Landtag von Baden-Württemberg
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(Dr. Hildebrandt)<br />
8006<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 102. Sitzung – Mittwoch, 31. Januar 2001<br />
nicht – zur Stärkung der Betriebsratsarbeit und nicht zu etwas<br />
anderem.<br />
(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Glauben Sie selber den<br />
Unsinn, den Sie hier erzählen?)<br />
Nun müsste man sich die Mühe machen, darauf einzugehen.<br />
Es ist immer leichter, so aufzutreten, wie das hier der<br />
Wirtschaftsminister getan hat. Nachdem wir jetzt das Urteil<br />
haben, dass in Berlin die Opposition nicht regierungsfähig<br />
ist, wäre zu fragen, ob jeder, der schon in einer Regierung<br />
ist, auch regierungsfähig ist.<br />
(Zurufe des Ministers Dr. Döring – Abg. Schmiedel<br />
SPD: Ruhe auf der Regierungsbank!)<br />
Lassen Sie uns mal auf einen entscheidenden Punkt kommen,<br />
Herr Minister.<br />
(Zuruf des Ministers Dr. Döring – Glocke des Präsidenten)<br />
– Das ist schon besser.<br />
Stellv. Präsident Birzele: Herr Minister, bitte keine Zwischenrufe<br />
<strong>von</strong> der Regierungsbank.<br />
(Erneuter Zuruf des Ministers Dr. Döring – Glocke<br />
des Präsidenten)<br />
Abg. Dr. Hildebrandt Bündnis 90/Die Grünen: Das ist<br />
hervorragend, Herr Minister.<br />
Stellv. Präsident Birzele: Einen Augenblick, Herr Abg.<br />
Dr. Hildebrandt.<br />
Herr Minister, bitte keine Zwischenrufe <strong>von</strong> der Regierungsbank.<br />
Herr Abg. Dr. Hildebrandt, bitte fahren Sie fort.<br />
Abg. Dr. Hildebrandt Bündnis 90/Die Grünen: Herr Präsident,<br />
falls es Ihnen entgangen sein sollte: Der Ausdruck<br />
„blöd“ ist auch nicht parlamentsfähig.<br />
Aber kommen wir zum zentralen Punkt der Auseinandersetzung:<br />
Wenn es darum geht, die Tarifverträge zu flexibilisieren<br />
oder Entscheidungen als Ausnahmefälle <strong>von</strong> Regelungen<br />
in Tarifverträgen zu ermöglichen, dann brauchen<br />
wir eine Stärkung der Betriebsvertretungen. Sie können<br />
sich doch nicht hier hinstellen und sagen: „Wir brauchen<br />
dringend eine Unterschreitung der Bestimmungen des Tarifvertrags“,<br />
wenn wir uns nicht gleichzeitig Sorgen und<br />
Gedanken darüber machen, wie die Betriebsvertretungen<br />
selbst überhaupt in die Lage versetzt werden, mit den Unternehmen<br />
entsprechende Abkommen zu schließen.<br />
Die Überlegung, die Betriebsvertretung im Betriebsrat zu<br />
stärken, sie überhaupt in Betrieben zu schaffen, wäre eine<br />
Ergänzung zu der Forderung: „Wir können die Tarifverträge<br />
in flächendeckend gleichen Bestimmungen so nicht<br />
mehr aufrechterhalten“. Das wäre eine vernünftige Überlegung.<br />
Dann könnten wir uns darüber unterhalten. Dann wäre<br />
eine Diskussion darüber möglich, wie dies überhaupt gesetzlich<br />
gestaltet werden kann. Dies tut dieser Gesetzesvorschlag.<br />
Ich bin überhaupt nicht so aufgetreten, als sei dies endgültig.<br />
Ich weiß doch selbst, dass dieser Entwurf der Diskussion<br />
unterliegt. Ich werde mich nicht auf etwas versteifen,<br />
was meine Regierung drei Wochen später wieder kassiert.<br />
Darin habe ich doch Erfahrung.<br />
(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Das wird also nachgebessert?<br />
– Abg. Schmiedel SPD: Das ist doch noch<br />
gar nicht verabschiedet!)<br />
Das werde ich doch nicht machen.<br />
Aber Sie müssten sich auf die Probleme einlassen, auf die<br />
dieser Gesetzentwurf eingeht, statt so zu antworten, wie Sie<br />
das immer tun. Die Antworten aus Ihrem Munde kennen<br />
wir ja zur Genüge.<br />
Also, Herr Schlauch hat nicht mehr Ideen als ich. Er hat<br />
zum Teil Ihre Ideen.<br />
(Abg. Brechtken SPD: Sieht das der Schlauch auch<br />
so?)<br />
Meine Partei hat eine klare Mehrheitsentscheidung getroffen.<br />
Das ist die richtige Entscheidung, und darum vertrete<br />
ich sie hier.<br />
Es gibt ein Zitat <strong>von</strong> Joschka Fischer in diesem Zusammenhang.<br />
(Abg. Pfister FDP/DVP: Es gibt auch eines <strong>von</strong><br />
Herrn Metzger!)<br />
Das heißt: An einer grün angestrichenen FDP gibt es keinen<br />
Bedarf. – Dieses Zitat ist schon etwas älter.<br />
(Abg. Dr. Schlierer REP: Die älteren Zitate sprechen<br />
noch morgen!)<br />
Aber es trifft immer noch zu.<br />
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Dr.<br />
Noll FDP/DVP: Wir werden uns auch nicht grün<br />
anstreichen! – Abg. Pfister FDP/DVP: Herr Metzger<br />
sagt: Fiskalisch unfähig!)<br />
Stellv. Präsident Birzele: Das Wort erhält Herr Abg.<br />
Deuschle.<br />
Abg. Deuschle REP: Herr Präsident, meine Damen und<br />
Herren! Ich möchte wieder zur Sachlichkeit zurückkehren<br />
und einige Kritikpunkte an diesem Entwurf des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
äußern.<br />
Erstens: Die Mitbestimmung des Betriebsrats soll ja nach<br />
dem Referentenentwurf auf die Änderung der Arbeitsabläufe<br />
ausgedehnt werden. Dies gefährdet nach unserer Auffassung<br />
die flexible Reaktion der Betriebe. Dies gefährdet<br />
auch die Möglichkeiten befristeter Neueinstellungen.<br />
Auf der einen Seite müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass<br />
die Betriebe aufgrund der verschärften Wettbewerbsanstrengungen<br />
im Europäischen Binnenmarkt immer schneller<br />
und immer flexibler reagieren müssen. Auf der anderen<br />
Seite wird die Möglichkeit der Betriebe zur schnellen Reaktion<br />
durch die vorgesehenen Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
kaputtgemacht.