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Festspielzeit Winter 2014

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

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DEN RAUM<br />

HÖREN<br />

Der ungarische Komponist Peter Eötvös<br />

bei den Bregenzer Festspielen<br />

DER GOLDENE DRACHE<br />

Meine Musik ist Theatermusik,<br />

es ist keine Begleitmusik,<br />

sondern Theater<br />

in sich«, sagt der Komponist Peter<br />

Eötvös. Bewusst meint er damit nicht<br />

nur seine Bühnenwerke, sondern<br />

auch seine Instrumentalmusik. In<br />

seinen Werken spielt der Raum, in<br />

dem die Musik erklingt, eine entscheidende<br />

Rolle. Seine Musik steckt<br />

einen imaginären Raum ab und zieht<br />

den Zuhörer mit seinem ganzen<br />

Körper hinein. Praktisch bedeutet<br />

das oft, dass die Partitur eines<br />

Werks die genaue Aufstellung der<br />

Musiker – sei es ein kleines Ensemble<br />

oder ein großes Orchester – beinhaltet,<br />

da Eötvös die Wirkung der<br />

einzelnen Instrumente im Raum<br />

mitkomponiert. In seinen Bühnenwerken<br />

hat er teilweise das Orchester<br />

geteilt und es vor die Bühne<br />

in den Orchestergraben und hinter<br />

das Bühnenbild auf die Szene gesetzt<br />

wie in seiner ersten Oper Drei<br />

Schwestern nach Anton Tschechow<br />

und Die Tragödie des Teufels auf<br />

den Text von Albert Ostermaier.<br />

Die theatrale, räumliche Kompositionsweise<br />

mag daher rühren, dass<br />

Eötvös als sechszehnjähriger Student<br />

in Budapest begann, Musik für<br />

Theater und Film zu schreiben und<br />

dort den Austausch mit den anderen<br />

beteiligten Künstlern wie Regisseure<br />

und Interpreten als unabdingbar für<br />

sein Schaffen erkannte. Musik und<br />

Theater gehen in seinem Orchesterwerk<br />

Chinese Opera aus dem Jahr<br />

1986 eine faszinierende Symbiose<br />

ein. So wie in China jede Provinz<br />

ihren eigenen Theaterstil hat, schrieb<br />

Eötvös eine »›Oper‹ meiner eigenen<br />

›Provinz‹« und widmete die vier<br />

Sätze jeweils einem großen Theaterregisseur:<br />

Peter Brook, Luc Bondy,<br />

Klaus Michael Grüber, Patrice<br />

Chéreau.<br />

Eötvös ist nicht nur Komponist,<br />

sondern gleichberechtigt auch<br />

Dirigent. Hier interessieren ihn<br />

besonders langfristige Prozesse<br />

mit Musikern und Sängern. Bevor<br />

er eine neue Oper schreibt, möchte<br />

er die Sänger in ihrer Persönlichkeit<br />

kennenlernen und sie bei der<br />

Komposition vor Augen und Ohren<br />

haben. Die kontinuierliche Zusammenarbeit<br />

mit Musikern prägt<br />

gegenseitiges Vertrauen und die<br />

Möglichkeit, gemeinsam außergewöhnliche<br />

Wege zu beschreiten.<br />

Herausragend für Eötvös war seine<br />

Position als Chefdirigent des renommierten<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

wo er 1979 dem Gründer Pierre<br />

21<br />

PETER EÖTVÖS<br />

Boulez nachfolgte. Auch mit dem<br />

Ensemble Modern verbindet Eötvös<br />

eine jahrelange Partnerschaft.<br />

Gemeinsam mit diesem einzigartigen<br />

Ensemble ist seine jüngste Oper<br />

Der goldene Drache, eine heutige<br />

Fabel in einem Asia-Imbiss, nun zu<br />

Gast bei den Bregenzer Festspielen.<br />

Eötvös selbst wird bei Musik & Poesie<br />

gemeinsam mit Musikern des<br />

Ensemble Modern zu erleben sein.

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