Festspielzeit Winter 2014
Das Magazin der Bregenzer Festspiele
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Erzählungen heran getraut, wie<br />
er sagt. Mit seiner Phantasie und<br />
seiner Herangehensweise ist er aber<br />
der perfekte Regisseur für dieses<br />
Werk an genau diesem Ort. Im Kern<br />
der Oper wird die Frage beleuchtet:<br />
Was ist Kunst, warum machen wir<br />
das alles und was bedeutet Gesang<br />
für uns? Auch deswegen habe ich<br />
dieses Stück in meiner ersten Saison<br />
ausgewählt, weil essentielle Fragen<br />
unseres Schaffens gestellt werden.<br />
Sängerinnen und Sänger liegen<br />
Ihnen besonders am Herzen. Woher<br />
kommt diese Begeisterung?<br />
Lassen Sie es mich mit einer Art<br />
Initiations-Erlebnis beschreiben,<br />
das ich in meiner Jugendzeit an der<br />
Wiener Staatsoper hatte. Placido<br />
Domingo sang »E lucevan le stelle«<br />
aus Tosca. Kraft und Ausdruck<br />
seiner Stimme haben mich überwältigt.<br />
Auch ohne den Text konkret<br />
kennen zu müssen, hat allein seine<br />
Stimme eine Geschichte erzählt. Das<br />
war ein Gänsehautmoment, den es<br />
bei mir auch heute noch gibt, wenn<br />
eine Stimme das besondere »Etwas«<br />
hat. Daher stammt wohl meine ganz<br />
große Liebe zu Sängerinnen und<br />
Sängern.<br />
Jacques Offenbach taucht neben<br />
der Oper im Festspielhaus auch bei<br />
einem Orchesterkonzert und bei<br />
Musik & Poesie auf, andere Künstler<br />
sind ebenfalls an unterschiedlichen<br />
Spielorten vertreten.<br />
Verbindungen aufzuspüren und<br />
diese dann programmatisch herauszuarbeiten<br />
und dem Publikum zu<br />
präsentieren, finde ich generell<br />
spannend, nicht nur für Festspiele.<br />
Einen Komponisten von einer anderen<br />
Seite kennen zu lernen – beispielsweise<br />
Puccini mit seiner Messa di Gloria –<br />
empfinde ich als Bereicherung. Das<br />
soll aber nicht dogmatisch verstanden<br />
werden. Es gibt keine Grundregel,<br />
die besagt, es müssten unbedingt<br />
künstlerische Querverweise gefunden<br />
werden. Nein, es kommt aus der<br />
Beschäftigung mit einem Künstler<br />
heraus oder mit einem Werk. Ich<br />
möchte solche Dinge aus sich selbst<br />
heraus entstehen lassen und nicht<br />
krampfhaft antreiben müssen.<br />
Sie hatten bei ihrer Vorstellung als<br />
designierte Intendantin im Sommer<br />
2012 damit geliebäugelt, bald einen<br />
Segelkurs machen zu wollen. Haben<br />
Sie das Bodensee-Schifferpatent<br />
schon in der Tasche?<br />
(lacht) Ich lass zunächst einmal<br />
meinem Sohn Felix den Vortritt und<br />
mir berichten, wie das so vor sich<br />
geht. Aber im Ernst: Zwischenzeitlich<br />
habe ich festgestellt, dass ich am<br />
liebsten auf den See draufschaue und<br />
gar nicht unbedingt drin schwimmen<br />
oder darauf segeln muss. Der Blick<br />
aus meinem Büro über den Horizont<br />
lässt meine Gedanken fliegen. Der<br />
See wird dabei zu einer Art Reflexionsfläche.<br />
Zu Turandot würde ohnehin<br />
besser ein chinesisches Drachenboot<br />
passen. Vielleicht mache ich im<br />
Sommer das Ruderpatent.<br />
Die Fragen stellte Axel Renner.<br />
INTERVIEW ELISABETH SOBOTKA<br />
War das der Grund, erstmals ein<br />
Opernstudio bei den Festspielen<br />
anzubieten?<br />
Junge Sänger und Sängerinnen<br />
brauchen viel Pflege, um sich und<br />
ihre Stimme entwickeln zu können.<br />
Man muss sich um sie kümmern,<br />
ihnen Wege und Möglichkeiten<br />
aufzeigen und auch so gut es geht<br />
Geborgenheit bieten. Das ist mein<br />
Wunsch generell und im Speziellen<br />
für junge Sänger. Das Opernstudio<br />
soll genau das können: in einer hochprofessionellen<br />
Umgebung jungen<br />
Sänger helfen, sich zu entwickeln<br />
und dabei gleichzeitig eine besondere<br />
Atmosphäre schaffen, in der man<br />
sich wohl fühlt und die eigene Persönlichkeit<br />
stärkt. Und natürlich soll am<br />
Ende eine Così fan tutte dabei heraus<br />
kommen, die dem Publikum Freude<br />
bereitet. Es ist eine Investition in die<br />
Zukunft, davon bin ich überzeugt.<br />
»Kunst will und<br />
muss permanent<br />
Neues probieren.«<br />
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