Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker
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Philharmonische<br />
Blätter<br />
Das letzte Wort hat ...<br />
31<br />
Bob Ross<br />
Hornist der Münchner <strong>Philharmoniker</strong> und Gründer von „Blechschaden“<br />
In unserem Orchester sind viele<br />
Musiker aus den verschiedensten<br />
Ländern dieser Welt vertreten. Dazu<br />
kommen noch die vielen Gastdirigenten,<br />
so dass oftmals mehr<br />
Englisch als Deutsch gesprochen<br />
wird.<br />
Am Ende des 19. Jahrhunderts war<br />
es in Amerika genau umgekehrt.<br />
Damals wurde in den großen amerikanischen<br />
Orchestern Deutsch<br />
gesprochen, weil viele Musiker aus<br />
Deutschland waren. Zur englischen<br />
Sprache ein Beispiel: als Celibidache zu den<br />
<strong>Philharmoniker</strong>n als Chef kam, hat er zum Orchestervorstand<br />
gesagt, er soll uns sagen, wir<br />
dürfen ihn nur mit Maestro ansprechen. Als Celi<br />
herauskommt, ein bisschen dirigiert, hat mein<br />
Kollege aus Amerika als erster eine Frage gestellt;<br />
„Entschuldigen Sie, my...ass...tro...“<br />
Meine schottische Mutter hat eher Keltisch als<br />
Englisch verstanden; als ich in Bayreuth spielte,<br />
rief ich in Schottland an, um ihr dies zu erzählen.<br />
Sie hatte furchtbare Angst, weil sie mich<br />
am Telefon nicht gut verstand. Sie meinte, ich<br />
spiele in Beirut und mein Chef sei Celigadaffi.<br />
Damals war zudem die große Nahostkrise.<br />
Und was „Nahost“ betrifft: als<br />
wir mit dem Orchester noch vor<br />
der Wende in Ostdeutschland<br />
waren, wurden wir im Hotel in<br />
Leipzig schikaniert. Ich wollte ein<br />
Getränk in der HotelBar bestellen.<br />
„Sie haben Jeans an, Sie<br />
werden hier nicht bedient“, sagte<br />
der Kellner. Dann kam ein<br />
Schlagzeuger von uns in die Hotellobby<br />
und trug ebenfalls Jeans.<br />
Da standen so Typen, die offensichtlich<br />
von der Stasi waren,<br />
und einer sagte: „Sie dürfen mit<br />
Jeans nicht herein!“ Da hat mein Kollege ganz<br />
einfach seine Jeans ausgezogen und ist halbnackt<br />
durch die Lobby in Richtung Fahrstuhl gelaufen.<br />
Schlagzeuger sind schlagfertig... im<br />
Schottenrock hätte ich wahrscheinlich mehr<br />
Glück gehabt.<br />
Übrigens habe ich damals in Bayreuth meinen<br />
Polterabend mit Blechbläserkollegen gefeiert.<br />
Da wir im Garten laut musiziert haben, kam<br />
pünktlich um 22 Uhr die Polizei. Ich stand da im<br />
Schottenrock und begrüßte die Polizisten mit<br />
„Sorry, aber ich werde bald heiraten“. Der ältere<br />
Polizist schaute mich und meine Abendkleidung<br />
an und sagte „Und Du bist die Braut, oder?“