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Landtag von Baden-Württemberg

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(Teßmer)<br />

7984<br />

<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 102. Sitzung – Mittwoch, 31. Januar 2001<br />

besondere Qualitätsvorteile bringt dieses Zeichen für den<br />

Verbraucher aber bisher noch nicht.<br />

Dabei müssen wir erreichen, dass jede Region unseres Landes<br />

ihr spezifisches Profil herausstellt. Auch im ländlichen<br />

Raum wollen die Menschen dort arbeiten, wo sie wohnen.<br />

Aber die Zahl der Auspendler nimmt ständig weiter zu, Sie<br />

wollen jedoch die Segnungen der Technik dort benutzen,<br />

wo sie wohnen. Sie möchten auch zukunftsfähige Arbeitsplätze<br />

haben, sie möchten auch Kaufangebote in größerem<br />

Umfang vor Ort anfahren können. Was macht die Landesregierung?<br />

Sie verlagert gerade einmal ihre Schweinezucht<br />

aus dem badischen Verdichtungsraum um Karlsruhe ins<br />

Ländliche, bloß weil sie den Bewohnern dort seit Jahrzehnten<br />

Arbeitsplätze versprochen hat und nichts anderes anzusiedeln<br />

weiß.<br />

(Abg. Mühlbeyer CDU: Wer hat denn Boxberg abgelehnt?<br />

SPD und Grüne!)<br />

In Boxberg hat sich erfreulicherweise Bosch angesiedelt.<br />

(Zuruf <strong>von</strong> der CDU: Wer hat denn die Ansiedlung<br />

in Boxberg verhindert?)<br />

Warum lässt man nicht moderne Technologie folgen?<br />

(Zuruf <strong>von</strong> der CDU: Wer war denn dies?)<br />

– Das war damals Ihr eigener Ministerpräsident! – Warum<br />

lässt man sich nichts einfallen? Warum wird nicht in Boxberg<br />

mit modernster Agrartechnik eine zeitgemäße zukunftsfähige<br />

Landwirtschaftsausbildung für junge Landwirtschaftsmeister<br />

konzentriert?<br />

(Zuruf <strong>von</strong> der CDU)<br />

– Seien Sie mal ruhig, Sie waren auch dabei mit den leeren<br />

Versprechungen! – Unsere jungen Landwirte strömen zurzeit<br />

noch in Scharen ins bayerische Triesdorf zur Ausbildung.<br />

Bosch wird sich in Zukunft über die neuen Nachbarn<br />

der Schweinezuchtanstalt kaum Impulse für zusätzliche<br />

Hochtechnologie erhoffen dürfen, wohl aber würde der<br />

Raum Boxberg <strong>von</strong> einem zentralen baden-württembergischen<br />

Bildungszentrum zur landwirtschaftlichen Aus- und<br />

Weiterbildung profitieren.<br />

Wir verstehen unter Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

des ländlichen Raums etwas anderes.<br />

(Zuruf des Abg. Göbel CDU)<br />

– Herr Göbel, ich habe gedacht, Sie wären heute produktiv.<br />

Es muss modernes Know-how dazugehören, nehmen Sie<br />

das wenigstens zur Kenntnis!<br />

Wo sind die Internetarbeitsplätze, die Solartechnik, Satellitentechnik<br />

à la DGPS, Telehäuser und Fremdenverkehrsförderung,<br />

die spezifische Entwicklungsprofile für die Region<br />

fördern? Das zaghafte PLENUM-Programm im Allgäu<br />

könnte so etwas werden, wenn Sie es nicht sterben lassen,<br />

Frau Ministerin. Die Fremdenverkehrsförderung muss<br />

regionale Produkte, örtliche Besonderheiten mit den Bedürfnissen<br />

der Erholungsuchenden in Einklang bringen.<br />

Ferien auf dem Bauernhof sind sicher eine Attraktion, aber<br />

mehr für die Touristen als für die Anbieter, die entweder<br />

fast nur noch Gastronomen mit Vorzeigelandwirtschaft<br />

sind oder sich in Doppelbeanspruchung als Landwirt und<br />

Herbergsgeber gesundheitlich fast ruinieren. Warum gibt<br />

es in waldreichen Gemeinden nicht deutlich mehr Heizkraftwerke<br />

mit CO 2 -neutraler Hackschnitzelverbrennung?<br />

Wo bleiben die fortschrittlichen Bildungsangebote, wo die<br />

Ganztagsschulen im ländlichen Raum?<br />

(Abg. Renate Thon Bündnis 90/Die Grünen: Jawohl!<br />

– Beifall der Abg. Renate Thon Bündnis 90/<br />

Die Grünen)<br />

Osterburken hat uns gezeigt, welche Bildungsreserven im<br />

ländlichen Raum schlummern. Will man sie nicht nutzen?<br />

Auch mehr Berufsakademien oder Außenstellen gehören in<br />

den ländlichen Raum. Warum gibt es bei uns im ländlichen<br />

Raum kaum verlässliche Halbtagsschulen? Wir haben es<br />

gerade gehört: Man schreckt die Eltern mit Kosten ab.<br />

Es ist der Landesregierung auch nicht gelungen, Firmen<br />

<strong>von</strong> dem Trend abzubringen, Neuansiedlungen dort zu tätigen,<br />

wo schon andere innovative Betriebe sind. Vielleicht<br />

nutzen wir jetzt die Chance bei der Konversionsförderung,<br />

neue Techniken in die ländlichen Räume zu verlagern.<br />

Liebe Frau Ministerin, hören Sie lieber auf, über Rot-grün<br />

in Berlin zu klagen. Wir müssen unsere Hausaufgaben im<br />

Land machen.<br />

(Beifall bei der SPD – Glocke des Präsidenten)<br />

Präsident Straub: Herr Abg. Teßmer, darf ich Sie bitten,<br />

zum Ende zu kommen.<br />

Abg. Teßmer SPD: Ich komme gleich zum Ende, Herr<br />

Präsident.<br />

Sie wissen genau, dass die Entwicklung unserer ländlichen<br />

Räume mit Berlin – wie früher mit Bonn – weit weniger zu<br />

tun hat als mit dem sträflichen Irrtum <strong>von</strong> Ihnen und Ihren<br />

Vorgängern, man könnte durch Honorierung <strong>von</strong> Wohlverhalten,<br />

guten Verbindungen und persönlichen Verzahnungen<br />

im ländlichen Raum Strukturen erhalten, die nicht konkurrenz-<br />

und entwicklungsfähig sind, oder durch das alleinige<br />

Beschreiben der Schönheit seiner Landschaft zur Profilierung<br />

des ländlichen Raums beitragen.<br />

Wenn dann noch Krisen wie BSE – –<br />

(Glocke des Präsidenten)<br />

– Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.<br />

Präsident Straub: Herr Abg. Teßmer, Ihre Redezeit ist abgelaufen.<br />

Ich kann Sie jetzt nicht weiterreden lassen. Bitte<br />

kommen Sie zum Ende.<br />

(Abg. Bebber SPD: Der ist doch erkältet, der<br />

Mann!)<br />

Abg. Teßmer SPD: Ich komme zum Schlusssatz: Wenn<br />

dann noch Krisen wie BSE den ländlichen Raum heimsuchen,<br />

dann merken wir, wie empfindlich die Strukturen<br />

dort sind. Landwirte, Metzgereien, Fleischverarbeitung,<br />

Gastronomie, alles wird – –

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