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Operationalisierung der regionalen Verwundbarkeit der ...

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machen (Walker et Cooper 2011). Ein gutes Beispiel dafür ist die Strategie zur Community-<br />

Resilienz <strong>der</strong> britischen Regierung (UK CabinetOffice 2011).<br />

Resilienz wird daher heute vor allem in <strong>der</strong> Finanzwelt groß geschrieben, ebenso im<br />

Sicherheitsdiskurs, <strong>der</strong> vor dem Hintergrund <strong>der</strong> allgemeinen gesellschaftlichen<br />

Verunsicherung duch die kapitalistische Vielfachkrise die klassischen fordistischen und sogar<br />

noch post-fordistischen Wohlstandsversprechen ablöst (Walker et Cooper 2011). Statt einer<br />

ursachenorientierten Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse wird nun eine vor allem<br />

auch militärisch gedeutete Anpassung an scheinbar unvermeidliche Katastrophen propagiert.<br />

Dies bedeutet allerdings nicht, dass diese spezifische Interpretation von Resilienz die einzig<br />

mögliche wäre. An<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Nachhaltigkeitsdiskurs, <strong>der</strong> von vornherein klar auf<br />

Wirtschaftswachstum, die För<strong>der</strong>ung von Märkten, eine Fixierung auf den individuellen<br />

Warenkonsum anstelle politischer Regulierung fokussiert war (siehe WCED 1987), ist die<br />

Resilienz ein grundlegend offenes Konzept, da sie in an sich inhaltsleeren, vollständig<br />

abstrakten systemtheoretischen Überlegungen gründet (Walker et Cooper 2011). Während<br />

dies in <strong>der</strong> vorherrschenden Interpretation gut mit dem marktradikalen Ansatz August<br />

Friedrich von Hayeks zusammengeht (Walker et Cooper 2011), ist dies jedoch keineswegs<br />

die einzig mögliche o<strong>der</strong> vorfindliche und auch nicht unbedingt eine theoretisch konsistente<br />

Interpretation 21 .<br />

Entsprechend moniert Geoff Wilson in Community Resilience and Environmental Transitions<br />

(2012) die Inhaltsleere des üblichen Resilienzbegriffs im Sinn einer "Resilienz-wovon-auchimmer"-Deutung,<br />

die inzwischen von <strong>der</strong> Medizin und Psychologie über militärische<br />

Stratetgiebildung bis hin zu Gruppendynamik, Sozialarbeit und die Energiewende reicht<br />

(siehe Zolli et Healy 2012 als Beispiel) und in <strong>der</strong> vorherrschenden Fassung in einen Aufruf<br />

zum puren Systemerhalt mündet, die gerade diejenige gesellschaftliche Ordnung stützen<br />

möchte, die eigentlich die Ursache <strong>der</strong> Vielfachkrise darstellt.<br />

Diese Problematik wird im Übersichtsartikel von Norris et al. (2008) implizit mit einer blanken<br />

Definition guten Lebens übergangen bzw. gelöst, während Lewis et Conaty (2012) Resilienz<br />

zu einem Fokus auf soziale Basisinnovationen für eine demokratische Transition zu einer<br />

Steady State-Wirtschaft zuspitzen, übrigens auf Basis des Panarchie-Konzepts (Gun<strong>der</strong>son<br />

et Holling 2001, Walker et Salt 2006). Der Resilienzbegriff ist auch für die in Großbritannien<br />

entstandene, vor allem mit <strong>der</strong> Anpassung an Peak Oil befasste Transition Town-Bewegung<br />

zentral (Hopkins 2011), allerdings in ambivalentem Sinn, nachdem kaum die übergreifenden<br />

gesellschaftlichen Strukturen hinterfragt werden und eine eher überzogene Hoffnung auf<br />

bessere gesellschaftliche Verhältnisse durch eine (bloße) Hinwendung zum "Lokalen"<br />

transportiert wird (vgl. Wilson 2012).<br />

21<br />

So tritt Hayek zwar für ein angeblich ungehin<strong>der</strong>tes, in seiner Sicht auf Selbstorganisation beruhendes Wirken<br />

so genannter Marktkräfte ein, unterstellt jedoch einen starken Staat, <strong>der</strong> genau diese so genannte<br />

Selbstorganisation durchsetzen und garantieren soll.<br />

21

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