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Landtag von Baden-Württemberg

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(Dr. Hildebrandt)<br />

7998<br />

<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 102. Sitzung – Mittwoch, 31. Januar 2001<br />

(Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP – Abg.<br />

Hans-Michael Bender CDU: Richtig! – Abg. Hofer<br />

FDP/DVP: Lasst es doch bei dem Erfolg!)<br />

Es stimmt auch einfach nicht, dass die Mitbestimmung in<br />

Deutschland Investoren abhalte und Investitionen verhindere,<br />

und es stimmt auch einfach nicht, dass sie nur Kosten<br />

verursache.<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Richtig! – Abg. Hans-Michael<br />

Bender CDU: Wenn sie übertrieben wird,<br />

schon!)<br />

Niemand, der ein Unternehmen führt, würde zum Beispiel<br />

die Fragen danach, dass er für das Marketing bezahlt und<br />

etwas für die Corporate Identity seines Unternehmens tut,<br />

unter dem Kostengesichtspunkt diskutieren<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Richtig! – Zuruf der Abg.<br />

Beate Fauser FDP/DVP)<br />

oder allein oder vordergründig sehen, nur weil er den Erfolg,<br />

den er mit dieser Tätigkeit hat, nicht unmittelbar monetarisieren<br />

kann.<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Das bestreitet ja niemand!<br />

– Abg. Rosely Schweizer CDU: Natürlich sind das<br />

Kosten!)<br />

Ich kann Ihnen einige Untersuchungsinstitute nennen, die<br />

sehr wohl in der Lage wären, das zu monetarisieren, was<br />

die Mitbestimmung und die Zusammenarbeit – gleichberechtigte<br />

Zusammenarbeit fordern die Gewerkschaften;<br />

„vertrauensvolle Zusammenarbeit“ lautet noch die Formulierung<br />

dieses Gesetzes – im Betrieb für ein Vorteil des<br />

Unternehmensstandorts Deutschland sind.<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Was stört Sie dann an dem<br />

Gesetz, wenn es so gut ist?)<br />

Das Gesetz selbst ist – und das ist die Frage, die die Handlungsfähigkeit<br />

der Regierung ausmacht – um einiges <strong>von</strong><br />

dem entfernt, was die Gewerkschaften seit Jahr und Tag<br />

dazu fordern.<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Richtig!)<br />

Unumstritten ist, dass es eine Novellierung dieses Gesetzes<br />

geben muss. Warum muss es sie geben? Erstens haben wir<br />

immer mehr betriebsratsfreie Bereiche in unseren Unternehmen,<br />

deren Zahl weiter zunimmt.<br />

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das ist ja<br />

fürchterlich! – Abg. Dr. Glück FDP/DVP: Weltuntergang!<br />

– Abg. Hofer FDP/DVP: Und wen stört<br />

es? – Zuruf der Abg. Rosely Schweizer CDU)<br />

– Frau Kollegin, nachdem Sie „Gott sei Dank“ sagen: Ich<br />

habe zum Beispiel gerade bei uns in der Region sowohl die<br />

Auseinandersetzung mit der Firma Schlecker als auch mit<br />

der Firma Media-Markt mitgemacht,<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Sehr ehrlich!)<br />

wo sich zeigte, wie schwierig es für die Beschäftigten in<br />

solchen Unternehmen ist, überhaupt nur einen Betriebsrat<br />

zu installieren. Dabei geht es noch gar nicht einmal darum,<br />

was der Betriebsrat dort eigentlich machen kann.<br />

(Abg. Rosely Schweizer CDU: Warum wollen Sie<br />

ihn installieren?)<br />

Ich denke, dass gerade die Beschäftigten in solchen Unternehmen<br />

wie Schlecker oder Media-Markt allein deshalb<br />

dringend eine eigene Vertretung brauchen,<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Bei 20 Mitarbeitern!)<br />

um die ihnen vom Gesetz garantierten Rechte im Betrieb<br />

durchzusetzen.<br />

Zweitens haben sich in den letzten 30 Jahren die Betriebsformen<br />

und die Unternehmensformen gewandelt.<br />

(Abg. Rosely Schweizer CDU: Oh Gott!)<br />

Die Situationen fallen immer mehr auseinander: Dort, wo<br />

Betriebsräte existieren und mitreden sollen, fallen häufig<br />

keine Entscheidungen mehr, und dort, wo die Entscheidungen<br />

in den Unternehmen fallen, bestehen häufig keine Betriebsräte<br />

mehr. Das Gesetz schlägt nun vor, dies relativ<br />

flexibel und locker zu organisieren, nämlich Möglichkeiten<br />

zu eröffnen – nicht für jeden einzelnen Fall vorzuschreiben<br />

–, wie das zwischen den Tarifpartnern, zwischen Betriebsvertretung<br />

und Unternehmen im Einzelfall geregelt werden<br />

kann. Das erfordert bestimmte Übergangsregelungen für<br />

den Fall, dass es zu Betriebsteilungen und Betriebsübernahmen<br />

kommt. Das ist eine unmittelbare Reaktion auf die<br />

Entwicklung der letzten 30 Jahre, die nötig ist.<br />

Das Nächste ist: Die Betriebe werden im Durchschnitt<br />

doch immer kleiner. Also ist es sinnvoll, dort entsprechende<br />

Vertretungen einzurichten.<br />

Lassen Sie mich jetzt etwas zum Mittelstand sagen. Sie haben<br />

hier Kosten ausgerechnet. Das, was Sie hier vorgetragen<br />

haben, hält aber den Grundrechenarten nicht stand. Es<br />

hält auch der Realität in den Betrieben nicht stand. Zum<br />

Beispiel bedeutet die Vereinfachung des Wahlverfahrens<br />

unter Umständen auch eine erhebliche Kostenentlastung.<br />

(Abg. Hofer FDP/DVP: Wo du keinen Betriebsrat<br />

hast, nützt dir die Vereinfachung gar nichts!)<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Kosten verstehe ich überhaupt<br />

nicht, warum Teile der Unternehmerverbände sich so<br />

dagegen wehren. Von daher ist die <strong>von</strong> Ihnen hier vorgetragene<br />

Kostenbelastung wirklich aus dem Reich der Fantasie.<br />

Hinzu kommt, dass die Betriebsratsarbeit in der letzten Zeit<br />

auch durch die Wahlmöglichkeit zwischen Berufstätigkeit<br />

und Freistellung gelitten hat. Die Möglichkeit der Teilzeitstellung,<br />

die Möglichkeiten, Arbeit auf mehrere Schultern<br />

zu verteilen, auch die Möglichkeit, Rat <strong>von</strong> außen zu holen,<br />

stärken die Betriebsratsarbeit und machen sie effizienter.<br />

Das alles sind Argumente.<br />

Ich habe jetzt noch nicht einmal versucht, aus Sicht der Interessen<br />

der Belegschaft und der Arbeitnehmer zu argumentieren.<br />

Ich habe nur versucht, Ihnen klar zu machen,

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