
Konzertmeister Carl Snoeck den Solopart „mit tadelloser<br />
Klarheit und Sicherheit“. Den krönenden<br />
Beschluss bildete die „vorzügliche Interpretation“<br />
der TannhäuserOuvertüre von Richard Wagner. –<br />
„Siegfried Wagner wurde“, ganz anders als bei<br />
seinem philharmonischen Debüt, „mit anhaltendem<br />
Beifall und einem prächtigen Lorbeerkranz<br />
überaus herzlich gefeiert und ließ an den Ovationen<br />
mit Berechtigung auch das treffl iche Orchester<br />
der Münchner <strong>Philharmoniker</strong> teilnehmen.“