Landtag von Baden-Württemberg
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(Deuschle)<br />
8018<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 102. Sitzung – Mittwoch, 31. Januar 2001<br />
Wahlen. Das ist mir schon klar, aber das kann natürlich<br />
nicht das Entscheidende sein, wenn man sich über die Weiterentwicklung<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Gedanken macht.<br />
Dass die demokratische Beteiligung der Bürgerinnen und<br />
Bürger nicht unwichtig ist, das brauche ich hier hoffentlich<br />
nicht zu sagen. Dadurch erreicht man auch in den Regionen<br />
mehr Bewegung, mehr Entwicklung und mehr Gestaltungswillen,<br />
und dazu braucht man einfach die Bürgerinnen<br />
und Bürger.<br />
Ich komme nun zur Gesamtbeurteilung.<br />
Erstens: Manches an diesem Gesetzentwurf ist vernünftig,<br />
und das wird <strong>von</strong> uns mitgetragen; das ist gar keine Frage.<br />
Zweitens: Der Gesetzentwurf beruht wohl auf einem Kompromiss<br />
zwischen der FDP/DVP und der CDU, zwischen<br />
den vorwärts strebenden Kräften und den Kräften der Beharrung.<br />
Das muss man auch anerkennen. Er ist sicher<br />
nicht ausreichend.<br />
Wir werden Ihnen deshalb im Ausschuss Gelegenheit geben,<br />
den Gesetzentwurf zu verbessern. Es sollte im Interesse<br />
des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sein, dass dieser Gesetzentwurf<br />
eine breite demokratische Mehrheit bekommt.<br />
Dazu werden wir Republikaner im Ausschuss konstruktive<br />
Vorschläge machen, die Sie bei dem einen oder anderen<br />
Punkt kaum werden ablehnen können, Herr Staatssekretär.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der Republikaner)<br />
Stellv. Präsident Birzele: Das Wort erhält Herr Abg. List.<br />
Abg. List CDU: Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und<br />
Kollegen! Einleitend und grundsätzlich möchte ich sagen,<br />
dass ich es erfreulich finde, dass der Regionalgedanke und<br />
die Notwendigkeit, Probleme regional zu lösen, inzwischen<br />
einen breiten Grundkonsens in diesem hohen Haus gefunden<br />
haben. Ich denke, man darf vor die Klammer ziehen,<br />
dass hier ein großes Maß an Übereinstimmung besteht.<br />
Nun stellt sich aber die Frage – lassen Sie mich deshalb<br />
noch einige Aspekte beleuchten und auf einige Ausführungen<br />
<strong>von</strong> Sprechern der Opposition eingehen –, ob man dem<br />
gesamten Land das Modell Verband Region Stuttgart überstülpen<br />
soll oder ob man den regionalen Besonderheiten,<br />
den unterschiedlichen regionalen Strukturen entsprechend<br />
– das ist schon mehrfach gesagt worden – maßgeschneiderte<br />
Lösungen anbieten soll. Ich meine, dass die zweite Möglichkeit<br />
auf jeden Fall die bessere ist.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg.<br />
Hofer FDP/DVP)<br />
Wir haben den Verband Region Stuttgart vor kurzer Zeit<br />
mit weiteren Kompetenzen ausgestattet. Ich darf daran erinnern,<br />
dass wir vor allem ein Klagerecht eingeführt haben.<br />
Das war aufgrund konkreter Vorgänge sehr wichtig. Das<br />
Klagerecht ist auch aus der Notwendigkeit heraus eingeführt<br />
worden, Fehlentwicklungen zu vermeiden und regionalplanerischen<br />
Zielsetzungen zum Durchbruch zu verhelfen.<br />
Nun sagen wir: Auch andere Regionen sollen die Möglichkeit<br />
erhalten, regionalplanerische Zielsetzungen durchzusetzen<br />
oder Fehlentwicklungen zu verhindern. Dazu bedarf<br />
es nicht unbedingt der Direktwahl der Mitglieder der Regionalversammlung,<br />
Herr Kollege Schmiedel. Wenn Sie<br />
Ihre Aussage ernst meinen, die Direktwahl sei der Auslöser<br />
dafür gewesen, dass die Parteien endlich eigene Regionalprogramme<br />
entwickelt hätten, dann stellen Sie denjenigen,<br />
die beim Verband Region Stuttgart damals eine qualifizierte<br />
Arbeit geleistet haben – auch der Kollege Brechtken gehört<br />
dazu –, ein schlechtes Zeugnis aus. Wenn Sie sagen,<br />
die Regionalversammlung und der Verband Region Stuttgart<br />
hätten damals keine erkennbaren regionalplanerischen<br />
Ziele gehabt, würden Sie damit deren Arbeit nicht gerecht<br />
werden.<br />
Wir meinen, dass es richtig ist, Teile dessen, was wir dem<br />
Verband Region Stuttgart gegeben haben, auch den anderen<br />
Regionen anzubieten. Dabei muss aber die notwendige<br />
Flexibilität erhalten bleiben.<br />
Wenn Sie sagen, es müsste noch einen Schritt weitergehen,<br />
dass wir letztlich doch in die vierte Verwaltungsebene hineingehen,<br />
indem wir ihr das gesamte Raumordnungsverfahren<br />
und weitere Maßnahmen übertragen, dann müssen<br />
Sie mit sich einmal ins Reine kommen und offen sagen:<br />
„Wir wollen im Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Zukunft keine<br />
Landkreise mehr, wir wollen sie abschaffen“.<br />
Da begeben Sie sich auch in der Praxis in einen eklatanten<br />
Widerspruch. Es ist noch gar nicht lange her, als Sie hier<br />
vorgetragen haben, Sie wollten mehr plebiszitäre Elemente<br />
in den Landkreisen, Sie wollten zum Beispiel durch die<br />
Volkswahl des Landrats eine Stärkung der Landkreise.<br />
Jetzt würden Sie durch diese vierte Verwaltungsebene den<br />
Landkreisen einen Teil ihrer Existenzberechtigung entziehen<br />
und die Landkreise damit langfristig auflösen. Da sollten<br />
Sie mit sich einmal ins Reine kommen und klar sagen,<br />
was Sache ist.<br />
Kollege Hofer hat ja gesagt: Bei Kreistagswahlen klingt<br />
das immer ganz anders. In der Praxis der Kreistage, auch in<br />
Ludwigsburg, wird dann auch durch Anträge Ihrer Fraktion<br />
gefordert, Bahnstrecken durch den Kreis zu übernehmen.<br />
Hier dagegen wird gesagt, die Region müsse Aufgaben <strong>von</strong><br />
der Verwaltungsebene Landkreis übernehmen. Da besteht<br />
ein riesiger Widerspruch. Sie müssen draußen einmal ganz<br />
offen sagen, was Sie eigentlich wollen. Ich glaube, das gehört<br />
bei dieser Zusammenarbeit ein Stück weit auch zur<br />
Ehrlichkeit.<br />
(Beifall bei der CDU)<br />
Herr Kollege Oelmayer, der sich jetzt in die hintere Reihe<br />
verzogen hat, hat uns vorgeworfen,<br />
(Zuruf des Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen)<br />
wir huldigten mit dem vorliegenden Gesetzentwurf dem<br />
Strukturkonservatismus; das würde letztlich zu Nachteilen<br />
führen. Wenn Sie damit die Struktur des Landes und die<br />
Strukturpolitik der Landesregierung meinen, dann muss ich<br />
sagen: So schlecht kann der <strong>von</strong> Ihnen monierte Strukturkonservatismus<br />
nicht sein. Wenn ich zum Beispiel die Ar-