19.11.2014 Aufrufe

Operationalisierung der regionalen Verwundbarkeit der ...

Operationalisierung der regionalen Verwundbarkeit der ...

Operationalisierung der regionalen Verwundbarkeit der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gesellschaftlich durch eine historisch spezifische Produktionsweise und gesellschaftliche<br />

Kräftekonstellation verursachte Krisen naturalisiert 15 . Während allgemein anerkannt ist, dass<br />

<strong>der</strong> Klimawandel o<strong>der</strong> die durch Peak Oil vermutlich ausgelösten Verän<strong>der</strong>ungen keine<br />

natürlichen Krisen darstellen, son<strong>der</strong>n gesellschaftlich produziert sind, also gewissermaßen<br />

„gesellschaftliche Naturkatastrophen“ (Robert Kurz) und die Folgen historisch spezifischer<br />

„gesellschaftlicher Naturverhältnisse“ (Christoph Görg) sind, wird ein naturalisierendes<br />

Verständnis <strong>der</strong>selben auf diese Weise diskursiv dennoch reproduziert.<br />

Es ist bezeichnend, dass <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> <strong>Verwundbarkeit</strong> an einen organischen Körper<br />

gemahnt, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gefahr von Unfällen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en natürlichen, externen Einwirkungen<br />

ausgesetzt ist. Der Begriff <strong>der</strong> Anpassung und <strong>der</strong> Fähigkeit dazu wie<strong>der</strong>um ist ebenso eng<br />

an ein naturalisierendes Verständnis gesellschaftlicher Entwicklung geprägt, das in <strong>der</strong><br />

mehrfachen wechselseitigen Beeinflussung von Natur- und Gesellschaftsvorstellungen seit<br />

Darwin ihre Wurzel hat 16 .<br />

4.2.1 Theorem des „survival of the fittest“<br />

Die an Darwin anschließende Theorie <strong>der</strong> Evolution <strong>der</strong> Organismen gründet, was den so<br />

genannten Auslesemechanismus von Mutationen angeht, in <strong>der</strong> Übertragung eines<br />

sozialwissenschaftlichen Modells auf die Natur. Bei diesem Modell handelt es sich um das<br />

von Herbert Spencer in Hinblick auf die Konkurrenz im Rahmen <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Gesellschaftsordnung und <strong>der</strong> in ihr dominierenden kapitalistischen Produktionsweise<br />

geprägten Theorem des „survival of the fittest“. Die innerbiologischen theoretischen<br />

Probleme <strong>der</strong> Darwinschen Evolutionstheorie sollen hier nicht interessieren, allerdings <strong>der</strong><br />

Umstand, dass das Theorem des „survival of the fittest“ ab dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t vermehrt<br />

auf die Gesellschaft rückübertragen wurde. Nun galt „die Natur“ bzw. das gesellschaftliche<br />

Konstrukt diesen Namens, nachdem seine historische Wurzel vergessen war, als normative<br />

Richtschnur gesellschaftlicher Ordnung und insbeson<strong>der</strong>e als Legitimation von<br />

Konkurrenzverhältnissen. Die Auslese soll demnach die am Besten „Angepassten“ („the<br />

fittest“) bevorzugen und zu einer so genannten Höherentwicklung (im Verlauf <strong>der</strong> Evolution)<br />

führen 17 . Anpassung wird dabei als strukturelle Entsprechung zwischen einer objektiv<br />

gedachten Umwelt und dem Organismus konzipiert 18 . Wird ein solches Konzept von <strong>der</strong><br />

Biologie auf die Gesellschaftstheorie übertragen, kann Umwelt nicht mehr als vom Menschen<br />

konstituierter Beziehungszusammenhang gedacht werden, son<strong>der</strong>n erscheint als von ihm<br />

unbeeinflussbares Natursubstrat. Ein Umstand, <strong>der</strong> sich in dem von <strong>der</strong> Kritischen Theorie<br />

15<br />

als ein natürliches Phänomen o<strong>der</strong> als von <strong>der</strong> Natur verursacht suggeriert<br />

16<br />

dazu Görg (1999): Natur- und Gesellschaftsbegriff konstituieren sich wechselseitig<br />

17<br />

hiermit ist eng <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Fortschrittsgedanke verknüpft<br />

18<br />

innerbiologisch wirft dieses Konstrukt das Problem auf, dass genau betrachtet ja erst <strong>der</strong> Organismus die für<br />

ihn relevante Umwelt konstituiert, seine Entwicklung also nicht einfach aus einer Anpassung erklärt werden kann<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!