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Operationalisierung der regionalen Verwundbarkeit der ...

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Folgen kapitalistischer Entwicklung aufnahm, son<strong>der</strong>n auch den Resilienzdiskurs, <strong>der</strong> zuerst<br />

einmal in <strong>der</strong> Klimafolgenforschung eine breitere Öffentlichkeit erreichte. In gewisser Weise<br />

ist dieser Diskurs bereits im Risikobegriff – ein charakteristisches Konstrukt <strong>der</strong> postfordistischen<br />

Regulationsweise 4 – vorgeformt, <strong>der</strong> nahtlos in den Begriff <strong>der</strong> Resilienz<br />

übergeht. Ökologische und soziale Problematiken sollen dem entsprechend nicht mehr<br />

gelöst, son<strong>der</strong>n lediglich unter Minimierung daraus resultieren<strong>der</strong> Risiken (insbeson<strong>der</strong>e für<br />

die politische Legitimität und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit) bearbeitet werden.<br />

Dabei besteht alles an<strong>der</strong>e als ein wissenschaftlicher Konsens o<strong>der</strong> Klarheit in <strong>der</strong><br />

Verwendung des Resilienzbegriffs (Norris et al. 2008). White et O’Hara (2011) stellen<br />

heraus, dass, ähnlich wie im Fall <strong>der</strong> Nachhaltigkeit, gerade die verschwommene Kontur von<br />

Resilienz die beson<strong>der</strong>e Attraktivität dieses Begriffes ausmacht. Seine gesellschaftliche<br />

Funktion liegt demnach weniger in einer bestimmten Bedeutung, die er transportiert, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr in <strong>der</strong> assoziativen Botschaft, die er wie eine Aura mit sich führt (siehe auch Walker<br />

et Cooper 2011). Resilienz verweist zumeist auf die selbstorganisierte Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />

von Netzwerken und substaatlichen Akteuren gegenüber beinahe naturgesetzlich, jedenfalls<br />

unabän<strong>der</strong>lich gedachten gesellschaftlichen Krisen, im deutlichen Unterschied zu<br />

fordistischer Umwelt- o<strong>der</strong> Sozialpolitik, <strong>der</strong> ein staatlicher Steuerungsoptimismus unterlag<br />

und damit die Vorstellung eines gesellschaftlichen Fortschritts, <strong>der</strong> – ob kritisiert o<strong>der</strong><br />

begrüßt – zu einer fortlaufenden Abnahme von Unsicherheit, ungeplanten Entwicklungen<br />

und Risiken führen sollte. Der Diskurs <strong>der</strong> Resilienz verlagert den Fokus wissenschaftlicher<br />

und politischer Debatte weg von Ansprüchen an den Staat und seiner Funktion in <strong>der</strong><br />

Aufrechterhaltung jener gesellschaftlicher Strukturen, die gerade Krisen auslösen und<br />

verschärfen 5 . Stattdessen wird, post-fordistischer Governance entsprechend,<br />

Verantwortlichkeit auf private Akteure ausgelagert, während <strong>der</strong> Staat nach wie vor die<br />

ausschlaggebenden Rahmenbedingungen setzt, sanktioniert und dabei als struktureller Filter<br />

wirkt 6 . Er verfügt darüberhinaus in den Län<strong>der</strong>n des Nordens über rund die Hälfte des<br />

gesellschaftlichen Gesamtprodukts sowie einen Großteil <strong>der</strong> intellektuellen,<br />

organisatorischen und infrastrukturellen Kapazitäten 7 .<br />

Die mit dem Begriff <strong>der</strong> Resilienz verknüpfte Assoziation <strong>der</strong> Flexibilität, das heißt einer<br />

zeitweisen Auslenkung eines Systems aus einem als gleichgewichtig o<strong>der</strong> stabil<br />

4<br />

dazu Görg (2003)<br />

5<br />

Damit ist die Aufrechterhaltung kapitalistischer Eigentums- und Produktionsverhältnisse gemeint, die nicht nur<br />

einen ökologisch negativen wirtschaftlichen Wachstumsdrang und -zwang bewirken, son<strong>der</strong>n auch vielfältige<br />

soziale Probleme und ökonomische Krisen verursachen. Für eine zusammenfassende Darstellung mit dem<br />

Schwerpunkt auf <strong>der</strong> ökologischen Frage siehe z.B. Exner et al. (2008)<br />

6<br />

Die Apparatur des Staates (seine Institutionen, ihre Handlungslogiken etc.) und die in ihm verdichteten sozialen<br />

Kräfteverhältnisse, die die Form eines von <strong>der</strong> Gesellschaft getrennten Apparats und einer separaten Sphäre <strong>der</strong><br />

Politik annehmen, filtert jene Akteure und Positionen, die Teil von Governance werden.<br />

7<br />

was nicht bedeutet, dass <strong>der</strong> Staat in <strong>der</strong> Lage wäre, Gesellschaft zu steuern, allerdings eine spezifische<br />

gesellschaftliche Verantwortlichkeit begründet<br />

17

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