18.11.2014 Aufrufe

Festspielzeit Winter 2014

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erzählungen heran getraut, wie<br />

er sagt. Mit seiner Phantasie und<br />

seiner Herangehensweise ist er aber<br />

der perfekte Regisseur für dieses<br />

Werk an genau diesem Ort. Im Kern<br />

der Oper wird die Frage beleuchtet:<br />

Was ist Kunst, warum machen wir<br />

das alles und was bedeutet Gesang<br />

für uns? Auch deswegen habe ich<br />

dieses Stück in meiner ersten Saison<br />

ausgewählt, weil essentielle Fragen<br />

unseres Schaffens gestellt werden.<br />

Sängerinnen und Sänger liegen<br />

Ihnen besonders am Herzen. Woher<br />

kommt diese Begeisterung?<br />

Lassen Sie es mich mit einer Art<br />

Initiations-Erlebnis beschreiben,<br />

das ich in meiner Jugendzeit an der<br />

Wiener Staatsoper hatte. Placido<br />

Domingo sang »E lucevan le stelle«<br />

aus Tosca. Kraft und Ausdruck<br />

seiner Stimme haben mich überwältigt.<br />

Auch ohne den Text konkret<br />

kennen zu müssen, hat allein seine<br />

Stimme eine Geschichte erzählt. Das<br />

war ein Gänsehautmoment, den es<br />

bei mir auch heute noch gibt, wenn<br />

eine Stimme das besondere »Etwas«<br />

hat. Daher stammt wohl meine ganz<br />

große Liebe zu Sängerinnen und<br />

Sängern.<br />

Jacques Offenbach taucht neben<br />

der Oper im Festspielhaus auch bei<br />

einem Orchesterkonzert und bei<br />

Musik & Poesie auf, andere Künstler<br />

sind ebenfalls an unterschiedlichen<br />

Spielorten vertreten.<br />

Verbindungen aufzuspüren und<br />

diese dann programmatisch herauszuarbeiten<br />

und dem Publikum zu<br />

präsentieren, finde ich generell<br />

spannend, nicht nur für Festspiele.<br />

Einen Komponisten von einer anderen<br />

Seite kennen zu lernen – beispielsweise<br />

Puccini mit seiner Messa di Gloria –<br />

empfinde ich als Bereicherung. Das<br />

soll aber nicht dogmatisch verstanden<br />

werden. Es gibt keine Grundregel,<br />

die besagt, es müssten unbedingt<br />

künstlerische Querverweise gefunden<br />

werden. Nein, es kommt aus der<br />

Beschäftigung mit einem Künstler<br />

heraus oder mit einem Werk. Ich<br />

möchte solche Dinge aus sich selbst<br />

heraus entstehen lassen und nicht<br />

krampfhaft antreiben müssen.<br />

Sie hatten bei ihrer Vorstellung als<br />

designierte Intendantin im Sommer<br />

2012 damit geliebäugelt, bald einen<br />

Segelkurs machen zu wollen. Haben<br />

Sie das Bodensee-Schifferpatent<br />

schon in der Tasche?<br />

(lacht) Ich lass zunächst einmal<br />

meinem Sohn Felix den Vortritt und<br />

mir berichten, wie das so vor sich<br />

geht. Aber im Ernst: Zwischenzeitlich<br />

habe ich festgestellt, dass ich am<br />

liebsten auf den See draufschaue und<br />

gar nicht unbedingt drin schwimmen<br />

oder darauf segeln muss. Der Blick<br />

aus meinem Büro über den Horizont<br />

lässt meine Gedanken fliegen. Der<br />

See wird dabei zu einer Art Reflexionsfläche.<br />

Zu Turandot würde ohnehin<br />

besser ein chinesisches Drachenboot<br />

passen. Vielleicht mache ich im<br />

Sommer das Ruderpatent.<br />

Die Fragen stellte Axel Renner.<br />

INTERVIEW ELISABETH SOBOTKA<br />

War das der Grund, erstmals ein<br />

Opernstudio bei den Festspielen<br />

anzubieten?<br />

Junge Sänger und Sängerinnen<br />

brauchen viel Pflege, um sich und<br />

ihre Stimme entwickeln zu können.<br />

Man muss sich um sie kümmern,<br />

ihnen Wege und Möglichkeiten<br />

aufzeigen und auch so gut es geht<br />

Geborgenheit bieten. Das ist mein<br />

Wunsch generell und im Speziellen<br />

für junge Sänger. Das Opernstudio<br />

soll genau das können: in einer hochprofessionellen<br />

Umgebung jungen<br />

Sänger helfen, sich zu entwickeln<br />

und dabei gleichzeitig eine besondere<br />

Atmosphäre schaffen, in der man<br />

sich wohl fühlt und die eigene Persönlichkeit<br />

stärkt. Und natürlich soll am<br />

Ende eine Così fan tutte dabei heraus<br />

kommen, die dem Publikum Freude<br />

bereitet. Es ist eine Investition in die<br />

Zukunft, davon bin ich überzeugt.<br />

»Kunst will und<br />

muss permanent<br />

Neues probieren.«<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!