Landtag von Baden-Württemberg
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(König)<br />
7976<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 12. Wahlperiode – 102. Sitzung – Mittwoch, 31. Januar 2001<br />
verfassung und auch sonst steht nirgends, dass man das in<br />
Stufen wieder aushöhlen können soll.<br />
(Abg. Deuschle REP: Sehr richtig!)<br />
Genau darum geht es hier jedoch.<br />
Man muss einmal überlegen, wie das Ganze zustande gekommen<br />
ist. Die Landesregierung, knapp bei Kasse, hat<br />
1996 versucht, Kosten abzuwälzen – zunächst auf die<br />
Kommunen, und diese mussten das an die einzelnen Schüler<br />
und deren Eltern weitergeben. Das war doch die Ursache,<br />
insbesondere für die sehr starke Kürzung der Mittel<br />
für die Schülerbeförderung. Die Kommunen haben aufgemuckt,<br />
und ihre Reaktion war verständlich. Die Landesregierung<br />
hat ihnen dann ein „Zuckerle“ hingehalten und gesagt:<br />
„So, ihr könnt euch refinanzieren, indem wir Tür und<br />
Tor für die Erhöhung des Elternanteils öffnen.“ Das ist<br />
doch Fakt, und das war die Ausgangslage.<br />
Wenn man dann so schwammige Begriffe wie „Gegenstände<br />
geringen Werts“ ins Haushaltsstrukturgesetz und in der<br />
Übertragung dann ins Schulgesetz schreibt, braucht man<br />
sich nicht zu wundern, dass sie vor Ort unterschiedlich ausgelegt<br />
werden. Der Begriff wurde auch unterschiedlich<br />
ausgelegt, wie man verschiedenen Schulberichten, aber<br />
auch der Presse entnehmen konnte. Das aber kann nicht<br />
sein.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind froh,<br />
dass endlich wieder einmal ein Gericht entschieden hat,<br />
dass auch eine Landesregierung an die Verfassung gebunden<br />
ist.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der Republikaner)<br />
Wenn die Politik nicht fähig ist, sich selbst Zügel anzulegen,<br />
brauchen wir eben immer wieder die Justiz. Das<br />
schwächt aber die Position der Politik, und dann brauchen<br />
wir uns nicht länger über Politikverdrossenheit zu unterhalten.<br />
(Beifall bei den Republikanern)<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, jetzt kommt ein<br />
wichtiger Punkt. Es gibt sowohl einen Entschließungsantrag<br />
der Grünen und der SPD als auch gleichzeitig einen<br />
Entschließungsantrag desselben Inhalts <strong>von</strong> der CDU und<br />
der FDP/DVP. Was Sie hier vorführen, ist doch scheinheilig.<br />
(Abg. Drexler SPD: Genau! – Abg. Kluck FDP/<br />
DVP: Wer? Wir?)<br />
Sie wollen einem vernünftigen Antrag der Linken – ich stehe<br />
bestimmt nicht in dem Verdacht, mit den Linken zu<br />
sympathisieren oder gar zu kungeln –<br />
(Abg. Zeller SPD: Ach, Herr König! – Abg. Döpper<br />
CDU: Wer weiß!)<br />
nicht zustimmen und reichen selber einen etwas verwässerten<br />
ein. Das ist doch Taktik.<br />
Wenn ich die Frau Kollegin Berroth höre, die ja in typischer<br />
FDP-Manier sehr viel geschwätzt, aber überhaupt<br />
nichts gesagt hat,<br />
(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Nichts über<br />
Ausländerinnen!)<br />
muss ich Sie einfach daran erinnern,<br />
(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Wer schwätzt hier?)<br />
liebe Frau Berroth:<br />
(Abg. Dr. Birk CDU: König faselt!)<br />
Die FDP/DVP hat in der 11. Legislaturperiode <strong>von</strong> 1992<br />
bis 1996, als sie in der Opposition war – dorthin gehört sie<br />
auch wieder; denn da hat sie eine viel bessere Politik gemacht<br />
–, die gleiche Auffassung vertreten. Heute aber hat<br />
sie einen Schwenk um 180 Grad gemacht.<br />
Es wird höchste Zeit, dass die Politik genügend Mut aufbringt,<br />
alles selbst zu regeln, damit sie es sich nicht <strong>von</strong><br />
Gerichten vorschreiben und damit sie sich nicht abwatschen<br />
lassen muss.<br />
(Abg. Rech CDU: Vorher haben Sie das Gegenteil<br />
gesagt!)<br />
Mit ihrem Haushaltsstrukturgesetz hat die Landesregierung<br />
die Watschen damals regelrecht herausgefordert, und jetzt<br />
hat sie sie auch erhalten. Warnungen <strong>von</strong>seiten der Opposition<br />
– <strong>von</strong>seiten <strong>von</strong> uns Republikanern – wurden belächelt.<br />
Jetzt aber versucht man, das Ganze etwas schönzureden.<br />
Meine Damen und Herren, das nicht verfassungsgemäße<br />
Handeln einer CDU-geführten Regierung reiht sich nahtlos<br />
in all das ein, was in den vergangenen Monaten und Jahren<br />
passiert ist. Immer wieder hat man feststellen müssen: Die<br />
CDU und <strong>von</strong> ihr geführte Regierungen handeln verfassungswidrig.<br />
Ich erinnere nur an die in der Verfassung stehende<br />
Verpflichtung, dass sich die Landesregierung <strong>von</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Geschäftsordnung geben muss.<br />
(Abg. Deuschle REP: Richtig!)<br />
Bis heute ist das nicht geschehen. Auch hier werden Sie<br />
eine Watschen erhalten, und zwar zu Recht.<br />
(Beifall bei den Republikanern)<br />
Präsident Straub: Das Wort erteile ich der Ministerin für<br />
Kultus, Jugend und Sport, Frau Dr. Schavan.<br />
Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Dr. Annette<br />
Schavan: Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Frau Rastätter hat darauf hingewiesen, dass die in<br />
die Verfassung aufgenommene Lernmittelfreiheit ein<br />
Grundpfeiler unseres Bildungswesens ist. Es gibt sie in der<br />
Bundesrepublik Deutschland ansonsten nur in Hessen, in<br />
Bremen und in Brandenburg. In keiner sonstigen Landesverfassung<br />
hat die Lernmittelfreiheit einen solchen Stellenwert<br />
wie bei uns. Sie ist ein hohes Gut.<br />
(Abg. Maurer SPD: Ah, ja!)<br />
Das zeigt sich auch faktisch im Vergleich der Praxis und<br />
der tatsächlichen Bildungsausgaben in den Bundesländern,<br />
über die wir hier ja auch schon mehrfach gestritten haben.